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Der ungarische Moment

Monster-WG
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10.09.2014
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Der ungarische Moment

„Hier, mein Freund, probier mal. Ganz was Feines, Geheimrezept. Egal, ob du keinen mehr hochkriegst, oder total besoffen warst, oder zu fett gegessen hast – die helfen bei jedem Problem.“ Er nimmt den grünen Kunststoffdeckel ab und lässt ein größeres Stück im seinem Rachen verschwinden. „Mann, könnt mich reinsetzen.“ Dann hält er mir das Glas unter die Nase.
In der trüben Lake von Knoblauch, Sauerteigbrot und Dill treiben Gurkenspalten. Zur abträglichen Optik gesellt sich ein stechender, säuerlicher Geruch.
„Nein, vielen Dank“, sage ich, „ein andermal vielleicht. Hab noch nicht gefrühstückt.“
„Nein, nein, gerade jetzt! Grad zum Frühstück schmecken die am besten!“
Eine schreckliche Vorstellung, dieses unappetitliche Zeug essen zu müssen.
„Nándor“, sag ich, „es geht wirklich nicht. Selbst wenn ich keinen mehr hochbekäme.“

Das geht seit zwanzig Jahren so. Damals übernahmen meine Frau und ich ein malerisches Anwesen am Dorfrand, allerdings in einem elenden Zustand. Um diesen verlotterten Laden wieder instandzusetzen, brauchte ich Hilfe. Zufällig lernte ich Nándor kennen. Er war wesentlich jünger als ich, freundlich und hilfsbereit. Anfangs brauchte ich ihn für Aufwendiges. Für Arbeiten mit der Motorsäge, für das Ausbessern von Treppen und gerissener Gewölbe. Und je mehr ich in die Jahre kam, desto öfter musste ich ihn um Hilfe bitten, nun auch für leichtere Arbeiten.

Jetzt, wiederum nach vielen Jahren, kommen sie zu zweit – Nándor und seine Frau Anouka. Die hilft im Haus, ich bin mit Nándor im Gelände. Nur letzten Monat gab es eine leichte Verstimmung. Ich konnte ihre Einladung nicht annehmen zum Geburtstag des ältesten Sohnes. Mit aller Höflichkeit erklärte ich, weswegen in Corona-Zeiten ein alter Knabe wie ich besonders vorsichtig sein sollte, zumal niemand Mundschutz trägt.

In Budapest, im Fernsehen, ja, da laufen alle ‚mit’ herum, so wie überall auf der Welt. Im Dorf begrüßt man sich weiterhin mit Handschlag und Umarmung. Mir ist das zu locker, auch weil Nándor kräftiger Raucher ist und immer schon mehr hustete als andere.
Anouka hat Verständnis für meine Situation, nur ihr Mann ist ein wenig beleidigt. Sein Sohn wird achtzehn, und ich komme nicht zum Feiern – wegen Corona! Mag sein, dass anderswo gefährliches Pflaster ist, aber doch nicht in Felsöösükösd! Jeden hier kennt er, und nicht einer hat Corona, Punkt.
Und ich kenne meinen Nándor, Punkt. Er wird sich die Hucke vollsaufen, schöne Lieder singen – ‚Komm mit nach Varasdin, solange noch die Rosen blüh’n’, alle küssen und auch mir um den Hals fallen.

Kein Bild. Fernbedienung, Kabel – alles okay. Aber die Satellitenschüssel! Die Nussbäume vorm Haus sind noch höher geworden, richtige Mammuts, großartig. Leider kein Signal, der Bildschirm bleibt schwarz.
Der Monteur kommt aus der Stadt, trägt Mundschutz, studiert die Lage und findet die Lösung. Er will die Schüssel auf die benachbarte Scheune versetzen, dort ist der Himmel frei. Nur allein kann er das nicht.
Es ist Freitagmittag, Pfingstwochenende. Überall schon Feierabend. Ob ich nicht jemanden wüsste?
Da muss ich nicht lange überlegen. Ich ruf ihn an. Werde auf Distanz achten, Mundschutz sowieso.

Nándor freut sich. „Na, da sehen wir uns doch, trotz der Pest“, sagt er. „Bin gleich da.“
Er kommt mit dem Rad, wie ein Schiff am Horizont zieht er eine bläuliche Fahne hinter sich her. Auf dem Gepäckträger hat er die Gurken vertäut, die hat er immer dabei. Er packt sie mit seinen Wurstfingern und kommt mit freundlichstem Gesicht auf mich zu, ich weiche entsetzt zurück. „Nee, nee, nee, mein Lieber“, wehre ich ihn ab, „bisschen Abstand müssen wir schon halten!“
Sein Gesicht wird frostig. „Dann eben nicht “, sagt er steif und fügt hinzu: „Guten Tag, der Herr.“
„Jetzt sei nicht so ein Kindskopf, ist doch nur zur Sicherheit, verdammt noch mal!“
„Selber Kindskopf, verdammt noch mal.“
Ich wechsle die Tonart und sage brav: „Liebster Nándor, alter Gauner, bitte hab Erbarmen und hilf mir in der Not.“
„Ich helfe gerne, aber dieses Mal solltest du die Gurken probieren! Ist nur zu deinem Besten.“
Er streckt sie mir entgegen, die Blechzange steckt im Glas.
„Nein, Nándor, bitte. Sei mir nicht bös, ich kann beim besten Willen nicht.“
Er schaut mich durchdringend an, wie ein Stabsarzt. „Woffang“, sagt er streng, „mit dir stimmt was nicht. So gutes Zeug kann man nicht einfach ablehnen. Das kann Leben retten! Besonders jetzt.“
Ich habe meinen bockigen Tag, sage: „Ein Atemschutz kann das besser“, doch Nándor winkt verächtlich ab. „Lumpen und Lappen“, sagt er, „was können die schon helfen? Das muss von innen kommen!“ Er hält das Gurkenglas vor die Brust und angelt für mich ein Stück heraus. Ich kneife die Augen zu und presse die Lippen zusammen, er hat’s wohl erwartet und verschlingt es selbst mit rollenden Augen.

Gott sei Dank kommt der Monteur mit ihm zurecht. Nándor holt die lange Leiter, verheddert sich in den Glyzinien und nimmt das Kabel beim Aufsteigen mit. Das zieht er durch die Einfluglöcher der Schwalben. Leider werden die von Jahr zu Jahr weniger, aber das ist ein anderes Thema.
Dass meine Gedanken vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen, passiert immer öfter. Doch vielleicht werde ich, ohne es zu wollen, zum Chronisten. Zu einem, der sich an die Sommer erinnert, als Dutzende Schwalben im rosa Abendlicht Flugkunststücke bei der Mückenjagd zum Besten gaben. Nur hatten wir keine Hand frei zum Applaudieren wegen Weinglas und Käsestrudel.

