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Durst

»Die Köpfe runter, niemand bewegt sich! Wer uns ansieht, kriegt ’ne Kugel verpasst!«
Onkel Buraks Bariton klingt gedämpft durch die Wollmaske, noch tiefer als sonst.
Ich zwinge mich, ruhig zu atmen; der Herzschlag fühlt sich an, als wolle die Pumpe durch den Brustkorb ausbrechen wie das Monster in diesem uralten Film. Die Maske juckt und meine Kehle ist so trocken wie die Pussy einer frigiden Betschwester. Natürlich ist es hier drinnen kühl, ich spüre den Schweiß auf meinen vernarbten Händen. Wie gerne würde ich mir die Klamotten vom Leib reißen. Ich blinzle feine Perlen aus den Augenwinkeln, versuche klarzukommen.
Buraks Ansage zeigt Wirkung, das Dutzend der Reichen und Schönen sowie die handvoll Angestellten liegen am Boden. Die Hände über den Köpfen verschränkt, mit den Nasen auf dem grauen Kurzflorteppich. Keiner von ihnen rührt sich, doch ich kann die aufsteigende Panik förmlich riechen. Angstschweiß, vermischt mit sündhaft teurem Sunblocker.
Zu meinen Füßen wimmert eine zierliche Frau im blauen Seidenkleid. Sie ging als eine der ersten in die Knie, als wir im Foyer die Waffen zogen. Die Augen weit aufgerissen, der Mund formte ein stummes ›O‹. Ich brauchte nicht mal mit der Pistole drohen, da fiel sie bereits. Insgeheim bin ich heilfroh, dass ich ihr nicht wehtun musste.
Auf den zahlreichen Kristallstelen läuft noch immer das Werbeprogramm, als hätte unser Überfall nie stattgefunden: Drohnenaufnahmen von sattgrünen Wäldern blenden sanft über zu einem glitzernden Sprühregen und sprudelndem Nass: »Sichern Sie sich noch heute ein Stück vom Paradies! Werden Sie Anteilseigner der letzten artesischen Quelle auf Erden und genießen auch Sie den Luxus des wahrscheinlich wichtigsten Privilegs unserer Zeit. Fiji. Weil Reinheit alles ist.«
Beim Anblick der garantiert gefälschten Bilder kommt mir die Kotze hoch. Solch einen Ort gibt es nicht mehr. Das ist unmöglich. Aus den finsteren Tiefen meines Bewusstseins flüstert ein unsicheres, doch mir nur allzu bekanntes Stimmchen: »Was ist, wenn doch?« Gerade laut genug, um meine Überzeugung ins Wanken zu bringen.
»Hey, Kleiner? Kommst du klar?« Onkel Burak sucht meinen Blick, nickt mir zu.
Ich schlucke den Knoten aus Anspannung hinunter und nicke zurück. Wir haben es bis hierher geschafft. So weit, so gut.
»Amir?«, ruft Burak über die Liegenden hinweg, in Richtung des Eingangs.
»Zehn Sekunden!« Der Fettsack schlingt ein weiteres Bügelschloss um die stählernen Türgriffe, verschließt es und rüttelt probehalber an seinem Werk. Er dreht sich um und reckt die gewaltige Pranke nebst Daumen in die Höhe. Ich glaube in seinem gehetzten Blick ein Leuchten zu erkennen, nun, da es losgeht. Vielleicht ist es aber auch bloß der ›Sternenstaub‹, den Amir sich vor wenigen Minuten im Truck geballert hat. Die Dosis hätte mich komplett gekillt. Ich kann verstehen, dass er seinen Geist betäuben will, wer denkt in diesen Zeiten nicht daran? Amirs gesamte Familie kam beim großen Beben ’78 ums Leben. Manchmal denke ich, er wäre gerne mit ihnen gegangen. Onkel Burak hat mir im Vertrauen erzählt, dass bei Amir der Hautkrebs zurück ist. Er weiß nicht, dass ich es weiß und das kann auch so bleiben. Ich mag Amir nicht besonders, er ist mir unheimlich, mit seiner brutalen Art.
»Plag’n Roll«, murmelt Onkel Burak. Er hebt die kurzläufige Pumpgun wie ein Richter den Hammer und schaut auf die Geiseln herab: »Herhörn! Euer Wasser ist versichert, also keine Heldentaten, klar? Wenn ihr tut, was wir euch sagen, geschieht euch nichts. Drückt eure getünchten Nasen einfach weiter auf den Boden, und zum Abendessen könnt ihr bei einem Glas neunfach Gefiltertem der nervtötenden Familie eine irre Geschichte erzählen!«
Niemand bewegt sich, geschweige denn antwortet. Sie liegen bloß da, ergeben, dem Recht des Stärkeren.
Mein Puls beruhigt sich und bei Onkel Buraks Worten verspüre ich grimmige Genugtuung. So stelle ich mir Nebel vor, wie er kühl in meinem Innern aufwallt und kalt an den Gedärmen entlang wabert, sie schließlich umhüllt und meine Seele erfrischt. Wie sie zurechtgestutzt daliegen, in ihren übertrieben teuren Designerstücken und Maßanzügen. Onkel Burak hatte recht, das hier fühlt sich richtig an. Jetzt sind wir am Drücker, ihr wohlsituierten, allzeit hydrierten, blassbleichen, regimetreuen Fotz... ich merke wie meine Kiefer mahlen, fasse die Glock fester und versuche, die Anzugträger unter den Geiseln auszumachen.
Burak nickt zufrieden. »Kommen wir zum Geschäft. Wer von euch ist Posner?«
Verängstigte Stille, vereinzeltes Wimmern.
Er legt die Schrotflinte auf der Schulter ab, schreitet zwischen den Körpern umher und wird laut: »Samuel Ruben Posner! Geboren am 15. Januar 2038, verheiratet mit Eileen Posner, geborene van der Haag, Vater von zwei zehnjährigen Töchtern … und Filialleiter dieser verschissenen Wasserbank!«
Zahlreiche Kunden schluchzen hörbar, ich habe Posner derweil ausgemacht. Der graue Dreiteiler, hinten links, in der Nähe der Schaltertür. Als Onkel Burak die beiden Töchter erwähnte, hat er kurz aufgesehen. Murmelnd teile ich meine Entdeckung mit.
»Amir!« Burak schnippt mit den Fingern, zeigt auf das Ziel und sein fetter Kampfhund stapft über am Boden liegende Körper zum Filialleiter, zieht ihn unsanft auf die Beine und schubst ihn in unsere Richtung.
Sollten Posner die Nerven flattern, verbirgt er es gut. Möglicherweise wurde er darauf trainiert, solche Situationen auszuhalten. Onkel Burak sagt immer, in relevante Diener des Regimes werden Unsummen investiert. Posners Augen huschen von Burak zu mir und wieder zurück. Der Mittvierziger trägt den Sunblocker dick aufgetragen, wie es sein Stand verlangt, der blasser Teint vereint die Mimik zu einer Maske der Verachtung.
»Gib mir den Tresorcode«, sagt Burak ruhig.
Posner schluckt, dann reckt er das Kinn vor: »Ich gebe euch Staubfressern gar nichts. Denkt ihr, ihr kommt damit durch? Schafft es lebendig hier raus?« Seine Mundwinkel zucken. »Es wird mir eine Ehre sein, eurer Verbrennung beizuwohnen!«
