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Thema des Monats Die Höhle

Seniors
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24.04.2003
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Die Höhle

Tag 8

Ich kann sie nicht mehr hören. Heute musste ich wieder die Akkus wechseln. Die Lampe brennt ununterbrochen. Es müsste jetzt früher Abend sein, und ich werde die Akkus nur noch fünfmal wechseln können. Bis dahin sollte es Mittwoch sein.
Es hat mich einiges an Überwindung gekostet, in Sarahs Rucksack zu suchen. Sie hatte ihn schließlich immer noch an.
So sehr ich mir die Ruhe auch gewünscht hatte ... jetzt, wo sie da ist, kommt sie mir unheimlich und beklemmend vor. Ich werde versuchen, ein wenig zu schlafen.

Gerade hat jemand an die Wand geklopft. Zuerst dachte ich, ich würde das träumen. Aber das Klopfen war da. Ich werde jetzt erst einmal wach bleiben.


Tag 9

Seit dem Klopfen gestern ist nichts mehr geschehen. Mir tun die Gelenke weh. Ab und zu ändere ich meine Sitzposition, doch die Krämpfe kommen allmählich immer heftiger. Diese Stille macht mich fertig. Ich muss schlafen, aber ich traue mich nicht. Ich muss endlich wieder schlafen.

Ich höre sie wieder. Als ich vorhin aufgewacht bin, waren sie noch leise. Inzwischen wieder so wie vorgestern. Es macht mich fertig. Ich weiß nicht, was ich lieber will: Die unerträgliche Ruhe, oder die Unerträglichkeit dieser Laute. Diese Klagelaute. Es klingt wie weinender Wind. Nur aggressiver. Ich habe Angst.
Bald werde ich den Akku tauschen müssen.


Tag 10

Ich habe nicht darüber nachgedacht, wie es sein wird, wenn ich kein Essen mehr habe. Nun ist alles aufgebraucht. Gott sei Dank habe ich Wasser. Ich habe Wasser. Gott sei Dank.
Die Laute haben wieder nachgelassen. Sie stellen mir eine Falle. Ich kann hier nicht raus ... kann hier nicht raus. Hoffe, die anderen suchen mich.
Hoffe, die anderen sind noch am Leben. Habe diese Dinger nicht gesehen. Höre nur ihre Klagelaute. Es klingt wie bitteres Weinen. Sie weinen, und sie warten, dass ich rauskomme. Sarah stinkt erbärmlich. Habe ihren Körper in die Ecke geschoben. Die Lampe brennt ununterbrochen. Ich werde schon wieder müde und mein Kopf schmerzt.


Tag 11

Um ganz ehrlich zu sein: Sie müssten längst da sein. Niemand wird mich hier rausholen. Das Heulen ist schlimm. Es klingt gespenstisch. Und warum kommen sie nicht einfach rein und beenden das Ganze?
Vorhin habe ich wie ein kleines Kind geschluchzt. Da kam dann wieder dieses Klopfen gegen die Felswand.
Sie lauern. Sie haben es nicht eilig.
Ich glaube, meine Hand ist gebrochen. Es fühlt sich alles ganz komisch an, wenn man so viele Tage beinahe unbewegt herumsitzt. Ich muss den Akku wechseln.
Morgen ist Mittwoch. Dann werde ich kein Licht mehr haben. Gott sei Dank habe ich Wasser.


Tag 12

Dunkel. Ich hoffe, man kann das noch lesen. Ich kann nicht anders. Ich muss hier raus. Hoffentlich sind sie weg. Ich bin kein Pessimist. Den morgigen Tag trage ich schonmal ein. Ich muss da durch. Ich werde nun gehen.


Tag 13

 

Hi Cerberus81,

das Konzept ist bekannt ud irgendwir ist auch ein wenig gruselig, aber eben nicht so richtig. Wieviele Akkus hat der denn dabei? Und warum wartet er tatsächlich 12 Tage bis das licht ausgeht und beschließt dann erst, abzuhauen. Im Dunkeln sich vor was-auch-immer in Sicherheit zu bringen, die dort anscheinend zu Hause sind ist wirklich Chancenminimierung. und Hunger hat er keinen? Und es richt nur nach dem toten Mädchen? Der ist in 12 Tagen nicht einmal pinkeln gewesen?

