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Echos

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16.04.2022
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Echos

Die Socke stört mich. Der Anblick dieses weißen, dicken Baumwollüberzugs, halb von seinem Fuß gerutscht, viel zu locker sitzend, viel zu viel Stoff. An seinem zweiten Fuß ist die Socke noch ein wenig weiter heruntergerutscht und ich ziehe die Augenbrauen zusammen, schaue noch genauer hin, betrachte die krausigen Haare, die sich aus dem Sockenbund quetschen, die immer dichter werden, je weiter mein Blick nach oben wandert, bis hin zu der weißen Feinrippunterhose. Da ist es endgültig vorbei.
Ich räuspere mich und versuche ein wenig von ihm weg zu kommen, doch er hält mich fest, hält mit beiden Händen meine Schultern umfasst.
»Nora?« Er sucht fragend meinen Blick. Ich spüre den Druck seiner Hände, das Fordernde in seiner Stimme, er möchte weitermachen, doch meine Augen wandern wie selbstständig wieder zu dem Feinripp seiner viel zu großen Unterhose.
Ich entgegne nichts, schließe die Augen und mache einen großen Schritt zurück. Dabei streife ich seine Hände von meiner Haut. Er hält mich nicht mehr. Mir wird bewusst, dass ich kein Oberteil anhabe. Ich sehe mich um, finde es rechts neben mir auf der Ablage, nehme es und ziehe es mir wieder über. Nur wenige Minuten vorher hat er es mir vom Körper gerissen, seine Lippen auf meinen, sein Atem auf meiner Haut. Doch das Gefühl ist nun hinüber, der Rausch vom Alkohol zum größten Teil auch und was bleibt, sind der Feinripp und diese verdammten Socken. Ich wende mich ab und gehe an den Esstisch, wo unsere Weingläser sich gegenüberstehen, als wäre nichts passiert. Ich setze mich, nehme mein Glas und trinke einen Schluck.

»Ich werde um dich kämpfen!«, hat er einmal zu mir gesagt, vor einer Ewigkeit, doch für mich war es, als würde die Zeit stehen bleiben.
»Um mich? Kämpfen?« Ich konnte damals nur den Kopf schütteln, mein Gesicht wegdrehen und lachen über seine Beharrlichkeit. Doch er kam näher auf mich zu und zwang mich, in sein Gesicht zu sehen, diese angsterfüllten, entschlossenen Augen. Er legte seine Hand auf meinen Unterarm, weil er mich so gut kannte, weil er wusste, dass er seinen Worten Nachdruck verleihen musste, dass in meinem Kopf bereits die Abwehrmechanismen ratterten und dass er diese dadurch aufhalten konnte. Zumindest kurz. Ich mochte ihn damals, aber ich glaubte nicht, dass es mehr war als Freundschaft. Obwohl da manchmal dieses Kribbeln war, wenn ich ihn sah, oder meine Augen manchmal leuchteten, wenn ich mit ihm sprach. Es lag daran, dass ich in dem Moment, in dem wir uns berührten, absolut rein gar nichts fühlte, als hätte jemand den Schalter umgelegt, kein Kribbeln, kein Leuchten, nur Vakuum, ein gefühltes Vakuum. Seine Hand auf meinem Unterarm, ich betrachtete sie konzentriert, fühlte in mich hinein, suchte nach einer Regung, fand keine und schließlich zog er sie zurück.
»Ich werde um dich kämpfen!«
Und irgendwann verloren wir uns dann doch aus den Augen. Ich wollte nie darüber nachdenken, warum, denn in mir drinnen wusste ich es, dass er Anne kennengelernt hatte und dass sie mich Stück für Stück in allem ersetzt hatte. Zu Beginn ihrer Beziehung war unsere Freundschaft noch wie sie war und ich hörte ihm zu und ich freute mich für ihn, ehrlich, ich freute mich ehrlich für ihn. Doch irgendwann wurde sein Blick immer gequälter und seine Ausreden immer schlechter, wir sahen uns selten und dann sahen wir uns gar nicht mehr. Ich wollte nie an das Warum denken, aber an ihn dachte ich sehr oft.
Einmal stand ich im Supermarkt vor dem Regal mit den Backwaren, sah einen aufgedruckten kleinen Kämpfer auf einer Packung Toast, ein Werbegag, und da musste ich zum ersten Mal an ihn denken. Früher hatte er hin und wieder die Superman-Pose gemacht und dabei ziemlich bescheuert ausgesehen.
»Ich bin ein unscheinbarer Held«, sagte er einmal, »aber sind das nicht eh die besten Helden?«
»Musst du als Held nicht erstmal irgendwen retten? Etwas heldenhaftes tun?«
»Mach ich ja, ich rette verlorene Frauen«, und nach einiger Zeit fügte er leise hinzu: »wie dich.«
Daran dachte ich oft, dass er doch kämpfen wollte um mich, dass er mich retten wollte und es so schnell wieder vergessen hat. Je mehr Zeit verstrich, umso mehr Erinnerungen drängten sich in mein Bewusstsein, wollten beachtet werden. Ich sah mal ein Eichhörnchen, das unbeholfen beinahe von einem Ast gefallen war und musste schmunzeln. Eichhörnchen waren lustig. Er war es eigentlich nicht. Nicht, wenn er es wollte. Aber wenn er es nicht wollte, dann schon. Dann war er sogar sehr lustig. Mit den Eichhörnchen war es wohl genauso. Hier begann ich ihn zu vermissen. Zusammen hatten wir oft gelacht, über seine Unbeholfenheit oder meinen Fatalismus. Aber allein konnte ich über meinen Fatalismus nicht mehr lachen und überhaupt, lachte ich nur noch selten.
»Ich werde um dich kämpfen!«, hat er zu mir gesagt und ich war direkt rot geworden, musste mein Gesicht wegdrehen, mein Herz beruhigen. Nie vorher hatte mich jemand so angesehen, nie wurde ich ausgewählt, herausgehoben, als etwas besonders. Doch für ihn schon. Bei den vielen Frauen die es gab, wollte er um mich kämpfen. Um mich. Und dann war er weg. Und ich lebte mein Leben, wobei er mich schon lange vergessen hatte. Doch ich dachte an ihn, immer wieder.
Ich dachte an ihn, als ich Steine kickte im Wald, bei meinem ersten richtigen Rausch und auch wenn mir schöne Dinge passierten. Ich dachte an ihn, während ich meine ersten Erfahrungen mit Männern machte, viel zu spät eigentlich, aber ich war langsamer als der Rest und meistens auch einfach zu spät. Ich dachte irgendwann sehr oft an ihn.
Das Echo seiner Worte, selbst da, während ich verloren auf der Veranda von irgendwem saß, an meiner Zigarette zog und Tränen mir die Wangen hinabliefen, während ich Ameisen beobachtete, die kleine Brocken Nahrung hin und her trugen, selbst da hörte ich noch seine Stimme, ein Flüstern nur noch, doch es war mir Trost.
Ich dachte an ihn und fragte mich schließlich, ob da immer noch dieses Vakuum bliebe, wenn er mich berührte, oder ob damals vielleicht etwas mit mir nicht gestimmt hatte. Manche Dinge musste man einfach machen, um zu wissen, und manchmal auch zur richtigen Zeit, doch ich bin so viel langsamer als der Rest und meistens auch einfach zu spät.
Schließlich hörte ich sie nicht mehr, seine Kampfansage. Es war alles zu weit weg, gefühlt ein ganzes Leben.