Onkel Buraks Augen fixieren den Filialleiter, er rückt nahe an ihn heran, beschnuppert ihn beinahe. Schließlich fährt er sanft mit dem Zeigefinger über Posners rechte Schläfe, verschmiert die Sonnenmilch. Darunter schimmert ein filigranes Stück Chrom. Buraks Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern: »Glaubst du? Lass mich raten. Weil deine Schnittstelle bei unserem Auftritt die Vollstrecker gerufen hat? Und die sind mit ihren Todesdrohnen schon auf dem Weg hierher?« Burak umrundet sein Opfer jetzt.
Posner hält still, doch ein einzelner Schweißtropfen läuft über das Implantat die Wange hinunter und verschwindet als milchiger Rest in seinem Hemdkragen.
»Ich weiß etwas, das du nicht weißt«, haucht Burak dem Bankangestellten verspielt entgegen, greift in die Innentasche der eigenen Jacke und zieht eine flache AiO-Techbox der vorletzten Generation hervor. Er entsperrt das Display und drückt eine Taste.
Ich weiß, wen er anruft. Ich wünschte mir, ich wüsste es nicht.
Buraks Tonfall normalisiert sich: »Ich bins.«
»…«
»Entspann dich. Alles läuft nach Plan. Dein Störsender funktioniert. Wie geht’s den Dreien?«
»…«
»Gut. Hör zu, wir aktivieren jetzt Plan B.«
»…«
»Ich weiß, ich weiß. Aber darüber hatten wir gesprochen. Du bekommst einen Bonus.«
»…«
»Ist gut. Dann leg jetzt los, starte den Stream und warte auf mein Zeichen«, sagt Burak, senkt die Techbox und bedeutet Posner mit einem Fingerzeig, auf die Werbestelen zu schauen.
Die Kristallschirme flackern auf, das Angebot einer Anteilseignerschaft an der Fiji-Wasserquelle erlischt und stattdessen erscheint das verwackelte Kamerabild eines schummrigen Kellers. Die einzigen Lichtquellen sind zwei senkrechte, glühende Schlitze in der rückwärtigen Wand, hinter der die Sonne unbarmherzig brennt. Mittig im Raum sitzt Posners Ehefrau, Eileen, zwischen ihren beiden Töchtern auf wackeligen Plastikstühlen, alle drei tragen bloß Unterwäsche, Schweiß glänzt auf der nackten Haut.
Posners Fassade bröckelt beim Anblick der gefesselten und geknebelten Familie, ihm entfährt ein unkontrolliertes Keuchen. Sie winden sich und stöhnen, wie ich weiß, hat Said hinter der Kamera ihre Aufmerksamkeit.
»Gib mir den Code«, sagt Burak ruhig.
Posner reagiert nicht, er starrt gebannt auf das Geschehen. Das Bild wird kurz unscharf, als Said hinter der Kamera hervortritt. Wie ich, Burak und Amir trägt auch er eine schwarze Wollmaske. In der Hand hält er einen Benzinkanister.
»Weißt du«, sagt Burak zu Posner; und seine Stimme erschallt mit einem Mal von den zahlreichen Bildschirmen. Said muss den Lautsprecher aktiviert haben, sodass auch die Frauen im Keller ihn hören können. »Meine Schwester, die Mutter vom Kleinen hier«, der Kopf nickt in meine Richtung, »war eine Schönheit … so wie deine Frau.«
Posner reagiert nicht.
Tu es nicht, Onkel, denke ich. Sprich nicht weiter, ich bitte dich. Doch er verweigert mir den Wunsch.
»Ihre Tochter - sie war im Alter deiner Kinder – bedeutete die Welt für sie.«
Der Gedanke an Mama und Pinar fühlt sich so an, als steche mir jemand eine glühende Nadel in die Brust. Noch immer. Würde ich sie wieder sehen, wenn ich die Augen schließe? Gebunden an Richtpfähle, der heiße Wind treibt den Gestank ihrer verkohlten Leiber herüber, während das Fleisch in schwarzen Flocken von den Knochen weht. Ich wage es nicht, die Lider zu senken.
»Plünderer hatten ihr wie vielen anderen im Block die gesetzlichen Rationen geklaut, während sie auf der Arbeit im unterirdischen Komplex für Verbrecher wie dich schufteten. Weißt du, was passiert ist, als sie es wagte, aufgrund des Diebstahls beim Bezirkskommandanten eine Extraration für ihre Tochter und die Nachbarn zu erbitten?«
Ganz langsam wendet Posner den Blick von seiner gefesselten Familie und schaut Burak an, bleibt jedoch stumm.
»Das Regime hat sie allesamt festgenommen und angeklagt. Schuldig befunden der Aufwiegelei und des Verrats. Zum Tode verurteilt, durch die Flammen des gerechten Feuers«, tönt Onkel Buraks Stimme aus den Bildschirmen. Direkt neben mir schaut er Posner ernst ins Gesicht.
Unter der Maske fährt meine Zunge über die spröden Lippen. Gott, ich bin so unfassbar durstig.
»Gib mir den Code. Gib ihn mir jetzt oder ich verbrenne das, was du liebst.«
Auf den Monitoren gießt Said das Benzin über die drei Geiseln. Sie winden sich stärker und scheinen unter den Knebeln noch lauter zu schreien als zuvor. Said wirft den entleerten Kanister unwirsch hinter die Kamera. Er tritt wenige Schritte zurück und greift in die Hosentasche. Ein silbernes Sturmfeuerzeug erscheint in seiner Hand, es knackt metallisch, als der Deckel aufspringt.
»Letzte Chance«, murmelt Burak.
»Jetzt geben Sie ihm endlich, was er will, Mann!«, schreit einer der Anzugträger mit schriller Stimme. Mir wird bewusst, dass einige der Geiseln verstohlen die Bildschirme beobachten. Im Gesicht der Frau im Seidenkleid sehe ich Streifen von Salz, wo Tränen das weiße Gesicht berührten.
Onkel Burak hebt die Techbox an den Mund: »Tu es. Jetzt.«
Auf den Bildschirmen befolgt Said den Befehl, eine kleine Flamme erwacht im Feuerzeug. Said macht einen Schritt.
»Nicht!«, kreischt Posner.
Said hebt den Arm zum Wurf. Ich schließe die Augen jetzt doch. Es ist egal, was ich tue, die Flammen erscheinen so oder so. Onkel Burak hat uns gesagt, dass es hässlich werden kann.
»Ich nenne den Code!« Posners Stimme überschlägt sich.
»Stopp!«, befiehlt Burak, an Said gerichtet. Dieser hält in der Bewegung inne. Erwartungsvoll sieht Burak sein Opfer an.
»2082-Proteus-Ex-17!«, ruft der Filialleiter. »Und jetzt lassen Sie sie gehen!«
»Das war’s, verschwinde von dort!«, befiehlt Onkel Burak Said am anderen Ende der Leitung. Eileen und die Töchter bleiben im Bild zurück. Dann wackelt die Kamera, das Bild erlischt. Übertragung beendet.
»Kluge Entscheidung«, sagt Burak zu Posner und fügt ein einfaches »Amir?« hinzu.
Der Fette holt mit dem Gewehrkolben aus und donnert ihn gegen Posners Schläfe. Der Filialleiter klappt zusammen.
Onkel Burak grunzt zufrieden. »An die Arbeit. Wir haben es gleich.«

