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Stil Eine Geschichte von zwei Sätzen

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15.03.2008
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Eine Geschichte von zwei Sätzen

Du brauchst den Hammersatz, damit musst du beginnen, denn ohne den geht nichts, lässt sich die beste Geschichte nicht erzählen, selbst wenn sie wahr wäre, selbst wenn sie neu wäre, selbst wenn sie jemanden interessierte: nicht ohne; der Hammersatz zieht den Leser in seinen Bann, ist so fein wie beinhart geklöppeltes Gewebe, das sich auffaltet zum Fältchen zur Falte zu Falten, jedenfalls Verfaltung – dem Text ermöglichen, sich zu entfalten, um dem Leser prompt zu vermitteln, dass er diese Entfaltung auf gar keine Möglichkeit verpassen darf; der Erste verweist aufs kommende Panorama, das wie ein prächtiger Wandteppich von der bekannten Welt erzählen wird, dass man sich endlich einmal die mühelose Mühe macht, sie anzusehen, vielleicht aus einer Perspektive, die das Wohlbekannte in neuem Licht erscheinen lässt und dazu einlädt, etwas Altbekanntes neu zu verstehen; es wird von Welten in unserer Welt erzählt, die dem Leser bisher verschlossen blieben, ihn abstießen oder nicht interessierten, oder auf die er bislang nicht stieß, einfach so, einfach so nicht, ganz so einfach ist es, oder nicht; der Hammersatz ist geregelt; er darf fast nichts und ist dadurch in der Lage alles zu können, was in der Sprache Macht liegt, er ist ohne Tricks, Sprachmagie, aufs Wesentliche beschränkt wie Kaffee und Zigaretten, klar wie ein Kristall im Reich der Nacht, nur starke und stärkste Verben sind in ihm verarbeitet, wahr wie subjektive Eindrücke, ja zum Hammerschlag auf Hammersatz, ja zum scharf und bissig, beißt er in des Lesers Alltagslethargie und reißt ihn raus und lässt nicht los, bis der Text vollendet ist, das Gewebe lesend zu Ende gewirkt, weil der Hammer bereits der Text ist, der Hammer sorgt für Sternsekunden in Erwartung kommender Sternstunden, durchstrahlt auch das lähmendste Grauen, ist selbst nach wochenlanger Leser-Penetration durchs tägliche Grau noch als ferner Fixstern erahnbar, der daran erinnert, dass schon immer und für alle Tage auf Alltage auch All-Tage folgen, dass mensch zwar mit seinen Gewohnheiten und Verantwortlichkeiten und existentiellen Schnickschnack gefesselt ist, gefesselt wie der Agent der Krone an die Queen, die ihre schwere Bürde tapfer trägt und doch so menschlich riecht; und selbst wenn die feindlichen Mächte in Welt und Leser den braven Beißreflex bereits ermüdeten, die Zähne stumpf werden ließen oder die Beißer gar ganz ausrissen, wird die Kraft des Hammersatzes dadurch nicht geschmälert, ihm wird eine neue Reihe weißer Hammerhaizähne wachsen; er muss aber nicht nur können, er darf auch vieles nicht, er darf nicht leiden oder gelitten haben, nicht an Adjektivitis oder dem Satzbandwurm, zum Beispiel, schädliche Neigungen sind unerwünscht, also kein Semikolon oder was da noch ist an Spökelkram, auch inhaltlich sorgfältig arbeiten, der Hammersatz soll hart werden, treffen und schmerzen: Nicht mehr als sieben Worte, eng gesetzt mit genügend Abstand, radikal normal das Zielpublikum treffen oder nicht, es kommt drauf an, alles Einzelfälle, es braucht kompromisslose Kompromissbereitschaft, genaues Hinsehen, flexibel wie Wiesel und flink wie ein Tipp: Buchstaben grafisch verfeinern, Blutstropfen, das kleine Schwarze.
Manche fangen gleich mit dem zweiten Satz an, verraten das niemandem und halten sich für clever. Schreiben nach dem zweiten Satz noch das Buch zu Ende und finden dann keinen Anfang mehr.

 

Hi Kubus!

Also ich nehme mal an, dass dieser Text tatsächlich "nur" aus zwei Sätzen besteht. Und das hat mir beim Lesen leider nicht so gut gefallen und führte dazu, dass ich nach fünf bis sechs Zeilen bereits wieder aufgehört habe.
Es ist meiner Ansicht nach ziemlich witzlos, einen Text einfach nur mit Kommas und Semikolons zu einem Satz künstlich zusammenzukleben. Interessanter wäre es gewesen, wenn der Satz tatsächlich in seiner Monsterform ein einziger, zusammenhängender Satz gewesen wäre und nicht bloß ein Text, bei dem du die Punkte am Ende nur durch andere Satzzeichen ausgetauscht hast.
Diese Form aber macht das Ganze hier einfach nur schwer lesbar - davon abgesehehn, dass der Inhalt des Textes auch nicht so geeignet war, um mein Interesse zu wecken.

Es gibt bestimmt viele andere Meinungen dazu - sei es, dass dein Text hier als "humorvoll" oder "experimentell" angesehen wird. Mir hats leider nicht so gut gefallen, tut mir leid.

Ein schönes Wochenende wünscht der EISENMANN

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Cubus,
Also, der Titel hat mein Interesse geweckt und, weil der Text jetzt auch kurz ist, habe ich es einfach mal gelesen.
Der erste Satz einer KG sollte packend sein. Bei dir war man nach dem ersten Satz schon so zu 97% mit der KG fertig. OK? :D

Die Idee an sich ist ja interessant, aber du scheinst deiner KG bis auf diese eine Besonderheit nichts gegeben zu haben. Kein Spannungsaufbau, du hast nicht mal tiefe Charaktere (angenommen, der Erzähler ist ein Charakter).

Bette doch deine Idee in Handlung ein.
Ich hoffe, du bist mir nicht böse, weil mir die Geschichte nicht gefallen hat.

Liebe Grüße,
alexei

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Kubus,

Du brauchst den Hammersatz, damit musst du beginnen, …
Wem sagst du das? Bereits hier ahne ich, was auf mich zu kommen wird und ich freue mich auf die kleine Kurze. (Ich gehe davon aus, du wirst die "Einsatzgeschichte" von Friedrichard kennen.)

Solche ausgefallenen Text-Experimente, in denen scheinbar flüchtige Gedanken willkürlich aneinander gefügt wurden, die provokativ in der Erscheinungsform und manchmal mehrdeutig in der Aussage sind, die mag ich gerne.

Du jonglierst mit Worten (und auch mit Satzzeichen), wirfst sie spielerisch in die Luft und nur ganz selten kannst du sie nicht rechtzeitig auffangen, das ist aber nur mein Empfinden.
Diese Textstellen beispielsweise sind mMn verunfallt und das heißt nur, dass mein primitives Fachwissen dem Wunsch nach vorbehaltlosem Genießen im Wege steht. Da werde ich zum pedantischen Klugscheißer und dafür könnte ich mich ohrfeigen.

der Hammersatz zieht den Leser in seinen Bann, ist so fein wie beinhart geklöppeltes Gewebe, ...
das Gewebe lesend zu Ende gewirkt, ...
Man klöppelt ausschließlich Spitze, der Begriff Gewebe bezieht sich auf Flächengebilde, die nur durchs Weben entstanden sind (oder auf biologische Strukturen, deshalb ist es eine gut gewählte Metapher).
Wirken ist ein Verfahren, das dem Stricken sehr ähnlich ist, hierbei erhält man Jersey- und Strickwaren (oder sein unermüdliches Wirken führte zum künstlerischen Durchbruch:lol:).
Was bedeutet das für deinen Text?
„der Hammersatz zieht den Leser in seinen Bann, ist so fein wie beinhart geklöppelte Spitze“
wäre denkbar, (Spitze kann fein und gleichzeitig knüppelhart sein), aber du willst ja den Bogen zum Gewebe schlagen, das sich auffalten kann und dann später(?)zu Ende gewebt wird.

