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Die Schwalbe Lilly

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29.03.2003
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Die Schwalbe Lilly

"Es ist soweit, rief die Mutter, wir müssen fliegen, sonst schaffen wir es nicht mehr in den Süden."
Alle Schwalbenkinder waren außer sich vor Freude, denn sie flogen zum ersten mal die weite Strecke. Nur die kleine Lilly, bekam mal wieder gar nichts mit. Sie spielte mit einer Fliege anstatt sie zu essen, denn man mußte schon gut genährt sein, um so eine Reise zu überstehen.
Viele Vögel waren schon voraus geflogen und es wurde wirklich Zeit! Ein schlimmes Unwetter hielt sie einige Tage zurück und nun mußten sie aufholen.
Die Mutter führte sie noch einmal zu einem Teich, wo sie noch einmal richtig zulangen und das frische Wasser genießen und ein Bad nehmen konnten.
Alle gehorchten, nur die kleine Lilly nicht! Mama schimpfte, als sie ihre Flugkünste zeigte, ihre Geschwister klatschten Beifall.
"Lilly, habe ich dir nicht gesagt, das du deine Kräfte sparen sollst? Wie willst du das durchhalten, ich sehe schon, irgendwo mußt du zurückbleiben und wir können dich nicht mitnehmen, da wir sonst alle erfrieren müssen!"
Mama Schwalbe machte sich große Sorgen um sie, aber es fehlte eben der Vater. Dieser kam vor einigen Wochen ums Leben, als ein großer Kater auf ihn wartete und er nur einen Moment nicht aufpasste...
Oh, wie sehr sie ihn doch vermißte. Nun mußte sie allein mit den vier Kinder in den Süden fliegen und auf alle Kinder alleine achten.
Lilly war ein besonderes Schwalbenkind, sie war sehr neugierig, wollte alles genau wissen und ging allem auf dem Grund.
Sie liebte die Natur, die Sonne. Es gab so viel zu entdecken, da blieb kaum Zeit zum Lernen.
Es ging los! Im hohen Bogen flogen sie über die Bäume! Lilly jauchzte und war begeistert, wie klein doch unten alles wurde.
Ihre Geschwister flogen gerade aus, immer hinter ihrer Mutter hinter her, doch sie machte Bogen, Schleifen, Sturzflüge, es war herrlich ein Schwalbenkind zu sein...
Nach einigen Tagen wurde Lilly ruhiger. Sie war aus der puste und konnte kaum noch folgen. Ach, hätte sie doch nur auf die Anderen gehört!
Mama Schwalbe war ernsthaft in Sorge, was sollte nun werden? Sie mußten sich beeilen, der Winter kam.
Zwei Tage später konnte Lilly nicht mehr, sie war zu erschöpft! Nichts half mehr. Sie fühlte sich elend und konnte kaum noch ihre Flügel bewegen.
Die Mutter mußte sie zurücklassen um ihre anderen Kinder zu retten. Sie gab ihr noch ein paar Ratschläge, ließ etwas zu essen da und flog traurig weiter.