»...-Ex-17«, murmelt Burak. Er steht an der Eingabekonsole im Tresorraum. Posner sitzt zusammengesackt in der Ecke und lehnt bewusstlos an der Wand. Nachdem wir seine Fingerabdrücke und die Retina nicht mehr brauchen, ist er für uns uninteressant. Amir bewacht im Foyer die Geiseln. Ob das eine gute Idee ist, habe ich den Onkel im Flüsterton gefragt. Ich solle dem Plan vertrauen, antwortete er.
Burak drückt eine letzte Taste, tritt vom Display zurück und an meine Seite.
Gebannt starre ich auf die riesige Tresortür. Das gewaltige Kugelschott strahlt durch die mattschwarze Lackierung etwas Stumpfes auf mich aus, eine Art roher Brutalität. Wie ein lidloses Auge wirkt dieses Portal, das uns im Stummen verhöhnt: ›Ich werde mich niemals für euch Staubfresser öffnen‹.
Da erwacht die Tür zum Leben, es knackt und fiept im Inneren, dann ein letztes, lautes Dröhnen und … es öffnet sich, gibt den Blick frei auf das, was dahinter verborgen liegt. Mein Herz rast jetzt, ich merke, wie ich in den letzten Sekunden die Luft angehalten habe. Mir entfährt ein Keuchen. In meinen Träumen hatte ich mir diesen Moment ersehnt, doch die Realität übertrifft alle geistigen Konstrukte. Neben mir stößt Onkel Burak einen Freudenschrei aus.
Wasser. Säuberlich aneinandergereiht liegen die Flaschen auf Edelstahl hinter beleuchteten Termofrost-Türen, kristallklar und eisgekühlt. So viel, dass es für zwei Leben reicht. In scheinbar endlosen Reihen verlaufen die Vorratsschränke zu beiden Seiten des Raumes entlang.
Burak schreit erneut vor Glück, rennt hinein und direkt zum ersten Schrank links. Er reißt sich die Maske vom Gesicht, holt eine Literflasche aus dem Regal, wobei er scheinbar unkontrollierte, schluchzende Geräusche von sich gibt. Gierig setzt er das Wasser an und trinkt, stoppt, lacht. Mit geschlossenen Augen gießt er sich den Rest über das von zerstochenen Brandblasen gezeichnete, sonnengegerbte Gesicht.
Ich tue es ihm gleich, die Kühle des Raums trifft mich, wie ich es sonst nur von chemikalischen Drogen kenne. So muss es sich im Paradies anfühlen.
Burak lacht und wirft mir eine Flasche zu. Beinahe lasse ich sie fallen, so kalt ist sie.
Ich öffne den Verschluss und trinke, es gibt kein vergleichbares Gefühl.
Burak holt die Techbox hervor, wählt eine Nummer. Sein Grinsen ist ansteckend, hier und jetzt fühlt es sich an, als könnte ich es mit dem gesamten Regime aufnehmen.
»Ja, ich bins«, sagt Burak zum Piloten am anderen Ende der Leitung. »Wir sind drin. Schick die Drohne auf den Weg, wir …«
Eine dumpfe Explosion erschüttert das Gebäude, lässt die Glasflaschen im offenen Frostschrank klirren, gefolgt von knatternden Schüssen, aus dem Foyer.
»Scheiße!« Onkel Burak sprintet aus dem Tresorraum, ich hinter ihm her.
Eine Staubwolke wallt in den Gang, der zu den Geiseln führt und lässt absolut nichts erkennen. Burak hält die Schrotflinte im Anschlag. »Amir!«, ruft er und tritt vorsichtig in den Durchgang. Vollautomatisches Mündungsfeuer hinter dem Staub, die großkalibrige Salve trifft Onkel Burak in Brust und Hals. Fleischbröckchen und Blut spritzen empor, die Einschläge drehen ihn um die eigene Achse und er fällt mit dem Gesicht nach unten zu Boden.
Ich presse mich an die Wand des Gangs, unfähig, einen Gedanken zu fassen.
Im Foyer höre ich Amirs Gewehr, es feuert sein Stakkato auf den Feind, dann sehe ich Schemen im Staub aufstehen, Designerstücke und Maßanzüge. Erneut röhrt das Großkaliber, die Schemen werden wie Burak in Stücke zerfetzt.
Ich taste mich rückwärts an der Wand entlang in Richtung Tresor, Schreie und Schüsse dringen an mein Ohr. Eine weitere Salve der schweren Waffe, dann schweigt auch Amirs Gewehr und es herrscht Stille.
Die Kälte des Tresorraums trocknet den Angstschweiß augenblicklich und mich überkommt eine Gänsehaut. Ich betätigte den Verriegelungsmechanismus der Tür und das Letzte, was ich sehe, ist die klobige Silhouette einer Todesdrohne des Regimes, wie sie auf zwei Beinen durch die Staubwolke in den Gang stapft. Dann schließt sich das Schott und das Licht im Tresorraum erlischt. Dunkelheit im Paradies, zum Tode verurteilt. Es hätte schlimmer enden können.

