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Die Zwangsstörung

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22.03.2015
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Die Zwangsstörung

„Wir sollten was unternehmen“, sagte Margot und strich die Marmelade auf ihrem Toast platt.
„Was denn unternehmen?“, fragte Luis, während er mit der Fliegenklatsche nach der Wespe schlug, die es auf den Frühstückstisch abgesehen hatte.
„Ich weiß nicht. Einfach raus. Man darf keine Wespen töten, Luis.“
„Ich will sie auch nicht töten. Nur sehr schwer verletzen“, antwortete er, während er die Flugbahn des Insekts verfolgte, „Warum willst du denn einfach raus?“
„Sie haben gesagt, dass es heiß wird.“
„Es ist doch schon heiß.“
„Es wird noch heißer“, sagte Margot und nahm einen Bissen Toast, „Bis zu 35 Grad könnten es werden, haben sie im Fernsehen gesagt.“
„Mhm“, murmelte Luis und nahm einen Schluck Kaffee, ohne das Insekt aus den Augen zu lassen, dass sich quer über den Tisch in Richtung Butter schlich.
„Wir könnten an den See fahren“, schlug Margot vor, „Ich könnte uns etwas zu Essen einpacken für ein Picknick und ...“
„Jetzt aber!“, rief Luis und schlug mit der Klatsche auf die Wespe.
Schwer getroffen und unkontrolliert mit den Flügeln surrend, wand sich das Insekt hin und her.
„Luis“, mahnte Margot.
„Siehst du. Nur schwer verletzt“, sagte Luis, lud das angeschlagene Tier auf die Fliegenklatsche und warf es über die Hecke, „Die Kleine von nebenan will doch Tierärztin werden. Kann sie schon Mal üben.“
„Manchmal bist du unmöglich“, sagte Margot und griff zur Kaffeekanne.
Luis legte die Fliegenklatsche zur Seite, ließ sich in den Stuhl sinken und rückte den Schirm seiner Mütze zurecht.
„Möchtest du noch Kaffee?“, fragte Margot.
„Sehr gern“, antwortete er, „Aber an den See möchte ich nicht.“
„So?“, fragte sie und verteilte den Kaffee möglichst gerecht, „Was möchtest du denn machen?“
„Nichts“, antwortete Luis knapp.
„Also irgendwas unternehmen sollten wir schon“, sagte Margot, stellte den Kaffee ab und griff zur Milch.
„Warum?“
„Willst du stattdessen den ganzen Tag auf dem Balkon verbringen?“.
„Nein“, sagte Luis und nippte an seinem Kaffee, „Nach dem Frühstück wollte ich eigentlich rein.“
„Rein“, Margot schüttelte den Kopf, „Bei der Sonne, Luis.“
„Eben. Drinnen ist es kühl.“
„Und was möchtest du drinnen machen?“
„Wenn ich ehrlich bin, habe ich eigentlich nichts Bestimmtes vor“, sagte er und nahm einen großen Schluck Kaffee.
„Ach, dann können wir auch genauso gut an den See fahren.“
„Das verstehe ich nicht“, sagte er.
„Was verstehst du nicht?“
„Warum an den See fahren genauso gut sein soll wie nichts zu tun. In meinen Augen sind das zwei völlig verschiedene Dinge.“
„Das habe ich damit doch gar nicht gemeint“, sagte Margot und ließ sich ebenfalls in den Gartenstuhl sinken, der daraufhin ein knarrendes Geräusch von sich gab, „Aber wieso nichts tun, wenn man auch etwas unternehmen kann?“
„Wir fahren sonst nie an den See.“
„Heute aber bietet es sich an.“
„Warum?“, fragte Luis und beobachtete einen kleinen Vogel, der sich in einem mit Wasser vollgelaufenen Blumentopf wusch, „Warum wolltest du letzten Monat nicht an den See?“
„Da war es nicht annähernd so warm wie heute.“
„Genau. Heute werden alle da sein“, sagte Luis, „Wir hätten fahren sollen, wenn sonst niemand hinfährt.“
„Wir können natürlich auch etwas anderes unternehmen“, antwortete Margot, „Es muss nicht unbedingt der See sein.“
„Was wäre denn etwas anderes?“, fragte Luis.
Margot nahm einen weiteren Bissen von ihrem Toast, kaute ausreichend darauf herum und winkte einer Nachbarin zu, die mit dem Fahrrad vorbeifuhr.
