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Die Kraft der Gedanken

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17.12.2005
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Anmerkungen zum Text

Ob die tags richtig sind - es ist ja die Polizei involviert, also Krimi? Normale Menschen, also Alltag? SF auf jeden Fall, da es bis heute nicht wissenschaftlich bewiesen ist, dass es so oder so ähnlich funktioniert mit der Energie. Literatur dazu: Hans-Peter-Dürr/Es gibt keine Materie, auch die Wissenschaft spricht nur in Gleichnissen; Anita Moorjani/Heilung im Licht; Osho, Dahlke, Tolle, sadhguru, Veda nach Jan Gonda; Fabian Wollschläger/7 geistige Gesetze-Kybalion, uvm. - am 4.12. veröffentlicht, am 11.12. den Titel geändert, weil die Story bis dahin nur einen Kommentar "kassierte" - vielleicht lag es am Titel. :-)

Die Kraft der Gedanken

„Ist er zurechnungsfähig?“ Hauptkommissar Winevsky schaut über den Brillenrand.
Polizeimeister Ajdin Bulut klappert mit dem Kugelschreiber auf der Schreibunterlage seines Tisches. Er wendet sein Gesicht nicht vom Bildschirm ab, starrt auf das flimmernde Foto. Ein junger Mann, unrasiert, halblange Haare, zerzaust. Für ihn ein Freak.
Winevsky stört die Frisur Ajdins. So sehen Fußballer aus, keine Polizisten. Aber die Haare sind akkurat gepflegt. Selbst seine Schuhe werden jeden Morgen mit einer Bananenschale frisch geputzt, wie er ihm einmal versicherte. Winevsky hatte ihm nicht geglaubt, bis er tatsächlich bei Google den Pflegetipp fand.
„Nicht konkret, Chef.“ Bulut führt dabei den Stift an seine Lippen. „Er macht kein Stress, hat mich nicht vorgeführt, war voll ruhig.“
Wie gerne würde er ihm jetzt sagen, dass es keinen Stress heißt; überhaupt seine Aussprache, aber er sah mittlerweile drüber hinweg.
„Wer war noch dabei?“ Winevsky steht auf, geht ans Fenster. Draußen der Hof ist leer, alle Dienstfahrzeuge sind im Einsatz.
„Die Petzold.“
„Und wo ist sie jetzt?“
„Neb´an, Telefon mit GWUP, da mit der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, fragt, ob der Strebel isch bekannt bei denen.“ Fuchtelt mit dem Kugelschreiber. „Petzold kommt wenn sie isch fertig mit telefoniere.“ Bulut schaut jetzt auf. Seine Augen sind klar, groß und dunkel. Er zwinkert, wendet sich der Tastatur zu.
Die Glastür wird aufgestoßen, Irina Petzold zieht ihre Jacke aus, hängt sie über den schlichten Stuhl neben dem Schreibtisch.
„Puh, der Strebel ist dort bekannt, er wurde schon mehrfach angeschrieben, sich in der Uni Würzburg bei einem Herrn Dr. Rainer Luchs einzufinden. Schriftlich, höflich und unverbindlich. Familienangehörige, Freunde, sogar eine Lehrerin haben sich an das Institut gewendet, weil der Jacob so seltsame Sachen konnte, wie Dr. Luchs es nannte. Aber Fehlanzeige – er ignorierte die Schreiben. Jetzt sieht es ein bisschen anders aus. Die von der BEU wollen zwei Leute schicken, um den Vorgang untersuchen zu lassen. Ich hab ihnen gesagt, dass es nichts zu untersuchen gibt. Es gab ja nicht wirklich einen Schaden.“
"Von wo?" Bulut zieht die Augenbrauen nach oben.
" Beamte von der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung, kurz BEU genannt." Irina erläutert ihre Bemerkung mit einer kreisenden Handbewegung.
Winevsky setzt sich wieder. Blickt die Beamtin unverwandt an. „Wer gab ihnen die Anweisung dazu?“
„Kollege Bulut und ich haben den Bericht online gesetzt. Schau´n sie nach. Und nochmal. Es gibt einen klaren Tatbestand. Strebel behauptet steif und fest, dass er den Zug angehalten hat. Was völlig absurd ist. Aber, was machen wir jetzt? Verhaften? Unserer Einschätzung nach besteht keinerlei Fluchtgefahr. Observieren?“
Sie entfernt den Haargummi, bündelt ihre Haare neu, streift ihn wieder über. Greift sich die Jacke.
„Was jetzt, Chef. Observieren?“
Winevsky nickt. „Sei´n Sie vorsichtig. Ziehen Sie Erkundigungen ein, klopfen Sie mal das Umfeld ab. Irgendjemand muss da was aufgefallen sein. Das kommt nicht von heute auf morgen. Und um die BEU kümmere ich mich. Der Zug wurde angehalten, es gab Verzögerungen im Bahnverkehr. Jemand muss dafür ja grade stehen. Bulut, sie machen keine Extratouren, haben wir uns verstanden?“
„Klar, Chef!“ Der junge Polizeimeister folgt seiner Kollegin, die ihm die Tür aufhält.

„Was is mit Winevsky, wieso muss du und ich da jetzt raus, rumsteh´n und gucken – der macht doch nix!“ Leise summt die Lüftung, der Beamte klopft rhythmisch auf das Armaturenbrett, starrt durch die Frontscheibe. Die Dämmerung hat eingesetzt, die Straßenbeleuchtung flammt auf, Laub wird von vorbeifahrenden Autos aufgewirbelt.
Irina Petzold seufzt. „Wölkchen, mach mal halblang. In einer Stunde ist Feierabend, dann seh´n wir hier eh nichts mehr. Oder, was ist, soll´n wir ihn uns nochmal vorknöpfen? Einfach klingeln und doof fragen? Fällt uns doch leicht, oder?“ Sie haut ihm kumpelhaft auf den Arm.
„Ah, du wieder. Weiß nich´- wenn´s Winevsky erfährt, gibt´s Stress!“ Bulut ist sich unschlüssig. Hört plötzlich mit dem Trommeln auf und deutet durch die Scheibe.
„Da ist der Kerl“, flüstert er. „Der kommt her!“
Jacob Strebel bleibt vor dem Auto stehen, wartet, bis die Beamtin die Tür öffnet und aussteigt. Auf der Beifahrerseite geht die Scheibe nach unten. Aber Irina fordert ihren Mitarbeiter mit einer Handbewegung auf, ebenfalls das Fahrzeug zu verlassen.
„Was soll das werden?“ Jacob spricht leise, er ist wegen des Verkehrs kaum zu hören. „Ich habe ihnen gesagt, um was es geht. Ich möchte erst selbst damit klar kommen. Morgen ist ein Termin mit Frau Doktor Orgé und ihrem Chef vorgesehen. Vielleicht nehme ich auch die Einladung nach Würzburg an. Mal sehen. Ich weiß im Moment selbst nicht weiter. Ich konnte das ja nicht passieren lassen, das mit dem Zug. Ich muss nachdenken.“
Irina hat sich ihm genähert, um ihn besser verstehen zu können. Bulut will sie am Arm zurückhalten, aber sie schüttelt ihn mit einer kaum merklichen Bewegung ab.
„Das hört sich doch gut an. Der Bericht ist ja verfasst, Sie haben unterschrieben, aber mir stellt sich immer noch die Frage - wie haben Sie das gemacht? Ich kann mir das nicht erklären. Es war ja keine Zauberei – oder doch? Herrgott, wieso passiert mir sowas?“
„Es gibt keine Zufälle.“ Ein Lächeln verändert sein ernstes Gesicht, hält aber nicht lange an.
Jacob wendet sich ein wenig ab. „Ich habe ihnen alles gesagt. Bitte lassen Sie mich jetzt zufrieden.“
„Hören Sie, Sie haben einen Zug angehalten, als ein Auto auf den Gleisen stand. Herr Strebel, so etwas ist unmöglich! Das gibt es nicht! Nicht auf dieser Welt! Selbst der Lokführer hat ausgesagt, dass er nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte. Die beiden Wagen waren voll besetzt, niemand kam zu Schaden. Die Zeugen an den Schranken sagten aus, der Zug sei einfach stehen geblieben. Fünfunddreißig Zeugen! Als sich der Zug näherte, schrien die Menschen, jeder sah das Unglück kommen, es schien unvermeidlich. Fast zehn Schritte vor dem Auto bleibt der Zug stehen. Aus voller Fahrt auf Stillstand. Jacob Strebel, Sie waren selbst Zeuge und sagten uns, Sie haben den Zug angehalten. Der Zug konnte zwar weiterfahren aber die Vernehmungen dauerten Stunden. Jeder Meter wurde untersucht, es hat bis jetzt Mühe gekostet, die Presse da raus zu halten, aber spätestens morgen wird es über´s Internet in der Welt verbreitet worden sein – und dann?“ Polizeimeisterin Petzold hat sich ereifert, ihr Kollege schüttelt den Kopf.
„Der weiß doch alles, was musst du da jetzt nochmal reden. Vielleicht sagt der bloß, dass er das gemacht hat, dabei war´s was ganz anderes.“ Ajdin möchte das hinter sich lassen. Ihm ist das nicht geheuer, in was er da jetzt reingerutscht ist. Er öffnet die Beifahrertür.
„Komm, Irina – lass uns gehen!“, fordert er sie auf. Er ist müde, es war zu viel für sein Verständnis. Ihm ist ein wenig schwindlig, er will nicht weiter über diese Sache nachdenken. Als er es heute am Mittagstisch seiner Frau erzählte, lächelte sie nur. Sie glaubte ihm kein Wort. Er will nicht als Spinner oder Geschichtenerzähler vor ihr stehen. Nicht er, Ajdin Bulut. Die Sache muss erst in der Zeitung stehen oder in den Nachrichten laufen, das wird sie überzeugen. Der Schwindel nimmt zu und er ist froh, als er im Auto sitzt und die Tür schließen kann. In seinem Kopf verstärkt sich das Gefühl, als bade sein Gehirn in Watte; Gedanken kommen nicht mehr dort an, wo sie verstanden werden können. Da war ein Zug, da sind Menschen, da ist ein junger Mann, ein Auto auf den Gleisen. Stand es wirklich dort? Vielleicht eine Fata Morgana, aber wie kommt er jetzt da drauf? Die Schranken waren unten, das Auto stand doch zwischen ihnen und doch ist nichts passiert. Als seine Kollegin sich neben ihn setzt, wischt er sich mit den Fingern über die Augen, knetet seine Stirn.
„Ajdin, alles klar?“ Irina fasst nach seinem Arm, will, dass er sich ihr zuwendet. „Was ist mit dir?“
„Mir ist kusma hissi, schlecht“, stöhnt er. „Ich glaub mein Kopf platzt.“
Doch plötzlich ist alles vorbei. Er ist ganz sein Name. Ajdin, der Helle, der Klare, der Gebildete. Ungläubig sieht er durch die Frontscheibe, wendet ruckartig das Gesicht seiner Kollegin zu.
„Wo ist er?“ Seine Augen sind geweitet.
„He, du machst mir Angst, Bulut. Sag schon, was ist los, drehst du jetzt durch? Er ist gegangen, lass uns auf´s Revier fahren, Feierabend machen. Morgen wird sicher ein anstrengender Tag. Das war heute nicht alles, da kommt morgen noch was auf uns zu.“
Irina startet den Motor, setzt den Blinker und fädelt sich in den Verkehr ein. Neben ihr sitzt Polizeimeister Bulut und starrt unverwandt nach vorne, aber sein Blick ist nicht bei der Sache. Als sei in ihm etwas, was ihn mehr fesselt als die Realität.

