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Die Genügsamkeit des Alters

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24.01.2006
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Die Genügsamkeit des Alters

„Bass doch auf“, herrscht ein siebzigjähriger Passant mich an und braust mit seinem elektrisch betriebenen Motorroller nur knapp an mir vorbei. „Des is a Wanderweg hier! Früher hätt’s des net gebe …“, flucht er weiter, während er in den Wald einbiegt.
Seltsamer Mensch, denke ich und setze meine Wanderung fort. Meine Freunde können nicht verstehen, was einen 22-Jährigen dazu treibt, jedes Jahr im Tegernseer Tal Urlaub zu machen. „Hast du eine reiche Seniorin gefunden?“, scherzen sie. Und in der Tat, das Tegernseer Tal wird immer älter. Aber das ist gut so! Senioren wissen wenigstens noch, was sich gehört. Sie sind freundlich, zuvorkommend und sehr hilfsbereit. So etwas ist bei meinen Altersgenossen nur noch selten zu finden.

Ich wandere weiter, atme tief ein und betrachte die alten Fichtenbäume ausgiebig. Eine Reisegruppe - alle älter als 60 - kreuzt meinen Weg. „Grüß Gott miteinander“, rufe ich. „Glück auf.“ Mürrisches Knurren als Antwort.
Na ja, Ausnahmen gibt es immer, denke ich und gehe weiter. Zwei ältere Herren begegnen mir wenig später. Wieder grüße ich freundlich, wieder keine Antwort. „Sprechen bestimmt kein Deutsch“, tröste ich mich und mache Rast.
Eine Dame geht mit ihrem schwarzen Rauhaardackel spazieren. Das Vieh kläfft schon seit Minuten. Als es mich sieht, beginnt es zu knurren. Die Beiden kreuzen das Schild „Wildtierfütterung.“ „Waldi, des is net für dich“, sagt sie und schaut mich an. Sympathiehalber breche ich in schallendes Gelächter aus und sage: „Ja, der Waldi ist ein ganz wilder.“
„Der is net wild!“, antwortet sie schroff und marschiert weiter.
Langsam verschlechtert sich meine Laune. Was ist denn heute los? Muss wohl die prekäre weltwirtschaftliche Lage sein …
Es ist schon später Nachmittag und ich befinde mich auf dem Nachhauseweg. Eine alte Frau haut mir mit ihrem Gehstock meinen großen Zeh blau. „Aus dem Weg“, ruft sie und ist gleich darauf verschwunden.

Erschöpft, aber vor allem enttäuscht schlurfe ich aus dem Wald. Zurück in meine Pension. Auf dem Weg dorthin begegne ich einer weiteren Gruppe. Wortlos trotte ich vorbei. Nach zwanzig Metern höre ich sie murmeln: „Nicht mal mehr grüßen tun sie. Verlodderte Jugend! Überhaupt kein Anstand mehr!“

 

Hallo neukerchemer,

schön, wieder was von dir zu lesen!

Jaja, der ewige Kampf mit den liebensgewürzigen Senioren. Dein Schreibstil hat mir, wie eigentlich immer gefallen und ich musste auch oft grinsen. Die Pointe war jetzt nicht so der Kracher, aber um auf das Thema Geschmack zurück zu kommen, du weißt schon.
Schöne Geschichte für zwischendurch, ich würd mich freuen auch wieder was längeres von dir zu lesen.

LG
pina colada

 

Hallo neukerchemer,

hmmm, etwas dünn, wie ich finde. Ja, die Idee ist ganz nett, aber eigentlich ist der gesamte Text nur um die müde Pointe rumgebastelt. Schlecht wird die kg (eigentlich eher eine Anekdote) dadurch sicher nciht, aber eben auch nicht sonderlich dolle. Zumal das Ende doch auch ziemlich vorhersehbar ist.
Mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Ein sehr kleiner Happen für Zwischendurch.

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi pina colada,

schön wieder von dir zu lesen ;-)

Freut mich, dass dir die kleine Geschichte gefallen hat.
In zwei Wochen habe ich denke ich wieder mehr Zeit, dann gibts bestimmt auch mal wieder eine längere Geschichte...

Vielen Dank nochmal.

Hi weltenläufer,

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Naja, ich finde das man schon zwischendurch auch mal schmunzeln kann. Kann aber schon nachvollziehen, das dir das Ganze zu knapp ist.

Die Geschichte sollte allerdings auch nicht mehr als ein kleiner Happen für zwischendurch sein.


lg neukerchemer

 

Hallöchen,

ich find die Geschichte gar nicht sooo schlecht, allerdings auch nicht so sehr witzig, aber das ist ja geschmackssache.

Was mich wirklich stört ist, dass du versuchst im Dialekt zu schreiben und das an einigen Stellen so nicht gesagt werden würde
Als Beispiel:

Früher hät’s des net gegeben
Eigentlich müsstest du schreiben: Früher hätt's des net gebe...

lh
nina

 

Hi Nina,

auch dir vielen Dank fürs Kommentieren.

Das mit dem Dialekt ist natürlich immer so ne Sache, weil er zehn Kilometer weiter schon wieder unterschiedlich ist. Die von dir zitierte Stelle habe ich ausgebessert, aber allgemein gibt es halt keine Rechtschreibregeln für Dialekt und irgendjemand gibt es bestimmt der so redet :-)

lg neukerchemer

 

Hallo, neukerchemerm!

Hab’ Deine Geschichte, an der es m. E. nichts zu mäkeln gibt, mit Vergnügen gelesen. Selbst wenn der Versuch, Dialekte darzustellen, nicht so ganz gelingt („und irgendjemand gibt es bestimmt, er so redet“ wird sogar stimmen), dann ist es halt eine Kunstsprache.