„Ja. Zum Beispiel“, sagte sie noch immer kauend, „Wir könnten mit dem Fahrrad fahren.“
„Haben die im Fernsehen nicht gesagt, dass es bis zu 35 Grad werden soll?“
Margot schluckte den Toast herunter. Hinter der Hecke konnte man einen Moment lang noch immer die schwer verletzte Wespe am Boden umher surren hören.
„Na gut“, sagte Margot,“Dann sag mir doch worauf du Lust hättest.“
Luis überlegte, tippte mit dem Finger auf der Oberfläche des Tisches herum.
„Heute ist doch Samstag, oder?“, fragte er.
„Ja.“
„Dann schaue ich eventuell das Quiz.“
„Ach, Luis“, Margot faltete die Hände im Schoß zusammen, „Fernsehen schauen kann man jeden Tag.“
„Mit dem Fahrrad an den See fahren und picknicken auch“, sagte er.
„Wenn es kalt ist, dann nicht“.
„Wenn man sich warm anzieht, dann doch.“
Am Himmel zog ein Flugzeug seinen Kondensstreifen über den ansonsten blauen Himmel. Kurz darauf konnte man auch das weit entfernte Dröhnen der Turbinen vernehmen.
„Du willst den Tag also drinnen verbringen?“, fragte Margot.
„Ja“, Luis kratzte an einem Fleck auf seinem Hosenbein herum, „Ich schätze schon.“
„Was machen denn deine Kollegen von der Arbeit dieses Wochenende? Bleiben die alle zu Hause?“
„Dafür müsste ich sie alle nacheinander anrufen, um das herauszufinden.“
„Redet ihr auf der Arbeit nicht miteinander?“
„Doch. Manchmal“, sagte Luis und streckte sich, „Aber es ist immer so laut, da versteht man ja sein eigenes Wort nicht.“
Margot beäugte aus dem Augenwinkel eine ganz neue, quicklebendige Wespe, die um den Rest ihres Marmeladentoasts umherkreiste.
„Soll ich sie verletzen?“, fragte er.
„Lass das Tier in Frieden, Luis. Die sind geschützt.“
Margot schlug die Beine übereinander und griff nach der kleinen Gießkanne, die neben ihrem Stuhl stand. Vorsichtig goss sie Wasser über die Blumen, die sie im Sitzen erreichen konnte.
„Also ich erinnere mich, dass wir letztes Jahr bei solch einem Wetter immer etwas unternommen haben“, sagte sie dabei.
„Das stimmt.“
„Da hattest du noch deutlich mehr Lust.“
Luis nahm die Mütze ab und kratzte sich am Kopf.
„Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht“, sagte er.
„Was meinst du denn damit?“, fragte Margot und stellte die Gießkanne wieder an ihren Platz zurück.
Luis setzte die Mütze wieder auf und sorgte dafür, dass sie ihm auch genug Schatten ins Gesicht warf.
„Na ich meine damit natürlich, dass das voriges Jahr war und ich mir nicht sicher bin, ob ich damals tatsächlich mehr Lust hatte als jetzt. Damals war ich schließlich noch nicht in Behandlung.“
„Ach, Luis. In Behandlung bist du wegen deiner Zwangsstörungen.“
Luis zog die Füße aus den Mokassins und bewegte seine Zehen an der frischen Luft ein wenig hin und her.
„Das weiß ich doch. Ist ja immerhin auch schon deutlich besser geworden.“
„Na, das mit Sicherheit, Luis. Einmal am Tag duschen reicht ja auch völlig.“
„Da konnte ich ja nichts für“, sagte Luis und kratzte sich mit dem rechten Zeh über den linken Fuß, „Das war ein innerer Zwang, der in Nichtübereinstimmung und Disharmonie zu dem stand, was ich eigentlich wollte.“
„Ich weiß, Luis. Die Broschüren haben wir ja immerhin gemeinsam gelesen.“
„Mhm“, machte Luis und legte die Beine übereinander, „Und darum glaube ich nicht, dass ich letztes Jahr unbedingt mehr Lust hatte etwas zu unternehmen. Das war auch eher so eine Art von innerem Zwang.“
„Im Sommer etwas unternehmen zu wollen ist doch keine Zwangsstörung, Luis.“
„Also die Symptome stimmen“, sagte Luis und unterdrückte ein Gähnen.
