Was ist neu

Ein Tag im Leben von Aldrich

Mitglied
Beitritt
20.05.2021
Beiträge
2

Ein Tag im Leben von Aldrich

Er wacht auf. Nach dem Aufwachen, darf das Zähneputzen nicht vergessen werden. Eine kurze Dusche und dann zieht er sich an. Wenn Aldrich sich anzieht fängt er immer mit der linken Socke an, dann macht er mit seinem T-Shirt weiter, dann die Unterhose, dann die Hose und zuletzt die rechte Socke. Falls er einen Pullover anziehen möchte, dann vor der rechten Socke. Kaffee ist der Anfang für einen guten Tag, es sei denn er soll schlecht werden, dann braucht er Tee (nur Kamillenwasser könnte schlimmer für seinen Tag sein). Kaffee immer zu erst mit viel Zucker, dann Milch und dann etwas Kaffee drauf. Wenn er aber mal keinen Zucker nimmt, muss die Milch als erstes in die Tasse. Dann läuft er in die Arbeit, außer er hat das Bedürfnis zu fahren, dann fährt er mit dem Fahrrad. (Außer er möchte sich vor den Arbeitskollegen lächerlich machen, weil er 200 Meter mit dem Auto zur Arbeit gefahren ist, aber auch das kam schon vor. Aldrich hat das Bedürfnis sich manchmal lächerlich vor allen Leuten zu machen. Naja, es ist besser, dass man schlecht über einen redet, als gar nicht. Er genießt die seltenen Momente der Beachtung… Ach ja, warte, es ging ja ums Laufen. Einen Moment bitte!) Ja, Laufen! Genau, er geht immer mit dem linken Fuß aus dem Haus, außer es ist der dritte Tag eines Monats im Sommer mit einer Mondfinsternis, dann geht er nämlich mit dem rechten Fuß zuerst aus dem Haus, außer er vergisst es (dann tut er es offensichtlich nicht). Er würde sich gerne immer an dieses Ritual halten, aber er vergisst es immer wieder und dann ärgert er sich darüber, es wiedermal vergessen zu haben. Seine Vergesslichkeit hat er von seinen Eltern geerbt, das sagte schon seine…. äähh… hmm.. naja. ER!! Er sagte es schon immer. Man!! Es ging doch um die Rituale! Er lebt schon zu lange und war nie interessant, also dachte er sich, vielleicht könne er sein Leben durch ein paar kleine Rituale aufwerten. Die Aufregung, sich an gewisse selbstauferlegte Gesetzte halten zu müssen ließ nach, denn er lebte auch für sie zu lange. Hast du zehnmal am 17. eines Monats, der auf einen Samstag fällt, an dem eine Sonnenfinsternis ist, dein Lieblingsessen gegessen, dann kannst du es bald auch nicht mehr essen. Egal wie sehr man es liebt, so was wird schnell zu viel.

Aldrich hasst lange Arbeitstage, die endlos erschienen. Fairness halber muss auch dazu erwähnt werden, dass er Urlaub genauso wenig leiden konnte. Wenn man schon dabei ist Dinge aufzuzählen, die Aldrich hasst, darf auf keinen Fall die Architektur vergessen werden. Er ist ein klassischer „fRüHEr wAr aLLeS beSSeR“ Typ. Die Gebäude, die erbaut wurden als er jung… ähh, jünger war gefielen ihm. „Heutzutage sieht alles gleich aus“ und „Scheiß Bauhaus“ oder auch „Die selten dämlichen Wolkenkratzer lassen ja gar keine Sonne mehr durchkommen“ murmelt er mittlerweile häufig vor sich her. „In meiner Jugend sah das ganze noch anders aus.“ (Dummer alter Mann.) Diesen Satz hat er schon Millionen mal gesagt, aber er weiß ja nicht mal wie es in seiner Jugend aussah. Sie war einfach zu lange her. Das ist aber kein Problem für jemanden wie Aldrich, er kann nämlich gut adaptieren. (Muss er ja wohl können, der Arme hat ja schließlich keine Wahl… Vermutlich.) In die Gesellschaft konnte er sich aber nie wirklich integrieren, weswegen er sich dazu entschied Gras beim Wachsen zu zuschauen und auch anderen spaßigen Tätigkeiten, wie das Abzählen der Sterne im Himmel ging er nach. Er hatte ja Zeit. Ja, Zeit hatte er, nur die und nichts weiter als sie, aber dafür viel von ihr. Vielleicht zu viel, aber er hatte sie. Alle beschwerten sich, über eine viel zu kurze Lebensdauer, er sah das ganz anders. Waren denn alle blind? Die war doch viel zu lang!! Als er das zweite mal jeden Stern am Nachthimmel abzählte, (er musste es zweimal machen, weil er dachte den 34.577.456. Stern zweimal gezählt zu haben) zählte er sicherheitshalber noch ein drittes Mal nach und dann begriff er es: Es kamen in der Zeit, die er brauchte um Sterne zu zählen, mehr Sterne dazu und alte verschwanden wieder. Er trauerte den verschwundenen Sternen nach, er hatte gehofft, wenigstens sie würden bleiben. Alles hat nun mal seine Zeit, nur Aldrich war zeitlos. Aldrich war einfach da.

Er war da.

 

Vielen Dank für das Feedback @Rob F,

das Interesse an der Person des Aldrich selbst wollte ich in dieser Geschichte nicht wecken.

Meine Ziele hierbei waren es:

1. Die ewige/trostlose Einsamkeit eines unendlich lang lebendes Wesen darzustellen. Die Monotonität, soll durch die endlosen Wiederholungen im ersten Abschnitt dargestellt werden.
Dies soll die erste Meta-Ebene sein in der es darum geht wie langweilig es ist.

2. Soll der sonst spöttische/herablassende Erzähler, der in einer weiteren Meta-Ebene über ihn existiert, im zweiten Abschnitt darauf aufmerksam machen, wieso Aldrich all diese monotonen und langweiligen Tätigkeiten auf sich nimmt. Hier soll die Brücke zur Unendlichkeit geschlagen werden.

3. Wollte ich Aldrich als abstraktes und distanziertes Wesen von dem Leser entfernt halten, eine Erlebniserzählung hätte ihn, meiner Meinung nach zu sehr vermenschlicht und konkretisiert.


Ich danke Ihnen aber sehr herzlich für dieses Feedback. Ihr Kommentar war der erste den ich auf dieser Webseite bekommen habe und hat mich persönlich sehr gefreut.

 

Hallo @NichtSo2,

ich bin über einige Dinge gestolpert, die ich erst, nachdem ich deine Antwort an RobF gelesen habe, einordnen konnte. Mir war überhaupt nicht klar, dass Aldrich ein unendlich lang lebendes Wesen ist und kein Mensch. Wieso aber macht er ständig so menschliche Tätigkeiten und wirkt auch sonst wie ein Mensch, der sich Socken über den rechten und linken Fuß zieht. Da schaffst du natürlich Assoziationen zu meinem Leben und ich bin ein Mensch. Deinen zweiten Punkt in deiner Antwort habe ich bis jetzt nicht verstanden. Wieso nimmt Aldrich diese langweiligen Tätigkeiten auf sich? Soll sich das aus dem Text ergeben? Und Punkt 3 deiner Antwort finde ich schade, denn dein Aldrich scheint doch eine interessante Figur zu sein, deren Erlebnis- und Erfahrungshorizont ein ganz anderer ist, als meiner bzw. der von uns Menschen. Es ist natürlich dein Text und du schreibst, was und wie du es möchtest, als Leserin denke ich aber doch, dass du es dir zu einfach machst. Ich muss ja die ganze Arbeit allein machen, wie Aldrich denkt und erlebt, denn es ist ja nur sehr abstrakt beschrieben. Also im Grunde bietest du mir hier wirklich gar nichts an, was irgendwie interessant ist, außer, dass du eben eine Figur erschaffst, die potentiell interessant sein kann. Aber dabei belässt du es dann eben auch. Deine Geschichte ist: Das ist Aldrich, er lebt außerhalb der Zeit, die wir Menschen kennen, weil er unsterblich ist. Ihm ist furchtbar langweilig. --> Mehr erfahre ich nicht, komme ja auch emotional nicht an ihn ran, weil du es nicht willst (Punkt 3). Mir persönlich ist das zu wenig.

Viele Grüße
Katta

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom