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Die Schuppe der Yamata no Orochi

Yui

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24.04.2023
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Anmerkungen zum Text

Hierbei handelt es sich um eine Kurzgeschichte zu einem Bild. Das Bild findet ihr hier: https://pin.it/4HPmsD7 (erstes Bild)

Die Schuppe der Yamata no Orochi

Kühl und feucht legte sich die Luft auf meine Haut, benetzte sie und ließ mich erschaudern. Ich zog meine Jacke etwas enger um mich und setzte meinen Weg fort. So früh am Tag war das Wetter wirklich unangenehm. Wäre es nur die Kälte, wäre es ja noch in Ordnung, aber der morgendliche Nebel raubte mir zudem auch noch die Sicht. Hoffentlich konnte die Sonne den Nebel bald vertreiben, sonst würde ich mich sicherlich noch verlaufen. Leise knirschten die Steine unter meinen Füßen, während ich meinen Weg fortsetzte. Mein Auftrag war es, die Schluchten von Tabarest zu finden. Es war ein gefährlicher Ort, den die meisten Wanderer und Abenteurer mieden. Dementsprechend unerforscht war dieses Gebiet. Viele Sagen und Mythen rankten sich um diese Schluchten. Manche behaupten, sie hätten dort Geister gesehen. Andere schworen, sie wären auf die Götter persönlich gestoßen. Wieder andere kamen gar nicht zurück, um überhaupt etwas berichten zu können. So wurden die Schluchten mit der Zeit immer gefürchteter, bis sich schließlich niemand mehr hin traute. Mir waren diese Schauergeschichten allerdings egal. Geister gab es nicht und Götter genauso wenig. Vermutlich hatten die Anderen einfach nur Halluzinationen oder einen Ast im dichten Nebel für eine Gestalt gehalten. Und verschwinden taten Menschen ja dauerhaft. Vielleicht hatten sie keine Lust mehr auf ihre Frauen oder aber ihnen wurde das Leben in Dragan zu langweilig. Verstehen konnte ich es. Vermutlich hatten sie die Chance genutzt und waren weitergezogen, um sich ein neues Leben aufzubauen. Für mich war das hier ein Job wie jeder andere. Meine Geldquelle, nicht mehr und nicht weniger. Irgendwie musste ich mein bescheidenes Leben ja finanzieren und wählerisch durfte ich nun wirklich nicht sein. Immer weiter trugen mich meine Schritte, bis der Boden vor meinen Füßen schließlich in die Tiefe absank.

Leise klackerten die Steinchen, während sie an den Wänden abprallen und der Schwerkraft zum Opfer fielen. Gerade noch rechtzeitig war ich stehen geblieben, sonst hätte mich dieses Schicksal ebenfalls ereilt. Vorsichtig lugte ich über die Kante. Mein Magen zog sich leicht zusammen. Ich hatte zwar keine Höhenangst, aber ganz wohl war mir dabei trotzdem nicht. Die Schlucht ging so tief, dass ich nicht einmal mehr den Boden sehen konnte. Langsam ging ich am Abgrund entlang, suchte nach einer geeigneten Stelle um herunterklettern zu können. Es dauerte etwas, bis ich besagte Stelle gefunden hatte. Mit den Beinen voran stieg ich die Erde hinab. Stück für Stück, immer tiefer. Meine Finger krallten sich an die feste Felswand, versuchten halt zu finden und mich zu tragen. Nur nicht runter sehen, dann ist alles gut. Das versuchte ich mir zumindest einzureden. Ich hätte mir vielleicht doch eine entsprechende Ausrüstung besorgen sollen. So ganz ohne Sicherung in diese Hölle zu steigen, war doch etwas gewagt. Aber eine solche Ausrüstung war verdammt teuer. Ein leises Knacken ließ mich aus meinen Gedanken fahren, allerdings war es da schon zu spät. Der kleine Felsvorsprung, an dem ich mich mit meiner rechten Hand hielt, brach ab. Ich verlor mein Gleichgewicht. Mein Herzschlag beschleunigte sich, jagte mein Blut in Windeseile durch meine Adern. Schnell scannte ich die Wand mit den Augen nach einer neuen Möglichkeit, halt zu finden, allerdings war ich nicht schnell genug. Ein schriller Schrei entkam meiner Kehle, als ich rücklings abstürzte.