„Is´doch Müll!“ Ajdin knallt den leeren Kaffeebecher auf den Tisch, wischt mit der Hand abwertend über den Bildschirm. „Wieso hab ich da unterschrieben, so´n Dreck wo der erzählt hat!“ Er sucht nach Kommentaren von Kollegen, öffnet soziale Medien, googelt. Nichts. „Wieso is´ da nix, hat der mich vorgeführt, Bruder!“, Ajdin wirkt genervt.
Winevsky sieht ihn fragend an.
„Ja, Bulut, tatsächlich ungewöhnlich. Da geht was vor. Um zehn sind die von der BEU da, zwei Mann. Strebel kommt auch. Frau Dr. Orgé ebenfalls. Sie kennen sie, arbeitet in der Klapse. Haben Sie und Petzold gestern noch was rausgekriegt?“
In dem Moment steht die Polizeimeisterin in der Tür.
„Guten Morgen! Habt ihr schon gesehen, oder besser, nicht gesehen? Nichts in der Presse, nichts im Internet. Ich glaub´s ja nicht.“
„Haben sie beide gestern noch was in Erfahrung bringen können?“ Winevsky hebt fragend den Kopf.
„Er kam auf uns zu, als wir in seiner Straße im Auto saßen. Wir waren ein bisschen unschlüssig, was wir da eigentlich wollten. Es gab ein kurzes Gespräch, keine Neuigkeiten. Bulut ging es nicht gut, ihm wurde schwindlig; wir sind kurz darauf zurück gefahren. Strebel sprach von einem Treffen, das hier um zehn stattfinden soll. Sind wir auch dabei?“
„Nein, ich denke, es wird nicht notwendig sein, aber stehen sie zur Verfügung, falls es Unklarheiten gibt.“