„Unsinn“, sagte Margot und schob sich den verbliebenen Rest Toast in den Mund, „Wie lange sind wir jetzt verheiratet, Luis?“
„30 Jahre.“
„32. Und wir haben jeden Sommer etwas unternommen.“
„Stimmt“, sagte Luis und schnippte einen Brotkrumen vom Tisch in den gemähten Rasen, „Bis ich in die Behandlung gegangen bin.“
Margot verzog die Mundwinkel, griff zu einer Serviette und tupfte sich etwas Marmelade von den Fingern.
„Also magst du den Sommer eigentlich gar nicht“, diagnostizierte sie und legte die Serviette zurück.
„Das kann gut sein“, antwortete Luis und legte die Stirn in Falten, „Sonst wäre ja der innere Zwang nicht da, etwas tun zu müssen, was man im Grunde gar nicht mag.“
„Ach, Luis. Warum soll man denn den Sommer nicht mögen?“
„Warum muss man ihn denn mögen?“
„Also müssen tust du gar nichts“, sagte sie.
„Ja ich weiß. Sonst wäre ich ja mit dir heute an den See gefahren.“
Margot nahm ihr Glas vom Tisch und goss sich was von dem Orangensaft ein.
„Das heißt, du möchtest diesen Sommer und alle kommenden viel lieber drinnen verbringen“, sagte sie, während sie ein für zu groß empfundenes Stück Fruchtfleisch aus dem Glas zupfte und auf ihren Teller legte.
„Ja. Jetzt wo ich so darüber nachdenke.“
„Na gut, wenn du das für richtig hältst.“
Luis blinzelte ob eines Sonnenflecks, der durch ein Loch im Sonnenschirm gewandert war und ihm trotz Mütze ungünstig ins Gesicht schien.
„Ich könnte mir vorstellen, dass wir an dieser Stelle nicht weiterkommen, wenn wir versuchen in richtig und falsch denken“, sagte er und rückte den Stuhl um wenige Zentimeter nach vorne.
„Na einen Grund wird es sicher geben, dass im Sommer mehr Leute zum See rausfahren als im Winter.“
„Mhm“, murmelte Luis, „Vielleicht ja so etwas wie eine kollektive Zwangsstörung.“
Margot räusperte sich und nahm noch einen Schluck Orangensaft, ehe sie das Glas zurückstellte.
„Es ist eben schöner" sagte sie.
„Wärmer.“
„Bitte?“
„Es ist wärmer“, sagte Luis, „Ob etwas schön ist oder nicht, darüber kann man sich ja nun streiten. Aber zu sagen,dass es im Sommer wärmer ist, darauf kann man sich wohl problemlos einigen.“
„Und das es warm ist, das muss man doch ausnutzen.“
„Mhm“, Luis schnalzte mit der Zunge, „Genau das habe ich mir ja früher auch immer gedacht. Auch, wenn ich eigentlich überhaupt keine Lust hatte.“
Margot atmete tief ein, hörbar aus und starrte eine Zeit lang vor sich ins Gras.
„Was ist?“, fragte Luis nach einer Weile.
„Ich denke gerade nach.“
„Worüber denn?“
„Ob ich es nun besser finde, dass du deine psychische Störung losgeworden bist oder früher gerne an den See gefahren und bis zu siebenmal am Tag frisch geduscht gerochen hast.“
Luis kratzte sich hinterm Ohr. Von irgendwoher näherte sich gut hörbar eine Mücke, was nicht bedeutete, dass man sie auch sah. Luis griff zur Fliegenklatsche und legte sie sich auf den Schoß.
„Also wie wir gerade festgestellt haben“, begann er schließlich, „Gerne im Grunde ja nicht.“
„Ich glaube das habe ich verstanden, Luis.“
„In Ordnung.“
Margot erhob sich aus dem knarrenden Stuhl, stand auf und klopfte sich die Hosenbeine ab.
„Bist du fertig mit dem Frühstück?“, fragte sie.
„Ja.“
„Gut. Dann nehme ich bereits etwas davon mit rein.“
Wie aus dem Nichts tauchte die Mücke auf, die bislang wie ein Phantom um Luis herumgeschwirrt war und sich nun auf einem seiner freien Füße niederließ.
„Margot?“
„Ja?“
„Was ist mit Mücken?“, fragte er und hob langsam die Fliegenklatsche, „Sind die geschützt?“
„Nein, Luis“, sagte Margot und ging mit den leeren Tellern an ihm vorbei ins Haus, „Mücken darf man töten.“
„Fabelhaft“, sagte Luis und schlug zu.