Zu meinem Glück befand sich direkt unter mir ein kleiner Vorsprung, sodass ich nicht allzu tief fiel. Hart kam ich auf dem Rücken auf. Der Aufprall presste die Luft aus meinen Lungen, sodass mir für einen Moment der Atem wegblieb. Mein Herz hämmerte wild in meiner Brust, so als würde es versuchen zu entkommen. Ich versuchte Luft zu holen, meine Lungen schrien bereits nach Sauerstoff. Mehr als ein Husten brachte ich allerdings nicht zustande. Das allerdings löste die Blockade und ich sog tief die Luft ein. Ich konnte wieder Atmen. Die moderige, feuchte Luft fühlte sich unglaublich gut in meinen brennenden Lungenflügeln an, sodass ich mich recht schnell wieder beruhigen konnte. Vorsichtig richtete ich mich auf, wurde aber direkt von einem stechenden Schmerz in meinem Rücken bestraft, der mich aufzischen ließ. Ich war wohl härter aufgekommen als angenommen. Behutsam versuchte ich mich zu drehen. Wie automatisch biss ich mir auf die Lippe. Es tat verdammt weh. So konnte ich auf gar keinen Fall weiter klettern. Auch wenn es mir nicht gefiel, ich würde hier eine Pause einlegen müssen.


Es musste mittlerweile schon nach Mittag sein, doch die Sonne schaffte es einfach nicht, den Nebel zu durchbrechen. Meinem Rücken ging es schon etwas besser und ich konnte meine Tour fortsetzen. Ich war weiter heruntergeklettert, sodass ich jetzt gut 300 Meter von der Oberfläche entfernt war. Vor mir breitete sich die Schlucht weiter aus. Kurz blieb ich stehen und prägte mir das Bild vor meinen Augen ein. Die Schlucht war auf skurrile Art wunderschön. Die moosbewachsenen Felsen und Wände formten wundersame Formen. Teilweise sah es sogar so aus, als würden sie in der Luft schweben. Aus einigen Felsspalten drangen Wasserfälle und stürzten in die Tiefe. Ihr tosendes Rauschen schallte leise bis zu mir. Sie wirkten viel näher, als der Ton es vermuten ließ. Zudem verliehen sie dem Felskonstrukt eine frische Note. Zusätzlich ließen die paar Bäume und Sträucher, die sich hier ihren Lebensplatz erkämpft hatten, die Schlucht nahezu lebendig wirken. Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen, während ich die Landschaft mit schnell klopfendem Herzen in mich aufnahm. Der Nebel verlieh dem Ganzen die letzte mysteriöse Note. Wie es hier wohl aussah, wenn die Sonne schien? Ob das Moos die Schlucht dann zum Leuchten bringen würde? Der Ort hier war auf alle Fälle kein verfluchter Ort. Und wenn ich die Gelegenheit bekam, würde ich nach meinem Auftrag definitiv noch einmal hier her kommen. Von wegen Geister oder Götter. Das hier war einfach nur wunderschön.

Schwerfällig riss ich meinen Blick los und setzte meinen Weg in die Tiefe fort. Meine anfängliche Nervosität war mittlerweile einem wohligen Kribbeln gewichen. So ein Gefühl hatte ich noch nie. Es war, als würde eine stumme Stimme nach mir rufen. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte vermutlich gar nicht mehr umkehren können. Ich wollte wissen, was da unten noch auf mich wartete, wenn es bereits hier oben so wunderschön war. Je tiefer ich kletterte, desto lichter wurde der Nebel. Wirklich mehr sehen konnte ich allerdings nicht, da es auch immer dunkler wurde. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich am Klettern war, doch irgendwann erreichte ich den Boden. Das Tageslicht erreichte den Boden nicht mehr, wirkte nur noch wie ein kleiner Lichtstreifen in der Decke. Stattdessen spendeten kleine fluoreszierende Pflanzen Licht. Sie schlängelten sich an den Wänden empor und bildeten kryptische Muster. Manch einer hätte vielleicht sogar eine Sprache darin erkannt. Auch das Moos, welches den Boden benetzte, glimmte leicht auf.

Vorsichtig brach ich einen kleinen leuchtenden Zweig ab, um mich besser fortbewegen zu können. Als ich meine Lichtquelle höher hielt, stockte mir der Atem. Vor mir befand sich ein Wald aus Zypressen und Tannen. Sie bildeten einen unwirklichen Kontrast zu der restlichen Umgebung. Auch der würzige Duft, der in meiner Nase kitzelte, machte nun Sinn. Wie konnten so viele Pflanzen der Oberfläche hier unten überleben? Sie hatten doch überhaupt nicht genug Sonnenlicht? Vorsichtig setzte ich mich wieder in Bewegung. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich spürte, wie sich mir die Nackenhaare aufstellten. Meine Augen flogen hin und her, versuchten die Umgebung zu erfassen. Mit jedem Schritt spannten sich meine Muskeln weiter an. In meinen Ohren dröhnte das Rauschen meines Blutes. Was war das hier für ein Ort? Ein mulmiges Gefühl setzte sich in meinem Magen fest, verdrehte mir die Eingeweide und ließ mich erzittern.

Plötzlich fing der Boden an zu beben. Die ganze Schlucht wackelte. Felsen, kleinere wie größere, stürzten herunter, als der Boden sich aufbäumte und gegen die Wände prallte. Ich verlor mein Gleichgewicht und stürzte. Der Boden wölbte sich immer mehr, sodass ich keinen Halt fand. Ungebremst rollte ich umher, bis ich schließlich über eine Kante rollte und nun gar keinen Boden mehr unter mir hatte. Was war hier nur los? Was passierte hier? Halluzinierte ich? Warum bewegte sich der Boden auf einmal? Und warum fiel ich? Wohin? Wie tief? Meine Gedanken rasten, doch ich kam zu keiner Erkenntnis. Scheinbar fiel ich dieses Mal wirklich tief. Kurz vor dem Aufprall schaffte ich es noch, mich an etwas festzuhalten, sodass sich mein Körper in der Luft drehte und ich auf den Füßen aufkam. Brennende Schmerzen breiteten sich in meiner Hand aus. Ein schriller Schrei kroch meinen Hals empor und hallte an den Wänden wieder. Ich spürte gerade zu, wie meine Knochen in meinen Beinen unter der Belastung des Falls splitterten. Wie hätten sie so etwas auch aushalten sollen? Ich war mit Sicherheit mehrere Hundert Meter gefallen. Es war überhaupt ein Wunder, dass ich noch lebte. Aber darauf konnte ich mich nicht konzentrieren. Der Schmerz vernebelte meine Gedanken und breitete sich in meinem gesamten Körper aus. Ich war wie gelähmt, konnte mich nicht bewegen. Heiße Tränen rannen meine Wangen hinab. Wann hatte ich angefangen zu weinen? Wie von selbst drehte ich mich auf den Rücken, versuchte irgendwie die Schmerzen zu mildern.

Doch was ich stattdessen sah, ließ meinen Atem in meiner Lunge gefrieren. Ein eiskalter Schauer rannte meinen Körper entlang, hinterließ eine schaurige Gänsehaut. Meine Härchen stellten sich auf und meine Muskeln verkrampften. Glutrote Augen starrten mich an. Aber es war nicht nur ein Augenpaar. Nein. Mich starrten 16 Augen an. Und in jedem einzelnen von ihnen konnte ich die glühende Wut kochen sehen. Die Pupillen waren zu engen Schlitzen verengt. Ohne, dass ich es bemerkt hatte, hatte mein Körper angefangen zu zittern. Was zum Teufel war diese Kreatur?

