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Die Konsole

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23.12.2017
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Die Konsole

Es war Heiligabend und die ganze Familie saß in der städtischen Kirche beim Gottesdienst. Auch ihren 14 Jahre alten Sohn Simon hatten die Eltern, unter Androhung von Fernseh- und Spielverbot, dazu „überredet“ mitzukommen. Jetzt saß ihr Sprössling in der Kirchenbank neben seinen drei Geschwistern und machte ein Gesicht, das nicht einmal in der Schule hätte gelangweilter aussehen können. All die wunderbaren Dinge die den Weihnachtsgottesdienst ausmachten, die Kerzen, der Gesang, die feierliche Atmosphäre, dass alles schien er überhaupt nicht warzunehmen. Die Eltern konnten sich natürlich denken wo Simon mit seinen Gedanken war: bei seiner Konsole. Die Konsole hatten sie ihm zu seinem 14. Geburtstag geschenkt und seitdem schien sich alles nur noch darum zu drehen. Als der Gottesdienst vorbei war, konnte man Simons Erleichterung deutlich sehen. „Er sieht so aus, als würde er im nächsten Moment auf die Knie fallen und Gott dafür danken das es vorbei ist“ dachte seine Mutter.

Als die Familie zu Hause angekommen war begannen alle, so wie es seit langem eine weihnachtliche Tradition war, das Abendessen herzurichten. Auch Simon musste natürlich mithelfen. Die Eltern mussten sich allerdings kurz darauf fragen, ob das so eine gute Idee gewesen war, denn Simon konnte sich absolut nicht konzentrieren. Beim Karottenschneiden hätte er sich beinahe in den Finger geschnitten und er redete kaum noch von etwas Anderem als von seiner Konsole. Das Abendessen verlief auch nicht viel besser, denn Simons Konzentration ging geradewegs gegen Null. Manchmal hatten sich seine Eltern darüber unterhalten, ob es die falsche Entscheidung gewesen war, Simon eine Konsole zu schenken und auch heute zweifelten sie an ihrer Entscheidung. Simons ältere Schwester war ständig draußen oder mit Freunden unterwegs und eine Konsole hatte sie nie haben wollen. Auch Simons jüngere Geschwister waren oft an der frischen Luft, allerdings waren sie auch noch zu jung um eine Konsole zu besitzen. Nach dem Essen versammelte sich die ganze Familie im Wohnzimmer um die Geschenke auszupacken. Simons Eltern hatten für ihn anstelle des Videospiels, welches er sich gewünscht hatte, ein Abonnement für einen Musik-Streamingdienst abgeschlossen.

Simon war aufgeregt. Er wusste schon, dass seine Eltern ihm das neue Videospiel für seine Konsole schenken würden, immerhin hatte er oft genug erwähnt wie sehr er sich dieses Spiel wünschte. Er fand das Päckchen mit seinem Namen darauf auch sofort unter dem Weihnachtsbaum. Er riss das Papier herunter, aufgeregt und voller Vorfreude. Er würde gleich das Spiel in diesem Päckchen finden, vor Freude seine Eltern umarmen, in sein Zimmer rennen, die Konsole anwerfen und der glücklichste Mensch der Welt sein. In dem Päckchen lag aber kein Spiel. Da lag nur ein Brief in dem Stand, dass seine Eltern ihm ein Abonnement für einen Musik-Streamingdienst schenkten. Er war so unglaublich enttäuscht. Das Abo hatte er sich vor Monaten mal gewünscht, da hatte er aber doch noch nicht gewusst, dass bald die neue Version seines Lieblingsspiels herauskommen würde. Das war doch viel wichtiger als so ein Abo. Seine Eltern konnten ihn doch einfach nur nicht leiden. Da standen sie und erwarteten, dass er sich genauso freute wie seine Geschwister sich über ihre Geschenke freuten. Er nahm den Brief, bedankte sich äußerst halbherzig bei seinen Eltern, rannte in sein Zimmer, warf die Konsole an und war der unglücklichste Mensch der Welt. Simon startete ein Spiel und der Ärger und die Enttäuschung waren ziemlich schnell vergessen. Jetzt war er in seinem Element und seine Gegner hatten nicht den Hauch einer Chance!
Das komische Gefühl in seiner Magengegend kam schleichend. Er fühlte sich unwohl in seiner Haut. Diese Welle der Enttäuschung. War das wirklich nötig gewesen? So ein Abo war doch schon eine ziemlich coole Sache. Ihm kam plötzlich der Gedanke daran, dass er dieses Weihnachtsfest nur wie in einer Art Trance erlebt hatte. Wie durch einen Schleier hindurch. Die letzten Weihnachtsfeste hatte er immer in vollen Zügen genossen. Er liebte den Duft im Haus, wenn seine Mutter in der Küche Kekse buk, dass Licht der Kerzen und die feierliche Atmosphäre. An diesem Weihnachten hatte er seine ganze Aufmerksamkeit und Konzentration einzig und allein seiner Konsole gewidmet. Damals war das Weihnachtsfest viel schöner und magischer gewesen. Damals, da hatte er die Konsole noch nicht besessen, oder die Konsole ihn? Er wusste es nicht! Simon schaltete die Konsole aus, ging durch das kühle Treppenhaus nach unten, und öffnete die Tür zum Wohnzimmer, zu seiner Familie.

 

Hallo mschneider,

für mich kommt das Wort "Konsole" ein wenig zu häufig in dem kurzen Text vor. Diesen Satz finde ich allerdings witzig:

Als der Pfarrer endlich die letzten Worte gesprochen hatte, hätte er beinahe Gott dafür gedankt, dass es vorbei war

Ansonsten ist das nun keine wirkliche Geschichte, dafür ist sie schon zu kurz. Warum er sich beim Spielen nun an vergangene Weihnachtsfeste vor der Konsole erinnert, ist mir nicht klar. Er ist doch jetzt in seinem Element. Sollte er Zweifel haben, solltest du das zeigen.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Rainer Hohn,
Danke für deine konstruktive Kritik.
Der Text ist tatsächlich etwas kurz geraten. Ich habe mir deine Kritikpunkte zu Herzen genommen und den Text entsprechend nochmal überarbeitet.

Liebe Grüße
mschneider

 

Hallo @McSchneider,

ein Paar Terroristen
ein paar

Meiner Meinung nach hast du da keine Geschichte geschrieben, sondern die Skizze einer Geschichte. Was möchtest du mit diesem Bericht erreichen? Gefühle löst er nicht aus, dafür ist der Text viel zu kurz. Aber die Idee finde ich gut. Du solltest allen Szenen einen eigen Absatz können.

Berichte über den Gottesdienst. Warum geht er dorthin? Seiner Mutter zuliebe? Wie sieht seine Familie aus? Hat er Geschwister?

Dann könntest uns die Weihnachtsrituale der Familie näher bringen und ihren Abend zuhause beschreiben. Vielleicht sind die Eltern traurig, weil ihr Kind kein Interesse mehr daran hat?

Und dann beginnt das Spiel an der geliebten Konsole und diese Gefühle kommen hoch. Da kann man viel mehr rausholen!

Vielleicht nimmst du dir nochmal etwas Zeit und machst eine richtige Geschichte draus. ich würde mich freuen.

Viele Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hallo mschneider,

das sieht doch schon nach einer richtigen Geschichte aus. Auch das Ende mit der Wendung ist dir gelungen.

Damals, da hatte er die Konsole noch nicht besessen, oder die Konsole ihn?

Ein interessanter Satz.

Damals, da hatte er die Konsole noch nicht besessen, oder die Konsole ihn? Er wusste es nicht! Simon schaltete die Konsole aus,

Dreimal Konsole. Wiederholungen machen sich nicht so gut. Es gibt alternative Bezeichnungen, um das zu vermeiden, z. B. Gerät. Im Internet findest du Synonyme z. B. unter „besseres Wort.de“, nutze ich auch.

bei seiner Konsole. Die Konsole hatten sie ihm zu seinem 14. Geburtstag geschenkt

Die zweite „Konsole“ könnte man einfach durch „Die“ ersetzen. Du findest was Besseres.

Simons Eltern hatten für ihn (,) anstelle des Videospiels, welches er sich gewünscht hatte, ein Abonnement für einen Musik-Streamingdienst abgeschlossen.

und er redete kaum noch von etwas Anderem als von seiner Konsole.

Vielleicht: als von seinen Spielen. Irgendwie hat mich das Wort Konsole echt geschafft, das ich es überall sehe.

Schön, das du seine Enttäuschung gezeigt hast und das er darüber nachdenkt.

Die Story ist deutlich besser geworden.

Liebe Grüße

Rainer Hohn

 

Hallo mschneider

und willkommen bei den Wortkriegern.
Du schreibst in deinem Profil, dass du unvoreingenommene ehrliche Meinungen zu deinen Texten haben möchtest, das ist die richtige Einstellung für dieses Forum.
Dir wurde von meinen Vorredner schon gesagt, dass dein text kaum als richtige Kurzgeschichte durchgeht. Die Länge hat damit wenig zu tun. Es gibt Kurzgeschichten, die sind noch kürzer als diese. Das Problem ist die Umsetzung deiner Idee. Rein auf handwerklicher Ebene macht dieser text alles falsch, was falsch zu machen ist. Er behauptet nur, zeigt nichts. Damit verbunden gibt es keinen Spannungsbogen und ich verstehe weder den Erzähler, noch sehe ich eine deiner Figuren.
Es ist das, was man als Skizze bezeichnen kann. Alle Anlagen sind da. Konflikte en masse, auch eine Wendung. Aber weder werden die Konflikte in Szene gesetzt, noch ist die Wendung durch irgendetwas motiviert. Hm, also hier musst du noch mal dringend ran. Keine Ahnung, wie die Geschichte vor deiner Überarbeitung war, aber in diesem Zustand ist es nach wie vor eine Skizze.
Am besten liest du dich ein bisschen um hier und machst dich selbst ans Kommentieren. Durch den Austausch nimmt man eine Menge für das eigene Schreiben mit.

Frohe Weihnachten
und ein grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo mschneider,
gut finde ich: das Thema an sich, dass Du hier aufgreifst.
Letztlich geht es um digitale versus analoge Weihnachten... und die Verlockungen der digitalen Welt insbesondere für die 14,15, 16-jährigen.
Aber ich gebe einigen vorangegangenen Kommentaren recht: Du könntest hier VIEL MEHR rausholen.
Welches Spiel spielt der Junge, welche Rolle spielt er darin, worin genau besteht die Versuchung des Spiels??
Was ist es denn, das "analoge" Weihnachten - genauer, greifbarer machen. Was hat der Junge genau erlebt mit seiner Mutter, seiner Familie. Einfach nur auf Kekse und Kerzen zu verweisen finde ich zu dünn.
Auch kommt die Wendung am Ende des Textes etwas zu schnell und zu unmotiviert daher. Man nimmt es ihm nicht so wirklich ab. Was ist genau der Moment, im dem es bei dem Jungen "Klick" macht?

VG
Das Eichhorn

 

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