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Der Würfeljunge

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21.09.2022
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Der Würfeljunge

Cad schreckte von der Tastatur hoch.
Seine Wange brannte. Als er mit zitternden Fingerkuppen darüberstrich, fühlte er die eckigen Vertiefungen, die Abdrücke, die die Erhebungen der Tasten tief in seine Haut gebissen haben. Als hätte er tagelang so gelegen, schlafend, weggetreten.
Blinzelnd richtete er sich auf, starrte auf den dunklen Monitor vor sich. Fuhr mit der Zunge an der Innenseite seiner prickelnden Wange entlang.
Da spiegelte sich sein Gesicht schwach in der Schwärze des Screens. Erneut glitt die Hand an seine Wange.
Er kniff die Augen zusammen.
Sieh hin. Lies.
Sein Kopf ruckte erschrocken nach hinten, er blickte in das Dunkel in seinem Rücken. Keine Person, keine Stimme.
Nichts.
Irritiert wandte er sich wieder nach vorne. Betrachtete sein undeutliches Spiegelbild.
Buchstaben. Silben.
Worte.
T … C … I
T … H … N
T …
Er hielt inne.
THCIN
Der Abdruck prangte rot auf seiner Wange. Stirnrunzelnd blickte er auf die Tastatur. Jemand hatte die Tasten so versetzt, dass in der mittleren Reihe die Lettern n, i, c, h und t nebeneinanderlagen.
Verwirrt wischte er sich über die Augen. Hatte sich jemand an seinem Computer zu schaffen gemacht?
Thcin …
Nicht
.
„Nicht was?“, hauchte er und kam sich dabei unsagbar dämlich vor.
Die Schatten seines Zimmers waberten leicht. Ihm war, als wehte ein Kältehauch über seinen Nacken.
Er schauderte, schüttelte den Kopf.
Er wollte bereits den Computer hochfahren, da fiel ihm das schlaffe, schwarze Kabel auf. Jemand hatte den Stecker gezogen.
Mit angehaltenem Atem stellte er die Stromzufuhr wieder her, hielt dann die Einschalttaste gedrückt, bis der Screen kurz blassblau aufleuchtete. Er verkniff die Augen vor dem hellen Licht.
Leiser Schmerz an seiner Wange, als würde es ihn warnen wollen: Nicht.
Als er die Lider öffnete, hatte sich das blaue Licht verzogen, stattdessen fand er den Monitor erneut schwarz vor – mit einer einzigen Veränderung: In der linken oberen Ecke prangte ein einzelnes Wort, dahinter der blinkende Cursor.

NICHT

Spielte ihm jemand einen Streich? Minutenlang starrte er auf den Screen. Kein weiteres Wort erschien.
Ohne zu überlegen, glitten seine Finger über die Tasten.
Wer ist da? tippte er.
Die Wörter verblassten. Sein Herz pochte lauter. Sein Atem in der Stille.
Dann, mit einem Aufleuchten:

NICHT

Schwarz.

Was? Cads Mund wurde trocken, obwohl er nicht wusste, wovon genau. Einer Person? ... Maschine? Einem ... Etwas?

GEHEN

Er runzelte die Stirn. Das Pochen seines Herzens ging in ein Hämmern über.

NICHT GEHEN

Nicht gehen? Wohin?
Mit einem eisigen Gefühl im Bauch starrte er auf den Monitor. Wartete.
Minuten vergingen, zwei, drei, vier, zehn. Eine Ewigkeit später starrte er immer noch darauf.
Da tauchte etwas auf. Vier Buchstaben.

NAME

Am liebsten hätte er den Computer wieder ausgeschalten. NAME – War das eine Frage? Eine Aufforderung? Er starrte das Wort an. Ein Gedanke keimte in ihm. War sein eigener Name gemeint?
Cad, ging es ihm durch den Kopf. Cad, das war sein Name.
Er stiess leise Luft aus, das Herz klopfte noch immer seine Kehle hinauf. Was lief hier für ein Spiel? Das ergab doch alles keinen Sinn.
Name. Name. Name. Da linste er auf das Lateinlexikon auf seinem Pult. Klappte es unwillkürlich auf. Schlug den eigenen Namen nach. C …
Seine Finger zuckten über die dünnen Seiten, bevor er wusste, was er tat. Cad cad cad
Und da, die Seite kam, die Bedeutung folgte: cad ...
lat. cadere.
fallen.

Das half ihm auch nicht weiter. Noch verwirrter als zuvor, schloss er das Buch.
Im selben Moment erzitterte sein Pult. Die Holzbretter unter ihm vibrierten.
Entgeistert sprang er auf. Starrte auf seinen Schreibtisch.
Wellen glitten über den dunklen Screen.
Seine Augen weiteten sich. „Was zur H-“
Cad hob die zitternden Finger. Näherte sie dem Bildschirm.
Und sah mit an, wie sie hindurchglitten.
Ein gewaltiger Sog saugte ihn in den Monitor, hinein durch das Dunkle wie durch einen flüssigen Spiegel. Er schrie auf. Krallte sich fest, an der Tischkante, der Tastatur, doch ein Erzittern durchfuhr ihn, die Welt, die Schwärze, seine Finger rutschten ab, gaben alles frei.
Und dann fiel er.
Finsternis rauschte an ihm vorbei, seine Haare peitschten wild, die Zeit gischte und krümmte sich, bäumte sich auf, bis Risse sie durchzuckten und er durch einen Spalt hindurchglitt.
Cad heulte aus voller Kehle. Sein Schrei verzerrte sich, lang, länger, ein feiner Faden im Gewebe des Dunkelns.
Er taumelte durch Schwärze und Abgrund, Raum und Zeit.
Die Welt raste unaufhaltsam.
Er fiel und fiel, und knallte schließlich so hart auf glattes Gestein, dass er dachte, das Knacken seiner Knochen zu hören.
Stille.
Einzig ein entferntes Flüstern schlich in sein Ohr. Ein zartes Geräusch, als blätterte eine Seite sanft im Wind.
Cadere, flüsterte eine ferne Zunge.
Fallen.

