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Ein neuer Freund

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26.08.2019
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Ein neuer Freund

„Ich habe dir ein Brot für unterwegs gemacht, mein Schatz! Du hast doch heute wieder einen schweren Tag“, sagte Katharina und schmiegte sich an ihren Mann.
„Danke dir! Ich komme sobald wie möglich zurück.“
„Ja, bitte, Papa! Spielst du dann wieder mit mir Verstecken?“ Jürgen hob Mia hoch und küsste sie. „Musst du nicht langsam in den Kindergarten? Komm, ich bringe dich schnell noch hin.“ Das Mädchen jauchzte und Katharina gab beiden an der Tür einen Abschiedskuss. „Ich liebe dich, Jürgen!“
Nachdem Jürgen Linnemann Mia am Kindergarten abgegeben hatte, ging er zur Arbeit.

„Was willst du hier, Linnemann? Habe ich mich nicht klar ausgedrückt?“
„Das ist meine Schicht, Chef. Was macht der Mann da hinter der Theke?“
„Du bist gefeuert, Linnemann. Verstehst du das nicht? Ich kann niemanden in meiner Tankstelle gebrauchen, der gegenüber Kunden handgreiflich wird.“
„Kommt nicht wieder vor. Wirklich nicht, Chef.“
„Das höre ich nicht zum ersten Mal von dir. Du hast dich einfach nicht unter Kontrolle. Jetzt reicht es mir, du Psycho. Verschwinde endlich, sonst werde ich mal handgreiflich!“
Linnemann blickte zu seinem Chef, dann zur Theke. Er schüttelte den Kopf. Schaute hinter sich, öffnete und schloss seine Hände. „Aber das ist doch meine Schicht“, sagte er.
Dann verließ er die Tankstelle.
„Ich habe dir ein Brot für unterwegs gemacht, mein Schatz!“, flüsterte er. „Du hast doch heute wieder einen schweren Tag.“ Linnemann nickte. „Danke dir, ich komme sobald wie möglich zurück.“ „Ich liebe dich, Jürgen“, sagte er mit heller Stimme und lächelte.

Als er zu Hause ankam, waren Katharina und Mia schon im Fahrstuhl.
„Mama, ich will nicht zu dem Geburtstag gehen. Ich kenne die da gar nicht alle. Und wenn die mich ärgern?“ „Ach, Mia, Lenas Eltern sind doch auch da. Die helfen dir dann.“
Jürgen Linnemann beugte sich hinab zu Mia: „Weißt du, Mia, ich wurde früher auf dem Schulhof auch geärgert. Man muss nur wissen, wie man sich wehren kann! Soll ich dir mal erzählen, was ich mit den drei Jungs gemacht habe, die mich morgens immer wieder vor der Schule abgefangen haben? Die haben mir nie wieder aufgelauert.“ Er gluckste.
„Lassen Sie meine Tochter mit ihren Geschichten in Ruhe! Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass Sie uns nicht ansprechen sollen!“ Katharina stellte sich vor Mia.
Jürgen drückte sich in die Ecke und lehnte die Stirn gegen die Fahrstuhlwand. Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Schläfe.
„Ist der Mann behindert, Mama?“, fragte Mia.
Der Aufzug bimmelte und Katharina drückte die Tür auf, zog Mia hinter sich her. Bevor die Tür zufiel, stellte Jürgen den Fuß in die Spalte, schob seinen Kopf heraus und blickte nach links, den beiden hinterher.
Mia hüpfte von einem Bein auf das andere: „Mein Finger geht im Kreise, auf eine kurze Reise. Und bleibt mein Finger stehn, darfst du gehn.“
Als Katharina hinter beiden die Wohnungstür geschlossen hatte, verließ Linnemann den Fahrstuhl ebenfalls.
Schräg gegenüber von Katharinas Tür blieb er stehen und schloss seine Wohnungstür auf. Er sah durch den Spion. Katharinas Tür war geschlossen.
Linnemann lehnte sich an die Tür, schlug die Stirn wieder und wieder gegen sie. „Ist der Mann behindert? Ist der Mann behindert? Ist der Mann behindert, Mama?“

„Papa, Papa, endlich bist du wieder da! Wir haben dich so vermisst!“
Jürgen drehte sich um. Mia stürmte auf ihn zu, sprang in seinen Arm. Er schleuderte sie herum, küsste sie auf die Stirn.
„Jürgen, endlich, ich habe schon auf dich gewartet!“ Katharina stand auf der Schwelle zur Schlafzimmertür. Sie trug ein seidenes Nachthemd. „Es tut mir leid, dass ich so ungezogen war. Kannst du mir verzeihen?“
„Du musst dich gedulden, Katharina. Ich bringe erst meine Tochter ins Bett. Dann werde ich mir eine gerechte Strafe für dich ausdenken.“
Während Jürgen Mia ins Bett trug, streckte diese ihrer Mutter die Zunge heraus.

Linnemann hörte ein leises Klopfen auf dem Flur. Er stürzte zum Spion. Ein Mann stand gegenüber an der Wohnungstür. Als die Tür sich öffnete, blickte Katharina heraus, legt den Zeigefinger vor den Mund und flüsterte etwas. Dann fiel sie dem Mann in die Arme. Sie küssten sich lange und verschwanden schließlich in der Wohnung.
Linnemann starrte auf die Tür. Dann schlug er mit der Faust vor seinen Kopf. Gegen die Tür. Setzte sich schließlich mit dem Rücken zur Tür und starrte auf seinen Finger: „Mein Finger geht im Kreise, auf eine kurze Reise. Und bleibt mein Finger stehn, darfst du gehn.“ Er lächelte.
Nach einigen Stunden hörte er auf dem Flur ein Geräusch. Linnemann stand auf und sah durch den Spion. Der Mann ging an Linnemanns Tür vorbei. Er trug jetzt einen kleinen, schwarzen Koffer.
Leise schlüpfte Linnemann hinaus und folgte dem Mann.