Unterdessen hat Nándor das Gebälk im Scheuneninnern erklommen und verschiebt die Schindel, um sich einen Durchschlupf aufs Dach zu verschaffen; der TV-Spezi ist mit dem Abmontieren der Schüssel beschäftigt. Plötzlich splittert es, etwas kracht. Nándor schreit wie am Spieß, immer lauter und knallt vor meinen Füßen auf Holzscheite und Kleinholz. „Oh, mein Gott, oh mein Gott!“
Ich versuche, ihn auf Heu und Stroh zu ziehen, der Kerl wiegt um die zwei Zentner. Das kostet Kraft. Ich reiße meinen Mundschutz vom Gesicht, weil die Luft knapp wird. Es ist mir egal.
Nándor wimmert, hustet und flucht gleichermaßen, ich hocke mich neben ihn, lege den Arm unter seinen Kopf und sag, dass es mir so leid tut, ich schuld an diesem Unglück sei, weil ich nicht bis Dienstag oder Mittwoch warten wollte mit der Scheißfernseherei, der gottverdammten. Ist sonst aber auch nix los in unserem Kaff.
„Ach“, sagt Nándor schwach, „du müsstest Enkel haben. Da hättest du Sehnsucht nach einem stillen Ort wie diesem. Übrigens ha...“ Er stöhnt und hält mir seine Hand hin: „Zieh mich mal bisschen hoch, da klemmt was.“
Während der Monteur dem Notarzt meine Adresse beschreibt, weil es in der Puszta keine Straßennamen gibt, versuche ich, Nándor aufzurichten. Da schreit er vor Schmerz auf.
„Was ist?“, frage ich erschrocken.
„Weiß nicht. Ich glaub, das hat sich wieder eingerenkt“. Er dreht sich zum Monteur: „Keinen Notarzt. Brauch ich nicht!“
Der schaut irritiert: „Eben waren Sie doch halbtot ...?“
„Ich versteh’s auch nicht“, sagt Nándor, „jetzt ist es weg.“ Dabei packt er mich an der Schulter und schaut mich herzig an: „Mein Freund hier hat unglaubliche Fähigkeiten.“

Das ist der ungarische Moment. Die Hirne werden umgeschaltet auf Gleichstrom. Eine Schnapsflasche erscheint mit drei Gläsern. Ich schenke ein. Auf die Gesundheit! Wunderbare Eintracht. Es gibt etwas kalten Braten dazu und Wein. Der Monteur sucht sich auf Nándors Drängen ein kleines Gurkenstück heraus, erinnert sich aber einer Flasche Aprikosenbrand, die er schon länger im Auto spazieren fährt, und die Montage wird auf morgen verschoben.
Gegen Mitternacht zeige ich ihm das Gastzimmer, Nándor versucht, aufs Fahrrad zu steigen und ich nicke im Fernsehsessel ein.

 
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Hey @josefelipe ,

nur ein Stippvisite. Ich habe gar keine Ungarn-Erfahrungen, umso interessanter.
Im Schnelldurchlauf bekomme ich hier einen Einblick ins Leben deines alternden Protagonisten, der inmitten von Corona und in Verzweiflung um seinen Fernsehanschluss einen wahren Freundschaftsdienst geleistet bekommt.

Ich kenne Nándor schon lange, beinahe zwanzig Jahre.
Einer lodernden Liebe wegen kam ich ins Dorf, mit großen Gefühlen für schwarze Augen, Pferde, weites Land. Und für Ziehbrunnen, Sehnsuchtsgeigen und Sonnenglühen am Abend. Ibolya war Weinkönigin und Königin meines nicht mehr ganz so jungen Herzens.

mir gefällt diese Fülle, als würdest du die besonders reifen Trauben einer Rebe in einem kleinen Schüsselchen zusammenbringen.

weder Lust noch Muse

Muße

Birnbäume immer schwärzer und schütterer

kann man bestimmt so schreiben; ich war etwas irritiert, weil ich das Wort irgendwie nur für Haare verwendet kenne.

schütterer wurde, oder eine der Weiden

kein Komma, wenn ich das richtig sehe. Der oder-Satz bezieht sich auf den Relativsatz und nicht auf den Satz davor.
[Edit: das nehme ich mal zurück.]

„Jetzt sei nicht so ein Kindskopf, ist doch nur zur Sicherheit, verdammt noch mal!“
„Selber Kindskopf, verdammt noch mal.“

süß :gelb:

zum besten gaben

zum Besten gaben

nach einem stillen Ort wie diesen

müsste heißen: nach einem stillen Ort wie diesem, oder? Ich denke, weil das einem sich grammatikalisch nur auf den Ort, nicht aber auf 'diesen' bezieht.

Das ist der ungarische Moment. Die Hirne werden umgeschaltet auf Gleichstrom.

Coole Pointe, fand ich. Nándors wunderheilsame Erholung wirkt ja eigentlich ein bisschen hanebüchen, aber dadurch, dass du es eben genau mit diesem "ungarischen Moment", also eben mit etwas Zauberhaftem, Unbegreiflichen erklärst, kauf ich es dir ab.

Das mal als ein erster Leseeindruck.
Lieben Gruß

 

Hallo José,

dieser Moment beinhaltet mehr als so mancher Kurzkrimi. Die Wandlung seiner begründeten Distanz ist klasse dargestellt, ohne zu moralisch daher zu kommen. Und deine Figuren sind sowieso immer so reizend starköpfig und liebevoll freundschaftlich zugleich. Ich will sie schüttelt und umarmen, mit Abstand natürlich.