Ich gehe davon aus, dass Du von realen Begebenheiten angeregt wurdest. Insgesamt hastu aber Glück gehabt, denn Deine Geschichte lesend wurde ich an ein Ereignis von vor nahezu dreißig Jahren erinnert als ich noch in der Blüte meines Lebens stand.

Ich hatte nämlich auch schon mal eine Begegnung der dritten Art mit einer größeren Reisegruppe von älteren Herrschaften, die in einer richtigen kleinen Schlacht jeder gegen jeden mündete.

Das war im Winter 78/79, der uns zum Jahreswechsel an unsern Urlaubsort im Harz festhielt. Es war die Zeit, da Schleswig-Holstein durch Bundeswehreinheiten und deren Maschinenpark vom Schnee freigelegt werden musste, minus 20 Grad hernach als tägliche Durchschnittstemperatur gemessen wurde, der Schnee selbst im Ruhrgebiet nicht abtauen wollte und schließlich schwarz war und bis März ’79 liegen blieb und in der Folge erstmal kein Zug aus dem Urlaubsort mehr fuhr. Ich rief meinen damaligen Arbeitgeber an, schilderte die Situation und erhielt eine Urlaubsverlängerung. Am dritten oder vierten Tag nach dem Wintereinbruch wurden Dampfloks durch die Bundesbahn eingesetzt. Die Waggons waren vereist (Türen, Fenster, was man als Reisender so feststellen konnte), die Heizungen funktionierten nicht. Meine Freundin und ich, wir saßen in unsere Parkas, Stiefeln & Handschuhen eingemummelt an Fenstern, ohne durch die Eisblumen was sehen zu können.

In der Nähe von Bad Lauterberg waren wir eingestiegen und der Zug war so gut wie leer. Das änderte sich schlagartig, als ein wahres Regiment von Kriegsveteranen mit ihrem Tross ab Göttingen die Waggons besetzte und jeder dieser Alten einen Fensterplatz beanspruchte. Zu Anfang waren’s nur Beschimpfungen der Alten gegeneinander, wenn einer seinen Platz nicht dem andern räumen wollte. Während der Fahrt kam es zu ersten Handgreiflichkeiten. Irgendwann wurde die erste Krücke gegen einen Altersgenossen erhoben und dann wurde geprügelt, was das Zeug hielt. Man war ja seit fast 34 Jahren in keinem ordentlichen Schlachtgetümmel mehr gewesen. Vermutlich trug auch die dicke Kleidung gegen die Kälte zur Eskalation bei: Man spürte halt einen Klaps nicht so sehr, als man’s verdient gehabt hätte! Eine Orgie der Gewalttätigkeit entwickelte sich. Das Zugpersonal wurde der Bagage nicht Herr. Dann musste Polizei ran.

Ein unbeaufsichtigter Kindergarten hätte wohl mehr Regelhaftigkeit gezeigt als diese alten Kameraden & -innen, die Disziplin ansonsten für eine ureigenste Eigenschaft gehalten haben. Denn der Tross mischte kräftig mit.

Wir waren froh, dass wir in Altenbeken umsteigen mussten. Über die Zahl der Opfer kann ich darum keine Auskunft mehr geben.

Ich hoff', dass die kleine Anekdote nicht gelangweilt hat!

Friedrichard

 

diese kleine anekdote hat mir viel besser gefallen als die eigentliche geschichte. es gibt ein schild vor einem einkaufszentrum, da steht drauf:
"Herumhängen verboten. Auch für Alte" Preisfrage: wo?

 

Moin neukerchemer,

Ich habe leider keine Anekdote mit älterern Menschen, sondern kann nur was zu deiner Geschichte sagen ;)

Die war technisch ganz nett geschrieben, flüssig, ohne besondere Stolpersteine, aber auch ohne besondere Auffälligkeiten. Nett halt.

Witzig fand ich sie leider an keiner Stelle - da du relativ schnell eine kurze Begebenheit nach der anderen aufzählst, kommt keine Atmosphäre auf, es dümpelt eher so vor sich hin. Das Ganze scheint auf die Schlusspointe ausgelegt zu sein, weswegen mich der Text vom Aufbau her an einen Witz erinnert. Die Pointe finde ich ehrlich gesagt ziemlich lahm, weswegen der Text bei mir insgesamt nicht funktioniert hat.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Basti,

vielen Dank für deine Kommentar.

Ja, du hast Recht, ich war bestimmt zwei Monate nicht mehr. War in der letzten Zeit sehr im Stress, aber jetzt wird es wieder besser.

Freut, mich dass dir diese kleine Anektdote gefallen hat.


Hallo Friedrichhard,

auch dir vielen Dank fürs Lesen und fürs Gutfinden.

Deine Anekdote solltest du auf jeden Fall mal ausführlich niederschreiben. Klingt nach einer vielversprechenden Geschichte...


Servus Peter,

schade, dass dir meine Anekdote nicht so zugesagt hat.


Grüß dich gnoebel,

auch an dich ein herzliches Danke schön fürs Lesen und Kommentieren.

Dass die Pointe bei dir nicht so gezündet hat, und sie ziemlich vorhersehbar ist, ist schade, aber immerhin fandest du die Geschichte ja trotzdem nett. Die Geschichte hat auch sicher nicht den Anspruch, dass man nach dem Lesen auf dem Boden liegt vor lachen. Wie gesagt: ein kleiner Happen für zwischendurch.

Nochmal danke euch allen

lg neukerchemer

 

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