„Wie kannst du es wagen, mich aus meinem langen Schlaf zu wecken?“, zischelte es und holte mich somit aus der Schockstarre.

Ich schnappte nach Luft, versuchte den Luftmangel der letzten Sekunden wieder aufzuholen, doch das war leichter gesagt als getan. Ungeduld flammte in den Augen der Kreatur auf und ihre Stimme donnerte durch die Höhle.

„Antworte mir, Menschenkind!“

„Ich… Ich suche... eine…S...schuppe.“ Meine Stimme zitterte. „I…Ich wollte…d...dich nicht wecken…T…tut mir leid!“

Verzweiflung schwang in meiner Stimme mit. Was redete ich da eigentlich. Und vor allem mit wem? Ein erneutes Zischeln drang an mein Ohr und mit einem Mal wurde die Höhle beleuchtet. Das Licht brannte in meinen Augen, sodass ich sie schließen musste. Blinzelnd versuchte ich mich, an das Licht zu gewöhnen. Hätte ich meine Augen nur zu gelassen. Vor mir hatte sich eine Schlange aufgebaut. Sie hatte acht Köpfe und acht Schwänze. Sie war gigantisch groß, so groß, dass ich ihren gesamten Körper nicht erfassen konnte. Ihr Körper war von hell leuchtendem Moos überwuchert und stellenweise konnte ich noch die Zedern und Zypressen ausmachen, die ich zuvor erkannt hatte. Wie hatte ein solches Ungetüm nur hier unten reingepasst? Und wie hatte nie jemand davon etwas mitbekommen? Nein, die viel wichtigere Frage war: Wie konnte so etwas überhaupt existieren. Jetzt wünschte ich mir, die Erzählungen über Geister und Götter wären wahr gewesen. Ich war fest davon überzeugt, dass ich mit denen deutlich besser zurecht gekommen wäre als mit diesem Monstrum. Einer der Schlangenköpfe beugte sich noch näher zu mir. Ihr fauliger Atem schlich sich beißend in meine Nase, wobei sich mein Gesicht zu einer Grimasse verzog.

„Eine Schuppe also? Etwa die Schuppe der Yamata no Orochi?“, zischte sie mir zu.

Ihre gespaltene Zunge glitt über meine Wange, hinterließ ein grausiges kribbeln. Ich nickte. Donnernd schallte das Lachen der Schlange an den Wänden zurück, während sie mich belustigt musterte.

„Du hast Nerven, Menschlein. Hast du überhaupt eine Ahnung, mit wem du dich hier anlegst? Du willst also eine meiner Schuppen ja?“

Es musste wohl alle Farbe aus meinem Gesicht gewichen sein, denn die Schlange sah noch amüsierter aus.

„Nein, du hattest keine Ahnung, worauf du dich eingelassen hast, habe ich recht? Wie bemitleidenswert.“ Ihre Stimme troff nur so vor Spott. Sie spielte mit mir, das war sicher. „Hör zu Menschlein. Ich mache dir einen Vorschlag, so großzügig wie ich bin. Du sollst deine Schuppe bekommen, wenn du es schaffst, mich zu verwunden. Na, was hältst du davon? Ist doch nett von mir?“ Wieder erzitterte ihr Körper vor Lachen.

Meine Augen weiteten sich, starrten sie voller Entsetzen an. Ich sollte sie verletzen? Wie sollte ich das bitte hinbekommen? Dieses Vieh war riesig! Die Schuppen, die ihren Körper umschmeichelten waren auch ganz sicher nicht nur zur Deko da! Und noch dazu konnte ich mich ja nicht einmal bewegen. Vor lauter Angst nahm ich nicht einmal mehr den Schmerz in meinen Beinen wahr. Mein ganzer Körper fühlte sich taub an. Yamata no Orochi war ein Monster. Wie hatte ich nur glauben können, dass das hier ein einfacher Auftrag war? Dass ich einfach nur in die Schlucht klettern musste und die Schuppe dann da einfach nur rumliegen würde. Bereit, von mir mitgenommen zu werden? Wie konnte ich nur so Blauäugig sein. Die Schlange wartete nicht einmal auf eine Antwort.