Die beiden Beamten vom BEU verspäten sich. Jacob Strebel unterhält sich leise mit der Parapsychologin Ev Orgé. Winevsky versucht das ausgedruckte Protokoll zu sortieren, liest einige Zeilen, schüttelt den Kopf, schiebt die Blätter hintereinander, um sie kurze Zeit später wieder neu zu ordnen.
Als die beiden eintreten, stellen sie sich kurz vor. Herr Miso und Herr Kass. Letzterer ist groß, Brillenträger und haarlos. Er ergreift als erster das Wort: „Gestern ging uns das Protokoll zu, wir haben es mehrfach gelesen, aber wir haben es nicht verstanden. Nahverkehrszug 14B24 wurde um 14:47 MEZ vor dem Bahnübergang Ludwigshafenerstraße gestoppt. Er fuhr siebenunddreißig Kilometer in der Stunde und hielt von einer Sekunde auf die andere an. Das ist technisch nicht möglich. Es ist auch ausgeschlossen, dass keine Passagiere zu Schaden kamen. Hier steht, es gab fünfunddreißig Zeugen, die den Vorgang so oder so ähnlich schilderten. Eine Schranke wurde fünfzehn Minuten später wieder geöffnet, das Auto mit Kennzeichen KN soundso konnte sich entfernen - nach Aufnahme der Personalien des Fahrzeughalters. Der Zug setzte mit allen Passagieren und einer viertel Stunde Verspätung seine Fahrt fort. Zugführer und ein Großteil der Passagiere wurden flüchtig vom gerufenen Notarzt Seifried untersucht, alle ohne Beeinträchtigungen oder Anzeichen eines Schocks. Sie wussten einfach nicht, was passiert war. Man ließ sie vorerst in diesem Glauben. Und Sie, Herr Strebel, Herr Jacob Strebel, wollen den Zusammenprall zwischen dem Zug und dem Wagen verhindert haben. Mehr steht hier nicht. Weitere Angaben wollen Sie erst nach Rücksprache mit einer Psychologin machen. Parapsychologin. Sie ziehen auch in Betracht, sich auf parapsychische Fähigkeiten an der Uni Würzburg untersuchen zu lassen. Wollen oder können Sie das präzisieren oder genauer erklären, wie Sie das angestellt haben wollen?“
Kass und Polizeihauptkommissar Winevsky schieben gleichzeitig ihre Brillen etwas nach unten und sehen über den Rand.
Jacob nestelt an einem Bund seines Pullovers. Frau Orgé nickt ihm zu, als habe er auf ihren Zuspruch gewartet.
„Es ist sehr einfach. Jedes Material hat eine spezifische Dichte. Die darin enthaltene Energie steht im Verhältnis zur Dichte. Die geringste Dichte hat Wasserstoff, die höchste Dichte Osmium. Es gibt auch…“, aber Herr Miso unterbricht ihn mit schnarrender Stimme.
„Das können wir nachlesen, Herr Strebel. Uns interessiert, wie Sie das gemacht haben.“
Jacob atmet durch, wirkt jetzt selbstsicherer.
„In der Schule hatte ich meine ersten Erlebnisse, konnte mir das aber nicht erklären. Es kam auch zufällig und ich hatte jahrelang Angst davor, dass es wieder passiert. Ich war baden mit Freunden, wir saßen am Wasser, als ein Freund zu ertrinken drohte. Er war weit hinaus geschwommen und ich sah, wie er plötzlich untertauchte und mit den Armen ruderte. Nicht wie jemand, der freiwillig taucht. Ich sah auch, wie er nach Luft rang, als ich die Energie des Wassers wie einen Lichtteppich vor mir sah. Alles war erleuchtet, dichtere Gegenstände heller, die Luft blasser und alles hing zusammen, sogar meine Gedanken waren wie Lichterketten, die ich in andere Fäden einspann und so konnte ich das Wasser unter meinem Freund so dicht weben, dass es ihn mühelos trug. Es war ganz einfach und ich erschrak, sah mich um, aber niemand nahm Notiz von mir oder schien etwas zu bemerken. Als mein Freund wieder bei uns war, schilderte er kurz sein Erlebnis, dass er fast ertrunken sei, aber plötzlich wurde das Wasser unter ihm sehr fest und habe ihn getragen. War wohl ein Schutzengel, sagte er lachend, aber ganz glaubte er nicht daran.
Dann habe ich das heimlich beobachtet. Wie Hummeln fliegen, Energien benutzen, die sie tragen. Überhaupt viele Lebewesen diese Energie nutzen. Es überstieg meine Vorstellungen, wie gesagt, ich hatte Angst und zog mich fortan zurück. Mir wurde auch bewusst, dass es keine Zufälle gibt und selbst wenn nur ein Atom verschoben wird, ändert sich das Weltgeschehen.“
Diesmal unterbricht ihn Kass. „Was wollen Sie uns damit andeuten? Dass Sie den Zug mit diesem Märchen angehalten haben? Kommen Sie, lassen Sie sich was Besseres einfallen. Frau Dr. Orgé, können Sie uns was sagen über den Geisteszustand von Herrn Strebel?“
Wisnevsky lässt sich gegen die Lehne fallen, streckt die Beine aus und verschränkt die Arme vor der Brust. Er ahnt, dass dies eine lange Besprechung werden wird. Gut, dass er vorab darum gebeten hatte, das Gespräch aufzeichnen zu dürfen.
„Was Herr Strebel hier äußert, ist vielleicht vergleichbar mit dem uralten Wissen der Veda, für unsere westliche Kultur kaum nachvollziehbar, geschweige denn verständlich. Einige Christen sprechen diese Eigenschaften Jesus zu, als er Kranke heilte, aber das sind nur Theorien. Bisher wurden diese Fähigkeiten bei keinem Menschen so ausgeprägt beobachtet. Es gibt auch Aufzeichnungen über Menschen mit Nahtoderfahrungen, die ähnliche Phänomene schildern, aber keiner konnte, nachdem er wieder unter den Lebenden weilte, diese Erkenntnisse anwenden.
Vielleicht helfen ihnen alte Redensarten weiter. Der Glaube versetzt Berge. Das Gleichnis vom Senfkorn, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, Gedanken sind der Ursprung von Taten und so weiter. All das hat offensichtlich stattgefunden. Ich habe noch nie davon gehört, dass es in westlichen Ländern so etwas gibt. Ich las das Buch einer Krebskranken, die durch Organversagen mehrere Minuten Herzstillstand erlitt und nach ihrer Rettung ohne ärztliche Hilfe innerhalb weniger Wochen vollkommen genas. Ein Inder lebt anscheinend seit siebzig Jahren nur vom Licht, ohne Essen und Trinken, anscheinend sogar 2003 wissenschaftlich untersucht und bestätigt. Phänomene, die uns eventuell einen Hinweis geben könnten auf die vorliegende Situation, aber, mein Gott. Ich bin gerade selbst überfordert.“
Dumpf dringt der Verkehr durch die geschlossenen Fenster. Der Himmel hat sich zugezogen, es sieht nach Regen aus. Irgendwo in einer Jackentasche klingelt vergeblich ein Handy.
„Herr Strebel? Deckt sich das Gesagte von Frau Dr. Orgé mit ihrem…“, Winevskys Zeigefinger zeichnet mehrere Kreise in die Luft. „Mit ihrem Vorgehen?“
„Ungefähr. Ich las viele Bücher über meine Gabe, halte mich seit Jahre bedeckt und vermeide, damit auffällig zu werden oder wende sie nur sehr versteckt an. Ich habe auch Angst, sie könnte Situationen auslösen, die ich nicht mehr kontrollieren kann. Ich weiß nichts über die Folgen, nur so viel, dass Energie niemals verloren geht, nur verschoben wird. Im Kybalion, der ägyptischen Lehre über die hermetischen Gesetze ist es sehr gut und sehr einfach beschrieben. Ich las es immer wieder, manchmal täglich. Auf einmal wurde es mir klar, schlagartig. Dabei ist es ganz einfach. Aber das Wichtigste dabei war, dass ich aufhörte zu denken.
Bewusstsein ist All. Also das Bewusstsein ist in allem, als Energie und die Energie ist das, was alles zusammenhält, Materie an sich bindet und…“, und wieder ist es Misos Stimme, die ihn unterbricht und wie ein rostiges Türgelenk klingt.
„Herr Strebel, wollen Sie uns mit so esoterischem Querdenkerblödsinn weismachen, dass Sie damit Züge stoppen können? Ich bitte Sie, wir von der BEU haben uns schon viele Ausreden anhören müssen, warum Züge entgleist sind, Signale nicht beachtet oder Schranken nicht geschlossen wurden. Ich bitte Sie, warum ausgerechnet Sie und von mir aus nicht ein indischer Guru, der sowas zustande bringt? Uri Geller war auch ein Scharlatan, die Schamanen am Amazonas wurden auch entlarvt mit ihren Tumoroperationen und Copperfield hat auch nur gezaubert. Und jetzt ein Jacob Strebel aus Stockach, der Gott spielen kann.“ Wobei ihm ein gequältes Lächeln über das Gesicht huscht.
Wisnevsky richtet sich wieder auf, stützt die Ellenbogen auf den Tisch, faltet seine Hände wie zum Gebet.
„Herr Strebel, wie, glauben Sie, sollen wir damit umgehen? Wir können nicht ermessen, ob Sie eine Gefahr darstellen. Wäre es ihnen möglich, mit ihrer, sagen wir, Kraft, auch in den Luftverkehr einzugreifen? Einsperren hat ja sicher keinen Zweck, da ihnen jedes Schloss kein Hindernis wäre. Was machen wir mit ihnen?“
Die Frage hängt wie verbrauchte Luft im Raum. Kass erhebt sich. „Zigarettenpause – ich muss erst mal nachdenken.“
„Herr Kass, bitte, ich muss gleich zum nächsten Termin.“ Frau Orgé hat ihre Hand gehoben. „Lassen sie uns das hier vorläufig zu Ende bringen.“
Herr Kass setzt sich widerwillig mit einem unterdrückten Knurren und an Jacob gewendet fährt sie fort: “Herr Strebel, Sie sprachen davon, nach Würzburg zur GWUP zu fahren. Ich würde gerne mitkommen. Es interessiert mich außerordentlich. Was machen wir mit den Herren Miso und Herr Kass, mit der örtlichen Polizei, den Zeugen, der Presse – es wird Kreise ziehen. Große Kreise.“
Ihre Stimme ist gegen Schluss leiser geworden, als sinniere sie für sich selbst über dieses Thema.
„Ich lösche den Vorgang in ihren Erinnerungen. Sie sind nicht in ihrem Kopf gespeichert, es ist ganz einfach. Den Vorgang selbst kann ich nicht ungeschehen machen, da müsste ich in die zeitliche Abfolge eingreifen und das kann ich ihnen nicht erklären, weil es ja die Zeit nicht gibt.“
Winevsky entfährt ein Stöhnen, er schlägt sich hörbar die Hand vor die Stirn.
„Strebel, hören Sie auf, uns mit solchen Hirngespinsten zu unterhalten. Ich will das nicht mehr hören, auch wenn ich das jetzt aushalten muss. Wie gehen wir vor, wie regeln wir das. Vernünftig, wenn´s geht! Was für ein Krampf!“
Er schüttelt den Kopf und sieht alle im Raum mitleidsheischend an.
Diesmal strahlt Jacob eine Kraft aus, die keine Widerrede zulässt. Selbst Frau Orgé wirkt überrascht. Kann es sein, dass dieser junge Mann, der erst ein bisschen schüchtern und ratlos wirkte, innerhalb kürzester Zeit eine so augenscheinliche Zielstrebigkeit erreicht? Sie spürt ein Frösteln über ihre Arme huschen, das sich aber kurz danach in eine wohlige Wärme verwandelt. Macht er das? Sie sucht in seinen Augen nach einer Geschäftigkeit, aber sein Blick wandert langsam von einem zum anderen.
„Ich versichere hier allen Anwesenden, dass dieses Bewusstsein auch Licht oder Liebe genannt wird und immer das Bestreben hat, vollkommen zu sein. Es ist auch immer Heilung, niemals Schmerz. Bitte machen sie sich keine Gedanken über die Folgen. Es wird keine geben. Ich fahre nach Würzburg zu Herrn Bartoschek, der hat schon über dreißig Psi-Tests gemacht, vornehmlich mit Wünschelrutengängern und angeblichen Wahrsagern. Machen sie sich keine Sorgen wegen des Vorfalls mit dem Zug. Wenn sie hier raus gehen, werden sie die Zusammenhänge vergessen haben.“

 

Hallo @Detlev,

vielleicht bin ich einfach zu ungeduldig, aber ich finde den Text zu sehr in die Länge gezogen. Erst nach über 800 Wörtern, in denen es aus meiner Sicht eher um Belangloses geht, wird klar, was Sache ist:

„Hören sie, sie haben einen Zug angehalten, als ein Auto auf den Gleisen stand. Herr Strebel, so etwas ist unmöglich!
Später wird ein zweites Mal erklärt, was passiert ist:
„Gestern ging uns das Protokoll zu, wir haben es mehrfach gelesen, aber wir haben es nicht verstanden. Nahverkehrszug 14B24 wurde um 14:47 MEZ vor dem Bahnübergang Ludwigshafenerstraße gestoppt. Er fuhr siebenunddreißig Kilometer in der Stunde und hielt von einer Sekunde auf die andere an. Das ist technisch nicht möglich.
Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum. Ich finde es ungewöhnlich, einen Text so aufzubauen. Mein Vorschlag lautet, alles, was in der Polizeistation geschieht, auf das Wesentliche zu kürzen.
In den Anmerkungen zum Text schreibst du, dass du nicht sicher bist, ob die verwendeten Tags passen. Ich sehe es so, dass Tags darauf hinweisen, mit welcher Stimmung man rechnen kann. Jedes Genre bedient andere Emotionen: Horror ist zum Fürchten, Humor zum Lachen, und Fantasy bringt einen zum Staunen - sense of wonder heißt es im Englischen. Bei Science Fiction ist es ähnlich, nur staunt man da nicht über Magie, sondern Technologie. Das ist der Punkt, den ich in diesem Text irgendwie vermisse. Wissenschaftliches ist hier, aber nicht in der Form, die ich erwartet hätte. Vielleicht passt der Tag Philosophisches besser?
Das sind zumindest meine Gedanken. Es kann gut sein, dass der Text einfach nichts für mich ist.