***
Der leere Raum maß etwa zwanzig auf zwanzig Fuß.
Das Innere wirkte, wie man sich einen hohlen Würfel vorstellte: Quadratisch, kahl, scharfe Kanten. Keine Tür, kein Fenster, kein Loch.
Trübes blaues Licht sickerte aus der einen Wand, warf lange Schatten auf das Gestein gegenüber.
Der Junge lag in der Mitte.
Mit bebenden Lippen hob er den Kopf an. Sah direkt auf einen Monitor, der eine der vier Wände einnahm. Das Licht stach in seine Augen. Seine steifen Gelenke schmerzten, als er sich aufrappelte, und mit unsicheren Schritten zu dem Gesteinsblock vor dem Screen wankte, auf welchem ein rechteckiges Gehäuse lag. Eine Tastatur.
Ein weiterer, steinerner Block davor auf dem Boden.
Da prasselte etwas auf ihn hinein, Fetzen von Bildern, stückweise, heiß und stechend. Doch er konnte sie nicht greifen, konnte sie nicht verstehen. Das Einzige, was er im Geiste sah, war ein Computerscreen, dunkel, schwappend, wie ein flüssiger Spiegel. Er war hineingetreten.
Der Junge drehte sich um die eigene Achse.
Gestein und Dunkelheit. Schatten, überall Schatten, und kein Licht außer demjenigen des grossen Monitors.
Er war hineingetreten, damals, in jenem Zimmer, in jene flüssige Dunkelheit, und das war sein Fehler gewesen.
Der Würfelraum schluckte seine Schreie.

***​

Der Junge kniete vor dem Steinblock.
Mit klammen Fingern klaubte er an der Plastikverschalung herum. N riss er heraus. I. C. H. Zuletzt das T.
Dann entfernte er G, J, K und L. Zitternd drückte er die Ersten an deren Ort, rechts in die Mittelreihe.
Nicht.
Betete, dass irgendjemand auf der anderen Seite saß. Dass irgendjemand sie sehen würde, die veränderte Tastatur. Den Computer in diesem nun weit entfernten, ungreifbaren Zimmer anblicken würde. Und nicht denselben Fehler begehen würde wie er.
Der Junge starrte die Tasten an.
Nicht, besagten sie nun. Geh nicht.
Er betete.
Sieh hin.
Lies.

Eine Tür erhob sich aus den Schatten, öffnete sich flüsterleise.
Der Junge wirbelte herum.
Ein nachtschwarzer Schatten glitt in den Raum, schien das Wort auf der Tastatur zu lesen: NICHT
Das Dunkelwesen schwebte zu ihm, griff ihn ohne Weiteres mit eisiger Nicht-Hand am Nacken und setzte die Nicht-Lippen an sein Ohr. „Nicht was?“, hauchte es, der Nicht-Atem kalt und schal.
Der Junge, erstarrt vor Angst, gab keinen Ton von sich.
Die Kreatur stach mit einem Nicht-Fingernagel in seine Wange. Ein leiser Schmerz.
Auf einmal leuchtete der Monitor hell auf, als hätte sich jemand am Ende der Leitung gemeldet.
Der Junge wollte um Hilfe schreien, versuchte, sich aus dem Griff der Kreatur zu winden, doch so schnell, wie die Schatten erschienen waren, zogen sie sich durch die Nicht-Tür wieder hinaus, als hätte das Licht sie vertrieben. Das Gestein schloss sich, bis das Loch zu einer Wand verschmolzen war.
Das hämmernde Herz des Jungen war alles, was außer dem blauen Lichtschimmer im Dunkeln verblieb.

***​

Der Junge saß auf dem Steinquader. Starrte auf den blau pulsierenden Monitor.
NICHT, tippte er. Das Wort erschien blinkend in der Ecke, verblasste dann.
Nein, nein, nein, dachte er. Es funktioniert nicht.
NICHT, schrieb er erneut.
Wartete. Sah zu, wie die Schwärze das Wort verschlang. Bitte, funktioniere.
Plötzlich setzte sein Herzschlag aus.

Wer ist da?

Der Junge stierte die Worte an.
Jemand hatte geantwortet. Jemand war da.
Wer war da? Wer war ...
Ein Name. Die Person wollte einen Namen.
Angst breitete sich in seinem Bauch aus, zäh und ölig.
Sein Name? Sein Verstand raste. „Ich weiss es nicht“, flüsterte er. „Ich weiss es nicht mehr.“ Tränen füllten seine Augen. „Ich weiss meinen Namen nicht mehr.“
Aufgewühlt und beinahe tränenblind tippte er weiter.

ICH WEISS IHN NICHT MEHR

Doch die Worte blieben stehen.

HILFE, tippte der Junge weiter.

GEH WEG VON DEM MONITOR

Immer noch prangten die Buchstaben auf dem Screen.
Der Junge löschte sie wieder. Eine Träne rollte ihm über die Wange. Schniefend wischte er sie weg.
Dann versuchte er erneut:

NICHT

Das Wort verschwand bereits, und die Antwort tauchte abrupt auf, bevor er zu Ende schreiben konnte.

Was?

Der Junge biss die Zähne zusammen. Versteh doch.

GEHEN

Die Worte verschwanden. NICHT GEHEN
Niemand antwortete.
Hilf mir, durchzuckte es den Jungen, allmählich verrückt vor Angst. Komm und hilf mir.
Keine Antwort.
Hilfe“, wiederholte er schluchzend. Er hackte auf die Tastatur:

KOMM UND HILF MIR

Die Worte verschwanden nicht. Sie schienen ihn zu verhöhnen, so, wie sie in der Ecke prangten. Blinkend.
Er löschte sie. Tippte sie erneut. Kürzte den Satz. Die Worte blieben stehen.
Seine Angst wuchs, als er begriff, dass dieser Jemand am anderen Ende nicht kommen würde. Nicht kommen konnte.
Schluchzend hämmerte er auf die Tastatur, bis der Boden zitterte. Der Monitor knackte, zischte, auf einmal waberten Schatten durch den Screen in den Raum hinein. Wind durchpeitschte die Haare des Jungen, liess ihn stolpert, als würde er ihn zu Fall bringen wollen.
Und dann, der Geistesblitz.
Fallen, schoss die Erinnerung dem Jungen durch den Geist. Mein Name bedeutet fallen.
Schatten zischten neben seinem Ohr, die Sicht verzerrte sich, verschwamm in einem Strudel.
Es ist eine Warnung.
Der Junge biss die Zähne zusammen, stemmte sich gegen den Sturm, seine rudernden Hände wurden von den Tasten weggerissen, doch mit einem Ruck erhaschten seine Finger ein letztes Mal die Tasten:

NAME

Der Raum bebte stärker, Schatten strömten durch den Monitor, alles kreischte, zischte, bäumte sich auf, der Junge presste sich die Hände auf die Ohren, strauchelte zu dem Wandmonitor, tastete in der wirbelnden, sich dehnenden Schwärze umher.
Dann fand er es, und mit letzter Kraft riss er das Kabel hinaus.