Also, noch mal:
„der Hammersatz zieht den Leser in seinen Bann, ist so fein wie beinhartes Gewebe“
nicht wirklich überzeugend

Jetzt komme ich an den Punkt, wo ich mich frage, ist in diesem Text die sachlich richtige Darstellung überhaupt von Bedeutung? (Auf jeden Fall sollten Vergleiche nicht hinken.)
Und du von Konventionen und Schranken Befreiter fragst vielleicht: Was soll ich mit den Fachkram-Einwänden?
Ich sage: Mach was draus, wenn sie dir bedeutsam erscheinen.

Noch schnell den Fokus auf ein paar Textstellen richten:

… der daran erinnert, dass schon immer und für alle Tage auf Alltage auch All-Tage folgen,…
sehr schöner Gedanke

dass mensch zwar mit seinen Gewohnheiten und Verantwortlichkeiten und existentiellen Schnickschnack gefesselt ist, gefesselt …
der kleine mensch gefällt mir sehr, als Ersatz für man bestens geeignet

mit seinen Gewohnheiten und Verantwortlichkeiten … gefesselt ist
würde mir „durch seine Gewohnheiten und Verantwortlichkeiten … gefesselt ist" bzw.
in seinen Gewohnheiten und Verantwortlichkeiten … gefangen ist“ logischer erscheinen

Und wenn der Wurm einmal drin ist, ist er drin:

der Hammersatz zieht den Leser in seinen Bann, ist so fein wie beinhart geklöppeltes Gewebe, das sich auffaltet zum Fältchen zur Falte zu Falten, jedenfalls Verfaltung – dem Text ermöglichen [ermöglicht], sich zu entfalten, um dem Leser prompt zu vermitteln, dass er diese Entfaltung auf gar keine Möglichkeit [auf gar keinen Fall, unter keinen Umständen?] verpassen darf;

Ich bin schon sehr kleinlich, ich weiß, und trotzdem gebe ich zu bedenken, dass sich etwas nicht zum Fältchen auffalten kann, sonder es kann sich etwas Fältchen um Fältchen auffalten (öffnen), sich zur vollen Größe entfalten.

Ob dich meine Überlegungen weiterbringen, kannst nur du entscheiden. Auf alle Fälle weißt du, ich habe mich mit deinem Text intensiv beschäftigt und das ist doch schon mal was.
Schönes Gespinst, das ich gerne und mit einem Schmunzeln gelesen habe.

Ein faltenfreies Wochenende wünscht peregrina

 

Lieber Kubus,

wunderschön! Ein selbstreflexiver Text in Kleists Manier, der gerade durch die Form den Inhalt erst relevant macht. Hat mir sehr gur gefallen!

Herzlichst,
JK.

 

Hi Kubus,

schöne Idee, guter Anfang, finde ich, dann wird man aber irgendwann müde beim Lesen. Ich habemir gedacht: Wir wäre es denn, zwischendurch den "du" wieder aufzunehmen und eine Situation zu entwerfen, so wie - nur mal ein plattes Beispiel: "... verpassen darf, und du knüllst ein Papier zusammen, wirfst es weg, ziehst ein neues vom Stapel damit jetzt vielleicht endlich der erste aufs kommende Panaorame verweist..." usw. Nicht genau so, schon klar, aber wenn ich da jemandem zuschauen könnte, der sich diese Gedanken macht, beim Schreiben vielleicht oder auch beim Trinken (bisschen ausgelutscht) oder beim Wäschewaschen, dann könnte ich mich von der Reflexion womöglich viel besser mitnehmen lassen. Ich kann's mir gut vorstellen.

auf gar keine Möglichkeit
Die Formulierung verstehe ich nicht ganz: Gleichbedeutend mit auf gar keinen Fall? Klingt ungewohnt.

es wird von Welten in unserer Welt erzählt,
Passiv erzeugt gerne mal Distanz. Evtl.: "Du erzählst (dann) von Welten in unserer Welt" ((nur aufpassen, dass nicht plötzlich der Satz angesprochen wird))

einfach so, einfach so nicht, ganz so einfach ist es, oder nicht
Schwierige Sache, finde ich: An sich ein hübsches Wortspiel. Irgendwie überzeugt es mich aber noch nicht, das klingt mir noch zu beliebig, ich weiß nur leider nicht, warum ...

; der Hammersatz ist geregelt; er darf fast nichts
Das ist so eine Stelle, wo ich die direkte Ansprache wahrscheinlich besser fände. So und er Art: "Du gibst dem Hammersatz (deine) Regeln, erlaubst ihm fast nichts " usw.

in des Lesers Alltagslethargie
"in die Alltagslethargie" fänd ich besser. Direkt zubeißen statt Schnörkel ist ja auch im Sinn des Texts.

für alle Tage auf Alltage auch All-Tage folgen,
Wortspiele sind immer so ne Sache. Das hier finde ich gut!

Manche fangen gleich mit dem zweiten Satz an,
Ich würde ja vorschlagen: "Manche fangen gleich mit dem zweiten an. Dann hast du sieben Wörter, passt doch genau. ("Verraten das niemandem und finden sich clever" wären noch mal sieben ...)

Schreiben nach dem zweiten Satz noch das Buch zu Ende und finden dann keinen Anfang mehr.
Schöner Schluss: Das Buch als Anhängsel. "Finden keinen Anfang mehr" verstehe ich nicht unmittelbar, aber das stört mich hier nicht. Die keinen Anfang finden sind irgendwie verloren - passt schon, konkreter brauche ich das gar nicht.

Das waren so ein paar Kleinigkeiten. Mir ist jetzt noch mal an mehreren Stellen aufgefallen: Ich hätte da gerne jemanden, der sich diese Gedanken macht und mich führt. Das meiste, was ich sonst noch kritisieren würde, fällt alleine dadurch wahrscheinlich schon weg.

Schön, mal wieder was von dir zu lesen zu bekommen.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
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Manche fangen gleich mit dem zweiten Satz an, verraten das niemandem und halten sich für clever. Schreiben nach dem zweiten Satz noch das Buch zu Ende und finden dann keinen Anfang mehr
wäre eine „Geschichte von zwei Sätzen“,

alter Freund und Kupferstecher,

aber

[d]u brauchst den Hammersatz,
find ich nun kinderkarnevalsgeschädigt, Zeit, Deinen Versuch zu besprechen -

warum „Versuch“? -

denn schon das erste überhaupt verwendete Verb „brauchen“ verstößt gegen Deine selbst formulierte Maxime

nur starke und stärkste Verben sind in ihm verarbeitet,
und sich „brauchen“, gelegentlich schon auf dem Weg zum Hilfsverb (alte Schulweisheit „wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen“, da ist „scheinen“ wenn auch eher nur scheinbar unüberwindlich stark) findet und schon inm ersten Satz des Dreisatzes in Gestalt eine Zweisatzes findet sich Kürzungspotential, wenn es heißt
..., selbst wenn sie wahr wäre, selbst wenn sie neu wäre, selbst wenn sie jemanden interessierte:
im „selbst ‚wenn sie‘“ und dem „wäre, reine Aufzählung - so aber wirkt der Satz ab hier wie eine Rede/Predigt von der Kanzel, wobei der Vielfalt des Stammes „falt(en)“ die Einfalt“ fehlt, die ja erst die Mutter der Vielfalt ist wie der „Einarmige Dieb“ (Glücksautomat) die Zelle der achtarmigen Krake Ausbeutung der Vielen und dem Reichtum einer kleinen radikalen Minderheit von Besitzern des Einarmigen Diebes.

