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Der Traum vom Siegen

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24.02.2005
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Der Traum vom Siegen

Der Flieger ist rappelvoll. Die Gepäckfächer quellen über. Ein Typ im Anzug drängelt sich durch den Gang. Immerhin entschuldigt er sich jedes Mal, wenn er einen Passagier aus dem Weg kehrt. Vor einer unscheinbaren Brünetten kommt er zum Stehen. Sie ist überrascht, ihn zu sehen und traut ihren Augen kaum, als er vor ihr in die Knie geht. Sein Herz sei immer dort, wo sie gerade sei, behauptet er. Das rührt sie zu Tränen. Er traut sich und fragt die Frage aller Fragen. Und sie sagt natürlich: JA. Einige Passagiere jubeln und applaudieren. DIE SIEGREICHEN küssen sich. Dabei öffnet sich der Hosenstall des künftigen Bräutigams und etwas schießt den Gang entlang, um sich zwischen meine Lippen, die nur einen Spalt breit geöffnet waren, hindurch zu zwängen. Ich wirbele herum und hacke auf sämtliche Knöpfe meiner Armlehne ein. Eine Stewardess nähert sich.
“Do you need help, Sir?”
Ich schüttele energisch den Kopf. Dann krache ich schon durch die Deckenverschalung. Auf dem Scheitelpunkt meines Flugs trenne ich mich vom Schleudersitz. Gleitflug. Eine Möwe zieht vorüber und kreischt Beifall. Ich grüße sie galant. Mit gespreizten Armen lande ich auf einer Schäfchenwolke. Junge Frauen fläzen sich in watteweicher Flauschigkeit und machen mir schöne Augen. Ich werfe ihnen Haargummis zu. Sie fangen sie mit dem Mittelfinger auf und lassen sie freudig kreisen.
“Bas!”, schreit eine Männerstimme.
Erst jetzt entdecke ich den hageren Inder. Er schwebt im Schneidersitz über einem Thron aus zugespitzten Nägeln. Wie aus dem Nichts taucht ein mächtiger Bulle an meiner Seite auf. Ein silberner Ring ziert seine schnaubende Nase.
“Tat tvam asi”, spricht der Inder mit strenger Miene.
Wir fallen. Der Bulle und ich. Er glotzt mich an, als sei es meine Schuld. Ich packe seine Hörner, hieve mich auf seine Lenden und gebe ihm die Sporen.
“Is everything okay, Sir?”
Die Stewardess scheint ernsthaft besorgt. Ich löse mich von meiner Armlehne und nicke schon einmal.
“Yes, I -" eine Schmeißfliege entweicht meinem Mund. Ihr Rücken schimmert grünlich. Ekelhaft, scheint auch die Stewardess zu denken. Gebannt schauen wir zu, wie das Insekt auf den Bräutigam in spe zuhält. Dieser erhebt sich, tritt auf den Gang und öffnet feierlich seinen Hosenstall. Wir wenden uns zeitgleich ab.
"Something to drink, Sir?"
"Yes, definitely."

 

Hallo @Nicolaijewitsch ,

ich bin's wieder, dein Polizist aus deiner Geschichte "Lass mich!", und ich frage mich/dich schon wieder, warum du einen Text postest, wo zum letzten noch Kommentare offen sind. Oder brauchst du wieder Beweise? :Pfeif:

Frohes Schaffen.
Gruß, GoMusic

 

Mahlzeit @Nicolaijewitsch,

also vor vielen, vielen Jahren, Äonen quasi, gab es mal einen Autor hier. Sein Nick war buji. An dessen Texte erinnern mich deine Worte durchaus. Folge mal dem Link und du wirst Interessantes finden. Versprochen. Aber nun zu dir. Mir gefällt das. Les noch mal in Ruhe drüber, es finden sich durchaus noch Haspler und Gedankenstolperer, aber das nur am Rande. Den Tag "Gesellschaft" hätte ich vielleicht weggelassen. Seltsam, Experiment, das ist okay. Das Nette an solchen Texten ist, dass jede/r eine eigene Geschichte darin entdecken kann. Für mich ein gutes Beispiel, was mit Worten und deren Kombinationen möglich ist, um allerlei Bilder zu erzeugen, die abseits des Alltäglichen liegen, aber im Inneren eines jeden Menschen.

Ich finde es gut.

Griasle
Morphin

 

Hallo @GoMusic ,

nein, dieses Mal glaube ich dir auch so :) hab auch gerade fleißig zurück-kommentiert, obwohl ich eine faule Sau bin..

Hey @Morphin,

okay, danke für den Tipp, den buji zieh ich mir jetzt mal rein. Freut mich, dass dir das Textlein gefallen hat. Mit den Tags gebe ich dir Recht, aber ich sehe gerade, dass man die nicht nachträglich ändern kann.

Frohes neues Neues !

 

Mit den Tags gebe ich dir Recht, aber ich sehe gerade, dass man die nicht nachträglich ändern kann.
Hi Nico,
Doch, sollte klappen. Klicke mal auf das Symbol oberhalb des Textes rechts neben 18:04. Damit müsstest du die Tags ändern können.
Gruss, GoMusic

 

@Nicolaijewitsch,

Dieser Text hat etwas von einem kleinen Bruder zu "Der Schwanz".
Da sind ähnliche Ideen an Bord, eine gewisse Leichtigkeit, wobei Du an diesem Geschichtchen noch etwas arbeiten könntest. Dein Ich-Erzähler bleibt für mich zu schwammig, ist vielleicht egal bei solch einem Minitext. Ich war mir nicht sicher, ob Frau oder Mann. Obwohl auch hier wieder eine sehr männliche Sicht da ist.

Gruss, petdays

 

Hallo noch mal @petdays,

Dieser Text hat etwas von einem kleinen Bruder zu "Der Schwanz".
Da sind ähnliche Ideen an Bord,

ja, da hast du schon Recht, wobei es hier eher um Partnerschaftsmodelle geht...


Dein Ich-Erzähler bleibt für mich zu schwammig, ist vielleicht egal bei solch einem Minitext. Ich war mir nicht sicher, ob Frau oder Mann.

Naja, die Stewardess spricht ihn mit "Sir" an....

Wir erfahren nicht viel über den Ich-Erzähler, das ist richtig, aber auch so gewollt....

ich mag es kryptisch...man könnte die Geschichte sicherlich noch ausweiten .....da es sich um Flash-Fiction handelt, möchte ich aber kein Gramm zu viel erzählen..

ich lasse sie erst einmal so stehen....

danke für deine Anregungen!

und männliche Grüsse ;)
N

 

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