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Direkte Demokratie

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11.01.2002
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Direkte Demokratie

Wie Schröder die Wahl doch noch gewann

Heute Morgen saß ich mit Eddi vor dem Fernseher. Eigentlich sitzen wir morgens immer vor dem Fernseher, denn wir sind arbeitslos und können unsere Freizeit beliebig gestalten. Nachrichten liefen, Eddi grinste: “Das Hochwasser in Dresden steigt, bald steht die ganze Stadt unter Wasser – geil.”
Ich schob diese grenzdebile Bemerkung auf seinen Guten-Morgen-Joint. “Was ist daran geil?”
“Je länger das Hochwasser anhält, desto besser werden Schröders Umfragewerte. In einer Woche ist Bundestagswahl.”
“Na und?”
“Wenn Stoiber gewinnt, ist es aus mit Dolce Vita auf Staatskosten, der würde dich höchstpersönlich in die Fabrik peitschen.”
“Verdammt, so weit habe ich noch nie gedacht.” Gebannt sah ich im Fernsehen auf das Wasser, das soeben in ein Wohnhaus schwappte. “Schade, dass man selbst keinen Einfluss auf die Politik nehmen kann.”
“Man kann.” Eddi zwinkerte. “Ich zum Beispiel schreibe seit Mona-ten unter dem Namen eines CDU-Mitgliedes Leserbriefe an überregi-onale Zeitungen und plädiere für die Abschaffung des Kündigungs-schutzes, da 53% der Kranken wissenschaftlich bewiesen einfach nur faul seien. Der gute Mann hat schon Morddrohungen erhalten.”
“Genialer Schachzug”, hauchte ich ehrfurchtsvoll. In mir kam Neid auf: Eddi kämpfte gegen sein Schicksal und ich bekam den Arsch nicht hoch. “Ich weiß aber auch etwas.”
“Was denn?”
“Der See gegenüber im Park! Ich kippe Müll hinein – jede Umwelt-verschmutzung kommt den Grünen zugute, und die Linken, Eddi, das sind Menschen mit Herz, die lassen uns kleine Leute nicht einfach hängen.”
“Endlich denkst du mit.”
Ich wollte aufstehen, doch er drückte mich zurück. “Spar dir die Mühe, seit gestern Nacht liegt ein Altölkanister auf dem Grund. Bald schwimmen die Fische mit dem Bauch nach oben.”
Schamhaft senkte ich den Blick. Hatte mein Dasein den gar keinen Nutzen? Doch Aufgeben kam nicht in Frage. Ich kippte mein Bier hinunter und lief nach draußen.
Im Park kam mir ein schmächtiger Vietnamese entgegen. Unvermit-telt klatschte meine Faust in sein Gesicht. “Warum schlägst du mich?”, heulte er. “Wenn der Stoiber erst an der Macht ist”, zischte ich, “werden Leute wie du gar nicht mehr reingelassen.”
Sein zerschundenes Gesicht lief am nächsten Morgen auf allen Ka-nälen und am Abend hatte Schröder den bayrischen Faschisten über-flügelt. Wenn meine Kinder einmal fragen sollten: Ich habe meinen Beitrag zur Wahrung des Sozialstaates geleistet.

 

Hm, ich weiss nicht; die Geschichte betört mich zwar nicht so ganz, hat aber trotzdem irgendwie was...

Mein ester momentaner Eindruck ist der, dass die Geschichte in der jetzigen Fassung noch zu unreif ist; es fällt mir hier nicht allzu leicht, Realität von der Satire zu trennen...

Ist aber nur der erste Eindruck, intensivere und durchdachtere ( mehr durchdachte? :confused::dozey: ) Kritik folgt, sobald ich ausgeschlafen bin...

Besides, um die Wahl würde ich mir keine Sorgen machen. Die Bayern wählen sowieso alle Schröder, weil sie ihren Ministerpräsidenten (be-)erhalten wollen...

 

Sein zerschundene Gesicht lief am nächsten Morgen auf allen Kanälen in heavy-rotation. Brav wiederholte er meine Drohung, und die öffentliche Empörung tat ihr Übriges. In den Umfragen überflügelte Schröder den bayrischen Faschisten und lag bei satten 42%.
Hm, hattest du diesen Abschnitt vergessen oder hast du ihn einfach ´mal so´ hinzugefügt?
Also, ich finde ihn absolut unnötig. Die Geschichte wirkte auf mich besser ohne diesen Absatz.

Außerdem, wieso hast du weitere unnötige Stellen editiert?