„Dann fangen wir mal an“, summte sie und kroch langsam auf mich zu.

Der Boden erbebte unter ihren Bewegungen. Die kleinen Steinchen, die von den Wänden auf den Boden gefallen waren, vibrierten und klackerten leise. Immer näher kam sie. Sie ließ sich Zeit. Ja, sie wusste genau, dass ich mich nicht bewegen konnte. Sie verspottete mich. Verzweifelt versuchte ich, meinen Körper in Bewegung zu setzten. Irgendetwas musste ich doch tun können. Irgendwas! Aber mein Körper regte sich nicht. Nur das Zittern meiner Muskeln gab er von sich, mehr nicht. Tränen stiegen in meine Augen, verschleierten mir die Sicht. So durfte es nicht enden. Nicht so! Ich hatte doch noch so viel vor. Wollte die Welt sehen! Die Zeit schien für einige Sekunden stehen zu bleiben. Bilder meines bisherigen Lebens zogen an mir vorbei. Ich sah meine Eltern, wie sie sich um mich kümmerten. Wie sie mich umsorgten. Wie sie starben. Ich sah mich. Wie ich ums Überleben kämpfte. Wie ich trainierte und wie ich Abenteurerin wurde. Ich sah meine Freunde. Wie ich mit ihnen lachte. Wie ich mit ihnen Spaß hatte. Wie sie mich hintergingen. Eine letzte Träne entkam meinem Augenwinkel und zerschellte in tausende winzig kleine Tropfen, als sie auf den Boden traf, ehe mich eines der acht Mäuler Orochis verschlang und ich in ewiger Finsternis versank.

 

Hallo @Yui

Ich möchte zuerst nur ein paar Worte zum Anfang deiner Geschichte schreiben, da mir die Formulierungen noch etwas umständlich erscheinen und mir leider gerade für eine intensivere Auseinandersetzung mit deinem Text die Zeit fehlt. Was folgt, sind nur Vorschläge meinerseits, wie der Text eventuell etwas gestrafft/geschliffen werden könnte:

Kühl und feucht legte sich die Luft auf meine Haut, benetzte sie und ließ mich erschaudern.
Kühle Feuchtigkeit legte sich auf meine Haut und ließ mich schaudern.

Ich zog meine Jacke etwas enger um mich und setzte meinen Weg fort.
Ich zog die Jacke enger und setzte meinen Weg fort.

So früh am Tag war das Wetter wirklich unangenehm.
So früh am Tag war das Wetter unangenehm. (den Satz könntest Du auch weglassen, er wirkt etwas redundant, weil das unfreundliche Wetter ja schon genügend zum Tragen kommt, ausserdem: Viele Geschichten beginnen mit Wetterbeschreibungen, vielleicht könntest Du um der Handlung willen etwas direkter einsteigen?)

Wäre es nur die Kälte, wäre es ja noch in Ordnung, aber der morgendliche Nebel raubte mir zudem auch noch die Sicht.
Die Kälte allein war ertragbar, aber der Morgennebel raubte mir die Sicht.

Hoffentlich konnte die Sonne den Nebel bald vertreiben, sonst würde ich mich sicherlich noch verlaufen.
Konnte die Sonne ihn nicht bald vertreiben, würde ich mich sicherlich verlaufen.

Leise knirschten die Steine unter meinen Füßen, während ich meinen Weg fortsetzte.
Steinchen knirschten unter meinen Schuhen. (oder läuft er/sie barfuss?)

