Hallo @Kitty Clark ,
herzlich willkommen hier. Das ist die zweite Strand/Meergeschichte, die ich heute lese (die andere ist "Am Strand" von sveit), und - obwohl hier nur eine Person vorkommt und die story sehr viel kürzer ist, habe ich ähnliche Probleme mit deinem Text.
Auch FF muss eine Kurzgeschichte sein (nur eben vom Wordcount her kürzer), und das bedeutet: Es muss eine innere und/oder äußere Handlung geben, und es sollte auch ein Konflikt vorhanden sein. Oder zumindest eine Entwicklung.
Das hier ist keine Geschichte, es ist eine Skizze für eine Szene oder eine Prota. Das, was als allererstes in einem Notizheft steht, wenn man einen Text beginnt. Also, hier fehlt es an allem.
In der Eile (Lesereindruck, keine Unterstellung) vergallopierst du dich, da müsste mit viel mehr Sorgfalt gearbeitet werden - gerade bei kurzen Texten muss jedes Wort und jeder Satz im Gefüge stimmen. Du erzählst hier einfach so fröhlich runter, und da holpert es zwischendurch ganz schön:
Die Shrimps, die es zum Mittagessen gab, haben salzige kleine Spuren auf meinen Lippen hinterlassen, die ich weglecke.
Der Satzbau ist kaputt. 50% ist reiner Infodump (Mittagessen, weglecken) - a) macht das die mehr oder weniger sinnliche Stimmung kaputt, b) muss da viel subtiler vermittelt werden, irgendwie früher, aber eigentlich passen solche Infos eh nicht in den Erzählfluss.
Wenn ich zwinkere, ist es so hell, dass sofort Lichtbänder vor meinen Augen tanzen.
Nein, es ist grundsätzlich hell, nicht nur, wenn sie zwinkert. Sie schaut in die Sonne, dann sieht sie diese Lichtbänder, wenn sie danach die Augen schliesst. Bitte mehr Sorgfalt, lass Texte am besten auch mal liegen, bevor du postest, dann siehst du sowas selbst.
Ruhe erobert mich, wie Wellen den Strand bei zunehmender Flut. Ich finde zu mir, lasse mich fallen, schalte ab, so wie mein Computer abgeschaltet ist.
Wellen 'erobern' keinen Strand, sorry, das ist ein furchtbares Bild. Manchmal ist weniger mehr. "Finde zu mir" - was soll das sein? Was hat das mit den Wellen zu tun? Hier ist keine Entwicklung, das wird einfach so behauptet. Der "Computer" ist kein sinnlich schöner Vergleich in diesem Bild. Verstehe schon: du willst vermutlich, dass der Leser ihr hektisches Büro assoziiert. Aber das müsste eleganter aufgebaut werden, nicht Knall auf Fall 'bumm Strand - Wellen - zu-sich-Kommen - Computer, fertig! Das soll doch eine Kurzgeschichte sein, dann erzähle doch bitte auch, anstatt uns Stichworte zu geben. Und falls du gern reduziert schreibst, ist das ja wunderbar, aber dann wäre das imA besser über z.B. Ellipsen zu lösen.
Eine Glocke. Keine Schiffsglocke. Die Kirchturmuhr schlägt zur vollen Stunde.
Klar hört sie an Land keine Schiffsglocke, die werden eh nie geläutet. Wozu ist diese Info mit den Glocken wichtig? Und der Satz davor mit dem Anrufbeantworter - das ist doch dareingegräscht, du schreibt keinen Stream of Consciousness, dadurch entseht ein echt hässlicher Bruch: AB - Schiffsglocke - Kirchenglocken - zu sich kommen. Schau dir doch mal an, was das für Übergänge sind, und was diese Bilder eigentlich in der Gesamtheit der Erzählung machen.
Edit: P.S. In einer Kurzgeschichte fängt man nicht für jeden Satz eine neue Zeile an - Zeilenumbrüche (außer bei Dialogen) strukturieren einen Text. Du merkst vllt. selbst, dass du hier keinen anständigen Aufbau und Erzählfluss hast, wenn du für jede Aussage eine neue Zeile beginnen musst.
Mein Komm ist gleich länger, als dein Text, daher breche ich mal hier ab.
Ich denke, du brauchst noch mehr Übung beim Schreiben und Konzipieren von Texten - dafür ist so ein Kurztext für den Anfang sicher gut, aber der sollte dann gut ausgearbeitet sein, nicht so als fragmentarische, total arbiträre Skizze runtergeschrieben.
Ich hoffe, das klingt nicht unhöflich, es ist sicher nicht so gemeint. Kommentiere am besten auch erstmal ein paar Geschichten hier - damit lernst du, wie Texte und Sprache funktionieren (darüber v.a, was für dich selbst daran nicht gut klingt), und damit bekommst du auch mehr Rückmeldungen. Denn nur einstellen und nichts selbst kommentieren ist nicht sehr sinnvoll, vor allem, wenn du Leute brauchst, die mit dir einen Roman erarbeiten.
Viel Erfolg und herzliche Grüße,
Katla