Am nächsten Tag trat Linnemann mittags erneut auf den Flur. Er ging zu Katharinas Wohnungstür und schloss sie auf. „Mein Finger geht im Kreise, auf eine kurze Reise“, flüsterte er.
Leise hörte er Katharina singen. Er ging den Flur hinunter auf das Schlafzimmer zu. Vor der Tür blieb er stehen. Durch den Spalt konnte er sehen, wie sie ihre schwarz-weiße Kleidung aus dem Café auszog. Dann zog sie einen Bademantel an. Sie ging auf die Tür zu.
Als sie ihn sah, schrie sie entsetzt:
„Was machen Sie hier? Wie sind Sie hier hereingekommen?“
Linnemann zeigte ihr den Schlüssel: „Weißt du noch, wie du im letzten Sommer deinen Schlüssel verloren hast? Du hattest ihn außen hängen lassen. Aber keine Sorge, ich habe ihn an mich genommen.“
„Was haben Sie? Seit dem letzten Sommer?“
„Ja, ich habe euch schon oft besucht. Meist habt ihr da geschlafen. Manchmal ward ihr auch gar nicht da. Einmal habe ich sogar den Herd für dich ausgemacht. Du hattest ihn vergessen.“
Katharina wich zurück, schlug die Hand vor den Mund. „Bitte gehen Sie. Meine Tochter ist nebenan. Sie wird sich furchtbar erschrecken.“
„Ach, Katharina, wir holen Mia doch immer erst um vier aus dem Kindergarten ab.“
„Hilfe! Hilfe!“ Katharina schrie jetzt laut.
„Hör auf, hör doch auf!“, rief Linnemann. „Du wirst uns alles verderben!“ Er blickte zur Tür, dann wieder zu Katharina.
Sie schrie weiter.
Linnemann griff zu. Er riss sie an den Haaren nach vorn, schlug ihren Kopf vor den Türpfosten. Abrupt verstummte Katharina. Sie glitt auf den Boden und stöhnte.
„Siehst, du, jetzt hörst du auf mit dem Geschrei.“ Linnemann kicherte. Dann wischte er ihr mit dem Zeigefinger einen blutigen Tropfen von der Stirn. „Komm, ich muss dir unbedingt etwas zeigen. Komm doch. Du wirst begeistert sein!“
Er griff wieder nach ihren Haaren und zog sie durch die Wohnung. Katharina taumelte weinend hinter ihm her.
Im Hausflur schaute er sich kurz um, schloss dann seine Wohnungstür auf und zog sie herein.
Katharina erstarrte: „Sie haben ja die gleiche Tapete wie ich.“
„Nicht nur das. Ihr werdet euch hier wohlfühlen.“ Er nahm sie mit in ein Zimmer: „Mia hat hier die gleiche Tapete und auch die gleichen Bilder wie nebenan. Ihr wird gar nicht auffallen, dass sie umgezogen ist! Es kommt aber noch besser.“ Wieder zog er Katharina an den Haaren hinter sich her: „Ich habe auch das gleiche Bett wie du, siehst du?“
Katharina schrie auf vor Schmerz: „Hören Sie bitte auf! Was wollen Sie denn von uns?“
„Wir sind doch eine Familie, Katharina. Ich werde für euch sorgen. Und niemand wird mehr Mia ärgern.“
„Niemals! Meine Tochter wird niemals zu Ihnen kommen! Lassen Sie mich gehen!“ Sie brüllte jetzt.
Linnemann schüttelte den Kopf. Er blickte Katharina jetzt starr an:
„Meinst du, ich wüsste nicht, dass du mich hintergehst? Ich habe dich gestern Abend mit dem Mann gesehen.“
„Ja, das ist mein neuer Freund. Und er ist auch schon unterwegs zu mir. Er wollte kommen, solange Mia noch im Kindergarten ist. Wenn er hört, was Sie mir angetan haben, wird er sie verprügeln. Und dann holen wir die Polizei. Die wird Sie für immer wegsperren.“
„Dein neuer Freund, ja?“ Linnemann kicherte wieder. „Der kommt heute nicht mehr. Ich habe ihn gestern noch getroffen.“ Er stieß sie aufs Bett, zog einen kleinen, schwarzen Koffer darunter hervor. Katharina blickte wie gelähmt auf den Koffer. „Du erkennst ihn, stimmt‘s? Du wolltest mit Mia wegziehen, was? In eine andere Stadt? Mich verlassen? Du hast ja schon alles unterschrieben! Bestimmt wohnt er auch dort." Linnemann lachte jetzt fröhlich: „Aber das ist ja nun vorbei. Du konntest ja nicht wissen, wie schön wir es uns jetzt hier machen werden!“ Er streichelte zärtlich ihre Stirn. Dann fragte er voller Begeisterung: „Soll ich dir erzählen, was ich mit dem Mann gemacht habe?“
Katharina schlug seine Hand weg und versuchte zur Tür zu laufen, aber er hielt sie fest. Sie schrie erneut.
„Sei still! Sei endlich still!“ Er hielt ihr den Mund zu, schlug ihr in den Bauch. Katharina krümmte sich. „Du sollst doch nicht immer so schreien!“, brüllte er. „Du wolltest, dass ich dich bestrafe? Du warst aber sehr ungezogen.“ Er drückte sie aufs Bett, setzte sich auf sie.
Sie bäumte sich auf, aber Linnemann legte seine Hände um ihren Hals. Er fing an, leise zu singen: „Mein Finger geht im Kreise, auf eine kurze Reise.“ Er drückte zu. „Und bleibt mein Finger stehn, darfst du gehn.“

Als Katharina sich nicht mehr regte, strich er eine Strähne aus ihrem Gesicht und küsste sie auf den Mund. „Ich liebe dich auch, Katharina. Und unsere Tochter.“

 

Halloli @Daeron, wir hatten noch nicht das Vergnügen. Lass uns mal in deinen Text schauen. Bin gespannt, was "ein neuer" Freund bedeutet.

Ich habe dir ein Brot für unterwegs gemacht, mein Schatz! Du hast doch heute wieder einen schweren Tag
Also ich hätte gesagt: "Schatz, ich hab dir´n Brot gemacht. Hast ja wieder nen schweren Tag." Da gilt es die Balance zu finden, zwischen dem, wie wir realiter reden und der literarischen Darstellung. Oft sind es nur Nuancen. An manchen Stellen wirkt die wörtliche Rede auf mich leicht künstlich.
Edit: Später sehe ich, er fantasiert die Dialoge, insofern ist die idealisierte Form, das Gestelzte wohl legitim. Andererseits würdest du die falsche Fährte verstärken, wenn es direkter, näher wäre.

„Ich habe dir ein Brot für unterwegs gemacht, mein Schatz!“, flüsterte er. „Du hast doch heute wieder einen schweren Tag“. Linnemann nickte. „Danke dir, ich komme sobald wie möglich zurück.“ „Ich liebe dich, Jürgen“, sagte er mit heller Stimme und lächelte.
Das ist die erste Stelle, wo es spooky wird, der erste Hinweis darauf dass etwas nicht stimmt, der sich erst beim Weiterlesen erschließt. Das ist echt gut gemacht, Daeron.

„Lassen Sie meine Tochter mit ihren Geschichten in Ruhe! Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass Sie uns nicht ansprechen sollen!“ Katharina stellte sich vor Mia.
Hier laufe ich als Leser erst mal vor die Wand, gehe zum Anfang zurück, lese Katharina und Mia, und doch, die sind es. WTF, was läuft da?

Schräg gegenüber von Katharinas Tür blieb er stehen und schloss seine Wohnungstür auf. Er sah durch den Spion. Katharinas Tür war geschlossen.
Erinnert mich an die zentrale Stelle aus Schweigen der Lämmer, als Lecter zu Starling sagt: Man begehrt das, was man täglich sieht.

„Jürgen, endlich, ich habe schon auf dich gewartet!“ Katharina stand auf der Schwelle zur Schlafzimmertür. Sie trug ein seidenes Nachthemd. „Es tut mir leid, dass ich so ungezogen war. Kannst du mir verzeihen?“
Holla, fortgeschrittenes Stadium! Er lebt bereits in der Parallelwelt, die er sich mit den Tapeten und dem Kinderzimmer geschaffen hat.


Als er den Koffer öffnete, schrie Katharina entsetzt auf. Sie erkannte die Kleidungsstücke ihres Freundes.
Da gibt es einen kleinen Logikknacks, denn wenn der Prota den neuen Freund vors Auto stößt, wird er dem Überfahrenen wohl kaum die Klamotten ausziehen und in aller Seelenruhe davonspazieren können. Vielleicht löst du das anders als mit einem Unfall.

Den neuen Freund hast du schön doppeldeutig umgesetzt. Du legst mehrere falsche Fährten, die mich als Leser irreführen. Erst der typische, morgendliche Dialog, fast schon zu schmalzig, bei dem ich als Leser in Richtung Kleinstadtidylle denke und beinahe innerlich abwinke. Dann die Tankstellenszene, nach der ich auf dem Trip bin: aha, eine dieser Geschichten, wo der Mann seine Arbeit verloren hat und den Tag rumbringen muss, bevor er zuhause wieder aufschlagen darf, wie bspw. Schein von GoMusic. Und dann kommt doch alles völlig anders!

Der Sadismus, den der Prota an den Tag legt, ist natürlich happig. Ich persönlich bin da mehr ein Freund des Suspense, der leisen Töne und des Grusels und nicht der expliziten Gewalt, aber das sieht jeder anderes. Dennoch hat deine Geschichte für mich Qualität, sie ist clever konstruiert. Das ist es jedoch auch, was sie ein wenig trocken oder besser: schwarz-weiß erscheinen lässt. So im Gesamten fehlt mir ein wenig Fleisch auf den Knochen, es fehlen mir die Sinneseindrücke: wie riecht etwas, wie sehen die Figuren aus, wie hört sich die Kinderstimme an, du hast den Schwerpunkt auf die Plotkonstruktion gelegt und ein wenig die Figuren vergessen. Und so höre ich Katharina schreien, aber ich kann ihre Angst nicht spüren. Ich bleibe stets Beobachter der Szene, ohne allzu viel Mitgefühl. Aber das ist persönliches Geschmäckle.
Und eines muss ich auch noch loswerden: Ich habe keinen einzigen Rechtschreibfehler gefunden und das ist die absolute Seltenheit, Daeron.

Peace, linktofink

 

Hallo @linktofink,

vielen Dank für deine Rückmeldung!
Ich habe die erste Szene wirklich absichtlich etwas schmalzig gestaltet. So stellt sich der Protagonist sich das eben in seinen — vom Fernsehen geprägten?— Gedanken vor . Ursprünglich wollte ich auch noch besondere Lichtverhältnisse herstellen, aber das wäre dann wohl etwas zu viel gewesen.