Du solltest aber hingehen. Wenn [...] an die Macht kommt, wird er dich höchstpersönlich in die Fabrik peitschen.“
[...]--> wieso editierst du hier den Namen "Stoiber" weg? Von potentiellen Ratespielchen kann hier nicht die Rede sein, zumal du in folgenden Sätzen den Namen erwähnst...

Kann ja sein, dass eine, sagen wir mal persönliche Intention dahintersteckt, aber ich kann mit den aktuellen Veränderungen absolut nichts anfangen... :confused: :shy:

 

Hi Hendek

Da muss mir die Maus ausgerutscht sein, setze ich sofort wieder ein.
Der von dir zitierte Abschnitt ist sicherlich nicht notwendig, weil man sich das denken kann. Zumindest kann ich ihn kürzer machen. Vielleicht mal hören, was andere dazu sagen.

Danke Stefan

 

Hei quasimodo,

ich denke es ist teilweise ne Real-satire.
Also erstmal find ich sie gut.
"...bald wird die ganze Stadt überflutet sein, Geil!"
So ist es. Ich erinnere mich, daß ich es als 20-jähriger schon äußérst geil fand,(habe es nie zugegeben)
daß die Zahl der Toten während der Liev-Übertragung des Fußballeuropacup-endstpiels im Brüsseler Heyselstadion, stieg (1985). Es finden viele geil, vor allen Dingen dann wenn ihr leben recht eintönig verläuft.

"Die schmutzige braune Flut" Ich halte das für eine gelungene Metapher, hätte auch geschmunzlet bei, jetzt mal ganz blöd: "dunkelrotes Wasser verseucht uns". Also ist egal, welche Partei du dann meinst, hauptsache Metapher stimmen.

Es ist eine einfache Satire, für jedermann verständlich, im großen und ganzen gelungen, gut, Daumen hoch.

Liebe Grüße Archetyp

 

Hallo Quasimodo666,

wie Archetyp es schon treffend formuliert hat, hierbei handelt es sich um eine Real-Satire.
Trotz ausgeschlafenem Zustand kann ich hier immer noch nichts Befremdliches bzw. eine Übertreibung feststellen. Du wirst dich vielleicht wundern, sogar der Absatz mit dem Vietnamesen ist für mich unproblematisch nachvollziehbar, so dass er als potentielle Pointe deiner Satire untauglich wäre.

Aber vielleicht macht gerade dieser wahnsinnig nahe Realitätsbezug den Reiz deiner Geschichte aus und verdient in der Tat eine Daseinsberechtigung in dieser Rubrik; nicht auch zuletzt wegen der gut gewählten Überschrift! ;)


Gruß, Hendek

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Quasimodo,

witzige Geschichte (v.a. aufgrund der Überschrift)
Zuerst habe ich mir die beiden als dumme Nixtuer vorgestellt. Dann reden sie aber von "profilieren" und schreiben Leserbriefe an Zeitungen. Hast du sie mit Absicht ein ein wenig cleverer dargestellt?

Den Schluss habe ich nicht kapiert. Der eine verschmutzt die Umwelt, damit die Grünen an die Macht kommen, denn die machen was für den kleinen Mann. Warum aber vermöbelt der andere den Ausländer? Damit Stoiber an die Macht kommt?

Grüße

PP

P.S.: Es heißt übrigens erblich statt erbleichte (glaube ich)

 

Hallo Hendek

Trotz ausgeschlafenem Zustand kann ich hier immer noch nichts Befremdliches bzw. eine Übertreibung feststellen.
Diese Wirkung war nicht beabsichtigt. Die Geschichte ist natürlich nahe an der Realität orientiert, ich hatte aber erwartet, dass die konkrete Handlung deutlich als Satire zu erkennen ist, bzw. zum amüsierten Kopfschütteln anregt. Im Idealfall regt der Text zum Nachdenken an, wobei es mir dann nicht mehr so wichtig wäre, in welche Rubrik er genau fällt.

Hi Peterpan

Hast du sie mit Absicht ein ein wenig cleverer dargestellt?
Ja.
Warum aber vermöbelt der andere den Ausländer?
Vielleicht ändere ich da noch ein paar Sätze. Ich ging davon aus, die Folgen des Überfalls für eine bestimmte Partei wären deutlich. Muss man aus dem Text verstehen, hilft ja wenig, wenn ich das direkt erkläre.

Erbleichte - erblich? Weiß ich jetzt auch nicht genau, hört sich beides okay an, da hilft nur der gute, alte Duden.

