Was ist neu

Einen noch, auf die Freundschaft

Mitglied
Beitritt
04.09.2017
Beiträge
43
Zuletzt bearbeitet:

Einen noch, auf die Freundschaft

Männerfreundschaften sind doch etwas ganz Besonderes. Denken wir Männer. Eben auch weil sie so selten sind. Ich meine jetzt die Echten. Die, wo der Freund auch mal auf die Wohnung aufpasst, ohne das letzte Bier aus dem Kühlschrank zu klauen und die Sammlung der mittlerweile, antiken Männermagazine unberührt lässt.

Lothar ist ein Vorzeigeexemplar von einem Freund und Kumpel, kurz Frumpel. Wir verbringen gern mal einen gemeinsamen Abend. Leider sehen unsere Frauen das nicht so. Jedenfalls meine Frau. Sie meint, es wird immer zu spät, zu feucht, und Lothar bringe mich nur auf falsche Gedanken. Er hat nämlich nicht wirklich „eine“ Frau. Er wechselt öfter mal.

Heute treffen wir uns in einer der teuersten Lokalitäten der Stadt. Nicht um zu essen, sondern ein gutes englisches Bier zu trinken, das man sonst nur im Internet für fünfundzwanzig Euro die Flasche plus Versand bekommt. Allerdings wird es nicht so gern gesehen, wenn man hier nichts verzehrt. Das rechnet sich nicht. Nicht mal wenn wir jeder zehn Bier trinken. Diese bereits von mir vorgetragene Argumentation brachte uns leider nicht mehr als ein Kopfschütteln ein.

Wir prosten uns zu und fühlen uns ein bisschen wie Quartalssäufer beim Verprassen der Stütze. Da wir sonst eher Kaffee oder Schorle genießen, lassen wir an solchen Abenden den Rebellen raushängen. Üblicherweise werden die Ereignisse der letzten zwei Wochen in Sport, Politik und Nachbarschaftsstreit kommentiert. Gefolgt von den neuesten Witzen, oder den Alten die immer noch lustig sind. Nachdem wir mit einem Nicken, den Ärger des Anderen über Gott und die Welt als richtig befunden haben, folgt das lockere Biergesäusel.
„Mir ist schon wieder ein Kaktus eingegangen“, erzähle ich mit ein wenig Unverständnis der Natur gegenüber.
„Wenig Pflege, bedeutet nicht, gar keine Pflege. Auch ein Kaktus muss mal gegossen werden. Wahrscheinlich brauchst du doch etwas, dem du mehr Aufmerksamkeit schenken musst. Wo du sozusagen zur Pflege und Aufmerksamkeit gezwungen wirst“, meint Lothar.
„Für deine Mutter haben wir leider keinen Platz mehr im Haus“, gebe ich zurück.
„Ach so lustig ist es in letzter Zeit gar nicht. Letzte Woche musste ich sie aus der Notaufnahme abholen.“
„Mist. Was war denn los?“
Er winkt symbolisch ab: „Ach Sie hat da was verwechselt. Anstatt ihr Asthmaspray zu inhalieren, hat sie das Pfefferspray genommen, dass ich ihr gekauft habe, damit sie sich auf dem abendlichen Heimweg vom Rentner-Speed-Dating sicherer fühlen kann. Das war nicht ohne, sage ich dir. Geht aber schon wieder. Jetzt wissen wir jedenfalls, dass es wirkt.“
„Jag mir doch nicht so einen Schrecke ein, ich mag deine Mutter“, und um nicht rührselig zu wirken, hänge ich gleich noch dran: „Aber du kommst ja nach deinem Vater“.
Über unsere Vergänglichkeit nachsinnend schlürfen wir den Schaum vom Bier.

„Hat Luise eigentlich ihre Pickelphase überwundern?“, fragt mich Lothar, während er an einer kleinen roten Quaddel auf seiner Nase herumhantiert.
„Durch ist sie mit dem Thema noch nicht, aber es wird stetig besser. Dafür stehen jetzt wieder die Jungen bei uns Schlange. Bieten sich als potenzieller Partner an. Die Namen muss ich mir gar nicht alle merken.“
„Musst nicht oder kannst nicht?“, meint Lothar.
„Ja ok. Aber solchen Input brauch ich nicht. Jetzt hat sie auch ein „echtes“ Handy bekommen, pardon, Smartphone. Seitdem werde ich mit Emojis bombardiert. Das Kind schickt mir also den ganzen Tag Texte, die nur aus Emoji Bildern bestehen. Ich verstehe kein Wort davon. Nichts. Und dann sind die Dinger so klein. Ich erkenne überhaupt keinen Unterschied zwischen den kleinen Fratzen. Das kann sonst was bedeuten. Was sie von mir will? Keine Ahnung. Das kann heißen: "Papa ich bin schwanger, aber Kurt-Kevin hat einen festen Job bei McPommes", oder die Bitte irgendwo abgeholt zu werden. Ich kann nicht mal sagen ob sie mich vergackeiern will.“
„Vielleicht solltest du dir auch mal ein größeres Handy zulegen“, meint Lothar: „Wir werden ja alle nicht jünger.“
So ein Teil hat sie mir letztens beim Shoppen gezeigt. Es war fast so groß wie mein Tablet. Das bekomme ich aber nicht in die Hosentasche.“ Ich versuche es mit beiden Händen zu verdeutlichen, indem ich wie ein Angler, die Länge des Fisches in der Luft beschreibe.
„Was du da zeigst, ist wohl eher ein Baguette“, Lothar nimmt einen Schluck und zeigt mir sein Handy, ein kleiner Plastikknochen mit Minidisplay: "Mir reicht das".