Bei der Kleidung des Freundes hatte ich eigentlich gedacht, dass diese noch im Koffer war. So musste er sich nur den Koffer schnappen. Aber das war wohl nicht deutlich genug.

Ich verstehe deine Probleme mit der Gewalt. Ich wollte mich hier einfach mal ausprobieren.
Ebenso war es mit den Dialogen. Ich finde das sehr schwierig und möchte mich nach und nach an alles herantasten. Vielleicht habe ich mich daher zu sehr auf sie konzentriert.

Zu dem mangelnden Fleisch: Mein Problem ist, dass der Erzähler ja nur aus der Sicht des Prot erzählt. Daher ist er auch gar nicht empfänglich für die Angst der Frau. Er ist nur ich—bezogen. Aber vielleicht bekomme ich das mit anderen Sinneseindrücken hin, ich werde es versuchen.
Vielen Dank für die Hilfe!

Gruß Daeron

 

Hey @Dearon,

„Ich habe dir ein Brot für unterwegs gemacht, mein Schatz! Du hast doch heute wieder einen schweren Tag“, sagte Katharina und schmiegte sich an ihren Mann.
Bäh, dachte ich, fehlt nur noch, dass sich Frauchen die Schürze glättet und die Lockenwickler zurecht rückt. Da hast du mich geschickt auf die falsche Spur geführt. Denn Stück für Stück eröffnet sich mir der Einblick in eine Realität, die so ganz anders als seine Wahrnehmung ist. Brrr, Gänsehaut.
„Mein Finger geht im Kreise, auf eine kurze Reise. Und bleibt mein Finger stehn, darfst du gehn.“
Eins, zwei, Freddy kommt vorbei. Drei, vier, steht vor deiner Tür... :sconf:

Sie bäumte sich auf, aber Linnemann legte seine Hände um ihren Hals. „Mein Finger geht im Kreise, auf eine kurze Reise.“ Er drückte zu. „Und bleibt mein Finger stehn, darfst du gehn.“
Als Katharina sich nicht mehr regte, küsste er sie auf den Mund. „Ich liebe dich auch, Katharina! Und unsere Tochter!“
Starker Schluss. Schnürt die Geschichte nochmal gut zusammen.:sealed:
Warum hast du eigentlich nicht das Horror-Stichwort ausgewählt?
Der Auftritt des Koffers wirkt auf mich ehrlich gesagt etwas konstruiert, für die Challenge noch schnell dazu gebastelt.
Nichtsdestotrotz, gern gelesen.
Viele Grüße
wegen

 

Dir auch vielen Dank für deine Kritik, @wegen !
Schön, dass du auf das Glatteis geraten bist.;)
Die Sache mit dem Koffer: Ursprünglich hatte ich die Idee, dass bei meiner Geschichte etwas richtig Ekliges drin sein soll. In der ersten Fassung waren daher auch menschliche Teile des neuen Freundes. Darum habe ich dann die Geschichte gebaut.
Dann war mir dasaber doch zu heftig und ich habe sie entfernt. Aber wie das so ist, wusste ich nicht mehr, was ich nun in meinen Koffer packen soll.
Ich finde auch, dass es noch nicht ganz stimmig ist, habe aber nochnicht den richtigen Dreh gefunden. Die Spannung soll ja noch einmal gesteigert werden.
Wenn ich eine neue Idee habe, werde ich berichten.
Lieber Gruß
Daeron

ich habe den Tag ergänzt!

 

Guten Nachmittag @Daeron !
Leider habe ich gerade nicht die Zeit deinen Text ausführlich, Satz für Satz, zu analysieren, deshalb mache ich das im Schnelldurchlauf.
Du hast eine beliebte Strategie benutzt, um den Leser in die irre zu führen. Ich dachte am Anfang erst, was das denn soll und ob ich zu blöd bin den Text zu kapieren, jedoch ergibt sich dem Leser das Bild Stück für Stück beim Weiterlesen. An Spannung fehlt es deiner Geschichte nicht und den "Psycho" hast du ebenfalls sehr gut charakterisiert. Die Idee, dass er seine Wohnung gleich gestaltet hat ist ebenso schön.

Daeron schrieb:
„Ich habe dir ein Brot für unterwegs gemacht, mein Schatz! Du hast doch heute wieder einen schweren Tag“, sagte Katharina und schmiegte sich an ihren Mann.
Der Einstieg ist nicht reißerisch, genügt mir aber vollkommen. Er wirft die Frage auf, was danach passiert.

Daeron schrieb:
„Ist der Mann behindert, Mama?“, fragte Mia.
Köstlich. Ich musste lachen, als ich das gelesen hab. Die Naivität des Kindseins.

Daeron schrieb:
Mia hüpfte von einem Bein auf das andere: „Mein Finger geht im Kreise, auf eine kurze Reise. Und bleibt mein Finger stehn, darfst du gehn.“
Ich finde es ebenso gut, dass du die Redewendung hier mehrfach benutzt und sie durch das Groteske, was damit in Verbindung stehst verfremdet wird.

Daeron schrieb:
„Ist der Mann behindert? Ist der Mann behindert? Ist der Mann behindert, Mama?“
Meiner Meinung nach, könntest du hier deutlicher schreiben, wie das Mädchen das sagt. So klingt es für mich ausgeschlachtet. Etwa durch eine Anreihung gleicher Buchstaben.

Daeron schrieb:
Als Katharina sich nicht mehr regte, küsste er sie auf den Mund. „Ich liebe dich auch, Katharina! Und unsere Tochter!“
Schön makaberer Schluss gefällt mir!

Wie @wegen schon sagte passt das mit dem Unfall nicht in die Geschichte hinein, der Koffer ist ersetzbar. Im Großen und Ganzen aber fand ich deine Geschichte schön makaber. Die Protas wurden ausreichend charakterisiert, deine Sprache ist klar und deutlich, eher umgangssprachlich, was ja hervorragend zum Plot passt.

Ich freue mich auf neue Geschichten von dir und ein schönes Wochenende

Achim :-)

 

Hallo @Daeron,


Dann war mir dasaber doch zu heftig und ich habe sie entfernt. Aber wie das so ist, wusste ich nicht mehr, was ich nun in meinen Koffer packen soll.

Finde ich gut, dass du da nichts ekliges eingebaut hast.
Du könntest zum Beispiel den Koffer einen Aktenkoffer sein lassen, in dem sich die Unterlagen eines Bankers, Versicherungsvertreters, Anlageberaters … befinden.
Der Mann betritt als neuer Freund Katharinas die Szene. Er könnte Geschäftsmann sein, der nach Feierabend auf ein Stelldichein zu ihr kommt. Du könntest zum Beispiel dem Koffer ein Merkmal geben zum Wiedererkennen. Eine Delle, eine schöne Verzierung, eine Besonderheit am Schloss. Dann genügte es, in der Szene, in der Linnemann Katharina bereits in seiner Gewalt hat, das Köfferchen unter dem Bett hervorzuziehen und den Blick auf dieses Merkmal zur richten. Ein Blick in den Koffer wäre dann nicht mehr nötig, Katharina wüsste auch so, wessen Koffer das ist.

Deine Geschichte gefällt mir. Du hast das am Anfang gut eingefädelt und mich auf eine falsche Fährte gelockt. Auch die Szene an der Tanke, in der schon mal angedeutet wird, was für ein Typ Linnemann ist, finde ich sehr gut für den Spannungsaufbau. Am Ende ist er dann doch ein brutaler Psycho und ich will hoffen, dass Katharina nebst Töchterchen halbwegs unversehrt von ihm loskommen.
Gut geschrieben. Bedrückend und brutal.


Liebe Grüße und viel Erfolg bei der Challenge!
Tintenfass

 

Zuhause ist da, wo ich den ausgenommenen Schädel meines Feindes/Konkurrenten an die Tür meines Hauses hänge,

lieber Daeron,

galt bei den alten Kelten (die ja auch ihre toten Hunde unter der Türschwelle beisetzten, auf dass sie das Haus weiterhin „hüteten“) als Standard, und nun nach dem Gesang auf die Nachtigall, die schon einiges erhoffen ließ, der nackte Horror, der mir lieber ist als jede kleinbürgerliche Idylle, mit der Du geschickt beginnst.

Aber @linktofink kann ich nicht ganz recht geben, es gilt, einige wenige Flusen aufzulesen

„Du hast doch heute wieder einen schweren Tag“.
den Punkt musstu einfangenund vor die auslaufenden Gänsefüßchen setzen

Einmal habe ich sogar den Herd für dich aus gemacht.
„ausmachen“ auch als Partizip ein Wort!

