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Die Einsamkeit von Fräulein Gisela

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01.07.2001
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Die Einsamkeit von Fräulein Gisela

Die Einsamkeit von Fräulein Gisela


Draussen hatte es geschneit. Der Schnee bedeckte die Strassen – eine dichte weisse Schneedecke. Die Bäume trugen weisse Mützen – die Dächer trugen weisse Mützen. Die Luft, die durch das geöffnete Fenster drang war kalt – bitterkalt – ein Wintertag in der Adventszeit. Gisela schloss das Fenster, betrachtete die Frostblumen, die sich auf der Scheibe gebildet hatten und fuhr mit den Finger den Frostblumen entlang, liebkoste die Fensterscheibe. Die Frostblumen begeisterten sie – diese Formen – weiss – bizarr. Gisela warf einen Blick auf ihren Adventskranz, der auf dem Tisch lag. Vier blaue Kerzen. Drei davon waren angebrannt – die vierte würde sie heute anzünden – heute. In einer Woche würde sie einen kleinen Tannenbaum in der Wohnstube haben – ein kleiner Tannenbaum mit blauen Kerzen und Engelshaaren und grosse blaue und weisse Kugeln. Gisela spürte in sich eine Leere...eine grosse Leere. Gisela war allein – sie war seit einem Monat allein. Er war einfach davon gegangen, hatte seine Sachen gepackt, fein säuberlich in seinem schwarze Lederkoffer – hatte sie angeschaut und gesagt: „Ich gehe jetzt – es bringt nichts mehr – es war eine schöne Zeit – aber ich muss jetzt gehen – ich brauche meine Freiheit. Ich weiss nicht, ob Du das verstehen wirst. Aber ich muss sie haben – meine Freiheit. Ich kann nicht mein Leben verbringen, einfach versorgt zu werden. Du bist gut – Du verdienst einen anderen Mann – ein Mann, der es schätzt, wenn Du ihm kochst – ihm die Wäsche machst – da bist, wenn er müde von der Arbeit nach Hause kommt und Dir von seinem Alltag erzählt. Das bin ich nicht. Ich erzähle Dir nicht viel – ich erzähle Dir nur von meinen Träumen. Ich weiss, dass schmerzt Dich – meine Träume – weil Du nicht zu meinen Träumen gehörst – Du magst sie nicht – meine Träume.“ – Dann hatte er sie auf der Stirne geküsst. Er hatte sie kurz – flüchtig an den Schultern berührt – die Berührung hatte sie geschmerzt, dann war er gegangen. Sie hatte geweint. Doch niemand beachtete ihre Tränen. Das Wohnzimmer sah nur zu – doch Wohnzimmer können nicht reden - nicht trösten – auch der Adventskranz mit seinen vier Kerzen konnte sie nicht trösten – auch die drei Kerzen – wenn sie brannten und ihr warmes Licht an die Tapeten warfen, konnten sie nicht trösten. Gisela war leer – kaputt – so ohne Hoffnungen. Sie wusste, Frauen brauchen Hoffnung – Hoffnung, dass sie geliebt werden, dass jemand sie zärtlich auf die Lippen küsst – dass sie zärtlich berührt werden.

„Was soll ich...? Was? „ fragte sie sich. Sie kannte keine Antwort. Sie kam sich wie eine Lampe vor, die Licht spendet und plötzlich ausgewechselt wird. Heute würde sie die vierte Kerze anzünden. Draussen fielen die wieder die Schneeflocke. Ein Schneegestöber kam und hüllte die Landschaft in eine weisse Decke ein. Die Lichter der Strassenlampen flackerten auf – spendeten ein mattes Licht in im Schneegestöber. Gisela sah den Kirchturm mit seiner weissen Kappe. Sie lächelte vor sich hin. Was er jetzt wohl machen würde? Ob er an sie dachte – ob er an den Adventskranz dachte – an die vierte Kerze, die sie gemeinsam anzünden wollte? Sie spürte, wie die Tränen ihre Wangen hinunter kollerten. Sie schluchzte, presste ihr Gesicht an die kalte Fensterscheibe mit den grossen Frostblumen. Sie spürte die Kälte. Die Kälte tat ihr wohl. Draussen tanzten die Schneeflocken. In einer Woche war Weihnachten. Sie würde einen Tannenbaum mit blauen Kugeln haben und Engelshaare. Sie hauchte einen Kuss an die Fensterscheibe – eine flüchtige Begegnung ihrer Lippen mit den Frostblumen. Er würde sie nicht vermissen – er nicht. Es schmerzte, dies zu wissen.


© Franz Ludin

 

Hmm... traurig, traurig. :(

Leider liest sich das ganze nicht so gut, weil Du zu oft Nebensätze mit Gedankenstrich anreihst. Wenn man es nur gelegentlich tut ist es kein Problem, aber sonst wird es einfach zu sehr zum gestotter.

War jetzt zwar eher ein Veriss, aber lass Dich nicht entmutigen. :)

 

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