„Und, was macht deine Elena so?“, frage ich voller Interesse. Die Halbrussin hat es mir angetan. Endlich mal eine intelligente Frau an Lothars Seite. Und schmuck ist sie auch noch. Die Art von Frau, bei der mir garantiert die Augen explodieren würden, wenn ich sie nackt sehe.
„Wer?“
„Na, die Pädagogin.“
„Ach die. Keine Ahnung.“
„Wie jetzt?
„Das ist doch schon seit Wochen aus.“
„Wir haben uns doch erst vor vierzehn Tagen gesehen und da hast du mir nichts erzählt.“
„Na, da hast du ja auch nicht gefragt.“
Gegen diese Logik kann ich natürlich nicht ankommen. Wir sitzen fünf Minuten da, ohne zu reden, und nippen an unseren Bieren. Es ist doch herrlich, wenn man nicht ständig über alles und jeden haarklein sprechen muss. Allerdings fehlen dann oftmals auch wichtige Informationen. Wie eben die, dass ich von nun an auf den entzückenden Anblick von Elena verzichten muss.
Lothar trinkt einen Schluck und meint dann völlig aus dem Nichts heraus: „Ich sage nur ein Wort, Geschlechtsverkehr.“
Ich verschlucke mich: „Wie bitte?“
„Du hast schon richtig gehört. Geschlechtsverkehr. Weißt du überhaupt noch, was das ist? Existiert irgendeine Erinnerung daran in deinen Follikeln?“
Nun wird das Kopulieren ja meiner Meinung nach völlig überbewertet. Aber unser häuslicher Austausch von Intimitäten könnte in der Tat in geringeren Zeitabständen stattfinden. Ich hoffe, dass er nicht irgendwann verschwindet und in Vergessenheit gerät. So wie das wohl ausgestorbene Mon Chichi oder der karierte Pullunder.
Ich reiße mich aus meinen Gedanken und frage: „Wie kommst du denn jetzt da drauf?“
„Wegen Elena. Wir hatten einfach nicht gleiche Einstellung zum Körper.“
Mein fragender Blick fordert zu einer weitergehenden Erklärung auf.
„Immer das Licht ausmachen und dann auch noch einen Schlafanzug tragen. Hallo! Ich bin doch kein Rentner.“
Stimmt. Ich kann mich nicht erinnern, je einen Pyjama oder etwas Ähnliches an Lothars Körper gesehen zu haben. Seit unserer WG-Zeit war eine Boxershorts das Maximum des Machbaren zur abendlichen Freizeit. Das ist uns schon bei diversen gemeinsamen Urlauben aufgefallen. Oftmals schockierend anschaulich. Wenn wir zum Beispiel beim Frühstück saßen und der ewige Langschläfer, einem nackten Yeti gleich, in Richtung Bad wandelte.
„Weißt du, du hast zwar elend viele Haare überall, wir können aber trotzdem zu viel von dir sehen.“
„Höre ich da etwa Neid?“, er tätschelt meine Glatze: „Seit wann bist du so prüde?“
„Seit du meiner Schwiegermutter mal die Tür aufgemacht hast und nur Socken anhattest.“

„Und was ist aus Elena geworden?“ Ich hege immer noch die Hoffnung, dass es keine endgültige Trennung ist.
„Sie hat jetzt einen Studenten. Verkehrsrecht glaube ich.“
„Siehst‘e, sie ist eben eine kluge Frau. Das habe ich doch immer gesagt.“
„Davon hatte ich aber nicht viel. Vielleicht wenn sie zu „Wer wird Millionär“ gegangen wäre. Aber dann hätte sie das Geld bestimmt gespendet.“ Er bestellt zwei neue Gläser: „Ich hab jetzt eine Feng Shui Gärtnerin. Könnte meine Traumfrau werden.“
„Lothar, es fällt mir schwer mich für dich zu freuen.“
„Ist ok, ich genieße deinen Schmerz.“
Wir müssen beide grinsen.
Ich atme laut aus: „Heut war mein Chef nicht da, was eine Erholung.“
„Ist er endlich in den Rhein gefallen?“, fragt Lothar.
„Nein, leider nicht. Er weilt derzeit in Rumänien.“
„Ach Gott, heute wo man überall hin kann, wer macht denn da noch Urlaub in Rumänien?“
„Vampire“, erwidere ich trocken und ergänze noch: „Und Geizhälse.“
Nach kurzer Pause erkläre ich: „Der sucht eine Frau.“
Lothar stutzt: „Wie jetzt? Der hat seine Frau verloren? Ohne Absicht? So ein Depp. Im Bus liegen gelassen oder was?“
„Du bist der Depp“, gebe ich zurück: „Mensch der will sich eine Frau kaufen, freiwillig nimmt den doch hier Keine.“
„Kaufen?“, Lothars Augen drohen in sein Bierglas zu fallen: „So was geht da? Jetzt denke ich aber ganz anders über Rumänien.“ Er kratzt sich am Kopf: „Ich glaube ich habe noch ein paar Tage Urlaub übrig.“

Ich stelle mein Glas ab: „Ja du Depp, mach da Urlaub und geh in den Dorfladen. Dann kaufst du dir eine hübsches Weibchen und wenn du Glück hast, ist sie gerade im Angebot, Zwei zum Preis von Einer. Wenn du Pech hast, bekommst du die Mutter mit dazu. Die raubt dich dann aus und du verirrst dich mit Lebensmittelvergiftung und Sonnenbrand im Wald. Und ich soll dich dann auslösen. Und überhaupt, was willst du schon wieder eine neue Frau? Die alte ist doch noch gar nicht alle.“
Lothar tut entrüstet: „ Ich finde das jetzt nicht in Ordnung wie du über meine Freundin sprichst. Sei nicht immer so abwertend. Das finde ich jetzt schwach von dir, auch menschlich gesehen.“

Ich muss lachen: „Hui jui jui, steckt dem gnädigen Herrn ein Furz verquer? Freundin also. So so. War die Gärtnerin nicht gerade noch deine Traumfrau? Wer von uns beiden ist denn hier der Chauvinist?“
„Was’n das für eine Frage. Du natürlich, das ist ja wohl klar. Für mich sind Frauen ein Geschenk Gottes an uns“, gibt Lothar todernst zurück.
„Und warum tauschst du dein Geschenk dann dauernd um?“
„Ach hör doch auf. Ganz im Ernst. Was wären wir denn ohne sie?“
Ich halte die Hand hoch und zähle mit den Finger vor: „Reicher. Glücklicher. Frei“
Er schüttelt mit dem Kopf: „Und warum bist du dann immer noch verheiratet?“
„Weißt du eigentlich was eine Scheidung kostet?“, meine ich schlagfertig.
Er schüttelt wieder mit dem Kopf: „Ach tu nicht so. Du genießt es doch, jeden Abend ihre Hand auf der Hollywoodschaukel zu halten und euer ... was trinkt ihr immer? Euer Gurkenwasser zu trinken.“
Ich kann nichts dagegen einwenden. Also nehme ich einen großen Schluck und nicke so kurz und unauffällig wie möglich.
„Außerdem hattest du ja auch immer was von meinen Beziehungen.“
Jetzt stutze ich: „Was meinst du…..?“
„Ich erinnere nur an die gratis Massagen von der Physiotherapeutin. Die Rabattkarte von der Baumarktverkäuferin hast du auch nicht ausgeschlagen und selbst aus Dörthe hast du noch etwas herausgeholt.“
Ich muss überlegen: „Welche Dörthe?“
„Hallo?! Dörthe die heilpraktische Dermatologin.“
Jetzt erinnere ich mich. Meine private Krankenversicherung wollte ja partout nicht die Tattooentfernung und das Reiki bezahlen.