Hi Archetyp

Das überrascht mich jetzt aber - du warst so ein schlimmer Mensch? Dabei habe ich dich eher mit Love&Peace und Hasch in Verbindung gebracht.
Dass dir meine Satire gefällt, freut mich. Obwohl ich nicht ganz genau verstanden habe, wie du sie verstanden hast - etwa als Seitenhieb auf Gaffer?

Danke für eure Kritik

Stefan

 

Hi Quasi
mir hat deine geschichte ebenfalls gefallen. Ob sie jetzt als Satire gilt kann ich schlecht beurteilen, obwuhl ich es schon Überzogen finde , wenn jemand ein Fass Öl in einen teich kippt nur um sicherzustellen, dass die Grünen gewählt werden.
Gelungen fand ich die Geschichte vor allem wegen einigen euserst bissigen Sätzen:

Nachrichten liefen, den Ossis stand das Wasser bis zum Hals.

Doppeldeutig genial!

Du solltest aber hingehen. Wenn Stoiber an die Macht kommt, wird er dich höchstpersönlich in die Fabrik peitschen.“

Hat irgent was!
„Wenn der Stoiber erst an der Macht ist“, zischte ich, „werden Leute wie du gar nicht mehr reingelassen.“

Lol

 

Hey Stefan

Habe mir nun diese Geschichte von dir angesehen und möchte sie kritisieren.
Zunächst vorweg: Die Idee fand ich ganz interessant und auch and er Umsetzung kann ich kaum Stellen bemängeln. Jedoch insgesamt finde ich den Text etwas schwach, auch wenn ich nicht vollends zu sagen vermag, woran das liegt. Vielleicht sind es die Dialoge, die noch etwas mehr Würze enthalten köntnen, aber - wie gesagt - ich vermag es nicht zu sagen.

Nun gut. Fangen wir also an.

Ich grinste automatisch zurück und schob diese grenzdebile Bemerkung auf den letzten Joint, der ihm wohl nicht bekommen war nach den vielen Pils.

Das wort "automatisch" fällt mE etwas aus dem Rahmen und passt nicht wirklich. Ich würde es evtl. ganz weglassen oder durch ein Adverb ersetzen.

„Was interessiert mich, wer die Wahl gewinnt, ich gehe sowieso nicht hin“, protestierte ich.

Auch hier stört mich die Wortverwendung. Dieses Mal von "protestierte", das mE ebenfalls nicht zutrifft. Der Protagonist protestiert in diesem Sinne nicht, er wirft es eigentlich nur ein.

Ansonsten wie gesagt keine größeren Fehler.


Eines vielleicht noch: Wenn Eddi so dermaßen gegen Stoiber ist und sich im politischen Sinne (zwar mit illegalen Mitteln) gegen eine Regierung unter Stoiber wehrt, warum ist er dann selbst nicht in eienr Partei?
Das macht das Ganze etwas unglaubwürdig. Einerseits faul rumsitzen, aber andererseits voll aktiv.

Nun, ich hoffe diese Punkte können dir beim Ausbau deiner Geschichte etwas helfen.

freundliche Grüße
Frederik

 

Hi Marot

1.Fandest du die Handlung an sich komisch?
2.Hast du denn verstanden, warum er den Vietnamesen zusammenschlägt?
2. Wenn ja - fandest du das witzig?

Hi Frederik

Die Fragen kann ich dir leider auch nicht beantworten, aber vielleicht jemand anderer?

Die von dir kritisierten Stellen lasse ich mir noch einmal durch den Kopf gehen; in erster Linie lag es bei dir wohl nicht an der Sprache, sondern am Humor. Falls diese Geschichte überhaupt in irgendeiner Form Humor enthält, was nach jetzigem Kenntnisstand angezweifelt werden darf.

Ich bedauere, euch nicht mehr amüsiert zu haben. Zur Strafe werde ich 100 Vater-unser aufsagen!

Stefan

 

Ob ich die Geschichte insgesammt komisch finde?
Hm... für mich liegt die Komik des Textes in den einzelnen teils krassen teils Absurden Momententen, sprich in einzelnen gut und bissig Formulierten Sätzen.
Ist dadurch der gesammte Text komisch? Ja ich denke schon , vor allem, da man so oder so keine Geschichte schreiben kann die vom ersten bis zum letzten Satz komisch ist.
Es sind einzelne Pointen die das Gesamte lustig machen.