***
Stockschwarz.
Totenstille.
Sein keuchender Atem in der Dunkelheit.
Es war ruhig. Es war dunkel. Er war allein.
„Nicht“, flüsterte der Junge. Wer auch immer du bist, sandte er das Gebet in die Schwärze des Raumes hinein, geh nicht.
Die Schatten kehrten zurück, lullten ihn ein.
Dann sackte er auf den Steinquader, auch seinen Kopf fühlte er hinabgleiten, seine Wange, die mit einem letzten Klicken auf die Tastatur sank.


N
I


C


H


T

 

Hallo ihr lieben Wortkrieger,

Ich bin neu hier, und mit "Der Würfeljunge" veröffentliche ich hier meinen ersten Text, an dem ich jetzt doch auch ein Weilchen gefeilt habe.

Den Kurztext "Das Malheur" habe ich probehalber hochgeladen gehabt und wieder gelöscht, um zu schauen, wie das so läuft mit dem Posten, den Reaktionen und Kommis, dem Bearbeiten etc. Vielen Dank denen, die sich daran mit Feedback beteiligt haben!

"Der Würfeljunge" ist schwach von Interstellar inspiriert, vielleicht war der Hinweis jetzt auch schon zu einschneidend, vielleicht zu wenig, jedenfalls belasse ich es mal mit Kommentaren meinerseits und gucke, wie ihr als Leserschaft so darauf reagiert. :)

Lieber Gruss
icaurs_flew

 

Hallo @icarus_flew

Da hast du eine feine Endlosschleife geschrieben, die Inspiration Interstellar war bei der Stelle mit dem Faden im Gewebe recht offensichtlich. Aber Interstellar ist wie geschaffen für Inspiration und wirklich keine Schlechte. Bei den Szenen in dem Würfel hatte ich auch leichte Cube-Vibes. Ab der Stelle war ich dann auch gespannt, wie du es ausgehen lässt. Mir sind vor allem Szenarien wie Matrix, Interstellar, Cube und the Ring durch den Kopf gegangen.

Ich lehne mich mal aus dem Fenster und versuche mich an einer Deutung. Der Computer bzw. seine verwandten Geräte haben eine sehr große Anziehungskraft auf uns, saugen uns ein und halten uns in Redundanzen gefangen. Tinder, Facebook, Instagram, Xing oder Videospiele oder, oder, oder ... Wir tun irgendwie immer anders verpackt das Gleiche. Wenn man es so schreibt, ist es irgendwie nur schlecht und wirklich gut ist es auch nicht. Das transportiert die Geschichte für mich recht gut, auch den Versuch, daraus auszubrechen. Aber sind wir ehrlich, es ist nicht nur schlecht, manchmal machts auch Spaß. Ich finde ein bisschen Licht darf bei so einem Thema nicht fehlen.

Hier noch ein paar Anmerkungen:

Als er mit zitternden Fingerkuppen darüberstrich, fühlte er die eckigen Vertiefungen, die Abdrücke, wie winzige Brandmale, die die Erhebungen der Tasten tief in seine Haut gebissen haben.

Das find ich ein bisschen zu konkret und klar dafür, dass er gerade aufwacht. Der Vergleich mit den Brandmalen gefällt mir nicht wirklich, weil du auch später im Text nicht wirklich darauf eingehst, ob es nun welche sind.

Er wollte bereits den Monitor hochfahren

Monitor als Synonym für PC funktioniert leider nicht. Weil der Bildschirm selber nicht hochfährt.

da stach ihm das schlaffe, schwarze Kabel ins Auge. Jemand hatte den Stecker gezogen.

Das mag jetzt kleingeistig wirken. Das Kabel des Monitors oder das Kabel des Computers?

Über der Umschalttaste glomm es grün. Caps Lock an.

Demnach hat der Computer Saft, aber der Bildschirm nicht.

hielt dann die Einschalttaste gedrückt, bis der Screen blassblau aufleuchtete.
Als er die Lider öffnete, fand er den Monitor schwarz vor.

usw.
Ich hab den Anfang jetzt mehrfach gelesen und bekomme einfach keinen Griff dran. Das liest sich, als wäre die Hardware für den Protagonisten eine Blackbox. Dabei find ich gerade den Anfang für deine Geschichte superwichtig.

Wenn der Bildschirm an ist und der Computer aus, macht die Interstellar-Referenz mehr Sinn. Das anzeigende Gerät stellt etwas dar, ohne Signale vom Computer zu bekommen.

Wenn der Computer an ist und der Bildschirm aus, wird das schon schwieriger. Aber die Metapher (wenn beabsichtigt) vom digitalen Hamsterrad funktioniert besser. Zeigt doch der Bildschirm nur, was wir vom PC heraufbeschwören.

Wenn beides aus sein sollte, wird es gruselig und wenn beides an ist, gibt es raum für Spekulationen, Hackerangriff? Virus?

Spielte ihm jemand einen Streich? Ohne zu überlegen, glitten seine Finger über die Tasten.
Wer ist da? tippte er.

Ich finde, du hast zwei Optionen, entweder der Protagonist ist ein normaler User, dann wäre es nur verständlich, dass er spätestens dann einfach alles ausschaltet und dann ist deine Geschichte vorbei. Es wäre zwar genau mein Humor, aber das ist, glaube ich nicht, was du willst. ;)

Jemand, der zumindest keine Angst vor schwarzen Bildschirmen mit blinkendem Cursor hat, schreibt wohl eher nicht "wer ist da?".

Exit, quit oder shutdown -s, würden nahe liegen oder statt der Frage der Terminalbefehl "who". Wenn du das Bild etwas professioneller gestalten möchtest vielleicht: ps -F, killall oder so was. Ich bin auch nicht wirklich routiniert bei diesen Shellsachen.