Ich animiere ihn zum Anstoßen: „Ich muss zugeben, alles in allem hattest du doch recht nützliche Beziehungen. Prost.“
„Ja für dich vielleicht. Für mich gab es immer nur den Liebeskummer.“
Ich mache ein mitleidiges Gesicht: „Ach du Armer. Wenn ich mal Zeit habe, bedaure ich dich. Und noch zum Thema Freundin. Wenn ich das Wort höre, muss ich immer an den Sandkasten denken und an die Eisdiele vor dem Zoo. Eine Freundin hat man mit acht oder so. Du bist über vierzig. Da hat man vielleicht eine Geliebte. Wenn man Glück hat.“
Lothar kontert prompt: „Du weißt doch genau wie ich es meine. Aber was hängst du dich überhaupt daran auf? Schließlich hast du ja eine Freundin.“
Ich verschlucke mich fast: „Wie bitte?“
„Na Bianca!“
Ach so, er meint meine ehemalige Kommilitonin. Wir haben ein ganz normales freundschaftliches Verhältnis. Also gebe ich ganz ruhig zurück: „Bianca ist einfach nur ein Kumpel.“
„Aber mit Brüsten“, kommt wie aus der Pistole geschossen zurück.
„Ist mir nie aufgefallen“, lüge ich.
„Ja, na klar. Als wenn dir die wundervollsten Brüste die Gott je erschaffen hat nie aufgefallen sind.“
Jetzt muss ich aber ernster werden: „Wir sind einfach nur gute Freunde. Das kannst du natürlich nicht verstehen. Bei dir dreht sich ja immer alles um die Libido.“
„Du bist ja bloß neidisch“, keift Lothar mich an.
„Machst du jetzt Zickenkrieg? Ich, neidisch? Das ist nicht lache. Den Stress den du hast, würde mein Herz gar nicht verkraften.“
Er schaut demonstrativ auf meinen Bauch: „Kein Wunder.“
Ich werde ein wenig traurig: „Ich bin immerhin inaktives Mitglied in einem Sportstudio.“
„Typisch. Große Töne spucken kannst du. Das war‘s dann aber auch.“
Ich werde böse: „Nun reiß mal die Klappe nicht so weit auf, du Depp.“
„Nenn mich noch einmal Depp und es gibt was auf die Glatze, du Arsch.“
„Die Herren wollen zahlen?“, der Kellner steht plötzlich wie aus dem Boden gestampft vor uns.
„Was jetzt schon?“, fragt Lothar grimmig und an mich gewandt: „Du bist diesmal dran.“
Ich zahle und draußen freuen wir uns über einen wiedermal gelungenen Abend.
„In vierzehn Tagen wieder hier?“
„Logo. Schönen Gruß an Elena. Ach Moment, da war ja was. Wie heißt denn die Gärtnerin?“
„Annrike.“
Ich bleibe wie angewurzelt stehen. So oft gibt es den Namen ja nun doch nicht. Vorsichtig frage ich: „Annrike Schüsselkrug?“
Nun bleibt auch Lothar ruckartig stehen: „Woher weißt du?“
Ich lege meinen Arm um seine Schultern. „Lothar, mein Freund. Du musst jetzt ganz tapfer sein.“ Er sieht mich fragend an. „Die Annrike ist verheiratet.“
So sieht Entsetzen aus: „Nein.“
„Doch.“
„Nein. Dass kann nicht sein.“
„Da ist mein Schwager aber ganz anderer Meinung“, gebe ich zu Bedenken: „Obwohl, wenn ich so drüber nachdenke, bleib lieber mal am Ball. Dann kannst du in unsere Familie einheiraten.“
Er sieht aus wie Gene Kelly nach dem Tanz im Regen, nur nicht so glücklich.
„Oder soll ich dich morgen doch zum Bahnhof fahren?“

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, reborn

Ah, eine Dialoggeschichte. Super! Ich liebe es, Dialoge zu lesen. Sie verleiten mich, wenn der Rhythmus stimmt, zum Laut-vor-mich-Hinmurmeln und heftigem Nicken. Da kommt dann die Schauspielerin in mir zum Vorschein.

Zunächst aber stechen mir leider massenweise Zeichensetzungsfehler ins Auge.

Die, wo der Freund auch mal auf die Wohnung aufpasst ohne das letzte Bier aus dem Kühlschrank zu klauen und die antike Playboysammlung unberührt lässt.

Komma vor „ohne“ und vor „und“.

Leider sehen unsere Frauen das nicht so.

Wieso haben die Frauen was dagegen? Das hängt komplett im luftleeren Raum, wird überhaupt nicht veranschaulicht. Ich habe jetzt erstmal weitergelesen, und das wird auch nicht wieder aufgegriffen. Deshalb bin ich mal so frech und behaupte, Du hast das nur eingebaut, um eine Möglichkeit zu finden, zu erwähnen, dass Lothar viele Frauen hat. Lass das einfach alles weg. Das wird im späteren Dialog schon klar.

Insgesamt würde ich sagen, dass der ganze erste Absatz weg kann. Kennst Du „Show, don’t tell“? Der erste Absatz ist reines Tell, fasst nur erklärend zusammen, was Du später zeigst. So fängt man vielleicht mit einer Hausarbeit oder in der Schule an, um dem/der Leser/in einen Überblick über den Text zu geben. Aber eine Kurzgeschichte hat einen völlig anderen Anspruch. Mit so einem Erklär-Übersichtsabsatz am Anfang lässt Du die Luft sofort raus. Einfach weg. Du wirst sehen, es geht auch ohne.

Nicht um zu essen, sondern ein gutes englisches Bier zu trinken, dass man sonst nur im Internet für fünfundzwanzig Euro die Flasche plus Versand bekommt.

„das“ statt „dass“. Und nach „sondern“ würde ich persönlich mir noch ein „um“ wünschen.

Die Art von Frau, bei der mir garantiert die Augen explodieren würden wenn ich sie nackt sehe.

Komma vor „wenn“.

„Na die Pädagogin.“

Komma vor „die“.

„Na da hast du ja auch nicht gefragt.“

Komma vor „da“.

Wir sitzen fünf Minuten da ohne zu reden und nippen an unseren Bieren.