Einer lodernden Liebe wegen
:shy:
Nur gut, dass es meine Mutter nicht miterleben musste - sie hätte wohl alle Register gezogen,
Bindestrich statt Gedankenstrich.
Für Arbeiten mit der Motorsäge, wenn einer der knorrigen Birnbäume immer schwärzer und schütterer wurde, oder [für] eine der Weiden, die unglaublich verdreht wachsen und schwierig zu zerlegen sind.
Fehlt da ein "für"?
Auch bei Trockenmauern, weil er einen Blick hat
hatte?
Doch im Dorf begrüßt man sich weiterhin mit Handschlag und Umarmung.
Mir ist das zu locker,
Das ist für mich auch echt schwierig, dieses möglichst sensible Vordenkopfstoßen. Lieben Freunden, die man lange nicht treffen konnte, die einen wie üblich in die Arme schließen wollen, zu sagen, dass man das für verfrüht und riskant hält.
Sein Sohn wird Zwanzig,
zwanzig. Klein, weil es ein Grundzahlwort, nicht ein Ordnungszahlwort wie der Zwanzigste ist.
Die Nussbäume vorm Haus sind noch höher geworden, richtige Mammuts, großartig. Doch leider kein Signal, der Bildschirm bleibt schwarz.
Das eingeschobene "großartig" gefällt mir. :)
Er kommt mit dem Rad, wie ein Schiff am Horizont zieht er eine bläuliche Fahne hinter sich her.
Haha. Was raucht der den für ein Kraut? Schönes Bild.
“Dann eben nicht“, sagt er steif
Falsches Zeichen am Anfang der wR
Das zieht er durch die Einfluglöcher der Schwalben. Leider werden die von Jahr zu Jahr weniger, aber das ist ein anderes Thema.
Dass meine Gedanken oft vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen, passiert immer öfter. Doch vielleicht werde ich, ohne es zu wollen, zum Chronisten. Zu einem, der sich an die Sommer erinnert, als Dutzende Schwalben im rosa Abendlicht Flugkunststücke bei der Mückenjagd zum Besten gaben.
:herz:
Ich versuche, ihn auf Heu und Stroh zu ziehen, der Kerl wiegt um die zwei Zentner. Das kostet Kraft. Ich reiße meinen Mundschutz vom Gesicht, weil die Luft knapp wird. Es ist mir egal.
Das ist gut so und richtig! Neulich in der Bahn ist ein Mann mit Rollator beim Aussteigen gestürzt. Ich musste echt einen jungen Mann - von Maske zu Maske - direkt ansprechen, damit er mir hilft. Hm, ist vllt. auch ein Trugschluss, dass diese Zurückhaltung der Coronaangst geschuldet war. :/
lege den Arm unter seinen Kopf und sag, dass es mir so leid tut,
leidtut(?)
Dabei packt er mich an der Schulter und schaut mich herzig an: „Mein Freund hier hat unglaubliche Fähigkeiten.“
So siehts aus. :)
Das ist der ungarische Moment. Die Hirne werden umgeschaltet auf Gleichstrom. Eine Schnapsflasche erscheint mit drei Gläsern. Ich schenke ein.
Ohje, es wird also von innen desinfiziert. Am besten sie setzen sich in die Sonne. UV-Licht soll auch helfen. ;)
Unvernünftig, menschlich.

Gern gelesen.
Viele Grüße
wegen

 
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Lieber @josefelipe,

das ist schön! Ich mochte die kleine Geschichte wirklich gern. Nur der Einstieg, der ging mir bisschen drunter und drüber.

Ich kenne Nándor schon lange, beinahe zwanzig Jahre.
Da ich mich mit ungarischen Namen nicht auskenne, weiß ich nicht, ob männlich oder weiblich. Vom Gefühl her aber männlich. Im nächsten Satz ist der Prot. aber verliebt ...

Ibolya war Weinkönigin und Königin meines nicht mehr ganz so jungen Herzens.
... aber Nándor ist wieder raus aus der Story.

Doch leider hat Schönheit keinen Bestand, und Charaktere ändern sich. Nur gut, dass es meine Mutter nicht miterleben musste - sie hätte wohl alle Register gezogen, um diese pompöse Hochzeit zu verhindern.
Dann ist Aus mit Glückseeligkeit, nur um gleich und im selben Satz zurück auf die Hochzeit (zurück zur Glückseeligkeit) zu kommen. Ein hin und her ist das. Und der Opener (Nándor) verschwindet im Absatz komplett in der Unsichtbarkeit. Kurz: das war schon sehr irritierend für mich. War mehr sortieren, als gemütlich lesen. Und am Ende muss ich mich schon fragen, was denn diese ganze fehlgeleitete Liebe mit der eigentliche Geschichte zu tun hat. Außer, dass er da gelandet ist eigentlich nichts. Nur der erste Satz - der aber im Kontext des ersten Absatzes bisschen wie ein Außenseiter rumsteht.

Aber dann! Dann kam ein (für mich) typischer José wie ich ihn kenne und mag.

Mit aller Höflichkeit erklärte ich, weswegen in Corona-Zeiten ein alter Knabe wie ich besonders vorsichtig sein sollte, zumal niemand Mundschutz trägt.
Ja, in so einem Dorf ist das eine sozial verzwickte Sache. Glaube ich sofort. Sicher nicht nur in Ungarn.

Mag sein, dass anderswo gefährliches Pflaster ist, aber doch nicht in Felsöösükösd! Jeden hier kennt er, und nicht einer hat Corona, Punkt.
Und ich kenne meinen Nándor, Punkt.
Hehe.

Nándor freut sich. „Na, da sehen wir uns doch, trotz der Pest“, sagt er. „Bin gleich da.“
Irgendwie finde ich gerade total schön, dass er nicht nachtragend ist.

Sein Gesicht wird frostig. "Dann eben nicht“, sagt er steif und fügt hinzu: „Guten Tag, der Herr.“
„Jetzt sei nicht so ein Kindskopf, ist doch nur zur Sicherheit, verdammt noch mal!“
„Selber Kindskopf, verdammt noch mal.“
Die beiden sind ganz zauberhaft in ihrer Zweisamkeit.

Das zieht er durch die Einfluglöcher der Schwalben. Leider werden die von Jahr zu Jahr weniger, aber das ist ein anderes Thema.
Ja. Es gibt viele Themen. Ach die Schwalben ... Und Meisen und Bienen und all das Kabbelgetier ...man möchte so viel weinen.

Nur hatten wir keine Hand frei zum Applaudieren wegen Weinglas und Käsestrudel.
Das darf in keiner Joségeschichte fehlen. Ach, ich liebe diese Abende mit Dir. Ich seh mich gleich immer auf einer Terrasse sitzen, die Beine lang ausgestreckt und der lästige Alltag löst sich zu Schäfchenwolken auf.

Nándor schreit wie am Spieß, immer lauter und knallt vor meinen Füßen auf Holzscheite und Kleinholz. „Oh, mein Gott, oh mein Gott!“
Ich seh deinen Prot. richtig kalkweiß um den kaputten Nándor hüpfen. Nice!

Das kostet Kraft. Ich reiße meinen Mundschutz vom Gesicht, weil die Luft knapp wird. Es ist mir egal.
Na ja. Da spielt Gesundheit gegen Gesundheit und die eine ist eben akuter und relevanter und da setzt man auch Prioritäten. In diesem Fall: auf jeden Fall gegen vielleicht. Ich verstehe die Reaktion absolut. Dann ist da ja auch noch der Schock und ...

... und sag, dass es mir so leid tut, ich schuld an diesem Unglück sei, weil ich nicht bis Dienstag oder Mittwoch warten wollte mit der Scheißfernseherei, der gottverdammten.
Ich mag so gern, wie er redet.

„Ich versteh’s auch nicht“, sagt Nándor, „Jetzt ist es weg.“ Dabei packt er mich an der Schulter und schaut mich herzig an: „Mein Freund hier hat unglaubliche Fähigkeiten.“
:herz:

Das ist der ungarische Moment. Die Hirne werden umgeschaltet auf Gleichstrom. Eine Schnapsflasche erscheint mit drei Gläsern.
Ja, so stell ich mir das vor in Ungarn, Polen, Tschechien, Rumänien. Und ich liebe diese Länder dafür. Da kommt man sich manchmal so deutsch zwischen vor.

Ja. Ist hübsch. Fängt ein kleines Stück Leben in verrückten Zeiten wie diesen ein. Und manchmal holt die Normalität einen doch wieder ein, ist plötzlich da und dann erinnert man sich wieder an Corona und ist vorsichtig, und dann kommt da wieder ... genau so ist das.

Liebe Grüße,
Fliege

 
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Hola, jose, eine Neue von dir, lass mal schauen:
Den Anfang finde ich holterdipolter. Erst das Statement zu Nandor, dann kommst du mit dem Grund um die Ecke, warum er dort gelandet ist im Marlboro-Land (Pferde, Prärie) und geblieben, obwohl die Liebe nicht von Dauer war. Das finde ich alles eher angedeutet als auserzählt, ich musste mit der Harke durch, um es zu verstehen.

mit ihrem silbernen Lorgnon.
Da musste ich als Operettenhasser Dr. Gugel fragen ...
Vom Bezug her passt das nicht so ganz, es liest sich so, als würde sie es mit dem Lorgnon sagen, als wäre das eine Art Sprachrohr. Die Irritation wäre weg, wenn du schriebst: "... und mich dazu durch ihr silbernes Lorgnon angeschaut."

Gekauft für kleines Geld, aber viel zu groß, und in einem grauenhaften Zustand.
Wofür das Komma vor dem und?

Als ich noch rüstig war, brauchte ich Nándor für Aufwendiges. Für Arbeiten mit der Motorsäge, wenn einer der knorrigen Birnbäume immer schwärzer und schütterer wurde, oder eine der Weiden, die unglaublich verdreht wachsen und schwierig zu zerlegen sind. Auch bei Trockenmauern, weil er einen Blick hat für jeden Steinbrocken und ihn an der richtigen Stelle einsetzt.
Du leitest ein mit: "Als ich noch rüstig war …", erzählst also in der Vergangenheit, dann kommen zwei Sätze im Präsens und dann wieder der Wechsel ins Perfekt: "Und je mehr ich in die Jahre kam". Da würde mir eine klare Trennung besser gefallen: "Auch heute noch brauche ich ihn für weniger Aufwendiges, wenn mal wieder ein Stück der Trockenmauer herausfällt. Er hat einen Blick für jeden Steinbrocken, setzt ihn an der richtigen Stelle ein." So was, nur als Beispiel.

‚komm mit nach Varasdin
Wenn das ein Liedtitel ist, müsste der vorne nicht groß?

„Nee, nee, nee, mein Lieber“, wehre ich ihn ab, „Bisschen Abstand müssen wir schon halten!“
bisschen klein.

Da hättest du Sehnsucht nach einem stillen Ort wie diesen
diesem.

„Ich versteh’s auch nicht“, sagt Nándor, „Jetzt ist es weg.“
jetzt klein, oder Punkt statt Komma.

Schöne Episode aus dem Leben eines glücklich Gestrandeten. Erinnert mich an das Walfischhaus, könntest eine Serie draus machen, mit nicht mehr ganz so jungen Herrschaften, denen ein Landgut am Hals hängt, das ihre volle Aufmerksamkeit und Liebe beansprucht. Warum dich das Thema wohl so reizt? ;)
Mir fehlt der Seltsam-Tag, wegen Nandors Blitzheilung durch die ungarische Handreichungs-Magie, aber das gemeinsame Betanken danach erdet das Ganze wieder zu einer typischen Jose-Geschichte á la "Krachen lassen". Nach dem Warum fragt niemand mehr, Hauptsache alles ist wieder gut.
Ich hätte dem Text etwas mehr Luft gewünscht, du hast sehr schöne sentimentale Erinnerungen eingebaut, mit den Schwalben im rosa Abendlicht und so, aber das ist ratzfatz wieder weg und ich hechle dem Text ein wenig hinterher. Für mich aufgrund der Kürze kein Meisterwerk aber doch ein Kleinod mit eigenem Lebensgefühl.
Peace, linktofink

 

Hola @Carlo Zwei, @wegen, @Fliege, @linktofink, @AWM

Eure Kommentare freuen und ehren mich, vielen Dank!
Den Anfang hab ich wirklich vergeigt, und es gibt leider niemanden, dem ich das in die Schuhe schieben könnte.
Als alter Schlauberger weiß ich, dass man die Sache mit der Ruhe angehen soll - und was mach ich?
Nach hundert Änderungen (auch des Titels) überstürzt eingestellt! (Aber anderen Leuten gute Ratschläge geben, Manno!)
Hab's umgeschrieben und hoffe, dass der Anfang jetzt Euer Wohlwollen findet.
Ab heute Abend antworte ich jedem ausführlich.

Bis dann!
José

 

Hola @Carlo Zwei,

vielen Dank für die ‚Stippvisite’, freue mich immer, von Dir zu hörenlesen.
Die anderen Kommentatoren fanden den durcheinandergewirbelten Einstieg nicht so toll, Du hingegen schreibst:

... mir gefällt diese Fülle, als würdest du die besonders reifen Trauben einer Rebe in einem kleinen Schüsselchen zusammenbringen.
Ich tauge zwar nicht als Diplomat, hab’s aber überarbeitet und hoffe nun, dass es Dir und den anderen zusagt.

Und die Muse schreibt sich jetzt Muße. Danke.

zum Besten gaben
Meine kleingeschriebene Variante war nur bis 1996 richtig, sagt Wiki.

... müsste heißen: nach einem stillen Ort wie diesem, oder?
Hast natürlich recht, mein Fehler.