Viele Grüße
Michael

 

Hallo Michael Weikerstorfer,

danke, dass Du´s überhaupt gelesen hast und dann auch noch kommentiert. Mir ist schon klar, dass es vordergründig zu "langweilig" ist, aber ich habe es ja absichtlich in Alltag gesetzt, weil ich die Charaktere beschreiben wollte; wie gehen Menschen im Alltag mit so einer Situation um.

Bei Science Fiction ist es ähnlich, nur staunt man da nicht über Magie, sondern Technologie. Das ist der Punkt, den ich in diesem Text irgendwie vermisse. Wissenschaftliches ist hier, aber nicht in der Form, die ich erwartet hätte. Vielleicht passt der Tag Philosophisches besser?
... wie ich es erwartet hätte ... verstehe ich. Du hast eine Erwartungshaltung, wie SF funktionieren soll ... Raumschiffe, KI usw., aber das ist ja nur vordergründig; hast Du Dir schon mal überlegt, was hinter der ganzen Technik steckt? Dass selbst Wissenschaftler seit Jahrzehnten übergreifend erkennen, dass die Bereiche Chemie, Physik, Philosophie, Biologie, .... nicht zu trennen sind? Was ich hier schreibe ist sehr wohl SF, weil es diese "Technik" noch nicht im großen Stil gibt, aber philosophisch und! auch technisch schon erkannt wurde. Allem wohnt eine Energie inne. Das ist Fakt. Wenn Du etwas "erschaffen" willst, musst Du Energie aufwenden. Diese Energie lässt langsam wieder nach und das "Erschaffene" löst sich wieder auf. So. Würden wir das beherrschen, könnten wir alles tun, überall sein. Diese Art von "Teleportation" ist ja auch der Grundgedanke vom beamen.
Es kann gut sein, dass der Text einfach nichts für mich ist.
Das kann ich nicht beurteilen, inwieweit Du etwas zulässt oder ablehnst.
vielleicht bin ich einfach zu ungeduldig, aber ich finde den Text zu sehr in die Länge gezogen. Erst nach über 800 Wörtern, in denen es aus meiner Sicht eher um Belangloses geht, wird klar, was Sache ist:
... das kann auch sein. Ungeduld ist das Vorrecht der Jugend. Zitat ist von Winnetou :D

Liebe Grüße
Detlev

 

Hallo Rob F,

Danke für Deine Geduld, Deinen Besuch, das Lesen, die Blumen und die Kritik. Polizei habe ich am Anfang 1x rausgenommen.
Okay, ich nehme mir den Text nochmal vor und versuche den Strang zu kürzen - und das Analytische am Schluss ... hier wird doch erst ersichtlich, wie der junge Mann erstarkt und seine "Macht" nutzt, um das Geschehen aus dem "Prozess" herauszuhalten. Würde ich das kürzen oder rausstreichen, entfällt ja die "Pointe"; denke ich jetzt so.
Und das ich Dich nicht so richtig gewinnen konnte mit der Story - that´s Life ... nochmal danke für die Anregungen.
Viele Grüße
Detlev

 

Hallo @Detlev!
So, habe deine Geschichte schon neulich vor mir gehabt, habe aber erst jetzt die Muße, einen Kommentar dazulassen.
Also los:
Ich habe deinen Text ganz gerne gelesen, obwohl auch ich mir mehr Handlung und weniger Dialog gewünscht hätte. Aber zumindest schreibst du deine direkte Rede lebendig und abwechslungsreich, von daher okay für mich.
Sonst noch was von meinem Senf:

So sehen Fußballer aus, keine Polizisten.
Fand ich gut :D

Telefon mit GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften)

Die von der BEU (Die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung)
Ist ja praktisch, dass man gleich aufgeklärt wird, wofür die Großbuchstaben stehen, aber einfach so in Klammern hintendran setzen in einem Prosatext und dann auch noch in der direkten Rede von Charakteren finde ich befremdlich, oder zumindest sehr ungewöhnlich. Vielleicht besser, wenn der Erzähler nach der Rede das Ganze in einem knappen Satz erklärt à la "Die GWUP ist die Gesellschaft zur..." usw.

„Wer gab ihnen die Anweisung dazu?“
„Kollege Bulut und ich haben den Bericht online gesetzt. Schau´n sie nach.
"Ihnen" und "Sie" groß. Du schreibst das aber scheinbar den gesamten Text über klein. Dafür sind mir ein, zwei Stellen aufgefallen, wo du ein "Du" groß schreibst, zB hier:
„Was is mit Winevsky, wieso muss Du und ich da jetzt raus, rumsteh´n und gucken
Sieht mir fast nach Absicht aus, dann verstehe ich diese Absicht aber nicht.
Selbst der Lokführer beteuert, nicht gebremst zu haben.
Ich verstehe deinen Gedanken, aber er beteuert das? Das klingt für mich, als hätte man ihm vorgeworfen, warum zum Henker er gebremst hat, bloß weil er ein Auto auf den Gleisen gesehen hat, statt weiter Vollgas zu geben, verstehst du? Klingt etwas absurd in dieser Formulierung. Die Situation müsste doch eher so abgelaufen sein, dass ihm vorgeworfen wurde, eben nicht gebremst zu haben, und er beteuert, dass er das aus irgendwelchen Gründen nicht mehr rechtzeitig konnte oder so. Ich hätte es daher formuliert wie "Der Lokführer hat ausgesagt, dass er nicht mehr rechtzeitig die Bremse betätigen konnte" o.ä.

Kass schiebt seine Brille etwas nach unten und sieht, wie Polizeihauptkommissar Winevsky, über ihren Rand.
Finde ich auch etwas gewöhnungsbedürftig formuliert mit dem wie Polizeihauptkommissar Winevsky in der Mitte des Satzes, stört irgendwie den Lesefluss. Würde die Bestandteile des Satzes daher anders anordnen.

Wie Hummeln fliegen, Energien benutzen, die sie tragen.
Ich meine, das Prinzip des Hummelfluges ist inzwischen ganz gut verstanden, ist ganz banale Physik, die Gesetze der Aerodynamik arbeiten bei kleinen Flugkörpern soweit ich weiß einfach anders als bei einer Boeing 747. Aber als Aufhänger für eine fiktive Story kann ich es im Sinne der künstlerischen Freiheit akzeptieren, dass Hummeln übersinnliche Fähigkeiten haben ;)

Der Glaube versetzt Berge. Das Gleichnis vom Senfkorn, wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, Gedanken sind der Ursprung von Taten und so weiter. All das hat offensichtlich stattgefunden. Ich habe noch nie davon gehört, dass es in westlichen Ländern so etwas gibt.
Also mir fällt da spontan das Buch "Denke nach und werde Reich" von Napoleon Hill ein, wenn du das als westliche Weisheit gelten lässt ;P Aber vielleicht beziehst du dich nur auf ältere Überlieferungen.

und wieder ist es Misos Stimme, die ihn unterbricht und wie ein rostiges Türgelenk klingt.
Gefällt mir auch gut, dieser Vergleich :)

„Herr Strebel, wie, glauben sie, sollen wir damit umgehen? Wir können nicht ermessen, ob sie eine Gefahr darstellen. Wäre es ihnen möglich, mit ihrer, sagen wir, Kraft, auch in den Luftverkehr einzugreifen? Einsperren hat ja sicher keinen Zweck, da ihnen jedes Schloss kein Hindernis wäre. Was machen wir mit ihnen?“
Verstehe den Standpunkt vom Wisnevsky nicht ganz. Heißt das, er glaubt Jacob jetzt? Weil später klingt er wieder so, als würde er zweifeln.

Die Stelle , wo Bulut nach der Befragung von Jacob draußen am Auto nicht gut ist, hat mich auch mit einem Fragezeichen hinterlassen. Schwirren ihm die Gedanken, weil er so etwas Unglaubliches gehört hat? Oder weil Jacobs Kräfte auf ihn eingewirkt haben? Ersteres fände ich reichlich überzogen, Letzteres hat Potenzial, wird aber von dir leider nicht mehr aufgegriffen. Ich finde, daraus hättest du noch etwas machen können, vielleicht, dass Bulut für einen Moment die Welt auch so sehen kann wie Jacob, und dass er dadurch den Wahnsinn streift. Ist jetzt nur ein spontaner Vorschlag, aber so was in der Richtung hätte deiner Geschichte sicher mehr Würze verliehen und hätte sie mit mehr Handlung angereichert. Nicht alles komplett umschreiben, nur halt als kleine Szene, vielleicht kurz vor dem Schluss?

Zur Frage, in welches Genre deine Story passt: Für mich ist das kein Horror, weil nicht angsteinflößend, aber für Sci-Fi muss man den Begriff mE auch zu arg dehnen. Ich finde, dein Text würde am besten in die Sparte Mystery passen, da, wo die Grenzen von Horror und Sci-Fi aufeinandertreffen. Mulder und Scully hatten es schließlich auch immer abwechselnd mit Paranormalem und mit Aliens zu tun ;) Leider fehlt diese Kategorie hier im Forum. Finde ich schade, ich habe auch Manuskripte, die man sonst nicht richtig einsortieren kann, dabei hat Mystery einiges zu bieten. Vielleicht erhört man ja meine Gebete, wer weiß? :P

Bis dahin wünsche ich dir viel Inspiration und schon mal nen guten Rutsch!
M.D.