Lilly schlief tagelang in einem verlassenen Schwalbennest und wurde wach, als sie beinahe zu Tode gefroren war.
Sie hatte Hunger, aber es war nichts mehr da. Langsam versuchte sie aus dem Nest zu gleiten, hatte kaum noch Kraft. Es dauerte lange, bis sie etwas zu essen fand. Gerade als sie darauf zu fliegen wollte, bekam sie einen Schlag und es wurde dunkel um sie.
Als sie erwachte, wußte sie nicht wo sie war. Ein Menschenjunge versuchte ihr etwas eßbares in den Schnabel zu geben. Alles tat ihr weh. Was war nur geschehen?
"Hallo kleine Schwalbe, wach auf, ich heiße Friedhelm und will dir helfen. Habe keine Angst, der olle Kater packt dich nie wieder an! Er hat dich am Flügel erwischt, aber das heilt bestimmt wieder."
Ja, stimmt, jetzt fiel es Lilly wieder ein. Was sollte sie nun tun, ihr Flügel war verbunden und tat furchtbar weh. Wird sie jemals wieder fliegen
können? Nein, sie wollte nichts essen, lieber wollte sie sterben, denn wenn sie nicht mehr fliegen kann, wie soll sie dann überleben?
Friedhelm setzte sie in einem großen Käfig und Lilly schloß die Augen. Ich will sterben, nie mehr werde ich meine Mama sehen und meine Geschwister!
"Ist da jemand?" Lilly erschrak, wer sprach da ihre Sprache? Zaghaft öffnete sie ihre Augen und erschrak. Da saß ein großer Schwalbenopa, der noch mehr Verbände hatte als sie. Der hatte beide Flügel verbunden und sehen konnte der auch nichts mehr!
"Ist da jemand?" Fragte er noch einmal.
"Ja, ich, die Lilly. Wer bist du?"
" Ich bin der Opa Karl! Ein Schwalbenkind um diese Zeit hier in dem kalten Norden! Was machst du denn hier?"
"Ich, ich, ich..." Lilly fing an zu weinen und erzählte danach dem Schwalbenopa ihr ganzes Leid.
Schwalbenopa Karl berichtete, das er sich ein Bein und beide Flügel gebrochen hatte, weil seine Augen nicht mehr so gut waren ist er gegen eine Mauer geflogen und Friedhelm ihn dann noch vor einer Katze gerettet hatte.
Er ist mit ihm zu einem Doktor gegangen und nun hofft er, bald wieder gesund zu sein.
Lilly war froh, etwas Gesellschaft zu haben und hörte dem Schwalbenopa gerne zu, wenn er ihr Geschichten erzählte.
Langsam ging es ihr auch besser.
Friedhelm fütterte sie immer noch und sie kam wieder zu Kräften.
Nach ein paar Wochen konnte sie den Käfig wieder verlassen und ein
wenig Fliegen üben. Bald klappte das wieder wie vorher.
Draußen war es kalt, sie konnte kaum Futter finden, wenn Friedhelm sie nicht versorgt hätte, wäre sie längst gestorben.
Der Käfig war immer noch ihr "Nest", in dem sie schlief oder sich mit Schwalbenopa Karl unterhielt.
Dem ging es gar nicht besser, er wurde immer schwächer. Nun war sie es, die ihm Geschichten erzählte.
Immer wieder dachte sie an ihre Mutter, an ihre Geschwister und hatte solches Heimweh!
Eines Tages, der Schnee war fort, flog sie hinaus. Endlich konnte sie sich wieder selber Futter suchen, wenn auch nicht lange, denn es war immer noch sehr kalt.
Heute fand sie einen besonders dicke Fliege und wollte sie dem Schwalbenopa bringen, doch der
Schwalbenopa Karl war tot, Lilly konnte es gar nicht glauben, was sollte sie jetzt tun, sie kam sich vor, als sei sie ganz allein auf dieser Welt. Sie weinte sich beinahe die Augen aus. Nichts konnte sie mehr erfreuen, auch nicht die Sonnenstrahlen, die nun langsam wärmer wurden.
Wieder einmal saß sie auf dem Telefonmast und war ganz traurig. Friedhelm konnte sie heute auch nicht mehr aufheitern. Wieder kullerten viele Schwalbentränen den Baum hinunter.
Plötzlich hörte sie ein einen Gesang, der ihr sehr bekannt vor kam. " Witt-witt-twitt...biwist!"
Das Lied hatte ihre Mama immer gesungen, wenn sie mit ihren Geschwistern und den Papa über den Wald flogen.
Sie schaute hoch zum Himmel. Waren das nicht Schwalben?
Nein, das kann nicht sein, ist denn schon Frühling?
Sie reckte ihr Köpfchen empor, so daß sie beinahe vom Mast gefallen wäre. Das kann nicht sein, ich träume, oder? Da oben, das könnte meine Mama sein und da hinter, es sind drei Schwalben, aber die sind viel zu groß, nein, das sind sie nicht...
Dennoch, sie wollte es genau wissen und flog in die Lüfte.
Mama Schwalbe hörte auf zu singen und erinnerte sich an Lilly, hier mußte sie ihr Kind zurücklassen! Ob sie wohl noch lebt? Sicher wurde sie von einer Katze gefressen, sie kannte ja die Gefahren nicht, da sie nie aufpaßte, wenn Schulstunde war.
Lillys stockte der Atem, das war sie, das war ihre Mama! Vor lauter Aufregung bekam sie keinen Piep heraus. Sie sauste durch die Luft wie ein Wirbelwind und genau auf ihre Mama zu. Beinahe wäre es zu einem Zusammenstoß gekommen, aber Lilly schaffte es noch rechtzeitig zu bremsen.
Gerade wollte Mutter Schwalbe los schimpfen, als sie Lilly erkannte!
Auch sie bekam keinen Ton heraus, ließ sich einfach fallen und landete auf einem Baum.
Die drei anderen Schwalben waren erstaunt, irgendwie kam ihnen diese Schwalbe bekannt vor. Ja, keine andere Schwalbe außer ihrer Schwester Lilly konnte so viele Luftkunststücke, aber die Lilly, war die nicht längst gestorben?
Auch sie setzten sich auf einen Baumast und schauten neugierig zu ihrer Mutter rüber und der fremden Schwalbe, die Lilly sehr ähnlich sah.
Da rief Mama Schwalbe sie zu sich und sagte, das sei Lilly, sie hätte überlebt, weil ein kleiner Junge sie gesund gepflegt hatte.
Alle waren sehr glücklich und freuten sich, das Lilly nichts passiert war.
Sie erzählten sich bis zum frühen Morgen, was so alles geschehen war. Berichteten aus dem Süden und das es hier doch viel schöner sei.
Gegen 7 Uhr erblickten sie den kleinen Friedhelm, der nach Lilly ausschau hielt. Fröhlich machte diese einen Sturzflug in Richtung des Jungens und zwitscherte, so wie sie es noch niemals in den letzten Monaten getan hatte.
Friedhelm schaute sie an, dann sah er auf dem Baum eine ganze Schwalbenfamilie und wußte, das war Lillys Familie. Anstatt sich zu freuen, wurde er sehr traurig, denn nun würde Lilly ihn verlassen und mit ihnen ziehen...
Genau das dachte Lilly plötzlich auch und flog wieder zu ihrer Mutter.
"Mama, was wird denn nun? Können wir nicht hier bleiben?"
"Ja mein Kind, da dein Menschenfreund dich gerettet hat, wollen wir ihn und seiner Familie Glück bereiten, du weißt doch, wenn wir an den Häusern unser Nest bauen, bedeutet das Glück!
Wir werden hier bleiben, aber im Herbst müssen wir wieder zurück nach Afrika, sonst erfrieren wir und du kommst mit."
Lilly trällerte nun froh ihr Lied und die anderen stimmten ein. Witt-witt-twitt...biwist!