Und dann haben wir uns nach über zwei Jahren zufällig in der Stadt getroffen. Ich hatte mich irgendwie verändert, sagte er, aber für ihn würde ich immer die Gleiche bleiben, das sagte er auch. Ich fand er hatte sich stark verändert, war sehr viel männlicher geworden, sehr viel selbstbewusster. Ich musste das immer wieder feststellen. Und meine Augen leuchteten, während ich sprach, und seine auch. Und während eine unangenehme Gewissheit sich langsam in mein Bewusstsein drängen wollte, genau in dem Moment, beschloss ich einfach, sie zu ignorieren. Ich war wieder in sein Leben getreten und er in meins, alles andere war egal. Er lud mich zum Essen ein, wollte über die alten Zeiten reden und ich sagte zu.

„Noch ein Glas?“ Er schenkte immer wieder nach, irgendwann schon ohne zu fragen, die Gläser waren niemals leer, nicht einmal halb leer, er schenkte immer nach. Worte kamen und zogen vorbei, manche blieben länger, die großen blieben lange, Worte wie Wahrheit und Gefühle. Er wollte die Wahrheit über meine Gefühle für ihn hören, endlich die Wahrheit und ich sagte: „Oh Gott, noch ein Glas und ich werde wirklich ehrlich!“ Aber dieses Thema umgingen wir dann trotzdem, bewegten uns geschickt drum herum und er schenkte immer wieder nach, während die Stunden verstrichen wie Minuten. Angestoßen vom Alkohol wurde das Gesagte immer gewagter und dann kam er um den Tisch gelaufen, auf einmal keine Massivholzplatte mehr zwischen uns, und bei all der Vertrautheit fühlte sie sich nur richtig an, seine Nähe. Er nahm meine Hand und ich war sicher, er würde bluffen, in letzter Sekunde in Lachen ausbrechen und alles als einen Witz hinstellen. Er dachte wohl dasselbe. Doch er kam näher, immer näher, während Sekunden sich dehnten wie Jahre und ich hielt die Luft an, versuchte, mich zu sammeln, versuchte zu denken, doch ich konnte nur die Luft anhalten. Er nahm mein Gesicht in seine Hände, und ich ließ es geschehen. Sobald sich unsere Lippen trafen, war nichts mehr wie vorher, wir waren unaufhaltsam, gingen immer weiter. Erst mein Shirt, dann seine Hose, wie automatisch, während ich versuchte, die Gedanken zu ignorieren, die mir Hinweise geben wollten, wie: Seine Hände fühlen sich auf deinem Körper komisch an, sein Körper unter deinen Händen auch. Aber vielleicht dauert es nur ein wenig. Vielleicht muss ich seinen Körper erst kennenlernen und seine Hände. Das alles hier muss richtig sein, denn wenn es nicht richtig ist ...