Später am Abend eilen die Diener lautlos durch das dunkel getäfelte, angenehm temperierte Esszimmer. Der Tisch ist gedeckt, die Familie tritt ein. Die Wahl des Ehemanns fällt zur Feier des Tages auf eine Flasche ›Kona Nigari‹. Neunfach gefiltert. Beinahe silbern perlt die Flüssigkeit in den Gläsern, dann zieht sich die Dienerschaft diskret zurück.
»Hattest du große Angst, Mama?«, fragt einer der Söhne die Mutter.
»Ja, mein Kind. Die hatte ich«, antwortet sie. Anstelle des blaues Seidenkleids trägt sie nun ein schlichtes, schwarzes Kostüm. Sie greift zur Gabel, doch ihre Hand zittert noch immer und so legt sie die Hände in den Schoß.
»Dachtest du, dass du stirbst?«, fragt Sohn Nummer zwei.
»Schluss damit!« Der herrische Ton des Vaters lässt die Kinder augenblicklich verstummen. »Eure Mutter ist eine Heldin, und Heldinnen sterben nicht. Sie hat gehandelt, während alle anderen bloß tatenlos herumgelegen haben.« Er sieht ihr in die Augen, spießt einen weiteren Bissen auf, kaut, schluckt. »Und du sagst noch, die Schnittstelle wäre zu teuer und der Prototyp würde dir Kopfschmerzen bereiten. Hah!« Er gluckst zufrieden, trinkt einen großzügigen Schluck des eiskalten Mineralwassers und betrachtet die aufsteigenden Bläschen. »Ich denke, ich mache nächste Woche einen Termin in der Klinik, wir sollten bei dir über weitere Maßnahmen nachdenken.« Er isst weiter, an die Kinder gerichtet fährt er fort: »Wenn eure Mutter nicht über ihr spezielles Gehirnimplantat die Vollstrecker gerufen hätte, wer weiß, vermutlich hätten die Bankräuber am Ende alle Geiseln umgebracht. So haben sie nur ein gutes Dutzend getötet. Eure Mutter ist eine Heldin des Regimes, das steht fest.«
Die Kinder sehen sie mit leuchtenden Augen an, trinken ihr Wasser und essen gehorsam auf. »Ich bin stolz auf dich, Mama«, sagt der eine.
»Ich bin auch stolz auf dich«, sagt der andere. Und an den Vater gewandt: »Wenn ich mal groß bin, will ich auch ein Vollstrecker werden, dann kann ich uns vor den dreckigen Staubfressern beschützen.«
Der Vater lacht und leert sein Glas. Ein Diener füllt es umgehend auf. »Sehr gut, mein Sohn, das ist die richtige Einstellung!« Dann fällt sein Blick auf die Ehefrau. »Meine Liebe, du trinkst ja gar nichts. Bist du nicht dustig?«

 
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Hallo @Seth Gecko

Dein Text hat mich direkt an Mad Max erinnert, wegen der Wasserbank. Habe das soweit gerne gelesen. Du hast einige Formulierungen drin, über die ich etwas gestolpert bin, ich gehe darauf näher in den Details ein. Die Story an sich hat mir fast etwas zu wenig Substanz: Der Fokus liegt voll auf dem Überfall der Wasserbank, ich erfahre ein paar wenige Hintergründe und that's it. Ich hätte mir da etwas mehr Drumherum gewünscht, vielleicht was der tägliche Kampf ums Wasser und gegen diese Elite so bedeutet, was hat diese Bande um Onkel Burak dazu getrieben, was sie machen und warum machen sie es gerade jetzt? Es geht natürlich auch so, und Du baust ja gerade in den Dialogen einen gewissen Hintergrund ein, aber da könnte noch etwas mehr Fleisch an den Knochen, denke ich nach dem erstmaligen Lesen. Ist natürlich nur ein sehr persönlicher Eindruck, andere mögen das ganz anders sehen.

Onkel Buraks Bariton klingt gedämpft durch die Wollmaske, noch ein klein wenig tiefer als sonst.
Könntest Du streichen. Es liest sich runder und es geht nix verloren dadurch.

Ich zwinge mich, ruhig zu atmen; das Adrenalin fickt meinen Kreislauf, der Herzschlag fühlt sich an[KOMMA] als wolle die Pumpe durch den Brustkorb ausbrechen wie das Monster in diesem uralten Film.
Haha, schöne Alien-Anspielung. Was mir an dieser Stelle noch erwähnenswert scheint: Teilweise ist die Sprache recht derb, so wie hier, und andernorts im Text schon fast etwas gehoben, villeicht nicht gerade eloquent, aber für mich passt das dann irgendwie nicht so recht zusammen. Wenn Du sone derbe Sprache verwenden willst, würde ich vorschlagen, dass auch konsequent durchzuziehen :-) Sonst bricht das zu stark imo. Würde doch auch gut zur Story passen, da 'ne Schippe mehr Dreck draufzupacken, nicht?