 
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Hola @Cabal,

Deine ‚Karnivoren’ wegen ihres psychologischen Akzents noch gut in Erinnerung, mache ich mich an Deinen neuen Text.

Braves Setting am Frühstückstisch, penible Beschreibungen aller Kleinigkeiten – ich liege auf der Lauer, um den ersten Hinweis auf Lesenswertes nicht zu verpassen.

Nichts, außer Frühstück. Sie schwätzen und schwätzen, es dreht sich im Kreis, und ich merke, wie ich schneller lese. Böses Zeichen.
Da rührt sich nicht viel, schade. Denn auch beim Frühstücken kann man ein amüsantes, ein etwas tiefergehendes, ein geharnischtes, ein mit eingebauten Vorwürfen befrachtetes und was weiß ich alles für ein Gespräch führen – was leider nicht stattfand.
Das beste war:

... eine kollektive Zwangsstörung.
Brauchte einen langen Anlauf:sconf:.

Für meinen Lesegeschmack fehlt Entertainment; die Story lahmt. Vielleicht kannst Du sie noch etwas aufmotzen (Eifersüchteleien, alte Rechnungen, schräge Verdächtigungen etc.), denn wenn der Leser den Rest der Geschichte im Schnellgang hinter sich bringt, ist das gar nicht gut.

Ein paar Nichtig- und Kleinigkeiten:

strich die Marmelade auf ihrem Toast platt.
Würde eher beim Schnitzelklopfen von platt sprechen.
... könnten es werden K haben sie im Fernsehen gesagt.“

Kann sie schon Mal üben.“
(ein)mal
„So?“, fragte sie K während sie den Kaffee möglichst gerecht verteilte
fragte sie, während sie – nicht optimal

ließ sich ebenfalls in den Gartenstuhl sinken, der daraufhin ein knarrendes Geräusch von sich gab, ...
So, so, der Gartenstuhl knarrt also – Cabal, ich bitte Dich!
... und winkte einer Nachbarin zu, die mit dem Fahrrad vorbeifuhr.
Sehr schön. Sehr ländlich. Gähn.
... nahm einen weiteren Bissen von ihrem Toast, kaute ausreichend darauf herum ...
Sollte man auch! Gutes Kauen entlastet den Magen! Cabal – ach, ich sagte es schon ...
„Ja. Zum Beispiel“, sagte sie noch immer kauend, ...
Nach viel Text:
Margot schluckte den Toast herunter.
Na, jetzt isser wech. Hat aber auch gedauert!

Dann sag mir doch K worauf du Lust hättest.

„Unsinn“, sagte Margot und schob sich den verbliebenen Rest Toast in den Mund, ...
Oh, ich dachte schon, sie hätte ihn vergessen.

... bis zu sieben Mal am Tag frisch geduscht gerochen hast.“
Sagt man das so: ‚frisch geduscht gerochen?
siebenmal
„Gut. Dann nehme ich bereits etwas davon mit rein.“
Etwas unglatt.

Liebe(r)Cabal (Bin aus Deinem Avatar nicht schlau geworden:cool:), tut mir leid, dass ich etwas lästere, ist nicht bös gemeint. Nur muss der Leser viel Text verkraften, in dem nix passiert. Die kleinen Sticheleien - okay, das schreibst Du gut und gekonnt, nur reicht das mMn nicht, den Leser bis zum weit entfernten Ende bei der Stange zu halten. Und dass 'Humor' noch schwieriger ist als 'Erotik,' wissen wir sowieso.
Vielleicht findest Du neben der Ostereierfarbe noch ein Tütchen mit Chiliflocken für den Text?