Kurz, der Kern von Ein- und Vielfalt, ahd. valdan, mhd. falten ist auch ein ziemlich schwaches Verb.

Gleichwohl gern gelesen vom

Friedel,

der nochperegrina dankt, sich meiner armen Seele zu erinnern!

 

Hallo Kubus,

mir hat's gefallen - besonders so ein paar Formulierungen wie

sorgt für Sternsekunden
oder
wird die Kraft des Hammersatzes dadurch nicht geschmälert, ihm wird eine neue Reihe weißer Hammerhaizähne wachsen;
Nun ja, eine wirkliche Geschichte ist dies zwar nicht, gelesen habe ich dein Werk trotzdem sehr gerne. Denn obwohl die gewollt-gezwungene Langsatzform der Leserin was abverlangte, steckten doch keine Plattitüden drin (was leicht hätte passieren können), sondern echte Ideen. Hat sich gelohnt,

viele Grüße,

Eva

 

Lieber Kubus,

ich frage mich, warum dein Text nicht unter ‚Experimente’ steht? Ich finde, dass er dorthin gehört.

Und mit der Kleistschen Syntax und seinen Hypotaxen hat dein Text leider auch nicht viel zu tun. (Tut mir leid Johannes Kreisler, das sehe ich leider ganz anders als du.) Es reicht einfach nicht, endlos Aussagen aneinanderzureihen, an die Stelle eines Punktes ein Komma oder ein Semikolon zu setzen. Da muss noch ein innerer Bezug her, der deutlich macht, wie sich die einzelnen Aussagen zur Hauptaussage verhalten. So springst du auf den ersten Blick in einer teilweise antonymen Art von einem Gedanken zum anderen, lässt die Satzaussage manchmal weg oder verhedderst dich im Numerus des Verbs.

Das gewollte ‚Einen-einzigen-Satz-schreiben’ hat mich beim Lesen immer wieder so gestört, dass ich mich nur schwer mit deinen Bildern und Aussagen auseinandersetzen konnte. Ich möchte es dir an einem Beispiel deutlich machen:

der Erste verweist aufs kommende Panorama, das wie ein prächtiger Wandteppich von der bekannten Welt erzählen wird, dass man sich endlich einmal die mühelose Mühe macht, sie anzusehen, vielleicht aus einer Perspektive, die das Wohlbekannte in neuem Licht erscheinen lässt und dazu einlädt, etwas Altbekanntes neu zu verstehen; es wird von Welten in unserer Welt erzählt, die dem Leser bisher verschlossen blieben, ihn abstießen oder nicht interessierten, oder auf die er bislang nicht stieß, einfach so, einfach so nicht, ganz so einfach ist es, oder nicht; der Hammersatz ist geregelt; er darf fast nichts und ist dadurch in der Lage alles zu können, was in der Sprache Macht liegt, er ist ohne Tricks, Sprachmagie, aufs Wesentliche beschränkt wie Kaffee und Zigaretten, klar wie ein Kristall im Reich der Nacht,
Für jemand, der gewohnt ist, mit Hilfe des Punktes das Ende des Gedankenganges zu finden, bietet sich hier ein syntaktisches Wirrwarr, dass ich mir erst wieder erschließen musste. Du hast hier mMn die Form über den Inhalt gestellt und riskierst damit, dass sich deinem Leser der Inhalt nur schwer erschließt. Denn, was gehört eigentlich im obigen Absatz zusammen:

der Erste verweist aufs kommende Panorama, das wie ein prächtiger Wandteppich von der bekannten Welt erzählen wird, (so) dass man sich endlich einmal die mühelose Mühe macht, sie anzusehen, vielleicht aus einer Perspektive, die das Wohlbekannte in neuem Licht erscheinen lässt und dazu einlädt, etwas Altbekanntes neu zu verstehen; [.]
es wird (in ihm) von Welten in unserer Welt erzählt, die dem Leser bisher verschlossen blieben, ihn abstießen oder nicht interessierten, oder auf die er bislang nicht stieß, einfach so, einfach so nicht, [.]
ganz so einfach ist es,[-] oder nicht;[?]
der Hammersatz ist geregelt; [:] er (Er) darf fast nichts und ist dadurch in der Lage(,) alles zu können, was in der Sprache Macht liegt,[.]
er ist ohne Tricks, [;]
Sprachmagie, aufs Wesentliche beschränkt wie Kaffee und Zigaretten, klar wie ein Kristall im Reich der Nacht[.]

Dadurch, dass du alles aneinanderreihst, machst du es (für mich) zu einem sprachlich komplizierten Einheitsirgendwas, das ich mir durch eine gedachte 'normale' Interpunktion entschlüsseln muss. Da erschlägt die Form den Inhalt, macht ihn schwer zugänglich.

Noch ein paar Sachen, die ich mir notiert habe:

der Hammersatz zieht den Leser in seinen Bann, ist so fein wie beinhart geklöppeltes Gewebe, das sich auffaltet zum Fältchen zur Falte zu Falten, jedenfalls Verfaltung – dem Text ermöglichen, sich zu entfalten, um dem Leser prompt zu vermitteln, dass er diese Entfaltung auf gar keine Möglichkeit verpassen darf;

fein wie beinhart geklöppeltes Gewebe . Es gibt diese harten, geklöppelten Spitzen, nur die sind aufgrund ihrer Härte nicht in der Lage sich zu entfalten. Hier stimmen einfach die aufeinanderfolgenden Bilder nicht. Zur Verfaltung usw. hat ja peregrina schon einiges gesagt.

Und hier stimmt mMn der Numerus des Verbs nicht:

Ebenso Fältchen, die sich zur Falte auffalten und zur Verfaltung sich entfalten.
Ist es das Gewebe, das sich auffaltet … jedenfalls Verfaltung – dem Text ermöglichen, sich zu entfalten.
Für mein Empfinden hätte das Verb im Singular stehen müssen.

Hier scheint mir die Wortwahl nicht zu stimmen:

dass ich diese Entfaltung auf gar keiner Möglichkeit verpassen darf.
Meintest du ‚auf gar keinen Fall’?

Nicht verstanden habe ich diesen Vergleich:

er darf fast nichts und ist dadurch in der Lage alles zu können, was in der Sprache Macht liegt, er ist ohne Tricks, Sprachmagie, aufs Wesentliche beschränkt wie Kaffee und Zigaretten, klar wie ein Kristall im Reich der Nacht,

Dass der erste Satz sich aufs Wesentliche beschränken sollte, ist nachvollziehbar, aber wieso sind Kaffee und Zigaretten aufs Wesentlichste beschränkt? Ein Vergleich, der sich mir weder in diesem Zusammenhang noch losgelöst davon erschließt.

