Was ist neu

Die faule Else

Mitglied
Beitritt
11.05.2007
Beiträge
29
Zuletzt bearbeitet:

Die faule Else

Es war einmal ein Mädchen, das wurde von allen im Dorf die faule Else genannt, denn Else ging nie mit dem nötigen Ernst an die Arbeit. Ihr schien die Welt so wunderbar und staunenswert, dass sie sich an Allem freuen konnte. War sie mit ihrer Mutter auf dem Weg zur Bleiche, so drehte sie sich mit ihrem Wäschekorb wie beim Tanz. Eifrig half sie, die Laken auf dem Gras auszubreiten. "Sieht das nicht aus, als habe es auf die Wiese geschneit?", rief sie. "Hör doch nur, Mutter, da quaken Frösche im Schilf. Ob wohl ein Fröschlein mit einer Krone dabei ist, wie im Märchen?"
"Arbeiten sollst du, und nur an deine Arbeit denken!", antwortete dann die Mutter.
Wurde sie in den Wald geschickt, um Beeren zu pflücken, so sang die Else auf dem Weg und beim Ernten. Sie schwieg nur still, um zu lauschen, wie die Vögel ihr antworteten. Die Dorfleute wussten aber ganz sicher, dass man nur dann richtig arbeitet, wenn man sich plagt. "Wenn es Freude macht, ist es keine Arbeit.", sagten sie, "Die Else ist einfach nur faul."
Das Wunderbarste waren für Else die Gaukler, die einmal im Jahr kamen. Sie trugen bunte Gewänder mit Schellen daran, damit sie sich von den anständigen, hart arbeitenden Menschen unterschieden. Das Dorf durften sie nicht betreten, sondern mussten auf der Tanzwiese im Wald ihre Wagen aufstellen. Die Else lief immer wieder in den Wald und versteckte sich hinter einem Busch, um ihnen zuzusehen. Näher heran traute sie sich nicht, denn die Mutter hatte gesagt:"Die Gaukler packen dich und stehlen dich, und dann wird es dir schlecht ergehen!"
Es wollte der Else scheinen, als seien die Gaukler die einzigen Menschen, die gleichzeitig arbeiten, lachen und singen konnten. Denn Else war die Einzige aus dem Dorf, die sah, wie die Gaukler nähten und kochten, tischlerten und Schuhe besohlten. Die anderen Leute kannten die Gaukler ja nur am Abend, lauschten ihrer Musik, lachten über ihre Possen und bestaunten die Jongleure. Und wenn es ganz dunkel war, gingen die Frauen des Dorfes zu den Gauklerinnen und ließen sich Medizin geben für die Leiden, um die sich die Doctores nicht kümmern.

Als die Else erwachsen war, sprach der Vater: „Wir wollen sie heiraten lassen.“
„Ja“, sagte die Mutter, „wenn nur einer käme, der sie haben wollte.“
„Nein“, sagte die Else, „damit ich den lieben langen Tag schufte, am Backhaus stehe, ohne den Duft des Brotes zu riechen und den Lein schneide, ohne seine blauen Blüten zu sehen? Da würde ich mich ja selber nicht mehr kennen. Ich will nicht heiraten.“
„Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen“ sprach der Vater, „und wer einem Haushalt vorsteht, muss der Magd ein Vorbild sein. Wir werden dir nicht Brot geben und zusehen, wie du eine alte Jungfer wirst. Soll sich ein anderer über deine Träumereien ärgern.“
Endlich kam von weither einer, der hieß Hans und hielt um sie an, er fragte aber, ob die Else auch recht gescheit wäre.
„O“, sprach der Vater, „die hat Zwirn im Kopf“, und die Mutter sagte: „ach, die sieht den Wind auf der Gasse laufen und hört die Fliegen husten.“
Da merkte der Hans, dass die Eltern ihre Tochter für recht einfältig hielten und war's zufrieden, denn eine Frau mit eigenem Kopf konnte er nicht brauchen.
Die Eltern luden Hans zu Tisch, und da alle gegessen hatten, sprach die Mutter: „Else, geh in den Keller und hol Bier.“
Da nahm die Else den Krug von der Wand und ging in den Keller. Unten angekommen, stellte sie die Kanne vor's Fass und drehte den Hahn auf, und während der Zeit, da das Bier hineinlief, dachte sie recht gründlich nach. "Wenn ich den Hans nehme", sprach sie zu sich, "so werde ich arbeiten müssen, ohne mich je besinnen zu können, gleich wie die Mutter. Wenn ich den Hans nicht nehme, wird mir der Vater kein Brot mehr geben. Das Beste wäre, wenn der Hans mich nicht nähme. Da er gefragt hat, ob ich auch recht klug bin, muss ich ihn nur glauben machen, dass ich nicht recht gescheit sei, dann wirde er gehen wie die anderen Freier."
Während sie so dachte, sah sie neben dem Fass Töpfe aus Steingut. Säuberlich ausgewaschen warteten sie darauf, dass Schmalz oder Marmelade eingefüllt wurde. Da erinnerte sich die Else an ein Märchen, das sie bei den Gauklern gehört hatte. "Das könnte mich retten", sprach sie bei sich, nahm einen Hammer und begann, einen Topf nach dem anderen zu zerschlagen.
Als sie nun oben bei Tisch den Lärm hörten, lief die Mutter, nach der Else zu sehen. Die Mutter kehrte aber nicht wieder, gesellte nur ihr Schreien zu dem Scheppern der zerschlagenen Töpfe. Da sprach der Vater, dass er nun nach dem Rechten sehen müsse. Doch auch er kehrte nicht zurück. So stieg der Hans die Kellertreppe hinunter. Dort fand er die Else, wie sie einen Topf nach dem anderen zerschlug, während die Eltern sich mühten, sie zur Ruhe zu bringen.
"Else, was zerschlägst Du die Töpfe?" fragte der Hans.
Da hielt sie inne und sprach: "Ach Hans, wie ich hier so saß, dachte ich, wie schön es doch wäre, wenn wir ein Töpfchen hätten, das uns jeden Tag süßen Brei kochen würde. Es könnte doch gerade eines von diesen Töpfchen dasjenige sein, von dem das Märchen erzählt. Ich sage zu jedem "Töpchen, geh!", aber wenn es dann keinen Brei macht, muss ich es doch zerschlagen, damit ich weiß, welche ich schon erprobt habe."
„Nun“, sprach Hans, „mehr Verstand ist für meinen Haushalt nicht nötig“, packte sie bei der Hand, nahm sie mit hinauf und hielt Hochzeit mit ihr.

Da kam sie nun in Hansens Haus und sollte seinem Haushalt vorstehen. Das war aber noch ärger, als Else es sich gedacht hatte, denn der Hans hatte gar keine Magd, und sie musste alle Arbeit alleine tun. Wenn Else klagte, dass sie so viel zu schaffen hatte, dass sie sich selbst nicht mehr kenne, so antwortete Hans wie der Vater: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“
Dann dachte die Else bei sich: "Ach, hätte ich mich nur von den Gauklern stehlen lassen! Schlechter könnte es mir bei ihnen auch nicht ergehen!"
Als sie den Hans eine Weile hatte, sprach er: "Frau, ich will ausgehen, arbeiten und uns Geld verdienen, geh du ins Feld und schneid das Korn, dass wir Brot haben.“
„Ja, mein lieber Hans, das will ich tun.“ Nachdem der Hans fort war, kochte sie sich einen guten Brei und nahm ihn mit ins Feld. Als sie vor den Acker kam, sprach sie zu sich selbst: „Was tu ich? Schneid’ ich erst, oder ess’ ich erst? Hei, ich will erst essen!“ Nun aß sie ihren Topf mit Brei aus, und als sie dick satt war, sprach sie wieder: "Was tu ich? Schneid’ ich erst, oder schlaf’ ich erst? Hei, ich will erst schlafen!“ Da legte sie sich ins Korn und schlief ein.
Ihr träumte aber, die Gaukler seien ganz in der Nähe, und wenn sie nur zu ihnen gelangen könnte, würden die sie freundlich aufnehmen. Wie aber sollte sie die Gaukler überzeugen, dass sie wirklich eine der ihren werden wollte? Als sie so nachsann, stieg über der Else eine Lerche in die Höhe und sang ihr Abendlied.
Da eilte die Else geschwind heim und holte das Vogelgarn aus dem Schuppen. Das hatte um den Kirschbaum gehangen, damit die Vögel nicht die süßen Früchten fraßen. Alle Glöckchen trennte die Else vom Garn und nähte sie an ihr buntestes Kleid. Nun läutete sie bei jedem Schritte den sie tat, wie eine Gauklerin.

So schnell sie konnte, lief die Else zu dem Ort, den der Traum ihr gewiesen hatte; und dort waren ganz richtig die Gaukler und bestaunten das Wesen in dem eigentümlichen Schellengewand, das ihnen entgegeneilte. Die Else aber sprach: „Wenn ihr einen Weg wisst, wie ich wohl arbeiten kann, ohne mich selbst und die Schönheit der Welt dabei zu vergessen, dann lasst mich bei euch dienen!“
Und da sie ihre Geschichte erzählt hatte, sagte die älteste der Gauklerinnen, sie wolle die Else in ihre Lehre nehmen, denn zwei der wichtigsten Lektionen habe sie ja schon gelernt. Unter den Gauklern war auch einer mit Namen Hans, der sagte: „Was lebt, das will auch essen“, und teilte sein Brot und seinen Wagen mit ihr.
Bei den Gauklern lernten alle dieselben Lektionen, obwohl sie doch unterschiedliche Dinge taten: tanzen, singen, Instrumente spielen, mit Kräutern heilen, die Zukunft voraussagen, jonglieren und Feuer spucken. Denn die alte Gauklerin sagte: „Wer nur arbeitet und kennt sich selber dabei nicht, der ist hohl wie eine Schelle ohne Klöppel.“
Da die Bäume ihre Blätter verloren, lernte die Else, aus den vielen Arbeiten, die getan werden wollten, ihre eigene Aufgabe zu wählen. Dann fiel der Schnee über das Land und dessen Lektionen kannte sie schon: erst zu essen und zu schlafen, um sich für die Aufgabe zu stärken und Rat zu träumen. Beim Anblick der grünen Triebe, die im Frühling aus dem Boden sprossen, empfand sie Ehrfurcht vor dem Wunder des Lebens. Als alle Blumen blühten und die hohen Gräser miteinander wisperten, sprach die Else mit den anderen Gauklern und sie tauschten sich über ihre Träume aus. In der Wärme des Sommers tanzte sie über die Wiesen und es fiel ihr ganz leicht, die Arbeit zu tun, von der sie geträumt und gesprochen hatte. Als der Weizen golden und zum Schnitt bereit war, dankte die Else der Alten und allen lebendigen Wesen für das, was sie hatte lernen dürfen. Und dann färbten sich die Blätter an den Bäumen und die Else übte, das im Jahr Getane loszulassen und frei zu werden für neue Arbeiten.
Da das Jahr vergangen war, war aus der Else eine Kräuterfrau geworden. Zu ihrem Schellengewand trug sie keine Haube mehr, sondern einen Blumenkranz. Die Else hatte ihren Platz gefunden und tat ihre Arbeit mit Lachen und Singen.

 

Salut anzim,

Die faule Else ist eine nette Kg und lässt sich recht flüssig lesen. Aber an einigen Stellen habe ich gestuzt.

z.B hier:

Es war dies aber ein Spottname
- Hört sich meiner Meinung nach zu gestelzt an.

Es wollte der Else scheinen, als seinen die einzigen Menschen,
- als seien

Wir werden dich nicht Brot geben,
- dir nicht

Wir werden dich nicht Brot geben, bis du eine alte Jungfer bist. Soll sich ein anderer über deine Träumereien ärgern.“
Endlich kam von weither einer, der hieß Hans
Das ist irgendwie ungünstig formuliert, weil es sich anhört als ob Else jahrelang gar nichts zu Essen bekommt. - Dann wäre sie wahrscheinlich verhungert, bevor Hans auch nur daran denkt von weither zu kommen.

Während sie so dachte, wollte sie doch ihre Augen nicht müßig lassen, sah oben an die Wand hinauf und erblickte eine Kreuzhacke gerade über sich, welche die Maurer da aus Versehen hatten stecken lassen.
Arbeiten Maurer mit Kreuzhacken? Vielleicht Bergleute Untertage, aber Maurer arbeiten doch eher mit Kelle usw.. Da wäre es besser ein anderes Bild zu benutzen , z.B. eine Sense, die an einem wackeligen Haken hängt oder so...

Da fing die kluge Else an zu weinen und schrie aus Leibeskräften.
Der Bräutigam blieb lange oben sitzen; da sie nicht wiederkommen wollte, dachte er: „Sie wird unten auf dich warten, du musst hingehen und sehen, was sie vorhat.“ Als er hinabkam, saßen die Else da und schrie und jammerte ganz erbärmlich
-saß
Diese Handlung ist gestellt und unlogisch. Lassen die Eltern tatsächlich einen wildfremden Mann nach ihrer faulen Tochter sehen?

