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Die Insel

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26.08.2019
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Die Insel

Meine Augen sind geschlossen. Wind fährt durch mein Haar, streichelt mein Gesicht, kühlt meine Haut. Die Hitze der Steine zieht durch die nackten Fußsohlen und Handflächen in meinen Körper und taut meinen Köper auf. Wellenrauschen, Möwenschreie, ein tiefes Dampferhorn in der Ferne.
Wenn ich zwinkere, ist es so hell, dass sofort Lichtbänder hinter meinen Augenlidern tanzen.
Der salzige Geschmack der Shrimps, die es zum Mittagessen gab, liegt mir noch auf der Zunge. Salzig, wie das Meer. Ruhe durchströmt mich in Wellen, wie die Flut den Strand erfasst. Ich finde zu mir und meinem inneren Selbst, lasse mich fallen, schalte ganz ab, so wie mein Computer abgeschaltet ist.
›Sehr geehrte Damen und Herren. Ich bin zurzeit nicht erreichbar. In dringenden Fällen kontaktieren Sie mich nach der Mittagspause.‹
Eine Glocke. Keine Schiffsglocke. Die Kirchturmuhr schlägt zur vollen Stunde. Ich öffne die Augen, kehre zurück ins Hier und Jetzt. Das Rauschen der Autobahn in der Nähe, Schreie von aufgeregten Kindern, das tiefe Warnsignal eines Güterzuges. Ich sammle die Plastikverpackungen meines Supermarktsalates zusammen. Die Stunde auf der Dachterrasse der Firma ist schon vorbei.
Morgen komme ich wieder, kleine Alltagsinsel.
Meine Kollegen kommen mir im Flur entgegen. »Wo warst du?«
»Am Meer«, sage ich lächelnd und werfe mich wieder kraftvoll in den Strom des Alltags.

 

Hallo @Kitty Clark

und willkommen bei den Wortkriegern.

Ich habe deinen Text in die Rubrik Flash Fiction verschoben, weil er dort besser hinpasst.

Viel Spaß hier und

Gruß, GoMusic

 

Hi @Kitty Clark und willkommen im Forum!

Ich leg mal gleich los:

taut meinen dauerklimaanlagegefrosteten Köper auf.

Das Wort ist unhandlich, das ist dir sicherlich klar, und das ist auch nicht mein eigentliches Problem. Du rufst so viele positive Bilder hervor, aber diese merkwürdige, sperrige Wort bleibt mir aber stärksten im Kopf. Die Wärme ist fort, ich denke nur noch an Klimaanlagen. Ich glaube, das willst du nicht.

Wenn ich zwinkerte

zwinkere

Die Shrimps haben salzige kleine Spuren auf meinen Lippen hinterlassen.

Das verstehe ich nicht so recht. Ich suche im Text, ob Shrimps vorkamen, finde nichts. Außerdem schmeckt man mit den Lippen ja gar nichts.

Ruhe durchströmt mich, erobert mich, wie Wellen den Strand bei zunehmender Flut.

Das letzte Bild ist toll. Alles davor brauchst du gar nicht, zudem passt es nicht zusammen. Wenn dich die Ruhe bereits durchströmt, dann hat sie nichts mehr zu erobern, nichts zu fluten. Verstehst du, was ich meine?

Die kleine Wendung der Dinge gefällt mir gut. Ein kurzer Text, aber ich finde ihn schön. Hoffe, du kannst was mit meiner Kritik anfangen!

Viele Grüße,
@Salomon

 

Hi @Salomon,
vielen lieben Dank für deine Rückmeldung und die Tipps. Ich habe es mir zu Herzen genommen und eine neue Version eingestellt.
Viele Grüße, Kitty

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Kitty Clark ,

herzlich willkommen hier. Das ist die zweite Strand/Meergeschichte, die ich heute lese (die andere ist "Am Strand" von sveit), und - obwohl hier nur eine Person vorkommt und die story sehr viel kürzer ist, habe ich ähnliche Probleme mit deinem Text.