Ich spiele an meinem Weinglas herum und höre, wie er sich anzieht. Dabei seufzt er einige Male. Ich starre nur still vor mich hin, merke, wie schwer es mir fällt, den Blick auf einer Sache ruhen zu lassen. Alles, was ich anschaue, bewegt sich einfach weiter, rennt mir davon.
Er setzt sich wortlos mir gegenüber, zwischen uns wieder die Massivholzplatte und die Ernsthaftigkeit, die hat auf uns gewartet, hat das Ganze mitangesehen und war nun da, um uns zu richten. Er setzt sich und nippt an seinem Wein, erkennt wohl gerade erst den Ernst der Lage, verzieht das Gesicht.
Ich will, dass er etwas sagt, dass er uns noch einmal große Worte zuordnet, uns Bedeutung gibt, aber er atmet nur laut.
»Weißt du, dass ich die letzten Jahre viel an dich gedacht habe?« Ich spreche mehr in mein Weinglas.
»Hm?«
»Ich glaube wir waren damals noch sehr jung irgendwie. Andererseits, sind wir jetzt auch nicht wirklich viel älter.«
»Du bist schon älter geworden, also mutiger. Vor zwei Jahren hast du alle meine Versuche immer abgeschmettert und heute-« Er bricht ab und kratzt sich am Kopf, vielleicht wartet er darauf, dass ich etwas sage. Ich will mich aber nicht mit der Gegenwart befassen. Ich will in unserer Vergangenheit bleiben, im schönen Teil, dem mit Bedeutung.
»Du hast mal gesagt, du würdest um mich kämpfen, weißt du das noch?«
Er macht ein angestrengtes Gesicht, durchforstet seine Erinnerungen. »Das habe ich gesagt?«
»Du weißt es nicht mehr?« Etwas in mir sackt zusammen.
»Keine Ahnung, es klingt schon irgendwie nach mir, so theatralisch.« Er grinst schief.
Das verpasst mir einen Stich. »Ich weiß auch nicht, warum mir das jetzt gekommen ist.« Ich schüttle den Kopf.
Nach einer kurzen Pause. »Hätte ich um dich kämpfen sollen, Nora?«
Ich bin wie erstarrt, erwidere nichts, schaue ihn einfach an, bis er wieder spricht.
»Ich hatte damals eine echte Chance mit Anne, verstehst du? Sie hat sich in mich verliebt, wirklich verliebt. Was hätte ich denn tun sollen?«
Ich kriege immer noch kein Wort heraus, als würde ein Klumpen in meinem Hals stecken.
»Du wolltest doch nur befreundet sein?«
»Nur befreundet?« Ich vergreife mich im Ton, muss sehr laut werden, um an dem Klumpen in meinem Hals vorbei zu kommen. »Ich wollte befreundet sein! Du warst mir so wichtig! Das du mich einfach fallen lässt, wenn die Erstbeste kommt!«
»Anne und ich haben uns verliebt und sie hat es nicht ertragen«, er muss Luft holen, für die nächste Aussage: »Das zwischen uns.« Er macht eine große Geste, wedelt zwischen uns hin und her, dass beinahe die Weingläser umfallen.
Ich halte meins umklammert. »Das zwischen uns.«
»Du weißt es doch selbst, alle haben das gesagt, diese Vertrautheit, Chemie, keine Ahnung was es ist, aber sie hat es nicht ertragen, das zu sehen.«
Ich trinke leise die letzten Reste aus meinem Weinglas.
»Sie hatte jedesmal Angst, wenn wir was zusammen gemacht haben und danach gab es Streit.«
Ich schweige und für einen Moment ist es ganz ruhig in meinem Kopf, fast versöhnlich. Die Gewissheit, die sich in einer dunklen Ecke meines Gewissens versteckt hat, ist befreit. Sie hat ihn gedrängt. Sie hat sich durch mich bedroht gefühlt und ihn gedrängt die Freundschaft zu beenden.
»Ich wollte immer mehr als Freundschaft, Nora. Du nicht!« Seine Stimme ist plötzlich sehr kalt.
Ich versuche, einen klaren Gedanken zu fassen, versuche sinnvolle Worte zu finden, versuche etwas zu finden, dass ich sagen kann, dass mich rettet. »Ich wollte dich einfach in meinem Leben behalten.«
Die simple Wahrheit hinter diesem ganzen Desaster.
Da steht er von seinem Stuhl auf und kommt ein wenig unsicher um den Tisch gelaufen, umgeht die Massivholzplatte, durchbricht den Sicherheitsabstand erneut, nimmt meine Hand und sieht mir ganz ernst ins Gesicht, glasige, rote, todernste Augen.
„Ich werde um dich kämpfen!“, hat er einmal zu mir gesagt. Und so sehr ich diesen Satz für mich konservieren will, ich kann das Echo der Vergangenheit nicht mehr wahrnehmen.
Ich spüre, dass der Satz abgelöst wird, von einem anderen, der folgen wird, der mich die nächsten Jahre verfolgen wird.
Er streicht mir übers Haar, küsst mich auf den Scheitel, sagt die Worte: „Lebe wohl.“
Ich hoffe, er sagt es ihr nicht.

 

Und dann haben wir uns zufällig in der Stadt getroffen.
Einmal stand ich im Supermarkt vor dem Regal mit den Backwaren und starrte eine Packung Toast an, sah den aufgedruckten kleinen Kämpfer, der heldenhaft das folierte Brot beschützte, und da musste ich zum ersten Mal an ihn denken.

Hallo,

das klingt für mich beim ersten Lesen alles sehr unwahrscheinlich. Sie steht im Supermarkt und starrt auf die Golden Toast und dann so: Ach ja, da war doch dieser Typ vor Äonen.
Und DANN trifft sie ihn zufällig.

Sagen wir, wäre es nicht näherliegend, dass sie an ihn denkt, wenn sie einen schnulzigen Film sieht, oder andere Paare, während sie alleine ist?

»Ich hatte damals eine echte Chance mit Anne, verstehst du? Sie hat sich in mich verliebt, wirklich verliebt. Was hätte ich denn tun sollen?«
Dann taucht plötzlich irgendeine Anne auf, die vorher nie erwähnt wurde, aber doch irgendwie sehr wichtig ist.

Ich frage mich: Worum geht es in dem Text eigentlich? Um diesen Typen in Feinripp, vor dem sie sich ekelt? Um gescheiterten Sex? Mir wird das nie klar, und das liegt auch daran, dass du eine recht nebulöse Erzählung aufbaust, mir wird nicht klar, warum die Rückblenden da sind, ich finde, sie verwirren mehr, als das sie etwas verdeutlichen. Brauchst du die unbedingt?

Also dachte ich nie an das Warum, aber ich dachte sehr oft an ihn.
Auch so als Charakterisierung: Ich kriege die nie zu greifen, weil die selbst nicht so genau wissen, wer sie eigentlich sind. Sie fühlt damals schon nichts bei seiner Berührung, hat aber trotzdem Kribbeln im Bauch und denkt auch sehr oft an ihn. Irgendetwas passt da nicht zusammen. Wie alt waren die denn, damals? So 14, 15?
»Ich wollte befreundet sein! Du warst mir so wichtig! Das du mich einfach fallen lässt, wenn die Erstbeste kommt-«
Hier auch. Diese Freundschaft zwischen den beiden klang in den ersten Absätzen wie so ein leicht verunglückter Anbandelungsversuch, als sei er irgendwie der kleine Nerd, der markige Srpüche klopft und sie nimmt ihn nicht wirklich ernst und belächelt ihn. Ich war dann bass erstaunt, als sie das so raushaut. Davon, dass er ihr wichtig war lese ich irgendwie kaum was raus, das kommt so einfach um die Ecke als Behauptung.

Ich rekapituliere: ein ehemaliger guter Freund, sie trifft ihn wieder, sie trinken viel Wein, dann kommt es fast zu Sex, aber sie stören seine Socken, und dann wird die Geschichte dazwischen erzählt, wie sie überhaupt in diese Situation kommen; auch, dass die offensichtliche Ex von dem Typen es nicht mochte, ihre Freundschaft.

Ich glaube ja, du könntest das besser ausloten, wenn du wirklich in einer Szene bleibst. Vielleicht sogar die Perspektive auf personal umstellst, weil du dann eine fairere Gewichtung hättest: hier wirkt der Mann schon sehr ausgestellt und reduziert, ich denke andauernd an Randy aus South Park. Der wirkt schon fast wie eine Karikatur. Dann sind mir auch die Charaktere einfach viel zu undurchsichtig, sie will Freundschaft, erzählt es aber so, als sei da mal mehr gewesen, aber ganz genau weiß sie es auch nicht, körperliches Verlangen scheint ja kein Thema zu sein, er lässt sie ja kalt. Dieses Hin und Her wird aber auch nie thematisiert, es könnte ja auch ein Punkt im Text selbst sein, dieses Unentschlossene, aber es wird nie ein Thema.

Ich denke bei solchen Geschichten oft an Raymond Carver, da reden auch so Beinahe-Pärchen oder ingesamt unglückliche Paare aneinander vorbei, vieles bleibt unausgesprochen, Motive werden nur angerissen, aber da werden die Charaktere greifbar, die Stimmung, die Atmosphäre greifbar, man versteht diese Figuren.

Sprachlich ist das auch oft sehr voll, sehr umständlich. Da wird viel erklärt, und du musst dich immer fragen: Wem erzählt sie das hier? Das ist ein bißchen auch so ein Gentlemens-agreement, das der Leser das abnickt und nicht genau nachfragt. Bei einem personalen Erzähler haben wir das mittlerweile ja so geschluckt, dass gar nicht mehr nachgefragt wird, auch weil wir das aus Filmen kennen - wem wird die Handlung von welcher Figur erzählt? Wer ist da das allsehende Auge? Man weißt es nicht so genau. Ich würde deswegen für einen Erzähler plädieren, der mit wenig Ballast erzählt, möglichst nüchtern, damit diese Situation sich nicht so verdeutlicht und einem auffällt - wem erzählt sie das mit den Socken, und warum ist genau das wichtig? Muss sie dieses Vakuum irgendwie begründen?

Er streicht mir übers Haar, küsst mich auf den Scheitel, sagt die Worte: „Lebe wohl.“

Auch das er sagt: Lebe wohl. Ich weiß nicht. Sagt der so was? Sagt der nicht: Hey, schade, dass es nicht mit uns funktioniert. Oder: Warum funktioniert das mit uns nicht? Da riskiert niemand etwas, es kann nicht so etwas wie eine Fallhöhe entstehen, weil ich die emotionale Beziehungen zwischen den beiden nicht nachvollziehen kann, da fehlt mir etwas. Das Element, dass die beiden da in irgendwas reingeschliddert sind, wo sie selbst nicht so genau wissen, was das ist - das wäre ein Ansatzpunkt. Huch, wie konnte das passieren? Da würde ich aber nicht mit diesen Rückblenden arbeiten, sondern das wirklich szenisch geschlossen machen; ich glaube das würde entschlossener wirken. Jo, sind so meine Gedanken.

