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Die Kunst der Unterhaltung

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18.05.2015
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Die Kunst der Unterhaltung

Das Publikum jauchzte und johlte, als der Teufel geifernd aus den Flammen starrte. Schwarze Augen in rotem Feuer. Eine Ahnung von aggressivem Geigenspiel umwehte den brennenden Menschen, der hier voller Ekstase seinen schrecklichen Tanz aufführte. So laut und schrill, dass das Zuhören unmöglich zu sein schien, während der Mann, umzüngelt von leuchtenden Flammen, den grauen Marktplatz kontrastierend zu Grunde ging.

Es war eine milde Sommernacht, als der hagere Landstreicher das abgeschiedene Dorf am Ufer des Ravenmarch River erreichte. Unter den wachsamen Augen des kristallklar erkennbaren Sternenhimmels, der so fern von jeglicher Großstadt durch seine ätherische Schönheit zu bezaubern wusste, schleppte er sein abgewetztes Schuhwerk über die staubige Landstraße. Er hatte Glück. Man konnte durchaus nicht allen Ortschaften mit einer solchen Entfernung zu jeglicher Art von Gesellschaft nachsagen, besonders aufgeschlossen gegenüber Fremden zu sein. Doch vor vielen Jahrzehnten hatte ein reicher, katholischer Pfarrer beschlossen, dass ihm das Leben in der dreckigen Großstadt zu unchristlich sei und war aus London in das kleine Stepton gezogen, dessen weltfremde Bewohner sich damals kaum mehr als eine Wegstunde von ihren vermoderten Häusern fort wagten. Dort hatte er, engagierter Geistlicher wie er eben war, seinen Teil zur Sanierung der ansässigen Kirche beigetragen und eine eigene kleine Schule eröffnet, die den Dorfkindern fortan die Arbeit auf dem Feld ersparte. So kam es, dass die Bevölkerung des Ortes durchaus achtbar, nach christlichen Werten lebte und obendrein noch überdurchschnittlich gebildet war. Ungewöhnlich viele der dort geborenen Kinder zog es sogar später in die Großstadt, um dort ein Studium zu absolvieren.

Das alles sollte dem Landstreicher noch zugutekommen, da die Leute es, wenn er auch furchtbar verdreckte Kleidung trug und in seinem momentanen Zustand mit Sicherheit keine Augenweide war, doch alleine aus Pflichtgefühl gut mit ihm meinten. Doch für den Moment war er sich über die Gesinnung der Dörfler noch im Unklaren und dementsprechend nervös, leicht zu erkennen an seinen hektischen Schulterblicken bei jedem noch so unmerklichen Geräusch, denn die Angst vor zivilisierter Umgebung saß tief in ihm, seit man ihn mit Schimpf und Schande aus seiner alten Heimat vertrieben hatte. Trotz dieser widrigen Umstände blieb dem Landstreicher nichts mit der verbleibenden Zeit dieser angebrochenen Nacht übrig, als sich in Gesellschaft zu begeben und das einzige, zu dieser späten Stunde noch offene Lokal war das Johnny’s, auf das er jetzt mit gesenktem Kopf und in gemächlichem Tempo zusteuerte. Plötzlich zuckte sein Blick irritiert nach oben. Eine Sternschuppe teilte den Himmel mit ihrem feurigen Schweif in zwei Hälften und obwohl sie natürlich unhörbar blieb, war dem Mann als empfingen seine Ohren ein knisterndes Crescendo aus bis zum Reißen gespannten Violinenseiten, als der Himmelskörper am Rande des nachtschwarzen Himmels flammend verendete. Er schüttelte sich, als ihn ein sonderbares Hochgefühl übermannte, das er so noch nie zuvor wahrgenommen hatte. Eine Zeit lang stand er nur verwirrt da, bis er bemerkte, dass das Ziel seiner nächtlichen Wanderung sich nun direkt vor ihm befand. Immer noch am ganzen Leib zitternd nahm er sich ein Herz und öffnete die Tür, um die Bar zu betreten.