Was die sache mit dem vitnamesen angeht so habe ich eine Theorien :
Er haut den Vietnamesen, um eine uns in Deutschland leider sehr bekannte überzogene Flutwelle von Zeitungartikeln und und Protestbewegungen gegen Ausländerhass und Naziestaat ( wenn man den Zeitungen in solchen Fällen glaubt sind alle Jugentlichen Nazies) zu provuzieren und somit die Stimmung in der Bevölkerung in Richtung Links und gegen unseren "Ausländerfreundlichen Bayern " zu lenken

Ist das lustik? Krass ja aber lustig ? ich denke so etwas ist nicht mehr lustig, passt aber in deine Geschichte. Es könnte allerdings sein, das du gerade diese Wichtige Episode zu oberflächlich beschreibst, du solltest vieleicht noch etwas genauer darauf eingehn.
So, das war mein Wort zum Samstag;)

 

War der Humor denn so wichtig? Ich frage mich das die ganze Zeit. Ich habe nicht sonderlich geschmunzelt, was allerdings auch an meinem Humor liegen kann. Benötigt diese Geschichte das? Ich denke nicht.

Deinen Abschluss -das wollte ich noch erwähnen- finde ich übrigens sehr gelungen, wenn auch nicht komisch. Es klingt eher ein sarkastischer Unterton durch die Zeilen.

Mein Problem lag nicht bei dem Humor. Es ging mir hauptsächlich um den Text.

Mehr Spannung müsste für meinen Geschmack in den Sätzen liegen, aber das ist auch eine Ansichtssache. Vielleicht eine Anregung beim Weiterarbeiten.


LG
Frederik

 

Hallo quasimodo666,

Deine Interpretation von direkter Demokratie fand ich originell und amüsant. Besonders schön ist der Wettstreit der beiden `Aktionspolitiker´ um effektive Einflußnahme.
Am Schluß hätte ich eine Steigerung der absurden `Maßnahmen´ der Beiden erwartet, der Faustschlag ist einfach zu realistisch.

Tschüß... Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Frederik, Marot, Woltochinon

Frederik:
Egal ob es am Humor lag oder an etwas anderem - was dir fehlte, war anscheinend der Spaß beim Lesen. Und der hätte eigentlich da sein sollen, es ist ja nur ein kurzer Text, und wenn man nicht zumindest die einzelnen Handlungen komisch findet, was bleibt dann noch? In meinen Träumen hatte ich ihn konzipiert als eine mitreißende Satire, bei der der Leser aus dem Lachen gar nicht mehr rauskommt.
Vielleicht hast du auch die von anderer Seite zitierte Bissigkeit der Bemerkungen nicht so gesehen.

Marot:
Unglaublich aber wahr! Du hast den Schluss genauso verstanden, wie ich wollte. Krass und absurd fasse ich auch als Kompliment auf.
An meinem humoristischen Talent arbeite ich permanent. Die Bemerkung mit der Oberflächlichkeit übersetze ich mal so: Das satirische Element hätte etwas mehr in den Vordergrund treten müssen. Ich habe immer Hemmungen, das zu deutlich zu machen, weil ich es dann als aufdringlich empfinde.

Woltochinon:
Ja, um den Wettstreit ging es mir eigentlich. Bestimmt hätte man sich noch bessere Maßnahmen einfallen lassen können, aber ich dachte, mehr als einen Faustschlag nimmt mir keine ab und dann ist die Glaubwürdigkeit weg.
Meinst du, in dieser Geschichte steckt auch eine Spur Satire, also Kritk an irgendwelchen Zuständen oder Denkweisen?

Danke für eure Arbeit

Stefan

 

guten morgen, stefan
ja nu - deine satire hat offenbar gewirkt. rot-grün ist am ruder. gratuliere!

nein, jetzt im ernst: mir hat sie bestens gefallen. es ist für mich der stil, den ich selber gerne erreichen möchte (bis jetzt noch nicht gelungen, aber wer weiß???)

die gratwanderung zwischen real und satire ist verdammt schwierig. ich für meinen teil, hätte versucht, noch einen oben drauf zu setzen in richtung satire - aber leider kann ich dir keinen konkreten tipp geben im moment.

humor? ist für mich hier fehl am platze. dafür ist die sache zu ernst.

beste grüße
ernst

 

Hallo Quasimodo,

feine Satire! Hat mir gefallen.
Du hast das Thema in aller Kürze gut und treffend bearbeitet, wobei ich als Leser als Thema erkenne, dass du anprangerst, was sich Menschen alles einfallen lassen, um mit ihrer Partei ans Ziel zu kommen. Da gelten weder Ehre, hehres Gedankengut, noch Ethik, sondern da heiligt allein der Zweck das Mittel.
Das hast du sehr gut herausgearbeitet.