Auch FF muss eine Kurzgeschichte sein (nur eben vom Wordcount her kürzer), und das bedeutet: Es muss eine innere und/oder äußere Handlung geben, und es sollte auch ein Konflikt vorhanden sein. Oder zumindest eine Entwicklung.

Das hier ist keine Geschichte, es ist eine Skizze für eine Szene oder eine Prota. Das, was als allererstes in einem Notizheft steht, wenn man einen Text beginnt. Also, hier fehlt es an allem.

In der Eile (Lesereindruck, keine Unterstellung) vergallopierst du dich, da müsste mit viel mehr Sorgfalt gearbeitet werden - gerade bei kurzen Texten muss jedes Wort und jeder Satz im Gefüge stimmen. Du erzählst hier einfach so fröhlich runter, und da holpert es zwischendurch ganz schön:

Die Shrimps, die es zum Mittagessen gab, haben salzige kleine Spuren auf meinen Lippen hinterlassen, die ich weglecke.
Der Satzbau ist kaputt. 50% ist reiner Infodump (Mittagessen, weglecken) - a) macht das die mehr oder weniger sinnliche Stimmung kaputt, b) muss da viel subtiler vermittelt werden, irgendwie früher, aber eigentlich passen solche Infos eh nicht in den Erzählfluss.
Wenn ich zwinkere, ist es so hell, dass sofort Lichtbänder vor meinen Augen tanzen.
Nein, es ist grundsätzlich hell, nicht nur, wenn sie zwinkert. Sie schaut in die Sonne, dann sieht sie diese Lichtbänder, wenn sie danach die Augen schliesst. Bitte mehr Sorgfalt, lass Texte am besten auch mal liegen, bevor du postest, dann siehst du sowas selbst.

Ruhe erobert mich, wie Wellen den Strand bei zunehmender Flut. Ich finde zu mir, lasse mich fallen, schalte ab, so wie mein Computer abgeschaltet ist.
Wellen 'erobern' keinen Strand, sorry, das ist ein furchtbares Bild. Manchmal ist weniger mehr. "Finde zu mir" - was soll das sein? Was hat das mit den Wellen zu tun? Hier ist keine Entwicklung, das wird einfach so behauptet. Der "Computer" ist kein sinnlich schöner Vergleich in diesem Bild. Verstehe schon: du willst vermutlich, dass der Leser ihr hektisches Büro assoziiert. Aber das müsste eleganter aufgebaut werden, nicht Knall auf Fall 'bumm Strand - Wellen - zu-sich-Kommen - Computer, fertig! Das soll doch eine Kurzgeschichte sein, dann erzähle doch bitte auch, anstatt uns Stichworte zu geben. Und falls du gern reduziert schreibst, ist das ja wunderbar, aber dann wäre das imA besser über z.B. Ellipsen zu lösen.

Eine Glocke. Keine Schiffsglocke. Die Kirchturmuhr schlägt zur vollen Stunde.
Klar hört sie an Land keine Schiffsglocke, die werden eh nie geläutet. Wozu ist diese Info mit den Glocken wichtig? Und der Satz davor mit dem Anrufbeantworter - das ist doch dareingegräscht, du schreibt keinen Stream of Consciousness, dadurch entseht ein echt hässlicher Bruch: AB - Schiffsglocke - Kirchenglocken - zu sich kommen. Schau dir doch mal an, was das für Übergänge sind, und was diese Bilder eigentlich in der Gesamtheit der Erzählung machen. Edit: P.S. In einer Kurzgeschichte fängt man nicht für jeden Satz eine neue Zeile an - Zeilenumbrüche (außer bei Dialogen) strukturieren einen Text. Du merkst vllt. selbst, dass du hier keinen anständigen Aufbau und Erzählfluss hast, wenn du für jede Aussage eine neue Zeile beginnen musst.

Mein Komm ist gleich länger, als dein Text, daher breche ich mal hier ab.

Ich denke, du brauchst noch mehr Übung beim Schreiben und Konzipieren von Texten - dafür ist so ein Kurztext für den Anfang sicher gut, aber der sollte dann gut ausgearbeitet sein, nicht so als fragmentarische, total arbiträre Skizze runtergeschrieben.

Ich hoffe, das klingt nicht unhöflich, es ist sicher nicht so gemeint. Kommentiere am besten auch erstmal ein paar Geschichten hier - damit lernst du, wie Texte und Sprache funktionieren (darüber v.a, was für dich selbst daran nicht gut klingt), und damit bekommst du auch mehr Rückmeldungen. Denn nur einstellen und nichts selbst kommentieren ist nicht sehr sinnvoll, vor allem, wenn du Leute brauchst, die mit dir einen Roman erarbeiten.

Viel Erfolg und herzliche Grüße,
Katla

 

Hallo Kitty Clark! :)

Erst einmal der klassische "Subjektivitäts-Hinweis", all das, was ich zu deinem Text schreibe, unterliegt absoluter Subjektivität!

Ich mag deinen Bruch im Text, den Kontrast von Meer zum Büro. Andererseits hat Katla einen wichtigen, für mich den wichtigsten Punkt, in deiner Geschichte angesprochen:

Ruhe erobert mich, wie Wellen den Strand bei zunehmender Flut. Ich finde zu mir, lasse mich fallen, schalte ab, so wie mein Computer abgeschaltet ist.
›Sehr geehrte Damen und Herren. Ich bin zurzeit nicht erreichbar. In dringenden Fällen kontaktieren Sie mich nach der Mittagspause.‹

"Erobern" - ein klassisches Wort des Krieges, der Macht, der Gewalt, deswegen tue ich mich in diesem Text mit Ruhe und Wellen, die erobern, etwas schwer. Den Kontrast zum Computer fand ich zu heftig, leider, denn er riss mich aus dieser schönen Meer-Strand-Sphäre radikal heraus und aggressiv wirfst Du mich auf den Boden der Arbeitsplatz-Tatsachen:

Meeresfrüchte-Supermarktsalates

(Exkurs: Sind das überhaupt echte Meeresfrüchte?)

Dein Text ist schön kurz - das meine ich absolut positiv - aber vielleicht kannst du ja den Gegensatz Meer-Büro etwas abschleifen. Mit den "zunehmenden Wellen" hast du ja ein schönes Bild - aber was nimmt eigentlich zu? Das Meer? Die Wellen? Ebbe, Flut, das heißt abwechselnd mehr Land, mehr Meer (ganz platt ausgedrückt), vielleicht wie der Alltag deiner Protagonistin, mal die Ruhe des Meeres, mal der durchgetaktete Alltag, mal Arbeit, mal Freizeit, immer dasselbe, immer gesteuert von "Gesellschaftsgesetzen" statt "Naturgesetzen", Alltag, Freizeit, die sich beide gegenseitig ablösen. Vielleicht ein kleiner Ansatz zum geschickteren Gestalten des Kontrasts.

Lg
kiroly

 

Guten Abend zusammen,

vielen lieben Dank für alle Kommentare! Ich nehme mir das sehr zu Herzen und habe ein Update hochgeladen.

Es muss eine innere und/oder äußere Handlung geben, und es sollte auch ein Konflikt vorhanden sein. Oder zumindest eine Entwicklung.
@Katla aus meiner Sicht ist da der Konflikt: sie hat einen stressigen Job, für den sie in der Mittagspause Kraft sammelt, was mitten in einer Großstadt nicht sehr einfach ist.

50% ist reiner Infodump
@Katla ich habe den Text verändert, aber die Shrimp Info da gelassen. Hintergrund: Sinneseindruck Schmecken. Zusätzlich zum Hören und Fühlen wollte ich den salzigen Geschmack des Meeres einbringen. Ist scheinbar nicht gut gelungen...

Nein, es ist grundsätzlich hell, nicht nur, wenn sie zwinkert. Sie schaut in die Sonne, dann sieht sie diese Lichtbänder, wenn sie danach die Augen schliesst.
@Katla habe ich angepasst

Wellen 'erobern' keinen Strand, sorry, das ist ein furchtbares Bild.
@Katla habe ich angepasst

"Finde zu mir" - was soll das sein?
@Katla zu sich finden = innere Ruhe finden, zum inneren Ich finden. Ist das nicht verständlich genug? Muss ich vielleicht nochmal anpassen.

Der "Computer" ist kein sinnlich schöner Vergleich in diesem Bild. Verstehe schon: du willst vermutlich, dass der Leser ihr hektisches Büro assoziiert. Aber das müsste eleganter aufgebaut werden, nicht Knall auf Fall 'bumm Strand - Wellen - zu-sich-Kommen - Computer, fertig!
@Katla jaaa, genau das wollte ich! Sie sitzt da und entspannt und dann ZACK! Es ist schon ein Uhr und die Pause ist rum! Oh nein! Dabei war gerade alles so schön! Das Ende der Pause ist einfach kein schöner Übergang. Du bist nicht einverstanden?

In einer Kurzgeschichte fängt man nicht für jeden Satz eine neue Zeile an - Zeilenumbrüche (außer bei Dialogen) strukturieren einen Text.
@Katla habe ich angepasst. Eigentlich hatte ich mir dabei etwas gedacht. Gedankliche Pausen durch Zeilenumbrüche. Scheint, das kommt nicht gut an.

Danke für eure Offenheit und Geduld.
Schönen Abend und viele Grüße,
Kitty

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Kitty Clark nochmal,

schön, wenn du Lust hast, an deinem kleinen Text zu arbeiten.

@Katla aus meiner Sicht ist da der Konflikt: sie hat einen stressigen Job, für den sie in der Mittagspause Kraft sammelt, was mitten in einer Großstadt nicht sehr einfach ist.
Das ist eine Situation, in der sich deine Prota befindet, aber kein Konflikt, erst recht nicht einer im literarischen Sinne. So wie in einem Thriller/Krimi ein Mord eine Ausgangssituation schafft, aber an sich kein Konflikt ist. Das wäre z.B: der Ermittler hat ein Alkoholproblem; er findet den Täter, doch der ist sein eigener Bruder ... etc. In deinem Text gibt es keinen Konflikt: Die Prota geht an den Strand und entspannt sich dort. Fertig. Siehst du den Unterschied?
@Katla habe ich angepasst
Der Satz mit dem Blinzeln sagt aber semantisch immer noch das gleiche wie vorher, und stimmt immer noch nicht, sorry.
@Katla zu sich finden = innere Ruhe finden, zum inneren Ich finden. Ist das nicht verständlich genug? Muss ich vielleicht nochmal anpassen.
Klar ist das verständlich. Was ich mit der Frage auslösen wollte: Du willst doch eine Geschichte erzählen - dann solltest du das tun, und nicht relativ weit gefasste Stichworte und Assoziationen dem Leser vor die Füße werfen, damit der sich das selbst zusammenstückelt. Was ist dein Konzept von innerer Ruhe, was soll ein 'inneres Ich' genau sein? Das sieht doch jeder ganz anders. Warum dreht Hitchcock einen ganzen Spielfilm, wenn er in einem Satz hätte sagen können: Viele Vögel machen viel Ärger, und Tippi Hendren stirbt? Es geht doch nicht nur um eine einfache Aussage, es geht darum, wie ein Schreiber etwas sieht und dem Leser vermittelt. Charakterisierung, Plot, Entwicklung ... nichts davon findet sich hier.
@Katla jaaa, genau das wollte ich! Sie sitzt da und entspannt und dann ZACK! Es ist schon ein Uhr und die Pause ist rum! Oh nein! Dabei war gerade alles so schön! Das Ende der Pause ist einfach kein schöner Übergang. Du bist nicht einverstanden?
ZACK! ist aber was für die Werbung, nicht für Prosa. ;) Gleiches wie oben: Wenn du daraus eine story machen willst, tue es. Aber eine Geschichte ist mehr als Stichwortgeben. Es ist etwas anderes, abgehackte Statements aneinanderzureihen, als eine Szene zu schaffen, in der was vermittelt wird, ohne es eben direkt so platt zu schreiben. Was macht denn für dich die Schönheit von Literatur und Sprache aus? Können die nicht mehr, als nur schlaglichtartige Informationen zu geben?