 
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Hallo @MorningDew,

ui, danke für Deinen Kommentar - hat mich wirklich sehr gefreut und ich werde Deinen "Senf" umsetzen, so gut ich kann.

wofür die Großbuchstaben stehen, aber einfach so in Klammern hintendran setzen in einem Prosatext und dann auch noch in der direkten Rede von Charakteren finde ich befremdlich
... ich auch :D ; hab mal nachgesehen ... wird immer klein geschrieben, also ich ändere, was ich finde ...
"Ihnen" und "Sie" groß
... wohl nicht richtig so ...
e "Der Lokführer hat ausgesagt, dass er nicht mehr rechtzeitig die Bremse betätigen konnte"
ja, so klingt das besser ...
"Denke nach und werde Reich" von Napoleon Hill ein, wenn du das als westliche Weisheit gelten lässt
nun ja, in diesem Buch sind das die Gesetze des Marktes ... da gibt´s ja sicher Millionen von Ratgebern ... eines, welches ich gelesen hatte war: Der WOW-Effekt von Tom Peters ... aber die Gesetze des Lebens ... mh, vergleichbar?
Oder weil Jacobs Kräfte auf ihn eingewirkt haben? Ersteres fände ich reichlich überzogen, Letzteres hat Potenzial, wird aber von dir leider nicht mehr aufgegriffen. Ich finde, daraus hättest du noch etwas machen können, vielleicht, dass Bulut für einen Moment die Welt auch so sehen kann wie Jacob, und dass er dadurch den Wahnsinn streift.
Hier denke ich, dass ich es ganz gut beschrieben habe, wie die Kräfte auf ihn einwirken; weil er das ja nicht für möglich hält, kann er die Welt von Jacob ja gar nicht sehen - er ist eben nur verwirrt und als die "Kräfte" von Jacob wieder nachlassen, "flüchtet" er ja sofort wieder in seinen "Stolz", in sein Selbstbewusstsein. Ihm ist halt nur kurz schwindlig und ein bisschen schlecht, aber er denkt nicht darüber nach ... ich hoffe, Du kannst damit leben?

Nochmals danke und ich wünsche Dir auch einen guten Start in Neue Jahr!
Viele Grüße
Detlev

 

Hi nochmal!

Hier denke ich, dass ich es ganz gut beschrieben habe, wie die Kräfte auf ihn einwirken; weil er das ja nicht für möglich hält, kann er die Welt von Jacob ja gar nicht sehen - er ist eben nur verwirrt und als die "Kräfte" von Jacob wieder nachlassen, "flüchtet" er ja sofort wieder in seinen "Stolz", in sein Selbstbewusstsein. Ihm ist halt nur kurz schwindlig und ein bisschen schlecht, aber er denkt nicht darüber nach ... ich hoffe, Du kannst damit leben?
Ich kann gut damit leben, wenn du das eher vage andeuten willst ;) Ich fand es aber verwirrend, dass so überhaupt nicht klar wird, ob Jacob seine Kräfte absichtlich einsetzt oder ob das eine Art Aura ist, die er halt verströmt, oder warum nur Bulut aber nicht seine Kollegin davon betroffen ist. Da hätte ich mir als Leser wenigstens eine Andeutung mehr gewünscht (muss dabei ja nicht gleich alles offen gelegt werden).
Aber das ist nur mein persönlicher Eindruck.
Grüße,
M.D.

 

@MorningDew - und nochmal; jetzt hab ich´s kapiert; okay, es ist eine Auswirkung von Jacob und ich werde es noch so umschreiben - aber erst im Neuen Jahr; bin unterwegs ... Grüße Detlev

 

@Detlev
Alles gut, ich schreibe dir doch nicht vor, ob und wann du deinen Text umschreiben sollst ?
Habe nur meinen subjektiven Eindruck geschildert...
Grüße
M.D.

 

Hallo @Detlev ,

interessante Mischung aus Krimi- und SF-Elementen. Von der Handlung her finde ich es auf jeden Fall spannend gemacht, wie Jacob befragt wird und später auch seine Fähigkeiten demonstriert. Deine Sprache ist auch recht klar, was das Lesen natürlich angenehm macht. Wo man was dran schrauben könnte, wäre vielleicht die Einführung: Die Story beginnt, finde ich, schon so ziemlich out of context und auch die Figuren werden kaum erklärt. Das finde ich zieht sich auch noch weiter. Zwar hat die Story eine wirklich interessante, spannende Handlung, aber die Figuren bleiben dann doch recht flach, finde ich. Es gibt kam Einblicke in Gedanken oder Gefühle und auch keine richtige Entwicklung oder Auflösung des Konflikts. Außerdem bleibt auch die Welt, in der das spielt, für mich etwas unklar. Insgesamt, finde ich, hat das schon gerade auf Handlungsebene gut Spannung und auch das Konzept ist interessant, aber die eher flachen Figuren und die fehlende Tiefe und Entwicklung drücken das ein wenig.

LG
Carlo

 

Hallo @Carlo Zwei ,

danke für Deinen Kommentar und die Tipps ...

Außerdem bleibt auch die Welt, in der das spielt, für mich etwas unklar.
... ich verwende ja deutsche Ämter und Forschungsanstalten ... einen normalen Zug, Polizeibeamte, völlig alltägliche Situationen - es spielt jetzt ...
Die Story beginnt, finde ich, schon so ziemlich out of context und auch die Figuren werden kaum erklärt.
... die letzten beiden Geschichten, die ich hier gepostet habe, hatten laut Kommentaren eine zu lange Einführung - den Tipp, doch out of context zu beginnen, habe ich hier berücksichtigt ... die Figuren erklären sich aus ihrem Verhalten, aus ihren Aussagen, aber ich werde es berücksichtigen und sie etwas genauer unter die Lupe ziehen.
Dann merkst Du an, dass es keine Auflösung gäbe - ich denke, es ist klar genug:
„Ich versichere hier allen Anwesenden, dass dieses Bewusstsein auch Licht oder Liebe genannt wird und immer das Bestreben hat, vollkommen zu sein. Es ist auch immer Heilung, niemals Schmerz. Bitte machen sie sich keine Gedanken über die Folgen. Es wird keine geben. Ich fahre nach Würzburg zu Herrn Bartoschek, der hat schon über dreißig Psi-Tests gemacht, vornehmlich mit Wünschelrutengängern und angeblichen Wahrsagern. Machen sie sich keine Sorgen wegen des Vorfalls mit dem Zug. Wenn sie hier raus gehen, werden sie die Zusammenhänge vergessen haben.
Danke für Deine Tipps und dass Du die Story gelesen hast. Viele Grüße - Detlev

 

Hey @Detlev,

bin etwas spät zur Party, ich hoffe, du hast nichts gegen einen weiteren Kommentar, wenngleich ich wohl ins gleiche Horn blase wie meine Vorschreiber, wobei ich die anderen Kommentare aber nur überflogen habe. Grundsätzlich find ich die Story bzw. den Plot gut (ich krieg das nicht immer so richtig unterschieden) und mir gefällt auch die Perspektive, also dass aus der Sicht von Winevsky erzählt wird, aber es ist mMn auch deutlich schwieriger als aus der Sicht von Strebel zu erzählen, denn der ist ja der eigentlich interessante Charakter, ich würde sagen: eigentlich gehts um ihn bzw. das ist, was mich als Leserin interessiert. Warum also aus der Sicht des Hauptkommissars erzählen? Das ist mir ehrlich gesagt nicht ganz klar, insbesondere, weil es eben nicht die Geschichte von Strebel ist, erzählt durch die Figur Winevsky, sondern wirklich die Geschichte von Winevsky und ein Teil seiner Geschichte ist eben, das eine interessante Figur darin vorkommt. Ich fühle mich ein wenig verloren, beim Lesen des Textes, weil ich meist nicht wusste, worum es geht, was der Autor mir erzählen will. Ich will beim Lesen gerne eine Ahnung oder Hypothese entwickeln und die leitet mich dann weiter durch den Text.