Coole Pointe, fand ich. Nándors wunderheilsame Erholung wirkt ja eigentlich ein bisschen hanebüchen, aber dadurch, dass du es eben genau mit diesem "ungarischen Moment", also eben mit etwas Zauberhaftem, Unbegreiflichen erklärst, kauf ich es dir ab.

Du bist der ideale Leser. Ich wollte den psychologischen Effekt aufzeigen, den jeder als Lourdes-Effekt kennt. Gibt’s überall dort, wo ein Mensch Liebe, zumindest Fürsorge empfängt. In unserem Fall gehe ich davon aus, dass sich Nándor bereitwillig mit Blaulicht ins Hospital hätte fahren lassen, wenn der Prota nur an seine eigene Sicherheit gedacht hätte. Aber als Freundschaftsbeweis das eigene Leben als Joker einzubringen, das hat schon was.

Lieber Carlo Zwei, auch dieses Mal besten Dank für Deine Meinung zur Sache.
Viele Grüße!
José

 

Hola @wegen,

bin hocherfreut, dass Du wieder am literarischen Leben teilnimmst. Aber ein gelegentlicher Abstand ist sicherlich kein Fehler.

Und deine Figuren sind sowieso immer so reizend starrköpfig und liebevoll freundschaftlich zugleich.
Deinen Komm habe ich selbstverständlich inhaliert wie einen Cocktail von feinstem Öl, Milch und Honig. Vielen Dank.

Ich will sie schütteln und umarmen, mit Abstand natürlich.
Fängst am besten mit mir an, ohne Abstand natürlich.

Bindestrich statt Gedankenstrich.
Stimmt. Geht bei mir technisch dann nicht, wenn ich etwas am schon eingestellten Text verändere – da gibt’s bloß eine Sorte Strich.

Für Arbeiten mit der Motorsäge, wenn einer der knorrigen Birnbäume immer schwärzer und schütterer wurde, oder [für] eine der Weiden, die unglaublich verdreht wachsen und schwierig zu zerlegen sind.
Fehlt da ein "für"?
Ja und nein. ... oder (wenn) eine der Weiden (immer schütterer wurde), ...
Auch bei Trockenmauern, weil er einen Blick hat
hatte?
Ich meine ‚hat’, denn er hat diesen Blick immerzu.

Sein Sohn wird Zwanzig,
zwanzig. Klein, weil es ein Grundzahlwort, ...
Recht haste.

Die Nussbäume vorm Haus sind noch höher geworden, richtige Mammuts, großartig.
Das eingeschobene "großartig" gefällt mir.
Wirklich großartig. Ich bin Baum-Fetischist, ganz im Ernst.
“Dann eben nicht“, sagt er steif

Falsches Zeichen am Anfang der wR
Leider das gleiche Problem wie mit dem Strich – obwohl mir gerade einfällt: zurück auf Word zu gehen, dort korrigieren und wieder zurück ins Forum.
Ist erledigt.

leidtut(?)
Nein.

Unvernünftig, menschlich.
Du bringst es auf den Punkt.
Menschlich und vernünftig wäre ein bisschen fad.

Liebe wegen, danke bestens für die positive Betrachtung meiner kleinen Geschichte – ich wette, bei Dir ist auch etwas am Werden (schriftstellerisch:cool:).

Viele Grüße!
José


:)

 

Ach @josefelipe , wenn du doch bloß länger schreiben würdest, wenn du doch bloß weg vom Szenischen, hin zum „bedeutsamen" Inhaltlichen konvertieren würdest, wenn du dieser kurz aufflackernde Lebendigkeit der Figuren und der Umgebungserzählung einen großen und kräftigen Rahmen geben würdest, damit ich ganz eintauchen könnte, dann ... ja, dann hätte ich noch so viel mehr Freude an deinen Geschichten und würde lernen. Lernen, wie manche Menschen miteinander umgehen, wie sie in einem ihnen einst fremden Land zurechtkommen, wie sie wachsen, scheitern, wie sie straucheln und aufstehen, reden, wie sie ... leben eben!

Ich liebe diesen grantelnden „Alten", es ist, als kennte (ich nutze diesen Konjunktiv so gerne :shy:) ich ihn bereits aus anderen Geschichten, in denen er seinen sterbenden Freund besucht, sich in eine ältere Frau verliebt oder kocht ... Du weißt, dass du intensiv schreibst, scheinbar leicht und somit hättest du alle Möglichkeiten.

Aber gut, diese Szene habe ich weggesnackt, wie Előételek und genossen, sie hat eben viel in mir aufgewirbelt und ein bisschen traurig bemerke ich, wie all das Aufgewirbelte langsam herabrieselt, sich wieder setzt und ich immer noch ... hungrig bin. Das ist nicht ganz so befriedigend, aber okay. Du solltest das wissen.

Doch vielleicht werde ich, ohne es zu wollen, zum Chronisten. Zu einem, der sich an die Sommer erinnert, als Dutzende Schwalben im rosa Abendlicht Flugkunststücke bei der Mückenjagd zum Besten gaben. Nur hatten wir keine Hand frei zum Applaudieren wegen Weinglas und Käsestrudel.

du willst es doch auch :D

Vielen Dank für diesen kleinen wundervollen Ausflug,

Kanji

 

Lieber @josefelipe

Dass meine Gedanken vom Hölzchen aufs Stöckchen kommen, passiert immer öfter.

Dieser Satz beschreibt recht gut meinen Eindruck von deiner 'Geschichte'. Eigentlich ist es für mich vielmehr eine Anekdote, die allerlei unnötigen Ballast mit sich rumträgt und m.E. zu häufig vom Hauptgeschehen, von dem, was du eigentlich erzählen willst, abweicht. Das passiert schon im ersten Absatz. Ich würde hier mit Nandor beginnen, und dann die restlichen Informationen über das Kennenlernen von Nandor en passant einstreuen.

Da ich keine Ahnung von Ungarn habe, musste ich bei dem Wort Puszta unwillkürlich an eine deutsche Werbung denken, die den Satz 'und dann landeten wir mitten in der Puszta' beinhaltet.
Leider kann ich diese Werbung nicht mehr zuordnen, vll kannst jemand helfen, bzw. sich erinnern.

Der Nandor ist auf jeden Fall ein typ, über den es zu erzählen lohnt. Vielleicht streichst du einfach die nicht auf nandor bezogenen Teile einmal weg und konzentrierst dich auf das eigentliche Gerüst deiner Anekdote.