Da linste er auf das Lateinlexikon auf seinem Pult. Schlug es unwillkürlich auf.

Das wirkt auf mich etwas zu konstruiert. Sein Computer entwickelt gerade ein Eigenleben, jemand oder etwas schickt ihm Nachrichten auf seinen Bildschirm und er blättert in seinem Stowasser?

cad ...
lat. cadere.
fallen.

Ich hatte nie Latein in der Schule. Also bitte korrigiert mich cadere? Aber er heißt Cad, dann wäre cade der Imperativ Singular, oder?

Aber CAD heißt auch Computer-aided Design. Wo willst du damit hin?

Nur weil er dann in das Unbekannte fällt? Das find ich ein bisschen schwach. Oder geht es dir um die Synonyme? Wie sinken und stürzen.

Cadere, flüsterte eine lateinische Zunge.
Fallen.

Wieso hast du dich dazu entschieden, dass jenseits der Barriere zwischen Real und Digital Latein gesprochen wird?

Der leere Raum maß etwa zwanzig auf zwanzig Fuß.

Wieso Fuß? ... wie wäre es mit Zoll ;)

Den Rest würde ich gern etwas zusammenfassen. Ich finde die Idee wirklich nicht schlecht, aber es macht auf mich den Eindruck, als hättest du nicht wirklich viel mit Computern zu tun. Verzeih mir, wenn ich darauf herumreite. Du hast Interstellar als Inspiration genannt, ein Film, der so durchdacht und voller Details ist, dass man nach dem x-ten Mal noch etwas Neues entdeckt. So viele Symbole, Referenzen, Anspielungen, das vermisse ich in deinem Text. Oder ich finde sie nicht, ist durchaus möglich, dann bitte zeig sie mir.

Die Bedeutung der Nicht-Kreatur ist auch so eine Sache, wieso ist sie so aktiv und boshaft? Und wieso ist sie "nicht"?

Du versuchst auf der einen Seite etwas zu beschreiben, dass sich in dimensionsübergreifender Weite verlieren könnte, aber der Raum/Würfel ist aus Stein. Solide und stofflich.

In dem Würfel steht ihm eine Tastatur zur Verfügung, die ihn aber in seiner Kommunikation limitiert, dass erzeugt natürlich zum einen den Gedanken, die Maschine tut, was sie will. Trotzdem, ich als Leser hab mich am Anfang gefühlt, als sollte ich in eine Realität jenseits der unseren entführt werden, wieso ist da eine Tastatur, die nicht richtig funktioniert? Also im Sinne von einem Gegenstand, der eigentlich nur in unserer Realität eine Bedeutung hat.

Ich bediene mich mal deiner Metapher für meine Meinung. Ich stehe noch vor dem Bildschirm und stupse an den Screen, der wackelt zwar, aber lässt mich nicht durch. Deine Beschreibung der anderen Seite wird immer wieder von zu materiellen Dingen gestört oder stolpert über, bitte sei mir nicht böse, altbewährte Metaphern.

Grüße

The Dead Frog

 

Hallo @icarus_flew
und willkommen hier!!

Ich habe nur zwei schnelle Anmerkungen:

Er wollte bereits den Monitor hochfahren, da stach ihm das schlaffe, schwarze Kabel ins Auge.
Mit solchen "Redewendungen" wäre ich in einer Horrorstory vorsichtig, bzw. würde ich sie nicht benutzen, wenn ihm das Kabel nicht "wirklich" ins Auge sticht - also so, dass es weh tut.
Ansonsten muss man als Leser zweimal nachdenken, ob das jetzt die Redewendung ist, oder ob ihm das Kabel im Auge hängt.
N
I C H T
Da passt was mit den Zeilenumbrüchen nicht :)

Ansonsten: gern gelesen
Gruß
pantoholli

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @The Dead Frog

Vielen Dank erst mal, dass du so detailreich kommentiert hast!

Da hast du eine feine Endlosschleife geschrieben, die Inspiration Interstellar war bei der Stelle mit dem Faden im Gewebe recht offensichtlich.
Da bin ich doch schon mal froh, dass die Endlosschleife für dich verständlich war, denn ich war mir insgesamt echt nicht sicher, wie offensichtlich was genau wirkt.
Das transportiert die Geschichte für mich recht gut, auch den Versuch, daraus auszubrechen. Aber sind wir ehrlich, es ist nicht nur schlecht, manchmal machts auch Spaß. Ich finde ein bisschen Licht darf bei so einem Thema nicht fehlen.
Super, danke dir. Ja genau, es sollte den Eskapismus/dieses sich-Verlieren in der digitalen Welt darstellen. Ich habe das auf eigene Erfahrungen gestützt und diese von Interstellar inspirierte Endlosschleife dafür genutzt, dass man in einem Teufelskreis landen kann und keinen Ausgang mehr findet aus diesem Konsum. Beachte hier bitte das Wort "kann". Meiner Meinung nach wirkt es durch den auktorialen Erzähler so weit neutral und nicht wertend, sodass ich einfach eine Seite beleuchte, die passieren kann.
Vielleicht ist es dir einfach ein wenig entgangen, aber das bisschen Licht, dass du ansprichst, findet man (für mich persönlich) in der Situation, wo Cad sein eigenes Ich warnt bzw. bei ihm Hilfe sucht – das ist doch die schöne Seite von digitaler Vernetzung: Man kann Kontakt aufbauen zu anderen, sich Rat, Unterstützung und Hilfe einholen (oder auch geben), wenn man es sonst nirgendwo kriegt (wie etwa Cad in seinem leeren Würfelraum). Ein Nehmen und Geben, so.
Aber danke für die Anmerkung, ich schaue, ob ich dieses Positivere an anderen Stellen auch noch einbauen kann. :)
Das find ich ein bisschen zu konkret und klar dafür, dass er gerade aufwacht. Der Vergleich mit den Brandmalen gefällt mir nicht wirklich, weil du auch später im Text nicht wirklich darauf eingehst, ob es nun welche sind.
Okay, finde ich spannend. Da mein Erzähler auktorial bzw. allwissend ist, fand ich es jetzt nicht zu konkret, da er die Male sehr wohl am Protagonisten sehen bzw. beschreiben kann, da nicht er es ist, der noch schlaftrunken ist ... Wäre es ein Ich-Erzähler, ja, dann würde er es bestimmt nicht derart genau warnehmen.
Das mit den Brandmalen dachte ich mir als Vergleich, aber ja, doch, dein Hinweis leuchtet mir ein, da hast du absolut recht, das werd ich wohl rausnehmen.
Monitor als Synonym für PC funktioniert leider nicht. Weil der Bildschirm selber nicht hochfährt.
Ups! Absolut richtig.
Das mag jetzt kleingeistig wirken. Das Kabel des Monitors oder das Kabel des Computers?
Ich meinte das Computerkabel ... Ist diese Stelle tatsächlich verwirrend? (ehrlich gemeinte Frage)
Ich habe eher das Gefühl, würde ich schreiben "das Computerkabel", würde man sich doch denken "na klar, was denn sonst??" Ich dachte daran, dass sich der Bildschirm automatisch mit dem Computer zusammen einschaltet, das wäre ja ein wenig seltsam sonst.
Demnach hat der Computer Saft, aber der Bildschirm nicht.
Ah, hiermit verstehe ich deine obere Frage besser. Da hast du recht, werd ich in diesem Falle ändern. (ich wollte nämlich nicht, dass sie unabhängig voneinander aus bzw. ein sind)
Ich hab den Anfang jetzt mehrfach gelesen und bekomme einfach keinen Griff dran. Das liest sich, als wäre die Hardware für den Protagonisten eine Blackbox. Dabei find ich gerade den Anfang für deine Geschichte superwichtig.
Ah, ich sehe die Verwirrung, das werde ich noch klarer schreiben müssen.
Sowohl Monitor wie auch Computer sollten am Anfang aus sein. Danach steckt der Prota das Kabel (ein Kabel für beides) wieder ein, Computer fährt hoch, damit auch der Screen. Dieses "blassblau aufleuchten" dachte ich als Einschaltprozess, danach schaltet sich der Monitor um und man sieht den blinkenden Cursor in der Ecke. Werde ich verständlicher schreiben, danke.
Es wäre zwar genau mein Humor, aber das ist, glaube ich nicht, was du willst. ;)
Das hast du richtig erkannt. ;)
Jemand, der zumindest keine Angst vor schwarzen Bildschirmen mit blinkendem Cursor hat, schreibt wohl eher nicht "wer ist da?". Exit, quit oder shutdown -s, würden nahe liegen oder statt der Frage der Terminalbefehl "who". Wenn du das Bild etwas professioneller gestalten möchtest vielleicht: ps -F, killall oder so was. Ich bin auch nicht wirklich routiniert bei diesen Shellsachen.
Mhh okay, ich sehe was du meinst. Letztendlich baut meine gesamte Geschichte aber darauf auf, dass er zurückschreibt. Vielleicht lasse ich den Prota Exit bzw. Esc versuchen, was daraufhin nicht klappt. Könnte es mir definitiv gruselig vorstellen, dieses schwarz-mit-blinkendem-Cursor-Fenster nicht mehr verlassen zu können. Was ihn aber dann genau dazu bewegt, etwas zu schreiben – ja, da mach ich mir noch tiefere Gedanken darüber.
Das wirkt auf mich etwas zu konstruiert. Sein Computer entwickelt gerade ein Eigenleben, jemand oder etwas schickt ihm Nachrichten auf seinen Bildschirm und er blättert in seinem Stowasser?
Hilfe, da hast du tatsächlich meinen Schwachpunkt entdeckt. Danke, ja, ich dachte auch, dass das übelst konstruiert scheinen kann, bin mit dieser Stelle inhaltlich auch wirklich noch nicht zufrieden. Werd ich definitiv noch überarbeiten.
Ich hatte nie Latein in der Schule. Also bitte korrigiert mich cadere? Aber er heißt Cad, dann wäre cade der Imperativ Singular, oder?
Cadere bedeutet tatsächlich fallen, ja. Die Frage mit dem Imperativ Singular verstehe ich nicht ganz, ich fand Cadere als Namen schlichtweg zu exotisch bzw. zu krampfhaft mysteriös/phantastisch, weshalb ich die Kurzform Cad gewählt habe. Einfacher zu lesen, simple Betonung, klingt besser ... Mit dem CAD hat es nix zu tun, ist einfach ein lustiger Zufall ;)
Wieso hast du dich dazu entschieden, dass jenseits der Barriere zwischen Real und Digital Latein gesprochen wird?
Ich sehe, da hätte ich wohl besser geschrieben: "... flüsterte eine Zunge auf lateinisch." Cadere ist nun einmal Latein.
Wieso Fuß? ... wie wäre es mit Zoll
Auch möglich, klar. Ich habe mir Längen als Leser in bisherigen Büchern besser vorstellen können mit Fuss als Angabe, man hat's besser vor Augen, wie viel ein durchschnittlicher Fuss etwa misst.
Ich finde die Idee wirklich nicht schlecht, aber es macht auf mich den Eindruck, als hättest du nicht wirklich viel mit Computern zu tun.
Danke, das ist doch schon einmal ein Anfang :) Falls du den Techniker-Jargon vermisst, muss ich dich enttäuschen, darauf wollte ich mich tatsächlich nicht fokussieren, schliesslich sollte es für jeden verständlich bleiben. Die unlogischen Dinge innerhalb der Computertechnik, die du weiter oben genannt hast, werde ich auf jeden Fall überarbeiten, so sollten die nicht stehen bleiben. :)
Du hast Interstellar als Inspiration genannt, ein Film, der so durchdacht und voller Details ist, dass man nach dem x-ten Mal noch etwas Neues entdeckt. So viele Symbole, Referenzen, Anspielungen, das vermisse ich in deinem Text.
Um es klarzustellen: Die Inspiration der Endlosschleife kam aus Interstellar; dieser (für mich gruselige) Kontaktaufbau zum Ich in der Zukunft/Vergangenheit, richtig. Man muss bedenken, dass ich Interstellar nicht kopieren will. Dass du eine ähnliche Anzahl an versteckten Symbolen erwartest, der gleiche Detailreichtum, finde ich nicht ganz logisch, schliesslich vergleichst du hier eine 5-seitigen Text mit einem Meisterwerk der Filmgeschichte. Der Screenplay der Nolans misst etwa 400 Seiten, natürlich kann man da viel mehr einbauen.
Die Bedeutung der Nicht-Kreatur ist auch so eine Sache, wieso ist sie so aktiv und boshaft? Und wieso ist sie "nicht"?
Obwohl du das mit der Endlosschleife gleich verstanden hast, ist dir (vermute ich anhand dieser Frage) noch nicht aufgefallen, dass diese Schattenkreatur Cad selbst darstellt, da sich die Ebenen überlagern. Im Prinzip ist es nicht nur eine Schleife, die sich wiederholt, sondern Cad in seinem Zimmer existiert zeitgleich mit Cad in dem Würfelraum.
Wenn du dich auf den Text achtest: Cad haucht "Nicht was?" in die Schatten seines Zimmers. Er spürt einen Kältehauch am Nacken.
Die Schattenkreatur haucht (habe extra dasselbe Werb verwendet) ebenfalls "Nicht was?" und greift Cad am Nacken. Somit soll diese Überlagerung bzw. dieses Gespräch mit sich selbst verdeutlicht werden.