Das beginnt schon mit der Einleitung:

„Ist er zurechnungsfähig?“ Hauptkommissar Winevsky schaut über den Brillenrand.
Polizeimeister Ajdin Bulut klappert mit dem Kugelschreiber auf der Schreibunterlage seines Tisches. Er wendet sein Gesicht nicht vom Bildschirm ab, starrt auf das flimmernde Foto. Ein junger Mann, unrasiert, halblange Haare, zerzaust. Für ihn ein Freak.
Winevsky stört die Frisur Ajdins. So sehen Fußballer aus, keine Polizisten. Aber die Haare sind akkurat gepflegt. Selbst seine Schuhe werden jeden Morgen mit einer Bananenschale frisch geputzt, wie er ihm einmal versicherte. Winevsky hatte ihm nicht geglaubt, bis er tatsächlich bei Google den Pflegetipp fand.
„Nicht konkret, Chef.“ Bulut führt dabei den Stift an seine Lippen. „Er macht kein Stress, hat mich nicht vorgeführt, war voll ruhig.“
Ich musste bei "nicht konkret, chef" zurückspringen, weil ich die Ausgangsfrage vergessen hatte. Ich frage mich, wofür diese ganzen Infos, die hier zwischen der wörtlichen Rede auftauchen, wichtig sind. Unglaublich viele Informationen. Was würde denn die Geschichte verlieren, wenn du die weglassen würdest? Insgesamt fand ich es über den ganzen Text zu viel an Informationen, zu viel an Beschreibungen. Ich denke, es ist eine schwierige Sache, das richtige Maß zu finden, genug Infos/Beschreibungen damit der Leser sich in eine Situation einfinden kann, aber nicht so viel, als dass er gelangweilt abspringt. Bei dir ist eher letzteres der Fall. Um mal am obigen Beispiel zu bleiben. MMn ist es oft besser, sich ein Detail rauszunehmen aus einer Situation, ein exemplarisches natürlich, und dass dann auch durchaus umfassend beschreiben, also mehr in die Tiefe gehend. Du reihst eine Info an die andere, auf eine etwas unzusammenhängende oder zufällige Art und Weise (Hypothese bzw. Leseeindruck, kein Vorwurf).
- Als erstes eine Frage.
- Dann: "schaut über den Brillenrand" (--> für mich schon ein Klischee und ich denke an: Jaecki Schwarz und Wilfried Klaus (musste beide Namen googeln ;-)) und wäre im RL ehrlicherweise schon raus).
- Dann: klappert ein Kugelschreiber auf der Schreibunterlage eines Tisches (--> Schreibunterlagen liegen zumeist auf Tischen, denk ich, also kann eines weg, vielleicht einfach Schreibtisch? Überhaupt ginge es doch, wenn dann eher um das Geklapper, wo ist doch zweitrangig, oder?).
- Jedenfalls gehts dann auch gleich weiter: Bildschirm (auch dort redundante Informationen: wendet sein Gesicht nicht ab und starrt --> wobei ich das Verb "starren" deutlich eleganter finde als die Konstruktion "wendet sein Gesicht nicht ab").

Ich könnte jetzt so weiter machen, aber vielleicht verstehst du, worauf ich hinauswill. Es ist ja immer schwierig mit guten Ratschlägen, genauso schwierig ist aber auch, wenn man nicht weiß, was der andere nun genau meint, darum einfach als Idee zum Drübernachdenken: Du könntest dich in der obigen Szene fragen, was ist die Essenz, die beim Leser ankommen soll? Was für ein Bild soll sich in meinem Kopf einstellen oder anders: was für ein Bild ist in deinem Kopf? Was stört Winevsky zB am meisten an Bulut? Das Geklapper? Die Frisur? Die Schuhe? Und dann nur auf eines davon konzentrieren oder eine Art Überforderung mit all diesen Reizen, die von Bulut ausgehen, beschreiben, aber so, dass sich ein Zusammenhang ergibt. Ich rate hier ein bisschen ins Blaue hinein, hoffe aber, du kannst trotzdem mit meinen Anmerkungen etwas anfangen.

Einen schönen Sonntag dir und
viele Grüße von Katta

 

Hallo @Katta,

sorry, dass ich so spät antworte, aber manchmal braucht man etwas Zeit und dann auch noch die richtige Stimmung dazu - auf alle Fälle vielen Dank für´s Lesen und den Kommentar. Zusammenhängend natürlich schade, dass ich Dich gelangweilt habe - ja, ich gebe zu, ich bin ein "Wortfetischist" und lese auch gerne solche Bücher, da färbt das schon mal ab. Ich kann natürlich - wie es zur Zeit ja auch populär ist - direkt, ohne Umschweife, ohne Ausschmückung das Thema abhandeln. Gut ist. Für wen? Noch diese Woche sagte mir ein 18jähriger Abiturient, dass er Hesse hasse, den verstehe doch keiner, dem seine komplizierten, verschachtelten Sätze. Und da bin ich schon beim Thema:

wobei ich das Verb "starren" deutlich eleganter finde als die Konstruktion "wendet sein Gesicht nicht ab").
Sicher kann er auf den Bildschirm starren. Sagt ja das Wort. Warum starrt er dort hin? Er kann ja den Bildschirm anstarren, ohne dass der Bildschirm eingeschaltet ist. Außerdem starrt er ja schon einen Satz vorher auf den Bildschirm, da wollte ich das starren nicht nochmals verwenden. Wendet sein Gesicht nicht ab impliziert, dass er, obwohl er von seinem Vorgesetzten angesprochen wird, antwortet, ohne das Gesicht abzuwenden. So hab ich das gedenkt. :D
Ich denke, es ist eine schwierige Sache, das richtige Maß zu finden, genug Infos/Beschreibungen damit der Leser sich in eine Situation einfinden kann, aber nicht so viel, als dass er gelangweilt abspringt. Bei dir ist eher letzteres der Fall.
Das tut mir leid, dass ich Dir so viele Langeweile bereitet habe - und danke Dir trotzdem für Deine Zeit, dass Du´s auch noch kommentiert hast. Ja, es ist schwierig, das richtige Maß zu finden. Was will der Leser wissen? Ich las bei anderen in den Kommentaren schon so oft, dass die Figuren blass seien, der Ort nicht klar erkennbar usw. - geht mir ja auch so, dass ich das dann "kritisiere", und versuche es anders zu machen, nach eigenem Gutdünken und wenn ich dann damit nicht punkte - lernen, es besser zu machen.
Was für ein Bild soll sich in meinem Kopf einstellen oder anders: was für ein Bild ist in deinem Kopf? Was stört Winevsky zB am meisten an Bulut? Das Geklapper? Die Frisur? Die Schuhe?
Der Bulut ist Türke, das will ich aber nicht so rausplatzen, dass das dem Winevsky gegen die Hutschnur läuft. Er ist ein bisschen rassistisch, aber nicht offensichtlich, also kaut er an dem Bulut und seiner Figur herum. Ich möchte die Figur durch die Brille von seinem Vorgesetzten "zeichnen" ... ich möchte es gerne legitimieren, dass ich das so darf :Pfeif:
Okay - danke für Deine Sicht auf die Story und vielleicht kann ich mit der nächsten wieder mehr Punkte ergattern.
Liebe Grüße - Detlev

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Detlev,

Zusammenhängend natürlich schade, dass ich Dich gelangweilt habe - ja, ich gebe zu, ich bin ein "Wortfetischist" und lese auch gerne solche Bücher, da färbt das schon mal ab. Ich kann natürlich - wie es zur Zeit ja auch populär ist - direkt, ohne Umschweife, ohne Ausschmückung das Thema abhandeln. Gut ist. Für wen? Noch diese Woche sagte mir ein 18jähriger Abiturient, dass er Hesse hasse, den verstehe doch keiner, dem seine komplizierten, verschachtelten Sätze.
Hmm... ich habe doch nirgendwo geschrieben, dass du mich gelangweilt hast, oder doch? Ich habe den Text ganz durch gelesen, von vorne bis hinten (und teile Carlos Meinung, dass die eigentliche Geschichte erst später beginnt) ... aber ich sehe eine Tendenz an zu viel Information im Text und dies beinhaltet mMn das Risiko, dass Leser:innen abspringen. So! :-) Und dann das Zweite: Ich weiß nicht, was das bedeuten soll, dass du ein Wortfetischist bist. Das würde ich über mich auch sagen bzw. sage ich auch über mich. Aber was bedeutet dieses Wort für dich in dem Kontext meines Kommentars und deiner Antwort? Das kriege ich nicht wirklich entschlüsselt. Weniger Information heißt nicht: direkt, ohne Umschweife, ohne Ausschmückung das Thema abhandeln. Mit weniger Information meine ich, die Sprache präziser und effektiver einzusetzen, die Leserführung mehr im Blick zu haben und exemplarische Details herauszunehmen statt alles zu beschreiben. Ich hatte übrigens ne arge Hessephase in meiner Jugend, die mit dem Steppenwolf anfing, den wir in der Schule gelesen haben.
wobei ich das Verb "starren" deutlich eleganter finde als die Konstruktion "wendet sein Gesicht nicht ab").
Sicher kann er auf den Bildschirm starren. Sagt ja das Wort. Warum starrt er dort hin? Er kann ja den Bildschirm anstarren, ohne dass der Bildschirm eingeschaltet ist. Außerdem starrt er ja schon einen Satz vorher auf den Bildschirm, da wollte ich das starren nicht nochmals verwenden. Wendet sein Gesicht nicht ab impliziert, dass er, obwohl er von seinem Vorgesetzten angesprochen wird, antwortet, ohne das Gesicht abzuwenden. So hab ich das gedenkt. :D
Ich glaube, hier hast du mich auch falsch verstanden.
Er wendet sein Gesicht nicht vom Bildschirm ab, starrt auf das flimmernde Foto.
Ich meinte, dass eines der beiden reichen würde. Und wenn er eben auf das Foto auf dem Bildschirm starrt, ist darin impliziert, dass er sein Gesicht nicht vom Bildschirm abwendet. Sonst könnte er ja nicht drauf starren. Und in dem Wort starren steckt einfach deutlich mehr Information als in "wendet sein Gesicht nicht ab", darum finde ich es eleganter, präziser, effektiver. Mir gehts nicht um höher, schneller, weiter, sondern um den angesprochenen Wortfetisch, darum, dass man die Stimmung oder Kraft eines Satzes kaputtmachen kann, wenn man zuviele Sätze drumherum schreibt. Für mich ist das Ziel ins Schwarze zu treffen und nicht zig Darts auf der Scheibe zu verteilen.

Das tut mir leid, dass ich Dir so viele Langeweile bereitet habe - und danke Dir trotzdem für Deine Zeit, dass Du´s auch noch kommentiert hast. Ja, es ist schwierig, das richtige Maß zu finden. Was will der Leser wissen? Ich las bei anderen in den Kommentaren schon so oft, dass die Figuren blass seien, der Ort nicht klar erkennbar usw. - geht mir ja auch so, dass ich das dann "kritisiere", und versuche es anders zu machen, nach eigenem Gutdünken und wenn ich dann damit nicht punkte - lernen, es besser zu machen.
Oje, ich wollte wirklich gar nicht in meinem Kommentar ausdrücken, dass du oder der Text oder ich mich gelangweilt habe. Darum ging es mir wirklich nicht. Sondern darum, wie oben geschrieben ins Schwarze zu treffen. Ja, das ist schwer und man braucht Rückmeldungen dafür. Fremde Texte zu kommentieren ist für mich auch immer ein Hypothesenbilden. Ich weiß ja auch oft nicht, warum etwas nicht oder eben doch funktioniert. Und für mich funktioniert etwas an dem Text nicht, wovon ich glaube, dass es der Anfang bereits zeigt. Nur das wollte ich zeigen, dir diese Hypothese zur Verfügung stellen, dann kannst du dir ne Meinung drüber bilden, eventuell noch mal rumprobieren oder so. Aber vielleicht hab ich mich auch nicht so richtig klar ausgedrückt?

Der Bulut ist Türke, das will ich aber nicht so rausplatzen, dass das dem Winevsky gegen die Hutschnur läuft. Er ist ein bisschen rassistisch, aber nicht offensichtlich, also kaut er an dem Bulut und seiner Figur herum. Ich möchte die Figur durch die Brille von seinem Vorgesetzten "zeichnen" ... ich möchte es gerne legitimieren, dass ich das so darf :Pfeif:
Ich versteh nicht so genau, was du legitimieren willst, dass du es so darfst? Ich verstehe aber, dass der Winevsky ein latent rassistischer, spießbürgerlicher Beamter sein soll, richtig? Ok.
Vielleicht kacke ich jetzt Korinthen, aber der Ansatz: Bulut durch die Brille von Winensky zu "zeichnen" ist mMn nicht korrekt. Denn Winevsky ist ja die perspektivtragende Figur, oder? D.h. eigentlich zeichnest du Winevsky und seine Brille und Bulut "nutzt" du dafür.

„Ist er zurechnungsfähig?“ Hauptkommissar Winevsky schaut über den Brillenrand.
Polizeimeister Ajdin Bulut klappert mit dem Kugelschreiber auf der Schreibunterlage seines Tisches. Er wendet sein Gesicht nicht vom Bildschirm ab, starrt auf das flimmernde Foto. Ein junger Mann, unrasiert, halblange Haare, zerzaust. Für ihn ein Freak.
Winevsky stört die Frisur Ajdins. So sehen Fußballer aus, keine Polizisten. Aber die Haare sind
Ich war bei dem fetten Satz zuerst davon ausgegangen, dass Bulut auf den Bildschirm starrt, aber das ist ja W.s Perspektive, oder? Also starrt ja eigentlich W auf den Bildschirm, richtig? Oder doch Bulut? Also das ist hier nicht eindeutig klar, mir zumindest nicht. Und wenn solche Unklarheiten schon am Anfang gleich stehen, dann ist das immer doof.

Ich gehe mal von W aus und dann macht es auch etwas mehr Sinn, aber die Fürhung der Lesersinne ist für mich nicht stimmig. Also W schaut über den Brillenrand und starrt ja währenddessen schon auf den Bildschirm, oder? Wieso bleibst du nicht erstmal dabei? Wieso kommt das Starren später, wo er doch gleich am Anfang auch schon starrt? Also W starrt auf den Bildschirm/das Foto und dann klackert der Kollege da immer so nervig mit seinem Kulli rum und dann könnte er sich auch über die Frisur auslassen ...

Vielleicht war ich jetzt etwas klarer, verständlicher?
Liebe Grüße von Katja

 

Hallo @Katta,

ojeoje ... schreiben wir so aneinander vorbei :confused: ... dabei "fühle" ich, Dich verstanden zu haben. Und jetzt erst recht - danke dass Du mir nochmals so einen ausführlichen Kommentar geschrieben hast. Ich mach mich nochmal ans Werk - allerdings erst die nächsten Tage, bin leider gerade mit meinen anderen Hobbys, dem Malen und Musizieren beschäftigt. Am Jahresbeginn ist immer die große Bewerbungssession, wenn man unter´m Jahr irgendwo mitmischen will. Wenn Du magst, geb´ ich Dir `n kurzen Stupfer, wenn ich den Text überarbeitet habe. Nochmals danke und sonnige Grüße aus dem Hegau - Detlev

 
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„Nicht konkret, Chef.“ Bulut führt dabei den Stift an seine Lippen. „Er macht kein Stress, hat mich nicht vorgeführt, war voll ruhig.“
Wie gerne würde er ihm jetzt sagen, dass es keinen Stress heißt; überhaupt seine Aussprache, aber er sah mittlerweile drüber hinweg.

Da hastu mich,

lieber @Detlev,

unterlaufen auf elegante Weise – aber irgendwie meine ich, schon einmal das Personal erlebt zu haben. Da ich aber i. d. R. die Skripte wieder lösche, wenn sie ihren kurzfristigen Dienst erbracht haben, wird es auch nur bei dem durchaus unbestimmten Gefühl bleiben. Gleichwohl, wie mannet im Pott so sacht, et jefällt mich!, und der Flusen ist eine begrenzte Zahl.

Und zu Anfang gleich die Bewunderung der verkürzten, ich behaupte mal, natürlichen Spreche

„Neb´an, Telefon mit GWUP, …

aber in Schriftform kann selbst lebendige Spreche nicht grammatische Vorschriften aushebeln (gesprochen würd’ mans ja gar nicht mal merken)

„Petzold kommtKOMMA wenn sie isch fertig mit telefoniere.“

Blickt die Beamtin unverwandt an. „Wer gab ihnen die Anweisung dazu?“

Selbst unter Kollegen die sich duzen gilt die Höflichkeitsform …, selbst wenn den Höfen schon lange der Zopf abgeschnitten ist … man denke nur an den Preußenprinz (der XIII.!), der die gelegentliche Teutschtümelei ausnutzen will …

Und gleich nochenemal

„Kollege Bulut und ich haben den Bericht online gesetzt. Schau´n sie nach.

(Suchfunktion nutzen, ihnen und/oder sie eingeben ...)

„Was is mit Winevsky, wieso muss du und ich da jetzt raus, rumsteh´n und gucken – der macht doch nix!“
(ja so spricht man, aber erzählen kommt von der Zahl und „du + ich“ sind zwo, Plural … einfach mal so für den Wiederholungsfall, kann nie schaden!))

… In einer Stunde ist Feierabend, dann seh´n wir hier eh nichts mehr. Oder, was ist, soll´n wir ihn uns nochmal vorknöpfen?
Besser „noch mal“, da an sich ein verkürztes „noch einmal“,

ähnlich auch hier

... Es war ja keine Zauberei – oder doch? Herrgott, wieso passiert mir so[...]was?“
„Der weiß doch alles, was musst du da jetzt nochmal reden.

(immerhin von Dear konsequent durchgehalten. Trotzdem noch die Suchfunktion nutzen … Man weiß ja nie!

Bulut ist sich unschlüssig.
Warum das Reflexivpronomen, wenn doch eindeutig Bulut unschlüssig ist?

Jacob Strebel, Sie waren selbst Zeuge und sagten uns, …
„Mir ist kusma hissi, schlecht“, stöhnt er. „Ich glaubKOMMA mein Kopf platzt.“

Als sei in ihm etwas, was ihn mehr fesselt als die Realität.
Du sprichst es selber an – besser Konjunktiv II, „Als wäre in ihm …“, der schließt auch den Irrtum ein [der Konjunktiv I, den Du verwendest, ist tatsächlich in Niederschriften/Protokollen entstanden, die Wahrhaftigkeit unterstellen]

ähnlich hier

Frau Orgé nickt ihm zu, als habe er auf ihren Zuspruch gewartet.

... Bulut ging es nicht gut, ihm wurde schwindlig; wir sind kurz darauf zurück gefahren.
„zurückfahren“ auch als Mittelwort zusammen ...

Gut, dass er vorab darum gebeten hatte, das Gespräch aufzeichnen zu dürfen.
Warum der Zeiten-Sprung? „gebeten hat“ ist doch auch schon vergangen ...

Also das Bewusstsein ist in allem[...] als Energie und die Energie ist das, was alles zusammenhält, Materie an sich bindet und[...]…“, und wieder ist es Misos Stimme, die ihn unterbricht und wie ein rostiges Türgelenk klingt.

„.... Und jetzt ein Jacob Strebel aus Stockach, der Gott spielen kann[...]“, wobei ihm ein gequältes Lächeln über das Gesicht huscht.

Hoffe, geht jetzt ohne S + Querstrich durch den Beitrag wie beim ersten Versuch ...-

auf alle Fälle, gern gelesen vom

Friedel

 

Hallihallo,

dein Text zu lesen, war für mich sehr schwer, es hat sich sehr abgehackt gelesen. Eventuell überlegen, ob du nicht in die dritte Person wechselt. Dann würde es aus meiner Sicht, nicht so abgehackt lesen. Auch wusste ich nicht so recht, wobei es in der Geschichte genau geht. Was wolltest du damit ausdrücken. Jetzt gehe ich mal ins Detail:

Hauptkommissar Winevsky schaut über den Brillenrand.
Polizeimeister Ajdin Bulut klappert mit dem Kugelschreiber auf der Schreibunterlage seines Tisches. Er wendet sein Gesicht nicht vom Bildschirm ab, starrt auf das flimmernde Foto. Ein junger Mann, unrasiert, halblange Haare, zerzaust. Für ihn ein Freak.
Es beginnt direkt im ersten Satz. Auf wessen Foto starrt er? Meint er jetzt damit seinen Kollegen, oder ein Fahndungsplakat?
„Nicht konkret, Chef.“ Bulut führt dabei den Stift an seine Lippen. „Er macht kein Stress, hat mich nicht vorgeführt, war voll ruhig.“
Wer war ruhig? Ist das jetzt Ajdin der spricht?
Wie gerne würde er ihm jetzt sagen, dass es keinen Stress heißt; überhaupt seine Aussprache, aber er sah mittlerweile drüber hinweg.
Sind das jetzt Gedankengänge? Dann sollten sie auch für mich als Leser so erkenntlich sein, ansonsten bist du hier in die Ich-Perspektive gerutscht.
. Draußen der Hof ist leer, alle Dienstfahrzeuge sind im Einsatz.
Würde ich umstellen: Der Hof draußen ist
„Neb´an, Telefon mit GWUP, da mit der Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, fragt, ob der Strebel isch bekannt bei denen“, fuchtelt mit dem Kugelschreiber
Hier wusste ich nicht mehr, um was, oder wen es geht. Fuchtelnd kann man nichts sagen. Würde ich so machen. Er fuchtelte mit dem Kugelschreiber.
Bulut schaut jetzt auf.
Das jetzt könnte man streichen.
" Beamte von der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung, kurz BEU genannt", Irina
Nach genannt würde ich einen Punkt machen, da du mit einem Eigenname weiterschreibst.
„Es gibt keine Zufälle“, ein
Nach Zufälle einen Punkt. Eventuell so: "Es gibt keine Zufälle." Ein
Die beiden Wägen
Du meinst sicherlich die Wagen.
als bade sein Gehirn in Watte;
Das Bild ist aus meiner Sicht nicht richtig gewählt, in Watte kann man Dinge packen.
Es ist auch ausgeschlossen, dass keine Passagiere zu Schaden kamen
Hier war ich mir nicht sicher, aber sollte es nicht heißen: Es ist ausgeschlossen, dass Passagiere zu schaden kamen?

An diesem Punkt habe ich abgebrochen. Aus meiner Sicht solltest du die Geschichte umgestalten. Und zwar aus einer Sicht heraus, entweder aus dem, der das kann, oder in eine der Kommissare reingehen. Für mich war die Geschichte viel zu konfus, um weiterzu lesen. Irgendwann wusste ich nicht mehr, um was es genau geht.

Liebe Grüße

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Silverhawk,

danke für Deinen Kommentar und dass Du´s immerhin ein Stückweit gelesen hast. Tut mir leid, wenn Du der Story nicht folgen konntest oder nicht verstanden hast, um was es geht. Einige Fehler, die Du anmerkst, korrigiere ich - bin eh dabei, die Story noch ein wenig zu harmonisieren. Aber manche Sachen - z.B. das am Anfang - ist m.E. verständlich -

Es beginnt direkt im ersten Satz. Auf wessen Foto starrt er? Meint er jetzt damit seinen Kollegen, oder ein Fahndungsplakat?
Er wendet sein Gesicht nicht vom Bildschirm ab, starrt auf das flimmernde Foto.
Wer war ruhig? Ist das jetzt Ajdin der spricht?
Wer spricht denn kein grammatikalisch korrektes Deutsch? Vorher ist ja beschrieben, dass es sich um Ajdin Bulut handelt -
Sind das jetzt Gedankengänge? Dann sollten sie auch für mich als Leser so erkenntlich sein, ansonsten bist du hier in die Ich-Perspektive gerutscht.
Wie gerne würde er ihm jetzt sagen, dass es keinen Stress heißt; überhaupt seine Aussprache, aber er sah mittlerweile drüber hinweg. Ist das Ich-Perspektive? Müsste es dann nicht heißen: Wie gerne würde ich ihm jetzt sagen, dass es keinen Stress heißt; überhaupt seine Aussprache, aber ich sah mittlerweile drüber hinweg.

Hier war ich mir nicht sicher, aber sollte es nicht heißen: Es ist ausgeschlossen, dass Passagiere zu schaden kamen? - nein, das war schon richtig so ... denn wenn ein Zug verunfallt ist es ausgeschlossen, dass Passagiere nicht zu schaden kommen. Passagiere kommen in der Regel zu schaden, wenn ein Zug verunfallt. So denke ich zumindest ...

Nochmals danke für Deine Tipps und Anregungen - beste Grüße - Detlev

 

Hallo @Friedrichard,

sicher nicht absichtlich, würde ich nie machen, also bewusst und ... das wäre ja ein Knieschuss par excellence ... erst mal schnell danke gesagt, aber ich korrigiere und beantworte Deinen Kommentar die nächsten Tage - bis dahin - beste Grüße - Detlev

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo!

Was zunächst?

Ich finde den Text interessant und fand auch den Anfang nicht zu langatmig, wie das andere hier gesehen hatten, anfangs!, einfach, weil du die Story schön lebendig werden lässt, allerdings irendwann dann, trotz der schönen spritzigen Beschreibungen, zog es sich dann doch ohne dass was Neues hinzukam.

Leider, und dies, obwohl du gut bist im Szenen schreiben, wird der Text zunehmend ein Referat ---
Ich weiß nichts über die Folgen, nur so viel, dass Energie niemals verloren geht, nur verschoben wird. Im Kybalion, der ägyptischen Lehre über die hermetischen Gesetze ist es sehr gut und sehr einfach beschrieben. Ich las es immer wieder, manchmal täglich. Auf einmal wurde es mir klar, schlagartig. Dabei ist es ganz einfach. Aber das Wichtigste dabei war, dass ich aufhörte zu denken.
Bewusstsein ist All. Also das Bewusstsein ist in allem, als Energie und die Energie ist das, was alles zusammenhält, Materie an sich bindet und ---

und all die schönen Figuren, die du plastisch gemacht hattest, sie entpuppen sich als unwichtiges Beiwerk deiner Theorie. Der Plot endet und ein Schluss/Ende passiert nicht.
Naja, fast nicht.


Der Bericht ist ja verfasst, sie haben unterschrieben
Bitte lassen sie mich jetzt zufrieden
Das kommt oft. Das Anrede-Sie ist groß.


Gefühl, als bade sein Gehirn in Watte
Ich hab mir mal vorgestellt, wie das aussehen könnte, in Wolle zu baden, bin jedoch schon in den ersten Sekunden gescheitert ;)


In der Schule hatte ich meine ersten Erlebnisse, konnte mir das aber nicht erklären. Es kam auch zufällig und ich hatte jahrelang Angst davor, dass es wieder passiert. Ich war baden mit Freunden, wir saßen am Wasser, als ein Freund zu ertrinken drohte. Er war weit hinaus geschwommen und ich sah, wie er plötzlich untertauchte und mit den Armen ruderte. Nicht wie jemand, der freiwillig taucht. Ich sah auch, wie er nach Luft rang, als ich die Energie des Wassers wie einen Lichtteppich vor mir sah. Alles war erleuchtet, dichtere Gegenstände heller, die Luft blasser und alles hing zusammen, sogar meine Gedanken waren wie Lichterketten, die ich in andere Fäden einspann und so konnte ich das Wasser unter meinem Freund so dicht weben, dass es ihn mühelos trug. Es war ganz einfach und ich erschrak, sah mich um, aber niemand nahm Notiz von mir oder schien etwas zu bemerken. Als mein Freund wieder bei uns war, schilderte er kurz sein Erlebnis, dass er fast ertrunken sei, aber plötzlich wurde das Wasser unter ihm sehr fest und habe ihn getragen. War wohl ein Schutzengel, sagte er lachend, aber ganz glaubte er nicht daran.
Würde er das den Beamten so - 'literarisch' - beschreiben, selbst wenn er nicht nur ein moderner Schamane, sondern noch dazu ein Romancier wäre? -> Glaubwürdigkeit der Szene bitte beachten. Der Polizist spricht ja zum Glück auch nicht in Shakespeare-Versen.


Dennoch, trotz der Kritik, war's interessant. Gern gelesen!

Flac

 

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