Gruss, Jimmy

 

Hallo Marys_Bücherwald,

wenn ich meine weibliche Seite in mir benutze, um die Story zu lesen, kann ich nachfühlen, was Deine Protagonistin "erzählt". Unreife, mangelndes Selbstbewusstsein, Unsicherheit, schüchtern und wie sie selbst einige Male betont - nicht so schnell wie der Rest. Lese ich es mit meiner männlichen Seite kann ich den männlichen Protagonisten erkennen, wobei der ja eher nebulös beschrieben wird, eben aus ihrer Sicht. Du beschreibst in Deinem Stil diese Schwebe, in der sich die Lady permanent befindet und auch wenn die Sätze oder Satzfragmente sich öfters wiederholen - es bleibt (fast) immer unbestimmt und ich sehe das nicht als Mangel, sondern es ist eine eigene Art, sich auszudrücken. Kritik: Jimmy hat ja schon ein paar Sachen angemerkt, denen ich zustimmen kann. Dass plötzlich diese Anna auftaucht - da könntest Du vielleicht schon im Vorfeld die Vermutung äußern, dass er zwar kämpfen will, aber eben auch eventuell eine andere wartet - kampflos. Und wenn er schon so ein Ekel sein kann, dann würde ich das auch so schreiben, dass er eben mal schnell die Situation des Wiedersehens ausgenutzt hat, um bei ihr zu landen - Gelegenheit macht Diebe ...
Hier noch so ein paar Kröten:

Manche Dinge musste man einfach machen, um zu wissen, und manchmal auch zur richtigen Zeit, doch ich bin so viel langsamer als der Rest und meistens auch einfach zu spät.
Das ist keine Kröte, sondern ein wunderbarer Satz.
Er wollte etwas mit mir Trinken und über die alten Zeiten
trinken klein schreiben
Angestoßen vom Alkohol wurde das Gesagte immer gewagter
... das Komma entfällt zwischen Alkohol und wurde
und bei all der Vertrautheit, fühlte sie sich nur richtig an, seine Nähe
Komma weg ...
war sicher, er würde bluffen, i
hier ein Komma ...
erkennt wohl gerade erst den ernst der Lage,
Ernst der Lage - groß
dass er uns nochmal große Worte zuordnet
nochmal ist Umgangssprache - muss heißen: nochmals
Ich will, dass er etwas sagt, dass er uns nochmals große Worte zuordnet, uns Bedeutung gibt,
,,, nochmals ...
nächste Aussage, »Das zwischen uns.« Er m
Aussage: (Doppelpunkt) ?
ganz ernst ins Gesicht, glasige, rote, todernste Augen.
Kommas ...

Gerne gelesen, ein Stück unterhaltsame Prosa mit sehr feinfühligem Stimmungsbild, auch wenn es manchmal konfus erscheint; für mich ist der rote Faden erkennbar.
Viele Grüße - Detlev

 

„Oh Gott, noch ein Glas und ich werde wirklich ehrlich!“

„Die Liebe ist ein seltsames Spiel“, besang ihrerzeit Connie Francis und fuhr fort,„sie kommt und geht von einem zum andern …“ und hat immer noch recht, zumindest nicht unrecht, denn das animalische Erbe jenseits des Gefühls ist eher dem Glauben und Hoffen, denn dem - vermeintlich sicheren - Wissen zuzuordnen (Das Zeitmaganzin hatte vor Jahr und Tag an die vierzig unterschiedliche Meinungen, was Liebe sei, gesammelt*, von 80jährigen bis zum Kind, von der Nächstenliebe/Solidarität bis zu diversen Variationen.

Aber ich will Dich nicht mit meiner Meinung langweilen (außer vllt. dass „die“ Liebe - selbst als die „des Lebens“ - wie alles mit der Gewohnheit zur Abnutzung neigt, wobei natürlich kein Afa-Satz genannt werden kann, denn wie sagte schon meine Mutter selig, jeder Mensch ist anders).

Aber vor den Ruhm haben die Götter den Schweiß und Flusen gesetzt ...

liebe @Marys_Bücherwald.

wie bereits hier

Der Anblick dieses weißenKOMMA dicken Baumwollüberzugs, halb …
(die zwei Attribute sind gleichrangig, wie in der Mathematik („erzählen“ kommt schließlich von der Zahl und zählen zeigt es ja noch deutlicher) kannstu das durch eine Gegenprobe überprüfen – hier ist es die Konj. „und“, die sich ohne Widerstand bei den Adjektiven einreiht
An seinem zweiten Fuß ist die Socke noch ein wenig weiter herunter gerutscht und ich ziehe die Augenbrauen zusammen, …
„herunterrutschen“ zusammen, also auch das Partizip

Doch das Gefühl ist ... auch und was bleibt, ist Feinripp und diese verdammten Socken.
Plural –
wie in der Mathematik Feinripp + („und“) Socken = "sind" <(wobei Socken ja schon allein gereicht hätten)

Ich wende mich ab und gehe an den Esstisch, wo unsere teilweise noch gefüllten Weingläser sich gegenüberstehen, als wäre nichts passiert. Ich setze mich, nehme mein Glas und trinke einen Schluck.
Erklärt sich doch aus dem folgenden Satz … oder meinstu, jemand würde da nachfragen ...

Doch er kam näher auf mich zu, zwang mich, in sein Gesicht zu sehen, diese angsterfülltenKOMMA entschlossenen Augen und legte …

Daran, dass er doch kämpfen wollte KOMMA weg! um mich und es so schnell wieder vergessen hat.
(um die Zeitenfolge einzuhalten wäre m. E. am Ende eher ein „hatte“ angesagt)

Eichhörnchen waren lustig. Er war es eigentlich nicht. NichtKOMMA wenn er es wollte.

Ich dachte an ihn und fragte mich schließlich, ob da immer noch dieses Vakuum sein würde, wenn er mich berührte, …
warum der Anglizismus (would be) oder überhaupt der Konjunktiv, wenn eben das „wenn“ eine Bedingung setzt, also etwa
…, ob da immer noch dieses Vakuum wäre/oder besser sogar „bliebe“, wenn er mich berührte, ...

Und während eine unangenehme Gewissheit sich langsam in mein Bewusstsein drängen wollte, genau in dem MomentKOMMA weg beschloss ich einfach, sie zu ignorieren.

Er wollte etwas mit mir Trinken
(ist schon angesprochen worden ...

Er schenkte immer wieder nach, irgendwann schonKOMMA weg ohne zu fragen, …

Das alles hier muss richtig sein, denn wenn es nicht richtig ist…
Die Auslassungspunkte direkt am Wort behaupten, dass da mindestens ein Buchstabe fehle, da wäre der Apostroph das rationellere Mittel, sehn wir mal von ab, dass ich keinen fehlenden Buchstaben da vermute

Ich will, dass er etwas sagt, dass er uns nochmal große Worte zuordnet, uns Bedeutung gibt, aber er atmet nur laut.
Auseinander!, noch mal ist eigentlich ein verkürztes „noch einmal“

Vor zwei Jahren hast du alle meine Versuche immer abgeschmettert und heute-«
Die Symbolik des nahtlosen Satzendes ist mir fremd …
hier nochmals
Das du mich einfach fallen lässt, wenn die Erstbeste kommt-«
eigene Schöpfung?, oder ästhetischer Überschwang ...

Ich trinke leise die letzten Reste aus meinem Weinglas.
Hoppla, schlürft oder rülpst unsere Heldin sonst?
vllt. wäre "heimlich" genauer?

Ich versuche, einen klaren Gedanken zu fassen, versuche Worte zu finden, die Sinn machen, versuche etwas zu finden, dass …

warum noch ein Anglizismus - „sinnvolle“ ist doch etwas kürzer und als Attribut kommt der Sinn vor den Worten ...

Wie dem auch wird, gern gelesen vom

Friedel,

der noch schöne Tage diese Tage wünscht ..., vor allem aber herzlich willkommen hierorts!


* ist tatsächlich noch im Netz unter

https://www.zeit.de/2013/52/was-ist-liebe?utm_referrer=https://metager.de/

 

Hallo @Detlev

vielen Dank fürs Lesen und deine Eindrücke zu meinem Text.

Du beschreibst in Deinem Stil diese Schwebe, in der sich die Lady permanent befindet und auch wenn die Sätze oder Satzfragmente sich öfters wiederholen - es bleibt (fast) immer unbestimmt und ich sehe das nicht als Mangel, sondern es ist eine eigene Art, sich auszudrücken.
Das hast du richtig schön zusammengefasst. Ich wollte ganz bewusst, dass es so nebulös ist und ich habe die Ich-Perspektive gewählt, um den Leser eben in dieses Gefühl reinzustoßen, dieses Ungewisse, Unentschlossene, Unerfahrene. Das ist für den Leser vielleicht nicht immer befriedigend, aber es ist eine Erfahrung und zumindest weiß er am Ende dann was Sache ist ;)
Dass plötzlich diese Anna auftaucht - da könntest Du vielleicht schon im Vorfeld die Vermutung äußern, dass er zwar kämpfen will, aber eben auch eventuell eine andere wartet - kampflos.
Guter Punkt, werde ich mir überlegen. Auch an seiner Person werde ich noch ein wenig feilen.
Gerne gelesen, ein Stück unterhaltsame Prosa mit sehr feinfühligem Stimmungsbild, auch wenn es manchmal konfus erscheint; für mich ist der rote Faden erkennbar.
Vielen Dank! Das hat mich total gefreut :)
Deine Punkte zu Satzzeichen/Rechtschreibung habe ich direkt übernommen.

Danke für deine Zeit und deine sehr nützlichen Anmerkungen!

Gruß

Mary

 

Hallo Marys Bücherwald,
interessante Geschichte, aber mir fehlt ein bisschen der rote Faden. Ich habe es so verstanden: Erst wollte er was von ihr, aber sie hatte nur freundschaftliche Gefühle. Dann hatte er sich in eine Andere verliebt, was nach zwei Jahren auseinanderging. Die Beiden trafen sich zufällig wieder und schliefen zusammen, was sich als Fehler herausstellte. Danach war auch ihre Freundschaft endgültig Geschichte.
Es ist normal, dass manchmal einer was von Dir will, und Du fühlst nur Freundschaft für ihn. Umgekehrt ist es mir auch schon öfter mal so gegangen, dass jemand in mir nur den Kumpel sah. Aber mit sowas ist es schwierig umzugehen. Meine Freundschaft zu meinem besten Kumpel, der wohl auch immer ein bißchen in mich verliebt war, ist auseinandergegangen, als er seine Frau kennengelernt hatte. Dann brach der Kontakt völlig ab, wo ich sehr drunter gelitten habe, denn er war wie ein Bruder für mich, und wir waren uns auch von der Persönlichkeitsstruktur sehr ähnlich. Von so was handelt Deine Geschichte ja auch.
Und stell Dir vor, vor ein paar Jahren klopfte es plötzlich nachts an meiner Tür. Er war es. Er hatte sich von gemeinsamen Freunden meine neue Adresse geben lassen. Natürlich ließ ich ihn rein. Er kam einfach zu mir ins Bett, und wir Beide lagen Arm in Arm aneinandergeschmiegt da und es passierte nicht mehr. Früher hatte wir öfter unter einer Decke geschlafen, wenn wir bei Open Airs waren.
Das war für ihn wohl der endgültige Abschied von unserer Freundschaft, denn danach hat er sich nie mehr gemeldet. Ich sehe aber ab und zu noch einen Kumpel, der noch mit ihm in Verbindung ist. Seine Beziehung läuft wohl nicht zum Besten.
Du wunderst Dich bestimmt, was für Emotionen Deine Geschichte in mir ausgelöst hat.
Ein Frohes Fest wünscht Frieda

