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Einfach eine romantische Geschichte

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08.05.2008
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Einfach eine romantische Geschichte

Die Rettung durch das Hochkogl Marienhäuserl



Peter Berghoff saß wieder einmal grübelnd vor seinem Laptop. Er wusste nicht, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, hier ins Großglocknergebiet auf einen Kurzurlaub zu fahren. Man kam nicht richtig aus dem Grübeln heraus dachte er sich. Dabei wollte er hier Zerstreuung finden von seinem zuhause. Seine Freundin Lydia hatte ihn einfach sitzen gelassen wegen Raimund Herzog, dem Kinderarzt mit der großen Villa, dem Zahnpastalächeln, und natürlich wie er in Gedanken böse hinzusetzte wegen dessen Bankkonto. Oder war das nur eine böse Verleumdung seines gekränkten Herzens? Dabei wollte er eigentlich nie wieder an so eine Frau geraten. Wie konnte er sich so in einer Frau getäuscht haben, die er als seine große Liebe betrachtete?

Sie hatten sich wirklich geliebt, wenigstens dachte er das, als sie sich auf einer Party eines seiner Kunden kennengelernt hatten. Das war kurz nach seiner Scheidung gewesen und eigentlich war er überhaupt kein Party Typ, aber was tat ein Innenarchitekt alles für einen lukrativen Auftrag, in Zeiten, in denen man sich die Rosinen nicht herauspicken konnte. Es war spontane Liebe auf den ersten Blick gewesen, als er Ihr helles Lachen zum ersten mal hörte. Hier war nichts gekünstelt und Sie schien sich auch nicht allzu wohl zu fühlen auf den Small Talk Parties. Er hatte Ihr zugeprostet und Sie angezwinkert und sie hatte spontan herübergeschaut und gelächelt. Danach waren sie ins Gespräch gekommen und ganz gegen seine sonstigen Gewohnheiten hatte er sie gefragt, ob Sie eine Spazierfahrt im milden Sommerregen machen sollten. Mit einer Entschuldigung verabschiedete er sich beim Gastgeber, der es eh kaum mitbekam und Lydia und er gingen die Seitentreppe des großen Anwesens hinunter. Er liebte Ihren Gang, Ihre langen Beine und Ihre anmutige Gestalt. Sie war Autorin für Kinderbücher und auch das gab ihm gleich das Gefühl, dass er sich spontan in die Richtige verliebt hatte. Sie verbrachten den Abend mit Reden, die Nacht bei Ihm und einen Monat später zog sie bei ihm ein.
Als er so dasaß vor seinem Laptop und die Berge anschaute, überlegte er, wusste er nicht einmal, wie sie überhaupt auf diese Party gekommen war.

Sie hatten anfangs viel Spaß miteinander und er mochte, wenn Sie beim Lachen Ihre langen, dunklen Haare schüttelte, eine Eigenheit, die ihn auch jetzt noch zum Lächeln brachte. Seine Ehe war auch nur ein unangenehmes Kapitel in seiner Vergangenheit gewesen und so genoss er die gemeinsame Zeit umso mehr. Allerdings hinterließ die Scheidung ein tiefes, schwarzes finanzielles Loch und sein Architekturbüro hatte auch schon bessere Zeiten gesehen.

Lydia liebte wie er die Spaziergänge mit seinem besten Freund Tassilo, ein leberfarbener Retriever, der vier Jahre alt war und sein Ausgleich war für lange Sitzungen, viel zu lange Nachtschichten vor seinen Zeichnungen und nach zähen Verhandlungen wo es immer um Geld ging. Ein Hund war schon immer einer seiner Wünsche gewesen. Das Architekturbüro und dessen Kalkulationen waren natürlich immer zu teuer für seine Kunden, die vergoldete Waschbecken hatte, sich die Innenräume ummodellieren ließen aus lauter Langeweile, aber nichts dafür bezahlen wollten.

Er saß in seiner Berghütte auf der Terrasse und schaute den Wolken zu, die über das Großglockner Bergmassiv huschten wie Watte. Sofort sah er wieder Lydia vor sich, wie sie nach einem schönen Kultur Abend sich mit Watte das Gesicht abschminkte. Seiner Meinung nach brauchte sie sowieso kein Make up, aber das war den Frauen nur schwer klarzumachen. Lydia und Tassilo waren von Anfang an die besten Freunde geworden und das freute ihn auch sehr. Peter wusste nicht, was er getan hätte, wenn die beiden nicht miteinander klargekommen wären.