Gleicher Fehler wie einleitend. Komma vor „ohne“ und vor „und“. „ohne“ zeigt in diesem Falle einen Infinitivsatz an und zwar einen solchen, der wahrscheinlich ohne ein Komma nicht auskommen wird (weil er eben ohne das „ohne“ nicht auskommt). Das, was nach dem „und“ kommt, gehört wiederum zu dem, was vor dem mit „ohne“ eingeleiteten Infinitivsatz kommt, und deshalb muss dieser eingeschobene Infinitivsatz in beiden Fällen von zwei Kommata vom restlichen Satz getrennt werden.

Es ist doch herrlich wenn man nicht ständig über alles und jeden haarklein sprechen muss.

Und „wenn“ ist ein wirklich einfach Signalwort für ein Komma. Faustregel: „Wenn ‚wenn‘, dann Komma.“ Das erkennt sogar mein Rechtschreibprogramm, wenn man das Komma weglässt – ich Scherzkeks –, und die sind ja häufig nicht das Gelbe vom Ei. (Es gibt sicher Ausnahmen für diese Faustregel, aber die Trefferquote sollte mit Komma größer sein als ohne.)

Wie eben, dass ich nun auf den entzückenden Anblick von Elena verzichten muss.

Hä? Moment. Dadurch, dass die beiden sich jetzt anschweigen, kann Dein Prot Elena nicht sehen? Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Er erfährt nichts über sie. Das ist alles.

Weißt du überhaupt noch was das ist?

Komma vor „was“.

Nun wird das Kopulieren ja meiner Meinung nach völlig überbewertet. Aber unser häuslicher Austausch von Intimitäten könnte in der Tat in geringeren Zeitabständen stattfinden. Ich hoffe, dass er nicht irgendwann verschwindet und in Vergessenheit gerät. So wie das wohl ausgestorbene Mon Chichi oder der karierte Pullunder.

Totaler Tell-Einschub. Das müsstest Du ansprechender verpacken, in die Handlung integrieren. So ist das einfach: „Hey, Leserin, ich erzähle jetzt aus dem Nichts irgendwas.“ Sobald Du das Gefühl hast, etwas deinem Publikum nur zu erzählen, ohne dass das Publikum das sehen kann, dann solltest Du einen großen Schritt in eine gänzlich andere Richtung machen. Dafür muss man sein Auge aber auch trainieren – etwas, worin ich mich momentan übe.

Ich kann Dir das nebenbei erwähnt nur empfehlen. Viel lesen, z.B. auch hier, eine große Varianz von Autoren und Autorinnen in unterschiedlichem Stadium ihrer Entwicklung. Lese als Leser/in, fühle, wenn Du Dich auf einen Abschnitt nicht konzentrieren kannst oder plötzlich rausgerissen wirst, frage Dich, woran das liegt. Dafür ist das Forum hier super geeignet. Schaue Dir Texte von erfahrenen Autorinnen und Autoren an, vielleicht von Deinen Lieblingsschriftsteller/innen. Was machen sie anders/besser/besonders? Lesen hilft, solche Stellen beim Schreiben schnell zu entdecken.

Hallo!!

Satzzeichen sind lieber alleine unterwegs. Mehrere Satzzeichen nacheinander, das ist Facebook-Niveau.

Ich kann mich nicht erinnern je einen Pyjama oder etwas Ähnliches an Lothars Körper gesehen zu haben.

Komma vor „je“.

Ich kann Dir insgesamt sehr empfehlen, Dich mit der Zeichensetzung intensiver zu befassen. V.a. an Infinitivsätzen. Und das Pauken von Signalwörtern wie „wenn“, „als“ oder „was“ könnte Dich sicher auch voranbringen. Ich werde jetzt auf weitere Zeichensetzungsfehler nicht mehr eingehen. Es sind aber noch einige zu entdecken und auszumerzen. Das ist Deine Aufgabe.

wohl wissend meiner tiefen Abneigung gegen diesen alten Schleimer.

Auch das ist totales Tell. Dass Lothar weiß, dass Dein Prot den Chef nicht mag, zeigt sich doch schon daran, dass er so was sagt.

„Du bist der Depp.“, gebe ich zurück:

Kein Punkt in der wörtlichen Rede mit nachgestelltem Redebegleitsatz. Das machst Du doch die meiste Zeit richtig, weißt Du also schon.

Und überhaupt, was willst du schon wieder eine neue Frau.

Fragezeichen.

„Was’n das für eine Frage. Du natürlich, das ist ja wohl klar. Für mich sind Frauen ein Geschenk Gottes an uns.“, gibt Lothar todernst zurück.

Du weißt schon.

Also, den Streit zwischen den beiden fand ich komplett unglaubwürdig. Lothar wirkte super entspannt, obwohl Dein Prot alle möglichen Fiesigkeiten über ihn gesagt hat. Ich hatte auch nicht das Gefühl, dass diese Sticheleien zwischen ihnen etwas Ungewöhnliches sind. Und plötzlich rasten beide so aus? Das kam sehr plötzlich für mich.

„Aber mit Brüsten.“, kommt wie aus der Pistole geschossen zurück.
„Ist mir nie aufgefallen.“, lüge ich.

Okay, Du weißt es doch nicht. Also, wenn man den Redebegleitsatz nachstellt, gibt es drei Möglichkeiten, abhängig davon, ob die wörtliche Rede mit Punkt, Ausrufezeichen oder Fragezeichen endet.
„Hallo“, sagte er.
„Hallo!“, rief er.
„Hallo?“, fragte er.
So und nicht anders. Du siehst also, wenn die wörtliche Rede eigentlich mit einem Punkt enden würde, dann lässt man diesen Punkt weg. Das ist wirklich easy, also schreib Dir das hinter die Ohren und vergiss es nie wieder.

„Die Herren wollen zahlen?“, der Kellner steht plötzlich wie aus dem Boden gestampft vor uns.

Moment! Nimm Dir Deinen Dialog und sag ihn laut auf. Stopp dabei die Zeit. Meine Prognose? Fünf Minuten. Vielleicht zehn, wenn Du krass schauspielerst und lange Gesprächspausen machst. Aber so kurz sitzt doch niemand in einem Lokal, um ein verdammt teures Bier zu trinken.

Zuerst dachte ich ja, dass der Kellner die beiden nur rauswerfen will, aber da sie so einverstanden damit sind, nehme ich an, dass das nicht ist, was Du sagen möchtest. Also, das Timing stimmt hier überhaupt nicht.

Also, zusammenfassend sei gesagt: Wäre ich nicht so aufgebracht gewesen wegen der ganzen Zeichensetzungsfehler, hätte ich nicht zu Ende gelesen. Ich habe keine Ahnung, worum es geht, warum ich am Ball bleiben sollte. Auch fand ich die Eskalationen im Gespräch komplett unglaubwürdig, was wahrscheinlich damit zusammenhängt, dass Du Deine Figuren nicht gut genug charakterisiert hast. Ich weiß nicht wirklich, wer die beiden sind, was sie wollen, wie sie zueinander stehen. Offenbar ist Lothar empfindlicher, als er anfangs eingeführt wurde, aber müsste Dein Prot das nicht wissen? Die beiden kennen sich doch schon ewig. Ist Dein Prot ein totaler Soziopath? Warum ist Lothar dann mit ihm befreundet, er wirkt doch so selbstbewusst? Du siehst, in unterschiedlichen Stadien des Gesprächs malst Du komplett unterschiedliche Bilder Deiner Charaktere. Das ist für mich als Leserin ein Riesenproblem, weil ich mit diesen Charaktersprüngen überhaupt nicht mithalten kann.

Viel gravierender finde ich aber wirklich, dass diese Geschichte kein sichtbares Ziel hat. Worauf willst Du hinaus, was soll das alles, warum sollte ich das lesen, was kann ich von Dir erfahren? Das fehlt komplett. Es ist einfach ein Gespräch zwischen zwei Männern, die ich beide nicht leiden kann. Tatsächlich war ich, obwohl ich eine Frau bin, am Ende eher auf Lothars Seite, weil Dein Prot so verbohrt darauf schien, seine Frauengeschichten zu hören und ihn dafür fertigzumachen.

Ich denke aber, dass Du eigentlich ein ganz gutes Gespür für Dialoge hast. D.h., da kannst Du bestimmt was draus machen. Du brauchst nur 1) nicht die Tell-Einschübe, die kannst Du einfach weglassen, 2) bessere Charakterisierungen der Charaktere, sodass sie sich konsistent und glaubwürdig verhalten können und 3) ein besseres Timing, das stimmte am Ende nämlich nicht. Und ich meine, es wird Dir nicht möglich sein, oder bitte mach das nicht, ein einstündiges Gespräch zu schreiben. Ich habe einstündige Dialoge transkribiert (also in echt geführte Dialoge) und würde mit etwa zwanzig Normseiten rechnen, die man in einem realistischen Gespräch innerhalb von einer Stunde sagen kann (wenn man dabei nur am Tisch sitzt wie Deine Charaktere). Dass das übertrieben lang wäre, ist wohl klar. Besser wäre wohl, Du findest ein anderes Ende. Da ich aber eh nicht weiß, was das inhaltlich soll, könntest Du ohnehin nochmal komplett umbauen.

Ich bin nur selbst ein großer Dialogfan und schätze gute Dialoge. Und da war Schönes dabei. Du brauchst halt jetzt nur ein Ziel und konsistente Charaktere. Das fehlt hier, und das ist nicht besonders schön zu lesen. Dialoge eignen sich übrigens super, um Dinge zu zeigen, ohne sie zu erklären. Wer gute Dialoge schreibt, wird damit weniger Schwierigkeiten haben.

Ach ja, eben sind mir noch die Tags aufgefallen. Die halte ich für nicht gut gewählt. Erstmal: Lustig fand ich's nicht, und ich kann nicht ein Fitzelchen Humor erkennen. Meine Humordetektoren sind auch relativ stumpf, aber ich glaube, da verzettelst Du Dich. Und Satire? Srsly? Was für Zustände willst Du denn kritisieren oder lächerlich machen? Lother und sein Frauenheldentum oder Deinen Prot mit seinem Gebohre? Und reicht der Grad der Überspützung für Satire? Tut mir leid, ich denke immer, dass Satire wirklich etwas Besonderes ist, wo man genau wissen muss, was man der Leserin sagen will. Außerdem braucht man viel Fingerspitzengefühl, um das gescheit zu vermitteln. Und ich habe keine Ahnung, was Du sagen willst. Ein angemessener Tag wäre meiner Meinung nach "Alltag" und vielleicht "Gesellschaftliches". Aber wenn Du Humor oder Satire machen willst, dann kann man daran sicherlich noch was drehen.

Also kann ich nur sagen: Kopf hoch. Und vielleicht selbst mehr lesen und kommentieren, das Auge schulen für solche Unstimmigkeiten im Text, wo die Leser/innen einfach ins Schleudern geraten. Davon hast Du einige. Make it work!

Dialogische Grüße,
Maria

 

Liebe Maria,

vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast mir ein paar Tips zu geben.
Vieles davon habe ich gleich eingearbeitet. Ich werde deine Anregungen aber auch für eine komplette Überarbeitung nutzen.

Ja die Zeichensetzung ist immer noch keine Stärke von mir. Aber ich muss trotzdem sagen, ich bin schon besser geworden. Das WIssen ist schon vorhanden, findet aber im Schreibfluß zu oft keine Anwendung. Ich arbeite an mir.

Ach und ja, der Kellner will die beiden rauswerfen ;-)

Ich musste echt lachen bei deinem Satz: Es ist einfach ein Gespräch zwischen zwei Männern, die ich beide nicht leiden kann.
Schmunzle gerade wieder drüber.

Ich wollte jetzt keine Stunde Gespräch wiedergeben. Deshalb habe ich den Anfang nun etwas erweitert.
Nun sitzen sie schon ein Weilchen dort. Um beide Typen zu verstehen muss man sicher mehr von Ihren Gesprächen oder aus ihrem Leben wissen. Was ich in anderen Geschichten behandele.

Viele Grüße
Tobias

 

Hej reborn,

ein Gespräch zu lesen, das unter Männern stattfindet, was ich also niemals zu hören bekommen würde im realen Leben, reizte mich total. Es ist die Gelegenheit, mal zu lauschen, worüber Männer und echte Freunde denn tatsächlich reden. Und deine leichte, fröhliche und zum Teil charmant-komische Art war ja auch hübsch zu lesen, but: ich bin enttäuscht. :( Dafür kannst ja jetzt du nichts, schon klar. Aber das soll es sein? Das wusste ich schon. :dozey: Frauen, Nutzen, dies das, Liebe, ja auch. Bier und Bier. Bisschen Stänkerei, aber hey, wir sind keine Weiber. Prost.
Ist da echt nicht mehr? Das sind normale Unterhaltungen. Männer sind also gar nicht so geheimnisvoll? Nunja. Dann eben nicht.

Unterhaltsam war’s und für meine hohen Ansprüche kann ja keiner.

Um beide Typen zu verstehen muss man sicher mehr von Ihren Gesprächen oder aus ihrem Leben wissen. Was ich in anderen Geschichten behandele.