Frohe Ostern!
José

 

Hallo @Cabal

zuerst ein dickes Lob: Reine Dialoggeschichten sind nicht leicht aufzubauen. Ich konnte ohne Schwierigkeiten folgen, der Ablauf ist logisch und das ist bei solchen Texten nicht selbstverständlich. Die Figuren werden ausreichend charakterisiert, soweit das bei dieser Form möglich ist. Das Gespräch ist stellenweise amüsant, was durch die Dissonanz zwischen den Partnern bestärkt wird. Das sind zwei Rollenbilder, die vielleicht ein bisschen überzogen dargestellt sind, aber anders würde es wohl nicht funktionieren.

Leider verliert sich die Geschichte in Redundanzen und zum Ende steht man irgendwie genauso da, wie zu Beginn. Man spürt in solchen Texten, wie wichtig eine Entwicklung der Figuren ist. Denn hier fehlt sie.
Nun, ich habe den Eindruck, der Dialog dient ja ohnehin eher der Darlegung der Gedankenwelt des Autors und die hat schon etwas. Wieviele Dinge tun wir nur, weil man sie tut? Wenn man diese Überlegung vom Thema Wetter ausgehend weiter führt, dann warten da für manche überraschende Erkenntnisse. Freiheit bedeutet, nicht tun zu müssen, was man nicht will. Aber das wäre das Ende der Welt, wie wir sie kennen! :lol:

Also: Die Aussage gefällt mir, regt auch zum Weiterdenken an. Die Konstruktion ist ein bisschen lahm, weil der Dialog sich irgendwann im Kreis dreht.

Insgesamt bin ich als Kunde zufrieden mit dem Produkt.

Schönen Gruß!
Kellerkind

 
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Hallo Cabal

Das ist etwas spooky, weil ich mir vor zwei Tagen exakt zwei Loriot-Videos auf Youtube angeschaut habe. Ich verbringe praktisch null Zeit auf Youtube, aber da war ich halt mal dort und da wurden mir die beiden Videos vorgeschlagen, aus welchen Gründen auch immer, und das waren: Ich will hier nur sitzen und Das Ei ist hart und wenn man diese beide Geschichten fröhlich mischt, kommt deine heraus, etwas böse formuliert. Das gilt in erster Linie von ...

„So?“, fragte sie und verteilte den Kaffee möglichst gerecht, „Was möchtest du denn machen?“
„Nichts“, antwortete Luis knapp.
bis ...
„Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht“, sagte er.
... und das sind ja doch etwa zwei Drittel des Textes.

Sorry, ich will dir nichts unterstellen, aber ich kann das vor diesem Hintergrund nur als Imitation/Kopie lesen. Das betrifft vor allem die Art und Weise, wie du die Dialoge gestaltest, diese Rückfragen, das Nachhaken, "aber irgendetwas muss du doch machen" etc. Auch inhaltlich ist das halt sehr nahe an: Ich will hier nur sitzen, während das Frühstücks-Setting demjenigen von Das Ei ist hart entspricht.
Aber - das will ich zugestehen - du machst das wirklich sehr gut. Als ich den Text gelesen habe, hatte ich sofort die Stimmen aus dem Video im Kopf und das hat perfekt gepasst. Insofern: Kompliment.
Die Bissigkeit Loriots fehlt mir allerdings, auch die Steigerung. Während bei Loriot die Sache am Ende jeweils eskaliert - "Ich schreie dich nicht an", schreit der Mann am Ende des einen, "Irgendwann bringe ich sie um" sagt er am Ende des anderen Sketches -, lässt du ihn eine Mücke klatschen, das hat natürlich nicht den selben Punch.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo @josefelipe

danke dir für dein Feedback. Ich habe bereits darum gebeten, die Geschichte nachträglich in die Kategorie "Experimente" verschieben zu lassen. Dort scheint sie mir besser aufgehoben (hab ich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung irgendwie übergangen .. :schiel: )

Es ist für mich vielmehr eine Zustandsbeschreibung, statt einer tatsächlichen Geschichte. Es geht um Stagnation und das Gefühl, einfach Mal im "Nichts und Jetzt" verweilen zu wollen statt aufbrechen zu müssen. Daher habe ich für mich Spannung/Entwicklung beim Schreiben bewusst ausgeschlossen (ich schließe natürlich nicht aus, dass man dieses Thema nicht auch spannend aufziehen kann)
Ein Experiment, In dem Wissen, dass sich dieses Gefühl von "Nichts" natürlich auch beim Leser niederschlagen kann

Trotzdem danke. Vor allem auch auf die grammatikalischen Hinweise.