Soweit erstmal in aller Kürze & Beste Grüsse,
d-m

 

Hallo Yui,
Herzlich Willkommen auf kg.de

Ich finde deine Geschichte sehr fantasievoll, aber mir fehlt der Spannungsbogen:
Es ist die Geschichte einer Heldin, die ziemlich chancenlos in ihren Tod geht und dabei auch noch recht wenig Gefühle hat:
Spannender fände ich es, wenn siedoch eine Minichance gehabt hätte oder wenn sie versucht hätte, mit dem Monster zu verhandeln. Nachdem sie ja gar keine Gefahr für es ist, muss es ihn ja auch nicht unbedingt töten.
Ich glaube, das die Geschichte in der Ich Form geschrieben ist - die schwersete Art, eine Geschcihte zu schreiben, ; Dritte Person Schreibweisen finden 99 % der Schreiber einfacher- erschwert es in diesem Fall, Details über die Heldin einzustreuen.

Im letzten Absat ist das definitiv zu spät:

So durfte es nicht enden. Nicht so! Ich hatte doch noch so viel vor. Wollte die Welt sehen! Die Zeit schien für einige Sekunden stehen zu bleiben. Bilder meines bisherigen Lebens zogen an mir vorbei. Ich sah meine Eltern, wie sie sich um mich kümmerten. Wie sie mich umsorgten. Wie sie starben. Ich sah mich. Wie ich ums Überleben kämpfte. Wie ich trainierte und wie ich Abenteurerin wurde. Ich sah meine Freunde. Wie ich mit ihnen lachte. Wie ich mit ihnen Spaß hatte. Wie sie mich hintergingen. Eine letzte Träne entkam meinem Augenwinkel und zerschellte in tausende winzig kleine Tropfen, als sie auf den Boden traf, ehe mich eines der acht Mäuler Orochis verschlang und ich in ewiger Finsternis versank.

Abgesehen davon, das es in sich etwas unlogisch klingt: Wer hat das berichtet, nachdem die Heldin stirbt

Ein paar Details:

Mein Auftrag war es, die Schluchten von Tabarest zu finden. Es war ein gefährlicher Ort, den die meisten Wanderer und Abenteurer mieden. Dementsprechend unerforscht war dieses Gebiet.
Wortwiederholung
Vorsichtig brach ich einen kleinen leuchtenden Zweig ab, um mich besser fortbewegen zu können.
Ich denke, er benötigt ihn als Lichtquelle, weil zum besser Fortbewegen, denke ich, würde er einen Stock verwenden
ch hätte mir vielleicht doch eine entsprechende Ausrüstung besorgen sollen. So ganz ohne Sicherung in diese Hölle zu steigen, war doch etwas gewagt. Aber eine solche Ausrüstung war verdammt teuer.
Das kommt mir seltsam vor: Ein Seil sollte ja nicht so teuer sein, und da er wohl ein Erfahrener Abendtuerer ist, sollte er sich ja vorbereitet haben

Ein schriller Schrei kroch meinen Hals empor
Kriechen klingt ja langsam, aber nachdem er gerade aus großer Höhe aufgeprallt ist, muss das wohl schnell gehen

Nur das Zittern meiner Muskeln gab er von sich, mehr nicht.
Finde ich recht umständlich, den Körper als er zu bezeichnen
Warum nicht alles in Ich Form

Ich weiß nicht, ob es dir schon aufgefallen ist, dass hier die Geschichten nach den Kimmentaren überarbeitet werden. Ich hoffe, du nimmst das als Anstoß nochmals drüber zu gehen.

lg
Bernhard

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin @Yui,

vielen Dank für Deine Geschichte.

Bin erst jetzt dazu gekommen sie zu lesen, war länger nicht hier. Habe auch bemerkt, dass Du selbst noch keinen der bisherigen Kommentare beantwortet hast, daher weiß ich nicht, wie wichtig Dir Feedback (noch) ist.
Auf die Gefahr hin, hier meine Zeit zu verschwenden möchte ich Dir aber trotzdem ein paar meiner Gedanken dalassen, denn den Text im Infofeld, also dass die KG auf einem existierenden Bild basiert, fand ich interessant. Das Bild hatte ich mir dementsprechend vor dem Lesen über den geteilten Link angesehen.