Ich möchte gerne mit zwei Irrtümern aufräumen, nämlich zunächst mit dem, dass eine Satire Humor haben sollte.
Ich denke eine gute Satire kann durchaus damit auskommen, dass einem das Schmunzeln im Gesicht erfriert,weil man den anfänglich witzig wirkenden Gedanken zuende gedacht hat und nun merkt, worüber man sich eigentlich grad anstellt amüsieren zu wollen.

Selbstverständlich gibt es auch die Satiren, die einem Bauchschmerzen hinterlassen, weil man so lachen mußte, aber ein Kriterium für die Qualität einer Satire ist das nicht.

Der nächste Irrtum wurde hier gar nicht von dir in die Welt gesetzt, sondern von einigen Kritiker.
Es handelt sich meiner Meinung nach nicht um eine Realsatire.
Dein Thema ist doch, dass du politische Machenschaften kritisieren willst, also deutlich machen willst, dass so manch ein Politiker mitsamt seinem Wähler so ziemlich alles, zur Not auch Kriminelles tun würde, wenn er denn dadurch Stimmen gewinnen kann. Das ist der reale Istzustand, den du kritisieren willst.

Beschrieben werden jetzt zwei Menschen, die sich allerlei fiese und miese Methoden ausdenken und die auch anwenden, um exakt so ihrer Wunschpartei zum Sieg zu verhelfen.
Die Methoden derer sie sich bedienen, stellen hier die Verfremdung dar, denn tatsächlich dürfte es doch wohl nicht die Regel sein, dass jemand Umweltverschmutzung begeht, um dazu anzuhalten, die Grünen zu wählen, um nur eines deiner Beispiele heraus zu greifen.
Du nimmst also Überziehungen und Verfremdungen vor.
Damit arbeitet die Satire.
Die Realsatire hat es ansich denkbar einfacher. Sie schildert schlichtweg einen Sachverhalt, der sich exakt so zugetragen hat.
Der Autor schält diesen Sachverhalt heraus, wie einen Kern aus der Frucht und präsentiert ihn ohne störendes Drumherum.
Eine Realsatire wäre es, wenn man Kohls Befragung vor einem Untersuchungsausschuß darstellt, in welchem er plötzlich, um nicht ihm unangenehme Dinge einräumen zu müssen, Erinnerungslücken vorgibt und sie mit einem sog. Blackout bezeichnet. Und obendrein sogar noch damit durchkommt.
So ein Sachverhalt muß nicht noch weiter verzerrt werden, wohin auch? Der stellt für sich genommen schon eine Satire dar, aber, da er wirklich so passiert ist, eine Realsatire.
Eine Realsatire ist auch, wenn ein Politiker sich von der Flugbereitschaft in den sonnigen Urlaubssüden zu seiner Geliebten fliegen läßt, seine dort gelebte dolce vita fotografieren läßt, während seine Soldaten grad dabei sind, im Ausland ihr Leben zu riskieren.
Auch da kann man wohl kaum mehr verfremden oder verzerren als es die Realität schon anbietet.
Mit anderen Worten: bei einer Realsatire muß man eigentlich nichts mehr hinzufügen, sondern schlicht nur etwas weglassen, nämlich den störenden verwässernden Sachverhalt. Man muß also nur den Kern des Geschehens freilegen.

Übrigens möchte ich Frederik zustimmen, deinem Text fehlt irgendetwas, ich hätte jetzt fast gesagt "Kerniges". Er wirkt etwas hausbacken und ich glaube ich habe auch die Ursache ausgemacht.
Deine beiden Protagonisten werden von dir nicht völlig frei gelassen. Sie können sich nicht frei entfalten, denn du schiebst dem einen Protagonisten immer wieder die Rolle des agierenden erzählenden Berichterstatters zu.
Damit hemmst du jedes Mal den flotten spritzigen Verlauf deiner Geschichte.
Vielleicht wäre es besser, einerseits nicht so viele Erklärungen für den Leser darzubieten, er soll ruhig auch selbst ein wenig die Lücken mit seiner eigenen Fantasie auffüllen.
Vielleicht, wenn du manche Sachverhaltsdarstellungen aber nicht kürzen willst, ist es sinnvoller alles in die direkte Rede zu verpacken. Das könnte eventuell deiner Satire noch sehr viel mehr Schwung geben.