Schöne Ostertage

Hallo @Kellerkind ,

Nun, ich habe den Eindruck, der Dialog dient ja ohnehin eher der Darlegung der Gedankenwelt des Autors
Da täuscht dich dein Eindruck keineswegs.:schiel:

Man spürt in solchen Texten, wie wichtig eine Entwicklung der Figuren ist. Denn hier fehlt sie
Bin ich ganz bei dir. Wie schon in meiner Antwort an josefelipe geschrieben, will ich den Text lieber in die Kategorie "Experimente" verschieben lassen. Denn ich gebe dir Recht. Für das, was eine Geschichte braucht, passiert zu wenig bis "Nichts". Doch wie fühlt sich dieses "Nichts" an? Das versuche ich mit diesem Text.

Wünsche dir schöne, und hoffentlich spannendere Ostertage als die von Margot und Luis.:dozey:

 

Hi Cabal,

habe deine PN erhalten.
Ich sehe hier aber keine Merkmale eines Experiments und kann den Text daher nicht verschieben. Siehe auch die Erläuterungen in der entsprechenden Rubrik. Danke.
LG, GoMusic

 

Hallo @Peeperkorn ,

Sorry, ich will dir nichts unterstellen, aber ich kann das vor diesem Hintergrund nur als Imitation/Kopie lesen.

Danke dir für den Hinweis. Da ich nicht Loriot-kundig bin, habe ich mir die die beiden Videos nun eben selbst angesehen und verstehe die von dir aufgeführten Parallelen, kann aber nur die Hand dafür ins Feuer legen, wissentlich nichts kopiert zu haben.

Nun möchte ich mir aber überlegen, zumindest das Setting (Frühstückstisch ist ja nun austauschbar) zu ändern und das Element des Im-Sommer-muss-man-etwas-tun noch etwas stärker hervorzuheben. Denn den Dialog während eines besonders heißen Tages spielen zu lassen, war sehr bewusst gewählt.

Viele Grüße,

Cabal

Hi Cabal,

habe deine PN erhalten.
Ich sehe hier aber keine Merkmale eines Experiments und kann den Text daher nicht verschieben. Siehe auch die Erläuterungen in der entsprechenden Rubrik. Danke.
LG, GoMusic


In Ordnung. Danke.

 

Hey Cabal

Da ich nicht Loriot-kundig bin, habe ich mir die die beiden Videos nun eben selbst angesehen und verstehe die von dir aufgeführten Parallelen, kann aber nur die Hand dafür ins Feuer legen, wissentlich nichts kopiert zu haben.
Vor diesem Hintergrund wird aus meinem Kompliment ein grosses Kompliment!

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
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Hey @Cabal,

und Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Habe ein schönes Jahr! Und ein gesundes!
Hat man ja hier auch nicht aller Tage, das wer an seinem Geburtstag und so :).

Sagen wir mal so, ich gehöre eigentlich voll in deine Zielgruppe. So leises Ehekriseln mit Humor getagt - perfekt. Und wegen mir müssen die auch gar nix weiter machen als zu frühstücken und einen herrlichen Dialog dabei zu führen. Aber sagen wir mal so, eigentlich sollte sich das Ganze ja zuspitzen, im Diagramm so linear ansteigend. Bei Dir ist eher so wie die taumelnde Wespe, so Schleifchen. Auch stilistisch. Und noch mal das ganze und noch eine Bewegung/Beobachtung/Umweltdingens. Das nimmt nirgends richtig Fahrt auf, das bekommt keinen Drive und das ist echt, echt schade. Sowohl inhaltlich, als auch diese vielen, vielen Zwischeneinschübe. Ich hau mal weg und raus, was ich (bin nur ich, kannste auch getrost ignorieren) für überflüssig halte:

„Wir sollten was unternehmen“, sagte Margot und strich die Marmelade auf ihrem Toast platt.
„Was denn unternehmen?“, fragte Luis, während er mit der Fliegenklatsche nach der Wespe schlug.
„Man darf keine Wespen töten, Luis.“
„Ich will sie auch nicht töten. Nur sehr schwer verletzen.“
„Sie haben gesagt, dass es heiß wird.“
„Es ist doch schon heiß.“
„Bis zu 35 Grad, haben sie im Fernsehen gesagt.“
„Mhm“, murmelte Luis und nahm einen Schluck Kaffee.
„Wir könnten an den See fahren“, schlug Margot vor.
„Jetzt aber!“, rief Luis und schlug mit der Klatsche auf die Wespe. „Siehst du. Nur schwer verletzt.“ Er warf das angeschlagene Tier über die Hecke.
„Möchtest du noch Kaffee?“, fragte Margot.
„Sehr gern“, antwortete er. „Aber an den See möchte ich nicht.“
„Was möchtest du denn machen?“
„Nichts“, antwortete Luis knapp.
„Willst du den ganzen Tag auf dem Balkon verbringen?“
„Nein“, sagte Luis und nippte an seinem Kaffee. „Nach dem Frühstück wollte ich eigentlich rein.“

Ab spätestens hier sollte der nächst höhere Gang rein. Und dann muss sich das Ganze natürlich zuspitzen. Keine Ahnung. Er fährt zum See und sie bleibt zu Hause oder er will dann doch zum See, um ihr eine Freude zu machen, aber sie will nicht mehr; nicht, wenn er es nur tut, um ihr eine Freude zu machen ... ein turn, eine Wendung sollte das schon noch nehmen, damit das nicht so auf einer Linie verläuft. Irgendwann im Verlauf des Textes hatte ich nämlich echt die Lust auf die beiden verloren, dachte aber, halt durch - ... na, ja. Humor ist auch so ein Teufel, den bekommen nur wenige Autoren bei den Hörnern gegriffen. Insofern hast Du hier schon eine schöne Ausgangsbasis. Trau Dich! Bisschen mehr drehen und schrauben und ich sag mal, allein durch den Rotstift kannst Du hier schon paar mehr Punkte rausholen. Trenne Dich von v.a. von den Wiederholungen (inhaltlich) und den hundert drumrum Dingen. Das z---i-----e---h-----t den Text so in die Langeweile.

Beste Grüße!
Fliege

Nachtrag: Lese gerade in einer Antwort von Dir:

Doch wie fühlt sich dieses "Nichts" an? Das versuche ich mit diesem Text.
Nach verschwendeter Zeit. Für die beiden am Tisch und für die L:sealed:

Nachtrag II: Lese gerade in deinem Profil, dass Du Drehbuch studierst. Ich glaub, meine Anmerkungen zur Dialoggestaltung braucht es dann ja nicht. Egal. Nun stehen sie eben da.

 

Hola!

Fliege: schrieb:
... er will dann doch zum See, um ihr eine Freude zu machen, aber sie will nicht mehr; nicht, wenn er es nur tut, um ihr eine Freude zu machen ...
Hahaha, ganz genau so! Dann hätte auch ich eine Freude gehabt!

Schöne Ostern, Ihr Lieben!
José

 

Hallo @Cabal ,

ich brauchte gerade mal etwas Abstand von Coronazeiten und wollte was Heiteres lesen. Gleich zu Beginn bin ich erschrocken bei der Vorstellung, die beiden wollen/ sollen an den See. Das dürfen die doch gar nicht, dachte ich, und war gespannt, wie du sie reagieren lässt. Aber es geht tatsächlich um Humor. Ob der sich beliebig in die Länge ziehen lässt, bezweifle ich. Steigern lässt er sich bestimmt. Böll, Loriot sind da gute Adressen. Ich selber habe auch einen Favoriten, der die Spirale der Antworten bis nach Absurdistan schrauben konnte. Ich meine Karl Valentin und Liesel Karlstadt. Eine Prise davon wäre nicht schlecht, zum Beispiel über das Totschlagen von Nützlingen.

Danke für diesen aufmunternden Ostergruß

wieselmaus

 

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