Im Innenraum sorgte eine einsam flackernde Stehlampe für einen warmen Lichtschein auf dem groben Tresen und der blassen Tapete der Hinterwand, deren abgenutzte Natur dem genauen Beobachter direkt zu erkennen gab um was für eine Art Lokal es sich hier handelte. Es war die einzige Bar in der Umgebung und genau deshalb würde auch so schnell niemand den bierbäuchigen Wirt mit den nervös in den Höhlen umher zuckenden Fischaugen dazu bringen sein hart verdientes Geld für eine verbesserte Einrichtung, oder gar eine reinliche Putzkraft auszugeben. Letztendlich war das ja genau der Grund, aus dem die par elenden Gestalten, die mit leeren Augen, zusammengesunken auf den wackligen Hockern kauerten überhaupt hier waren. Schales Bier in einer verrauchten Kneipe bot die perfekte Kulisse, um es ihnen zu erlauben wenigstens für die letzten Stunden des Tages aus ihrem hart erarbeiteten Lebenstraum von einem komfortablen Arbeitsplatz, einem geräumigen Einfamilienhaus, einer fürsorglichen Ehefrau und den kerngesunden, pausbäckigen Kindern auszubrechen. Der Landstreicher konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sie würden ihm aus der Hand fressen. Und gerade als er sich einen der Hocker zurecht rückte, dazu ansetzte ein kühles Guiness zu bestellen, um den Schmutz des Tages aus seiner Kehle zu waschen, und sich Gedanken über seinen Auftritt am nächsten Tag zu machen, fiel die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf ihn.

Es begannen die üblichen Begrüßungen. Die bekannte Faszination der Leute, als er von seiner Profession erzählte und die lautstarken Forderungen nach einer Kostprobe seines Könnens, denen er sich geschickt zu entziehen wusste. Überall Menschen, die mit leeren Augen den Mund voll nahmen! Wie erwartet hatte er sie nach kurzer Zeit um den Finger gewickelt. Ein dünnes Lächeln regte sich auf den Gesichtern seiner Zuhörer. Erste Kleine Lachfalten wurden sichtbar. Ab da ging es bergab mit ihm. Der Landstreicher wusste sich nicht mehr zu helfen, während er wild gestikulierend zu immer absurderen Erzählungen ausholte, welche dem Publikum vor Gelächter den Schweiß auf die von Sorgenfalten entstellte Stirn trieben. Immer weiter steigerte er sich in die Konversation hinein und hörte nicht mehr auf mit seinem Theater, bis der Barkeeper die Anwesenden freundlich auf die fortgeschrittene Uhrzeit hinwies und das Lokal für geschlossen erklärte. Erst als er seinen Schlafsack am Straßenrand ausgebreitet und sich umständlich hineinmanövriert hatte, merkte der heimatlose Unterhaltungskünstler, wie eine enorme Anspannung von ihm abfiel und er mit einem Schlag ins Reich der Träume hinüberglitt.

Diese Nacht war die Erste, in der der Teufel zu ihm sprach. Er kam in modischen Jeans und Polohemd. Die teure Sonnenbrille gerade auf seiner wohlgeformten Nase sitzend, die weichen Locken seiner dunkelbraunen Haare spielerisch in das, in seinem grazilen Schwung fast androgyn wirkende Gesicht fallend. Auf den Lippen ein gewinnendes Lächeln, nahezu ins unnatürliche verzerrt durch eine bis ins Mark erschütternde Ehrlichkeit. Eine Weile lang stand er nur so da, sein Lächeln jeden Knochen im verbrauchten Körper des Landstreichers wärmend und wiegte von einem Bein zum anderen. „Erwarte mich!“, das waren die einzigen Worte die der Teufel in dieser Nacht an ihn richtete. Auf diesen in seiner ganzen Einfachheit unmissverständlichen Satz folgend, versank das Lächeln zurück in das Gesicht des nächtlichen Besuchers, wie in die tiefen eines unergründlichen Sees und als ob er in eben Jenem ertränke, schnürte sich die Kehle des Landstreichers entsetzlich zu. Er begann zu frieren, japste und keuchte, bis er endlich schweißgebadet erwachte. Um ihn herum war alles still. Der Mann mit dem Lächeln wie Opium war verschwunden.

Den ganzen darauffolgenden Tag arbeitete der Unterhaltungskünstler akribisch an seiner Vorstellung. Er war im Allgemeinen niemand der viel auf Träume und sonstige Fantastereien gab und auch wenn ihn die seltsamen Vorkommnisse beunruhigten, so konnte er es sich nicht leisten, sich dadurch aus dem Konzept bringen zu lassen. Nach dem Gespräch in der Bar am gestrigen Abend, war die Nachricht für die nächsten Tage einen waschechten Feuerspucker im Dorf zu haben schnell durch die ganze Gemeinde gegangen. Während die Kinder bereits liebgewonnene Spielzeuge in Mutproben verwetteten, in denen es darum ging, wer sich näher an die Feuersbrunst herantrauen würde, waren auch die Erwachsenen voller Vorfreude. Im kleinen Stepton war Unterhaltung schließlich ein rares Gut und seine Langeweile, und wenn es auch nur für ein paar Abende sein sollte, einmal in etwas anderem als dem ewig gleichen, importierten, dünngelben Bier zu ertränken, war eine durchaus ansprechende Aussicht.

Hätte der Mann bis zu diesem Zeitpunkt noch irgendwelche Zweifel daran gehabt, dass sein Auftritt erfolgreich verlaufen würde, so wären diese spätestens beim Anblick der um Punkt Zehn Uhr auf dem alten Marktplatz am Rande des Dorfes versammelten Menge ein für alle Mal verflogen. Dort, wo bis zur Stilllegung des alten Bahnhofs, dessen Gleise man unter einer Schicht aus Moos und Gestrüpp immer noch blass glänzend erkennen konnte, noch jeden vierten Sonntag, unter den Augen strahlend diese Errungenschaft würdigender Menschen, glorreicher Verkauf von umständlich über mehrere Meilen transportierten Gütern stattgefunden hatte, schlurfte nun eine Meute graugesichtiger Gestalten, für die „schwer zu beschaffen“ nur noch einen fünf minütigen Fußweg bedeutete. Unauffällig ließ der Feuerspucker seinen Blick über die Menschenmaße schweifen, während er die Fackeln, an ihren abgewetzten, brandlöchrigen Ledergriffen aus seinem Tornister zog. Alt und Jung waren anwesend. Hier und da erhaschte er ein verstohlenes Wiedererkennungszeichen eines Gefährten des vergangenen Abends, ein vergnügtes Zunicken, oder eine grüßende Handbewegung. Zunächst erwiderte der Landstreicher diese, doch als er merkte, dass die Menge immer zudringlicher zu werden schien – eine Grundlegende Unruhe war besonders bei den Kindern zu erkennen – entschloss er sich dazu seine Konzentration wieder auf die Vorbereitung seiner Utensilien zu verwenden. Mit einem wohligen Schmatzen tauchten die grob gefertigten Fackeln in die ölig schillernde Flüssigkeit, deren stechender Gestank ihm den Magen umdrehte. Für einen kurzen Moment bekam der Feuerspucker Lust den Platz zu verlassen. Er hatte schließlich keine Verpflichtung den Menschen gegenüber und die Feuerkunst war ihm seit geraumer Zeit sowieso nur noch ein notwendiges Übel, um sich den Lebensunterhalt zu finanzieren. Im Kopf begann er bereits nachzuzählen, ob sein bis hierhin gesammeltes Geld nicht bereits für die Überfahrt nach Frankreich reichen würde, wo er seinem Lebenstraum entsprechend noch einmal komplett neu anfangen wollte - vielleicht als Koch, oder Gehilfe eines wirklichen Künstlers – als er aus den Augenwinkeln ein feurig rotes Aufblitzen am nächtlich dunklen Himmel war nahm. Irritiert zuckte sein Blick kurz nach oben, aber die Dunkelheit über ihm war wieder unergründlich, und so beachtete er den Vorfall nicht weiter. Nun war sowieso Zeit mit der Vorführung zu Beginnen und als er der Unterhaltungskünstler sich streckte, kurz räusperte und dann mit voller Stimme begann das Publikum zu begrüßen, konnte man die noch geführten Gespräche leise verebben hören. „Genießen sie die heutige Vorstellung. Denn ich kann ihnen versichern sie werden keine Weitere dieses Kalibers sehen!“, waren die einzigen Worte des Landstreichers an die Dorfgemeinschaft.

Kurz darauf begannen die Fackeln gleißend in der Dunkelheit zu kreiseln. Sie zogen Bahnen aus Licht über das Himmelszelt und desöfteren ließen sich Rufe der Begeisterung aus der Menge der Zuschauerschaft vernehmen, wenn der Feuerkünstler mal wieder einen besonders herausragenden Fang gemacht hatte. Mit dem Fortschreiten des Abends wurden auch die Kunststücke immer fantastischer. Jubelnd verfolgte das Publikum sie, die trotz dem gesteigerten Spektakel mit der Leichtigkeit eines wahren Experten vollführt wurden. Da wurde mit dem Feuer auf allen vorstellbaren und unvorstellbaren Wegen gespielt und das ohne eine einzige Verbrennung, oder auch nur einen Ausrutscher.

So verging der Abend. Während es immer weiter auf Mitternacht zuging machte sich wieder Unruhe in der Menge breit, jeder konnte spüren, dass die Vorstellung sich allmählich ihrem Höhepunkt zuneigte. Dann plötzlich, wie auf Kommando ließ der Landstreicher die Fackeln fallen. Funkensprühend erloschen sie beim Aufprall und nur ein leichtes Glimmen erleuchtete noch das Gesicht ihres Besitzers. Schweißgebadet stand er da, die Haare in fettigen Strähnen an seine Kopfhaut klatschend, einen wirren Blick in den Augen, ein verzerrtes Lächeln im mageren Gesicht. Merklich hob und senkte sich sein Brustkorb, während er darauf wartete, dass Ruhe im Publikum einkehrte. Als sich endlich erwartungsvolle Stille auf dem ganzen Platz breitgemacht hatte, krächzte er mit im Gegensatz zu seinem vorherigen Auftreten brüchiger Stimme: „Jetzt, wo sich diese Vorstellung ihrem Ende zuneigt, benötige ich einen Freiwilligen, aus ihren Reihen, für das große Finale. Sie brauchen sich auch gar nicht zu sorgen, ich kann ihnen versichern, dass niemand dabei zu Schaden kommen wird.“ Aus vom Rauch geschwollenen Augen warf er einen ausführlichen Blick auf die vor ihm versammelte Menge, in der sich merkwürdigerweise keine Regung erkennen ließ.

Nach mehreren zähen Sekunden peinlicher Stille, ertönte ein schallendes Lachen aus den Reihen der Zuschauer. Es war roh, trotzdem aber hell wie eine Kirchenglocke, das verwunderlichste aber, war das niemand aus dem Publikum es zu bemerken schien. Vollkommen ruhig stand dieses da, offensichtlich zögerlich auf sein Angebot einzugehen und Teil der Darbietung zu werden. Dem Landstreicher wurde unwohl zumute, er konnte sich der Familiarität dieses Lachens nicht verschließen – irgendwo - dachte er sich, hatte er es schon einmal wahrgenommen. Inmitten dieser Überlegung kam nun endlich Bewegung in die Menge. Eine Person drängelte sich durch sie hindurch, anstandslos und rüpelhaft, wobei sie zu bemerken schien. Die versammelten Dorfbewohner blieben weiter dabei verlegen ihre Füße zu betrachten. Von dunklen Vorahnungen geschüttelt, zeichnete sich der Ausdruck panischer Angst auf dem Gesicht des Landstreichers ab. Dann war es soweit, der Unbekannte durchbrach die Menge und lief auf offenem Felde auf ihn zu. Die Gestalt schlurfte gebückt, krummbeinig, im Dunkeln nur schemenhaft erkennbar und sie löste eine urtümliche Angst in ihm aus, der er sich jedoch nicht erwehren konnte, weswegen er wie angewurzelt auf der Stelle stehen blieb.
Es lagen nur noch wenige Schritte zwischen den Beiden im Mittelpunkt stehend, von einem Kreis aus grauen Masken umgebenen. Langsam zeichnete sich das Gesicht des Freiwilligen ab. Der fratzenhafte Schwung der Mundwinkel, um das rohe Grinsen, welches dem Gesicht diese charakteristische, boshafte Ehrlichkeit verlieh, die dem Landstreicher schon bei ihrem ersten Treffen aufgefallen war, kam von den noch glimmenden Fackeln beschienen zum Vorschein. Nur das die Begriffe Gesicht und Ausdruck hier vollkommen deplatziert wirkten, denn war der Teufel in der vorherigen Nacht noch mit solch menschlichen Begriffen zu beschreiben gewesen, so war dies hier nicht mehr möglich. Sein Körper wirkte an allen nur erdenklichen Stellen krumm, die Beine waren die eines haarigen Satyrn und wo sich zuvor noch Nase und Augen befunden hatten, zeigte sich nun nichts mehr als Haut, Knochen und dieses erstaunliche, verstörende Lächeln. Was vorher noch Polohemd gewesen war, sah jetzt aus wie ein verrottetes Leichentuch und die Arme präsentierten sich haarig wie bei einem Tier.

Der Teufel bewegte sich auf seine eigenartige Art immer weiter auf den Landstreicher zu und auch wenn es kaum möglich schien wurde sein Lachen sogar noch breiter und fratzenhafter. Wie als wollte er sich noch ein letztes Mal zur Wehr setzen hob der armselige Feuerspucker zum Sprechen an, doch er wurde unterbrochen. „Du brauchst nichts erklären. Ich weiß schon was zu tun ist.“, flüsterte der Teufel beruhigend und brach darauf wieder in schallendes Gelächter auf. Dann griff er nach der am Boden liegenden Fackel, entzündete sie mit einem Fingerschnipsen und vereinte den Körper des Unterhaltungskünstlers unter äußerster Verzückung mit ihrem Feuer. Während dieser unter dem Jubel des Publikums seinen letzten Tanz aufführte, schien das Lächeln des Teufels fast Mitleid auszustrahlen. „Glückwunsch Junge“, hauchte er, „Du hast sie gemeistert! Die Kunst der Unterhaltung."

 

Hallo edories,

ein Zweipersonenstück, wenn man von denen ausgeht, die man kennenlernt. Es hätten auch paar mehr sein können und es wäre interessanter gewesen, die Menschen von Stepton näher kennenzulernen. Was allerdings nicht schlüssig ist, ist die Erwähnung des Pfarrers am Anfang deiner Geschichte, da er für den weiteren Fortgang keine Roller mehr spielt. Welche Rolle spielt, dass er, der Pfarrer in Stepton eine Schule errichtete, wenn er die Geschichte kein bisschen weiterbringt? Keine.
Dann weckst du Erwartungen, als der Teufel den Landstreicher in seiner ersten Nacht aufsucht, weil du schreibst, dass der Teufel zum ersten Mal zu ihm gekommen war. Das wäre eine Möglichkeit gewesen, der Geschichte ihre Spannung zu geben. Dass es dann der Teufel war, der ihn abfackelt, war vorauszusehen.

Deine Erzählweise habe ich im Großen und Ganzen als angenehm empfunden und ich kann nicht wirklich sagen, dass mir deine Geschichte nicht gefallen hätte. Aber du nimmst den Leser an die Hand und führst ihn durch den Text. Leider bekommt aber weder der Landstreicher, oder Unterhaltungskünstler, noch irgendein Anderer ein Gesicht und das ist schade.

Den ganzen darauffolgenden Tag arbeitete der Unterhaltungskünstler akribisch an seiner Vorstellung. Er war im Allgemeinen niemand der viel auf Träume und sonstige Fantastereien gab und auch wenn ihn die seltsamen Vorkommnisse beunruhigten, so konnte er es sich nicht leisten, sich dadurch aus dem Konzept bringen zu lassen. Nach dem Gespräch in der Bar am gestrigen Abend, war die Nachricht für die nächsten Tage einen waschechten Feuerspucker im Dorf zu haben schnell durch die ganze Gemeinde gegangen. Während die Kinder bereits liebgewonnene Spielzeuge in Mutproben verwetteten, in denen es darum ging, wer sich näher an die Feuersbrunst herantrauen würde, waren auch die Erwachsenen voller Vorfreude. Im kleinen Stepton war Unterhaltung schließlich ein rares Gut und seine Langeweile, und wenn es auch nur für ein paar Abende sein sollte, einmal in etwas anderem als dem ewig gleichen, importierten, dünngelben Bier zu ertränken, war eine durchaus ansprechende Aussicht.

Mach doch so etwas für den Leser erlebbar. So nimmt man es zur Kenntnis, dass es so sei.

Dort, wo bis zur Stilllegung des alten Bahnhofs, dessen Gleise man unter einer Schicht aus Moos und Gestrüpp immer noch blass glänzend erkennen konnte

Hast du schon mal Schienen gesehen, die von Moos überwachsen sind? Die haben garantiert keinen Glanz mehr. ;)

Die erste Hälfte der Geschichte macht einen aufgeräumten Eindruck, dann scheint es, als sein dir die Lust am Feilen vergangen und es schleichen sich Fehler ein.

Unauffällig ließ der Feuerspucker seinen Blick über die Menschenmaße schweifen

über die Menschenmasse

Wie erwartet hatte sie nach kurzer Zeit um den Finger gewickelt.

Wie erwartet, hatte er sie ...

Ich sitze nach diesem heißen Tag noch im Garten und lasse mich von Mücken fressen :D. Deshalb Schluss jetzt.

Schönen Gruß
khnebel

 
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Hallo edories, das ist ein Kunstwerk! Es liest sich wie ein Musikstück und die Farben, die du malst, sind bunt.

Eine ganz tolle Kurzgeschichte die mich in ihren Bann gezogen hat. Die Sprache ist es, die deiner Geschichte Flügel verleiht. Du merkst, ich fange zu schwärmen an. Bitte keine Erklärungen, das wäre Disharmonie.

Ich fühle mich beschenkt.
DANKE!

Einen erfrischenden Gruß!
Amelie

 

khnebel
Erstmal danke für dein Feedback.
Deine Kritik, dass die Charaktere zu gesichtslos bleiben kann ich nachvollziehen. Allerdings war das bei meiner Geschichte mit vollkommener Absicht so geschrieben, um die Figuren mysteriöser wirken zu lassen. Natürlich kann es aber auch sein, dass das nicht der richtige Weg war.

Warum du dich so an der Beschreibung des Pfarrers störst verstehe ich hingegen nicht. Gerade das gibt dem Dorf doch eine Hintergrundgeschichte und somit ein Gesicht, dessen Fehlen du ja bemängelt hast. Da ist es meiner Meinung nach auch verzeihlich das es die Geschichte nicht direkt voranbringt, aber wahrscheinlich ist das auch Ansichtssache.
AmelieS
Danke für das tolle Lob. Da fühlt man sich ja echt geschmeichelt :).

 

Hallo edories,

Warum du dich so an der Beschreibung des Pfarrers störst verstehe ich hingegen nicht.

Du hast schon recht, dass dem Dorf damit eine Hintergrundgeschichte geliefert wird, ich habe nur so empfunden, weil mir die Geschichte eigentlich bis dahin, wo du statt Landstreicher Unterhaltungskünstler geschrieben hattest, super gefallen hat. Mit dem Unterhaltungskünstler hatte die Geschichte für mich ihren Rhythmus verloren. Vielleicht habe ich mich auch nur schlecht ausgedrückt in meinem vorherigen Kommentar. Aber ich hätte mir gewünscht, der Pfarrer spielte noch eine weitere Rolle. Aber, wie gesagt, das sind halt meine Eindrücke. Und bitte nicht falsch verstehen: Mir gefällt deine Geschichte.

khnebel

 

Schön das dir die Geschichte gefällt :).
Mit der zweiten Hälfte der Geschichte bin ich auch weniger zufrieden. Falls ich dazu mal Zeit finde überarbeite ich das vielleicht mal.

 

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