Der Grund für die gruselige Darstellung Cads mithilfe einer "Kreatur":
Am Schluss liegt das Bedrohliche (die Kreatur) nicht im Internet oder den Plattformen, da dies sehr wohl auch Gutes bewirken kann, wie du korrekt gesagt hast, sondern vielmehr im eigenen Selbst. Man reitet sich selbst in diesen Kreislauf hinein, bis zu einem Punkt, wo man sich selbst nicht mehr helfen kann (Cad im Zimmer kann den Cad im Würfelraum nicht retten, die Kreatur flieht, auch sie weiss nicht weiter, sondern verängstigt Cad bloss).

Wieso sie "nicht" ist: Ich denke, damit ist gemeint, warum ich Begriffe wie Nicht-Lippen, Nicht-Atem etc. verwendet habe? Nun ja, es ist eigentlich ein wabernder Schatten, der teilweise agieren sollte wie ein Mensch (Hinweis darauf, dass sie Cad stückweise verkörpert), da dachte ich, es könnte es sprachlich bzw. zum Lesen noch interessant sein, es so zu beschreiben. Lippen, hauchen, flüstern, sprechen, aber doch nicht Lippen sind, wie wir sie kennen (Nicht-Lippen eben), da wir uns in diesem Raum nicht in der Realität befinden.

Du versuchst auf der einen Seite etwas zu beschreiben, dass sich in dimensionsübergreifender Weite verlieren könnte, aber der Raum/Würfel ist aus Stein. Solide und stofflich.
Zum einen dachte ich da an würfelförmige Pixel. Alles ist eckig, quadratisch, blockartig. Dass es dann doch in diesem Sinne stofflich ist, war eine persönliche, inhaltliche Wahl, da ich es weniger aufregend fand, Cad im Nichts schweben zu lassen. Was aber genau ausserhalb dieses lichtlosen Würfels ist, bleibt ungeklärt und brachte für mich während des Schreibens für den Anfang genügend mysteriöses Flair mit ... Finde es aber interessant, dass es dir jetzt nicht derart zusagt. Womöglich sollte ich es nicht "Stein" nennen. Irgendetwas, das einen nicht an die reale Welt erinnert. Mal schauen, wie sich das noch ausbauen lässt.
Trotzdem, ich als Leser hab mich am Anfang gefühlt, als sollte ich in eine Realität jenseits der unseren entführt werden, wieso ist da eine Tastatur, die nicht richtig funktioniert? Also im Sinne von einem Gegenstand, der eigentlich nur in unserer Realität eine Bedeutung hat.
Das stimmt, das ist auch einer der Knackpunkte, an welchem ich mir noch ein bisschen die Zähne ausbeisse. Danke!
Ich bediene mich mal deiner Metapher für meine Meinung. Ich stehe noch vor dem Bildschirm und stupse an den Screen, der wackelt zwar, aber lässt mich nicht durch.
Haha, da musste ich doch wirklich lachen. Das hast du schön formuliert. :)

Deine Beschreibung der anderen Seite wird immer wieder von zu materiellen Dingen gestört oder stolpert über, bitte sei mir nicht böse, altbewährte Metaphern
Absolut. Werd ich auf jeden Fall noch ausbauen, bin selbst gespannt. Es baut mich auf, dass du trotz der (noch etwas vielen) Stolpersteine das Potenzial darin siehst.

Vielen Dank für die Ehrlichkeit und Mühe, mit denen du dich mit meinem Text auseinandergesetzt hast. Es hat mir wirklich sehr geholfen und die Augen weiter geöffnet, danke!


Hallo @pantoholli

Auch dir danke ich für den Kommi!

Mit solchen "Redewendungen" wäre ich in einer Horrorstory vorsichtig, bzw. würde ich sie nicht benutzen, wenn ihm das Kabel nicht "wirklich" ins Auge sticht - also so, dass es weh tut.
Ansonsten muss man als Leser zweimal nachdenken, ob das jetzt die Redewendung ist, oder ob ihm das Kabel im Auge hängt.
Oh, diesen Hinweis fand ich ganz spannend. Wäre ich gar nicht darauf gekommen, danke, das wär mir für meinen armen Prota dann doch ein wenig zu makaber gewesen ;)
Da passt was mit den Zeilenumbrüchen nicht :)
Grrr, in deinem Zitat siehts jetzt tatsächlich falsch aus. Korrekterweise sollten die einzelnen Lettern vertikal hinunterfallen/tropfen, wie ein Faden, der sich nach und nach auflöst, ein wenig als Versinnbildlichung des letzten Gedanken des Protagonisten, dieses N I C H T (einfach gegen unten), das sich immer mehr verliert, genauso wie er selbst. In meiner Darstellung sieht's anders (besser) aus, deshalb kann ich es wohl nur so lassen oder mir etwas anderes überlegen, mhh, dass die Formatierung dann so tut, wie man will, ist immer so ne Sache ...

Ansonsten: gern gelesen
Diese Anmerkung habe ich auch gern gelesen :)

Vielen lieben Dank an euch beide und liebe Grüsse
icarus_flew

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin @icarus_flew

Danke für die ausführliche Antwort und deine Ausführung. Das hat sehr geholfen. Ich hab mir noch einige Gedanken gemacht.