Am Ende deines ‚Satz-Experimentes’ stellt sich mir die Frage, ob es gelungen ist.
Die Bedeutung des ersten Satzes (einer Geschichte) in einem einzigen Satz darzustellen, ist mMn nicht gelungen. Du setzt anstelle des Punktes einfach ein Komma oder ein Semikolon und machst es mir durch diese befremdliche Zeichensetzung sehr schwer, deine einzelnen Aussagen, Bilder und Vergleiche zu erfassen und zu bewerten.

Liebe Grüße
barnhelm

 
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Soll ich eine Geschichte rezensieren, die in Wahrheit keine Geschichte ist?
Und wenn ja, wie?

Oder, anders gefragt:

Soll ich aus der Uhrzeit, zu der du das Ding gepostet hast, irgendwelche Schlüsse ziehen, Kubus? :Pfeif:

Soll ich mir dich als einen Mann vorstellen, der Freitagabend zähneknirschend vor der Schreibmaschine sitzt und vergeblich um einen Geschichtenanfang ringt? Einen Mann, der schließlich entnervt das ich weiß nicht wievielte Bier austrinkt, sich „scheiß auf die Literatur“ denkt und das ich weiß nicht wievielte leere Blatt Papier von der Walze fetzt? Der dann in den Mantel schlüpft, das Haus verlässt und im Dunkel der Leipziger Nacht verschwindet? Und den in dieser Leipziger Nacht das wirkliche, das wahrhaftige, das gnadenlos unfiktive Leben am Schlafittchen packt und ihm

wie ein prächtiger Wandteppich von der bekannten Welt
erzählt, was ihn dazu veranlasst,

sich endlich einmal die mühelose Mühe [zu machen], sie anzusehen,
diese so erbärmlich gnadenlose Welt, offenen Auges und wachen Geistes gewissermaßen,

aus einer Perspektive, die das Wohlbekannte
ihm

in neuem Licht erscheinen lässt und
ihn

dazu einlädt, etwas Altbekanntes neu zu verstehen,
das stundenlange und irrlichternde Saufen in der

bernsteinfarben
verrauchten Kneipe zum Beispiel als Katharsis gleichsam oder gar als Epiphanie?

Doch dann gibt es eben diesen Sekundenbruchteil des Ineinandersehens, Erkennens und Erinnerns und so wie
er

spürt, dass er etwas entsetzlich Dummes getan hat, so verfolgt
er

fasziniert, wie der
in seinem Kopf sich bildende, der nachgerade

im Raum stehende
erste Satz sich

verwandelt, in eine Möglichkeit, die er beobachtet, wie sie zu einem Missverständnis wird, das […] hineinwandert durch seine Fußsohlen, die Beine hoch, in seine Eier, die verzweifelt versuchen, sich zurück in die Gebärmutter zu stülpen.

Erfreulich, denkt
er, weil ihm diese Gedanken

bisher verschlossen blieben, ihn abstießen oder nicht interessierten, oder auf die er bislang nicht stieß, einfach so, einfach so nicht, ganz so einfach ist es, oder nicht, und er

fragt sich, ob er aufstehen kann. Den Humpen Bier hat er schon zwei Stunden nur gehalten, nie mehr gehoben, und weiß auch nicht, ob das möglich ist, steht auf einmal aber neben sich, also neben dem Barhocker, auf dem er die ganze Nacht hockte und sich besoff, mit Pietra, diesem verlogenen Aas, in ihrer räudigen Höhle, einer Heimstatt,
die in Wahrheit keine Heimstatt ist, sondern eine Chimäre, und die er deshalb auch irgendwann wieder verlässt, weniger irrlichternd als vielmehr entgeistert, denn er

hat ein Stück Vergangenheit zurück, das er nicht wollte, und mit dem er nichts anfangen kann, das bald wieder vergessen sein wird. Es ist früh geworden, sie haben die Nacht rumgekriegt. Schon erstaunlich, wie die Zeit vergeht,
und als er schließlich wieder nachhause kommt, sich seiner tatsächlichen Heimstatt anheim gibt sozusagen, und das Fenster aufreißt und sich weit rauslehnt, ist es beinahe hell draußen. Ihm ist weiß Gott danach, tief durchzuatmen und er ist drauf und dran, eine ganze Ecke des Himmels einzusaugen.
Er fühlt sich leicht wackelig auf den Beinen, das schon, aber gegen so eine Nacht ist sein Brummschädel ein Klacks, so einer Nacht steht es wahrhaftig zu, sie nicht zu einem Ende zu bringen.
It’s one thing to hold a hammer in your hand, but do you have it in you, can you pound that nail?” fragt er sich … und es ist fünf Uhr morgens und er setzt sich an die Schreibmaschine und satzt ein paar Sätze,

um es mal unpoetisch auszudrücken. Um mal etwas komplett Dämliches zu sagen.

:Pfeif:


[sub]Zitate aus:
Kubus Straße und Café
Kubus explorative Skizze – strblchkt
Henry Rollins On the Day
stuntstorch Gesammelte Werke
[/sub]


Nachträgliches Edit:
Falls das aus meinem Kommentar meinem Dings nicht rauszulesen ist, Kubus: Ich mag deine so kreative Art mit der Sprache umzugehen wahnsinnig gerne. Nicht von ungefähr hab ich mir gestern Nacht, keine Ahnung, sechs oder sieben Geschichten von dir (wieder einmal) reingezogen.

 
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Hallo Kubus,

ich habe mir gleich deinen literarischen Befehl zu Herzen genommen und den ersten Satz meines neuesten Werks, an dem ich gerade endfeile, darauf hin geprüft, ob er wohl deinen Ansprüchen genüge, obgleich mich von deinen Geschichten Welten trennen, so dass ich es dir nicht verübeln könnte, wenn du sie gar nicht beachten würdest, sind sie doch dergestalt, dass sie nur mit Mühe den Trend zu show, not tell zu erfüllen vermögen und auch, was die Sujets betrifft, dir wegen ihrer Harmlosigkeit wahrscheinlich nur ein müdes Lächeln abringen können.

Nun gut, ich kann damit leben.

(Jetzt sind es doch zwei Sätze geworden, lieber Friedrichard!)

LG
wieselmaus

 
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Ich nochmals.

Georg Büchner, Lenz

Den 20. Jänner ging Lenz durchs Gebirg.

Das ist für mich ein Hammersatz.

Gruß wieselmaus

 

Bingo,

liebe wieselmaus,

wobei er am liebsten - itzo aus meinem eh überfrachteten Schädel heraus - auf dem Kopf gegangen wäre - Leben als Kopffüßler, da lebten wir nicht mehr in einem gelben Unterseeboot, sondern in einem Garten der achtarrmigen Krakigen, was natürlich ein Radfahren verunmöglichte, was - in einem Satz gesagt - schier unerwünscht wäre von einem an sich notorischen Fuß- und Müßiggänger, der sich erst ab km 10 aufraffen kann, das Zworad aus dem tiefen, tiefen Keller hervorzuholen, womit ich mit einem freundlichen

helau, alaaf und Rattapeng schließen möchte,

mit vroindlichen starckteutschen worten und Grüßen ins Schwabenländle wie kubische alt- und neusäxische Gebiete

Vroidenreich Weinsteg zum Steinweg het windje,

oder wie_s der Moinzer Karnivaller so sacht "droiße stoiht koiner, woill'n moir'n roiloisse?"

 

He Kubus

also der erste lange Satz, den dein Text ausspuckt, also genauer gesagt: der erste Ansatz (von zweien), der ist einer dieser Hammersätze, jawohl, ja unbedingt.
Den zweiten Absatz solltest du komplett streichen, der ist Mist, zerstückelt, zerhackt, was du zuvor mühsam aufgebaut hast.

Manche fangen gleich mit dem zweiten Satz an, verraten das niemandem und halten sich für clever. Schreiben nach dem zweiten Satz noch das Buch zu Ende und finden dann keinen Anfang mehr.
weg damit!

Wo bleibt der Rest? Wann fängt die Geschichte an?
Kommt da noch was?

So, wie es da steht, so einsam und verzweifelt, taugt es was für nen Blogeintrag oder gehört in den Jammer-Thread oder (weil es sprachlich enorme Kraft, einen exquisiten Stil verrät) zu den Wortkaskaden in die Kreativwerkstatt.

lieben Gruß
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Kubus

Nur ne kurze Frage: Gedenst du deinen Kritikern auch mal zu antworten oder hüllst du dich lieber weiter in mysteriöses Schweigen?
Nur damit ich das nächste Mal weiß, woran ich bei dir bin und abschätzen kann, ob du meine Zeit und Mühe überhaupt verdienst.
Sicher nicht nur ich wär dir für ne Antwort auf meine Frage dankbar, wenn schon nicht auf unsere Anmerkungen.

EISENMANN

Edit: Ok ok, das war mal wieder ein wenig drastisch formuliert,jedenfalls bei einem langjährigen Mitglied wie dir;). Insofern hoffe ich natürlich auch,dass alles in Ordnung bei dir ist und es keine ernsten Gründe gibt, warum von dir (noch) nix gekommen ist!

 

sorry, pc kaputt. ich antworte immer! schreibe gerade via bildschirmtastatur. antworte bald vom netzcafè. kubus

 

Jo Kubus,

ich bin so sehr auf "Story" getrimmt, dass ich, fast egal, was ich lese, Texte beim Lesen ganz automatisch immer nach den typischen Story-Kriterien durchleuchte - Sprache, Figuren, Dramaturgie. Diese Lektorenbrille bei deinem Text hier aufzusetzen, wäre falsch, finde ich, hast du ja nicht ohne Grund in "Experimente" eingeordnet.
Ich kann nur so viel sagen: Ich fand die Idee, sich über die Schwierigkeit eines ersten Satz (die du sehr treffend formulierst) in praktisch einem/den ersten Satz eines Drei-Satz-Textes zu packen, schon originell. Hab auch paar mal geschmunzelt, weil man sich selbst natürlich in dem Hick-Hack und Gedankenkreiseln gut wiederfindet. Ja, will dein Erzähler mir jetzt sagen, dass das ein Hammersatz ist, den er da fabriziert hat, eigenlobmäßig? :D Das fände ich von deinem lyrischen Ich so einen Ticken anmaßend.

Ja, keine Ahnung, ob das ein literarischer Text ist oder einfach nur ein "Text", das kann ich nicht sagen, bin kein Literaturwissenschaftler. Aber habe es durchaus gerne gelesen, ist so ein netter, kleiner Text, nix Prosaisches, ein kleines (Gedanken-)Experiment eben.


Gruß
zigga

 
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Hi, Eisenmann, danke für die Rückmeldung, obwohl ich es nie verstehen werde, wie man eine Geschichte kommentiert, die man nicht zu Ende gelesen hat. ist doch für beide Seiten Zeitverschwendung. wir reden dann ja über einen Gegenstand, den einer nicht mal kennt. deiner Formkritik kann ich teils zustimmen, auch wenn die überzogen ist, aber Kettenrasseln gehört ja zum Geschäft.

PS: Eisenmann

Nur damit ich das nächste Mal weiß, woran ich bei dir bin und abschätzen kann, ob du meine Zeit und Mühe überhaupt verdienst.

Zeit und Mühe? das schreibt der gleiche Mensch, der sagt dass er den kurzen Text nicht zu Ende gelesen hat.. merkst du's selbst?

Hallo Alexei,

ich bin nicht böse oder überrascht, war schon klar, dass das hier keine Sternstunde wird. es war nur eine Fingerübung, ein kleines Spiel, das ich hier teilen wollte. den Ansprüchen einer KG genügt das nicht, da stimme ich dir zu. danke für die ehrliche Rückmeldung

Hi, peregrina, schön dass du Freude beim Lesen und Kommentieren hattest, so rundet sich das Urteil ab und mein sanftes Dichterherz kann etwas Kraft und Nahrung finden.

Diese Textstellen beispielsweise sind mMn verunfallt und das heißt nur, dass mein primitives Fachwissen dem Wunsch nach vorbehaltlosem Genießen im Wege steht. Da werde ich zum pedantischen Klugscheißer und dafür könnte ich mich ohrfeigen.

keine Ohrfeige, wir brauchen beide Hände an der Tastatur für pedantische und kritische Kommentare!

Man klöppelt ausschließlich Spitze, der Begriff Gewebe bezieht sich auf Flächengebilde, die nur durchs Weben entstanden sind (oder auf biologische Strukturen, deshalb ist es eine gut gewählte Metapher).

Jetzt komme ich an den Punkt, wo ich mich frage, ist in diesem Text die sachlich richtige Darstellung überhaupt von Bedeutung? (Auf jeden Fall sollten Vergleiche nicht hinken.)


sehr interessante Überlegungen zu Sinn und Unsinn des Sprachbilds. das gefällt mir gut, wenn die Kritiker so tief reingehen und ihre Gedanken transparent machen, davon habe ich als Autor auch etwas, darauf kann ich einsteigen, darüber lässt sich diskutieren, damit kann ich was anfangen, dafür.

ich denke, Vergleiche dürfen auch hinken, Sprachbilder schief sein, aber es sollte nicht aus Versehen geschehen, der Autor muss wissen, was er tut und tun, was er für richtig hält. so halte ich absurde Metaphern, Redewendungen, die ins Sinnlose abgewandelt werden für passende Stilmittel, um bestimmte Geschichten zu erzählen, Atmosphären zu schaffen.
hier an dieser Stelle wusste ich aber nicht, warum das Bild so nicht ganz stimmen kann und bedanke mich für die aufschlussreichen Erklärungen.

würde mir „durch seine Gewohnheiten und Verantwortlichkeiten … gefesselt ist" bzw.
„in seinen Gewohnheiten und Verantwortlichkeiten … gefangen ist“ logischer erscheinen

klingt richtig

Ich bin schon sehr kleinlich, ich weiß, und trotzdem gebe ich zu bedenken, dass sich etwas nicht zum Fältchen auffalten kann, sonder es kann sich etwas Fältchen um Fältchen auffalten (öffnen), sich zur vollen Größe entfalten.

das würde ich so nicht unterschreiben. es gibt ja kein Lexikon dafür, das bedeutet doch, dass man relativ frei eine eigene Ordnung etablieren kann. ich stelle mir das gerade vor, in dieser Reihenfolge, und empfinde es als nachvollziehbar.

danke für die Rückmeldung und die Blumen, ist schön, wenns wem gefällt.

Hallo Johannes Kreisler, danke für deinen Einwurf! du hast den Form-Inhalt-Gag sehen und schätzen können.

KuKluxKleist

Hi, erdbeerschorsch, deine Idee hat was und könnte hier funktionieren, aber ich kann es als Leser nicht leiden, direkt und vertraulich mit einem pauschalen "Du" angesprochen zu werden, deswegen steht mir als Schreiber diese Option nicht zur Verfügung.
Geschmacksfrage, technisch würde der Text durch so eine Leser-Ansprache an Dynamik gewinnen können - durch das Fehlen äußerer Handlung bspw fehlen eben auch die Elemente, die uns sonst in Geschichten ziehen können - und hier könnte das "Du" als Substitut für ein übliches Spannungselement stehen.

Passiv erzeugt gerne mal Distanz. Evtl.: "Du erzählst (dann) von Welten in unserer Welt" ((nur aufpassen, dass nicht plötzlich der Satz angesprochen wird))

guter Punkt, interessant.

Schwierige Sache, finde ich: An sich ein hübsches Wortspiel. Irgendwie überzeugt es mich aber noch nicht, das klingt mir noch zu beliebig, ich weiß nur leider nicht, warum ...

kann ich nachvollziehen, ich bin auch unzufrieden geblieben, egal wie oft ich da was rumgeschoben hat. erinnert mich an eine Kritik zu einem Satz in Straße und Cafe, die wir teilten. solche Fälle von schlechtem Bauchgefühl lassen sich als Signal verstehen, dass hier ein Darling gekillt werden sollte.

Das ist so eine Stelle, wo ich die direkte Ansprache wahrscheinlich besser fände. So und er Art: "Du gibst dem Hammersatz (deine) Regeln, erlaubst ihm fast nichts "

findest du es nicht unangenehm, wenn du im Buch die vermittelten Gedanken eines anderen liest, derjenige aber nicht von sich spricht, sondern sie als deine ausgibt? mir stellt sich da das Nackenfell auf, so was kommt mir wie eine küchenpsychologische Trickserei vor. aber kann ja sein, so was lässt sich auch anders lesen und verstehen - würde mich interessieren, was du dazu denkst.

"in die Alltagslethargie" fänd ich besser. Direkt zubeißen statt Schnörkel ist ja auch im Sinn des Texts

hm, da ist was dran. hat mich auch schon vorher gestört.

Ich würde ja vorschlagen: "Manche fangen gleich mit dem zweiten an. Dann hast du sieben Wörter, passt doch genau. ("Verraten das niemandem und finden sich clever" wären noch mal sieben ...)

kool! danke fürs Reindenken!

Schöner Schluss: Das Buch als Anhängsel. "Finden keinen Anfang mehr" verstehe ich nicht unmittelbar, aber das stört mich hier nicht. Die keinen Anfang finden sind irgendwie verloren - passt schon, konkreter brauche ich das gar nicht.

die einen finden kein Ende, andere fangen niemals an. normalerweise löse ich nicht, aber hier will ich doch - ich dachte auch, das könnte gar nicht missverstehbar sein.
also, Idee: Buch ist fertig geschrieben, dann geht der Autor noch mal zurück zum gefürchteten ersten Satz, den er übersprungen hat, kann ihn aber nicht mehr schreiben.
hach, den eigenen Gag erklären, obwohl niemand drum gebeten hat..

Das waren so ein paar Kleinigkeiten. Mir ist jetzt noch mal an mehreren Stellen aufgefallen: Ich hätte da gerne jemanden, der sich diese Gedanken macht und mich führt. Das meiste, was ich sonst noch kritisieren würde, fällt alleine dadurch wahrscheinlich schon weg.

freut mich!

so, ich muss erst mal wieder los. eigentlich wollte ich schon früher antworten, aber ich habe meinen Laptop geschrottet - Wasser rübergekippt und es hat gefunkt und gezischt und seitdem kann ich Buchstaben Zuhause nurmehr via Bildschirmtastatur eingeben (wer das nicht kennt, sollte das mal versuchen - scheint ein effektiver Weg zu sein, die eigenen Schwatzhaftigkeit einzuschränken, wenn man eine Sekunde braucht pro Buchstabe. mir hat es sehr geholfen, nichtsdestoweniger lebe ich momentan in einer analogen Welt, die sich anfühlt wie Ende der 90er und je länger ich dabei war, desto weniger Lust hatte ich, ins Netz zu gehen, deswegen hat das so lange gedauert.
ich weiß dass es hier zu den informellen ungeschriebenen Regeln gehört, zeitnah zu antworten und erinnere mich daran, wie ich selbst sauer war, wenn sich einer viel Zeit lässt. deswegen ist es auch gut, wenn man zwischendurch welche hat, die sich Zeit lassen und den anderen eine Chance geben, an der eigenen Ungeduld zu arbeiten, auf dass wir später auf dem Totenbett als bestmögliche aller unserer Welten liegen.
ein Glück ist Literatur ja zeitlos und die Fragen und Antworten heute so aktuell wie vor zwei Wochen.
ich danke allen für die Rückmeldungen, Kritik und Lob, Gedanken und Anregungen, es war schon sehr vielfältig bis jetzt, was kann sich einer mehr wünschen?
mit dem Rest mache ich ein anderes Mal weiter!

wünsche eine schöne Woche einstweilen,

Kubus

PS: Danke fürs Verschieben in den Stilfaden, hier macht der Thread wohl am ehesten Sinn - ich hatte nicht parat dass es einen solchen Bereich gibt, sonst hätte ich gleich hier gepostet..

 

Hi Kubus,

ich kann es als Leser nicht leiden, direkt und vertraulich mit einem pauschalen "Du" angesprochen zu werden,
Das geht offenbar vielen so, mir allerdings eher nicht - so oft kommt es nicht vor, vielleicht würde es mich nerven, wenn es zur Regel würde. Grundsätzlich würde ich aber so sagen: Ich glaube ja auch nicht, dass der Ich-Erzähler der Autor ist, warum sollte ich dann mich mit dem Du identifizieren?
Speziell in deinem Text, weil er vom allgemein besten Anfangssatz handelt, schiene mir das Du einigermaßen nah an dem "allgemeinen" Du zu sein, das immer mal wieder gebraucht wird. Bsp.: "Wie ist das denn genau mit dem Soundsovirus?" - "Tja, also, wenn du das hast, dann kriegst du erstmal furchtbare Schmerzen, dann kommen so Pickel, aber nach drei Tagen geht's dir normalerweise wieder besser."
Aber ich will dich gar nicht überreden. Nicht dass dich am Ende alle die dafür schimpfen, die so ein Du nicht mögen ...

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hi, Friedrichard,

find ich nun kinderkarnevalsgeschädigt, Zeit, Deinen Versuch zu besprechen -

warum „Versuch“? -

denn schon das erste überhaupt verwendete Verb „brauchen“ verstößt gegen Deine selbst formulierte Maxime


kinderkarnevalsgeschädigt? ist schön geschrieben, aber ich weiß nicht genau, was du damit kritisierst - die Idee, den Stil, Ausführung oder eine Mischung davon? ich fände alles nachvollziehbar, ist ja keine große Kunst hier, ich weiß. und wer so sehr mit den Zeichen und Formen spielt, sollte es schon richtig drauf haben, wenn er nicht dämlich aussehen will. ich habe das in Kauf genommen, will auch Unperfektes und Skizzen posten, nicht nur perfekt überarbeitete Texte. also insgesamt kann ich deinen Ärger verstehen und danke für die ehrliche Rückmeldung, in der Sache muss ich aber widersprechen - denn die selbst formulierten Maxime zu brechen, sind ja Sinn und Zweck des Textes. mein erster Satz ist ja auch kein Hammersatz mit sieben Wörtern. als Versuch würde ich es hingegen auch bezeichnen, aber ist nicht jeder Text ein Versuch, ein Schritt auf dem Weg zum perfekten Text, dem mensch sich nur annähern kann?