Hier drinnen ist es angenehm kühl, ich spüre den Schweiß auf meinen vernarbten Händen, wie gerne würde ich mir die Klamotten vom Leib reißen.
Hier bin ich gestolpert, weil Du erst schreibst, es sei angenehm kühl und im selben Satz läuft ihm dann der Schweiss über die Hände. Da dachte ich mir: Hä? Aber ich verstehe, er möchte sich ausziehen, weils in der Bank kühl ist und draussen extrem heiss und er selten Abkühlung bekommt. Aber wäre in der Kühle der Schweiss nicht schon getrocknet? Das geht ja relativ schnell.

Auf den zahlreichen Kristallstelen
Das Wort hat mich rausgeworfen und ich musste es googeln. Geht aber vielleicht nur mir so. Habe das noch nie gehört zuvor.

Beim Anblick der unter Garantie gefälschten Bilder kommt mir die Kotze hoch.
Umständlich. Wieso nicht Beim Anblick der garantiert gefälschten Bilder ... ?

Vielleicht ist es aber auch bloß der ›Sternenstaub‹, den Amir sich vor wenigen Minuten im Truck geballert hat.
Sternenstaub hat mich direkt an die Droge Angel Dust erinnert.

»Plag’n Roll«, murmelt Onkel Burak.
Was ist "Plag'n Roll"?

»Herhörn! Wie ihr unschwer erkennen könnt, rauben wir die Bank aus. Euer Wasser ist versichert, also spielt bloß nicht den[die] Helden, klar?
Den ersten Satz würd ich streichen, das weiss doch jeder (deine Figuren in der Geschichte sowie die Leser). Ich bezweifle auch, dass ein Bankräuber während der Ausübung seines Handwerks sowas sagen würde, wieso sollte er? Ist doch offensichtlich bzw. unschwer erkennbar, wie er es nennt ;-) Im zweiten Satz würde ich "den" zu "die" umstellen oder den Satz umformulieren: Euer Wasser ist versichert, also soll ja niemand auf die Idee kommen, den Helden zu spielen, klar? So in die Richtung vielleicht.

Sie liegen bloß da, ergeben, im[dem] Recht des temporär Stärkeren.
Sie ergeben sich dem Recht des temporär Stärkeren, oder? "Temporär" würde ich ausserdem streichen, es klingt etwas holprig und seltsam, auch wenn ich verstehe, wieso Du es eingebaut hast. Es wird aber mMn auch so klar, dass die Banditen nur gerade in diesem Moment die Oberhand haben.

Langsam [Mein Puls] beruhigt sich mein Puls und zu[bei] Onkel Buraks Worten verspüre ich beim Anblick dieser elitären Hochklasse-Wichser eine Art grimmige Genugtuung. So stelle ich mir Nebel vor, wie er kühl in meinem Innern aufwallt und kalt an den Gedärmen entlang wabert, sie schließlich umhüllt und meine Seele erfrischt.
Ich weiss nicht recht, was mir der zweite Satz sagen soll ... Was möchtest Du damit ausdrücken? Wie sich die grimmige Genugtuung anfühlt? Wenn ja, so kann ich nicht wirklich folgen. Habe noch, als Vorschlag, paar unnötige Wörter gekillt. Ausserdem "bei Onkel Buraks Worten verspüre ich was" nicht "zu Onkel Buraks Worten".

Möglicherweise wurde er teuer darauf trainiert, solche Situationen auszuhalten.
Nein, "teuer trainiert" klingt nicht gut. Nimm vielleicht Möglicherweise wurde eine Menge Kohle in sein Training investiert oder halt sowas in die Richtung. Das fände ich besser.

Der Mittvierziger trägt den Sunblocker dick aufgetragen, wie es der Zeitgeist unter Seinesgleichen als Statussymbol propagiert.
Die Stelle wirkt im Vergleich zum sonstigen Text etwas dick aufgetragen. Gibt noch ein paar mehr solche Sätze. Könntest Du einfacher schreiben oder auch ganz weglassen, mir persönlich ist schon vorher aus dem Text klargeworden, dass sich nur die Reichen und Mächtigen Sunblocker (oder zumindest ausreichende Mengen davon) leisten können.

Onkel Buraks Augen fixieren den Filialleiter, er rückt nahe an ihn heran, fast könne man meinen, er beschnuppere ihn, wie er so langsam dicht an dicht das Gesicht begutachtet.
Könntest teilweise etwas Ballast abwerfen, diese Stelle mal symbolisch für den gesamten Text. Ich würde da nochmal mit dem Kamm durchgehen. Vorschlag für diese Stelle: Onkel Buraks Augen fixieren den Filialleiter, er rückt näher an ihn heran, beschnuppert ihn. Das klingt meiner Meinung nach direkter, stärker.

Sie winden sich und stöhnen, jemand oder etwas hinter der Kamera hat ihre Aufmerksamkeit
Fehlender Punkt am Ende des Satzes. Finde ausserdem, "jemand hat ihre Aufmerksamkeit" nicht so elegant formuliert. Hätte wohl eher sowas wie "jemand oder etwas zieht ihre Aufmerksamkeit auf sich" gewählt.

Posner reagiert nicht, er starrt wie gebannt auf das Geschehen.
Füllwort weg.

Wie ich, Burak und Amir trägt auch er eine schwarze Wollmaske mit Aussparungen für die Augen.
Es ist klar, dass die Räubermasken Aussparungen für die Augen haben, is' ja klar, dass die Bande nicht blind agiert. Würde das darum streichen.

»Jetzt geben Sie ihm endlich, was er will, Mann!«, schreit einer der Anzugträger vom Boden aus mit schriller Stimme.
Du hast vorher bereits erwähnt, wo sich die Anzugträger befinden. Am Boden. Also könntest Du es hier streichen, da es nur eine Wiederholung von etwas ist, was ich als Leser bereits weiss und es dementsprechend schon vor Augen habe.