Hilfe, da hast du tatsächlich meinen Schwachpunkt entdeckt. Danke, ja, ich dachte auch, dass das übelst konstruiert scheinen kann, bin mit dieser Stelle inhaltlich auch wirklich noch nicht zufrieden. Werd ich definitiv noch überarbeiten.

Darf ich dir den Terminal-Befehl "who" ans Herz legen. Gibt man diesen in eine Bash-Shell ein, so gibt die Shell den User aus z.B.: The Dead Frog :1 2022-09-28 09:48 (:1).
In deinem Fall könnte das dann cadere usw. sein. Somit ist Cad vor dem Computer und auch darin. Cad oder auch Cadere, als Taufnamen find ich beides seltsam. Aber als Nickname/Username kein Problem.
Wenn die Shell diesen Usernamen ausgibt, hast du auch einen Angriffspunkt für das Lateinische. Denn für einen Usernamen hat man sich ja selbst entschieden u.a. wegen der Bedeutung des selbigen.

Cadere bedeutet tatsächlich fallen, ja. Die Frage mit dem Imperativ Singular verstehe ich nicht ganz, ich fand Cadere als Namen schlichtweg zu exotisch bzw. zu krampfhaft mysteriös/phantastisch, weshalb ich die Kurzform Cad gewählt habe. Einfacher zu lesen, simple Betonung, klingt besser ... Mit dem CAD hat es nix zu tun, ist einfach ein lustiger Zufall

Ach Mist, da hab ich mehr gedacht als geschrieben. Der Imperativ ist Binär. Tu das! Tu das nicht! Also eigentlich ist der Imperativ Singular/Plural das, was die Funktion eines Computers ausmacht. (Halt so viele Imperative, dass es für uns schon wieder willkürlich wirkt.)

Die Frage war, ob du damit auf die Dualität des Imperativs anspielst.

Der Konjunktiv ist für mich immer so der Bastard des binären Sprachsystems und das können Computer nicht. Da gab es doch mal diese Memes: Es gibt keine KI nur endlose "if, then"- Bäume.

alls du den Techniker-Jargon vermisst, muss ich dich enttäuschen, darauf wollte ich mich tatsächlich nicht fokussieren, schliesslich sollte es für jeden verständlich bleiben.

Tatsächlich find ich es gut, dass du keinen Techniker-Jargon einbauen willst. Was ich meinte, waren die Ur-Funktionen eines Computers: Wenn, Dann, Und, Oder, Ja, Nein. "Nicht" in diesem Sinne gehört schon auch dazu, aber alleine reicht es mir nicht für das Gesamtbild. Die Welt jenseits des Screens ist mir zu mystisch, zu wenig binär/kausal. Das kann ja für uns auch mystisch sein. Jeder, der seinen Eltern/Großeltern schon mal mit dem Computer geholfen hat, weiß, wovon ich rede.:D

Ich hoffe, das ergibt Sinn für dich.

Obwohl du das mit der Endlosschleife gleich verstanden hast, ist dir (vermute ich anhand dieser Frage) noch nicht aufgefallen, dass diese Schattenkreatur Cad selbst darstellt, da sich die Ebenen überlagern. Im Prinzip ist es nicht nur eine Schleife, die sich wiederholt, sondern Cad in seinem Zimmer existiert zeitgleich mit Cad in dem Würfelraum.
Wenn du dich auf den Text achtest: Cad haucht "Nicht was?" in die Schatten seines Zimmers. Er spürt einen Kältehauch am Nacken.
Die Schattenkreatur haucht (habe extra dasselbe Werb verwendet) ebenfalls "Nicht was?" und greift Cad am Nacken. Somit soll diese Überlagerung bzw. dieses Gespräch mit sich selbst verdeutlicht werden. Der Grund für die gruselige Darstellung Cads mithilfe einer "Kreatur":
Am Schluss liegt das Bedrohliche (die Kreatur) nicht im Internet oder den Plattformen, da dies sehr wohl auch Gutes bewirken kann, wie du korrekt gesagt hast, sondern vielmehr im eigenen Selbst. Man reitet sich selbst in diesen Kreislauf hinein, bis zu einem Punkt, wo man sich selbst nicht mehr helfen kann (Cad im Zimmer kann den Cad im Würfelraum nicht retten, die Kreatur flieht, auch sie weiss nicht weiter, sondern verängstigt Cad bloss). Wieso sie "nicht" ist: Ich denke, damit ist gemeint, warum ich Begriffe wie Nicht-Lippen, Nicht-Atem etc. verwendet habe? Nun ja, es ist eigentlich ein wabernder Schatten, der teilweise agieren sollte wie ein Mensch (Hinweis darauf, dass sie Cad stückweise verkörpert), da dachte ich, es könnte es sprachlich bzw. zum Lesen noch interessant sein, es so zu beschreiben. Lippen, hauchen, flüstern, sprechen, aber doch nicht Lippen sind, wie wir sie kennen (Nicht-Lippen eben), da wir uns in diesem Raum nicht in der Realität befinden.

Das ist mir tatsächlich nicht aufgefallen. Ich hab jetzt auch etwas überlegt, warum es mir nicht aufgefallen ist. Das fällt ja immer schwer weil "The Dead Frog -> doof" eine Option ist.
Und ein bisschen ist da auch was dran. Mir war die Interaktion nicht deutlich genug und zu einseitig boshaft. Wir hinterlassen ja nicht nur den hilflosen, ratlosen und boshaften Schatten im digitalen Äther.

Denn,

Vielleicht ist es dir einfach ein wenig entgangen, aber das bisschen Licht, dass du ansprichst, findet man (für mich persönlich) in der Situation, wo Cad sein eigenes Ich warnt bzw. bei ihm Hilfe sucht

das ist mir auch entgangen, weil die eigentliche Situation zu trostlos wirkt. In meinem Kopf funktioniert das auch nicht. Für das Licht müsste Cad eindeutiger der Schleife entkommen oder es müsste eine vielfältigere Interaktion mit der "Nicht-Kreatur" zu stande kommen.

Grüße

The Dead Frog

 

Da passt was mit den Zeilenumbrüchen nicht :)
Grrr, in deinem Zitat siehts jetzt tatsächlich falsch aus. Korrekterweise sollten die einzelnen Lettern vertikal hinunterfallen/tropfen, wie ein Faden, der sich nach und nach auflöst, ein wenig als Versinnbildlichung des letzten Gedanken des Protagonisten, dieses N I C H T (einfach gegen unten), das sich immer mehr verliert, genauso wie er selbst.
Ja - im Zitat ist das ganz anders :D

Was ich meinte ist, zwichen N und I ist ein Zeilenumbruch, zwischen I und C sind zwei (oder jetzt drei?) Zeilenumbrüche.