Im Hausflur schaute er sich kurz um, schloss dann seine Haustür auf und zog sie herein.
Besser „Wohnungstür“, eine „Haustür“ führt vom Hausflur auf Straße oder zu Hof oder Garten

„Mia hat hier die gleiche Tapete und auch die gleichen Bilder wie nebenan. Ihr wird gar nicht auffallen, dass sie umgezogen ist! Es kommt aber noch besser[.]“
...! Sei still!“[...]

Gern gelesen vom

Friedel,
der noch einen schönen Sonntag wünscht!

 
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Hallo @Achim02,
vielen Dank für deine Rückmeldung. Schön, dass dir der Text gefallen hat. Die Sätze des Mädchens haben mir geholfen, seinen Wahnsinn noch etwas genauer zu beschreiben. Freut mich, dass du das genauso siehst.
An dieser Stelle

Meiner Meinung nach, könntest du hier deutlicher schreiben, wie das Mädchen das sagt. So klingt es für mich ausgeschlachtet. Etwa durch eine Anreihung gleicher Buchstaben.
war es vielleicht nicht deutlich genug ausgestaltet, dass Linnemann das selbst sagt. Katharinas Tür ist zu, er schlägt seinen Kopf vor seine Tür und wiederholt die Aussage immer wieder. Sehr wahrscheinlich hat er das nicht zum ersten Mal gehört. Aber jetzt sogar von seiner "Tochter". Das macht ihn fertig.

Ich habe die Kofferstelle noch einmal geändert, deine Tipps haben mir dabei sehr geholfen, @Tintenfass! Vielen Dank! Vielleicht gefällt es euch ja jetzt etwas besser.
Damit bleibe ich in der Situation, muss keine Nebenhandlung erläutern. Sie hat sich ein neues Leben erträumt, hatte noch irgendwie auf ihren Freund gehofft und ist nun am seelischen Schlusspunkt angelangt. Jetzt geht es nur noch ums Überleben.
Meine nächste Geschichte wird nicht so brutal. Ich finde es selbst bedrückend, aber m.E. muss man alles mal ausprobieren. Nur Liebeszenen traue ich mir noch lange nicht zu...

Vielen Dank für eure Zeit! Machst du auch noch in der Challenge mit, @Tintenfass ? Würde mich freuen!
Sobald deine Geschichte für die Challenge heraus ist, werde ich sie gerne lesen, @Achim02. Deine erste Geschichte wolltest du ja gar nicht mehr so gerne kommentiert haben.

Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag!
Gruß Daeron


Wie schön, dass du mich wieder besuchen kommst, lieber @Friedrichard!

Zum Glück sind die Sitten bei uns nicht mehr so streng, jedenfalls fände ich so einen Totenschädel an meiner Haustür nicht ganz so schön. Aber gegen Einbrecher hilft es dann vielleicht schon. Vielleicht sollte man es sich mal überlegen...?

Man kann seine Geschichte ja lesen, so oft wie man will, man findet sowieso nicht alle Fehler. Aber du findest dann ja wirklich alles. Ich habe es geändert. Danke dir!
Ich wünsche dir noch einen - jetzt aber doch hoffentlich lieber - idyllischen Restsonntag!

Beste Grüße
Daeron

 

Er stieß sie aufs Bett, zog einen kleinen, schwarzen Koffer darunter hervor. Katharina blickte wie gelähmt auf den Koffer. „Du erkennst ihn, stimmt‘s? Du wolltest mit Mia wegziehen, was? In eine andere Stadt? Mich verlassen? Du hast ja schon alles unterschrieben! Bestimmt wohnt er auch dort."

Super, @Daeron. Das hast du wirklich gut gelöst. Gefällt mir!

Machst du auch noch in der Challenge mit, @Tintenfass ?

Ich kann stolz berichten, dass ich an einer Story arbeite, die thematisch sehr gut passen würde. Alles andere steht noch in den Sternen. :)

 

Gude @Daeron,

eine gelungene Horrorgeschichte, finde ich. Wie Jürgen das erste Mal die Stimmen von Katharina und Mia imitiert oder der Kinderabzählreim gesungen wird - das zieht gut.
Mir fehlt jedoch noch ein bisschen was, worin ich mich linktofink anschließen würde

So im Gesamten fehlt mir ein wenig Fleisch auf den Knochen, es fehlen mir die Sinneseindrücke: wie riecht etwas, wie sehen die Figuren aus, wie hört sich die Kinderstimme an

Ich bin hier z.B. etwas verloren gewesen:
ging er zur Arbeit.

„Was willst du hier, Linnemann? Habe ich mich nicht klar ausgedrückt?“
„Das ist meine Schicht, Chef. Was macht der Mann da hinter der Theke?“
„Du bist gefeuert, Linnemann. Verstehst du das nicht? Ich kann niemanden in meiner Tankstelle gebrauchen, der gegenüber Kunden handgreiflich wird.“
„Kommt nicht wieder vor. Wirklich nicht, Chef.“
„Das höre ich nicht zum ersten Mal von dir. Du hast dich einfach nicht unter Kontrolle. Jetzt reicht es mir, du Psycho. Verschwinde endlich, sonst werde ich mal handgreiflich!“
Linnemann blickte zu seinem Chef, dann zur Theke.

Von "ging er zur Arbeit" bis "Linnemann blickt zu seinem Chef, dann zur Theke" weiß ich nicht, wie das Setting aussieht und bin rein darauf angewiesen, dass ich mit den Wortmeldungen etwas zusammensetzen kann (Stichwort Tankstelle). Hier wäre es z.B. möglich, eine Schilderung der Ankunft dazwischen zu setzen. Bspw.: "*fuhr er zur Arbeit. Als er aus dem Auto stieg roch er verschüttetes Benzin und ging an den schillernden Pfützen vorbei in die Tankstelle. Hinter dem Tresen stand ein junger Mann, den er nicht kannte. Bevor er etwas sagen konnte, kam sein Chef von der Seite auf ihn zu."
Ist jetzt nur ein schneller Entwurf, aber so ungefähr wäre die Szene etwas klarer für mich gewesen.

Wo ich mir auch vorstellen könnte, dass eine etwas umfassendere szenische Beschreibung die Spannung unterstützen könnte, wäre rund um diese Äußerung:

„Sie haben ja die gleiche Tapete wie ich.“
Das hätte ja bereits eingeführt werden können, indem die Tapete in seiner Wohnung beschrieben wird (z.B. wenn er mit der Faust auch einmal gegen eine Wand haut und nicht nur gegen die Tür. à la: Er schlug seine Faust gegen die grüne Raufasertapete). Wenn dann die grüne Raufasertapete in ihrer Wohnung genannt wird, baut sich für Leser*innen das Bild auf, was die Figur nur noch benennen braucht.

Zwei Kleinigkeiten noch:

Als er zu Hause ankam, waren Katharina und Mia schon im Fahrstuhl.
Das klang für mich unfreiwillig so, als würden sie dort explizit auf ihn warten. Falls das seine Einschätzung in seiner verqueren Weltsicht ist, würde ich empfehlen, das so zu betonen ("Als er Zuhause ankam, sah er Katharina und Mia schon im Fahrstuhl. Sie warteten auf ihn."). Oder, was mir tendenziell naheliegend erscheinen würde: Als er Zuhause ankam, sah er Katharina und Mia im Fahrstuhl.

Manchmal ward ihr auch gar nicht da.
*wart


Liebe Grüße
Vulkangestein

 

Hallo @Daeron ,

so, so ein weiter Koffer. Na dann einmal ran an den … Koffer.

„Musst du nicht langsam in den Kindergarten? Komm, ich bringe dich schnell noch hin.“

Ich vermute, das sagt Jürgen, aber sicher bin ich mir da nicht.

Nachdem Jürgen Linnemann Mia am Kindergarten abgegeben hatte, ging er zur Arbeit.

Hmm, das geht mir zu schnell. Jedenfalls würde ich da einen richtigen Absatz setzen. Nachdem ich jetzt weiß, dass das nicht wirklich passiert, würde ich das ganz anders machen, siehe unten.