Mir wird erst jetzt bewusst, dass einige der Geiseln im Raum mittlerweile verstohlen die Bildschirme beobachten.
Das sind für mich auch Füllworte, die es nicht braucht. Ich würde sie killen.

Es ist egal, was ich tue, die Flammen erscheinen, so oder so.
Würde das Komma nach "erscheinen" streichen, dann hat der Satz einen besseren Flow.

Onkel Burak hat uns gesagt, dass es hässlich werden kann. Das ist es jetzt also.
Weg mit dem letzten Satz, dann wirkt das stärker.

Posners bewusstloser Körper lehnt, auf dem Boden sitzend, an der Wand.
Würde ich vielleicht etwas umstellen, damit es sich runder liest: Posner ist zusammengesackt und lehnt bewusstlos an der Wand. So in die Richtung könnte es mMn gehen. Wenn Du von Posners Körper sprichst, wirkt das auch sehr distanziert.

Nachdem wir seine Fingerabdrücke und die Retina nicht mehr brauchen, ist er für uns uninteressant.
Hier frage ich mich, ob's den Satz tatsächlich braucht oder ob Du ihn eventuell auch rausnehmen könntest. Es wir imo auch so klar, dass sie Posner nur für den Zugriff in die Wasserbank benötigen.

Ich solle dem Plan vertrauen, antwortete er.
Was ist eigentlich genau der Plan? So ganz wird das nicht klar. Okay, sie haben Geiseln und zwingen so den Filialleiter, die Wasserbank zu öffnen. Aber sonst? Einfach rein mit roher Gewalt? Onkel Burak erwähnt diesen Plan öfters und da dachte ich mir, der wäre irgendwie ausgeklügelter.

In meinen Träumen hatte ich mir diesen Moment ersehnt, doch die Realität übertrifft alle geistigen Konstrukte.
Der unterstrichene Nebensatz ist so ein Beispiel für das, was ich eingangs meinte mit der gehobenen Sprache, die nicht so direkt zu der teils derben Ausdrucksweise passt.

Gierig setzt er das Wasser an und trinkt, stoppt, schluckt, lacht.
Das Schlucken ist schon im Trinken enthalten.

Im Foyer höre ich Amirs Gewehr, es feuert sein Stakkato auf den Feind, dann sehe ich Schemen im Staub aufstehen, Designerstücke und Maßanzüge. Erneut röhrt das Großkaliber, die Schemen werden wie Burak in Stücke zerfetzt.
Wieso stehen die auf und lassen sich durchlöchern? Also ich würde ja am Boden liegen bleiben, mich möglichst still und ruhig verhalten. Aber die sind ja in Panik, könnte also schon so sein, dass sie aufstehen und sich möglichst schnell verdünnisieren wollen :-)

Ich betätigte den Verriegelungsmechanismus der Tür und das Letzte, was ich sehe, ist die klobige Silhouette einer Todesdrohne des Regimes, wie sie auf zwei Beinen durch die Staubwolke in den Gang stapft.
Mmmh, Dronen mit Beinen? Für mich ist eine Drohne ein Flugobjekt.

»Ich denke, ich mache nächste Woche einen Termin in der Klinik, wir sollten bei dir über weitere Verbesserungen nachdenken.«
Würde er das wirklich "Verbesserungen" nennen, nicht eher Implantate oder sonst einen ähnlichen Ausdruck? Weiss nicht, bin da etwas unschlüssig. Vielleicht gebraucht er auch dieses Wort, damit es die Kinder besser verstehen?

Noch einen Gedanken zum Schluss: Da gibt es ja einen Perspektivwechsel. Für mich mutet das aber etwas seltsam an, weil Du vorher konsequent aus der Ich-Perspektive geschrieben hast. Wie kann denn der Erzähler wissen, was dort in dem reichen Herrenhaus abgeht? Der sitzt ja gefangen in der Wasserbank, bedroht von den Drohnen. Also für mich geht das nicht wirklich auf. Wenn Du das so machen möchtest, mit dem Ende, würde ich vorher im Text das von aussen schildern, also als dritte Person in dem Sinne, die die ganzen Geschehnissen in der Wasserbank von aussen betrachtet. Macht das Sinn? :D

Soweit mein Eindruck. Um das 'ne runde(re) Kiste zu machen, müsstest Du noch bisschen schleifen und etwas mehr Hintergründe reinpacken, damit es auch eigenständiger wird.

So long,
d-m

 

Moin @deserted-monkey,

vielen Dank für Deinen Kommentar, Deine Anregungen, Deine Zeit.
Gerne gehe ich auf die von Dir genannten Punkte ein:

Die Story an sich hat mir fast etwas zu wenig Substanz: Der Fokus liegt voll auf dem Überfall der Wasserbank, ich erfahre ein paar wenige Hintergründe und that's it. Ich hätte mir da etwas mehr Drumherum gewünscht, vielleicht wie sich der tägliche Kampf ums Wasser und gegen diese Elite so bedeutet, was hat diese Bande um Onkel Burak dazu getrieben, was sie machen und warum machen sie es gerade jetzt?
Meine Absicht war, die Leserschaft ohne Vorwarnung ins kalte Wasser zu schubsen. Bäm! Banküberfall! Die Welt und Lore und das Ganze drumherum sollte durch die Dialoge und Gedankenwelt des Protas angerissen, aber nicht vollständig gezeichnet werden, damit die Leser ihren eigenen Film im Kopfkino abspielen können. Vielleicht war das aber auch allgemein zu wenig Info? Ich warte mal noch weitere Kommentare ab, danach entscheide ich, ob da noch mehr kommt/kommen muss.

Was mir an dieser Stelle noch erwähnenswert scheint: Teilweise ist die Sprache recht derb, so wie hier, und andernorts im Text schon fast etwas gehoben, villeicht nicht gerade eloquent, aber für mich passt das dann irgendwie nicht so recht zusammen. Wenn Du sone derbe Sprache verwenden willst, würde ich vorschlagen, dass auch konsequent durchzuziehen :-) Sonst bricht das zu stark imo. Würde doch auch gut zur Story passen, da 'ne Schippe mehr Dreck draufzupacken, nicht?
Ja, ich weiß, was Du meinst. Herausforderung: Der Prota sollte schon ein wenig gehobener sprechen (und denken) als seine beiden Komplizen. Da nehme ich das Derbe vom Anfang eher raus und lege es irgendwie den beiden anderen in den Mund, bevor ich alles andere dreckiger mache.

Ich weiss nicht recht, was mir der zweite Satz sagen soll ... Was möchtest Du damit ausdrücken? Wie sich die grimmige Genugtuung anfühlt? Wenn ja, so kann ich nicht wirklich folgen.
Genau das sollte es ausdrücken. Er hat noch nie "Nebel" erlebt, daher stellt er ihn sich so vor. Vielleicht habe ich das nicht gut herausgearbeitet.

Was ist eigentlich genau der Plan? So ganz wird das nicht klar. Okay, sie haben Geiseln und zwingen so den Filialleiter, die Wasserbank zu öffnen. Aber sonst? Einfach rein mit roher Gewalt? Onkel Burak erwähnt diesen Plan öfters und da dachte ich mir, der wäre irgendwie ausgeklügelter.
Der gesamte Plan ist für die Geschichte im Endeffekt nicht wichtig und soll nicht zuviel Raum einnehmen, denn er platzt ja im letzten Drittel. Er beinhaltet den benannten Störsender und die Exit-Strategie über eine Verladedrohne, aber wie gesagt, durch das neueste Implantat der Frau im blauen Seidenkleid wird das Schicksal der Räuber ja eh besiegelt.

Wieso stehen die auf und lassen sich durchlöchern? Also ich würde ja am Boden liegen bleiben, mich möglichst still und ruhig verhalten. Aber die sind ja in Panik, könnte also schon so sein, dass sie aufstehen und sich möglichst schnell verdünnisieren wollen :-)
Genau, die denken, jetzt, wo die Vollstrecker da sind, sind wir sicher und können flüchten. Falsch gedacht.

Würde er das wirklich "Verbesserungen" nennen, nicht eher Implantate oder sonst einen ähnlichen Ausdruck? Weiss nicht, bin da etwas unschlüssig. Vielleicht gebraucht er auch dieses Wort, damit es die Kinder besser verstehen?
Hm...muss ich noch mal drüber nachdenken. Vielleicht fällt mir noch etwas passendes ein.

Noch einen Gedanken zum Schluss: Da gibt es ja einen Perspektivwechsel. Für mich mutet das aber etwas seltsam an, weil Du vorher konsequent aus der Ich-Perspektive geschrieben hast. Wie kann denn der Erzähler wissen, was dort in dem reichen Herrenhaus abgeht? Der sitzt ja gefangen in der Wasserbank, bedroht von den Drohnen. Also für mich geht das nicht wirklich auf. Wenn Du das so machen möchtest, mit dem Ende, würde ich vorher im Text das von aussen schildern, also als dritte Person in dem Sinne, die die ganzen Geschehnissen in der Wasserbank von aussen betrachtet. Macht das Sinn? :D
Du hast recht, der Prota kann das Ende nicht erzählen. Ich dachte, durch einen Perspektivwechsel auf die auktoriale Ebene kann ich das lösen.
Ich würde ungerne die Perspektive des Protas, bzw. damit auch des beinahe gesamten Textes ändern, dafür gefällt mir dieses "nah dran" sein, zu sehr.

Ich werde fast alle Deiner Anmerkungen und Änderungen übernehmen und bin Dir wie immer sehr dankbar fürs Aufzeigen, besonders im Bereich der überflüssigen Füllworte.

Beste Grüße
Seth

 

Moin @Rob F,

vielen Dank für Deinen Kommentar, Deine Anregungen und vor allem Deine Zeit.

bei längeren Sequenzen, die minutiös erzählt werden, kann glaube ich die Gefahr bestehen, dass sie trotz der Spannung für die Leser anstrengend werden. Gerade wenn es wie hier direkt zu Beginn einer Geschichte damit losgeht und ich in diesem Zusammenhang auch die Protagonisten und die Handlungshintergründe erfahre. Ist dann halt schon ab der ersten Zeile eine geballte Informationsladung.
Genau, diese "geballte Informationsladung" war beabsichtigt, die Leser sollten hineingeworfen werden, in diese Welt, ohne großartige Orientierung oder vorherige geschichtsträchtige Erklärung, was denn überhaupt Phase ist. Die Zeichnung des Status Quo sollte durch Handlung und Dialoge stattfinden, das war meine "Übung" bei diesem Text.


Aber das ändert nichts daran, dass ich den Angriff auf die Wasserbank gut geschrieben finde. Und es gelingt dir mE auch, nach und nach die für die Handlung notwendigen Informationen einzustreuen.
Das freut mich sehr. Auch dass Du Dir das Setting anhand der einzeln eingestreuten, kaschierten Infodumps ein wenig ausmalen konntest.


die Gestaltung finde eher unglücklich: Da gewöhne ich mich nach und nach an die Protagonisten, dann scheitert ihr Plan und alle sterben. Die letzte Szene zeigt für mich unbekannte Personen, die anscheinend zum elitären Kreis der Bevölkerung gehören, die Frau hat den vorherigen Überfall überlebt. Aber dieser Abschluss hat ja nicht den Zweck, mir diese Personen näher zu bringen, auch zur Handlung trägt er nichts Nennenswertes bei. Er vervollständigt nur ein wenig das Bild dieser entstandenen Welt.
Hierüber musste ich ein wenig schmunzeln. Die Geschichte darf in meinen Augen kein Happy End haben. Wenn einer der Protas überlebt, dann nur, um an einem Pfeiler angebunden vom Regime zum Tode durch Verbrennung verurteilt zu werden.
Und auch die letzte Szene hast Du vollkommen richtig erfasst: Ich möchte nicht die Figuren darin näherbringen, durch ihre Dialoge soll "die andere Seite" ein wenig genauer gezeichnet werden.