Das mit dem Tropfen hab ich nicht geschnallt. Das die Buchstaben untereinander kommen, damit habe ich kein Problem, ich würde aber dennoch einheitliche Zeilenumbrüche zwischen den Buchstaben bevorzugen, weil es sonst aussieht, als wäre das "Schlamperei vom Autor", auch wenn sich der Autor was dabei gedacht hat :D
Oder: Du macht zwischen den ersten beidne Buchstaben einen Umbruch, zwischen I und C zwei, zwischen C und H drei und so weiter... dann sieht das wieder nach Absicht aus.

Gruß
pantoholli

 

Mein Name bedeutet fallen.

Namen sind Schall und Rauch, heißt es, und doch widerlegt schon eine der ältesten Geschichten, dass nicht unbenanntes ist, wenn sich Odysseus gegenüber Polyphem „Niemand“ nennt, dass die Giganten keinen Täter ausmachen können – da würde selbst heute fast jeder staunen, wie nichts und niemand einen blenden kann (und tut doch auch Bedeutungsloses - idR aber erst hernach).… Selbst die Dinge erhalten Namen und seien es Ziffernfolgen, Adressen, dass sie benannt und identifiziert werden können, wenn sie gar nicht hier sind, wo Du bist und ich gerade bin und für mich ist der PC dass was Computer seit 1981 ganz nüchtern sind: Technisch höher stehende Rechen- oder Schreibmaschinen nebst erweitertem Gedächtnis.

Flusenlese

..., die Abdrücke, die die Erhebungen der Tasten tief in seine Haut gebissen haben.

Fuhr mit der Zunge an der Innenseite seiner prickelnden Wange entlang.
Da spiegelte sich sein Gesicht schwach in der Schwärze des Screens. Erneut glitt die Hand an seine Wange.
Du hast eine Vorliebe für Possessivpronomen. Fürchtet da wer auch immer, dass seines was auch immer mit dem was auch immer eines andern velwechsert werden kann?

Bezeichnend etwas später

Sein Kopf ruckte erschrocken nach hinten, er blickte in das Dunkel in seinem Rücken. Keine Person, keine Stimme.
Ist nicht eher statt des „in“ ein „hinter“ angesagt?

Sieh hin. Lies.
Imperative sind doch wohl mehr als bloße Aussagen! Oder?

Weiter unten kommts gleichermaßen …


Er verkniff die Augen vor dem hellen Licht.
Nee, verkneifen meint heute, sich etwas versagen – also ein Tun oder Unterlassen vom gesprochenen Wort bis hin zur Tat
Besser:
er „kniff die Augen … zusammen“

Leiser Schmerz an seiner Wange, als würde es ihn warnen wollen: Nicht.
Nicht falsch, aber es geht jenseits der würde-Konstruktion: …, als wollte es ihn warnen“

Wer ist da? tippte er.
In der Form erzwingt das Satzzeichen die Majuskel „Tippte er“, wie bei der wörtl. Rede verhindert das ein Komma nach dem Fragezeichen ...

Am liebsten hätte er den Computer wieder ausgeschalten.
… hätte er … ausgeschaltet.

Finsternis rauschte an ihm vorbei, seine Haare peitschten wild, die Zeit gischte und krümmte sich, bäumte sich auf, …
Da gehn aber die Gäule mit Dear durch, „die Zeit geht nicht, sie stehet still“ heißt es physikalisch korrekt in einem Gedicht von Gottfried Keller. Die Zeit ist immer hier und jetzt, Vergangenheit sammelt sich in unserm Gedächtnis - aus dem sich unser Wunschhorizont und neuerdings auch wieder unser Angsthorizont als Zukunft abbildet

Er war hineingetreten, damals, in jenem Zimmer, in jene flüssige Dunkelheit, und das war sein Fehler gewesen.
in jenes Zimmer

Er betete.
Sieh hin.
Lies.
Besser abschließend „!“

Eine Tür erhob sich aus den Schatten, öffnete sich flüsterleise.
Lass mich überraschen, ob da der Keim zum Poeten durchkommt ...

Das Dunkelwesen schwebte zu ihm, griff ihn ohne Weiteres mit eisiger Nicht-Hand am Nacken und setzte die Nicht-Lippen an sein Ohr. „Nicht was?“, hauchte es, der Nicht-Atem kalt und schal.
Der Junge, erstarrt vor Angst, gab keinen Ton von sich.
erstarrte

Wind durchpeitschte die Haare des Jungen, liess ihn stolpert, als würde er ihn zu Fall bringen wollen.

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo @icarus_flew,

spannende Geschichte, die du da erzählst. Es hakt noch und ist noch nicht ganz fertig.

Für mein Gefühl gäbe es noch ein paar Stellen, die du bearbeiten könntest. Anregungen dazu hast du ja schon bekommen.

Ich weiß nicht, ob dir klar ist, wie das hier bei den Wortkriegern läuft. Meistens bearbeiten wir die Texte anhand der Rückmeldung direkt hier im Ursprungsbeitrag. Dann können wir sehen, wie sich der Text entwickelt.

Frei nach Steven King, der gesagt haben soll "Ich schreibe schlecht, aber ich bin richtig gut darin, zu überarbeiten."

Ich bin gespannt.

Am liebsten hätte er den Computer wieder ausgeschalten.
… hätte er … ausgeschaltet.

Hi Friedel,

in Österreich und Teilen von Bayern ist "ausgeschalten" korrekt.

Liebe Grüße
Gerald

 

in Österreich und Teilen von Bayern ist "ausgeschalten" korrekt.
Dank Dear,

lieber @GeraldGerdsen,

ah, wieder was dazugelernt (im Ernst, wer ahd. oder mhd. hier gelegentlich seine Figuren reden lässt - gar einmal sogar gotisch und manchmal jiddisch - der interessiert sich auch für andere Dialekte.

Schöne Tage diese Tage aus`m Pott vom

Friedel
(der übrigens schon bei dem von der Vogelweide unter den Linden einen Auftritt hat ...)

 

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