und sich „brauchen“, gelegentlich schon auf dem Weg zum Hilfsverb (alte Schulweisheit „wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen“, da ist „scheinen“ wenn auch eher nur scheinbar unüberwindlich stark) findet und schon inm ersten Satz des Dreisatzes in Gestalt eine Zweisatzes findet sich Kürzungspotential, wenn es heißt

ist das die Sonne hier oder fehlt dem Satz was?

im „selbst ‚wenn sie‘“ und dem „wäre, reine Aufzählung - so aber wirkt der Satz ab hier wie eine Rede/Predigt von der Kanzel, wobei der Vielfalt des Stammes „falt(en)“ die Einfalt“ fehlt, die ja erst die Mutter der Vielfalt ist wie der „Einarmige Dieb“ (Glücksautomat) die Zelle der achtarmigen Krake Ausbeutung der Vielen und dem Reichtum einer kleinen radikalen Minderheit von Besitzern des Einarmigen Diebes.

okay, ich verstehe das jetzt so, dass der schlechte Satz etwas weniger schlecht wäre, wenn die "selbst" fehlten :D die will ich aber nicht rausnehmen, über die dachte ich tatsächlich schon nach und entschied mich bewusst für diese Version. ansonsten habe ich gerade den Verdacht, du willst dich für meinen mäandernden Text mit eigener Schwerverständlichkeit rächen, haha, ich komme echt nicht so richtig hinterher mit dem Verstehen deiner Gedanken. kann aber heute auch an mir und meinem Kopf liegen, der noch nicht richtig wach ist..

Gleichwohl gern gelesen vom

kannst du einen Text gern lesen, obwohl der schlecht ist?

Danke fürs Vorbeischauen und die Kritik, Freund Friedel!

Hallo, Eva,

Nun ja, eine wirkliche Geschichte ist dies zwar nicht, gelesen habe ich dein Werk trotzdem sehr gerne. Denn obwohl die gewollt-gezwungene Langsatzform der Leserin was abverlangte, steckten doch keine Plattitüden drin (was leicht hätte passieren können), sondern echte Ideen. Hat sich gelohnt,

sehr gerne sogar weil mit echten Ideen drin! freut mich sehr und kann ich nachvollziehen als Begründung: wenn ein Text mir neue Gedanken enthält und ich was lernen oder überrascht werden kann, das ist für mich auch ein Qualitätsmerkmal.

gewollt-gezwungene Langsatzform

will ich aber nicht unterschlagen, sondern es noch mal prominent präsentieren, weil ich diese Charakterisierung für angemessen halte. ist schon so. ich könnte das viel besser, aber dafür müsste ich sehr viel feilen und noch Stunden in diesen Text stecken. ist aber interessant: wenn ich ein anderes Gedankenspiel in schlichterem Stil geschrieben hätte, wäre mir das sicher nicht so um die Ohren geflogen. vielleicht weil das dann weniger wie "gewollt und nicht gekonnt" ausgesehen hätte.

danke für dein Feedback!

Liebe barnhelm,

Lieber @Kubus,

ich frage mich, warum dein Text nicht unter ‚Experimente’ steht? Ich finde, dass er dorthin gehört.

Und mit der Kleistschen Syntax und seinen Hypotaxen hat dein Text leider auch nicht viel zu tun. (Tut mir leid @Johannes Kreisler, das sehe ich leider ganz anders als du.) Es reicht einfach nicht, endlos Aussagen aneinanderzureihen, an die Stelle eines Punktes ein Komma oder ein Semikolon zu setzen. Da muss noch ein innerer Bezug her, der deutlich macht, wie sich die einzelnen Aussagen zur Hauptaussage verhalten. So springst du auf den ersten Blick in einer teilweise antonymen Art von einem Gedanken zum anderen, lässt die Satzaussage manchmal weg oder verhedderst dich im Numerus des Verbs.

Das gewollte ‚Einen-einzigen-Satz-schreiben’ hat mich beim Lesen immer wieder so gestört, dass ich mich nur schwer mit deinen Bildern und Aussagen auseinandersetzen konnte. Ich möchte es dir an einem Beispiel deutlich machen:


klingt nach einer guten, treffenden Kritik. das hier würde ich im Traum nicht mit Kleist vergleichen. und nach der Analyse noch das konkrete Beispiel - bessere Kritik kann ich mir schwer vorstellen.

Für jemand, der gewohnt ist, mit Hilfe des Punktes das Ende des Gedankenganges zu finden, bietet sich hier ein syntaktisches Wirrwarr, dass ich mir erst wieder erschließen musste. Du hast hier mMn die Form über den Inhalt gestellt und riskierst damit, dass sich deinem Leser der Inhalt nur schwer erschließt. Denn, was gehört eigentlich im obigen Absatz zusammen:

ja, okay, ich verstehe. wir haben Lesegewohnheiten und trainieren unsere Hirne, wenn wir Bücher lesen. und im Laufe der letzten hundert Jahre hat sich der Stil der Bestseller ingesamt deutlich vereinfacht, denke ich. ob Thomas Mann oder Robert Musil heute auch so gut verkauft würden?

natürlich will ich meinen Text nicht vergleichen mit irgendwas, das die beiden veröffentlichten.

einer der Gründe, warum ich diesen Text so gepostet habe, ist, dass ich selbst solche Textmonster anscheinend anders lese als es die meisten anderen tun (nicht erste Rückmeldung in diese Richtung). wenn ich den Verdacht habe, dass der Inhalt nicht entscheidend ist, werfe ich mich einfach in den Textfluss, lese und lasse mich treiben, freue mich, wenn ich was gefunden habe und lass das Andere durchrutschen.

Dadurch, dass du alles aneinanderreihst, machst du es (für mich) zu einem sprachlich komplizierten Einheitsirgendwas, das ich mir durch eine gedachte 'normale' Interpunktion entschlüsseln muss. Da erschlägt die Form den Inhalt, macht ihn schwer zugänglich

fast Simultanübersetzung, das ist schon Arbeit. so kann wohl kein Text mehr Spaß machen. Danke, dass du deine Gedanken transparent machst und so genau nachvollziehst, konnte ich wieder was über Lesegewohnheiten, -wünsche und -schwierigkeiten lernen, das ist sehr spannend.

fein wie beinhart geklöppeltes Gewebe . Es gibt diese harten, geklöppelten Spitzen, nur die sind aufgrund ihrer Härte nicht in der Lage sich zu entfalten. Hier stimmen einfach die aufeinanderfolgenden Bilder nicht. Zur Verfaltung usw. hat ja @peregrina schon einiges gesagt.

wie weiter oben beschrieben: der Text widerspricht ja in Form und Inhalt ständig den Maximen, die in ihm aufgestellt werden. aber bei dem Bild hier war das nicht beabsichtigt, das werde ich ändern.

Für mein Empfinden hätte das Verb im Singular stehen müssen.

kommt mir jetzt auch so vor. änder ich.

Meintest du ‚auf gar keinen Fall’?

nein, das war ein missglückter Versuch, originell zu sein.

Nicht verstanden habe ich diesen Vergleich:
er darf fast nichts und ist dadurch in der Lage alles zu können, was in der Sprache Macht liegt, er ist ohne Tricks, Sprachmagie, aufs Wesentliche beschränkt wie Kaffee und Zigaretten, klar wie ein Kristall im Reich der Nacht,
Dass der erste Satz sich aufs Wesentliche beschränken sollte, ist nachvollziehbar, aber wieso sind Kaffee und Zigaretten aufs Wesentlichste beschränkt? Ein Vergleich, der sich mir weder in diesem Zusammenhang noch losgelöst davon erschließt.

vllt hast du das nicht verstanden, weil das Niveau zu tief ist. angedacht von mir ist so ein Schriftstellerklischee, der Unmengen Kaffee und Kippen vertilgt. die eben das Wesentliche sind für einen Schreiber. haha, ein siebzig Jahre altes Klischee.. ist zwar ziemlich lahm, aber ergibt das so wenigstens Sinn für dich?

Am Ende deines ‚Satz-Experimentes’ stellt sich mir die Frage, ob es gelungen ist.
Die Bedeutung des ersten Satzes (einer Geschichte) in einem einzigen Satz darzustellen, ist mMn nicht gelungen. Du setzt anstelle des Punktes einfach ein Komma oder ein Semikolon und machst es mir durch diese befremdliche Zeichensetzung sehr schwer, deine einzelnen Aussagen, Bilder und Vergleiche zu erfassen und zu bewerten.

okay, ich verstehe. logische Konklusion deiner Analyse. ich behaupte aber, dass ich nicht einfach alle Punkte durch andere Zeichen ersetzte. die meisten ja, aber nicht alle! ich danke dir sehr für deine feine, kleinteilige Kritik.

offshore, unser Mann in Wien!

Soll ich eine Geschichte rezensieren, die in Wahrheit keine Geschichte ist?
Und wenn ja, wie?

Oder, anders gefragt:

05:35
Soll ich aus der Uhrzeit, zu der du das Ding gepostet hast, irgendwelche Schlüsse ziehen, Kubus?


Oh Gott, was habe ich da bloß wieder angestellt? es um 05:35 für eine gute Idee gehalten, diesen Text zu teilen ... kann mich gerade nicht an die Situation erinnern, keine Ahnung, warum ich so früh aufgestanden bin :D

Soll ich mir dich als einen Mann vorstellen, der Freitagabend zähneknirschend vor der Schreibmaschine sitzt und vergeblich um einen Geschichtenanfang ringt? Einen Mann, der schließlich entnervt das ich weiß nicht wievielte Bier austrinkt, sich „scheiß auf die Literatur“ denkt und das ich weiß nicht wievielte leere Blatt Papier von der Walze fetzt? Der dann in den Mantel schlüpft, das Haus verlässt und im Dunkel der Leipziger Nacht verschwindet? Und den in dieser Leipziger Nacht das wirkliche, das wahrhaftige, das gnadenlos unfiktive Leben am Schlafittchen packt und ihm

absolut! ich möchte diese Vorstellung noch um zueinander passende, für mich geschneiderte Anziehsachen ergänzen. zur Zeit favorisierte Kombi ist ein hellblaues Cap (von Catch As Catch Can) mit weißen Strichen drauf, die an Streptokokken erinnern sollen, dazu ein blau-weiß-gestreiftes (horizontal) Matrosenhemd, Sneakers aus Jeansstoff und eine blau-orange-gestreifte (vertikal) Shorts, die mein Großvater vor dreißig Jahren im Delikat kaufte. außerdem trage ich einen Schnurrbart und jüngst wurde behauptet, meine Art zu reden und mich zu bewegen , wären so was wie eine Corporate Identity.

deine ausgefuchste Fiktion in Verbindung mit dem Medley aus meinen Stories bringen mich dazu, das große Geheimnis zu lüften, wie dieser Text entstand und warum. ich weiß, meine neue Geschichte wird nicht kommentiert, weil alle noch mit dem letzten Geheimnis beschäftigt sind und sauer auf mich, dass ich die Situation nicht aufkläre.

also.

im Februar hatten mein Freund Karl und ich eine Deadline, bis zu der 30 Seiten Romanauszug stehen mussten. wir arbeiten an einem Doppelromanprojekt (der wird bei erfolgreichem Nichtabschluss mein sechstes oder siebtes Romanfragment sein, aber vielleicht kriege ich es ja diesmal hin, den Roman abzuschließen.)
wir hatten uns im Monat geirrt und in der ersten Februarwoche festgestellt, dass Abgabe nicht Ende März ist. ich hab gleich losgelegt und meine 30 Seiten ziemlich schnell voll gekriegt. mein Kollege aber hat ewig nicht angefangen, obwohl der in Sachen Prosa nicht gerade ein Genie ist, der schreibt Lyrik, Libretti, Dramas und bisher nur scheußliche Prosa. ich ärgerte ihn damit natürlich und setzte ihm zu, dass er endlich anfangen müsse. wer schlecht ist kann sich doch kein Trödeln erlauben. und er behauptete, nicht anfangen zu können, weil ihm kein starker erster Satz einfalle. Ausrede. um seine Zweifel noch zu verstärken und ihn zusätzlich zu verhöhnen, schrieb ich dies Gedankenspiel und schickte es ihm.
wahrscheinlich veröffentlichte ich es dann noch hier, um selbst auch Watschen zu kriegen, karmischer Ausgleich. wie geschrieben, genau weiß ich es nicht mehr, aber wir können diese Annahme ja als Arbeitsthese nehmen, bis dieser Fall durch neue Erkenntnisse erhellt wird..

und als er schließlich wieder nachhause kommt, sich seiner tatsächlichen Heimstatt anheim gibt sozusagen, und das Fenster aufreißt und sich weit rauslehnt, ist es beinahe hell draußen. Ihm ist weiß Gott danach, tief durchzuatmen und er ist drauf und dran, eine ganze Ecke des Himmels einzusaugen.
Er fühlt sich leicht wackelig auf den Beinen, das schon, aber gegen so eine Nacht ist sein Brummschädel ein Klacks, so einer Nacht steht es wahrhaftig zu, sie nicht zu einem Ende zu bringen.
„It’s one thing to hold a hammer in your hand, but do you have it in you, can you pound that nail?” fragt er sich … und es ist fünf Uhr morgens und er setzt sich an die Schreibmaschine und satzt ein paar Sätze,

sieh an, neue Erkenntnisse! so war's! in die von dir entworfene Persönlichkeit schlüpfe ich sofort, ernst.
dein Remix meiner Sätze und deiner Gedanken ist der Hammer, wunderschön, so was habe ich noch nicht erlebt. habe mich schon beim ersten Lesen derbe gefreut und jetzt wieder aufs Neue geflasht. seit wann sind die guten Geister der virtuellen Häuser auch noch kreativ? Vielen Dank du!

Zitate aus:
Kubus Straße und Café
Kubus explorative Skizze – strblchkt
Henry Rollins On the Day
stuntstorch Gesammelte Werke

stuntstorch? :D

dein Nachtrag gibt mir ein großartiges und seltenes Gefühl bezüglich meiner Literatur - als machte es einen zwar kleinen aber echten Unterschied, ob ich noch eine Geschichte schreibe oder nicht. ich bin begeistert und werde die Begeisterung in Schreibenergie umsetzen. so viel Wind unter meinen Flügeln!

so, ich sitze schon wieder zwei Stunden im Netzcafé, ich mache erst mal wieder Pause. mein alter Laptop kommt ins Netz, aber ich kann damit nicht schreiben, der neue PC hat eine funktionierende Tastatur, kann aber kein Wifi :D

noch mal besten Dank an euch alle für die große Vielfalt der Rückmeldungen! es war mir ein Fest!
(ich werde diesen Text hier tatsächlich überarbeiten und damit beweisen, dass ich diesen Stil meistern kann.)

ist jemand sauer auf mich, weil ich so lange nicht geantwortet habe?

Bis zur nächsten Runde,
Kubus

 

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