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Die Geschichte vom Geist Jack of the Lantern
Die Geschichte vom Geist Jack O'Lantern
In Irland, tief in den Bergen von Mourne, südlich von Newry und nördlich von Newcastle, lag einst das Dorf Connemara.
Dort lebte vor langer Zeit der Holzschnitzer Jack O'Sinead, zusammen mit seiner Frau Mary. Sie lebten glücklich zusammen, aber nicht immer. Mary war meistens zufrieden, solange Jack seiner Frau die Liebe zeigte, die sie verdiente, und nicht dem Wirt des örtlichen Pubs, der ihm nur zu gern für die Verdienste des Tages nicht wenig Bier verkaufte.
Eines Abends im Herbst, als die Blätter der Bäume feuerrot leuchteten zwischen den Lücken des Nebels, der sich ins Tal gelegt hatte, kam ein Mann ins Dorf, den noch nie jemand gesehen hatte, den jedoch jedermann zu kennen glaubte. Schwarz war seine Kleidung, sein Haar war weiß und seine Augen hatten die Farben des Winters. So unheimlich er doch war, so vertraut erschien er jedem, der seinen Weg kreuzte, und obwohl auch der mutigste Mann einen Schritt zur Seite tat, wenn die Gestalt kam, so ging dennoch eine magische Anziehungskraft von ihm aus. Selbst die Raben, die sich sonst wild um die Überreste der von den Menschen zurückgelassenen Essensreste stritten, saßen still auf ihren Ästen wie eine Ehrengarde, wenn der König kommt.
Als der Weißhaarige das Haus von Jack und Mary erreichte, schwieg die Luft, der Nebel teilte sich, und die Fackeln verlöschten. Mary öffnete die Tür.
"Wer seid Ihr?", fragte Mary. Eine Stimme wie das Rascheln von Blättern im Wind antwortete ihr: "Nimm diese Feder, Mary. Wenn dich die Liebe verlässt, lass sie fallen. Wenn sie den Boden erreicht, wird deine Liebe zurückkehren und niemals enden." Der Weißhaarige reichte ihr die schwarze Feder eines Raben. Verwirrt und doch seltsam verzückt nahm sie sie; Wunderschön war die Feder, von perfekter Form und doch schwarz wie die Nacht. Aber sie hatte einen Makel, den sie sofort gespürt, aber nie erkennen konnte. Als sie aufsah, hatte der Nebel den Weißhaarigen längst verschluckt.
Einige Zeit später kam Jack nach Hause zurück, lange nachdem seinen Bierduft ihn längst angekündigt hatte. Im Zorn legte Mary die Feder achtlos auf den Nachttisch neben dem Bett und legte sich hinein, ohne ein weiteres Wort mit Jack zu sprechen. Jack legte sich einfach dazu und wurde, vom Bier vernebelt, schnell in einen schlechten Schlaf versetzt.
Schlimme Träume plagten Jack: er fand sich inmitten eines Waldes toter Bäume, gejagt von schemenhaften Wölfen mit weißem Fell; Er bewegte sich rennend, stolpernd durch das Unterholz bis schließlich eine schwarze Felswand seiner Flucht ein Ende setzte. Als die Schemen zum Sprung ansetzten, wachte Jack auf, schreiend, in fürchterlicher Panik.
Als er sich aufsetzte, in Panik wild um sich schlagend, traf er den Nachttisch. Polternd zerschellte er auf dem Boden, aber die schwarze Feder schwebte noch in der Luft. Langsam glitt sie zu Boden, als würde sie in Honig nach unten schwimmen.
Am nächsten Morgen war Mary sehr krank. Zitternd lag sie im Bett und schreckliche Schmerzen plagten sie. Jack kochte ihr einen Tee den der Heiler ihm empfohlen hatte und lief dann zum Doktor des Dorfes. Der kam und gab ihr einen Kräutersud zu trinken und legte ihr kalte Wickel auf die Stirn. Nachdem er weg war brachte Jack Mary eine weitere Decke und wickelte sie darin ein, um sie warm zu halten. Arbeit, aber auch der Durst waren vergessen.
Tagelang, Wochenlang litt Mary. Jack hatte sie niemals alleine gelassen und fürchtete um sie. Als der Doktor aufgegeben hatte, rief Jack nach dem Priester. Der kam und gab ihr die Sakramente, in der verzweifelten Hoffnung, dass der gute Gott die Krankheit aus ihrem Körper vertreiben möge. Doch selbst die guten Wünsche des Priesters konnten Mary nicht helfen.
Jack ging in die Kirche und betete für drei Tage, ohne zu essen oder zu trinken. "Nichts in der Welt ist es wert zu besitzen, wenn es einfach ist, es zu haben", rief Jack zu seinem Gott. "Ich habe verstanden!" schrie er. "Tu was du willst, aber lass mir meine Mary!"
Lange Zeit später:
Der Winter war eingebrochen, und die Bäume waren kahl; die Blätter abgefallen und die Äste hingen tief unter der Last des Schnees. Am Abend senkte sich ein dichter Nebel über das kleine Dorf Connemara und erfüllte jedes Haus, jede kleine Lücke und Spalte. Manche sagen, sie hätten dennoch in der Ferne, auf einem Felsen nahe des Dorfes, im dichten Dunst einen großen schwarzen Vogel gesehen, der auf einem Baum saß und alles zu beobachten schien.
Mitten in der Nacht wachte Mary auf. Sie fühlte sich wohl, gesund und kräftig; der Schmerz war vergangen, und ihr Geist war frei und klar. Jedoch schien etwas sie zu rufen, und sie ging nach draußen, nur mit einem Nachthemd bekleidet, hinein in die Nacht, ins Moor. Als der Nebel sie verschluckt hatte, vergingen selbst ihre Fußspuren.
Als Jack am nächsten Morgen aufwachte, war Mary längst gegangen. Er sah ihren Körper neben sich im Bett liegen, reglos. Sie war nicht mehr da.
Jack brach zusammen, verlor vor Leid den Verstand und dann das Bewusstsein und fiel in einen schrecklichen Schlaf. Er sah Mary im Traum, wie sie tanzte, damals auf dem Herbstfest, als er sie kennen gelernt hatte. Er sah sie, Blumen im Haar, wunderschön, und Leid erfüllte ihn. Mary hatte oft gesagt, dass Männern erst dann einfällt, das Richtige zu sagen und zu tun, wenn die Gelegenheit dazu längst vorbei ist. Er sah, dass sie recht hatte, und dass es zu spät war, und er weinte für drei Tage.
Als die Trauer vergangen war und sein Gefühl leer war, kam sein Durst zurück. Da ging er in seinen Pub und trank für drei Tage.
Am Abend des dritten Tages war seine Holzschatulle, die einst voll mit Münzen gewesen war, leer. Wieder sank der Nebel über das Dorf von Connemara, und eine Gestalt kam durch die Tür des Pubs. Schwarz waren seine Kleider und sein Haar war weiß.
Der Weißhaarige sagte zu Jack: "Komm mit mir, Jack. Du weißt, du musst.", "Nimm mich mit. Mich hält nichts mehr hier", sagte Jack, "gib mir aber noch ein letztes Bier, und so der Vertrag sagt, gehe ich mit dir."
Der Weißhaarige stimmte zu, aber weil er kein Geld hatte, verwandelte er sich selbst in eine Münze, um den Wirt zu bezahlen. Jack nahm die Münze, gab sie aber nicht dem Wirt, sondern tat sie in seine Schatulle. Auf diese ritzte er ein Christuskreuz, das den Weißhaarigen dort behalten würde, denn er kann dieses Symbol nicht ertragen. Gefangen in der Schatulle des Holzschnitzers rief er zu Jack: "Gib mich frei! Und es soll dein Schaden nicht sein!". "Gib mir noch zehn Jahre Freiheit und Bier, denn ich will trauern." "Ein Säufer hat mehr vom Teufel im Herzen als Beelzebub selbst, aber ich tue es! Doch zehn Jahre später, von heute an, werde ich wiederkommen!"
Jack entließ den Weißhaarigen. Und widmete sich weiter dem Billigen.
Nach zehn Jahren kam der Weißhaarige wieder: "Jack, du weißt was kommt für dich."
"Ja", sagte Jack. "Doch ich will noch ein letztes mal meinem Holzschnitzerhandwerk nachgehen, und ich bin ein alter Mann, so hol mir doch bitte diese Mistel vom Baum, damit ich zum letzten mal Marys Namen ritzen kann. Der Weißhaarige tat es, doch als er herunterklettern wollte, ritzte Jack ein Christuskreuz in den Baumstamm.
"Du wolltest mich schon vor zehn Jahren holen, Weißhaariger!", sagte Jack, "du wirst mich nicht bekommen, und wenn ich dich auch auf ewig hier halten muss." Der Weißhaarige sagte: "Lass mich herunter, und ich verspreche dir, dass du nicht mit mir kommen musst. Niemals wirst du mein Reich betreten, so schlecht du auch sein kannst. Nur lass mich herunter! Du weißt nicht was du tust:
Die Menschen brauchen mich: Ich bin Teil ihrer Seelen, ob sie es wissen und wollen oder nicht. Ich bin des Mörders Bann, ich lasse ihn zu Boden sinken, schreiend und weinend, leidend ob seiner eigenen Schuld. Ich bin des Diebes Bann, der sich seines Reichtums nicht erfreuen kann, weil er sieht, wie die Armen leiden. Ich bin des Hassenden Bann, der Höllenqualen leidet, wenn er seinen Feind sieht, und im Anblick seines Feindes Tod sein eigenes Antlitz erkennt. Ich bin des Säufers Bann, der erkennt, dass er den Trank seiner Liebsten vorgezogen hat. Ich bin das Böse, denn die Menschen brauchen mich. Und:
Selbst die Guten könnten nicht gut sein, wenn ich nicht in ihren Seelen lauern würde, ewig wachsam, wartend, und sie immerfort antreiben würde, mich zu bekämpfen, für immer, erfolglos."
Jack ließ den Weißhaarigen frei. Er ging daraufhin zurück zu seinem Pub. Da trank er wieder, für drei Tage. Am Abend des dritten Tages sah er durch den Nebel des Rausches Mary; sie kam langsam, wie ein Schemen, durch den Nebel auf ihn zu, sein Herz schlug heftiger mit jedem Schritt, den der Schemen tat. Als Mary ihn erreicht hatte, gab Jacks Herz auf.
Als Jacks Seele den Eingang zum Reich des guten Gottes erreicht hatte, blieben die Tore verschlossen. "Zu viel Böses liegt in deiner Seele. Du kannst nicht herein",
sagte eine Stimme. "Ich will Mary sehen". "Sie ist nicht hier. Geh jetzt.
Du kannst nicht herein."
Trauer und Zorn erfüllten Jacks Seele, und sie machten ihn schwer. Also sank er nach unten, tief und tiefer, bis ganz nach unten, bis dass es nicht mehr tiefer ging.
An den Toren der Tiefen angekommen, kam der Weißhaarige heraus, und er sagte: "Ich habe dir versprochen, dass ich dich nie in mein Reich bringe. Also geh. Du kannst nicht herein"
Gefangen zwischen den Welten fragte Jack: "Wohin? Wohin soll ich gehen?". "Such das was dich hierhin geführt hat. Suche es. Du bist nun ganz alleine in der Dunkelheit. Das Einzige was ich dir geben kann, ist dies." Der Weißhaarige gab ihm ein großes Stück brennender Kohle aus seinem Feuer. Jack nahm einen Kürbiskopf, schnitzte ein Loch in den Kürbis und legte das Kohlenstück hinein und lief in die Nacht.
Für Jahrhunderte suchte Jacks Seele also zwischen den Welten nach dem Geist seiner Mary. Der Weg wurde ihm geleuchtet von einem Kohlenstück, entfacht durch die Feuer des Weißhaarigen, es leuchtete in einem leeren Kürbis, den er ausgehölt hatte. Das war seine Laterne.
Es heißt, dass Jack jedes Jahr wieder auf die Erde kommt, in der Nacht vor dem Allerheiligen, am all hallow's evening, Halloween. Seine Gestalt ist schwarz und seine Haare weiß, und seine Laterne ist ein Kürbis mit einer gräßlichen Fratze, die selbst einem gestandenen Mann das Grauen ins Gesicht bringt, der ihn lähmt, ihn unfähig macht sich zu bewegen, während Jack O'Lantern nach seiner Liebsten sucht.
Es heißt, dass eines Tages, wenn der Mond voll ist, und die Luft still steht und selbst die Raben schweigen, wenn der erste Weißhaarige, in Gestalt eines schwarzen Vogels, auf dem Hügel steht nebst einem toten Baum und mit seinem Schnabel Jack Of the Lantern den Weg zum Geist seiner Liebsten weist, dann wird er sie endlich wiederfinden mit ihr gemeinsam in Ewigkeit Ruhe haben. Wenn doch endlich der Mond aufginge.
Aber das ist natürlich alles nur eine Geschichte.