LG,

HL

 
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Hola @Fliege,

nur hurtig hereingeflogen in mein Schreib-Kämmerlein! Hier bist Du sehr gern gesehen – und geschätzt; dass Du mit der Beurteilung der Lage meistens recht hast, weiß ich:

Ich mochte die kleine Geschichte wirklich gern. Nur der Einstieg, der ging mir bisschen drunter und drüber.

Und wie auch nicht! Der war wirklich nicht gut. Ich war irgendwie neben mir, durch ständiges Verändern hatte ich letztlich den Überblick verloren.
Ich hoffe, jetzt passt es.

War mehr sortieren, als gemütlich lesen.
Das tut mir leid. Der Einstieg war auf den ersten (dann geänderten) Titel ausgerichtet. ‚Nándor, mein Zigeuner’ hieß die Geschichte ursprünglich und hatte zum Ziel, die Zigeunerproblematik zu entschärfen. Aber letztlich wollte ich einer eventuellen Debatte aus dem Weg gehen, weil die genauso sinnvoll wäre wie eine Diskussion über die Lage der Schwarzen in den USA.

Es bleibt dabei: Der Einstieg war Murks.
Es kam noch dazu, dass ich von meinem Hin und Her selbst ordentlich genervt war und zu früh eingestellt habe, obwohl ich weiß, dass man das nicht machen sollte. Und so liege ich am Boden, kann weder leben noch sterben, weiß nur noch, meine Geschichte soll Fliege gefallen, reiße mich zusammen – und tatsächlich:

Aber dann! Dann kam ein (für mich) typischer José wie ich ihn kenne und mag.
Da weicht der Überdruck – pffft.
Nicht auszudenken, wenn Du nicht mit Beharrlichkeit und José-Vertrauen zu Ende gelesen hättest!
Nee, Scherz beiseite – es war knapp (Ich mach zwar immer die gleichen Fehler, doch diesmal ist es aufgefallen:Pfeif:).

Liebe Fliege, besten Dank, besonders für Geduld und Großmut – da werde ich mir ein Beispiel nehmen für meine nächsten Kommentare!

Jetzt bin ich der Sommer, schmücke mich mit Blüten und grüße Dich!
José

 

Hallo José,

eine melancholische Geschichte, wie ich sie von dir kenne und wie sie mir gefällt. Beim Lesen habe ich mich an meine Schwiegereltern erinnert, die früher einmal Urlaub am Balaton gemacht haben. Da gab es einen Fischkoch in einem Dorf, wo man sich abends traf zum Wein und Fischsuppe und in ihren Erzählungen schwang ebenfalls diese Melancholie mit.

Ich selbst habe Ungarn nur aus dem Fenster des Schlafwagenabteils kennengelernt, die ausgedehnten Sonnenblumenfelder, die von dir benannten Ziehbrunnen, als wir nach Bulgarien unterwegs waren.

Du hast ein aktuelles Thema aufgegriffen, den lockeren Umgang mit Corona. Ich könnte mir gut vorstellen, dass du eher so bist wie dein Prot. Bin ich selber. Dann kam aber die Stelle in deiner Geschichte, in der Nándor von der Leiter fällt und plötzlich ist Menschlichkeit wichtig und die Vorsicht rückt ein Stückweit in den Hintergrund. Das erinnert mich an letzten Freitag, als meine Schwiegermutter gestorben ist. Komisch, das war auch der Freitag vor Pfingsten. Da war abends noch mal der Pflegedienst da und die Schwester konnte es nicht mehr an sich halten und fing zu weinen an, weil sie so überwältigt war von der Situation, wie meine Schwiegermutter, oder besser ihr Herz sich noch nicht geschlagen geben wollte. Sie versuchte eine Entschuldigung, dass es doch ihr Job sei, und sie keine Schwäche zeigen dürfe, aber es lagen eben auch fünf Jahre Pflegezeit hinter ihr, die mit Erinnerungen verbunden war. Ich konnte nicht anders, ich pfiff auch auf Corona und nahm sie in die Arme und tröstete sie. Man könnte auch sagen, wir trösteten uns gegenseitig.

José, danke für die schöne Geschichte!

Er stöhnt und hält mir seine Hand hin: „Zieh mich mal bisschen hoch, da klemmt was.“
„Weiß nicht. Ich glaub, das hat sich wieder eingerenkt“. Er dreht sich zum Monteur: „Keinen Notarzt. Brauch ich nicht!“
Hm. Als ehemaliger Ersthelfer muss ich da den Zeigefinger heben. Hier hätte auf jeden Fall der Arzt hergemusst, zumindest nach deutschen Maßstäben ...

Schönen Gruß und schönes Wochenende!
khnebel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @linktofink,

hab mich sehr geärgert über Deinen Komm, weil ich doch gelobt werden wollte.

Den Anfang finde ich holterdipolter.

Noch ärgerlicher finde ich, dass Du recht hast.
Hab mich schon vor @Fliege in den Staub geworfen; doch es kommt noch dicker:

... ich musste mit der Harke durch, um es zu verstehen.

Tja, der hört der Spaß auf. Hab schon Fliege erklärt, wieso solch ein Stuss zusammenkommt – aber Fakt ist, ich hab’s versemmelt. Ist mittlerweile umgeschrieben, hoffentlich konveniert's.

mit ihrem silbernen Lorgnon.
Da musste ich als Operettenhasser Dr. Gugel fragen ...
Jetzt nicht mehr. Ist auch wieder so ’n Ding spontaner Änderung; existiert nicht mehr.

Kommafehler beseitigt, auch die anderen Flusen. Danke fürs Aufzeigen.

Erinnert mich an das Walfischhaus, könntest eine Serie draus machen, mit nicht mehr ganz so jungen Herrschaften, denen ein Landgut am Hals hängt, das ihre volle Aufmerksamkeit und Liebe beansprucht. Warum dich das Thema wohl so reizt?
Na ja, manche stehen auf Rothaarige, wieder andere auf Museumsbesuche – bei mir sind’s aufgegebene Landhäuser oder Villen, lost places eben. Bei diesem Thema geht bei mir die Post ab.

Mir fehlt der Seltsam-Tag, wegen Nandors Blitzheilung ...

Ich glaub, der war mehr erschrocken als verletzt. Fiel ja verhältnismäßig weich auf Kleinholz. Und die Samariter-Hand eines Freundes, der plötzlich nicht mehr seine Sicherheit obenan stellt, ist nicht zu unterschätzen. Ist wie in Lourdes, oder so ähnlich :hmm:.

aber das gemeinsame Betanken danach erdet das Ganze wieder
Hehe. Ich glaube, solche Rituale unterliegen kosmischer Steuerung.

Ich hätte dem Text etwas mehr Luft gewünscht, du hast sehr schöne sentimentale Erinnerungen eingebaut, mit den Schwalben im rosa Abendlicht und so, ...
Oh ja, da hätte ich weit ausholen können – mag nur nicht die Redundanz-Vorwürfe bezgl. KG:shy:.

Für mich aufgrund der Kürze kein Meisterwerk aber doch ein Kleinod mit eigenem Lebensgefühl.
Sahne mit Eierlikör! Vielen Dank, linktofink.
Ich vermute Dich in schöpferischen Prozessen und wünsche Dir die richtigen Intuitionen.

Ganz herzlich
José
(ebenfalls Operettenhasser)

 

Doch vielleicht werde ich, ohne es zu wollen, zum Chronisten. Zu einem, der sich an die Sommer erinnert, als Dutzende Schwalben im rosa Abendlicht Flugkunststücke bei der Mückenjagd zum Besten gaben.

Das will ich doch schwer hoffen, lieber @josefelipe

Wobei, was gibt es da zu hoffen, wo doch nicht mehr werden muss, was schon ist. ;)
Mal wieder ein sehr schöner Ausblick in Gefilde, die sich Ortsunkundige so oder so ähnlich leider nur vorstellen können. Und jetzt ahne ich, was du mit "liebenswerten Männern" meinst. :herz:

Da die Flusenlese schon hinreichend erfolgt ist, muss ich mich auch nicht unbeliebt machen. Nur eins warf mich kurzzeitig aus der Spur:

Übrigens ha ...“
Wolltest du deinem Prota ins Wort fallen? Dann wäre das Leerzeichen hinfällig. Wenns ein Ausruf werden sollte, könntest du mir den mit einem abschließenden Ausrufezeichen etwas bekömmlicher machen. (Auch der Duden meint: "Frage- und Ausrufezeichen werden jedoch meist gesetzt.")
Ich tippe aber auf Variante 1.

Gern gelesen. Das Pulver scheint ja noch zu zünden. :read:

Liebe Grüße - auch an die Muse :D
Joyce

 

Hola @AWM,

möchte mich für Deine Zuschrift bedanken, und natürlich hast Du recht wegen des unübersichtlichen Einstiegs:

Ich finde den Einstieg verwirrend.
Zu Recht, mein Lieber; ‚Nándor’ hätte auch ein Dorf sein können.
Vorm Einstellen hatte ich mich so daran gewöhnt, dass mir die Distanz fehlte.

Ich hätte Deine Vorschläge umsetzen können, die haben Hand und Fuß – doch alles in allem musste ich die leidige Passage (beinahe) neu schreiben (auch die Mutter flog raus). Hab gestaunt, wie man sich vergaloppieren kann, ohne es zu merken. Deshalb: Deine Beschwerde ist völlig berechtigt.

Deinen zweiten Tipp hab ich übernommen:

Als ich noch rüstig war, brauchte ich Nándor für Aufwendiges.
Würde hier schreiben "nur für Aufwendiges"
Ja, so ist’s besser.
Und unterm Strich bin ich ja noch ganz gut weggekommen:
... mir hat deine Geschichte gefallen.

Lieber AWM, den Tritt in den Allerwertesten hatte ich (leider) verdient.
Möge Dich die Vorsehung vor derlei Fehlern bewahren,
und schöne Grüße!
José

 

Hola @Kanji!

Ach @josefelipe , wenn du doch bloß ...

wenn du doch bloß ...

wenn du ...

Ach, jetzt hab ich aber die Nase gestrichen voll von diesen ewigen ‚wenn du doch bloß ...’,
vielleicht: ‚... gar nicht erst geboren wärest’? Muss ich um Nachsicht bitten, dass es mich überhaupt gibt, mit all diesen unverzeihlichen Fehlern? Manno. Ich kann es nicht mehr hören; diese Kette von Vorwürfen zieht sich wie eine Schicksalslinie von meiner Kindheit bis zu Kanji!

Obwohl, wenn ich es mir richtig überlege: Dein Vorschlag ist gut, wirklich gut. Ich sollte das mal auf mich wirken lassen.

... wenn du doch bloß weg vom Szenischen, hin zum „bedeutsamen" Inhaltlichen konvertieren würdest, ...

Ich glaube, Dich zu verstehen. Könnte mich jetzt hinter ‚KG’ verstecken oder behaupten, der Inhalt sei nun eben das Opfern der eigenen Sicherheit wegen eines Freundes in Not – ABER ganz klar ginge da noch was. Da hast Du völlig recht.

Das ist nicht ganz so befriedigend, aber okay.

So richtig okay ist es nicht (Ich tu mal so, als ob ich Dich kennte :shy: ). Wer geht schon für eine Vorspeise ins Restaurant (Dein Ungarisch ist ganz hervorragend!)?

Tja, liebe Kanji, ich befürchte (besser gesagt sehe es schon deutlich): meine Geschichten werden schwächer, vielleicht reicht es hin und wieder mal für einen Snack. Schreiben braucht Emotion, und auch, wenn Du mir in die Rippen stößt:

du willst es doch auch
(!)

und ich wie ein Löwe brülle ‚Na, logo! Und wie!’, wäre es mehr Show als biologisch machbar.

Werde mich mehr aufs Lesen und Kommentieren verlegen und das Schreiben Leuten mit Power überlassen. So war’s ja auch gedacht seit der Schöpfung:rolleyes:.

Vielen Dank für diesen kleinen wundervollen Ausflug
Ich freue mich, dass Du es so empfindest. Auch Dir vielen Dank und beste Grüße!

José

 

Hola @HerrLehrer,

vielen Dank für Deine Zuschrift.

HL schrieb:
Eigentlich ist es für mich vielmehr eine Anekdote, ...

Diese Einschätzung zeigt, dass Du den Text nur überflogen, nicht aber verstanden hast.
Der ist zwar locker geschrieben, doch eine Anekdote ist es ganz bestimmt nicht. Oder ist das lustig, wenn ein alter, und deshalb hochgefährdeter Mensch auf seinen eventuell lebensrettenden Mundschutz verzichtet, um seinem Freund helfen zu können?

Aber Deine Ahnungslosigkeit setzt sich fort:

HL schrieb:
Da ich keine Ahnung von Ungarn habe*), musste ich bei dem Wort Puszta unwillkürlich an eine deutsche Werbung denken, die den Satz 'und dann landeten wir mitten in der Puszta' beinhaltet.

Das ist wirklich sehr interessant, immerhin ist Dir die gedankliche Verbindung von ‚Puszta’ zu einer dtsch. Werbung brillant geglückt. Warum ich davon wissen muss? Keine Ahnung, mit Textarbeit hat das nichts zu tun.

HL schrieb:
Leider kann ich diese Werbung nicht mehr zuordnen ...

Wirklich schade. Auch schade, dass Du mir diesen Blödsinn schickst.

HL schrieb:
vll kannst jemand helfen, bzw. sich erinnern.

Ach, das wäre ganz entzückend; da muss es doch Mittel und Wege geben, das herauszufinden!
Du hast Nerven, mein Lieber.


*) Kein Leser muss etwas von Ungarn oder sonst einem Erdenfleck wissen – es geht ums Menschliche. Das ist ortsunabhängig, HerrLehrer.

José

 

Hallo @josefelipe

na dann schau'n mr ma, was der José kreiert.
Den Plot mag ich sehr, erinnert mich ein bisschen an Kundera mit all der Chuzpe des Balkans, der exsowjetdominierten ländlichen Gegenden, dem starken Gemeinschaftssinn als Korrektiv zu dem Wahnsinn der Städte. (Na ja so ähnlich).
Was du mit dem Stoff anstellst, finde ich in derzeitigem Textzustand noch nicht rund. Da fehlt's mMn auch an sprachlichem Schliff. Aber es lohnt sich dran zu arbeiten. Gerade weil die Figuren so lebendig und prall und ehrlich wirken.

Anmerkungen:

mit großen Gefühlen für dieses Bilderbuch mit Pferden und weitem Land, mit Ziehbrunnen, Sehnsuchtsgeigen und Sonnenglühen am Abend.
Sehnsuchtsgeigen, das merke ich mir, sehr poetisch:Pfeif: aber Bilderbuch mit Pferden

Ich vermied, aufzubrausen und ihm kluge Vorträge zu halten – ich mochte ihn einfach.
jetzt verstehe ich dich besser:D

Doch leider hat Schönheit keinen Bestand, und Charaktere ändern sich.
wirklich?

Mir ist das zu locker, zumal mein lieber Nándor kräftiger Raucher ist und immer schon mehr hustete als andere.
dachte, Raucher Sterbens eltener an der Seuche

Die Nussbäume vorm Haus sind noch höher geworden, richtige Mammuts, großartig.
mm, ich verstehe schon, dass du die Dopplung vermeiden möchtest, aber unter Mammuts verstehe ich Urelefanten

ich schuld an diesem Unglück sei, weil ich nicht bis Dienstag oder Mittwoch warten wollte mit der Scheißfernseherei, der gottverdammten. Ist sonst aber auch nix los in unserem Kaff.
ich dachte, das Dorfleben bestünde in Saufgelagen und fröhlichem Beisammensein am Abend, jetzt sitzt man da auch vor der Glotze.

Gegen Mitternacht zeige ich ihm das Gastzimmer, Nándor versucht, aufs Fahrrad zu steigen und ich nicke im Fernsehsessel ein.
das Ende finde ich gelungen, schönes Bild

So, das war's dann mal
viele Dorfgrüße
Isegrims

 

Lieber @josefelipe,
ich habe heute morgen deine Geschichte wieder gelesen und wollte dir nur kurz was zum Anfang dalassen: Du könntest ihn einfach weglassen und mit "Anfangs …" beginnen. Klar, du verortest die Geschichte so und ja, zu solch einem Zeitpunkt ist mein Vorschlag schon ein Knüppel zwischen die Beine, doch ich bilde mir ein, die Geschichte würde auch ganz ohne die beiden ersten Absätze funktionieren.
Das mit den Pferden und dem weitem Land, den Ziehbrunnen, Sehnsuchtsgeigen und Sonnenglühen am Abend könntest du auch wunderbar im Folgetext unterbringen. Überhaupt fand ich ja, die Geschichte könnte etwas mehr atmen und durch das Einflechten von ungarischem Colorit würde sich das Setting auch so nach und nach zusammensetzen. Ibolya und die Kinder spielen keine Rolle für die Geschichte und auch warum der Prota dort gelandet ist, muss ich nicht wissen.
Wichtig ist doch nur das Verhältnis zwischen Prota und Nándor und da möchte ich dir ans Herz legen, den Text durch weitere kleine, feine Details und Beobachtungen anzureichern. Z.B. eine bestimmte Art, sich zu begrüßen, die mit der Rollenverteilung spielt, oder die verschlissene Weste, die Nándor seit zwanzig Jahren trägt und immer die Daumen in die Taschen hängt, so dass mittlerweile die Daumenspitzen unten rausgucken, oder irgendeine ungarische Spezialität, die Nándor zu jedem Arbeitseinsatz mitbringt, weil der Prota anfangs aus Höflichkeit sagte, sie wäre lecker, aber jetzt kann er sie nicht mehr sehen, traut sich aber nicht, das zu sagen. Weißt, so was.
Letztlich sind es doch ihre Schrulligkeiten, die sie liebens- und lesenswert machen. Also kurz gesagt: Bei der Figurenzeichnung könntest du noch einen Tacken drauflegen, damit ich sie plastischer vor mir sehe aber vor allem, damit der Text durch mehr Breite verlangsamt wird. Denn das, könnte ich mir vorstellen, käme ihm zugute. Aber ich kann natürlich verstehen, wenn du darauf keinen Bock mehr hast.
Peace, linktofink

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @khnebel,

khnebel schrieb:
Du hast ein aktuelles Thema aufgegriffen, den lockeren Umgang mit Corona.
Hoppla – so locker sollte das gar nicht rüberkommen. Vielleicht hab ich den falschen Ton gewählt für dieses Thema? Gedacht war an eine unverfängliche Alltagsszene, die unverhofft eine ernste Wendung nimmt.

Jedenfalls besten Dank für Deinen Post! Der hat ja ein paar Karat mehr als ein Durchschnittskommentar:

khnebel schrieb:
Ich konnte nicht anders, ich pfiff auch auf Corona und nahm sie in die Arme und tröstete sie.

Empfindliche Szene – hier befinden wir uns im wahren Leben. Das berührt sehr.
Was ist da nur für eine Scheiße über uns hereingebrochen!? Unser kostbares Leben war bislang noch nie bedroht gewesen.

khnebel schrieb:
Als ehemaliger Ersthelfer muss ich da den Zeigefinger heben. Hier hätte auf jeden Fall der Arzt hergemusst, zumindest nach deutschen Maßstäben ...
Deine drei Pünktchen sagen es ...

José, danke für die schöne Geschichte!

Gerne, leider ist sie nicht so echt wie Deine.

Alles Gute, khnebel, und einen schönen Gruß!
José

 

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