Aber, damit dies nicht untergeht: ich finde, du hast eine gute Satire geschrieben, sie besitzt an manchen Stellen erstaunlich feinsinnige Doppelbödigkeit.
Weiter so!Ich bin nun auf weitere Satiren von dir gespannt.


Gruß lakita

 

Muhahahar, hab mich köstlich amüsiert. Der Vorwurf mangelnden, geschmacklosen oder unpassenden Humors angesichts des Sujéts kommt (selbstverständlcih rein historisch gesehen, Anwesende sind selbstverständlich ausgeschlossen) meist von denjenigen, die moralistisch vordergründig entrüstet meinen zu scheinen müssen. Hypocrits! Humor lebt von der Überzeichnung. Wenn diese (gefährlich) nah an der Realität liegen mag (Hallo Reichtagsbrand, sag ich), ist dies der Beobachtungsgabe des Autors geschuldet, der satirisch auf eine Gefahr hinweist, ergo vor ihr warnt. Sollte er lieber die Schnauze halten? Bullshit! Gut erkannt, witzig geschrieben, inhaltlich super, stilistisch ordentlich, wenn auch optimierbar.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo

Die Bundestagswahl ist entschieden. Gerd ist immer noch Nr.1 und kann jetzt endlich die Arbeitslosigkeit halbieren.
@Ernst: Ob dies eine Wirkung meiner Satire ist, kann ich nicht sagen. Wenn ja, dann hat irgendjemand die entscheidende Idee gehabt und Mölleman gezwungen, seine geistigen Durchfall zu produzieren.

@Lakita
Das ist ein enormer Fortschritt, den ich da in so kurzer Zeit gemacht habe. Endlich versteht man den Inhalt meiner Texte.

Ich möchte gerne mit zwei Irrtümern aufräumen, nämlich zunächst mit dem, dass eine Satire Humor haben sollte.
Im Prinzip stimme ich dir ja zu - Hauptsache, sie hat eine emotionale Wirkung. Diese sollte sich natürlich nicht auf die reine Unterhaltung beschränken, sonst könnte der Text ja auch in Humor stehen. Ich würde sogar sagen, dass eine Satire mehr Niveau hat, wenn einem das Lachen im Halse stecken bleibt.
Es handelt sich meiner Meinung nach nicht um eine Realsatire.
Meiner Meinung nach auch nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand in echt einen unschuldigen Menschen zusammenschlägt; zumindest nicht ein Arbeitsloser ohne persönliche politische Ambitionen. Aber andere können das ...
Deine beiden Protagonisten werden von dir nicht völlig frei gelassen. Sie können sich nicht frei entfalten, denn du schiebst dem einen Protagonisten immer wieder die Rolle des agierenden erzählenden Berichterstatters zu.
Habe ich nicht genau verstanden, meinst du den Prot oder Eddie? Vielleicht eine Beispielstelle? Meinst du, Eddie lässt den Prot nicht handeln?
Vielleicht wäre es besser, einerseits nicht so viele Erklärungen für den Leser darzubieten,
Sicherlich, Erklärungen wurmen mich auch, da sie einen aus dem Lesefluss bringen. Aber als Autor kann man immer schwierig beurteilen, was wegkann. Welche hat dich denn besonders gestört?

@Alpha O'Drama:
Verflixt, daran habe ich gar nicht gedacht. Ich lasse ja einen Vietnamesen zusammenschlagen, könnte man als Gewalt verherrlichend auffassen. Es wundert mich ehrlich gesagt, dass noch niemand auf diesen Trichter gekommen ist und behauptet, der Text verherrliche Übergriffe gegen Ausländer.
In diesem Fall werde ich mir erlauben, auf deine Interpretation zu verweisen.
Aber was kann ich optimieren, bzw. was ist dir sofort ins Auge gesprungen?

Nochmals danke für eure ausführlichen Kritiken.

Das Thema ist übrigens noch nicht gegessen, Stoiber will ja innerhalb eines Jahres die Regierung stürzen, und wer weiß, was der sich alles einfallen lässt.

mfg

Stefan

 

@PeterPan

P.S.: Es heißt übrigens erblich statt erbleichte (glaube ich)
Habe gerade im Duden geblättert (mache ich immer vor dem Einschlafen:) ).
Es heißt "erbleichte".
"erblichen" gibt es auch, das ist veraltet für "dahinscheiden".

"erblich" gibt es ja auch schon im Sinne von vererbar.

 

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