„Du bist gefeuert, Linnemann. Verstehst du das nicht? Ich kann niemanden in meiner Tankstelle gebrauchen, der gegenüber Kunden handgreiflich wird.“

Hmm, bei so etwas steige ich immer aus. Wer checkt denn nicht, dass er gekündigt ist? Gerade heutzutage, wo es kein »hire and fire« mehr gibt und eine Kündigung ein echter Organisationsaufwand ist. Da kriegt man einen förmlichen Brief, den Hinweis, dass man sich sofort beim Arbeitsamt arbeitslos melden muss, nur drei Wochen Zeit für eine Kündigungsschutzklage etc. etc. etc.

„Ich habe dir ein Brot für unterwegs gemacht, mein Schatz!“, flüsterte er. „Du hast doch heute wieder einen schweren Tag.“ Linnemann nickte. „Danke dir, ich komme sobald wie möglich zurück.“ „Ich liebe dich, Jürgen“, sagte er mit heller Stimme und lächelte.

Das wirft mich raus. Passiert das in seinen Gedanken? Warum?

„Ach, Mia, Lenas Eltern sind doch auch da. Die helfen dir dann.“

Vor fremden Eltern hat man doch am meisten Angst.

Linnemann lehnte sich an die Tür, schlug die Stirn wieder und wieder gegen sie. „Ist der Mann behindert? Ist der Mann behindert? Ist der Mann behindert, Mama?“
„Papa, Papa, endlich bist du wieder da! Wir haben dich so vermisst!“
Jürgen drehte sich um. Mia stürmte auf ihn zu, sprang in seinen Arm. Er schleuderte sie herum, küsste sie auf die Stirn.

Okay, ich steige gedanklich komplett aus. Sind das jetzt zwei Jürgen. Ich bin verwirrt. Zu verwirrt. Du solltest Du Gedankenspiele irgendwie anders darstellen, evt. kursiv?

Wie sind sie hier hereingekommen?“

Sie groß.

„Nicht nur das. Ihr werdet euch hier wohlfühlen.“ Er nahm sie mit in ein Zimmer: „Mia hat hier die gleiche Tapete und auch die gleichen Bilder wie nebenan. Ihr wird gar nicht auffallen, dass sie umgezogen ist! Es kommt aber noch besser.“

Er hat die Wohnung gegenüber, gell? Die müsste spiegelverkehrt sein, aber nie gleich. Ich kenne das. Bin in einer Doppelhaushälfte groß geworden und die Wohnung des Nachbarn hatte den exakt gleichen Schnitt, eben nur spiegelverkehrt. Ich bin in seiner Hälfte wahnsinnig geworden, weil alles vertraut, aber anders war und ich immer in die falsche Richtung gelaufen bin.

„Niemals! Meine Tochter wird niemals zu Ihnen kommen! Lassen Sie mich gehen!“ Sie brüllte jetzt.
Linnemann schüttelte den Kopf. Er blickte Katharina jetzt starr an:
„Meinst du, ich wüsste nicht, dass du mich hintergehst? Ich habe dich gestern Abend mit dem Mann gesehen.“
„Ja, das ist mein neuer Freund. Und er ist auch schon unterwegs zu mir. Er wollte kommen, solange Mia noch im Kindergarten ist. Wenn er hört, was Sie mir angetan haben, wird er sie verprügeln. Und dann holen wir die Polizei. Die wird Sie für immer wegsperren.“

Diesen Dialog finde ich total unrealistisch. Die Frau muss doch voll in Panik sein.

Na ja, ich verstehe die Idee. Das mit dem Kinderlied finde ich auch gar nicht schlecht. Das ist so ein Trigger wie die Musik in Psycho. Aber das könnte noch sauberer umgesetzt sein. Die Gedankenspiele, die als solche nicht zu Verstehen sind, sorgen dafür, dass ich zurück zum Anfang springe, weil ich denke, ich hätte etwas überlesen. Das macht die Geschichte träge. Du hast Dir da eine schwierige Aufgabe gesetzt. Aber vielleicht ließe sich das damit lösen, dass Linnemann zur Arbeit geht und in seinen Gedanken, sich an den Morgen und Kindergarten »erinnert«. Dass es keine realen Erinnerungen sind, hätte für mich den gleichen Effekt bei der Auflösung.

Der Koffer kommt etwas kurz, aber es soll ja auch nur irgendwas mit Koffer sein. Unter dem Strich gerne gelesen, wenn auch mit Fragezeichen. Wie Teddy so schön sagt: Make it work.

Liebe Grüße
Mae

 

Hallo @Daeron,

schön, dass du auch bei der Challenge mit machst.

Deine Geschichte finde ich ganz gut, aber das ist noch Luft nach oben.

Ein neuer Freund
Also bei dem Titel steh ich ja irgendwie auf dem Schlauch. Wo ist denn da ein neuer Freund? Für Jürgen sind Katharina und Mia seine Familie, und für Katharina und Mia ist Jürgen ein unheimlicher Fremder.

Der Einstieg ist schmalzig und die Dialoge unnatürlich. Du hast ja bereits erklärt, dass das so geplant war, als die ideale Version die Jürgen im Kopf hat. Da besteht natürlich die Gefahr, dass die Leser aussteigen, weil sie ja noch nicht wissen, dass das nicht echt ist.
Da der Absatz aber recht kurz ist, funktioniert das meiner Meinung nach noch.

Nachdem Jürgen Linnemann Mia am Kindergarten abgegeben hatte, ging er zur Arbeit.
Der volle Name hier irritiert mich. Brauchst den nur, damit man in der nächsten Szene weiß, um wen es geht? Nutz dort doch einfach den Vornamen.

„Du bist gefeuert, Linnemann. Verstehst du das nicht? Ich kann niemanden in meiner Tankstelle gebrauchen, der gegenüber Kunden handgreiflich wird.“
Ich vermute, du hast diese Szene geschrieben, um zu zeigen was für ein Mensch der Jürgen ist? Will die Realität nicht wahrhaben, neigt zu Gewalt. Das finde ich okay. Der Dialog ist aber viel zu erklärend. So redet niemand. Da kannst du einiges streichen und man versteht trotzdem noch worum es geht.

„Ich habe dir ein Brot für unterwegs gemacht, mein Schatz!“, flüsterte er. „Du hast doch heute wieder einen schweren Tag.“ Linnemann nickte. „Danke dir, ich komme sobald wie möglich zurück.“ „Ich liebe dich, Jürgen“, sagte er mit heller Stimme und lächelte.
Gefällt mir.

Als er zu Hause ankam, waren Katharina und Mia schon im Fahrstuhl.
Den Satz finde ich auch verwirrend. Warum nicht so: Als er nach Hause kam, betraten Katharina und Mia gerade den Aufzug.

„Mama, ich will nicht zu dem Geburtstag gehen. Ich kenne die da gar nicht alle. Und wenn die mich ärgern?“ „Ach, Mia, Lenas Eltern sind doch auch da. Die helfen dir dann.“
Bei Sprecherwechsel beginnt man üblicherweise eine neue Zeile.

Lassen Sie meine Tochter mit ihren Geschichten in Ruhe!
Ihren groß.

Jürgen drückte sich in die Ecke und lehnte die Stirn gegen die Fahrstuhlwand. Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Schläfe.
Find ich irgendwie gut, dass er hier nicht ruhig und überlegt bleibt. Macht ihn unberechenbar.

stellte Jürgen den Fuß in die Spalte
Ich würde ja sagen „in den Spalt“.

Als Katharina hinter beiden die Wohnungstür geschlossen hatte, verließ Linnemann den Fahrstuhl ebenfalls.
Schräg gegenüber von Katharinas Tür blieb er stehen und schloss seine Wohnungstür auf. Er sah durch den Spion. Katharinas Tür war geschlossen.
Linnemann lehnte sich an die Tür,
Viele Türen, vielleicht kannst du da etwas reduzieren.

Ein Mann stand gegenüber an der Wohnungstür. Als die Tür sich öffnete, blickte Katharina heraus, legt den Zeigefinger vor den Mund und flüsterte etwas. Dann fiel sie dem Mann in die Arme. Sie küssten sich lange und verschwanden schließlich in der Wohnung.
Linnemann starrte auf die Tür. Dann schlug er mit der Faust vor seinen Kopf. Gegen die Tür. Setzte sich schließlich mit dem Rücken zur Tür
Hier auch.

Er trug jetzt einen kleinen, schwarzen Koffer.
Warum hat er den jetzt und vorher nicht?

Als sie ihn sah, schrie sie entsetzt:
„Was machen Sie hier? Wie sind sie hier hereingekommen?“
Ich bin auch der Meinung, dass Katharina unrealistisch reagiert. Wenn in meiner Wohnung ein fremder, unheimlicher Mann auftaucht, dann Frage ich nicht wie er da rein gekommen ist. Dann schreie ich, schmeiße irgendetwas auf ihn, versuche an ein Handy zu kommen, mich in Sicherheit zu bringen.

„Bitte gehen Sie. Meine Tochter ist nebenan. Sie wird sich furchtbar erschrecken.“
Na, die ist ja höflich …

Katharina erstarrte: „Sie haben ja die gleiche Tapete wie ich.“
Das sagt sie? Ich glaube ich würde vor Angst kotzen.

Katharina schrie auf vor Schmerz: „Hören Sie bitte auf! Was wollen Sie denn von uns?“
Die Frau redet viel zu viel. Und warum wehrt sie sich nicht?

und versuchte zur Tür zu laufen,
Komma nach versuchte.

schlug ihr in den Bauch.
Er schlug? Oder boxte er?

Du hast das Ende ja schon etwas geändert. Ich weiß nicht so recht, irgendwie gefällt es mir nicht so richtig. Ich überlege warum.
Der Mann war also Katharinas Freund, aber ich verstehe immer noch nicht, warum er diesen schwarzen Koffer mitnahm, nachdem er bei ihr war. Waren dort die Dokumente für den Umzug drin? Aber warum nimmt der Freund die dann mit?

Du hast ja schon alles unterschrieben! Bestimmt wohnt er auch dort." Linnemann lachte jetzt fröhlich: „Aber das ist ja nun vorbei. Du konntest ja nicht wissen, wie schön wir es uns jetzt hier machen werden!“ Er streichelte zärtlich ihre Stirn. Dann fragte er voller Begeisterung: „Soll ich dir erzählen, was ich mit dem Mann gemacht habe?“
Klar, Jürgenn ist irre. Aber trotzdem passt für mich nicht, dass er so fröhlich ist. Müsste er nicht enttäuscht und verletzt sein, dass „seine Frau“ ihn betrügt und hintergeht?

Und warum hat er Katharina und Mia nicht schon früher in seine Wohnung geholt? Vielleicht hatte er ihr noch Zeit geben wolle, weil er wusste, sie war noch nicht bereit, aber als er dann von den Umzugsplänen erfuhr, musste er handeln.

Also die Idee finde ich gut. Die Dialoge und Katharinas Reaktion haben mir nicht so gut gefallen. Ich denke, da kannst du noch etwas dran schrauben.

Viel Spaß noch dabei und viel Erfolg bei der Challenge.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 
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Hey Daeron

Meiner Meinung nach lässt sich der Text zu wenig Zeit und verschenkt dabei viel an Potential. Das betrifft sowohl den Plot wie auch die Atmosphäre. Zum Plot: Du lässt die Katze sehr früh aus dem Sack, bereits in der Mitte des dritten Abschnitts. Worauf die Katze gähnt, sich putzt und nach Futter verlangt - alles, was Katzen halt so tun. Zwischen Exposition und verbrecherischer Tat hast du fast keine Strecke. Im Grunde erzählst du nicht wirklich eine Geschichte, dein Text weist zwar ein Geschehen, aber keine Handlung auf, da entwickelt sich kaum etwas, das ist zu einem grossen Teil nur eine Szene, die zeigt, wie ein Verrückter mordet. Ich würde mir mehr Innenleben wünschen - vor allem auch das vorgängige Begehren spüren. Das braucht keine umfassende psychopathologische Studie zu werden, aber ich möchte den Wahnsinn dieses Mannes in irgendeiner Form erfahren.
Zwei Beispiele:

Weißt du noch, wie du im letzten Sommer deinen Schlüssel verloren hast? Du hattest ihn außen hängen lassen. Aber keine Sorge, ich habe ihn an mich genommen.
Sie haben ja die gleiche Tapete wie ich.
In beiden Fällen wird im Nachhinein und in aller Kürze erzählt/festgestellt, was ein unglaubliches erzählerisches Potential hätte. Wenn du zeigen würdest, wie er die Tapete kauft und das Zimmer liebevoll und behutsam neu einrichtet und dem Leser dämmert so langsam, weshalb er das tut? Wie gruselig das wäre!
(In diesem Zusammenhang noch eine inhaltliche Frage: Weshalb will er die beiden in seine Wohnung transferieren und nicht sich selbst in ihre? Das wäre doch wesentlich einfacher. Ich erkläre mir das so, dass ihm die Chancenlosigkeit seiner Bemühungen in einem Winkel seines Gehirn bewusst ist, und er sie daher entführen will. Aber das gäbe einige technische Probleme. Ein Keller in einem verlassenen Gebäude wäre da viel praktischer. :D)

Atmosphärisch gleicht der Text einem Zwieback. Du leitest von Dialog zu Dialog oft nur mit einem Satz über, der die Infos liefert, damit der Leser weiss, wo das Geschehen spielt und wie viel Zeit vergangen ist. Beschreibungen, Stimmungen, innere Erregungszustände fehlen weitgehend. Der Wahnsinn des Mannes könnte sich doch in seinen Beobachtungen spiegeln. Wie sieht ein solcher Mann die Welt? Vor allem auch: Wie sieht er die Frau und das Kind? Welche Details liebt er an den beiden? Welches Parfum trägt die Frau, welch trotzig-süsse Grimasse schneidet die Tochter? Du hast da eine Szene, in der er sich vorstellt, wie sie der Mutter die Zunge herausstreckt. Das liesse sich meines Erachtens ausbauen, dann liesse sich dieses Spiel zwischen liebevollem Wahnsinn und hasserfülltem Wahnsinn viel besser auskosten - als Autor und als Leser.
Ich habe Plot und Atmosphäre als zwei getrennte Elemente behandelt, aber ich denke, es ist deutlich geworden, dass vom Ausbau des einen Elements auch das andere profitieren könnte und umgekehrt.
Zu den Dialogen wurde schon einiges geschrieben, dem ich mich anschliesse. Vielleicht kannst du hier weniger erklärend, weniger ausführlich, dafür emotionaler werden, vor allem am Schluss des Textes.
Insgesamt denke ich, dass der Text sehr gewinnen könnte, wenn du dich in diesen Protagonisten noch mal richtig reindenkst, seine Perspektive übernimmst. Der Kinderreim ist ein sehr schönes Element, das in diese Richtung weist. Allein vermag er aber die Geschichte atmosphärisch nicht zu tragen, finde ich.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
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Vielen Dank für eure klugen Gedanken, @Vulkangestein, @Maedy, @Ambereye, @Nichtgeburtstagskind, @Peeperkorn!
Ihr habt mir sehr viel zu denken gegeben. Kennt ihr das, wenn man so viele Anregungen hat, die alle einleuchten, die sich aber teilweise auch widersprechen, weil sie in unterschiedliche Richtungen führen? Da ich noch nicht so richtig meinen Stil gefunden habe, muss ich mir erst einmal in Ruhe Gedanken machen, was ich an dem Text ändern kann und soll. Es muss ja auch noch mein Text bleiben. Aber der Haupttenor ist ja, dass ich näher ran muss, zu viel Distanz habe. Daran werde ich arbeiten. Dazu werde ich aber etwas Zeit brauchen. Ich melde mich nach Vollzug!

Vielen Dank nochmal und
Gruß Daeron


Ich freue mich auf deine Geschichte @Tintenfass!
Viel Erfolg beim Fabulieren!

 

Hallo @Daeron,

wow, da hast du eine bitterböse Geschichte reingestellt, eine anfänglich verwirrend bitterböse Geschichte.
Mein erster Eindruck war, wie kitschig mit diesem Broteschmieren dieses Szene. So etwas gibt es ja in der Realtität nicht und ich wollte dir schon schreiben, dass du da ein wenig übertreibst und in einen Pilchermodus gerutscht bist.

Aber natürlich ist mir dann auch im Laufe der Geschichte klar geworden, dass er so denkt, dass dies ja gerade seine kranke Art ist, so zu denken. Insoweit habe ich meinen Widerspruch dann wieder eingepackt.
Ich frage mich dennoch, ob nicht eine solche Geschichte noch idealer klingen würde, wenn man gleich von Anfang an als Leser begreift, dass er neben der Spur ist und sich das alles nur in dieser übertriebenen Art vorstellt.
Trotzdem fand ich das Rätselraten, wie sich diese Figur nun noch entwickeln wird auch sehr spannend.

Mein Wunsch wäre also, und ich wünsche gerade auf sehr hohem Niveau, ich weiß, dass einerseits die Spannung erhalten bleibt, aber man nicht anfänglich irre geführt wird und denkt, dass der Autor hier stilistische Schwächen zeigt.
Das muss irgendwie genialer lösbar sein.

Vielleicht fällt dir ja noch mit gehörigem zeitlichen Abstand was Geniales ein.

„Ist der Mann behindert, Mama?“, fragte Mia.

An dieser Stelle würde ich das Kind anders reagieren lassen.
Die Lütte ist ja noch aus meiner Sicht so klein, die resümiert noch nicht. Die fragt, aber sie fragt nicht so, sondern sie fragt, was macht der Mann da? Und vielleicht fragt sie auch, ob es nicht weh tut.
Aber deine Geschichte, dieses Psychogramm über einen Verirrten wird dadurch jetzt nicht elendig schlechter, wenn du bei deiner wörtlichen Rede bleibst.

Ich habe auf jeden Fall mich unterhalten gefühlt bei deiner Geschichte und fand sie obendrein spannend. Wollte wissen, was am Ende passiert. Der Koffer kommt ein bisschen zu kurz in dem Text, klar er spielt keine tragende Rolle und die Challengevorgabe verlangt das ja auch nicht, aber vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, wenn der Typ ihr ein wenig mehr Angst macht, weil er aufzählt, was jetzt alles in seinem Besitz ist und an was sie nicht herangelangt, weil er den Koffer nun besitzt. Es gibt doch bestimmt Gegenstände, an denen sie hängt, die sie benötigt oder die noch deutlicher machen, dass ihr Freund nun nicht mehr lebt. Dazu könntest du den Kofferinhalt sehr gut nutzen und er hätte ein kleines bisschen mehr Bedeutung in deiner Geschichte.

Ich habe die anderen Kritiken nicht gelesen, verzeih mir, falls sich da etwas überschneiden sollte.

Prima Geschichte!

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo @Daeron,

jetzt von mir auch noch ein Kommentar, der sich wahrscheinlich mit dem von @Peeperkorn überschneidet.

Ich war sehr positiv überrascht, eine aufgeräumte, nahezu fehlerfreie Geschichte zu lesen. Gut strukturiert und durchdacht mit der Abwechslung zwischen Phantasie und Realität (die Schwächen haben Dir andere schon geschrieben).

Und jetzt kommt das "aber". Ich glaube, dass da noch mehr drin steckt und ich teile Dir einfach mal meine Gedanken in loser Reihenfolge mit.

Zunächst der Anfang: Damit hattest Du mich schon verloren. Ich lese immer nur die ersten zwei, drei Sätze hier von neuen Autoren und wenn sich das nicht gut liest, war es das. Ist gemein, ich weiß. Natürlich hat Dein Anfang eine Berechtigung, aber ich würde da echt drüber nachdenken, ob Du damit einen "Hook" für Deine Leser hast (ist bei meiner Geschichte vielleicht auch nicht so toll, aber durch die Augenbraue und das "Und das dir" schwingt sofort eine gewisse Stimmung mit, die vielleicht neugierig macht).

Dann der Plot: Du setzt auf den Schlusseffekt. Kann man machen, damit verschenkst Du aber sehr viel, denn Du könntest viel näher an Deinen Prota ran (oder eine andere Perspektive wählen), wodurch die Geschichte aus meiner Sicht viel gewinnen würde.

Allerdings sehe ich da ein kleines Problem, so wie Du Deinen Prota momentan darstellst, denn der ist viel zu auffällig. So wie der sich benimmt, hätte Katharina und auch Mia schon längst bemerkt, dass der einen Hau hat und entsprechend Abstand gehalten. Außerdem war der sogar handgreiflich gegenüber einem Kunden. Wenn ich in einem Geschäft vom Personal körperlich angegangen werde, ist da aber die Hölle los. Der wäre also aus meiner Sicht schon polizeilich bekannt. Du könntest das entweder alles einbauen oder ihn etwas weniger nach außen hin auffällig gestalten (z. B. auch beschreiben, wie viel Kraft ihn das kostet, nach außen hin normal zu sein, etc.),

Dann ist mir noch aufgefallen, dass man Deiner Geschichte anmerkt, dass sie auf den Schock-/Überraschungsmoment hinarbeitet. Das ist nicht schlimm, aber dadurch fehlt mir eine zweite Ebene, sprich, was möchtest Du eigentlich sonst noch darstellen, außer diesem Moment?Deine Geschichte lebt gerade von der Idee der Struktur und dem "Schockmoment".

Du könntest Dir überlegen, welche tiefere Ebene Du ansprechen möchtest. Willst Du in den Kopf Deines Prota rein? Oder aus Katharinas Sicht erzählen, was da für ein Spinner gegenüber wohnt? Oder aus Mias Sicht erzählen? Momentan bist Du ja nur in den Traumsequenzen im Kopf Deines Prota.

Wenn Du den Prota so lässt, wie er ist, würde ich wahrscheinlich noch einbauen, wie er damit kämpft, normal rüberzukommen. Wahrscheinlich würde ich ihn auch langsam immer mehr Besitz von dem Gedanken ergreifen lassen, dass er seinen Traum verwirklicht und in dem Zusammenhang auch darstellen, wie er im Zuge dessen in die andere Wohnung eindringt, sich alles ansieht und dann anfängt seinen Wohnung nachzubauen. Vielleicht baut er sogar erst ein Modell von der Wohnung, wo er auch die Personen als Figuren reinstellt, wobei er natürlich die männliche ist. Sowas in der Richtung.

Ich hoffe, Du kannst damit etwas anfangen. Wie gesagt, die Geschichte hat mir als Erstling gut gefallen, aber hätte noch viel Potential.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Hallo @Daeron,

kurz, knackig und deshalb durchaus spannend, krankt die Geschichte für mich an dreierlei:

1. Der Böse als Prota
Ist immer schwierig in einer Horrorgeschichte, weil das Gefühl des Unbehagens dadurch entsteht, dass man sich mit dem Opfer identifiziert. Heißt nicht, dass das nicht geht, aber das ist schon echt gehobener Schwierigkeitsgrad. Katharina und Mia bleiben mir zu blass, das relative Schockende ist auch sofort wieder vergessen.

2. Zu schnell zu böse
Linnemann hat Job und Wohnung, sein Leben also schon halbwegs im Griff, ist einsam, hat einen Crush auf seine Nachbarin, wünscht sich - der Stepfather lässt grüßen - die perfekte Familie. Eigentlich ein armes Schwein. Arme-Schweine-Bösewichter (Da jemand Schweigen der Lämmer gesagt hat, denk an Buffalo Bill) müssen aber innerlich zerrissen sein, die kichern nicht vor Begeisterung, wenn sie jemandem weh tun - die meinen's nur gut, aber das versteht halt keiner. Also im Selbstbild. Das Psychogramm wird da im letzten Drittel sehr eindimensional.

3. Gestelzte Dialoge in einer sehr dialoglastigen Geschichte
Vieles klingt einfach nicht nach Menschen. Bsp.: „Mama, ich will nicht zu dem Geburtstag gehen. Ich kenne die da gar nicht alle. Und wenn die mich ärgern?“ „Ach, Mia, Lenas Eltern sind doch auch da. Die helfen dir dann.“

Die Figuren sagen das, um den Plot rüberzubringen. Abhilfe könntest du unter anderem schaffen, indem du einige wenige Sätze nicht wörtlicher Rede einstreust.

"Na, freust du dich?" Sie strich ihrer Tochter über das Haar. Mia schüttelte den Kopf.
"Bitte?" Katharina ging in die Hocke. "Warum denn nicht?"
Mia starrte die Wand an. "Ich kenne die gar nicht."
"Ach Schatz, das stimmt doch nicht. Lena ist da."
Mia zuckte die Schultern. "Aber was ist mit den anderen? Die kenne ich nicht. Die ärgern mich bestimmt."
Katharina drückte ihr Kind an sich. "Mia, warum denn? Außerdem sind Lenas Eltern auch da. Die passen auf."