 

Lieber @Friedrichard

immer wieder schön, deine Anmerkungen zu lesen :)
Den Artikel von der Zeit habe ich mir dann auch mal angeschaut und ja, finde sowas richtig gut. Die Liebe hat viele Gesichter und ist oftmals ein ganz schön seltsames Spiel, umso seltsamer wenn man jung ist und absolut rein gar nichts versteht :D

Vielen Dank für deine sehr hilfreichen Anmerkungen zu Satzzeichen/Grammatik. Ich habe deine Anmerkungen hier fast vollständig übernommen.

Und hierzu noch

Aber ich will Dich nicht mit meiner Meinung langweilen (außer vllt. dass „die“ Liebe - selbst als die „des Lebens“ - wie alles mit der Gewohnheit zur Abnutzung neigt, wobei natürlich kein Afa-Satz genannt werden kann, denn wie sagte schon meine Mutter selig, jeder Mensch ist anders).
Tust du nicht, also mich langweilen. Ich finde deine Meinung tatsächlich sehr interessant. An der Stelle würde ich einschmeißen, man muss die Liebe vor der Abnutzung bewahren, durch ständige Pflege, Erneuerung (wodurch auch immer) und ARBEIT! Ja, Arbeit. Recht hast du trotzdem. Sie neigt wirklich zur Abnutzung. Aber nichts, was man nicht aufhalten kann :)

Ich wünsche dir ein wunderschönes Weihnachtsfest, voll Liebe.

Viele Grüße

Mary

Hallo @Henry K.

danke, für deine Gedanken zu meinem Text. Da war einiges drin.

mehr sprechende Details anstatt Erklärungen
Ja, daran arbeite ich. Tue mir schwer damit einzuschätzen, was ausgelassen werden kann und was der Leser selbst verstehen kann, wenn ich einzelne Details setze. Schaue unter dem Gesichtspunkt nochmal über den Text.

wie man ein eigenes Bild von anderen Menschen aufbaut und in sich trägt, bis dann irgendwann der ernüchternde Moment kommt.
Genau das wollte ich!

Daher würde ich mir hier fast noch mehr Aufklärung wünschen über die Motive der Figur, aber vielleicht ist es ja genau der Kern des Ganzen, dass ihr ihre Motive und Wünsche selbst nicht klar sind.
Ja, tatsächlich versteht sie ihre Motive selbst nicht, bis zum Ende hin. Als ihr klar wird, sie möchte ihn einfach in ihrem Leben behalten / nicht wieder verlieren.

aber selbst diese Ankündigung von Eroberung macht schon Eindruck auf sie - auch wenn sie das gar nicht richtig zu wollen scheint.
Ankündigung der Eroberung? Du meinst, dass er auf sie zugeht, einfach mutig ist und es versucht? Ich glaube tatsächlich in vielen Fällen ist das der grundlegende Unterschied zwischen den Weiberhelden und den Nerds bzw. warum die Nerds die Nerds sind und vielleicht keine Frauen abkriegen. Jetzt sehr pauschalisierend gesprochen... sie müssten sich in vielen Fällen einfach nur trauen.

Das kann man als (unbewussten) Kommentar auf den Zeitgeist lesen, wo die klassischen Geschlechterrollen ja nicht nur aufgeweicht, sondern geradezu torpediert werden.
Ja!

wobei der Mann durchaus noch ein wenig mehr Tiefe hätte vertragen können.
Da hast du Recht. Daran will ich auch noch ein wenig feilen. Er kommt zu einseitig rüber, dass habe ich aus allen Kommentaren herauslesen können und das will ich nicht.

Was mich ein wenig stört bei der Story ist der Ablauf der Ereignisse.
Da schaue ich nochmal drüber.

Ich danke dir für deine Zeit und deine Kommentare.
Hab schöne Weihnachten :)

Viele Grüße

Mary

 

Hallo @jimmysalaryman

Jo, sind so meine Gedanken.
Danke dafür. Auch wenn du manchmal mein sensibles Schreiberherz in Aufruhr gebracht hast :drool: neee, alles gut. Ich bin ja hier um Kritik zu kriegen. Ansonsten kann ich auch einfach Freunde lesen lassen :D

das klingt für mich beim ersten Lesen alles sehr unwahrscheinlich. Sie steht im Supermarkt und starrt auf die Golden Toast und dann so: Ach ja, da war doch dieser Typ vor Äonen.
Und DANN trifft sie ihn zufällig.
Da war der Typ ja noch nicht vor Äonen, es ist eher nach Äonen, dass sie ihn zufällig trifft. Ich muss vielleicht die zeitliche Einordnung deutlicher machen.

Dann taucht plötzlich irgendeine Anne auf, die vorher nie erwähnt wurde, aber doch irgendwie sehr wichtig ist.
Die muss ich vorher erwähnen. Haben einige hier kritisiert und das kann ich auch nachvollziehen. Muss ich noch besser ausarbeiten.