Das Schicksal der scheiternden Angreifer kommt bei mir leider auch emotional kaum an, dafür habe ich sie bei dem Angriff zu wenig kennengelernt. Also vielleicht ist es ein zu harter Schnitt, sie alle sterben zu lassen. Es könnte zum Beispiel einer überleben und die Handlung geht mit ihm noch etwas weiter.
Das ist ein guter Punkt. Aber ich glaube nicht, dass ein Überleben des Protas etwas daran ändert. Mal sehen, da setze ich mich wahrscheinlich noch mal ran, möglicherweise kann ich ein wenig mehr an emotionaler Bindung schaffen, indem ich die Bankräuber untereinander interagieren lasse und so noch mehr Hintergrund/Persönlichkeit/Charaktertiefe kreiere...?


Diese Stelle nur beispielhaft, offensichtliche Inhalte nicht noch mal zusätzlich zu erklären, so etwas würde ich eher vermeiden.
Danke fürs aufzeigen, wird gelöscht. Ich klopfe den Text auch noch einmal noch einmal auf solche Stellen ab.


Vielen Dank für Deine Eindrücke, ich konnte viel damit anfangen.
Beste Grüße
Seth

 

Hallo Seth,

Vielen Dank für deine Geschichte. Sie ist sehr interessant und hat mir gut gefallen. Vor allem im Mittelteil, wo sie Fahrt aufnimmt, war ich durchaus gefesselt. Einige Anmerkungen wurden schon gemacht.

Tatsächlich hat mir das Ende dann nicht ganz so gut gefallen. Es ist schon stimmig, dass alle sterben und ich fand es auch gut, dass der Protagonist dann beim Wasser sitzt und die Tür verschlossen ist. Es war für mich eigentlich auch nicht so sehr der Perspektivenwechsel, der ja auch angesprochen wurde. Vielleicht hat er mich auch deshalb nicht gestört, weil die Lebensumstände der Reichen ja auch einen Teil der Welt darstellen und dadurch das Bild kompletter wird.

Für mich war dieses Implantat das Problem. Mit dem Verweis auf die vorletzte Generation im Text soll vermutlich die neue Generation der Technologie angedeutet werden. Das ist bei mir aber so nicht angekommen und ich habe die Stelle erst beim zweiten Lesen gefunden. Ich verstehe auch, dass du die Herkunft der Todesdrohne irgendwie motivieren musstest, aber die Argumentation war für mich nicht ganz rund. Vor allem, wenn der Protagonist weiß, dass es eine neuere Technologie gibt, würde das mMn den ganzen Überfall in Frage stellen.

Vielleicht könnte man das erste Vorkommen des Implantats mit seiner Funktion eine Spur mehr hervorheben. Die Implantatstechnologie könnte ja aktuell, aber schon in die Jahre gekommen sein. Wenn das Implantat der Frau ein Prototyp wäre, könnte man die vorletzte Generation streichen. Denn die Frage beschäftigt mich, warum sollte eine nächste Generation einer Technologie Kopfschmerzen verursachen und ohne zusätzliche Funktion nur von der Frau (als Service für den Mann?) getragen werden. Und dann ist sie noch dazu teuer.

Für mich wäre es auch ok gewesen, wenn die Geschichte beim Protagonisten, der im Wasser seinen Frieden findet, endet und die Lebensumstände der Reichen irgendwo anders im Text vorkommen (z.B. durch den Protagonisten beobachtet).

Ich habe versucht diesen kleinen Punkt, der mich verwirrt hat, mit viel Text zu erläutern und habe nur einen kleinen Absatz für die positive Seite verwendet. Das Verhältnis spiegelt nicht meine Wahrnehmung des gesamten Texts wider. Er hat mir wirklich sehr gut gefallen.

Danke und LG,

Joste

PS: Das habe ich noch gefunden.

Der Mittvierziger trägt den Sunblocker dick aufgetragen, wie es sein Stand verlangt, der blasse(r) Teint vereint die Mimik zu einer Maske der Verachtung.

 

Moin @Joste,

vielen Dank für Deinen Kommentar, Deine Anregungen und deine Zeit.

Vielen Dank für deine Geschichte. Sie ist sehr interessant und hat mir gut gefallen. Vor allem im Mittelteil, wo sie Fahrt aufnimmt, war ich durchaus gefesselt.
Ich danke Dir! Es freut mich, dass Du mit der Story etwas anfangen konntest.

Für mich war dieses Implantat das Problem. Mit dem Verweis auf die vorletzte Generation im Text soll vermutlich die neue Generation der Technologie angedeutet werden. Das ist bei mir aber so nicht angekommen und ich habe die Stelle erst beim zweiten Lesen gefunden. Ich verstehe auch, dass du die Herkunft der Todesdrohne irgendwie motivieren musstest, aber die Argumentation war für mich nicht ganz rund. Vor allem, wenn der Protagonist weiß, dass es eine neuere Technologie gibt, würde das mMn den ganzen Überfall in Frage stellen.
Guter Punkt. Aber hier wirfst Du evtl. zwei Dinge durcheinander:
Das Gerät, welches Burak benutzt um Said anzurufen, die von mir sog. "AiO-Techbox" (die Geschichte spielt 2082, in meiner Vorstellung besitzt dort jeder so eine Handy-artige Apparatur, das "AiO" steht dabei für "All-in-One") ist ein Gerät der vorletzten Generation, nicht das Implantat der Frau, das ist tatsächlich ziemlich neu und hochwertig (besser als das von Filialleiter Posner, dessen Gehirnschnittstelle ja durch den Störsender blockiert wird).

Wenn das Implantat der Frau ein Prototyp wäre, könnte man die vorletzte Generation streichen.
Die Idee mit dem Prototyp finde ich ziemlich gut. So könnte man stärker herausstellen, dass es ihr nur dadurch möglich war, trotz Störsender der Bankräuber die Vollstrecker und ihre Drohne zu rufen. Auch die Kopfschmerzen der Frau werden dadurch mMn plausibler. Da werde ich den Schluss zeitnah ändern. Auch dein gefundener Tippfehler wird korrigiert. Vielen Dank fürs Aufzeigen.

Beste Grüße
Seth

 

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