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Eine bestimmte Art Schwarz
Die Ausstattung war alt, wirkte unfreundlich und die Sitze waren abgenutzt. Ein Schwall zog sich durch den Raum, und er roch rauchig. Wenn die Tür aufging und einer rein kam – mit ihm etwas Licht – konnte man ihn gut sehen, den Schwall. Es kratzte in der Lunge, am Anfang. Aber man gewöhnte sich schnell daran und fand Zuflucht bei einer Flasche Bier. Und wenn man nach draußen ging, raus aus dem Smog, dann hämmerte einem die Sonne in die Augen. Sie schien grell in den Sommertagen; brannte auf dem Asphalt, sodass man die Hitzewelle erkennen konnte, und die Nase nahm dann diesen Duft des Bahnhofs auf; der Bahngleise und der Waggons und des Mülls. Es war ein dreckiger Bahnhof, so wie die alten Bahnhöfe eben waren. Keinen kümmerte es, und am liebsten, wollte man dann wieder rein - in die Kneipe.
Ein Mann drückte die Tür auf. Er trug einen Koffer bei sich. Einen brauen und vollgepackten Koffer. Ein Fetzen Kleidung hing unter der offenen Schnalle vor. Der Mann hatte kleine Hände und packte ihn mit beiden auf die Sitzpolster und setzte sich. Er nahm seinen Hut ab und zwängte sich in die Ecke; dort wo man ihn nicht sah, wenn man am Eingang stand. Mit verschwiegener Miene, um die ein Dreitagebart wuchs, starrte er den Koffer an.
»Was willsten haben?« Eine kräftige Blondine stand vor dem Tisch und wartete auf seine Bestellung.
Der Mann schüttelte den Kopf.
»Wenn du nix nimmst, musste wieder verschwinden.«
Der Mann räusperte sich. »N' Kaffee nehm ich.« Seine Stimme war dunkel und rau, und traurig klang sie.
»Sonst noch was?«
»Schwarz, einfach schwarz, und ohne Zucker«, sagte er.
Die Frau brachte ihm den Kaffee und eine Zeitung. Der Mann legte Münzen bereit, aber die Frau war wieder hinter die Theke verschwunden. Er blicke auf den Koffer. Lange und beständig. Dann trank er einen Schluck.
Sein Handy rappelte. Er ging ran.
»Hallo, meine Süße. Weiß sie, dass du anrufst?«
Er nahm einen Schluck und schaute auf die Zeitung. Er überflog das Titelblatt.
...
»Du weißt, dass ich das nicht kann«, sagte er und rieb sich mit der freien Hand über die Backe.
...
»Ich kann da wirklich nichts machen. Mach dir keine Sorgen.«
Mit gesenktem Kopf griff er den Zuckerwürfel, der trotz allem beilag.
...
»Ich würde ja gerne, aber es ist jetzt besser so. Wir brauchen das. Das hat sie gesagt. Und, dass wir noch einmal miteinander sprechen wollen.« Er ließ den Würfel in den Kaffee plumpsen.
...
»Ja, ich glaube fest daran, dass sich das wieder regelt.«
...
Er legte auf und steckte das Handy zurück in seine Hosentasche. Er trank und lehnte sich über den Koffer. Seinen Kopf legte er darauf und roch am Leder.