Auch so als Charakterisierung: Ich kriege die nie zu greifen, weil die selbst nicht so genau wissen, wer sie eigentlich sind.
Das ist genau der Punkt. Genau das wollte ich. Und ich weiß, dass das den Leser vielleicht ein wenig zwickt und drückt, aber ich wollte genau diese Schwebe darstellen. Diesen Zustand wenn man jung ist, Gefühle nicht einordnen kann, nicht genau weiß wohin mit sich und alledem. Ganz schwierige Zeit und ich bin froh, dass ich aus dem Alter raus bin (!) aber ich finde es trotzdem sehr spannend. Sehe das auch immer wieder bei meinen jüngeren Arbeitskolleginnen und naja, wie auch immer, das soll so.

Davon, dass er ihr wichtig war lese ich irgendwie kaum was raus, das kommt so einfach um die Ecke als Behauptung.
Ich schaue mal, ob ich das am Anfang noch ein wenig veranschaulichen kann, Details setzen kann, die genau das zeigen.

Ich rekapituliere: ein ehemaliger guter Freund, sie trifft ihn wieder, sie trinken viel Wein, dann kommt es fast zu Sex, aber sie stören seine Socken, und dann wird die Geschichte dazwischen erzählt, wie sie überhaupt in diese Situation kommen; auch, dass die offensichtliche Ex von dem Typen es nicht mochte, ihre Freundschaft.
Okay, dass mit den Socken soll eigentlich nur zeigen, dass sie rein körperlich gesehen, nicht auf ihn steht. Der Alkohol und seine offensive Art haben es dann doch soweit kommen lassen und da ist sie dann halbnackt in seinen Armen und die Socken holen sie wieder zurück in die Realität. Sie merkt, ups, das war ja mal richtig falsch gerade. Sie hätte es vorher wissen können, weil sie ja auch so nichts gespürt hat, wenn er sie berührt hat, aber sie ist da halt trotzdem reingerutscht. Vielleicht weil sie gehofft hat, dass da doch was ist? Dass sie zusammenkommen? Zusammenbleiben? In diese Richtung ...

Perspektive auf personal umstellst, weil du dann eine fairere Gewichtung hättest
Auf Personal will ich nicht umstellen, weil ich will, dass der Leser in der Person steckt. Ich will dieses ungemütliche Gefühl beim Leser hervorrufen, deswegen werde ich die Perspektive nicht umstellen. Aber ich werde den männlichen Part ein wenig besser ausbauen, dass er nicht so eindimensional schlecht rüber kommt.

Ich denke bei solchen Geschichten oft an Raymond Carver
Hab mir das Buch "Wovon wir reden, wenn wir von Liebe reden" direkt geholt :read:

Auch das er sagt: Lebe wohl. Ich weiß nicht. Sagt der so was?
Das ist natürlich konstruiert, also ja, für mich sagt er genau das und an der Stelle finde ich es auch einfach passend. Es beendet ihr ewig unentschlossenes, hin- und hergerissenes Gehabe. Er trifft hier einfach die Entscheidung, weil sie nicht in der Lage ist. Er zieht den Schlussstrich für sie beide.

Ich werkle noch ein wenig an der Geschichte herum. Ich danke dir für deine Zeit und deine Gedanken. Du hast da ein paar Dinge angestoßen, die wichtig waren.

Schöne Weihnachtszeit!

Gruß

Mary

Hallo @Frieda Kreuz

Meine Freundschaft zu meinem besten Kumpel, der wohl auch immer ein bißchen in mich verliebt war, ist auseinandergegangen, als er seine Frau kennengelernt hatte. Dann brach der Kontakt völlig ab, wo ich sehr drunter gelitten habe, denn er war wie ein Bruder für mich, und wir waren uns auch von der Persönlichkeitsstruktur sehr ähnlich. Von so was handelt Deine Geschichte ja auch.
Ja, genau von sowas. Das ist aber auch ein sauschwieriges Thema irgendwie. Einerseits ist man von dem Ende der Freundschaft natürlich enttäuscht, andererseits kann man es auch nachvollziehen. Ich als Frau würde auch nicht wollen, dass mein Partner so eine Frauenfreundschaft hat. Jaja, man muss sich gegenseitig vertrauen können usw., das schon. Aber bei Gott, es gibt so viele vorstellbare Szenarien. Da ist es natürlich am einfachsten den Risikofaktor einfach zu entfernen ...

Und stell Dir vor, vor ein paar Jahren klopfte es plötzlich nachts an meiner Tür. Er war es. Er hatte sich von gemeinsamen Freunden meine neue Adresse geben lassen. Natürlich ließ ich ihn rein. Er kam einfach zu mir ins Bett, und wir Beide lagen Arm in Arm aneinandergeschmiegt da und es passierte nicht mehr. Früher hatte wir öfter unter einer Decke geschlafen, wenn wir bei Open Airs waren.
Das finde ich richtig spannend.

Du wunderst Dich bestimmt, was für Emotionen Deine Geschichte in mir ausgelöst hat.
Ja. Das würde mich wirklich interessieren. Aber du hast schon sehr viel von dir geteilt. Ich würde es auch verstehen, wenn du das für dich behalten willst (kannst mir aber auch gerne eine private Nachricht schreiben :herz:).

Vielen Dank für deine Gedanken zu meinem Text und das Teilen deiner Erfahrung. Ich schau jetzt dann mal bei deinem Text vorbei :)

Schöne Weihnachtszeit!

Gruß

Mary

 

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