Irgendwie hatte sich alles verändert, die Luft war wärmer, die Sonne strahlte, es war Frühling!
Mama Schwalbe baute ein Nest unter der Dachrinne von dem Haus, in dem Friedhelm wohnte. Sie hatte einen neuen Mann gefunden und war sehr glücklich. Ihre Geschwister flogen ebenfalls mit einem Partner davon, nur Lilly war immer noch allein.
Aber sie hatte noch soviel zu entdecken und so gar keine Augen für Schwalbenmänner!
He, wer sass denn da auf ihrem Telefonmast und schaute sie an? Den kannte sie ja noch gar nicht.
Er hatte eine rostbraune Kehle, genau wie sie und an seinem Hals sah es aus, als hätte er ein schwarzes Halsband. Sein Rücken glänzte bläulich schwarz in der Sonne! Sie wurde ganz verlegen, als er ihr Beifall klatschte, für den gerade vollbrachten eleganten Bogenflug.
Er schaute ihr frech in die Augen und dieser Blick liess sie nicht mehr los. Was war nur geschehen? Sie wurde doch nicht etwa krank. Sie zitterte und hatte kaum noch Kraft auf der Dachrinne zu landen.
"Du da, das ist mein Mast auf dem du da sitzt!" Krächzte sie dem Schwalbenmann zu und tat so, als würde er ihr gleichgültig sein. Huch, wieder durchdringten sie diese Blicke und trafen sie direkt ins Schwalbenherz.
Der Schwalbenmann flog zu ihr und setzte sich neben sie. Lilly verschlug es den Atem! Was für ein Mann!
"Ich beobachte dich schon einige Tage, sagte er und wollte dich fragen, ob du mit mir ein Nest bauen möchtest." Lilly konnte sich kaum bewegen, sie hatte das Gefühl, als träumte sie gerade ihren schönsten Traum.
Der Schwalbenmann berührte zärtlich ihre Flügel und vor Schreck fiel Lilly von der Dachrinne. Doch der Schwalbenmann konnte sie auffangen und hob sie wieder in die Lüfte.
Von überall hörten sie die Vögel singen und Der Schwalbenmann erzählte ihr, es sei Hochzeitsgesang, ob sie nicht auch daran teilnehmen wollte, als seine Frau.
Lilly konnte immer noch nichts sagen, nickte nur und legte ihr Köpfchen an seiner weißen Brust.
Am selben Abend wurde Hochzeit gefeiert. Viele Schwalben kamen, auch ihre Geschwister! Danach bauten sie ebenfalls ein Nest aus Schlamm und Halmen, zum Schluß polsterten sie es mit den schönsten Federn aus, die sie hatten.
Dann legte Lilly sieben Eier und wärmte diese, in der Menschensprache heißt das brüten.
Nach wenigen Wochen hatten sie es geschafft, aus den weißlichen grob braunen gepunkteten Eiern schlüpften sieben süße Schwalbenkinder. Sie waren nun Eltern!
Lillys Mann holte das Futter, während Lilly sie auf ihre Flugzeit vorbereitete, ihnen auch von Schwalbenopa Karl erzählte.
Nach drei Wochen war es soweit, die sieben Schwalbenkinder mußten Fliegen lernen!
Im nu hatten sie es gelernt und so schnell wie das Frühjahr und der Sommer gekommen waren, so schnell kam der Herbst!
Zeit zum Aufbrechen in den Süden! Diesmal trafen sich alle Schwalben und flogen gemeinsam. Lilly dachte noch viel an das letzte Jahr zurück. Sie freute sich schon auf das Frühjahr, denn dann wollten sie in ihr Nest zurückkehren, das dann auf sie wartete, an dem Haus vom kleinen Friedhelm!

 
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Hallo Inga,

Erschtma herzlich willkame uff kg.de :anstoss:

Hm, also eigentlich bringe ich es gar nicht übers Herz, Dir mitzuteilen... dass Deine Geschichte für mich eine der besseren von den hiesigen Kindergeschichten ist ;). Es ist die erste (von denen, die ich kenne), die Liebe und Tod mit einbezieht, und dass auf eine sehr ehrliche Art und Weise. Da wiegt es auch gar nicht mehr so schwer, dass Du hie und da zum Kitsch tendierst. Das dürfte für Kinder denke ich mal sowieso nicht so schlimm sein...

Über Deinen Stil könnte ein Jeep fahren, so sicher ist er. Inhaltsmäßig will ich jedoch Anmerkungen loswerden.

Es gab so viel zu entdecken, da blieb kaum Zeit zum Lernen.

:thumbsup: Ich liiiebe solche Sätze...

Plötzlich hörte sie ein einen Gesang, der ihr sehr bekannt vor kam.

Kleiner Korrekturfehler.

Das kann nicht sein, ich träume, oder?

So was nenne ich WaltDisney'sche "süße Naivität". Sehr gut.

(Anm.: bei WD ist mir das zuerst aufgefallen; muss nicht heißen, dass er's erfunden hat)

...kleiner Junge sie gesund gepflegt hatte.

Hier bin ich gestolpert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Schwalbe ein so nahes Verhältnis zu Menschen pflegt, dass sie einfach so unsere Namen übernimmt. Ich würde konsequent - zumindest in Hauptsätzen - "Menschen-????" schreiben, das fände ich authentischer.

Fröhlich machte diese einen Sturzflug in Richtung des Jungens und zwitscherte, so wie sie es noch niemals in den letzten Monaten getan hatte.

Hoppla! => "in seine Richtung". Obiges wäre eine kleine Ausnahme zu meiner Bemerkung bzgl. Stilsicherheit.

Sie hatte einen neuen Mann gefunden und war sehr glücklich

Fälle von Sodomie bitte unter "Seltsam" ;). Nene, konsequent zwischen "Schwalben-????" und "Menschen-????" unterscheiden. Das vermeidet Irritation; könnte mir vorstellen, Kinder sind dafür besonders empfindlich.

Von überall hörten sie die Vögel singen und Der Schwalbenmann erzählte ihr, es sei Hochzeitsgesang, ob sie nicht auch daran teilnehmen wollte, als seine Frau.

Jetzt wird es mir persönlich schon zu viel: Kitsch wie aus Groschenromanen. Aber wie gesagt, vielleicht bin ich ja schon zu alt um sowas zu verstehen.

Dann legte Lilly sieben Eier und wärmte diese, in der Menschensprache heißt das brüten. Nach wenigen Wochen hatten sie es geschafft, aus den weißlichen grob braunen gepunkteten Eiern schlüpften sieben süße Schwalbenkinder.

dito. Wenn Du den Kitschgeschädigten beruhigen möchtest, kannst Du es ja mit einer Totgeburt versuchen. Das bringt dann nämlich alles wieder ins Gleichgewicht. Zwei wäre schon wieder zuviel, dann fällt's nämlich auf... :D.
Außerdem finde ich den Teilsatz mit dem Brüten ziemlich redundant.

Gern gelesen,
FLoH.

 

Hallo Floh,
danke für Deine ehrliche Meinung. Tja, das denkst Du über diese Geschichte, aber ich schrieb sie für meinen 6jährigen Sohn und andere Kinder, angefangen im Vorschulalter. Natürlich habe ich diese Geschichte testen lassen, wie Kinder darauf reagieren. In dem Alter waren sie begeistert.
Es fehlte eigentlich nur der Satz: "wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute"...
Also ein Zwischending von einer Geschichte und einem Märchen...
Siehst Du es nun mit anderen Augen???
Alles Liebe
Inga

 

Na, vielmehr sollte ich sagen: Ich sehe, dass andere es mit anderen Augen sehen ;). Auch wenn Du die Geschichte bei einigen Kindern erfolgreich getestet hast, muss es nicht unbedingt heißen, dass alle so denken. Aber lass ma gut sein; ich gehöre sicher nicht mehr in die Zielgruppe Deiner Geschichte, Ahnung von Kindern habe ich ebensowenig :shy:.

FLoH.

 

Hallo Inga,

deine Geschichte habe ich nicht so gerne gelesen. Das hat nichts mit dem Inhalt zu tun, sondern liegt an Deiner Art, zu formulieren. Häufig bin ich über Sätze gestolpert, die holperig und hölzern klangen. Das merkt man besonders gut beim lauten Vorlesen, und da ist es etwas grundlegend Anderes, ob du die Geschichte gerade aus dem Stegreif einem Kind erzählst, oder ob du eine fertige Geschichte vorliest. Beim spontanen Erzählen würde ich solche kleinen "Macken" ohne weiteres entschuldigen; wenn die Geschichte aber fertig sein soll, dann wünsche ich mir schon, dass sie auf solche Kinderkrankheiten hin durchgesehen wurde. Ich meine damit unnötige Wortwiederholungen, das Springen in den Zeiten und z.B. Sätze, die durch mehrfaches Anfügen von und... und.. und.. schwerfällig geworden sind.

Ich habe Dir im Folgenden einmal aufgelistet, was mir beim ersten Lesen so aufgefallen ist:

"Nur die kleine Lilly,(Komma weg!) bekam mal wieder gar nichts mit"

"Sie spielte mit einer Fliege anstatt sie zu essen, denn man mußte schon gut genährt sein, um so eine Reise zu überstehen." Das ist mißverständlich formuliert: Sie spielte mit der Fliege, denn man mußte gut genährt sein? Du willst doch sagen: Sie sollte die Fliege lieber essen, statt mit ihr zu spielen, denn....

"Mama schimpfte, als sie ihre Flugkünste zeigte, ihre" Hier ist nicht klar, worauf sich das Wort "sie" bezieht, Du meinst sicher Lilly, die die Flugkünste zeigt, aber „sie“ bezieht sich auf Mama (die schimpfend ihre Flugkünste zeigt?)

""Lilly, habe ich dir nicht gesagt, das(dass(!)) du deine Kräfte sparen sollst?"