Grüße,
Tyll

 

Als Quickie für zwischendurch fand ich's ganz gut. Natürlich ist das ganze, wie Cerberus schreibt schon bekannt, aber du hast eine sehr gut lesbare flüssige Schreibweise. Mich würde Sarah interessieren. Gut, sie ist tot, aber indem du sie und ihr Schiksal etwa detaillierter beschreibst, könntest du dem Text etwas mehr Tiefe verleihen.

mfg chaos-tom

 

Guten Abend, Cerberus.
Schön, dass du während deiner Wachschichten am Tor zur Hölle die Zeit gefunden hast, etwas zum TdM Oktober beizutragen. :D


Als ich noch klein war, so vor, es dürften bald fünf Jahre sein, war eine deiner Geschichten, die mit dem Speichel, eine der ersten, die ich hier gelesen habe. Ich fand sie sehr gut, weniger wahrscheinlich der Handlung wegen, als der von dir unglaublich geschickt gestreuten Sätze. Da hast du echt Talent für.

Es hat mich einiges an Überwindung gekostet, in Sarahs Rucksack zu suchen. Sie hatte ihn schließlich immer noch an.
Bei sowas zauberst du dem Leser ein makaberes Lächeln auf die Lippen. Die zwei Sätze sind perfekt.

Gerade hat jemand an die Wand geklopft. Zuerst dachte ich, ich würde das träumen. Aber das Klopfen war da. Ich werde jetzt erst einmal wach bleiben.
Ich würde schreiben: Gegen die Wand geklopft.
An etwas klopfen tut man ja meist nur, wenn man es auch öffnen kann. (Türen)

Seit dem Klopfen gestern ist nichts mehr geschehen. Mir tun die Gelenke weh.
Auch wenn ich es ebenfalls gerade benutzt habe: Boah, weg mit dem "tun"!
Meine Gelenke schmerzen oder ähnliches.
Um ganz ehrlich zu sein: Sie müssten längst da sein.
Streich das.

Morgen ist Mittwoch. Dann werde ich kein Licht mehr haben. Gott sei Dank habe ich Wasser.
Auch sehr schön!

Ich denke, mit dem Verschwinden des Lichts verliert der Prot auch jede Hoffnung auf Rettung. Entweder verliert er den Verstand und flüchtet sich in den sicheren Tod, oder er hofft auf sein eigenes Durchhaltevermögen, auf Glück.
Oder er will einfach nur sterben.


Hat mir sehr gut gefallen, Cerb!


Liebe Grüße
Tamira

 

Hallo Cerb,

mir hats auch gefallen. Du hast einen Humor, den ich einfach mag, und der mich immer wieder zum Lachen bringt. Den Satz mit dem Rucksack, den sie noch trägt, Tamira hat ihn ja schon zitiert, den finde ich einfach genial.

Schöne Grüße,

yours

 

Hey Cerb,

joah, altbackender plot, damit gewinnst du sicherlich keinen Blumentopf, oder wenn, dann einen ganz kleinen (und zum Glück hast du Wasser ;) ) - und den gibt es für die Konsequenz mit der du die Erzählerstimme an den Mann bringst. Dein Prot hat Angst, aber er scheint auch sehr gefasst zu sein, betrachtet die Dinge beinahe in einem nüchternen Licht. Ich sehe da einen steifen Menschen mit Krawatte hocken, dessen Leben vor dem Zusammenbruch nur aus zu sortierenden Zahlenkolonnen bestanden hat. Auch in dieser Situation arbeitet er mit nüchternen Verstand. Es hat den Eindruck, als rede er sich selbst ein, dass er Angst haben müsste und deswegen fühlt er sie auch. Irgendwie. Aber sie lähmt ihn nicht. Dazu ist sein Ton zu sachlich. Fein säuberlich notiert er schon einmal das Datum für den nächsten Tag.
Insgesamt also ganz nett, vermutlich hast du auch nicht mehr damit bezwecken wollen

grüßlichst
weltenläufer

 

Eigentlich wurde es bereits erwähnt, wie ich finde aber zu unrecht als negativ abgestempelt: Du erzählst uns eine kurze Story, ohne grossen Hintergrund-Balast, denn das war ja auch die Vorgabe.