Und ich zitier’ dich mal ganz dreist aus deinem Kommentar zu TeddyMaria und finde das schade. Also, dass diese Geschichte nicht für sich selbst steht, sondern ich für ein komplettes Verständnis andere lesen muss. Nicht ganz fair, nicht ganz fein, lieber reborn.

Ein Leseeindruck und freundlicher Gruß, Kanji

 

Gude reborn,

Humor und Satire sind gut gewählte Tags, ich finde deine Geschichte unterhaltsam! Gerade am Anfang musste ich hier schon mal lachen:

Diese bereits vorgetragene Argumentation brachte mir nicht mehr als ein Kopfschütteln ein.
-> Die Argumentation mit den zehn Bier statt einem Essen muss ich mir mal merken ;) Vielleicht zieht es ja irgendwo.

Schön finde ich auch den satirischen Einschlag, fiel mir gleich am Anfang auf:

Da wir sonst eher Kaffee oder Schorle genießen, lassen wir an solchen Abenden den Rebellen raushängen.
Das sind ja richtige Rebellen in einer Kneipe, wo es scheinbar hochqualitatives und sauteures englisches Bier für den Kenner gibt ;)

Der Mittelteil deiner Geschichte lässt für mich ein wenig nach, da der Dialog doch sehr schriftsprachlich auf mich wirkt. Das ist wahrscheinlich auch eine gewisse Geschmacksfrage, aber für ein Gespräch in einer Kneipe erscheint es mir doch unpassend solche Sätze zu lesen:

Ja du Depp, mach das. Mach da Urlaub und geh in den Dorfladen. Dann kaufst du dir eine hübsches Weibchen und wenn du Glück hast, ist sie gerade im Angebot, Zwei zum Preis von Einer. Wenn du Pech hast, bekommst du die Mutter mit dazu. Dann lässt du dich noch ausrauben und verirrst dich mit Lebensmittelvergiftung und Sonnenbrand im Wald. Denk nicht, dass ich dich dann auslöse. Vergiss es. Und überhaupt, was willst du schon wieder eine neue Frau? Die alte ist doch noch gar nicht alle.
-> Das ist z.B. ein sehr langer, einseitiger Redeanteil.

Auch:

Vor fünf Minuten war es noch deine Seelenverwandte und fast die Frau fürs Leben. Und nun willst du dir ab liebsten morgen eine Neue kaufen. Wer von uns beiden ist denn hier der Chauvinist?
-> Solche langen Redeanteile lassen für mich die Protagonisten wie Figuren auf einer Theaterbühne wirken, die ihren Text mit schlüssiger Argumentation einstudiert haben. Ich würde hier nicht unbedingt vorschlagen zu kürzen, aber die Redeanteile wieder etwas zu verteilen. Das könnte z.B. in "Nachfragen" bestehen:
"War deine Gärtnerin nicht gerade noch deine Traumfrau?"
"Ja, schon ... aber wer weiß, was morgen ist ..." / "Ja schon, aber so eine hübsche Rumänin ..."
"Warst du schon mal da? Da wirst du erst eingeladen, kriegst irgendeinen Fraß, der dir den Magen umdreht."
"Ach, das überleb ich schon."
"Unterschätz die Muttis dieser Rumäninnen nicht - das sind echte Furien. Die rauben dich hinterher aus und wollen Auslöse. Die bezahl ich sicher nicht."

So mal als schnell dahingeschriebenes Beispiel. Meine Kritik an "Theatersprache" könnte man dahingehend aushebeln, dass du ja ein satirisches Gespräch schreiben willst. Also können solche "Überspitzungen" durchaus passend sein. Falls du das so machen möchtest, würde ich nur vorschlagen, das noch zu verstärken: lass die beiden dramatisch aufspringen, mit dem Finger aufeinander zeigen und solche überdramatischen Gesten vollführen.


Diesen Satz habe ich auch schon das eine oder andere Mal gelesen:

Du tust ja nur so abgebrüht. Jeder weiß, dass ihr das perfekte Paar seid. Du liebst sie, leugne nicht.“
Vielleicht könntest du das etwas anders (origineller) formulieren, z.B. "Ach tu nicht so. Du genießt es doch, jeden Abend mit ihr auf der Veranda zu sitzen und euer ... was trinkt ihr immer? Euer Gurkenwasser zu trinken!"

Zum Schluss nur noch eine Kleinigkeit:
Nun bleibt auch Lothar ruckartig stehen: „Woher weißt du?“
Ich glaube, die wörtliche Rede ist unvollständig. Eigentlich müsste es, meinem Empfinden nach, "Woher weißt du das?" heißen oder mit einer Auslassung gekennzeichnet sein, weil er sprachlos wird: "Woher weißt du ...?"


Soviel von mir, ich habe die Geschichte auf jeden Fall gerne gelesen!


Liebe Grüße,
Vulkangestein

 

Hey, reborn

Ich glaube, Du hast mich nicht ganz verstanden: Eine konsistente, griffige, glaubwürdige Charakterisierung eines Charakters vorzunehmen, ist nicht das gleiche, wie Wissen über einen Charakter zu vermitteln.

Beispiel:

Die Halbrussin hat es mir angetan. Endlich mal eine intelligente Frau an Lothars Seite. Und schmuck ist sie auch noch.

Hier erfahren wir in kürzester Zeit alles Mögliche – über Elena, aber auch über Deinen Prot. Sie ist zwar hübsch, aber auch schlau, etwas Besonderes. Er ist ein bisschen neidisch auf Lothar, interessiert sich extrem für die Frauen an seiner Seite, wirkt (etwas) herablassend gegenüber Frauen, nennt sie „schmuck“, als wären sie irgendein Gegenstand. DAS ist eine gelungene Charakterisierung. Dafür brauche ich gar nicht wissen, was Elena arbeitet und wie alt ihre Mutter ist und wie viele Haustiere Dein Prot hat.

Mein Problem ist nur, dass Du nicht konsistent bleibst. Hier erfahren wir etwas über Lothar …

„Ach die. Keine Ahnung.“
„Wie jetzt?
„Das ist doch schon seit Wochen aus.“
„Wir haben uns doch erst vor vierzehn Tagen gesehen und da hast du mir nichts erzählt.“
„Na, da hast du ja auch nicht gefragt.“

Mit dem, was er sagt, wirkt er sehr gleichgültig, gelassen, würde ich sagen, wenn wir hierhin schauen:

„Ach stimmt. Das war als ihr in Norwegen wart.“ Er lächelt versonnen.

(Übrigens, Komma vor „als“.) Ein Typ, der sich nicht darum schert, wenn die Schwiegermutter seines besten Freundes ihn nackt sieht oder diesen Freund das schert, der wirkt in sich ruhend, selbstbewusst, nichts kann ihn aus dem Tritt bringen.

Er inszeniert sich auch selbst, tut so, als würde er darüber nachdenken, Frauen zu kaufen:

„Kaufen?“, Lothars Augen drohen in sein Bierglas zu fallen: „So was geht da? Jetzt denke ich aber ganz anders über Rumänien.“ Er kratzt sich am Kopf: „Ich glaube ich habe noch ein paar Tage Urlaub übrig.“

Und dann das:

Lothar tut entrüstet: „ Ich finde das jetzt nicht in Ordnung wie du über meine Freundin sprichst. Sei nicht immer so abwertend. Das finde ich jetzt schwach von dir, auch menschlich gesehen.“

(Du hast da eine Leerzeile nach dem ersten Anführungszeichen.) Hier gerate ich total ins Schleudern. So, wie Du Lothar bisher dargestellt hast, passt das überhaupt nicht. Natürlich habe ich nichts gegen Überraschungen, und ich mag ambivalente Figuren. Aber warum reagiert er sofort so extrem heftig? Ich fände es deutlich kohärenter, er würde, wenn diese verletzliche Seite an ihm sichtbar werden soll, zunächst versuchen, diese nicht zu zeigen. Wenn er nämlich voll der Poser ist und die ganze Zeit davor nur cool tut und solche Nuttensachen (Stichwort: Rumänien) von sich gibt, obwohl er sich gar nicht danach fühlt, dann würde er doch nicht so aus der Rolle fallen, oder? Und wenn er wirklich so cool ist, wie er tut, dann passt das auch nicht. Dass er so plötzlich total wütend wird, das passt einfach nicht dazu, wie Du ihn zuvor dargestellt hast. Er redet selbst herablassend über Frauen, er empfindet keinerlei Scham, er hat das, worauf Dein Prot so anspringt, selbst zur Sprache gebracht.

Damit ich da nicht so verwirrt bin, brauche ich nicht zu wissen, was Lothar von Beruf ist oder ob seine Zehen zusammengewachsen sind. Was ich brauche, ist eine kohärente, glaubwürdige, nachvollziehbare Charakterisierung Deiner Charaktere. Ich will nicht wissen, was sie sind. Ich will wissen, wie sie sind. Und ich habe das Gefühl, dass Du das selbst nicht so genau weißt, weil das doch in sehr kurzer Zeit sehr stark schwankst.

Ich hoffe, ich konnte deutlicher machen, was ich meine. Ich brauche keine Hintergrundinformationen, ich brauche ein Gefühl für Deine Figuren und ihre Beziehung zueinander, das nicht alle zwei Sätze in eine andere Richtung kippt. Wie gesagt, Ambivalenz ist okay, aber dass Lothar selbst behauptet, er würde sich eine Frau kaufen, und dann so empfindlich reagiert? Lothar, der kein Problem damit hat, nackt vor Fremden zu stehen? Und selbst wenn er so ein Emokind wäre und an starken Stimmungsschwankungen leidet, dann müsste Dein Prot das doch wissen. Ihre Beziehung zueinander erscheint mir auch eher so Freunde-seit-zwei-Wochen. Denn in allen meinen Freundschaften, die ewig bestehen, gibt es solche plötzlichen Umschwünge nicht. Weil wir ja perfekt miteinanderschwingen. D.h., ich wüsste dann: "Lothar ist voll das Emokind, und wenn ich es übertreibe, rastet er aus."

Vielleicht hilft Dir das. Ach ja, und außerdem: Wenn Du schon weißt, dass Deine Zeichensetzung verbesserungswürdig ist, gib die Geschichte doch vor der Veröffentlichung einem/einer Korrekturleser/in. Ich würde mich in RGZ als sehr sicher bezeichnen, mache das aber trotzdem. Immer. Das heißt ja nicht, dass man selbst nichts dazulernt. Wenn du eine/n Korrekturleser/in hast, der/die viel von RGZ versteht, kann diese/r Dir auch im persönlichen Gespräch noch viel erklären. Bei mir macht das z.B. meine Großmutter, und ich habe alles, was ich über Zeichensetzung weiß, von ihr gelernt.

Make it work!

Charakteristische Grüße,
Maria

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Hallo Vulkangestein,

danke für die wirklich guten Hinweise und deine Einschätzung zum Text.

Es fällt mir noch schwer die richtige Mischung von Dialog und Erzähltext zu finden. Ich will nicht in dem genauen Tonfall einer Unterhaltung schreiben, weil da naturgemäß vieles weggelassen wird und die Aussprache auch nicht immer die Feinste ist.

Ich bin auch ständig dabei, immer weiter am Text zu feilen. Entschuldige, aber das "Gurkenwasser" musste ich gleich einarbeiten.

Du hast genau rausgelesen was ich auch meinte. "Echte" Rebellen im 5-Sterne-Restaurant.

Dies wird nie zu großer Literatur werden. Aber ich freue mich, wenn beim Lesen ein Schmunzeln aufkommt.

In diesem Sinne,
Danke und beste Grüße
reborn

Hallo Kanji,

es tut mir wirklich sehr leid, dass ich dich enttäuscht habe. :D Männer sind auch bloß Frauen......... ohne Brüste. Also die meisten jedenfalls.

Die wirklich tiefsinnigen Gespräche über Frauen und den Rest der Welt, wirst du nie von uns hören. Die bleiben geheim. :sealed:

Viele Grüße
Tobias

 

Hi reborn,

der verheissungsvolle Titel hat mich zu deiner Geschichte gelockt. Ich liebe witzige Kneipengeschichten, die ziellos vor sich hin mäandern um schließlich in der Sinnlosigkeit ihrer eigenen Existenz enden (habe selbst auch unzählige Varianten davon geschrieben).
Leider hält der Text nicht wirklich, was der Titel und die Rubrikenwahl verspricht. Wirklich witzige Stellen konnte ich nämlich leider nicht finden. Für meinen Geschmac ist das zu seicht und zu brav. Du könntest ruhig noch mehr auf die Kacke hauen, übertreiben und über die Stränge schlagen.
Auch vom Timing her passt das für meinen Geschmack leider nicht. Gags werden lange angekündigt, zu umständlich präsentiert und versanden zum Teil einfach im Nichts. Da würde ich generell nochmal dran arbeiten und das ganze "knackiger" aufbauen. Viele Erklärungen und Einschübe bieten dem Leser keinen wirklichen Mehrwert und nehmen dem Text nur unnötig Tempo.