Da eilte die Else geschwind heim und holte ein Vogelgarn mit kleinen Schellen und hängte es um sich herum, und als sie aufstand, rappelte es um sie herum, und die Schellen klingelten bei jedem Schritte, den sie tat. Und so konnte sie am Dorf vorbei laufen, und keiner erkannte sie
Was ist ein Vogelgarn? Rappeln Schellen? Wieso erkannte sie keiner? Klingelnde Schellen machen einen Menschen doch nicht unsichtbar, außer du schreibst es.

Ich hoffe, dass die Unstimmigkeiten, auf die ich dich aufmerksam gemacht habe, dir weiterhelfen deine Kg zu verbessern.

Viele Grüße
A.Merg

 

Hallo A. Merg,

vielen Dank für Deine Rückmeldungen!
Dies ist meine erste Geschichte bei kg.de und Du hast die allererste Kritik geschrieben, es ist für mich also noch sehr aufregend und besonders. Deswegen freue ich mich, dass Du die Geschichte nett fandst und so konkrete Verbesserungshinweise gegeben hast. Ich werde mir sofort die Grübelkappe aufsetzen und überlegen, wie ich Deine Hinweise umsetzen kann.

Der Text ist ein umgeschriebenes Grimm-Märchen (bei denen heißt es "Die kluge Else"), und von den Grimms kamen die Maurer mit der Kreuzhacke und das Vogelgarn. Aber ich kann das sicher noch verständlicher machen.

Erfreute Grüße von anzim

 

Hallo anzim,

ich habe das Märchen gerne gelesen, auch wenn es mir stellenweise sehr bekannt vor kam, vor allem die Stelle mit der Kreuzhacke. Jetzt hast du geschrieben, dass es ein umgeschriebenes Grimm-Märchen ist. Danach habe ich jetzt gesucht. Ich denke, es spricht nichts dagegen, sich Anleihen und Inspirationen aus bestehenden Märchen zu holen, aber du hast teilweise schon recht viel übernommen. Das finde ich ein bisschen schade, da du mit dem Märchenton an sich gut klarkommst, eigene Ideen hast und nicht zu kopieren bräuchtest.

Ich denke, einiges an der Geschichte würde stimmiger wirken, wenn du dich ein bisschen mehr vom Original lösen würdest.

- Das mit dem "Spottnamen" der klugen Else spielt eigentlich überhaupt keine Rolle. Der Gegensatz, den du hier aufbaust, funktioniert auch nicht ganz. Else ist ja nicht (besonders) dumm, sie ist faul. Zumindest betonst du die Faulheit mehr. Da würde ich den Satz mit der Klugheit ganz weglassen (vielleicht nennst du sie auch gar nicht Else?) und ihre Faulheit stärker herausarbeiten.

- Die Rolle der Gaukler könntest du noch stärker betonen, z.B. indem du sie früher auftreten lässt, uns schilderst, wie Else ihre Arbeit liegen lässt, um zu den Gauklern zu gehen, wie sie bestimmte Gedanken - die Suche nach dem Froschkönig - vielleicht erst durch die Erzählungen der Gaukler eingesetzt bekommt. So schleichen sie noch ein wenig unbeholfen durch die Geschichte und passen nicht so ganz rein, auch wenn ich die Gedanken um sie und das Ende sehr schön finde.

- Es gibt sicher noch eine andere Art, wie Hans sich von der Klugheit seiner Frau überzeugen kann. Da könntest du stärker herausarbeiten, wie sie ihn glauben lassen will, sie sei nicht recht gescheit, und ihn gerade darum doch beeindruckt. Denkbar wäre auch, dass Hans Maßnahmen ihrer Faulheit (z.B., dass sie sich den Hocker vors Fass stellt, damit sie sich nicht bücken muss) als Klugheit missdeutet.
Da könntest du dir noch ein paar Sachen einfallen lassen, die in ein Märchen passen, aber halt nicht so aus den Grimm'schen Märchen stammen. Könnte ich mir auch gut als eine Stelle vorstellen, die du mehr ausreizen könntest, d.h. Else ein paar Versuche machen lassen, Hans von ihrem Nichtverstand zu überzeugen, die alle fehlschlagen.

Die meisten der wörtlich übernommenen Grimm-Zitate würde ich dann auch herausnehmen. Das Märchen hätte mehr Kraft, wenn du es von der Vorlage löst. Ich weiß auch nicht genau, wie das mit Plagiatsvorwürfen bei Märchen ist, aber ich denke, du hast es nicht nötig, dich überhaupt in die Gefahr dessen zu begeben.

Die Gebrüder Grimm haben dich inspiriert, aber du hast genug eigene Gedanken. Mach was draus! Ich würd mich freuen.

Ansonsten wünsche ich dir noch viel Spaß hier im Forum!

Liebe Grüße,
ciao

Malinche

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Malinche,

danke, dass Du mir so viel zutraust!
Ich hab dies Märchen eigentlich als "Auftragsarbeit" geschrieben - eine Freundin von mir zitiert gerne den "ess ich erst / schlaf ich erst"-Spruch von Else, ist aber ganz unlücklich, weil die Frau dabei so schlecht wegkommt. Für sie habe ich diese Version geschrieben. Deswegen möchte ich mich nicht ganz von dem Grimm-Text entfernen, auch den Namen beibehalten. Und ich muss ja zugeben, dass ich vor der kg.de-Kritik Schiss hatte und deswegen erst mal einen Text einstellen wollte, der nicht ganz auf meinem Mist gewachsen ist und mir nicht so sehr am Herzen liegt. :shy:

Aber ich werde Deine Anregungen gerne aufnehmen, und versuchen, den Text noch stärker zu meinem eigenen zu machen. Vielen Dank für die detaillierten Rückmeldungen!

Da es so viele Bücher mit umgeschriebenen Märchen gibt, halte ich das eigentlich für eine zulässige literarische Kategorie - sofern das Ursprungsmärchen durch eine erkennbar eigene Idee verändert wurde. Noch mehr Motivation also, meine eigenen Ideen herauszuarbeiten.

Ich verstehe die Reaktion von Hans übrigens so, dass er Else nach ihrer Aktion im Keller für strohdoof hält, und sie heiratet, weil eine Frau seiner Meinung nach "mehr Verstand nicht braucht".

Herzliche Grüße von anzim

 

Hi anzim,

malinche und A.Merg haben ja schon einiges erwähnt, daher von mir nur einige kurze Ergänzungen.

Den Sprachstil fand ich zunächst sperrig, aber Du kommst gut damit klar, daher war er nachher umso interessanter. Ich würde nur auf Grammatik etc. stark achten, da durch den ungewohnten Satzbau vermutlich manches schwer auffällt.
Beispiel:

Als er hinabkam, saßen die Else da und schrie (...).
(Is denke ich klar. Else sitzt allein im Keller.)


Mir war übrigens nicht ganz klar geworden, dass Eltern, Else und Hans gemeinsam am Tisch saßen. Könnte man mit einem Wort erwähnen.

Ebenso habe ich die Redewendungen der Eltern kurz zuvor nicht verstanden, aber vielleicht liegt das an meinen mangelnden Sprachkenntnissen im Altdeutschen(?). (Das ja zum Märchenstil wiederum gut passt, daher schon O.K.) Von einer Kreuzhacke habe ich aber z.B. auch noch nie gehört, dass erschwerte mir die Vorstellung der Kellerszene doch erheblich.
Die Gefahr besteht, dass es einigen Lesern ähnlich gehen könnte. Je weniger Vorkenntnisse über urbane Arbeitsgeräte des letzten Jahrhunderts Du voraussetzt, umso weniger besteht die Gefahr, dass Leser an solchen Stellen in ihrem Lesefluss ins Stocken geraten könnten. Ist aber nur mein persönlicher Eindruck, vielleicht war ich einfach nur in den falschen Freilichtmuseen.


Schließlich möchte ich Malinche in zwei Aspekten dringend zustimmen:
Erstens ist mir ebenfalls die Klugheit der Else in der Geschichte nicht deutlich geworden. Sie wirkte auf mich tagträumerisch, und das sogar konsequent in der gesamten Geschichte. Ist sympathisch, aber passt nicht zu Hans' Wunsch, eine kluge Ehefrau zu haben.
Zweitens habe ich mich ebenfalls sehr über das Nicht-Wiedererkennen der Dorfbewohner gewundert, sowohl bei der "Schellenschnurszene" als auch am Ende. O.K., es ist eine unbestimmte Zeit vergangen, bis sie wieder in ihr Dorf zurückkehrt. Aber ein Blumenkranz reicht scheinbar aus, dass Else nicht wiedererkannt wird? Muss ja ein Mordskranz sein. ;)
Klingt nach diesen erzählerischen Kunstgriffen, wie sie z.B. auch in modernen Märchen (Comics) gerne verwendet werden. (Clark Kent/Superman und seine Brillenverkleidung ist mein Lieblingsbeispiel...und sein unauffälliges Umziehen in verglasten Telefonzellen.)


Trotzdem gefiel mir die Geschichte aber schon gut, wie gesagt, vor allem durch den Erzählstil.

Alles Gute,
wheeler

 

Hallo wheeler,
vielen Dank für Deine Rückmeldungen!

Ich bin ganz überrascht (angenehm natürlich), dass der Erzählstil gefällt, ich fürchtete schon, dass niemand etwas mit dem Märchenton anfangen kann.
Könntest Du bitte genau sagen, welche Redewendungen der Eltern Du unverständlich findest? Ich fände es überhaupt nicht okay, wenn der Stil auf Kosten der Verständlichkeit ginge.

Da ich selber eine Kreuzhacke beim Hausbau kennengelernt habe, war ich gar nicht darauf gefasst, dass sie solches Befremden auslösen kann. Allerdings bin ich sehr ländlich groß geworden und kenne vieles der Grimmschen Märchenwelt aus eigener Anschauung - zumindest standen die Geräte noch bei meinen Großeltern rum.

Sobald mir Alternativen eingefallen sind, werde ich mich um die die Kreuzhacke und das Wiedererkennen kümmern. Heute ändere ich erst mal den Anfang und die Sache mit der Klugheit, die tatsächlich nicht in meine Version passt.

Herzliche Grüße von anzim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo anzim,

hier wurde ja bereits kräftig verbessert und neue Anregungen geschaffen, so dass ich gar nicht weiß, was ich da noch sagen soll.
Die meisten kleinen Dinge, wie Rechtschreibung oder unpassende Wörter für ein Märchen, wurden auch schon herausgepickt und berichtigt.
Da ich kaum Märchen lese, kann ich nicht viel zum Stil sagen, aber vom ersten Vergleich deiner Geschichte mit einem Grimm´schen Märchen - welches spielt keine Rolle - finde ich, dass du es sehr gut umgesetzt hast.
Ein paar kleine Änderungen hätte ich aber auch noch:

da kann ihm ja die Kreuzhacke, die da oben ist stecken geblieben, wenn sie herabfallen sollte, den Kopf zerschlagen ...

---> wurde bereits vorher erwähnt, dass sie oben stecken geblieben ist.

Das war aber noch ärger, als Else es sich gedacht hatte, ...“

---> ärgerlicher (denke ich); es sich: würde ich weg lassen

Als sie den Hans eine Weile hatte, ...

---> Würde ich anders formulieren

... die Schellen klingelten bei jedem Schritte [...]; keiner erkannte sie ...

---> klingelten würde ich durch ein älteres Wort ersetzen; wieso erkennt sie keiner, hat sie etwa die Schellen über dem Kopf ? :D

Da die Bäume ihre Blätter verloren, lernte die Else, aus den vielen Arbeiten, die getan werden wollten, ihre eigene Aufgabe zu wählen ...

---> das klingt so, als hätte Else es den fallenden Blättern zu verdanken, dass sie ihre Aufgaben findet.

Ehrfurcht ...

---> im Märchenstil?

was sie hatte lernen dürfen. Und dann färbten sich die Blätter an den Bäumen und die Else lernte, ...

---> ich bin mir nicht sicher, ob man Wortwiederholungen im Märchen durchgehen lässt.

trug keine Haube mehr, sondern einen Blumenkranz auf dem Kopf ...

---> trägt man Hauben oder Kränze sonst woanders?

... in dem die Else ein Kind gewesen war ...

---> vielleicht besser: herangewachsen war oder so

Da kamen die Frauen zu ihr und baten um Kräuter für die Leiden, um die sich die Doctores nicht kümmern ...

---> diesen Satz hast du am Anfang auch schon - nicht exact denselben, aber ungefähr. Und den Begriff 'Doctores' würde ich durch einen anderen ersetzen.

Also, wie du siehst, ist noch einiges zusammen gekommen, aber ich kann mich auch bei manchen Sachen irren - du weißt ja, dass ich eher Romanschreiberin bin, als Märchen- oder KG-Schreiber.
Was du davon umsetzt musst du selbst entscheiden.
Laut lesen und dem Rhytmus lauschen.
Ansonsten fand ich das Märchen gut gelungen, hochachtung! :thumbsup:

Liebe Grüße
Mandy

 

Hallo Mandy,
danke, dass Du Dich so in meinen Text reingekniet hast! Ich werde mich um die Formulierungen kümmern und dann ganz dringend den Text laut lesen müssen, weil mir über den ganzen Umformulierungen sicher der Erzählfluss abhanden gekommen ist.
Unsicher bin ich mr bei klingeln / Ehrfurcht / Doctores, das sind für mich schon märchenkompatible Ausdrücke. Aber zumindest das zweite "Doctores" wird fallen, weil das Thema des Wiedererkennens, das im Originalmärchen wichtig war, in meinem eigentlich keine Funktion mehr hat.
Herzliche Grüße von anzim

 

Hi anzim,

ich bin ertappt, mit dem Ländlichen habe ich es nicht so. Meine Heimat atmet Diesel und Asphalt, die Straßenbahnen donnern ihr Lied und Staubwind seufzt durch die Schächte der U-Bahn.
Wahrscheinlich habe ich deswegen mit manchem Bild mehr Schwierigkeiten als andere. : )


Aber konkret zu Deiner Frage, welche Redewendungen der Eltern ich nicht verstanden habe:

„O“, sprach der Vater, „die hat Zwirn im Kopf“, und die Mutter sagte: „ach, die sieht den Wind auf der Gasse laufen und hört die Fliegen husten.“

"Zwirn im Kopf": Nie gehört. Ich kenne z.B. Flausen, Grillen, Stroh, Mäuse (sehr alte Redewendung). Meint alles "Die tickt nicht ganz richtig." Gilt das auch für Zwirn?

"den Wind auf der Gasse laufen sehen": Auch nie gehört. Hierzu habe ich noch nicht mal ne Ahnung, was man damit ausdrücken wollen würde.

"Fliegen husten": Nicht eigentlich Flöhe? Meint das dann nicht, dass jemand über vieles Bescheid weiß (Tratsch und ähnliches)?

Alles Gute,
wheeler

 

Hallo wheeler,

vielen Dank, dass Du die Formulierungen noch mal konkret benannt hast! Es ist eine der Stellen, die ich wörtlich aus dem Grimmschen Märchen übernommen habe. Ich fand sie einfach witzig und denke mir, dass es sich nicht um irgendwelche Redewendungen handelt, sondern dass die Eltern nur ausdrücken wollen, dass Elses Denken in ihren Augen seltsam ist, ohne den potentiellen Bräutigam zu verschrecken.

Insgesamt sind viel mehr Nachfragen nach den Grimmschen Formulierungen gekommen, als nach meinen eigenen. Mir war gar nicht klar, dass ich mir deren Wortschatz viel geläufiger ist als anderen, weil ich mich so viel mit Märchen beschäftige. Wenn ich das nächste Mal ein altes Märchen auseinandernehme, werde ich darauf achten, gleich alles in meinen Worten zu formulieren.

@ alle
Jetzt habe ich alle Anregungen in den Text eingebaut und mir selbst scheint die Geschichte stimmiger dadurch. Vielen Dank für Eure Kritiken!
Ich hoffe nur, dass sich nicht neue Tippfehler eingeschlichen haben.

Herzliche Grüße von anzim

 

Hallo anzim,

Hier nun, wie angedroht, meine bescheidene Meinung zu deinem Märchen.
Von Anfang an:

Es war einmal ein Mädchen, das wurde von allen im Dorf die faule Else genannt. Else aber wollte schon arbeiten, nur sah sie immer wieder Dinge, die ihr so wunderbar und staunenswert schienen, dass sie von der Arbeit fortlief, um die Wunder zu erkunden.
Hm, ich weiß nicht, mir fehlt da, zwischen den beiden Sätzen, zumindest ein Nebensatz, der bestätigt, dass sie tatsächlich faul ist oder warum sie diesen Namen trägt. So hängt mir das "aber" zu sehr in der Luft.

Und wenn es ganz dunkel war, gingen die Frauen des Dorfes zu den Gauklerinnen und ließen sich Medizin geben für die Leiden, um die sich die Doctores nicht kümmern.
"kümmerten" schiene mir treffender, denn die Aussage ist ja weder allgemein anwendbar, noch heutzutage unvermindert gültig.

Zum Stilistischen kann ich nicht all zu viel sagen, da Märchen hier ja klassischer Weise zur Schlichtheit tendieren und auch das deine hier keine Ausnahme bildet. Den Ton hast du aber gut getroffen.
Auch weißt die Geschichte keine Längen auf, sie ist konsequent erzählt.
Ein Bisschen unbefriedigt blieb ich jedoch trotzdem zurück, da ich gar nicht so recht weiß, was mir das Märchen sagen will. Die Bilder haben mir gefallen, die Erzählung war unterhaltsam aber ich vermisse die Moral von der Geschicht', die ja normalerweise die Pointe eines solchen Märchens darstellt. Sicher, es gibt auch Märchen ohne eine Moral, doch scheint es mir so, als solle hier eine existieren, schließlich werden ja verschiedene Lebenseinstellungen gegenüber gestellt.
Das Komische dabei ist dann, dass die ernsthaften Dörfler wie arme Narren erscheinen, gegen diese schellenbewährte Hippiekommune, die unbeschwert durch die Wälder streift. Und letztlich erscheint Else ja gar nicht mehr faul, sie will nur Spaß haben bei der Arbeit, das Leben genießen. Doch vorher war es ja eben dieser Hang zum Genießen, der sie von jeder Arbeit abhhielt, als sei beides unvereinbar. Der Faulheit wird auch keinesfalls Absolution erteilt, da ja auch die Gaukler arbeiten müssen.
So scheint der ausgetragene Konflikt mehr einer zwischen Verbissenheit und Unbekümmertheit zu sein, denn einer zwischen Fleiß und Faulheit.
Das finde ich ziemlich irritierend, da Else ja anfangs durchaus als arbeitsscheu erscheint und auch die tiefe Ernsthaftigkeit der Bürger nicht richtig aufgezeigt wird, in Form übertriebener Frömmigkeit etwa.

Insgesamt handelt es sich bei deiner Geschichte jedoch um ein nettes Märchen, obwohl ich nicht beurteilen kann, wie weit du dich durch die Gebrüder Grimm inspirieren ließest.


Gruß,
Abdul

 

Hi anzim,
ich hab deine Geschichte gern gelesen. Der Märchenstil gefällt mir, ist gut umgesetzt, und der Text ist flüssig geschrieben. Aaaaber:
Ich finde, du könntest den Kontrast zwischen ihrer Zerstreutheit und ihrem guten Willen noch deutlicher herausarbeiten. Für mich klingt ihr Verhalten nach klassischem ADS, andere Dinge sind halt interessanter als das, was sie gerade tun "soll", weil es von dem abweicht, was sie tun "möchte". Wenn du am Ende die Gauklertruppe noch dazu bringst, ihre Arbeit so unterhaltsam zu gestalten, dass sie daran Spaß findet und dass das das ist, was sie tun "möchte", dann passt es wieder.
Warum ist ihr eigentlich vorher nie der Gedanke gekommen, mit den Gauklern wegzulaufen? Auch hier könntest du noch mal nachlegen, finde ich, dass sie sie beneidet etc. etc.
Sonst aber gern gelesen!

gruß
vita

 

Hallo Abdul, hallo vita,
ich bin ganz fasziniert, dass immer noch konstruktive Vorschläge kommen, die das Märchen wirklich verbessern werden. Offenbar kann man von kg.de noch viel mehr profitieren, als ich mir vorher vorgestellt hatte. (Obwohl es natürlich auch ein bisschen peinlich ist, so viele Ungereimtheiten übersehen zu haben.) Nächstes Wochenende werde ich es nach Euren Anregungen überarbeiten. Danke!

@ Abdul
Ich musste ja grinsen bei Deiner Antwort: wir haben anscheinend wirklich so unterschiedliche Positionen, wie sie bei Deinem "Gaukler von Griromia" schon zum Vorschein kamen. Die "Moral von der Geschicht" ist tatsächlich so simpel, wie Du es beschreibst. In meinen Worten: Ernsthaftigkeit um ihrer selbst willen führt dazu, dass Menschen "sich selbst nicht kennen", auf die eigenen Impulse zu achten ist gut für die psychische Gesundheit, Unbekümmertheit und Arbeit sind vereinbar.

@ vita
Bist Du's wirklich, ohne "bounce"?
An ADS hatte ich überhaupt nicht gedacht, obwohl Else natürlich den verträumten ADS-Typ verkörpert. Mir ging es mehr um darum, dass es allen Menschen gut tun könnte, mehr zu staunen und auf die Natur zu achten, als zu arbeiten, ohne rechts und links zu gucken.

Ich freue mich total, dass Euch mein kleines Märchen gefallen hat!
anzim

 

fertig?

Jetzt hat es doch drei Wochen gedauert, bis ich die Vorschläge von Abdul und vita eingearbeitet habe.
Ich danke noch mal Allen für Eure Anregungen und möchte die Else gern so stehen lassen, um mich an die nächste Geschichte setzen zu können.
anzim

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom