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Die Kaffeemaschine

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04.09.2019
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Die Kaffeemaschine

Der Wecker klingelte. Er stand auf und wankt in die Küche. Der Flur, durch welchen er geht, könnte wieder einmal gereinigt werden, denkt er sich. Doch wozu? Er kocht Kaffee. Der Kaffee schmeckt gut, sagt er seiner Frau. Drecksplürre, denkt der sich.
Er zieht sein Hemd an. Das Hemd, welches er immer Dienstags anzieht. Abwechslung würde nicht schaden, denkt er sich. Doch wozu?
Er geht zur Arbeit. In das Büro. Den gleichen Weg wie immer. Die Straßen sind leer und er fragt sich warum. Sie sind doch voller Autos.
Angekommen im Büro begrüßt er seinen Chef. Er zwängt sich ein Lächeln hervor und geht zum selbst abgesteckten Gehege. Das Flimmern des Bildschirms macht ihn nicht glücklich. Warum kündige ich nicht einfach, denkt er sich. Doch wozu?
Nach seiner Arbeit fährt er wieder nach Hause.
Seine Frau wartet auf ihn, begrüßt ihn halbherzig und er geht ins Wohnzimmer. Alles wie immer, denkt er sich.
Er guckt Fernsehen. Irgendeinen Film. Der Film ist okay, aber nicht gut. Aber auch nicht schlecht, denkt er sich.
Er geht schlafen.

Der nächste Tag ist gleich. Der nächste auch. Es folgen sehr viele gleiche Tage. Unzählbar viele.

Eines Tages ändert sich der Tag. Er liegt im Krankenhaus. Diagnose: Krebs. Der Arzt gibt ihm noch fünf Tage. Immerhin, denkt der sich.
Er fragt den Arzt, ob er seine Frau sehen könne. Der Arzt nickt. Seine Frau betritt das Zimmer. Er sagt ihr, er möchte sich scheiden lassen. Er ruft seinen Chef an. Er sagt ihm, er möchte kündigen. Er ruft seinen Vetter an. Er sagt ihm, er brauche ein neues Hemd. Er ruft eine Putzfrau an. Er sagt ihr, er möchte seinen Flur gesäubert bekommen.
Und er bestellt sich eine neue Kaffeemaschine.

 

Moin @alex_b ,

Herzlich Willkommen bei den Wortkriegern. Du wartest bestimmt schon auf eine Reaktion auf Deinen Text. Ich gehe davon aus, das Du Dich bereits umgesehen hast und weißt, was auf Dich zukommt.
Schauen wir mal rein, es ist ja sehr übersichtlich.

Die Kaffeemaschine
Ne, der Titel lockt sicherlich nicht viele Leser an, wenn er auch gut zu Deinem text passt.

Der Wecker klingelte. Er stand auf und wankt in die Küche.
Eröffnungssätze sollen mich reinziehen, mich gerne auch verorten, aber vor allem neugierig machen. Nun, ich hab gleich ein Bild, aber das ist nun wirklich nicht verlockend - total langweiliger Alltag halt. Gibt es nichts besonderes an Deinem Prot.?

Abwechslung würde nicht schaden, denkt er sich.
Ja, das denke ich in Hinblick auf Deine Schreibweise auch. Genaugenommen, hast Du hier ja einen "Witz" etwas aufgebläht und langatmig erzählt. Ist als Schreibübung und wenn Dir wirklich nichts erzählenswertes eingefallen ist machbar. Doch warum dann so lieblos. Positiv gedacht, willst Du auch mit Deinen Formulierungen die Langeweile und Antriebslosigkeit Deines Prots darstellen, aber als Leserin leide ich da ziemlich. Allein die 29 Mal "Er" und fast monotonen Satzanfänge sind unschön.

Eines Tages ändert sich der Tag.
Ich weiß schon, was Du sagen möchtest, aber am Tag an sich ändert sich nichts, der Ablauf, der Inhalt, das Erleben, die Wahrnehmung - der Tag bleibt, wie er ist.