Ich glaube, es könnte nix schaden, wenn du dich ein bissl mit Erzählformen und Perspektiven auseinandersetzen würdest. Herausfinden, welche Form für welchen Inhalt gewählt werden kann; wie Worte und Satzgefüge gewählt und strukturiert werden können (Syntax + Semantik), damit mehr bei rauskommt, als eine Skizze. Und frag dich vllt. selbst, was du eigentlich erzählen willst, und ob das eine Handlung tragen kann. Frau entspannt am Meer vom Streß ist kein Plot.

Gutes Gelingen und sonnige Grüße,
Katla

 

Ich finde zu mir und meinem inneren Selbst,
Das ist ein bisschen redundant. Der erste Teil genügt.


Morgen komme ich wieder, kleine Alltagsinsel.
Der Satz ist entweder eine innere Rede mit der Insel als Adressat, oder einfach nur falsch. Als Rede würde ich Dir raten, ihn zu kennzeichnen, z.B. durch kursiv-Schrift.

Hallo @Kitty Clark

wenn in einem sehr kurzen Text das besitzanzeigende Pronomen "mein" so oft wiederholt wird, deutet das darauf hin, dass hier ein typischer um die Protagonistin kreiselnder Text das Licht der Welt erblickte. Das muss kein qualitätsminderndes Merkmal sein, wenn der Leser bei der Nabelbetrachtung nicht vergessen wird.
Nun hat der Text für mich mehrere große Probleme.
Die Figur interessiert mich nicht. Ich erfahre nichts über sie, ihre Gedanken Gefühle, Probleme, Fehler, Stärken. Sie bleibt eine leere Projektionsfläche.
Der Text ist reine Zustandsbeschreibung. Also: wenig dynamisch, ohne Überraschungen, Konflikt und Spannung. Als Szene innerhalb einer größeren Geschichte könnte das funktionieren; die Protagonistin nimmt eine Auszeit von ihrem Job, wo sie gemopst wird oder unter der Liebe zu einem Kollegen leidet oder den Erwartungen nicht gerecht wird oder .... So eine Szene kann eine Verschnaufpause für den Leser bieten. Aber ohne Stress und Anstrengung ist eine Pause nur langweilig.
Ein paar Punkte, die man sich vor dem Schreiben selbst fragen sollte: Was will die Hauptfigur? Was ist die Schwierigkeit auf dem Weg zu ihrem Ziel. Wie versucht sie, die Schwierigkeit zu überwinden. Was ist die Erkenntnis für die Figur und bestenfalls auch für den Leser? Wenn diese Dinge aus dem Text nicht ersichtlich werden, dann ist er für die Leser meist langweilig. Die Figur hat vielleicht tausend Gedanken und Erinnerungen, die sie mit dieser Situation verknüpft. Dadurch empfindet sie Glück und Zufriedenheit. Aber das muss der Leser spüren, nachempfinden können.

Schöne Grüße
Kellerkind

 
Zuletzt bearbeitet:

„Am 28sten August 1749, Mittags mit dem Glockenschlage zwölf,
kam ich in Frankfurt am Main auf die Welt. Die Konstellation war glücklich: ...“,​
beginnt Goethe seine mehrbändige, autobiografische „Dichtung und Wahrheit“.
Aber warum – so wird sich die eine oder der andere fragen – bleibt der nicht auf dem Geburtstag. Muss der mit einem solchen zusammenhanglosen Zeug hier anfangen? Muss er, nur Geduld!

Alles schon gesagt und doch kann ich mein lockeres Schreibwerk nicht zurückhalten, der Titel ist gut gewählt denn hätte ein Titel wie

Die Stunde auf der Dachterrasse der Firma“

auch nur halb so viel Aufmerksamkeit geweckt wie der Titel „Die Insel“?

Umd damit erst einmal
herzlich willkommen hierorts, liebe @Kitty Clark!

Die ich-Lastigkeitdes Debüts wurde schon erwähnt, dass ich mich frage, ob Du um Besitzansprüche fürchtest, denn

Meine Augen sind geschlossen. Wind fährt durch mein Haar, streichelt mein Gesicht, kühlt meine Haut, die sich um ... zieht ... in meinen Körper und taut meinen Köper auf. Wellenrauschen, … hinter meinen Augenlidern … finde zu mir und meinem inneren Selbst, … mein Computer … meines Supermarktsalates
ist schon eine kleine Inflation.

Dass sich nicht jedes Possessivpronomen vermeiden lässt, ist auch mir bekannt – aber wessen Haar, Gesicht und Haut könnte der Wind da gerade noch fahren, streicheln, kühlen in der Erzählung?, dass es zur Abwechselung auch mal ein Artikel täte, dann fährt eben der Wind schlicht „durchs“ Haar und – auch das geht schadlos in dem Satz – ohne Artikel, wenn der Wind"Gesicht und Haut streichelt und kühlt" (oder sind Kopf- und Gesichtshaut keine Haut?)

Eine weitere Methode, die inflationäre (vor allem Possessiv-)Pronomenflut einzudämmen, bietet oft ein gemeinsames Prädikat, wie hier

Die Hitze der Steine zieht durch die nackten Fußsohlen und Handflächen in meinen Körper und taut meinen Köper auf.
(wobei, kurz angemerkt, „die nackten Fußsohlen“ zeigen ja an, dass Du den Artikel anstelle des Pronomens verwendest, wenn auch zögerlich). Selbst die fehlerhafte Schreibweise des Körpers können wir geräuschlos verhindern, wenn nun zur Abwechselung ein anderes Pronomen statt seiner eingesetzt wird, etwa dergestalt „Die Hitze der Steine zieht durch die nackten Fußsohlen und Handflächen in meinen Körper und taut ihn auf.“

Nun, versuch mal selber, Posssessivpronomen auszumerzen.

Und noch ein Tipp, bei der Mitteilung

›Sehr geehrte Damen und Herren. Ich bin …
sollte eine verbindliche Uhrzeit des Pausenendes angegeben werden … ein Neukunde/klient/interessent wie ich wüsste nun halt durche inen glücklichen Zufall, wann Pausenende ist ...

Das wär‘s, was ich noch zu sagen hatte. Aber auch das noch, so kleine Formulierungen wie

Die Kirchturmuhr schlägt zur vollen Stunde
ist vielleicht nicht Goethe, leuchtet aber gegenüber umgangssprachlichen Formulierungen zum Pausenende auf.

Ich wette darauf, dass wir noch viel Freude haben werden mit Dir.

Tschüss und bis bald

Friedel

 

Liebe Kitty Clark,

ersteinmal ist es ein sehr schöner Text, den du da geschrieben hast. Ich konnte förmlich die Ruhe fühlen, die du beschreibst. Dennoch sind mir einige Dinge aufgefallen, die ich dir gerne mitteilen möchte. :)

Die Hitze der Steine zieht durch die nackten Fußsohlen und Handflächen in meinen Körper und taut meinen Köper auf.

Dieser Teil kollidiert für mich etwas mit der davor beschrieben Kühle des Windes. Wenn der Wind kühl ist, wie kann dann der Stein so aufgeheizt sein, dass er den gesamten Körper durchwärmen kann?
Der Wind kühlt davor deine Haut und die Hitze der Steine taut dann deinen Körper auf?
Also entweder ist dein Körper nun eiskalt und muss aufgetaut werden oder er ist erhitzt und muss gekühlt werden. ;)

ein tiefes Dampferhorn

Hier vielleicht lieber: Der tiefe Ton eins Dampferhorns

so wie mein Computer abgeschaltet ist.
›Sehr geehrte Damen und Herren. Ich bin zurzeit nicht erreichbar. In dringenden Fällen kontaktieren Sie mich nach der Mittagspause.‹

Das zerbricht für mich die Ruhe, die du davor beschrieben hattest. Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann befindet sich deine Protagonistin gedanklich am Meer und ist tiefenentspannt. Der Bruch hierzu kommt ja dann schon mit der Glocke.
Es würde sich für mich flüssiger lesen, wenn du einen anderen Vergleich anbringst oder ihn ganz weglässt.

 

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