Wie war es zum Zerwürfnis gekommen? Darüber war er sich immer noch nicht im klaren. Irgendwie hatte es öfter Streit gegeben, als er immer länger arbeiten musste und dafür immer weniger Aufträge an Land zog und immer weniger gemeinsame Zeit für sie hatte.. Als er auch noch seinen Angestellten entlassen musste, der für ihn den ganzen Verwaltungs- und Papierkram machte, waren seine Nachtschichten noch länger und Lydia, die als Autorin Ihre Zeit selbst einteilen konnte, wurde immer unzufriedener. Sie war kein Typ, die immer weg wollte, aber sie wollte verständlicherweise auch nicht alleine zuhause sitzen. Als sie eines Tages eine Lesung Ihres neuesten Buches in der städtischen Buchhandlung hielt, war der Kinderarzt Raimund Herzog, ein alleinerziehender Vater mit einer gut gehenden Praxis in der Stadt, auch zugegen und sofort von Ihr angetan. Sie kamen ins Gespräch und verstanden sich sofort gut. Er bot Ihr an, ein guter Freund zu sein, als sie beim anschließenden Kaffee von Ihren Sorgen und den langen Arbeitszeiten Ihres Partners berichtete. Peter Berghoff erinnerte sich noch, als er an diesem Abend um 22.00 Uhr aus seinem Büro kam und frustriert war über offene Rechnungen, die bezahlt werden mussten und über seine Außenstände von den Kunden, die nicht zahlen wollten. Lydia empfing ihn mit einem Lächeln und meinte: „Stell’ Dir vor, ich habe heute eine interessante Bekanntschaft gemacht.“ „So, das freut mich, meine Güte, war das ein Tag, “ entgegnete Peter, der kaum zuhörte. „ Wenn das so weitergeht, kann ich noch meinen Beetle verkaufen“. Das war wirklich sein einziges Hobby, was er sich neben dem Hund noch hielt und auch gut, um bei den Kunden vorzufahren, ließ es doch vermuten, dass sich ein junger, unkonventioneller Geschäftsmann dahinter verbarg. „ Entschuldige bitte, was hast Du gesagt?“ Er zwang sich, Ihr interessiert in die Augen zu schauen, was ihm halbwegs gelang (wenigstens seiner Meinung nach). Lydias spontanes Lächeln war verschwunden. „ Vielen Dank, dass Du Dich so für mich interessierst, es ist 22.00 Uhr und ich frage nicht einmal wo Du warst, aber ich weiß ja, dass Du im Büro warst. Wo sonst. Das einzig Gute ist noch, dass Dein Hund wenigstens unter dem Tisch liegen kann, vielleicht sollte ich mit ihm tauschen. Ich sagte, ich habe heute eine interessante Bekanntschaft gemacht, einen Kinderarzt, alleinerziehend, der sich sehr für die Gedanken meines neuen Buches interessiert hat“. „Ach, na super und wollte er Dich gleich abschleppen?“ entgegnete Peter giftig. „Nein ! „ entegegnete Lydia auch etwas gereizt, „dass Ihr Männer nur immer gleich an das eine denkt !- Aber ich habe ihm erzählt, dass wir kaum noch Zeit füreinander haben und dann hat er sich als Freund zum Reden angeboten“. Das war zuviel an diesem Abend für Peter Berghoff. „Dann geh doch gleich zu Ihm, er hat sicher mehr Geld, ein größeres Haus und muss weniger arbeiten, ich hatte einen üblen Tag, falls Dich das interessiert und überhaupt, ich muss noch etwas arbeiten, mir ist das zu blöde hier!“ Damit ließ er Lydia stehen und verschloss die Tür von seinem Büro zuhause. Das war die erste Nacht, dass Lydia weinend auf dem Sofa verbrachte. Am nächsten Tag sprachen sie morgens kein Wort und sie rief den Kinderarzt nachmittags spontan an und verabredete sich zum Kaffee. Dort stellten sie fest, dass sie sehr viel gemeinsam hatten und der alleinerziehende Vater brannte darauf, sie seinem Sprössling vorzustellen, Sie die Autorin von Kinderbüchern.

Abends ging Peter Ihr wieder aus dem Weg und nach einer Woche, in der sie kaum sprachen, sondern er sie bewusst nur provozierte, wie er sich heute eingestehen musste, zog Lydia zurück in Ihre alte Wohung ohne dass Sie nochmals eine Aussprache hatten, was aber an Ihm lag, wie er sich jetzt eingestehen musste.Bald danach hörte er von Freunden, dass Sie öfter mit dem Kinderarzt gesehen wurde.