Wobei Humor natürlich Geschmackssache ist. Da gibt es kein richtig oder falsch, aber ein "das könnte man vielleicht anders probieren". Ein paar dieser "das könnte man vielleicht anders probieren"s habe ich hier mal notiert. Alles nur Vorschläge und meine Meinung.

Nachdem wir mit einem Nicken, den Ärger des Anderen über Gott und die Welt als richtig befunden haben, folgt das lockere Biergesäusel.
Na, endlich! ;)
Bis hierhin fand ich den Einstieg leider ziemlich langatmig und auch -weilig. Wir erfahren, dass Lothar öfter mal die Frauen wechselt (das wird später eh aus dem Kontext deutlich), dass sie die besten Freunde sind (das kannst du später irgendwo in den Text bauen), wie teuer das Bier in der Nobelbutze ist (komplett uninteressant) und dass dein Erzähler Playboys sammelt (nicht ganz unsympathisch, aber auch ohne Belang). Ohne den verheissungsvollen Titel hätte ich als Leser vermutlich längst aufgegeben.
Es reicht eigentlich ein Satz: "Lothar und ich sitzen im Lokal und trinken Bier."
Wahrscheinlich brauchst du doch etwas mit mehr Bedürfnis zur Pflege und Aufmerksamkeit
Das klingt schon arg gestelzt.
Das größere Problem sehe ich aber im Aufbau. Du brauchst das Stichwort "Aufmerksamkeit", um auf die Mutter überzuleiten, klar. Aber ein Kaktus geht doch nicht ein, wenn man sich zuviel kümmert, oder? Warum nicht die Logik umdrehen? "Meine Orchideen sind eingegangen." "Vielleicht brauchst du irgendwas, wo man sich nicht so drum kümmern muss." "Willst du mir schon wieder deine Mutter andrehen?"
Oder so ähnlich.
Bei solchen Themen kenne ich keinen Spaß. Ich bin über jeden Tag froh, an dem meine Eltern noch unter uns weilen:
Da der Text unter Humor steht, gehe ich davon aus, dass du den Leser zum Lachen bringen willst. Hier leitest du ein heiteres Gespräch zweier Freunde ein, nur um dann zu schreiben "Hier bitte nicht lachen, denn das ist ein ernstes Thema, bei dem ich keinen Spaß verstehe". Soweit so kontraproduktiv. Dann ist der Leser also gedanklich bei der Notaufnahme und weiß, dass es nun Ernst wird. Und dann kommt doch noch ein Gag mit dem Pfefferspray. Das ist insgesamt kein besonders guter Aufbau.
„Kann ich mir gar nicht mehr merken, wäre ehrlicher“ meint Lothar.
Hier ein Beispiel, wie man knackiger formulieren könnte. zB "Musst nicht oder kannst nicht?"
Sie dachte erst, dass heißt "Schatz mit Schürze" oder "Süße mach Schluß".
Das sind sehr müde Gags, finde ich. Die Abkürzungen sind komplett beliebig und funktionieren daher nicht für mich.
Dieser ganze Part wirkt sehr gewollt auf mich. Du machst dich hier über die Jugend von heute mit ihren Technikgedöns lustig, was leider nur bedingt funktioniert. Das Backrezept-Bahnhof Beispiel funktioniert nicht, weil es zu unplausibel für eine echte Beschwerde ist, aber für einen Übertreibungsgag zu wenig übertreibt.
Das ist für meinen Geschmack zu brav und endet dann ohne jede Pointe im Nichts: "Mir reicht ein kleines Handy". Aha.
„Das ist doch schon seit Wochen aus.“
„Wir haben uns doch erst vor vierzehn Tagen gesehen und da hast du mir nichts erzählt.“
„Na, da hast du ja auch nicht gefragt.“
Hier versandet wieder ein Thema im Nichts. Eine mögliche Pointe wäre zB "Wir haben uns doch erst vor vierzehn Tagen gesehen und da war noch alles okay." "Sag ich ja."
„Ach stimmt. Das war als ihr in Norwegen wart.“ Er lächelt versonnen.
Lothar hat der Schwiegermutter in Socken die Tür aufgemacht. Das ist eine ganz okaye Pointe. Leider machst du sie mit diesem Satz kaputt. Du lieferst hier ein Detail, das unerheblich ist und dem Gag jedes Tempo nimmt. Dadurch endet dieser Abschnitt dann im Nichts.
„Vampire“, erwidere ich trocken und ergänze noch: „Und Geizhälse.“
Kommen Vampire nicht aus Rumänien? So oder so ist "Geizhälse" auf jeden Fall die bessere Pointe. Sogar so gut, dass ich die Vampire komplett weglassen würde.
Wie jetzt? Der hat seine Frau verloren? So ein Depp. Wie kann man denn seine Frau verlieren? Also ich meine ohne Absicht. Im Bus liegen gelassen oder was?
Würde man einen Preis für den müdesten Witz aller Zeiten verleihen, hätte dieser keine Chance, weil er auf dem Weg zur Preisverleihung im Bus eingeschlafen ist ;)
Ja du Depp, mach da Urlaub und geh in den Dorfladen
Warum brausen die beiden sich dann nun so auf? Bis eben haben sie noch so nett übers Frauenaufen geredet und auf einmal mündet das in einem "toternsten" (Zitat) Streit? Das funktioniert irgendwie nicht für mich.
Außerdem warst du auch immer ein nicht zahlender Nutznießer meiner Beziehungen.
Auch das ist ein Satz, den niemand jemals so sagen würde. "Du hast von meinen Exen doch auch immer profitiert". Oder so.

 

Hi gnoebel,

danke dir für die vielen Hinweise. Ein Teil habe ich auch schon umgesetzt. Ich bin derzeit dabei noch zu straffen, indem ich überflüssige Sätze rausnehme. Ich wollte erst noch mehr Themen hineinpacken, aber das wird dann doch zu viel.

Beim "Kaktus" hast du es ein bisschen missverstanden. Der ist eingegangen weil sich der Prot überhaupt nicht gegümmert hat. Nach dem Motto, ein Kaktus kann eh nicht eingehen. Ich habe die Passage jetzt etwas umgearbeitet damit es nicht missverständlich ist und auch der Übergang zu pflegebedüftigen Mutter leichter abläuft.

Ach und die Vampire kommen ja angeblich tatsächlich aus Rumänien. Deshalb wirft der Prot das so ins Gespräch. Das muss auf jedenfall drin bleiben. Ich finde es jedenfalls witzig, auch die Ergänzung mit den Geizhälsen.

Wie gesagt, habe ich auch schon einige deiner Anregungen umgesetzt.
Vielen Dank nochmal und beste Grüße

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom