Was ist neu

Die Flucht

Mitglied
Beitritt
25.01.2010
Beiträge
3

Die Flucht

Jimmy fuhr nun bereits über eine Stunde auf diesem gottverdammten Highway und sah kein Leben weit und breit. Keine anderen Fahrer waren in derselben Richtung unterwegs wie er. Doch er war sich sicher, dass auf der Straße viel mehr los sein müsste. ‚Na ja, was soll’s’, meinte er, er hatte sich sowieso um anderes, wichtigeres zu kümmern. Als Jimmy daran dachte, überkam ihn ein leichtes Gefühl des Zorns, doch er verdrängte es schnell wieder, bevor es ihn völlig übermannen konnte. Aber, wie hatte ausgerechnet ihm ein so dummer Fehler unterlaufen können? Wie hatte er sich so linken lassen können? Es war doch immer alles so perfekt gewesen bis zu diesem Vorfall. „Aber jetzt weg von solchen Gedanken’, sagte er zu sich selbst und versuchte sich wieder auf seine derzeitige Lage zu konzentrieren und Vergangenes ruhen zu lassen.
Er war nun schon längere Zeit unterwegs, so hatte er irgendwann auf seiner Reise, oder besser gesagt auf seiner Flucht, ein schickes Cabrio geklaut, in dem er auch seinen neuen Hut und die Sonnenbrille gefunden hatte. Er fand, sie standen ihm ausgezeichnet und passten gut zu seinem etwas schroffen Äußeren. Jetzt war er schon bald an seinem „Ziel“ angekommen, wobei das Ziel einfach nur für „weit weg“ stand.
Aber warum war er überhaupt auf der Flucht? In seiner Stadt war er ganz groß gewesen, der Beste, könnte man sagen. Jimmy verdiente sein Geld, und zwar nicht gerade wenig, als Auftragskiller. Er wurde angeheuert für kleine wie auch etwas größere Aufträge, und er übernahm jeden Job, solange nur der Preis stimmte. Aber warum war er eigentlich der Beste? Ganz leicht, er war ziemlich raffiniert, er ging nicht einfach auf sein Opfer zu und tötete es, sondern ließ es wie einen Unfall aussehen, was bisher auch immer funktioniert hatte. Immerhin arbeitete er schon viele Jahre in dieser Branche und hatte die nötige Erfahrung gesammelt. Niemals war einer dieser „Unfälle“ in Frage gestellt worden und so war es auch noch zu keiner polizeilichen Ermittlung gekommen.
Dies alles spielte sich in Jimmys Heimatland ab, doch niemals in seiner Stadt, denn falls jemand darauf kommen sollte, dass es sich um einen Mord handelte, war so die Chance zusätzlich gering, dass er damit in Verbindung gebracht wurde. Auch hatte er Frau und Kind gehabt, die nichts von seinen Machenschaften gewusst hatten. Als diese dann durch seinen letzten Job davon erfahren hatten und er im Gefängnis gelandet war, hatten sie nicht zu ihm gestanden, sondern ihn sofort verlassen.
‚Na, wer braucht die auch schon’, dachte Jimmy. Viel mehr ärgerte er sich darüber, dass er eingebuchtet worden war. Doch war ihm ja der Ausbruch durch einen glücklichen Umstand gelungen…

…Durch Zufall fiel ihm beim täglichen Gang zum Mittagessen auf wie ein Mithäftling ausbrechen wollte, worauf er die Wärter sofort hinwies. Diese rannten dem unglücklichen Ausbrecher hinterher und ließen für einen kleinen Moment das Büro außer Acht.
Und genau diesen Moment nutze Jimmy, und schon waren Kleidung und Schlüsselbund von einem der Wärter in seinem Besitz. So konnte er sich unentdeckt durch eine Schließtür in den Aufenthaltsraum stehlen. Den restlichen Weg versuchte er möglichst ruhig und unauffällig zu wirken, was ihm auch größtenteils gelungen war. Am Haupteingang des Gebäudes schnappte er noch einige Wortfetzen wie,,…schrecklichen Ausbrecher...“ auf. Und mit einem ‚wenn ihr nur wüsstet’ in Gedanken, machte er seinen ersten Schritt seit mittlerweile 2 Jahren in Richtung Freiheit und atmete erst einmal tief durch.
‚Wie ich sie vermisst habe’, dachte er und atmete erneut die frische Luft mit Genuss ein…

…Als sich Jimmy nun daran erinnerte, tauchte ein Grinsen auf seinem Gesicht auf und er musste sich selbst loben, wie genial er doch sein konnte. Doch schnell verschwand dieses Grinsen auch wieder, da er nun daran dachte, wie er überhaupt in den Knast gekommen war…

…Durch die übliche Methode über einen toten Briefkasten im alten Güterbahnhof bekam er wieder einen Auftrag. Diesmal sollte es etwas besonderes sein. Ein Kunde wollte, dass Jimmy dessen Sohn tötete; jegliche Infos wie Adresse, Fotos, eine Liste der Vereinstätigkeiten und sogar ein Koffer mit einem Scheck von über 250.000€ waren beigelegt. Der Kunde schrieb, er sei über einen Tipp eines Bekannten auf ihn gestoßen. Dieses Angebot wollte Jimmy sich auf keinen Fall entgehen lassen. Er wollte sich gleich morgen damit beschäftigen, denn einfach nur das Geld einstecken konnte er nicht, denn dies hätte seinem Ehrencodex widersprochen, so ziemlich das einzige, was einem Auftragsmörder an Moral noch blieb.
‚Ein Mord an den eigenen Kindern’, schauderte es ihm und er versuchte sich mögliche Gründe dafür vorzustellen. Na ja, dafür war er ja schließlich nicht bezahlt worden, also sollte es ihn auch nicht interessieren. Mit diesem Gedanken und einem letzten Blick auf den Scheck, ging er schließlich ins Bett. Schon um 7 Uhr morgens stand er wieder auf und machte sich auf den Weg um sich letztendlich in einem Wagen in einiger Entfernung zum Haus seines Opfers zu platzieren und wartete, bis es das Haus zum morgendlichen Tennis-Training verlassen würde. Er hatte dieses Auto davor gestohlen, weil er es diesmal wie einen Unfall mit Fahrerflucht aussehen lassen wollte und über seinen eigenen Wagen hätte man ihm wohl etwas nachweisen können. Kurz darauf öffnete sich die Eingangstür des Hauses und ein großer schlanker Mann in grauen Trainingsklamotten trat heraus.
Jimmy wollte gerade anfahren, als er ein Klopfen links neben sich vernahm. Er drehte sich langsam zur Seite um und sah einen Polizisten neben seiner Fahrertür stehen. „Verdammt, jetzt haben sie mich“, sprach er zu sich selbst, als er kurz darauf den Polizisten hörte:„Jetzt ganz langsam aussteigen und Hände hinter den Rücken.“ Die Autotür war mittlerweile aufgerissen worden. Doch Jimmy hatte es kaum noch wahrgenommen, da er sich wie in Trance fühlte und bereits am Aussteigen war. Er wusste, dass eine Flucht unmöglich war. In der Nähe würden bereits weitere Polizisten die Stellung halten. Er saß in der Falle. Kaum gelangte er draußen an, hörte er auch schon die Handschellen klicken. Ein Polizist, vermutlich der Chef der Truppe, ging mit einem gehässigen Grinsen auf ihn zu: „Wo ist denn der Scheck über 250000€? Ihr netter Bekannter Eddie hat sich ihn redlich verdient, gerade ein vermeintlicher Profi wie sie es sein wollen, müsste doch wissen, das man in ihrem Beruf keinem außer sich selbst trauen sollte“. Und so wurde er zum Polizeiwagen geführt und abtransportiert…

…Wieder überkam Jimmy Zorn wegen diesem verfluchten Eddie. Dieser war ein Kollege von ihm gewesen, mit dem er sich eigentlich recht gut verstanden hatte. Doch Eddie wollte die alleinige Nummer 1 sein anstatt immer hinter Jimmy zu stehen, also hatte er der Polizei einen Tipp gegeben, die allerdings nicht wussten, dass er ebenfalls ein Auftragskiller war. „Irgendwann erwisch ich ihn noch!“, sagte er leise zu sich selbst. Um sich abzulenken, schaltete er das Radio ein und ein alter Rocksong, dessen Titel er nicht kannte, schmetterte ihm entgegen. Er trommelt mit den Fingern auf seinem Lenkrad und brummte die Melodie mit. Eine halbe Stunde später kam er an einem Schild vorbei, auf dem stand: Los Angeles 1km. Er hielt an, schaltete den Motor ab, und schaute es ein paar Minuten an. Dabei ließ er seinen Gedanken freien Lauf. Unbewusst zündete er sich eine Zigarette an und rauchte sie. ‚Ja, L. A., das passt. Hier werd’ ich schon wieder ins Geschäft kommen. Hier gibt’s immer was zu tun’, dachte er, ‚Vielleicht suche ich mir aber auch ein neues Mädel, das mich aufnimmt und durchfüttert, wer weiß.’ Er dachte darüber nach und nickte dann, wieder huschte dieses markante Grinsen über sein Gesicht. Schließlich schaltete er den Motor wieder ein und fuhr immer noch rauchend weiter. Wie er dachte, einer verheißungsvollen Zukunft entgegen, doch was er nicht sah, war das Schild einer Sackgasse, das so passend für Jimmys spätere Situation sein sollte, gleich hinter dem, mit der Aufschrift „Los Angeles“ und eine unscheinbar wirkende Gestalt im Schatten eines Baumes etwas abseits der Straße, die den Blick nicht von seinem Cabrio abwenden konnte, kurz darauf ein Handy zückte und einen für Jimmy gewichtigen Anruf tätigte.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Snui,

wenn ich ehrlich bin, so ganz den Sinn der Flucht habe ich nicht verstanden. Der Schluss hinterlässt mich auch völlig unbefriedigt. Aber vielleicht muss ich mir alles noch mal genauer durchlesen, um die Story besser zu verstehen, die Zeitsprünge haben mich etwas irritiert.

Aber was du unbedingt ändern solltest, ist
1. 250000€ (Leerschritt vor Euro). Besser die Summe ausschreiben.
Aber warum Euro! Ich denke die Geschichte spielt in Amerika?!;)
2. 1km (Leerschritt s.o.) Die Geschichte spielt, so weit ich das verstanden habe
in Amerika und da heist es Mile(s).

Zitat - die Nummer 1 sein: Nummern immer ausschreiben.

Gruß
Leia4e

 

Hallo Snui!

„Jimmy fuhr nun bereits über eine Stunde auf diesem gottverdammten Highway und sah kein Leben weit und breit.“
Starker Anfangssatz und die Idee mit dem gelinkten Auftragskiller hat was.

Als Spannungsgeschichte konnte mich dein Text nicht überzeugen.
Einer der Gründe liegt im Einstieg zur Geschichte.
Du beginnst an einem Zeitpunkt, wo die spannenden Ereignisse längst geschehen sind. So erfährt der Leser alles aus Rückblenden: Wie der Killer betrogen wurde, seine Verhaftung und Flucht aus dem Knast.
Da man ja weiß, dass der Killer diese Ereignisse überstanden hat, sind diese Schilderungen für den Leser langweilig. Und der Text besteht zu 80% aus Rückblende!

Der Schluss ist dann auch enttäuschend.
Der Killer fährt in eine Sackgasse, wo irgendjemand auf ihn lauert und zum Telefon greift. Wer warum dort lauert und auch was dort Aufregendes passiert, erfährt man nicht.

Es ist für einen Autor nicht leicht, direkt und konkret in die Szenen hineinzugehen. Es ist natürlich leichter, oberflächlich und mit Abstand mittels Rückblende zu erzählen, aber leider auch der falsche Weg.

In einer Kriminalgeschichte muss ein Gefängnisausbruch glaubwürdig sein. Auch das ist hier nicht der Fall. Ich würde auf diesen „Ausbruch“ in der Geschichte verzichten. Vielleicht entkommt Jimmy ja dem Zugriff am Güterbahnhof.

Gruß

Asterix

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom