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Die Schildmaid

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01.05.2023
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Die Schildmaid

"If you believe in Odin and Thor, people laugh themselves to death. While it's okay to believe in a man who turned water into wine, and walked on water." - Mads Mikkelson

In dem kleinen Dorf herrschte ein reges Treiben. Junge Frauen priesen auf kleinen Ständen selbst genähte Mäntel und frisches Getreide und behielten nebenbei einen wachsamen Blick auf ihre kleinen Jungs. Diese hatten sich in einer Runde versammelt, in der sie laut brüllend und jauchzend aufeinander losgingen und miteinander das Kämpfen lernten.

Im Mittelpunkt jeglicher Aufmerksamkeit lag jedoch das halb fertige Langschiff nahe dem Fjord. Von dort aus hallte das gleichmäßige Hacken mehrerer Äxte, die gleichmäßig die schweren Eichenstämme der Länge nach spalteten, in das Dorfinnere.

„Ich freue mich schon darauf, dieses prächtige Schiff auf den Wogen des Meeres zu sehen! Es wird den Kriegern Odins gute Dienste leisten", rief eine junge Frau, die mit großen Augen den schwitzenden Sklaven bei ihrer Arbeit zusah.

Sie war nicht groß, doch ihre wohlgepflegten braunen Haare und das lange himmelblaue Kleid, das ihr bis zu den Knöcheln reichte, zeichnete sie als Fräulein einer wohlhabenden Familie aus.

„Das wird es", erwiderte ihr Begleiter mit todernster Stimme. Er war ein junger Mann, kaum älter als ein Junge. Seine blonden Locken hingen ihm ins spitze Gesicht und die kleine Nase gab ihm ein bubenhaftes Aussehen. Über seiner dunklen Tunika trug er einen warmen Vierecksmantel und einen ledernen Gürtel. „Dieses Schiff wird den Überfällen ein Ende bereiten, das verspreche ich dir, Helga Vikardottir!"

Helga wandte dem Jungen ihr sommersprossiges Gesicht zu. „Wirst du mit den anderen Männern gegen Solveigh Sigewulfdottir und ihren Berserkern in die Schlacht ziehen, Leif?"

Der Junge, Leif, hob sein Kinn. „Selbstverständlich werde ich das. Ich werde meinem Vater und den Göttern beweisen, dass ich meines neuen Schwertes würdig bin."

Helga seufzte und sah sehnsüchtig hinauf auf das weite Meer, wo sich die Wellen mit lautem Getöse in den steilen Klippen brachen.

„Mach dir keine Sorgen, Helga, Liebling. Ich werde wohlbehalten und siegreich zu dir zurückkehren."

Die Braunhaarige antwortete nicht und betrachtete schweigend den blauen Horizont, wo die Formen mehrerer Segel über den wilden Wellen des Meeres tanzten. Verstand Leif denn nicht, dass sie nicht mehr als Freundschaft von ihm wollte?

„Leif, sieh mal! Es nähern sich fremde Schiffe. Und sie haben Drachenköpfe aufgestellt!" Helga verengte ihre Augen.

Die Segel blähten sich unter dem Druck des Windes auf und ließen die flach auf dem Wasser liegenden Langschiffe mit erstaunlicher Leichtigkeit durch die Wellen gleiten. Mit rasender Geschwindigkeit näherten sie sich den gewaltigen Wellen, die sich schäumend an den steilen Klippen der norwegischen Küste brachen. Die aufwendig geschnitzten Köpfe von Schlangen, Drachen und Pferden ragten wie eine stille Drohung vom Bug der Schiffe hinauf.

„Bei den Göttern, verdammt! Das muss ein Streich Lokis sein!", fluchte Leif. Der Blick des Jungen war stocksteif auf die nahende Flotte gerichtet.

„Was ist los, Leif?", fragte Helga mit leiser Stimme. „Erkennst du diese Schiffe?"

„Helga, das ist Solveighs Flotte! Sie sind uns zuvorgekommen."

Seine Worte hallten unzählige Male durch das Dorf, als die Neuigkeiten sich wie ein Lauffeuer verbreiteten. Alles war in Aufruhr; schreiende Kinder wurden von panischen Müttern in die Häuser gezerrt, während Schaulustige versuchten, einen Blick auf die nahenden Feinde zu erhaschen. Männer jeden Alters und selbst einige Frauen zogen ihre Waffen und warteten ordentlich aufgereiht auf die Befehle ihres Jarls.

Leif packte die Braunhaarige am Arm und sah sie mit seinen blassen blauen Augen eindringlich an. „Geh nach hause und bring dich in Sicherheit, Helga! Ich werde meinem Vater im Kampf zur Seite stehen müssen."

Helga währenddessen rührte sich nicht vom Fleck. „Nein", sagte sie entschieden, „Mein Bruder hat mir das Kämpfen gelert. Ich will nicht tatenlos zusehen, wie die Menschen, die ich liebe, frühzeitig nach Valhalla geschickt werden. Ich bin kein Feigling, Leif."

Die Augen des Jungen verengten sich. „Helga Vikardottir, du weißt genau, dass sich das für eine junge Frau deines Ranges nicht gehört. Deine Eltern werden verzweifeln, wenn sie dich nicht bald zuhause vorfinden. Außerdem werden wir es mit kampferprobten Kriegern aufnehmen müssen. Erlaube mir den Kommentar, aber du—"

„Bist bloß eine schwächliche Frau, ich weiß, Leif", murmelte Helga und ihre Augen glühten vor Zorn. „Ist Solveigh nicht selbst eine Frau und beben nicht die stärksten Männer vor Angst und Schrecken, wenn sie ihren Namen aussprechen?"

„Das meinst du nicht ernst, Helga." Leif schüttelte seinen Kopf. „Solveigh Sigewulfdottir ist von dunklen Dämonen besessen!"

Seufzend ließ sich Helga an den kleinen Grubenhäusern der Ärmsten vorbeigeleiten. Gemeinsam betraten sie das große Langhaus ihrer Familie. Es war fast komplett aus Holz gebaut, nur das Dach war mit Torf bedeckt und hatte die Form eines umgedrehten Schiffes. Der angenehme Duft von gebratenem Schweinefleisch hieß sie willkommen. In der Mitte des Hauses brannte ein offenes Feuer und in der Ecke stand ein langer Tisch und die Betten der Familie.

Auf einmal wurde ihre Sicht von einem langen, braunen Haarschopf verdeckt. „Da bist du ja endlich! Odin sei dank! Ich habe mir unendliche Sorgen um dich gemacht!", rief Helgas Mutter. „Herzlichen Dank, Leif, mein Junge, dass du dich um meine Tochter gekümmert hast!"

„Sie sind an Land", erwiderte Leif mit matter Stimme. „Der Kampf wird beginnen."

„Gut, gut, wir haben viele Waffen. Nimm dir, was du brauchst und steh deinem Vater zur Seite!"

„Danke, Frey", sagte Leif, „Lasst uns hoffen, dass die Götter auf unserer Seite sind."

„Odin wird uns beschützen", erwiderte Frey mit sanfter Stimme.

Helga schlängelte sich wortlos an ihrer Mutter vorbei und stellte sich vor ein kleines Fenster. Die kalte Luft trieb ihr den Geruch von feuchter Erde und Blut ins Gesicht. Wütendes Gebrüll mischte sich mit den verängstigten Schreien der Verletzten. Die fremden Krieger waren bloß in Bärenfellen gehüllt und von Blut und Dreck verschmutzt. Wie im Rausch stürzten sie sich brüllend auf die Dorfmänner, die sich mit Schildern, Speeren, Äxten und Schwertern verteidigten.

Angesichts der ungezähmten Gewalt ihrer Gegner wurden sie immer weiter in Richtung der Häuser zurückgedrängt. Mit stockendem Atem beobachtete Helga, wie mehrere Knaben blutend zu Boden fielen. Andere schlichen sich um die Häuser herum und flüchteten den Hang hinauf in die Wälder.

„Belagert die Häuser!", schnitt die helle Stimme einer Frau durch den Kampfeslärm. „Lasst keinen entkommen, aber tötet nicht die Unbeteiligten!"

Helga folgte den Blicken der feindlichen Kämpfer und sah eine junge Frau, die mit der eleganten Leichtigkeit einer Tänzerin über das Schlachtfeld wirbelte. Dunkle, nachtschwarze Haare lockten sich über ihre Weste aus kleinen zusammengesteckten Eisenringen. Ihre nackten Arme waren dunkel gebräunt und ihre Hüften schwangen bei jedem Schritt mit. Ohne dass sie es merkte, fiel Helga die Kinnlade herab, während sie jede Bewegung der Schildmaid wie gebannt verfolgte. Ab und zu machte Solveigh Sigewulfdottir einen kleinen Schritt zur Seite oder beugte sich nach vorne um feindlichen Schlägen mit haarscharfer Präzision zu entgehen. Schwert und Schild bewegten sich so schnell durch die Luft, dass ihre Gegner die tödlichen Hiebe erst kommen sahen, als es schon zu spät war.

Zwei breitschultrige Männer rannten ihr brüllend und mit erhobenen Äxten entgegen. Sie fielen sofort. Ein schmächtiger blonde Junge wich immer weiter vor der schwarzhaarigen Kriegerin zurück, bis er sich an einer Hauswand gedrückt wiederfand. Als er schrie und den Kopf hilfesuchend zur Seite wendete, erkannte Helga eine kleine Nase und blasse blaue Augen. Leif!

Ihr Körper löste sich von seiner Starre. Helga drehte sich auf der Stelle um und sprintete los, so schnell sie konnte.

„Helga! Komm sofort zurück! Bei Odin und allen Göttern, was hast du vor?", schrie ihre Mutter.

Helga beachtete sie nicht. Sie sah nur noch Solveigh Sigewulfdottir, wie sie sich mit erhobenem Schwert und schwingenden Hüften ihrem besten Freund näherte.

Über ihr eigenes Kleid stolpernd, riss Helga ihre Haustür auf und blieb mit offenem Mund stehen. Ein kleiner Schrei entwich ihren Lippen. Direkt vor ihren Augen lag eine Leiche. Die schmutzig blonden Haare lagen verstreut um den leblosen Kopf eines Mannes und seine Augen waren blutdurchtränkt und leer. An seinem Hals kläffte eine offene Wunde, von der das Blut auf seine nackte Brust tropfte und von dort auf ein fein verziertes Schild. Er hatte nichts als einen Bärenpelz um die Hüfte gebunden, doch in seiner schlaffen Faust lag ein Schwert.

Ohne auf das Blut zu schauen, beugte sich Helga hinab und griff nach der Waffe.

„Mögest du gut in Valhalla angekommen sein", flüsterte Helga dem Krieger zu.

Die junge Frau umfasste das Schwert mit beiden Händen. Die Waffe fühlte sich schwer und ungewohnt an. Es war schon viel zu lange her, dass Helga das letzte Mal gekämpft hatte. So schnell sie konnte, bewegte sie sich in die Richtung der schwarzhaarigen Anführerin. Leif sah sie mit weiten Augen an, sein Schwert hing schlaff an seiner Seite, fast als hätte er den Kampf bereits aufgegeben.

„Gut!", schrie der Junge in diesem Moment. „Ich weise Euch den Weg zum Haus des Jarls. Was auch immer Ihr wollt! Lasst mich nur am Leben!"

„Ein kleiner Feigling bist du also", säuselte die hübsche Solveigh und ließ ihre Klinge an dem Hals des Jungen hinabgleiten.

„Nein!", schrie Helga, während sie noch heraneilte. „Lasst ihn gehen, bitte! Nehmt mich an seiner statt!"

Als die Frau sich zu Helga herumdrehte, tanzten ihre schwarzen Locken durch die Luft. Blutrote Lippen verzierten ein herzförmiges Gesicht und die dunkelsten Augen, die Helga je gesehen hatten, bohrten sich mit der Kraft eines Axthiebs in die ihren. Helga spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht geschossen kam. Von dunklen Dämonen besessen, so hatte Leif sie beschrieben.

„Mutig bist du, junges Fräulein", raunte Solveigh mit gefährlich gesenkter Stimme. Auf einmal hatte ihr Blick etwas animalistisches, das Helga an einen Wolf denken ließ.

Mit wenigen Schritten hatte sie Helga erreicht. Diese sah aus den Augenwinkeln, wie Leif einem aufgescheuchten Fohlen gleich davoneilte. Unsicher hob die junge Frau das gestohlene Schwert. Es lag schwer in ihren verkrampften Händen.

„Wie heißt du, Mädchen?", knurrte Solveigh Sigewulfdottir. Ihre Stimme klang hart, doch ihr Blick war Verlangen und Sünde zugleich.

Ohne ihre Augen von Helga zu nehmen, hob sie ihr eigenes Schwert, bis sich ihre Klingen trafen. Helgas Herz donnerte irgendwo in ihrem Hals und sie werte sich nicht, als die Schwarzhaarige ihr Schwert an ihre Seite drückte.

„Helga", brachte die junge Frau krächzend hervor. „Ich bin Helga Vikardottir."

Mit den geschmeidigen Bewegungen eines Raubtieres näherte sich ihr die Frau, bis sie nur wenige Handbreit trennten.

„Helga... ein schöner Name für eine Kämpferin", murmelte Solveigh mit ihrer dunklen, rauen Stimme.

Sie überragte Helga um mehrere Zentimeter. Ihr Kettenhemd war tief geschnitten und Helga konnte nicht anders, als zu erkennen, wie wohlgeformt ihr Ausschnitt war. Sie errötete bei dem Gedanken und schaute schnell hinauf in das Gesicht ihres Gegenübers — ihrer Feindin!

Die Geräusche um sie herum hatten sich geändert. Das Klirren der Waffen und das Kriegsgeschrei hatten sich gelegt. Stattdessen hörte Helga panische Rufe, gemischt mit dem Weinen kleiner Kinder und streng gebrüllten Befehlen. Helgas Magen verkrampfte sich; ob Angreifer oder Dorfleute — eine Seite hatte verloren.

„Nehmt Gefangene!", brüllte Solveigh auf einmal und Helga zuckte zusammen. „Komm mit, Mädchen."

Sie wurde am Arm gepackt. Helga stolperte, als sie versuchte, mit der hochgewachsenen Frau Schritt zu halten.

„Was macht ihr mit uns?", flüsterte Helga.

Sie fixierte ihren Blick auf den kurvigen Körper an ihrer Seite und versuchte nicht an die Leichen um sie herum zu denken. Wie viele ihrer geliebten Menschen waren heute umgekommen?

Solveigh antwortete nicht, als sie Helga den Strand hinab geleitete. Am Ufer schaukelte eine Reihe prächtiger Langschiffe auf den Wellen auf und ab. Der Drachenkopf des nächstgelegenen Schiffes schien Helga feindselig anzustarren.

Mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung kletterte Solveigh Sigewulfdottir auf das Schiff. Helga blieb unschlüssig stehen und betrachtete das feuchte Eichenholz, die schmalen Sitze und das hoch aufragende Segel. Wie oft hatte sie davon geträumt, eines Tages mit ihrem Bruder auf solch einem Schiff auf Viking zu gehen?

„Wartest du darauf, dass dich meine Männer auf das Schiff zerren, Fräulein?", knurrte Solveigh, die mit geübten Handgriffen die Taue fixierte.

Helga rührte sich nicht. „Ihr werdet uns auf dem Sklavenmarkt verkaufen, nicht wahr?", fragte sie und war erstaunt, wie kräftig ihre Stimme klang.

Als die Gelockte zu ihr hinabschaute, sah Helga für den Bruchteil einer Sekunde Unsicherheit in ihren Augen aufflackern.

„Naives Kind", lachte sie schallend. „Was hast du sonst erwartet? Das wir euch mit Geschenken überhäufen?"

„Natürlich nicht", murmelte Helga.

Sie fühlte sich klein und wehrlos, als sie sich ungeschickt an den hohen Planken hochzog und in das Schiff fallen ließ.

Sofort erblickte sie die Gefangenen. Vor allem Frauen kauerten mit zusammengebundenen Handgelenken auf dem nassen Boden des Schiffes. Ihre Augen waren blutunterlaufen und vor Angst weit aufgerissen. Viele hatten blutende Verletzungen und waren vom Kampf geschwächt. Helga erkannte einige der Gesichter.

Auf einmal spürte die junge Frau eine warme Hand an ihrer Schulter. „Geht es dir gut, Helga?"

Helga zuckte zusammen. Die Stimme der Anführerin hatte ungewohnt sanft geklungen.

„Warum machst du das? Diese ganzen Menschen... Sie hatten alle ein Leben!", flüsterte sie heiser und starrte auf einen Tropfen Blut, der auf dem nassen Holz zu ihren Füßen verlief.

Solveigh legte einen langen Finger unter Helgas Kinn und hob ihren Kopf an, sodass diese gezwungen war, ihr ins Gesicht zu schauen.

„Nun", Solveighs dunkle Augen bohrten sich in ihre. „Was denkst du, machen dein Vater und deine Brüder, wenn sie auf Viking gehen?"

Helga schluckte schwer, antwortete aber nicht.

„Ich möchte dir ein Angebot machen", sagte Solveigh mit rauer Stimme und ihr Finger glitt sanft von ihrem Kinn hinauf auf ihre Wange. Ein Schauer erfasste Helga und sie spürte ein sanftes Prickeln, wo Solveigh sie berührte. Wie machte sie das?

„Ja?", hauchte Helga. Sie fühlte sich komplett benebelt, als sie in das schöne Gesicht der Kriegerin schaute.

„Solltest du dich benehmen und meinen Befehlen widerstandslos Folge leisten, werde ich dich hier behalten", säuselte Solveigh. Sie lehnte sich vor, sodass Helga ihren Atem an ihrem Ohr fühlte.

Helgas Herz klopfte so heftig in ihrer Brust, dass es ihr schwer fiel zu sprechen. „In Ordnung", murmelte sie.

"Dann solltest du wissen, Fräulein, ich nehme mir immer was ich will."

Helga sah in die dunklen Augen, die ihr Herz flattern ließen und nickte ernst. "Ich auch, Solveigh."

Mit diesen Worten drehte sie ihren Kopf und überbrückte die wenigen Fingerbreit zwischen ihnen.

"Ungezogenes Mädchen", murmelte Solveigh, doch Helga spürte ihr Schmunzeln, als sich ihre Lippen trafen.

Helga vergrub ihre Hände in den dichten schwarzen Locken, als sie die kräftigen Arme der Schildmaid umfingen. Im Hintergrund hörte sie das Rauschen der Wellen, die gegen das wankende Schiff schlugen und den Schrei eines Adlers, der über den steilen Klippen flog. Doch nichts davon kümmerte Helga mehr, als ihre Lippen sich mit denen von Solveigh verschlossen und sie den süßlichen und leicht würzigen Geschmack von edlem Met schmeckte.

 
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"If you believe in Odin and Thor, people laugh themselves to death. While it's okay to believe in a man who turned water into wine, and walked on water." - Mads Mikkelson

Es mag schmuck sein, ein fremdes Zitat an den Anfang einer Geschichte zu stellen, aber es hat nichts mit deinem Text zu tun. Ich würde deshalb darauf verzichten.
Die eigentliche, tiefere Aussage deiner Geschichte findet sich erst in der Schlussszene. Alles was vorher passiert, hat damit nichts zu tun, deutet in keinster Weise darauf hin. Somit könnte man die Story als Pointen-Geschichte deklarieren.
Wir lesen eine blutige Schlachtszene, lernen ein Mädchen kennen, das wie ein Mann das Schwert führen will, um ihren Bruder zu retten, letztlich daran scheitert und deren dämonenhafte Eroberin ihr die eigene sexuelle Veranlagung offenbart. Dieses, das eigentliche Thema, wäre interessant, wenn du es besser vorbereitet hättest. So dargebracht wirkt diese Offenbarung aufgesetzt, als ob die Autorin Angst davor gehabt hätte, sich im Laufe des Textes näher damit zu befassen. Statt des vordringlichen Schlachtengewühls hätte mich mehr das Innenleben des Mädchens interessiert. So steht nur ihr Wunsch im Vordergrund, gegen den bösen Feind zu kämpfen. Und dann, ganz plötzlich, in den letzten beiden Sätzen präsentiert sich Unerwartetes. Sie erwidert die lesbischen Gefühle ihrer Entführerin, die sie als Lustsklavin entführt hat. Dieses Thema ist kein leichtes, du solltest dich entscheiden, was du in den Mittelpunkt deiner Geschichte stellen willst. In dieser Form wirkt der Plot deiner Geschichte auf mich unentschlossen.

Du bedienst dich unzähliger Adjektive und Adverbien, derlei wirkt immer beschreibend, schafft aber kein Bild. Dazu kommen Ausdruckschwächen, Wortwiederholungen und diverse Fehlerlein. Es gibt also noch viel an deinem Text zu arbeiten, wenn du ihn besser gestalten willst.
Ich habe unterhalb ein paar Beispiele rausgesucht, andere Kommentatoren werden dir noch mehr davon aufzeigen.

In dem kleinen Dorf herrschte ein reges Treiben. Junge Frauen priesen auf kleinen Ständen selbst genähte Mäntel und frisches Getreide (an) und behielten nebenbei einen wachsamen Blick auf ihre kleinen Jungs. Diese hatten sich in einer Runde versammelt, in der sie laut brüllend und jauchzend aufeinander losgingen und miteinander das Kämpfen lernten.
Im Dorf ...
selbstgenähte
Hier finden sich drei Wortwiederholungen, die leicht vermeidbar und nicht nötig sind. Also die ersten beiden weglassen. Generell leidet dein Text unter zu vielen Eigenschaftswörtern.

Im Mittelpunkt jeglicher Aufmerksamkeit lag jedoch das halb fertige Langschiff nahe dem Fjord. Von dort aus hallte das gleichmäßige Hacken mehrerer Äxte, die gleichmäßig die schweren Eichenstämme der Länge nach spalteten, in das Dorfinnere.
Besser: ... der Aufmerksamkeit
halbfertige (Dudenempfehlung)
Auch hier wieder Wortwiederholungen.
„Ich freue mich schon darauf, dieses prächtige Schiff auf den Wogen des Meeres zu sehen! Es wird den Kriegern Odins gute Dienste leisten", rief eine junge Frau, die mit großen Augen den schwitzenden Sklaven bei ihrer Arbeit zusah.
Hier, wie unterhalb, Beispiele für zahlreiche Adjektive.

Sie war nicht groß, doch ihre wohlgepflegten (,) braunen Haare und das lange (,) himmelblaue Kleid, das ihr bis zu den Knöcheln reichte, zeichnete sie als Fräulein einer wohlhabenden Familie aus.
Hier wiederholt sich groß mit dem im vorherigen Satz.

„Das wird es", erwiderte ihr Begleiter mit todernster Stimme. Er war ein junger Mann, kaum älter als ein Junge. Seine blonden Locken hingen ihm ins spitze Gesicht und die kleine Nase gab ihm ein bubenhaftes Aussehen. Über seiner dunklen Tunika trug er einen warmen Vierecksmantel und einen ledernen Gürtel. „Dieses Schiff wird den Überfällen ein Ende bereiten, das verspreche ich dir, Helga Vikardottir!"
Alles kein Malheur, die meisten Schreibanfänger malen mit Adjektiven. ;)
Der Junge, Leif, hob sein Kinn. „Selbstverständlich werde ich das. Ich werde meinem Vater und den Göttern beweisen, dass ich meinem neuen Schwert würdig bin."

... meines neuen Schwertes würdig bin. (2. Fall)


Netten Gruß,
Manuela :)

 

Hallo Manuela,

Vielen Dank für dein Feedback! Was mich interessieren würde ist, was man denn statt Adjektiven benutzen kann, um trotzdem dasselbe auszudrücken.

Ich freue mich auf deine Antwort!

Liebe Grüße

 
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was man denn statt Adjektiven benutzen kann
Die Köpfe deiner Leserschaft (kein Scherz). ;)

Hallo @Schildmaid,

herzlich willkommen bei uns! :gelb:

Hätte fast einen Crosspost gegeben, jetzt hat Manuela schon Vieles angesprochen, das ich auch sagen wollte. Daher nur ein paar weitere Anregungen / Eindrücke.

Formal: Du hast sehr viele Lücken im Text und sehr viele unnötige Zeilenumbrüche, das macht das Lesen mühsam. Da müssen keine einzelnen Sätze oder Kurzpassagen allein auf weiter Flur stehen. Pi mal Daumen: Fließtext, wenn es um eine Figur / Perspektive / Ort / Zeit geht, auch wenn diese Person zwischendurch was sagt. Zeilenumbruch (1x enter), wenn jemand was sagt und jemand anderes etwas tut; oder wenn erst eine, dann eine andere Figur redet. Einen Absatz (2x enter) nur, wenn du einen größeren Zeitsprung (z.B. Rückblick, Auslassung) oder einen Ortswechsel einbaust.

Bitte alle Anmerkungen unbedingt als Ansporn nehmen, nicht als Entmutigung! Bleib dran, beteilige dich, schreib weiter!

Eigentlich ist das ziemlich mein Genre (eines meiner), ich hab da ne Menge recherchiert für einen eigenen Berserkertext mal.

Apropos: Mikkelsen ist ein extrem cooler Hund, super Schauspieler und ... lecker. Aber ich sehe es auch so, dass das Zitat (und wenn, übersetzt, du hast ja einen deutschen Text) absolut nix mit deinem Text zu tun hat. Denn es kämpfen zwei heidnische Gruppen gegeneinander, Christen tauchen hier ja nicht auf. Das geht a) ins Leere und b) bringt es eine unpassende postmoderne Ebene rein (so gut ich den Spruch und ähnliche wie von The Hitch oder Sam Harris finde). Wenn du dazu etwas sagen willst, dann wäre das besser durch den Plot getan.

Ich finde, du fängst (wenn ich von dem Adjektivoverkill absehe, aber ist ja schnell editiert) sehr gut an: Man ist inmitten der Leute, mitten im Dorfleben, steht quasi daneben, riecht und sieht alles. Das ist ganz nah beschrieben, das klingt, als hättest du dein Setting im Griff. Die Sprache ist angenehm neutral. (Später schleuderst du ziemlich zwischen aktueller Umgangssprache und antiquierten Sprengseln.)

Dann aber mixt du drei Epochen:
- Wikingerzeit (auch gut mit der Kleidung und dem Steven, der gegen das feindliche Land gewendet wird beim Angriff - impliziert, dass sie ihn gen achtern wenden, wenn sie nach Hause segeln, alles gut).
- 1900: Das Konzept der schwachen Frau, die Figurenkonzeption, die so für dein Setting völlig ahistorisch ist.
- Aktuelle Zeit, zumindest etwas nach der 2. Frauenbewegung der 1980er mit einer anti-patriarchalen Protesthaltung, und auch das passt nicht zur Wikingerzeit.
Gleich mehr dazu.

In dem kleinen Dorf herrschte
Klar Dorf, um 800-1150, wird schon keine Großstadt sein, vertrau deinen Bildern mehr.
„Nehmt Gefangene!", brüllte Solveigh auf einmal und Helga zuckte zusammen. „Komm mit, Mädchen." Sie wurde am Arm gepackt. Helga stolperte, als sie versuchte, mit der hochgewachsenen Frau Schritt zu halten.
Wusste ich auch lange nicht: Im Deutschen gibt es enge Regeln, wann das Passiv genommen werden kann. Falls der 'Täter' (Ausführende) bekannt ist und nicht verschleiert werden soll, ist das Passiv grammatikalisch tatsächlich falsch. Außerdem verwirrt es hier, weil wir ja sehen, wer da mit wem zu tun hat und ich erwartete hier eine bislang unerwähnte Person, die sie packt.
Sie überragte Helga um mehrere Zentimeter.
Ich denke nicht, dass 5 auffallen - das würde ich in etwas besser zu Erfassendes ändern, z. B. eine oder zwei Handbreit. Weil auch: Zentimeter und Vikings und so. ;-)
Ihr Kettenhemd war tief geschnitten
Ääääm, what? Und wozu trägt sie das? Also, im sexy Trash geht sowas schon, ich war bislang aber der Ansicht, das solle eine halbwegs historische Story werden. Das jedenfalls - sorry, ich bin auch Frazetta-/Royo-Fan - ist völliger Quark.
Helga spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht geschossen kam.
Logisch spürt sie das - sags doch lieber ganz direkt, dann sieht man es auch besser: Helga schoss das Blut ins Gesicht.
„Ein kleiner Feigling bist du also", säuselte die hübsche Solveigh und ließ ihre Klinge an dem Hals des Jungen hinabgleiten.
Oh, das ist ja echt trashig - passt auch eher in einen Romantik-Kitschband. Säuseln fällt auch aus der Zeit. Ich hab nix gegen Trash (allerdings gegen Kitsch), aber ich rate dir, dich möglichst früh zu entscheiden, in welche Richtung du mit dem Text willst: halbwegs glaubhafte History Fantasy oder Erotik Trash. Durch so einen Mix fällt es schwer, die Geschichte ernst zu nehmen, ist doch schade.
sein Schwert hing schlaff an seiner Seite,
:confused: Gummi?
doch in seiner schlaffen Faust lag ein Schwert
Das ist physisch unmöglich, die wiegen ja was.
Helga beachtete sie nicht. Sie sah nur noch Solveigh Sigewulfdottir, wie sie sich mit erhobenem Schwert und schwingenden Hüften ihrem besten Freund näherte.
:susp:
Ohne dass sie es merkte, fiel Helga die Kinnlade herab,
Das ist totaler Slapstick, würde ich lassen. Das passt in keine der Stile / Haltungen, die du bislang hast. Außerdem sehr moderne, flapsige Sprache, clasht mit dem "meines Schwertes" weiter oben.
und ihre Hüften schwangen bei jedem Schritt mit
:susp::susp:
(Klingt auch, als hingen die abgeschlagen an ihrem eigenen Gürtel, Vorsicht.)
Dunkle, nachtschwarze Haare lockten
Merkst du selbst, oder? ;)
Die fremden Krieger waren bloß in Bärenfellen gehüllt
in Bärenfelle gehüllt
fast komplett
Wiechen?
Leif packte die Braunhaarige
Hast du am Anfang schon mal, imA klingt das nach einem Pferd.
während Schaulustige versuchten, einen Blick auf die nahenden Feinde zu erhaschen.
Dreihundert Anwohner flüchteten beim Luftalarm mit Kindern und Haustieren auf dem Arm, nur mit dem Nötigsten beladen ins Drama Theater Mariupol. Einige Schaulustige aber blieben stehen, um einen Blick auf die herannahenden russischen Drohnenbomber zu erhaschen.
Nee, oder? Dann auch nicht bei den Nordmännern.
selbst einige Frauen zogen ihre Waffen
Ja, aber du bist nicht in 1910, sondern in 1010, und da war das nicht "selbst Frauen", sondern ganz selbstverständlich. Dazu passt auch dein Konzept nicht, weil sich gerade rausgestellt hat, dass Frauen und Männer der Zeit / Kultur durch die identischen Arbeiten / Aufgaben einen derart identischen Körperbau hatten, dass einige Kriegerinnen in Heldengräbern Skandinaviens für Männer gehalten wurden. Lässt sich teils nur durch DNA-Tests eindeutig festestellen. DNA hat auch ergeben, dass nicht die Wikingmänner allein losgesegelt sind, und Frauen in der Fremde verpartnert haben, sondern die Frauen mitsegelten - und das heißt: gleiche Arbeit.
Wie gesagt: Ich würde mich entscheiden, was du mit dem Text willst. Und dann aber einheitlich bleiben.
Die Segel blähten sich unter dem Druck des Windes auf
Die Segel blähten sich im Wind.
Mit rasender Geschwindigkeit näherten
Hm, klar haben die keinen Vergleich zu einem Düsenjet, aber das würde ich runterschrauben, die Rumpfgeschwindigkeit erlaubt kein 'rasend'.
wo sich die Wellen mit lautem Getöse in den steilen Klippen brachen.
an den Klippen
(steile Klippen sind tendenziell ein schwarzer Rappe).
Wirst du mit den anderen Männern gegen Solveigh Sigewulfdottir und ihren Berserkern
und ihre Berserker
„Dieses Schiff wird den Überfällen ein Ende bereiten, das verspreche ich dir, Helga Vikardottir!"
Warum? Skeids wurden kreuz und quer eingesetzt, Raubzüge gegen Nachbarn und Gegenraubzüge. Warum ist das one ship to conquer all?
Fräulein
Hä? Das ist doch nicht im Biedermeier. Wenn schon: Jungfrau.
Mit den geschmeidigen Bewegungen eines Raubtieres
Phrasenalarm. Auch bissl arg trashig.
"Ungezogenes Mädchen", murmelte Solveigh
Ohoh, jetzt sind wir aber im BDSM-Softporn! :D
die gegen das wankende Schiff
das krängende Schiff
etwas animalistisches, das
A
Aber ebenfalls böse Phrase und auch ziemlicher Trash. Halte ich für bedenkenswert.
„Bist bloß eine schwächliche Frau, ich weiß, Leif",
Schon wieder im 19. Jahrhundert. Das ist einfach total ahistorisch. Weil wie gesagt auch von der Physiognomie nicht stimmig.

Also, die Idee, dass die Frauen da in wildem Verlangen entbrennen, so inmitten des Kampfes und der geschlagenen Sklavinnen finde ich echt schick. Wie Manuela aber auch schon gesagt hat, wird das null eingeleitet. Ich hab den Eindruck, hier rutscht es in Richtung Viking TV-Serie Fan Fiction, das Begehren der Frauen wird aus heutiger Sicht hergeleitet, nicht aus vorchristlicher (und das ist sogar sehr realistisch, die Kelten lebten z.B. bi- oder pansexuell und viele andere germanische Kulturen haben sich wohl auch nicht arg um ein Verlangen geschert, das abrahamisch brav Männer vs Frauen aufteilt).

Fazit: Coole Idee, guter Start. Je weiter man liest, desto weiter zoomst du raus, desto stärker entfernst du dich vom Geschehen, malst nur noch mit breiten Strichen, da kommt nix historisch Korrektes mehr, du wischt über alles drüber - grad bei Kämpfen / Action verlegst du dich sehr ins Generische, Wischiwaschi, hast wenig Haptik/Sensorik/direkte Eindrücke. Da ruhig höheres Tempo, aber mit einer Sorgfalt wie im Intro.
Oder du schreibst wirklich Trash, dann würde ich aber früher damit anfangen und ruhig mehr ins Volle gehen, überziehen.
Der Leidenschaft würde es auch gerechter, wenn der Dreh glaubwürdiger wäre und ganz vor allem (ich bin selbst pansexuell und hab schon so einige Klischees gelesen) weniger aus einer Protesthaltung raus, sondern eben aus einem eigenen Begehren. Das nicht aus einer Opposition gegen die Jungs entsteht, die in ihr das 'zarte Biedermeierfräulein' sehen. Weißt du, was ich meine?

P.S. Vorsicht mit "Valhalla", das hat sich in der uns bekannten Form als christliche Erfindung herausgestellt - würde ich besser subtiler lösen und nicht so direkt.

Soweit meine Eindrücke, ich hoffe sehr, du kannst mit meinen 5 Cent etwas anfangen.

Herzliche Grüße aus dem hohen Norden,
Katla

 

Hallo Schildmaid!

Vorweg, ohne Adjektive kann man nicht schreiben. Sie sind notwendig, aber sollten nicht inflationär eingesetzt werden. Sie beschreiben etwas, zeigen aber nichts. Geschichten leben primär von Bildern. Man sagt auch: Show, don't tell. Ein Beispiel: Vor mir lag eine bunte Wiese. Diese Formulierung zeigt nichts. Eine blühende Wiese zeigt schon etwas mehr, aber auch noch nicht viel. Schreibe ich aber: Vor mir lag eine Wiese mit blühenden Schlüsselblumen, Heidekraut und Löwenzahn, darüber flatterten Schmetterlinge, dann habe ich ein lebendiges Bild geschaffen.
Oder: Hans war ein unappetitlicher Mann. Ebenfalls beschreibend, ohne etwas zu zeigen. Schreibe ich: Hans bohrte gerne in der Nase und wischte nachher den Rotz an der Hose ab, dann habe ich seine Unappetitlichkeit bildhaft gezeigt, nicht bloß behauptet.
Alles klar? :)

 

Liebe Katla,
Danke für das Feedback! Was genau meist du damit, dass Valhalla eine christliche Erfindung ist? Hast du eine Quelle, wo ich das nachlesen kann?
Liebe Grüße

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Schildmaid ,

sorry, ich hab das mal ganz unter anderem in einer Dissertation oder Publikation der Uni Helsinki gelesen, aber mir den Titel nicht gemerkt (ist schon einige Jahre her). Da du offenbar kein Problem mit Englisch hast, könntest du das über google scholar versuchen, mit Stichwörtern. Die Universitäten der Nordischen Länder forschen viel und kritisch in der Richtung, vielleicht mal in die Richtung schauen.

Das Problem ist, dass es von den Nordmännern keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt (oder diese möglicherweise von den Christen vernichtet wurden, so wie Diego de Landa das Maya-Alphabet zerstörte und der Deutsche Ritterorden sämtliche Schriften der Alten Prußen in Litauen vernichtete - beides existiert nur in Rekonstruktionen und wir wissen heute nur davon, weil das damals von anderen Glaubensbrüdern schriftlich kritisiert wurde). Die einzigen Schriftstücke stammen von Missionaren, die den ursprünglichen Konzepten feindlich und vor allem unverständig gegenüberstanden. Die Christen schnallen nur ein Heidentum: das der Römer, weil das mit ihrer eigenen Historie zu tun hat. Daher interpretierten sie alles nach dem Bild: Odin = Wotan = Zeus etc. (Odin und Wotan haben nichts miteinander zu tun und unter den Namen wurden sehr vermutlich eine Vielzahl lokaler / regionaler Gottheiten subsumiert, die aber eigentlich kein einheitliches Konzept hatten.)
Bei den Runen ist ebenfalls nur der Lautwert gesichert: z. B. ᛋ = S oder ᚦ = TH. Aber die dahinterliegende Bedeutung, das Gesamtkonzept, das durch die Runen ebenfalls, auf einer zweiten Ebene, ausgedrückt wurde, musste rekonstruiert werden und es ist nicht 100% gesichert, dass ᛋ für die Sonne / Leben etc. stand und ᚦ für Dorn / Hecke / Grenze etc. Daher nutzen uns heidnische Runensteine (sehr viele sind aus christlicher Zeit) nur bedingt etwas, das Wissen ist einfach durch die Konvertierung zerstört worden.

Die Nordischen Kulturen kannten (wenn man über die Archäologie geht) keine so extreme Dichotomie von gut/böse, schwarz/weiß, das war wohl differenzierter. Es gab auch keine "Hölle" - Hel (die Göttin wie auch der Ort) wurde bereits in den späten 80ern oder frühen 90ern als christliche Erfindung erkannt - zu bestrafend, zu dunkel. Mit der Zeit rücken die Historiker mit immer mehr dieser Konzepte nach und eben die Jenseitsidee von Valhalla - rumkämpfen, Metsaufen, ewiger Ruhm ... sieht wohl laut Experten nach einem viel zu typischen christlichen Paradies aus.
Gleiches Problem mit den Valkyren, das weißt du vielleicht selbst: Das waren keine hübschen Mädels, die den gefallen Kriegern nach 'oben' halfen, sondern Totenvögel, halb Frau, halb Monster, ihre Anwesenheit auf dem Schlachtfeld diente dem Aasfressen und war wohl angstbesetzt.

Zusätzliches Problem ist, dass es bis ins 19. Jahrhundert keine neutrale, "unbiased" Dokumentation gab und eine objektive Archäologie entstand auch erst um 1960/70. Berichte aus der Wikingerzeit waren daher religiöse Propaganda, oder Semi-/Fiktion, so gehandhabt wie später Karl May Prosa verfasste (übrigens auch die von Ibn Fadlan, es gab keine Schiffsverbrennungen auf See, mit Zwangs-Sklaventod und so - dafür gibt es null archäologische oder sonstige andere Belege. Es gab nur Schiffsbegräbnisse an Land = vergraben, wie beim Oseberg Schiff [Begräbnis einer Frau, übrigens] oder durch Steinanordnungen wie in Aalborg etc.)

Falls du also eher authentisch historisch bleiben willst, wäre es imA günstiger, auf so dezidierte Bilder - Valhalla, Odin etc. - zu verzichten. Und das bissl lockerer lösen (dir z. B. selbst lokale Gottheiten ausdenken) oder gar keine Religion erwähnen. Klar, es gibt vorchristliche Steinbilder, aber es nicht ist 100%ig klar, was eigentlich mit den Szenen und Figuren darauf gemeint ist - und viele sind eben auch aus der Übergangszeit zwischen Heiden- und Christentum, daher noch heikler.

Liebe Grüße,
Katla

 

Hm, sehr interessant. Woran meinst du denn haben die Wikinger geglaubt, dass nach dem Tod mit ihnen passiert?

Natürlich ist mir klar, dass nichts das ich schreiben kann auch nur annähernd historisch korrekt ist, da die Wikingerzeit auch schon 1000 Jahre her ist. Aber meinst du das ist im Bereich der Fiktion ein Problem? Schließlich geht es ja darum einen Eindruck der Zeit zu geben und ich denke das erreicht man am besten, wenn der Leser das, was er über die Zeit kennt wiedersieht. Natürlich stimme ich dir zu, dass man vorsichtig mit Vorurteilen sein sollte, die bereits widerlegt sind, da diese am Ende nur nerven und kitschig wirken (ich sag nur Helme mit Hörnern?) Aber eigene Gottheit zu erfinden finde ich persönlich auch nicht so verlockend, da man dazu überhaupt keinen Bezug hat und sie auch nicht in anderen Romanen über dieselbe Zeit wiederfindet.
Was weißt du über die moderne Version, der Asatru? An deren Grundlagen könnte man sich doch schon mal halten, findest du nicht?

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Schildmaid ,

Woran meinst du denn haben die Wikinger geglaubt, dass nach dem Tod mit ihnen passiert?
Keinen Plan. Zu dem Problem hab ich oben ja ca. 50 Zeilen geschrieben ... ;)

Aber meinst du das ist im Bereich der Fiktion ein Problem?
Ja, logisch, wenn man in einer spekulativen Geschichte möglichst belegte / authentische Historie verwenden will.
Ansonsten kann man das so nicht beantworten - es kommt drauf an, wohin du mit dem Text willst, was dein Anspruch an dich und dein Schreiben ist, ob das einfach wild ausgedacht oder recherchiert sein bzw. ob der Text einem kritischen Blick standhalten soll und eine Basis haben oder einfach just for fun sein. Das kannst nur du entscheiden.
ich denke das erreicht man am besten, wenn der Leser das, was er über die Zeit kennt wiedersieht.
Das halte ich für Unsinn, weil du a) deine Leser nicht kennst und daher gar nicht wissen kannst, welche Vorstellungen die haben, und b) wohl die wenigsten Leser einen sinnvollen Eindruck von der Zeit haben - dann kreist man ja nur ständig um die selben falschen Bilder und Ideen. Also, ich hab dazu keine Lust (weder sowas zu lesen, noch sowas zu schreiben), aber wie gesagt, das muss jeder selbst wissen.
Was weißt du über die moderne Version, der Asatru? An deren Grundlagen könnte man sich doch schon mal halten, findest du nicht?
Das ist Esoterik, eine Fantasie-Religion. Klar kannst du dich daran halten, wenn es zu deiner Geschichte passt, aber die sollte dann im Hier & Jetzt spielen. Mit den historischen Nordmännern hat das jedenfalls nix zu tun. Aber Esoterik interessiert mich auch nicht, sondern nur das Spekulative.

Zwei kleine Tipps:
- Wenn du ein @ direkt vor den Nick setzt, kriegen die Leute eine Benachrichtigung, dass da eine neue Antwort ist (der Name erscheint dann blau).
- Hier sind gerade einige Neulinge reingeflattert, was ja super ist, aber keiner schert sich um die Texte ihrer Mitforisten - mit viel Glück schreiben sie 3 Zeilen unter Kritiken unter ihren eigenen Texten. Manche machen post & run. Dieses Forum kann so nicht funktionieren. Das Prinzip ist Nehmen und Geben (es muss kein Komm unter einer Geschichte deiner Kritiker sein, nimm dir einfach welche vor, die dich irgendwie interessieren). Damit lernst du selbst auch enorm viel.

Viele Grüße, dir noch viel Spaß hier und viel Erfolg beim Editieren / Formatieren,
Katla

 

Die Nordischen Kulturen kannten (wenn man über die Archäologie geht) keine so extreme Dichotomie von gut/böse, schwarz/weiß, das war wohl differenzierter. Es gab auch keine "Hölle" - Hel (die Göttin wie auch der Ort) wurde bereits in den späten 80ern oder frühen 90ern als christliche Erfindung erkannt - zu bestrafend, zu dunkel. Mit der Zeit rücken die Historiker mit immer mehr dieser Konzepte nach und eben die Jenseitsidee von Valhalla - rumkämpfen, Metsaufen, ewiger Ruhm ... sieht wohl laut Experten nach einem viel zu typischen christlichen Paradies aus.
stimmt natürlich teilweise, besonders was die Rezeption oder nordischen Mythologie durch rechte Horden, man darf sie ruhig Nazis nennen, in der Moderne, anbetrifft.
Die beste und ziemlich einzige Original-Quelle zur nordischen Mythologie ist die Edda.
Dort wird Walhalla als Halle Odins beschrieben, in dem die Helden sich im Jenseits auf Ragnarök, den Weltuntergang vorbereiten. Auch die anderen Sagen (Yggdrasil, der Weltenbaum, zum Beispiel) sind in der Edda enthalten. Wenn du also darüber schreiben möchtest, dann empfehle ich weniger der Rezeption als dem Original zu folgen.
Den Text habe ich gern gelesen, aber recht häufig an die Serie Vikings gedacht.
Und hey: darin wird auch ein bestimmtes Frauenbild beschrieben. Warum auch nicht.
Kürzlich bin ich auf eine lateinische Vokabel gestossen, die heiraten bedeutet: in matrimonium ducere, also wörtlich ins Matrimonium, das Matriarchat führen, bedeutet. Auch ein interessanter Gedanke, an den sich anknüpfen lässt.

Viele Grüße
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Isegrims ,

sorry, dein Komm geht so ziemlich an allem vorbei, was ich gesagt hab.

stimmt natürlich teilweise, besonders was die Rezeption oder nordischen Mythologie durch rechte Horden, man darf sie ruhig Nazis nennen, in der Moderne, anbetrifft.
Was hat das mit den historischen Nordmännern zu tun? Und wo ist der Bezug zu Schildmaids Geschichte?
Nachdem ich im Altenglisch-Seminar Runen (als Schriftzeichen) gelernt hab und mich Jahrzehntelang mit prä-christlichen Epochen bzw. der Geschichte der Konvertierung West-/Nordeuropas beschäftigt habe, kann ich bei dieser fürchterlich überkommenen und extrem unkritischen Pawlowschen Reaktion ("Wääh: Runen / Nordmänner = Nazis") nur noch den Kopf schütteln.
Abgesehen davon sitzt du einem unwahren, ahistorischen Klischee auf: Diese ganzen vollkommen falsch verstandenen und auf extrem idiotische, ahistorische Weise von den Rechten verbratene Kultur der Wikingerzeit ging von einer relativ kleinen Gruppe um Himmler aus (der auch die Idee in die Welt gesetzt hat, von der Inquisition wären ganz besonders Hebammen und Kräuterweiber verfolgt worden, was so nicht stimmt). Hitler und der breite Fascho-Mainstream betonte stets (dazu gibt es Zitate aus Reden wie auch aus seinem unsäglichen Buch und das wurde später mit den rat lines der katholischen Kirche belohnt), dass ihre Bewegung eine dezidiert christliche sei. Hitlers "Ostraumerweiterung" hat explizit die innereuropäischen Kreuzzüge des Deutschen (und Livonischen) Ritterordens zum Vorbild; und der veranstaltete in Litauen bereits einen de facto Genozid, der die ursprüngliche Kultur auslöschte. Dort wurde einer der mit Abstand längsten Kriege Europas geführt, er dauerte 225 Jahre und wurde nicht aus Territorialgewinn geführt (da war eh alles Wald und Sumpf), sondern ausschliesslich, um die "letzten Heiden Europas" zu vernichten - wusstest du davon? Der ganze Genozid später an der jüdischen Bevölkerung zur Nazizeit und an Schwulen resultiert doch nur aus dem Christentum.
Klar, es ist immer toll, auf soft targets zu schießen, anstatt sich um das tatsächliche Problem, die tatsächlichen Schuldigen zu kümmern, die heute keine kulturelle fringe Bewegung sind (Historiker, Esoteriker, LARPer etc.), sondern immer noch eine Basis der Gesellschaft bildet und sehr gut anzugreifen wäre: Die Christen. Die sich im Gegensatz zu sehr vielen Leuten, die sich mit der Wikingerzeit beschäftigen und sich der Verwendung eines missverstandenen Teils dessen durch die Nazis sehr wohl bewusst sind, einen verdammten Dreck um die Verbindung ihrer Religion zum Faschismus scheren und immer nur hübsch mit dem Finger zeigen. Da sollte mal was passieren, in den Köpfen: Aufarbeitung und so. Fast friggin' 100 Jahre überfällig.

Die beste und ziemlich einzige Original-Quelle zur nordischen Mythologie ist die Edda.
Aha, und wer hat die Edda geschrieben, denkst du? Du weißt schon, wie die Eddas, das Nibelungenlied, Beowulf und sogar einige Jahrhunderte später das Kalevala entstanden, oder? Wenn du meinst, da wären alte Lieder oder Riten so wie heute von Ethnologen im Wortlaut, ganz authentisch brav übernommen worden, liegst du jedenfalls falsch. Die Texte haben nicht mal auf dem level von Fan Fiction mit den Quellen zu tun. Es ist zudem gesichert, dass die Christen - selbst wenn sie ein Interesse an der Notierung heidnischer Kultur gehabt hätten - nicht in der Lage gewesen wären, diese zu erfassen. Das ist ein Problem für Historiker und davon las ich bereits Mitte der 80er, also echt nix Neues.

Sorry, ich muss mich hier ausklinken, mir läuft massiv die Zeit weg und diese Diskussion hatte ich in den letzten 40+ Jahren so oft, dass ich nur noch in ein Kissen schreien mag. Da bewegt sich in Deutschland aber auch wirklich gar nix voran. Guckt mal, wer den Faschismus wirklich getragen hat, guck dir mal die Reden der Päpste zu der Zeit an.

Ich weiß auch wirklich nicht, was dein Beitrag mit der Geschichte von Schildmaid zu tun hat.

Cheers, alles Gute,
Katla

 

Nicht erschrecken,

tapfere @Schildmaid,

denn im Prinzip ist alles schon gesagt, außer einem Hinweis zB hier, wenn es heißt

Junge Frauen priesen auf kleinen Ständen selbst genähte Mäntel und frisches Getreide und behielten nebenbei einen wachsamen Blick auf ihre kleinen Jungs
denn gemeinhin enden Pluralbildungen hierzulande auf -en oder -er (wenn auch das gesprochene Wort davon abweichen kann.

Und hier

Diese hatten sich in einer Runde versammelt, in der sie laut brüllend und jauchzend aufeinander losgingen und miteinander das Kämpfen lernten.
würd ich auf jeden Fall die Substantivierung zurücknehmen als „miteinander zu kämpfen“,

und damit herzlich willkommen hierorts!

Und - jetzt nicht erschrecken, denn mein Name taucht schon bei Walther von der Vogelweide ("unter den Linden") auf

Friedel

 

Hey @Katla

Da du dich zimlich gut mit der Wikingerzeit auszukennen scheinst, hoffe ich, dass du mir die folgende Frage beantworten kannst. Denkst du es ist für eine wohlhabende Protagonistin aus England im Jahr 1000 realistisch, Lesen als Hobby zu haben? Was ich dazu weiß, ist dass Bücher damals nur in Klöstern handschriftlich hergestellt werden konnten und daher nur für reiche Gläubige gedacht waren, stimmts? Ich habe auch mal gelesen, dass die Wikinger bei ihren Raubzügen Bücher mitgenommen haben, um teures Geld für ihre Rückgabe zu fordern. Die meisten von ihnen waren aber (meines Wissens nach) Analphabeten, zumindest, was die römischen Schriften betraf.

Es würde mich sehr freuen, wenn du dein Wissen hinzufügen könntest und mich gegebenenfalls darauf hinweisen könntest, falls das oben genannte nicht in die Zeit passen sollte.

Liebe Grüße

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Schildmaid ,

Denkst du es ist für eine wohlhabende Protagonistin aus England im Jahr 1000 realistisch, Lesen als Hobby zu haben?
das ist die falsche Frage. Das Konzept "Hobby" existierte so nicht. Ich bin ganz sicher, mit ein bisschen Überlegen kommst du selbst drauf.
Eine Frage der Energie. Zwei Schritte zurück:
Erstens 1950er: Öl-/Energieboom. Betonfertigbauten, Babyboom und Individualverkehr (Autos, Flugreisen).
Zweitens 1830er: Kolonien, Kohleförderung -> Städtebildung, Industrialisierung, Maschinen, Import/Export nach/von Übersee.
Alles davor (dein Setting): Nahrung / Kleidung / Werkzeuge / Möbel in Handarbeit, Holz als einziger Energielieferant, Anbau und Transport maximal per Rinder-/Pferdekraft oder auf dem Wasser (segeln oder rudern -> auch anstrengend) = keine Kalorien mehr für Sondertätigkeiten zur Verfügung. Auch eine Frage der Beleuchtung: für nahezu alles wurde Tageslicht benötigt - Feldarbeit, Fischen, Jagen, Häuser / Zäune / Schiffe / Kleidung ausbessern, Kochen und alle Vorbereitungen dazu -, Beleuchtung innen (grad außerhalb des hellen Sommers) wurde für wichtige Arbeiten benutzt und war auch nicht grad 60 Watt hell. Die Häuser hatten ja keine Fenster im heutigen Sinne (ggfs. gar keine). Klar, es gab Ausnahmen - Edelleute, Adel, später Klerus -, aber den schreibst du hier nicht. Hast du eine reiche, lesende Christin, wird die interessante, peppige Story um deine bewaffnete Prota und vor allem das Techtel mit der Kriegerin auch schlichtweg unmöglich.

Auf was für einem Schiff zu welchem Zweck in welcher Region und welcher Zeit genau mit welchem kulturell-religiösem Hintergrund ist deine Prota unterwegs? Wem wäre bisexuelle Leidenschaft überhaupt möglich - als Impuls, Idee, selbst erkanntes und zugelassenes Begehren? Nach all dem richtet sich deine Figur. Das musst du also dich selbst fragen, nicht das Forum.

Es würde mich sehr freuen, wenn du dein Wissen hinzufügen könntest und mich gegebenenfalls darauf hinweisen könntest, falls das oben genannte nicht in die Zeit passen sollte.
Also ... ich sags mal so: Ich würde mich sehr freuen, wenn du anfangen würdest, dich mit ausführlichen, konstruktiven Kommentaren unter Fremdtexten einzubringen. (Mehr als nur ein paar lapidare Vierzeiler). Momentan sind hier viel zu viele Neumitglieder aktiv, die sich - wenn überhaupt - nur unter eigenen Texten engagieren, und so kann das Forum nicht funktionieren. WK ist keine ehrenamtliche Editierhilfe einiger Engagierter, sondern ein Forum, in dem sich alle gegenseitig Rückmeldungen / Hilfestellungen geben. Das kann, aber muss nicht direkt bei deinen Kommentatoren sein; eben bei irgendwelchen, möglichst neueren, Texten hier.

Recherche ist eine der Grundlagen u.a. des historischen / historisch angehauchten Schreibens (wie auch der SF) und selbstverständlich kann man - wenn man absolut nicht weiterkommt - hier im Forum fragen kommen, aber die Recherche kann nicht von anderen Forenmitgliedern erledigt werden. Du wirst sehen, dass du dabei auf Infos triffst, nach denen du nicht gesucht hattest, die dir neu sind und daher deinem Text mehr Tiefe geben. (Ich bin wirklich nicht das Maß aller Dinge, aber nur zum Vergleich: Ich recherchiere für eine KG zwischen 1-4 Monaten, bevor ich überhaupt mit dem Konzipieren beginne.)

P.S. Nach wie vor ist dein Zitat auf Englisch (und es sollte auch nicht fett), nach wie vor passt es nicht zur Ebene der Geschichte und nach wie vor ist deine Formatierung zerschossen. Dann ist kein Korrekturvorschlag zur Rechtschreibung und Grammatik beachtet, ebenso wenig stilistische Basics - da rate ich, erst mal die bisherigen Rückmeldungen einzuarbeiten, bevor es um authentisch oder nicht geht. :) Das ist hier Usus, weil jeder neue Kommentierende über die selben Fehler stolpert und die ggfs. anmerkt (weil nicht alle die anderen Komms oder deine Antworten lesen, bevor sie ihren schreiben). Also potenziell Zeitverschwendung für deine neueren Kritiker. ;)

Herzlichst,
Katla

 

Hallo @Schildmaid
und auch von mir herzlich willkommen hier!

In dem kleinen Dorf herrschte ein reges Treiben. Junge Frauen priesen auf kleinen Ständen selbst genähte Mäntel und frisches Getreide und behielten nebenbei einen wachsamen Blick auf ihre kleinen Jungs.
Der Einstieg sagt oft viel mehr über den gesamten Text, als man als Autor es (manchmal) vermutet.
Ich habe den Eindruck, das vieles von den Verbesserungsvorschlägen bereits hier zu erkennen ist:
- Wortwiederholungen - in diesem Fall "klein": drei mal in zwei Sätzen.
- Preisen die Frauen die Ware? Ist das eine neue Religion? :D Im Ernst: ich denke, du meinst hier "anpreisen" und dafür fehlt das "an".

Im Mittelpunkt jeglicher Aufmerksamkeit lag jedoch das halb fertige Langschiff nahe dem Fjord.
Meines Erachtens machst Du damit gleich im zweiten Absatz die Aussagen vom ersten Absatz kaputt: Du beschreibst am Anfang "reges Treiben" und sagst jetzt, dass eigentlich alle aufs Wasser schauen. Das passt für mich nicht zusammen.

Von dort aus hallte das gleichmäßige Hacken mehrerer Äxte, die gleichmäßig die schweren Eichenstämme der Länge nach spalteten, in das Dorfinnere.
Wortwiederholungen. Beim "die" könntest du das erste "die" durch "welche" ersetzen. Das zweite "gleichmäßig" kannst du ganz weglassen, dass es gleichmäßig ist, wird ja schon im ersten Satzteil gesagt.
„Mein Bruder hat mir das Kämpfen gelert.

Irgendwie hört sich der Satz falsch an. Ist es nicht "gelehrt" von "lehren"? Kann mich irren!!

Helga wandte dem Jungen ihr sommersprossiges Gesicht zu.
Ich fand es komisch, dass hier nochmal eine Eigentschaft (Sommersprossen) gesondert "aufgelistet" wird, obwohl sie gerade zwei Absätze vorher beschrieben wurde.
Die Braunhaarige antwortete nicht und ...
„Leif, sieh mal! Es nähern sich fremde Schiffe. Und sie haben Drachenköpfe aufgestellt!" Helga verengte ihre Augen.
Irgendwie antwortet sie ihm aber doch, weil sie die nächste ist, die etwas sagt.
Verstand Leif denn nicht, dass sie nicht mehr als Freundschaft von ihm wollte?
Verstehen Frauen nicht, dass Männer das nie verstehen??? :D
Sie sah nur noch Solveigh Sigewulfdottir,
Ist "Kriss de Valnor" das Vorbild? :D
„Nun", Solveighs dunkle Augen bohrten sich in ihre. „Was denkst du, machen dein Vater und deine Brüder, wenn sie auf Viking gehen?"
DEN Satz fand ich großartig. Wirklich. Da verfällt man in die Opferrolle, hat Mitleid, etc. und dann kommt: Was willst du eigentlich, Du machst den gleichen **** und wurderst Dich, dass Dir das jetzt passiert? Solche Situationen sollte man "den Menschen" viel öfter mal vorhalten.

Damit will ich es mal belassen.
Ich hoffe, Du kannst mit meinem Kommentar etwas anfangen.

gern gelesen
Pantoholli

 

Ich noch mal ganz kurz, wenn ich darf,

liebe @Schildmaid,

zur Sprachgeschichte,

denn parallel zur Geschichte der „Maid“ - und ich ergänze der „Magd“ – wird die Bezeichnung buchstäblich versachlicht und verniedlicht zu dem Mä[g]dchen, während der Knabe/Knappe/Junge verherrlicht, pardon, vermännlicht wird als „Jüngling“.

Ich schließe – dass auch jeder Interessent leicht an Quellen kommen kann - mit dem Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache

„Meid (deminutiv Meidlein) verliert sich im Laufe des 16. Jhs. In der romantischen Dichtung wird der Ausdruck verschiedentlich neu belebt und „zu Beginn des 20. Jhs. auf die Schülerinnen landwirtschaftlicher Haushaltsschulen bezogen“*

So wird Dein Beitrag (vllt.) sogar ein sprachgeschichtlicher Anstoß für unsere Rubrik „Wir gegen Rassismus“.

Friedel
______

* so das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache
https://www.dwds.de/wb/Maid

 

Bei aller Wertschätzung der Autorin, ich denke, es hat keinen Sinn, sich weiterhin mit ihrem Text zu befassen. Sie erhielt eine Menge an konstruktiven Kommentaren und hat es bisher nicht der Mühe wert gefunden, ihren Text dahingehend zu korrigieren. Abgesehen davon war sie das letzte Mal vor rund einem Monat im Forum. ;)

 

Hm, auffällig ist das schon,

liebe @Manuela K.,

aber was, wenn @Maid unpässlich ist -
und sei's heutigentags nur eine "laufende" Nase?

Friedel

 

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