Ein paar Details noch:

"Ja, bitte, Papa! Spielst du dann wieder mit mir Verstecken?“ Jürgen hob Mia hoch und küsste sie. „Musst du nicht langsam in den Kindergarten? Komm, ich bringe dich schnell noch hin.“ Das Mädchen jauchzte und Katharina gab beiden an der Tür einen Abschiedskuss. „Ich liebe dich, Jürgen!“
Abgesehen davon, dass ich da kein Leben, sondern eine Werbung für eine Lebensversicherung ablaufen sehe [edit: Im Nachhinein, klar, seine Traumwelt], würde ich beim ersten Mal "er" schreiben. Die Perspektive stimmt dann eher und die Nennung seines Namens käme eleganter in der wörtlichen Rede.

Nachdem Jürgen Linnemann Mia am Kindergarten abgegeben hatte,
Das finde ich noch plumper und überflüssig, der Chef nennt ihn ja gleich "Linnemann", was auch realistisch ist.

mein Schatz!“, flüsterte er
Flüstern und Ausrufezeichen passt nicht.

Lassen Sie meine Tochter mit ihren Geschichten in Ruhe!
Hast du gerade den Joker geguckt? Er bildet sich da ja auch eine Beziehung ein. Muss ich irgendwie dran denken.

„Bitte gehen Sie. Meine Tochter ist nebenan. Sie wird sich furchtbar erschrecken.“
Inspirationsquelle war echt der Film, oder? Die Szene ist ja fast 1:1.

„Siehst, du, jetzt hörst du auf mit dem Geschrei.“ Linnemann kicherte.
Er ist hier sehr plötzlich sehr böse. Ich fänd's überzeugender, wenn er entsetzt um Entschuldigung bittet. Ein Typ, der sich halt nicht unter Kontrolle hat. Dessen Dämonen langsam übernehmen. Viel unberechenbarer und darum gruseliger.

Katharina erstarrte: „Sie haben ja die gleiche Tapete wie ich.“
Die laut ausgesprochene Feststellung finde ich hier unglaubwürdig [Thema auch nochmal: Die Leute sagen Sachen nur, weil sie dem Leser irgendwie vermittelt werden müssen]. Sie hat von ihm gerade auf die Fresse bekommen und überlegt jetzt, wozu er wohl noch fähig ist. Da hat sie doch andere Sorgen.

Viele Grüße
JC

 

Guten Morgen @Daeron, Wir kennen uns glaube ich noch so gar nicht, desswegen erst ein Mal ein herzliches Wilkommen hier.
Ich springe einfach mal direkt in den Text. Die ersten zwei Absätze habe ich jetzt schon mehr mals gelesen aber ich bin nie darüber hin weg gekommen. Ich finden den Anfang schon sehr unrealistisch. Der Dialog klingt komisch und das mit der Kündigung, bzw. das er trotzdem hin geht und es so gar nicht verstehen will, nehme ich ihm nicht ab.
Jetzt habe ich es endlich mal geschafft, sie zu Ende zu lesen und jetzt machen zumindest die unrealistischen Dialogen ein bisschen mehr Sinn. Das er das mit der Kündigung nicht versteht finde ich jedoch immer noch komisch, so dumm kann doch niemand sein.
Ich kommentiere mal so, was mir beim lesen so auffällt. Falls sich irgendwas mit den anderen Kommentaren überschneidet, tut es mir leid, habe sie nur eben überflogen.

Ich habe dir ein Brot für unterwegs gemacht, mein Schatz!
unterwegs finde ich hier eher unpassend. Dann vielleicht eher nur "ich habe dir ein Brot gemacht"? Das er es für die Arbeit braucht erwähnt sie ja später nochmal.
„Ich liebe dich, Jürgen!“
Auch hier finde ich das Jürgen komisch, auch wenn es für den späteren Verlauf Sinn macht, dass sie es nochmal betont. Hat mich die ersten vier Male nur rausgeworfen und ich dachte "uhhh eine Geschichte mit nem braven Hausmütterchen? Nein danke, naja schaun wir mal."
Dann kam das
„Das ist meine Schicht, Chef. Was macht der Mann da hinter der Theke?“
„Du bist gefeuert, Linnemann. Verstehst du das nicht?
und ich dachte "Eu eine Geschichte mit einem braven Hausmütterchen und einem dummen Mann der nicht versteht das er gekündigt wurde und jetzt irgendwie schauen muss das Frauchen es nicht merkt?"
Die ersten Male, habe ich dann aufgehört, weil ich es nicht lesen wollte. Jetzt habe ich mich wieder auf meine persönliche Challenge besonnen und es durchgezogen :-D
Kann daran liegen das jetzt Horror getaged wurde, das reitzt mich dann ja schon, stand da vorher glaube ich auch nicht.
So dann wollen wir mal sehen, was mir noch so aufgefallen ist.
„Lassen Sie meine Tochter mit ihren Geschichten in Ruhe!
Ihr war ich verwirrt, bin wie, ich glaube es war Maedy, wieder an den Anfang gesprungen und musste nachlesen das die beiden Frauen am Anfang auch so hießen.
drückte die Tür auf,
sie musste die Tür wirklich aufdrücken? Okay ich verorte mich in einer Amerikanischen Großstadt in einem dieser riesigen Hochhäuser und wir befinden uns auf jeden Fall in der Zeit deutlich zurück versretzt richtig? Ich stelle mir, durch den Horrortag und durch ein Paar Filme dieser Art einen Ewig langen Hausflur vor, ähnlich wie in einem großen Hotel, Tür an Tür und es steht 4b, 4c etc. in goldenen Ziffern an der Tür.
Vielleicht flackert das Licht auch noch etwas, es Stinkt nach Urin, die Wände sind beschmirrt.
Man merkt an wie viele Klischees ich mich errinnere nur durch dieses "drückt". Ich weiß nicht ob deine Geschichte in so einem Haus spielt. Ob du all diese Erinnerungen hervorrufen wolltest um die düstere Stimmung zu untermalen. Bei mir hat es auf der einen Seite geklappt, auf der anderen aber auch schon wieder ein wenig gelangweilt.
Deine Szene erinnert mich, in einigen Punkten, stark an den Film Joker, den ich erst vor kurzem gesehen haben. Frau mit Tochter im Fahrstuhl, die Fantasie, das er mit ihr eine Beziehung führt und nachher bei ihr in der Wohnung steht. Ich dachte mir fast worauf es hinausläuft.
Im weiteren Verlauf finde ich Katharina eher unrealistisch. Sie schreit zwar ein bisschen aber irgendwie kommt sie mir zu entspannt rüber dafür das sie gerade an den Haaren durch die gegen geschliffen wird, der Mann seit letztem Sommer immer mal wieder in ihrer Wohnung war und seine auch noch genauso aussieht wie ihre.

Ich mag zu stumpf sein für sowas (habe auch nicht verstehen wieso den Film Joker alle ach so schrecklich fanden und den Saal verlassen wollten) aber mich hat deine Geschichte nicht umgehauen.
Ich habe keine groben Schnitzer im Lesefluss und Sinn gefunden (rechtschreibung und Zeichensetzung kann ich leider nicht gut genug) also was das angeht ist es, meiner Meinung nach eine solide Leistung, wenn auch manchmal etwas hölzern, wenn es darum geht die Person der Katharina zu zeichnen.
Der Jürgen ist dir, wie ich finde deutlich besser geglückt. Leicht psychisch angehaucht, ich lese ihn mir einer ruhigen Erzählstimme und das passt auch zu den Worten die er so sagt.
Als ich am Ende angekommen war, habe ich kurz überlegt, wo den jetzt der Koffer vorkommt. Dann ist es mir wieder eingefallen, das der neue Freund ja einen in der Hand hatte, als er die Wohnung verlassen hatte.
Aus den vorherigen Kommentaren entnahm ich, dass du ihn später nochmal eingebaut hattest, dass hätte ich gut gefunden, wenn das drin geblieben wäre. So wirkt es eher beiläufig, als hätte es noch irgendwie rein gemusst das es eine Daseinsberechtigung hat.

So lange Rede kurzer Sinn. Im Gegensatz zu den anderen Texte die ich gelesen habe mal was anderes, hat mich jetzt aber nicht so vom Hocker gehauen.

Liebe Grüße
Shey

 

Liebe Wortkrieger,
ich bin euch dankbar für die vielen Kommentare. Leider werde ich sehr wahrscheinlich kaum dazu kommen, etwas an der Geschichte zu ändern. Im Moment muss ich leider einfach zu viel arbeiten. :(
Ist also keine Missachtung, wenn ich erstmal nichts unternehme.
Daeron

 

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