Der Arzt gibt ihm noch fünf Tage. Immerhin, denkt der sich.
Das hier, bringt mich auf den Vergleich mit dem Witz! In einer Kurzgeschichte soll es eine Entwicklung geben (gibt es bei Dir) und ich als Leserin möchte die gerne "Erleben". daß heißt, ich möchte seine Langeweile spüren, was macht das mit ihm, wie fühlt sich dieses Versagen an. Und was passiert, wenn man so aus seinem Trott gerissen wird? Die Reaktion: "Immerhin" ist maximal "witzig", aber eigentlich völlige Blödsinn.
Die Grundidee des Textes könnte man bestimmt in eine Kurzgeschichte verwandeln, gib dem Kern eine Namen, lass mich den Alltagstrott in zwei, drei Szenen erleben und dann Womm - hau ihm die Diagnose rein. Was macht er?
Und er bestellt sich eine neue Kaffeemaschine.

Also alex b ich gehe mal positiv ran und behaupte, Du hast Lust eine Kurzgeschichte zu schreiben. Dann mach das bitte, lies hier mit, man lernt schon dabei vieles. Kommentier selbst, es ist auch bei diesem Handwerk so, das man von den Guten lernen kann und die Fehler anderer, versuchen kann zu vermeiden.
Ich bin neugierig auf Deine erste richtige Kurzgeschichte
witch

 

Hi @alex_b,
Und Willkommen hier auf der Seite. :D
Ich komme gleich mal zu meinen Kritikpunkten, die ich an deiner Geschichte habe.
Ja, ich weiß dein Protagonist soll gelangweilt und sein Alltag monoton sein, allerdings reißt mich die Geschichte auch nicht wirklich mit, weil sie genauso Monoton ist, wie der Tag deiner Hauptperson.
Ich finde eine kurze, vielleicht schon alltägliche Unterhaltung, hätte deiner Geschichte ein bisschen mehr Leben einhauchen können.
Auch den Twist deiner Geschichte hätte man mMn etwas emotionaler darstellen können, Ich meine der arme Kerl hat Krebs, lass ihn doch etwas fühlen. Besonders an dieser Stelle kam mir dein Protagonist schon innerlich Tod vor.

Ich würde dir auch einmal empfehlen dich ein bisschen durch die Seite zu klicken, ein paar andere Geschichten zu lesen und zu lernen.
Weiterhin viel Spaß beim Schreiben.:)
Lg
Blutmond

 

Hey @alex_b,

zuerst einmal: mir hat Deine Geschichte durchaus gefallen, vor allem dieser lakonische Rhythmus sagt mir zu. Ab "er guckt Fernsehen" fühlt sich für mich persönlich jeder Satz gut an, auch

Eines Tages ändert sich der Tag.

@greenwitch hat natürlich Recht, aber meiner Meinung nach ist ja klar, wie Du das meinst und mir würde das reichen, beziehungsweise für mein Empfinden ist Klang>Inhalt durchaus schonmal akzeptabel. (Vielleicht sollte ich an dieser Stelle aber darauf hinweisen, dass ich hier selbst noch ein Neuling bin.:gelb:)

Der erste Teil liest sich allerdings etwas holprig und da Deine Geschichte ja sehr kurz ist, sollte wirklich jedes Wort an seinem Platz stehen. Das kann natürlich auch individueller Leserhythmus sein, aber ich meine damit so Stellen wie

Der Flur, durch welchen er geht

Hier stößt mir zuerst die umständliche Formulierung "durch welchen" auf und "geht" ist irgendwie kein so tolles Wort - ich hab mal irgendwo aufgeschnappt, dass man eher ausdrucksstarke Verben verwenden sollte (wie zum Beispiel "wanken";)). Eventuell könnte man das verbinden zu:

Er steht auf und wankt den Flur entlang in die Küche. Könnte wieder mal gereinigt werden, denkt er sich.

In der Variante wäre zwar nicht eindeutig, ob er den Flur oder die Küche meint, aber das ist eigentlich egal, oder? Dann wird's sehr kleinlich, aber

Das Hemd, welches er immer Dienstags anzieht.

klingt für mich vertauscht passender: Das Hemd, welches er Dienstags immer anzieht. In Deiner Variante fühlt es sich nämlich so an, als wäre eventuell gar nicht Dienstag, wenn man beim Lesen falsch betont.

Er zwängt sich ein Lächeln hervor

Er zwängt ein Lächeln hervor, oder Er zwingt sich zu einem Lächeln.

Achso, ich glaube es heißt

Drecksplörre

Soweit erstmal - vielleicht kannst Du damit ja was anfangen.
s.

 

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