„Der Teufel soll die beiden holen, was Tassilo?“ Er streichelte den Kopf des Hundes und die braunen Augen schienen zu sagen, ‚so schlimm ist es nicht, ich bin Dein bester Freund und ich bin immer bei Dir, solange ich da bin’. Peter hatte den leberfarbenen Retriever beim Züchter geholt, weil niemand ihn wollte. Normalerweise waren die Hunde schwarz, aber dieser war durch eine Laune der Natur leberfarben, was manchmal vorkam. Manche Leute wollten diese Farbe, aber die meisten bevorzugten schwarz. Peter Berghoff war immer für die Schwächeren eingetreten.

Was danach war, war wie ein Nebel von Erinnerungen. Er hatte sich in seine Arbeit gestürzt und die paar Male, als er Lydia anrief, gingen gründlich schief, weil er immer nur in Vorwürfen mit Ihr redete. Sie war sehr verletzt und er merkte es nicht einmal. So kam es, dass er sich mehr und mehr abkapselte und mit Tassilo Spaziergänge machte und im übrigen arbeitete. Aber je verbissener er arbeitete, umso weniger Erfolg hatte er, die Kreativität war dahin und seine Gesundheit war auch ramponiert. Beim Routinecheck sagte Dr. Fritz Leitner, sein Allgemeinarzt, dass er dringend Erholung bräuchte und Abschalten müsse. „Sie haben doch einen Hund, Mensch, nehmen Sie sich mal 3 Wochen frei, schalten Sie ab und lassen sie den ganzen Mist liegen“. Da es gerade eh Sommer war, dachte Peter Berghoff, wäre das sicher eine gute Idee. Er mietete sich in einer Hütte auf fast 2000 Meter ein, nur Tassilo und er in der Nähe des Großglockners und sie hatten eine erste gute Woche hinter sich gebracht. Er hatte viel über sich und Lydia nachgedacht und erkannt, wie ungerecht und selbstsüchtig er war und sie nur verurteilt hatte aufgrund seiner eigenen schlechten Gedanken in denen er gefangen war. Also setzte er sich hin, schrieb einen langen Brief und war letztlich froh, Ihre Adresse gefunden zu haben, auf der auch Ihre Telefonnummer stand. Wie ein Talisman hatte er die ganze Zeit diesen Zettel bei sich.

„Komm Tassilo,“ sagte er eines Abends, am Ende der ersten Woche, „wir werfen den Brief ein, vielleicht können wir so reinen Tisch machen“, Tassilo leckte ihm brav die Hand und sie gingen zum Briefkasten und warfen den Brief ein. Irgendwie fühlte sich Peter danach besser und konnte von den trüben Gedanken für eine Weile ablassen. Das Wetter machte mit und sie machten lange Wanderungen, sein vierbeiniger Freund war ein guter Bergkamerad, sie machten auch Besichtigungstouren und sogar Badefreuden gab es und fast so etwas wie Lebensfreude machte sich zum ersten Mal wieder bei Peter Berghoff bemerkbar. Es war ihm sogar nicht einmal so wichtig, ob Lydia den Brief überhaupt lesen würde, in dem er sich entschuldigt hatte und Ihr vorsichtig seine große Liebe gestanden hatte, etwas, was er vorher im Alltagsstress kaum einmal und nur ansatzweise fertiggebracht hatte. Selbst wenn jetzt alles für sie beide zu spät war, Ihm war wichtig, dass er mit sich etwas im reinen sein konnte und dieses Gefühl hatte er, als er mittags auf der Terrasse saß und sich die Gedanken im Kopf abspulten. Er hatte seinen Laptop mit den Architekturprogrammen mitgenommen und übte sich lustlos am letzten Kundenauftrag, der nach seinem Urlaub fertig sein sollte, ein neues Wohnzimmer für Schloss Herreneck, das auf dem Burgberg zwei Dörfer weiter von seiner Heimat im Bergischen Land thronte. Ein alter Freund und Kunde hatte ihm diesen Auftrag vermittelt, der durchaus Folgeaufträge beinhalten konnte und sich als lukratives Bonbon nach seinem Urlaub anhörte.

