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Die Taube

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11.11.2019
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Die Taube

In der Station, die jeden Morgen verstopft ist, fällt mir eine Taube auf. Sie gleitet über die Köpfe der Menschen hinweg, von denen die meisten sehr in Eile zu sein scheinen. Ich jedoch habe noch Zeit, bis mein Zug abfährt.

Ich beobachte den Vogel, wie er gemächlich, ganz nahe an der Zimmerdecke, dahingleitet. In diesem Teil der Station sind die Räume nicht so hoch. Oft kommt es mir so vor, als streifte der Vogel mal oben am Plafond und berührte dann wieder den einen oder anderen Haarschopf oder tippte mit der Flügelspitze auf eine Mütze oder einen Hut.
Ich wünsche mir fast, dass das Tier die Menschen mit einem leichten Federstreifen berühre und stelle mir vor, wie sie dadurch aus ihrem hastigen Treiben herausgerissen werden. Doch nichts dergleichen geschieht. Außer mir scheint niemand von dem Vogel Notiz zu nehmen. Man ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

Vor dem Ausgang, dort wo eine Rolltreppe zur Oberfläche hinaufführt, beschleunigt die Taube mit zwei kräftigen Flügelschlägen und gleitet dann über die Köpfe hinweg in die Freiheit. Gegen die morgendliche Hektik der Menschen kann der Vogel nichts tun.

 

Hallo Kahasimir, vielen Dank für die umfangreiche Rückmeldung und die vielen Anmerkungen! Das hilft sicher sehr! Habe versucht, die Situation aus Sicht des Erzählers wiederzugeben (daher z.B. auch der letzte Satz). Ist mir offensichtlich nicht richtig gelungen. Mal sehen, was weiter mit dem Text mache. Danke! Beste Grüße, Walterbalter

 
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Gesegnet mit der Gnade des tauben Ohres und somit als Halbtauber muss mich ja der Titel interessieren,

lieber Walterbalter,

selbst wenn es größere Problem auf der Welt gibt - wie etwa die gendergerechte Weichspülung von Sprache oder eine „gerechte“ Sprache, was immer da Gerechtigkeit bedeuten mag (da sind die sprachlichen Geschlechterrollen von Mensch und Taube geradezu wie Antipoden zueinander, die Taube, der Tauber oder Täuberich) - geben (noch) unbehauene, quasi jungfräuliche Debüts einiges über den Autor her, und die Aussage Deiner kleinen Skizze will der Schlusssatz anzeigen

Gegen die morgen[d]liche Hektik dieser Menschen kann der Vogel nichts tun
was übrigens bis weit in den Feuerabend hinein gilt.

Bissken Flusenlese (die ja schon vor der Hektik beginnt):

Ich jedoch habe noch Zeit[,] bis mein Zug abfährt.

Hier
Oft kommt es mir so vor, als streife der Vogel mal oben am Plafond und berühre dann wieder den einen oder anderen Haarschopf oder tippe mit der Flügelspitze auf eine Mütze oder einen Hut.
gibstu eine unwirkliche als-ob-Situation wieder, die besser im Konjunktiv irrealis gezeichnet wird statt im Modus des Konj. I und der indirekten Rede, also statt „streife“ streifte usw. also „berührte“, „tippte“. Oder – falls Du die Verwechselung mit dem Prät. fürchtest – als würde-Konstruktion (da bin ich kein Freund von, was Dich nicht daran hindern sollte, wenn Dir danach ist). Im nächsten Strang lässt sich der Wunsch-Gedanke als indirekte Rede, also Kon. I führen, warum er dennoch aufgeführt wird, verrrät das fehlende Komma
Ich wünsche mir fast, dass das Tier die Menschen mit einem leichten Federstreifen berühre und stelle mir vor[,] wie sie dadurch aus ihrem hastigen Treiben herausgerissen werden. Doch nichts dergleichen geschieht. Man ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

Dass ich aber guter Dinge bin und bleibe, verrät die folgende, korrekte Formulierung
Außer mir scheint niemand von dem Vogel Notiz zu nehmen.

Da „scheinen“ zumeist wie „brauchen“ u. a. mit den Infinitiv zu bilden ist.

Bis bald

Friedel

 

Lieber Friedrichard,

der Text müsste grundlegend überarbeitet werden, wofür mir Kahasimir schon ein paar Ansätze geboten hat. Bisher konnte ich mich dazu jedoch nicht entschließen.
Vielleicht trägt ja Deine Rückmeldung dazu bei, dass dies noch doch rascher geschieht?

Deine Anmerkungen habe ich gerne aufgenommen und umgesetzt.
Vielen Dank für den Hinweis zum Konjunktiv irrealis. Das trifft's in der Tat viel besser!

Vielen lieben Dank!
Walterbalter

 

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