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Die Sehnsucht in mir und dir

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23.09.2007
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Die Sehnsucht in mir und dir

Die Sehnsucht in mir und dir

Ben

In letzter Zeit war alles so eigenartig geworden.
Irgendetwas ging in ihm vor.
Er lebte von einem Tag auf anderen, ohne wirklich zu leben.
Die Arbeit, sein Erfolg und all die anderen Dinge, die ihn einst glücklich machten, schienen nicht mehr wichtig zu sein.
Was war passiert? Warum fühlte er morgens beim Aufwachen diese Leere und abends kurz vorm Schlafen gehen diese Einsamkeit?
Die Suche nach einer Lösung schien aussichtslos. Denn das was ihm fehlte, erkannte er nicht.


Ben lebte nun seit zwei Jahren nicht mehr in Tokio.
Seine Wohnung befand sich im 34. Stock mitten in New York. Eine riesige Zweizimmerwohnung mit Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichten.
Die Zimmer waren alle recht karg eingerichtet.
Denn als junger und erfolgreicher Unternehmer, befand sich alles was er zum Leben brauchte, in den Straßen von New York.

Es war Mittag, als jemand laut stark an Bens Tür klopfte.
„He! Wer auch immer du bist, hör auf an die verfuckte Tür zu hämmern!“ brüllte Ben mit einer verkaterten Stimme, während er aufstand, um an die Tür zu schlürfen.
In seinem Kopf bohrte und hämmerte es schon den ganzen Tag. Er hatte wohl einen Tequila zu viel in der letzten Nacht gehabt.
Wie an jedem nächsten Morgen, nach einem durchzechten Abend, schwor er sich nie wieder so viel Alkohol in sich zu kippen.
„Ben!“ Es war die quirlige Stimme von Sam, Bens jüngerem Bruder.
Oh, nein! Den Bastard kann ich jetzt gar nicht gebrauchen, dachte Ben und öffnete langsam die Tür.
„Ach, du meine Fresse, siehst du scheiiiiiiiße aus!“ quietsche Sam, als er in Bens zerknautschtes Gesicht blickte. Ohne jedoch weiter auf ihn einzugehen, trippelte der kleine Blondschopf schon in Wohnung und setzte sich auf die Ledercouch.
Ben blieb nichts anderes übrig als die Tür wieder zu schließen und den Tag aufs Neue zu verfluchen.
„Ben, ich muss dir ehrlich sagen, du siehst noch beschissener aus als mein Hund, nachdem er damals überfahren worden ist“ feixte Sam.
„Was willst du Scheißer eigentlich hier?“ entgegnete Ben seinem Bruder trocken.
Er hatte Sams Aussage nichts entgegen zu setzten. Schließlich fühlte er sich wirklich wie ein zehnmal überfahrener Hund.
„Ich bereichere dein Leben mit meiner Gegenwart!“
„Du solltest eher die Hölle mit deiner Gegenwart bereichern…“
Sam lachte jauchzend auf. ,,Dort war ich doch schon. Aber die haben mich wieder rausgeschmissen!“
Ja, weil du so hässlich bist, dachte sich Ben, doch behielt es lieber für sich.
Denn wer im Glashaus sitzt sollte bekanntlich nicht mit Steinen werfen. Und mit riesigen Augenringen und einem bleichen Gesicht, sah er zurzeit auch nicht, wie ein junger Gott aus.
„Also gut Sam! Ich hab heute auch noch andere Dinge zu tun. Was brauchst du? Geld oder eine Stripperin?“
„Am Besten beides auf einmal. Denn was macht man mit einer Stripperin ohne Geld?!“ Obwohl Sam gerade mal dreizehn war, wusste er mehr über Frauen, als Hugh Hefner.
,,Danke fürs Angebot, aber ich muss leider ablehnen. Denn heute bin ich in himmlischer Mission zu dir gekommen. Rate mal, wen ich getroffen habe?“
„Hör zu! Du weißt, dass ich Ratespiele verabscheue. Und wenn du jetzt nicht gleich irgendetwas Interessantes zu erzählen hast, kick ich dich mit einem netten Arschtritt aus meiner Wohnung!“ All die alkoholischen Getränke machten sich wieder bemerkbar und der Wunsch nach einem stillen Örtchen wurde immer größer.
„Ben, mein geliebter Bruder, du wirst es nicht für möglich halten, aber ich habe jemanden getroffen, der dich wieder aus deiner Selbstmitleidskrise befreien wird.“
Bei dem Wort ‚Selbstmitleidskrise’, war es um Ben geschehen.
Das, was er als flaues Gefühl im Magen wahrnahm, wurde zum lebenden Alptraum.

Nach etlichen Stunden, wagte es Ben, den über dem Klo hängenden Kopf hoch zu nehmen.
Er fühlte sich immer noch scheußlich.
Sam war schon längst wieder nach Hause gegangen, jedoch nicht ohne eine hämische Nachricht zu hinterlassen: „Sorry, konnte deinen kotzigen Geruch nicht mehr ertragen. Hast noch fieser gestunken, als der überfahrene Hund!
Habe Michelle Kaio gestern getroffen. Sie ist in New York. Ruf sie unter dieser Nummer an.
Gutes Erbrechen noch… Sam“

Mit einem Schlag war das flaue Gefühl im Magen verschwunden. Und damit auch die Leere, die sich von Tag zu Tag in ihm breit machte und die ihn drohte immer mehr zu quälen.


Michelle

Michelle Kaio war der Inbegriff von Schönheit, Reinheit und Stolz. Sie wurde so geboren und würde eines Tages so sterben.
Auf manch einen, der ihr unbekannt war, wirkte sie unnahbar und arrogant.
Wer sie kannte, führte diese Eigenschaft auf ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbstsicherheit zurück.
Gerade das, brachte ihr viele Neider.
Einst sagte ihr ein guter Freund: „Wenn du den Raum betrittst, dann scheint alles um dich nicht mehr zu existieren. Alle Frauen sind neidisch auf dich, denn du hast die Aufmerksamkeit, die sie niemals in ihrem ganzen Leben erhalten werden.“
Doch Michelle hatte nie nach dieser Aufmerksamkeit gebeten.
Ihr reichte es von einem bestimmten Menschen geschätzt, bewundert und geliebt zu werden.


Die Sonne schien hell ins Zimmer hinein, während eine leichte Brise durch das weit geöffnete Fenster wehte.
Michelle war seit Stunden wach. Sie hatte sich noch nicht ganz an die Zeitumstellung gewöhnt. Zwar war sie schon vor etwa einer Woche von Tokio nach New York geflogen, doch der Jet- Lag hielt immer noch stark an.
Zusätzlich waren die letzten paar Tage ziemlich anstrengend gewesen.
Denn gleich nach dem sie in New York ankam, wurde sie etlichen Menschen vorgestellt, die zukünftig mit ihr zusammen arbeiten würden.

Wenn sie darüber nachdachte, kam es ihr so vor, als sei es erst gestern gewesen, wie sie mit Jerry Yamato, dem weltberühmten Dirigent, an einem Tisch saß und er sie bat für einige Monate nach New York zu kommen, um als Geigensolistin vor einem amerikanischen Publikum zu spielen.
,,Sie sind einer größten Talente, die mir je begegnet sind, Miss Kaio! Sie ziehen die Menschen nicht nur mit ihrer musikalischen Begabung in den Bann, sondern schaffen es auch ein noch so kritisches Publikum mit ihrem Wesen zu bezaubern.“ Jerry Yamato, ein Mann der niemals ins schwärmen geraten war, zollte an diesem Abend zum ersten Mal nicht Bach oder Beethoven seine Bewunderung.

Die Kisten mit Michelles Sachen standen immer noch unberührt im Flur ihrer neuen Wohnung.
Solange ich noch Herrin über mein eigenes Chaos bin, kann ich die Sachen auch noch morgen auspacken, dachte sie, während sie sich ihren Seidenschal um den Hals wickelte und ihre Jacke anzog.
Als vor etwa einer halben Stunde das Telefon klingelte und eine vertraute Stimme ,,Hi… ich meine hallo… hier ist Ben“ in den Hörer stammelte, blieb ihr Herz für ein halbe Ewigkeit stehen. Alles um sie herum schien totenstill, außer seinem Atem hörte sie nichts.
Seine Stimme, die sie nach Jahren zum ersten Mal wieder hörte, löste in ihr tausend Gefühle auf einmal aus.
Oft hatte sie sich gefragt, welches Gefühl dabei wohl am intensivsten wäre.
Vielleicht wäre es ein solcher Schmerz, wie damals als er beschloss von ihr weg zu gehen.
Oder sie würde einfach nur glücklich darüber sein, die Stimme eines alten Freundes wieder zu hören.
Stolz zu sein bedeutet manchmal auch Verleumdung der wahren Gefühle.
Und Michelle war der Inbegriff von Stolz, sodass es ihr schwer viel, das intensivste Gefühl in ihr wahrzunehmen… Sehnsucht.
,,Michelle?!“ Bens Stimme hatte sich seit den letzten Jahren nicht verändert. Sie strotzte immer noch vor Kraft und Selbstsicherheit.
,,He…!“ antwortete sie leise.
Stets folgte sie im Leben ihren Zielen und ließ sich von nichts auf der Welt durcheinander bringen. Doch in solch einem Moment so zu tun, als sei man Herr seiner Lage, fiel auch ihr schwer.

Michelle schmunzelte, bei dem Gedanken an ihre ersten gemeinsamen Worte am Telefon.
Es hatte nicht lange gedauert und die alte Vertrautheit zwischen ihnen war wieder aufgetaucht.
Sie verspürten beide den tiefen Wunsch einander wieder zu sehen.
,,Ich werde dir die wahre Seele New Yorks zeigen“ hatte er ihr vorgeschlagen. „Danach wirst du alles mit anderen Augen betrachten.“
Seine Stimme war sanft, wie noch nie.
Michelle lebte, nachdem Ben verschwunden war, ihr Leben nach ihren eigenen Regeln, ohne dabei etwas zu vermissen. Doch der Klang seiner Stimme, erweckte in ihr den tiefen Wunsch nach Geborgenheit und Halt.
Vielleicht erhalten wir beide die Chance, nicht nur New York neu zu entdecken, sondern uns beide gemeinsam wieder zu finden, dachte sie, während sie Tür hinter sich zu zog und sich auf den Weg machte, um mitten in New York Ben nach etlichen Jahren wieder zu sehen.


Ben & Michelle

Ihr Gesicht war dem eines Engels gleich. Sie sah so friedlich und unschuldig aus, während sie leise vor sich heratmete.
Ben war nachts öfters aufgewacht, aus Angst ihre letzte gemeinsame Nacht sei nur ein Traum gewesen.
Noch schien ihm alles so unwirklich, als hatte nicht er selbst, sondern ein ganz anderer Mensch, die letzten Wochen mit ihr erlebt.
Seit langer Zeit einmal war er wieder vollkommen zufrieden mit sich selbst und der Welt.
,,Wie lange willst du mich denn noch beobachten?“ flüsterte Michelle, während sie noch immer die Augen geschlossen hatte.
,,Du bist wach?“ fragte er leicht erschrocken. ,, Ich meine, hab ich dich etwa geweckt… es tut mir leid… also…“
„Hör auf so aufgeregt zu sein… du hast mich nicht geweckt.“ Ihr Lächeln war so bezaubernd.
„Ich könnte das den ganzen Tag tun“ sagte er sanft.
„Was denn?“
„Dich einfach beobachten, wie du schläfst.“
Michelle schmiegte sich langsam an seine Brust.
„All die letzten Jahre ohne dich, hab ich von einem Tag auf anderen gelebt. Ich war oberflächlich betrachtet glücklich, doch nie wirklich zufrieden.
Es fehlte etwas… und jetzt weiß ich, dass ich dich niemals hätte verlassen sollen, denn du füllst in mir die Leere.“ Ben holte tief Luft, bevor er fort fuhr. „Erst nachdem man etwas verloren hat, wird einem bewusst, wie wertvoll es war.“
Er küsste ihr liebevoll die Stirn.
,,Du hast mir auch gefehlt“ sagte sie leise ohne ihn dabei anzugucken. ,,Ich will nicht die Aufmerksamkeit anderer, wenn ich weiß, dass du mir deine schenkst.“

Mehr hatten beide nicht zu sagen, denn sie wussten, dass sie sich wieder gefunden hatten und das war alles was zählte…

 

Hallo Godfather,

also, sei mir nicht böse - aber als ich die Dialoge zwischen den Brüden gelesen habe, hätte ich beinahe wieder aufgehört.
Die sind wirklich mehr als daneben - dass sie mal einen derberen Spruch ablassen, ok, meinetwegen - aber das dieses Gespräch "ewig" so weitergeht ist dann wirklich zu viel des Guten.
Und außerdem weiß ich ehrlich gesagt gar nichts, was diese lange Unterhaltung bringen soll. Der Bruder teilt ihm mit, das Michelle wieder in der Stadt ist. Das hätte er dem Bruder auch kurz am Telefon mitteilen können - im Prinzip ist das ja nur die Einleitung und der räumst du beinahe ebensoviel Raum ein wie der eigentlichen Geschichte.

So ganz ernst nehmen kann ich deine Protagonisten auch nicht - hauptsächlich deswegen, weil sie eigentlicht nichts anderes sind als wandelnde Klischees - Ben, der Jungmanager, der oft einen über den Durst trinkt und schließlich die schöne (ach wie schöne!), stolze Michelle.

Gut - die beiden treffen sich wieder und finden wieder zueinander. Keine Ahnung, was sie verbindet oder jemals verbunden hat. Keine Ahnung, warum sie sich überhaupt jemals getrennt haben. Das wäre nämlich durchaus ein interessanter Aspekt - wenn etwas so perfekt ist, fragt man sich schon, warum es dann jemals auseinandergehen konnte.

Alles in allem könnte ich sagen, dass die Geschichte vor allem daran krankt, dass einem die Protagonisten letztendlich egal sind. Eigentlich erfährt man so gut wie gar nichts über sie und das was man erfährt, macht sie einem nicht unbedingt symphatisch. Versuche doch einfach, ihnen ein bisschen mehr Hintergrund zu geben. Eine gemeinsame Vergangenheit. Bestimmte Charaktereigenschaften etc. - gleichzeitig solltest du auch deiner Geschichte selbst etwas mehr Tiefe geben.
In der momentanen Version gefällt sie mir leider nicht.

Die Arbeit, sein Erfolg und all die anderen Dinge, die ihn einst glücklich machten, schienen nicht mehr wichtig zu sein.

Warum "schienen" - sind sie ihm noch wichtig oder nicht?

Es war Mittag, als jemand laut stark an Bens Tür klopfte.

lautstark

„Ach, du meine Fresse, siehst du scheiiiiiiiße aus!“ quietsche Sam, als er in Bens zerknautschtes Gesicht blickte.

Die Formulierung hab ich jetzt schon öfters gelesen - aber mir ist eigentlich nie so richtig klar geworden, wie ein "zerknautschtes Gesicht" aussieht.

„Ben, ich muss dir ehrlich sagen, du siehst noch beschissener aus als mein Hund, nachdem er damals überfahren worden ist“ feixte Sam.
„Was willst du Scheißer eigentlich hier?“ entgegnete Ben seinem Bruder trocken.

Also, keine Ahnung ob es irgendwo auf der Welt Leute gibt, die tatsächlich so bescheuert reden - ich find´s unerträglich. Kommt mir hier auch vor wie eine Imitation dieser amerikanischen Gangsterfilme ...

Obwohl Sam gerade mal dreizehn war, wusste er mehr über Frauen, als Hugh Hefner.

Das wage ich zu bezweiflen ...

Sie wurde so geboren und würde eines Tages so sterben.

Die meisten Leute pflegen irgendwann älter zu werden, Falten zu bekommen und so weiter und so weiter. Schön, wenn Michelle dem entkommt.

Sie sind einer größten Talente, die mir je begegnet sind, Miss Kaio!

An diesem Satz stimmt etwas nicht.

Seine Stimme war sanft, wie noch nie.

Komma raus

Lieben Gruß, Bella

 

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