Zitat aus TdM: "Quickies[...]Wir stellen nur eine Bedingung: Kurz muss es sein, nicht mehr als drei Seiten. Es soll schnell vorbei sein.[...]"
Na also, prima gelöst, finde ich.

Drei Bemerkungen:
1. Den Rucksack-Absatz fand ich auch gelungen.
2. Wenn du beim 12.Tag noch (absichtliche) Tippfehler einbauen könntest, würde das mMn die Dramatik erheblich steigern. (Er schreibt doch auf einem Laptop, oder?)
3. Der vorgezogene Eintrag des "nächsten" Tages ist ein prima Kunstkniff für das offen(sichtlich)e Ende.

Gruss.dot

 

Hallo zusammen!

@Tyll Leyden

Und warum wartet er tatsächlich 12 Tage bis das licht ausgeht und beschließt dann erst, abzuhauen.

Er hofft ja bis zuletzt noch auf Rettung.

und Hunger hat er keinen?

Hier hast du nicht aufmerksam gelesen. Er erwähnt ja, wie ihm die Vorräte ausgehen.

Und es richt nur nach dem toten Mädchen?

Verstehe ich ebenfalls nicht. Ich schreibe doch, dass sie erbärmlich stinkt, nicht, dass sie nur riecht.

Der ist in 12 Tagen nicht einmal pinkeln gewesen?

Das überlasse ich der Fantasie des Lesers :D

@chaos-tom

Natürlich ist das ganze, wie Cerberus schreibt schon bekannt,

Hey, das hab ich nicht geschrieben :D

@alle

Vielen Dank für eure Kommentare und für das teilweise Lob. Über ein paar Verbesserungsvorschläge denke ich noch nach, obwohl mir das "ganz ehrlich" irgendwie gefällt.
Ich schau mal ...

Vielen Dank fürs lesen!

 

Lieber Cerberus 81!
Irgendwie fand ich einige Details komisch:

Ich werde versuchen, ein wenig zu schlafen. [...] Ich werde jetzt erst einmal wach bleiben.
. Da gab es noch einige weitere Mängel und sehr gruselig war die Geschichte auch nicht grade. Zum Beispiel muss man sich alles selbst dazu denken. Wer die sind, wer du bist, wer Sarah ist, wo du bist. Tut mir Leid, aber das ist nun mal meine Meinung. :hmm:

 

Tja, Cerb!

Das Thema natürlich adäquat umgesetzt. Die Frage ist jedoch immer, ob man gerade diese Geschichte, die man erzählt, in dieser Form am besten erzählt.

Ich glaube, das ist bei der vorliegenden nicht der Fall. Ich denke, viel mehr wäre rauszuholen gewesen, mit mehr Details und längeren Ausführungen. Man muss aus dem Korsett ausbrechen. Ich für meinen Teil habe krampfhaft nach einer Idee gesucht für den Quickie und habe mehrere Ideen gefunden für längere Storys. Na ja.


Du hast nicht viel zu bieten, kaum Andeutungen, wenige Details. Für eine spannende Geschichte bleibt zu viel im Dunkeln. Ich würde gerne mehr wissen über die Wesen nebenan, über seine Freundin etc.

Aber du kennst dich aus im Genre, das merkt man (weiß ich ja) und handwerklich sauber und gut erzählt ist es auch.


Also, nicht ganz überzeugt, vielleicht damit, dass ich doch gern mehr wissen würde.

Schöne Grüße von diesseits!

 

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