Den Einstieg fand ich ganz gut, war gespannt, was es mit der Schlucht und dem Auftrag des Protas auf sich hat. Doch unnötige Wortwiederholungen, einzelne „Tell-lastige“ Sätze und die mMn zu „einfache“ Sprache dämpften das Lesevergnügen recht rasch. Ich finde, gerade bei Fantasy dürfen die Szenen ruhig ein wenig opulenter, bildhafter beschrieben sein. Dazu später mehr.

Gerade im Mittelteil, wo Du die Schlucht beschreibst und die Story aufgrund der Basis des Bildes am stärksten wirken müsste, da Du ja eine Art Vorlage verwenden konntest, zog sich die Geschichte für mich am meisten.
Das Ende mit der Schlange wirkte dann ein wenig überhastet, besonders die Art, wie die Schlange spricht, hat mich rausgehauen, das fand ich dann fast schon unfreiwillig komisch.

Gerne zeige ich meine Punkte an wenigen Beispielen auf:

Wäre es nur die Kälte, wäre es ja noch in Ordnung, aber der morgendliche Nebel raubte mir zudem auch noch die Sicht.
Langsam ging ich am Abgrund entlang, suchte nach einer geeigneten Stelle um herunterklettern zu können. Es dauerte etwas, bis ich besagte Stelle gefunden hatte.
Ich hätte mir vielleicht doch eine entsprechende Ausrüstung besorgen sollen. So ganz ohne Sicherung in diese Hölle zu steigen, war doch etwas gewagt. Aber eine solche Ausrüstung war verdammt teuer.
Der Aufprall presste die Luft aus meinen Lungen, sodass mir für einen Moment der Atem wegblieb. Mein Herz hämmerte wild in meiner Brust, so als würde es versuchen zu entkommen. Ich versuchte Luft zu holen, meine Lungen schrien bereits nach Sauerstoff. Mehr als ein Husten brachte ich allerdings nicht zustande. Das allerdings löste die Blockade und ich sog tief die Luft ein. Ich konnte wieder Atmen. Die moderige, feuchte Luft fühlte sich unglaublich gut in meinen brennenden Lungenflügeln an, sodass ich mich recht schnell wieder beruhigen konnte.
Das sind mal exemplarische Stellen für sowohl vermeidbare Wortwiederholungen, als auch Satzkompositionen, die ein wenig ungelenk und steif daherkommen und den Lesefluss ausbremsen.


Mein Auftrag war es, die Schluchten von Tabarest zu finden.
Mit diesem einfachen Satz verschenkst Du mMn viel Potenzial. Kann man machen, klar, aber spannender wäre es, Deine Leser:innen nach und nach das Motiv des Protas selbst entdecken zu lassen. Show, don´t tell. Vielleicht besieht er sich die seltenen Pflanzen auf seinem Weg nach unten und weiß, was er (aufgrund ihrer alchemistischen Verwendung oder so) dafür auf dem Schwarzmarkt in den Städten kriegen würde, doch dafür ist er nicht dort. Wer ist sein Auftraggeber? Was ist dessen Motiv? Du siehst, da steckt evtl. noch Futter für eine größere Geschichte drin.

Vermutlich hatten die Anderen einfach nur Halluzinationen oder einen Ast im dichten Nebel für eine Gestalt gehalten.
Wieso sollten sie "einfach nur" Hallus gehabt haben? Wenn das in diesem Worldbuild normal ist, aus welchen Gründen auch immer, dann fehlt die Erklärung.

Leise klackerten die Steinchen, während sie an den Wänden abprallen und der Schwerkraft zum Opfer fielen.
Hier wechselst Du die Zeitform, ist vermutlich nur ein Tippfehler.

Gerade noch rechtzeitig war ich stehen geblieben
stehengeblieben

Der kleine Felsvorsprung, an dem ich mich mit meiner rechten Hand hielt, brach ab.
Ist es wichtig, mit welcher Hand er sich festhält? Vermutlich nicht. Mein Rat: Klopf den Text nochmal auf solche unnötigen Füllbausteine ab, es gibt einige darin. Vielleicht geht es Dir wie mir, ich sehe meine Geschichten beim Schreiben als eine Art "Film" vorm inneren Auge ablaufen und da kommt es vor, dass ich ganz unbewusst solche Füller mit einbaue, weil ich quasi bloß den Film "abschreibe".
Doch beim geschriebenen Wort hilft es enorm, in der Nachbearbeitung diese Teile zu entfernen, Du wirst sehen, die Texte gewinnen an Präzision und der dadurch wiederum bei deinem Publikum erzeugte Film läuft viel runder. :)

Schnell scannte ich die Wand mit den Augen nach einer neuen Möglichkeit, halt zu finden, allerdings war ich nicht schnell genug.
"Scannen" verbinde ich irgendwie automatisch mit Sci-Fi, ich dachte in diesem Moment, der Prota hat vielleicht so eine Art Visor, mit dem er besser sehen kann als ohne. Würde ich austauschen, es sei denn, die Story spielt im Genre Sci-Fi-Fantasy á la Star Wars.

Die Schlucht war auf skurrile Art wunderschön. Die moosbewachsenen Felsen und Wände formten wundersame Formen. Teilweise sah es sogar so aus, als würden sie in der Luft schweben.
Hier sind wir an der oben genannten Stelle, wo Du tiefer in das Vorlagenbild eintauchst. Doch anstatt uns en Detail zu zeigen, wodurch die Schlucht für den Prota skurril-schön wird, behauptest Du es bloß. Was für wundersame Formen sollen das sein, die da geformt werden? Sehen Sie aus wie kaleidoskopische Runen eines längst untergegangenen Volkes? Oder haben sie beinahe schon organische Züge, sodass er sich für einen Teil des Weges wie im Innern eines gigantischen Lebewesens fühlt? Ein Satz, dass sie schweben ist da für mich zu wenig, nichts für ungut.

Aus einigen Felsspalten drangen Wasserfälle und stürzten in die Tiefe. Ihr tosendes Rauschen schallte leise bis zu mir. Sie wirkten viel näher, als der Ton es vermuten ließ.
Hier hat es mich aufgrund der Formulierung rausgehauen. Felsspalten sind in meinem Kopf erstmal als schmal und klein konnotiert, das beißt sich irgendwie mit den Wasserfällen. Dann ist das Rauschen tosend, aber gleichzeitig leise. Den letzten Satz verstehe ich nicht.

Zudem verliehen sie dem Felskonstrukt eine frische Note. Zusätzlich ließen die paar Bäume und Sträucher, die sich hier ihren Lebensplatz erkämpft hatten, die Schlucht nahezu lebendig wirken.
Felskonstrukt klingt, als wäre die Schlucht von schaffenden Wesen geformt worden. Vielleicht ist sie das, dann solltest Du dies aber vorher definitiv erwähnen. Ansonsten würde ich einen anderen Begriff wählen.
Und wieso ließen die Bäume und Sträucher die Schlucht nahezu lebendig wirken? Wegen ihrer Farbgebung? Auch diese Formulierung lässt mich mehr unschlüssig denn interessiert zurück.

Der Ort hier war auf alle Fälle kein verfluchter Ort.
Erneut so eine unnötige Wortwiederholung/ungelenke Formulierung.

Schwerfällig riss ich meinen Blick los und setzte meinen Weg in die Tiefe fort.
Redundant. Wir wissen ja längst, dass es kontinuierlich abwärts geht.

Bei der Schlange und dem Ende hattest Du mich leider bereits fast verloren, dabei bietet das Monster mit seinen neun Köpfen und neun Enden und zahlreichen Augen bestimmt einen formidablen Endgegner.
Und dass der Prota am Ende gefressen wird, ist mMn das schlechtere Ende. Da hätte ich es cooler gefunden, er besiegt/verwirrt/betäubt das Biest mit dem Staub einer der seltenen Pflanzen da unten (oder so), erbeutet die Schuppe und schafft es hinaus. Aber das wäre dann in der Tat eine andere Geschichte.

Ich hoffe, meine Gedanken können Dir bei dieser oder zukünftigen Geschichten weiterhelfen.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und mit besten Grüßen

Seth

 

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