"Die Mutter führte sie noch einmal zu einem Teich, wo sie noch einmal richtig zulangen und das frische Wasser genießen und ein Bad nehmen konnten." Wortwiederholung "noch einmal", im Ganzen ist dieser Satz ziemlich schwerfällig, vielleicht kannst Du das flüssiger formulieren?

"Wie willst du das durchhalten (bis hierher ist es eine Frage, ich würde ein Fragezeichen setzen und dann einen neuen Satz anfangen), ich sehe schon, irgendwo mußt du zurückbleiben (das geschieht doch erst in der Zukunft (wirst du zurückbleiben müssen) und wir können dich nicht mitnehmen (werden dich nicht mitnehmen können), da wir sonst alle erfrieren müssen (müssten)!"

"Ihre Geschwister flogen gerade aus" geradeaus - oder meinst du, dass sie gerade einmal aus flogen (so wie man Abends ausgeht?)

"immer hinter ihrer Mutter hinter her, doch sie machte Bogen" doch Lilly machte Bogen - oder meinst du die Mutter? Und zweimal „hinter“ ist auch nicht so schön...

"Sie war aus der puste" Puste groß!

"Die Mutter mußte sie zurücklassen (Komma!)um ihre anderen Kinder zu retten. "

"etwas eßbares in " Eßbares groß

"Nein, sie wollte nichts essen, lieber wollte sie sterben, denn wenn sie nicht mehr fliegen kann(konnte!), wie soll (sollte!) sie dann überleben? "

"Friedhelm setzte sie in einem (einen) großen Käfig "

""Ist da jemand?" Lilly erschrak, wer sprach da ihre Sprache? Zaghaft öffnete sie ihre Augen und erschrak." Zweimal "erschrak", das klingt nicht schön - wie wäre es mit "Lilly fuhr auf, wer..."?

"Schwalbenopa Karl berichtete, das (dass)er sich ein Bein und beide Flügel gebrochen hatte, weil seine Augen nicht mehr so gut waren ist er gegen eine Mauer geflogen und Friedhelm ihn dann noch vor einer Katze gerettet hatte." Dieser Satz ist so schwerfällig und außerdem springst Du in den Zeiten hin und her. Mir würde es besser gefallen, wenn Du etwas wie: "..., gut waren. Deswegen ist er gegen eine Mauer geflogen. Zum Glück hat Friedhelm ihn dann (im letzten Augenblick noch) vor einer Katze gerettet.

"Er ist mit ihm zu einem Doktor gegangen und nun hofft er, bald wieder gesund zu sein. " Hier ist wieder einmal nicht klar, wer wer ist. Vielleicht kannst du Mißverständnisse dadurch ausräumen, dass du schreibst: "Der Junge ist dann mit ihm... und nun hofft Karl...."

"Heute fand sie einen (eine) besonders dicke Fliege"

"Plötzlich hörte sie ein einen (?) Gesang," noch schöner wäre: plötzlich hörte sie Gesang....

An dieser Stelle stockte ich und fragte mich, ob Floh Dich nicht bereits auf diesen letzten Fehler hingewiesen hatte. Ich sah in seine Kritik – und tatsächlich, auch er war darüber gestolpert. Deshalb habe ich jetzt erst einmal keine weiteren Punkte aufgelistet, weil es ja nicht sein muß, dass wir alles doppelt schreiben.

Die Idee zu Deiner Geschichte ist womöglich sehr niedlich, aber wenn ich auf so viele ungeschickten Formulierungen stoße, habe ich einfach wenig Freude am Lesen.....

@Floh
Du schreibst, manches findest Du kitschig, aber für Kinder sei das vielleicht nicht so schlimm... Da möchte ich Dir ganz entschieden widersprechen! Wenn wir wollen, dass unsere Kinder ein Gefühl für schöne und gute Sprache (und das bedeutet natürlich auch später einmal für gute Literatur) entwickeln, dann müssen wir schon bei den Geschichten für die ganz Kleinen darauf achten, dass wir ehrlich und schlicht und einfach gut formulieren. Und dies ist ganz sicher nicht leicht!

Ich wollte mit dieser Kritik niemanden verletzen :), aber ich mußte mir das alles einmal von der Seele schreiben!

Liebe Grüße
Barbara :)

 

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