So schön der Urlaub auch war, heute grübelte er mal wieder, zweifelte, ob es richtig war in den Urlaub zu fahren und auch der treue Blick von Tassilo auf der Decke neben dem Tisch konnte ihn nicht so ganz in gute Stimmung bringen. „Genug“ rief er und Tassilo schreckte auf, gähnte lautlos und streckte sich, „Schluss für heute mit den trüben Gedanken, komm’ alter Freund, lass’ uns auf den Hochkogl wandern, das ist eine Dreistundentour und für zwei alte Berghasen wie uns doch eine Leichtigkeit“. Bei diesen Gedanken wurde ihm schon leichter und Tassilo, der keine Schuhe anziehen musste, war schon ungeduldig an der Tür und wedelte mit dem Schwanz und hatte den Blick: ‚’Komm schon, Du hast es gesagt, also gehen wir’. Er zog leichte Kleidung an, denn es war warm im Juli, selbst hier hoben, es sah nicht nach Regen aus, ein paar Äpfel und eine Flasche Wasser und ein Pullover in den Rucksack und los ging’s. Es war 15.00 Uhr, um 18.00 Uhr könnten Sie locker oben sein, eine Stunde verweilen und um 21.00 Uhr wieder vor der Dunkelheit unten sein. Ihre Hütte war am Rande des malerischen Bergdorfs und nur noch ein paar Häuser kamen vor dem Wanderweg, der in die Bergwelt führte. Schon leichter ums Herz schloss Peter die Tür und Tassilo ging neben ihm her an der Leine. Der Wind war leicht und angenehm und die Wolken bauschig, aber nicht bedrohlich.
„Grüß Gott Herr Architekt, wolln’s auf’n Berg ‚nauf?“ – Er schreckte aus den Gedanken, der Stanglwirt vom einzigen Gasthof, in dem er manchmal essen ging abends, war ihm entgegengekommen. Tassilo liess sich bereits von Ihm streicheln.“ Jo’ Du bist schon a rechter Bursch’ lobte Ihn der Stanglwirt. „Ja Herr Huber, eine spontane Tour“ ließ sich Peter vernehmen. „San’s nur vorsichtig, die Wolken dort können bei dem Wind leicht in gwoltig’s Gwitter umschlogn“ warnte Ihn der Stanglwirt. „Der Wetterdienst hat auch scho’ gwarnt vor Abend’gwittern“. „Danke Herr Huber, aber bis dahin sind wir längst wieder zurück, zwei alte Hasen wie wir am Berg“, „Na is scho Recht, die jungen Leit san wie die Küh’, die im Frühling nimmer zu halten san, aber sogn’s nöd, I hätt’ nix gsogt’, passn’s auf Ihne auf Herr Architekt,“ – damit ging der Stanglwirt leicht kopfschüttelnd weiter. Peter schaute zum Himmel, waren die Wolken eine Spur dunkler geworden oder war das nur eine Einbildung. „ Vielen Dank Herr Huber, Ihnen einen schönen Tag, komm’ Tassilo’ – jetzt würden nicht mehr so viele Tagestouristen unterwegs sein und sie gingen munter den Weg auf die Wand zu. Oben leuchtete das Schneefeld des Hochkogl und der Großglockner war in der Ferne nicht mehr ganz so klar zu sehen wie eine Stunde vorher.

Tassilo marschierte munter vorneweg und Peter hatte das erste mal heute wieder seine trüben Gedanken verloren. Er liebte die Natur einfach. Nach einer halben Stunde bergan, war er schon ziemlich durchgeschwitzt und blieb kurz stehen, bemüht, keinen Wind abzubekommen, da er sich sonst erkälten würde. Die Aussicht war wirklich wunderschön. Tief unten war das Dorf und der Gipfel des Kogl lag im gleißenden Licht hinter einer Kuppe. Sie gingen weiter. Nach einer Weile merkte Peter, dass die Sonne verschwunden war und die Wolken dichter wurden. Sollte der Stanglwirt etwa Recht haben? Ach was, sie ließen sich Ihren Ausflug nicht verderben. Als sie jenseits der Baumgrenze waren, war Peter froh, dass die Sonne nicht mehr schien, auch wenn es drückender geworden war. Jetzt ging der Weg ebener, bis das Schneefeld kam, das gut markiert war und dahinter die Kogl Wand, die es dann steil bergan gehen würde. Sie waren gut in der Zeit, es war kurz nach 16.00 Uhr und müde war auch noch keiner von beiden. Tassilo trank an einem die Wand herunterlaufenden Bergbach und auch Peter ließ sich von dem kühlen Nass verwöhnen. Als sie das Schneefeld hinter sich gelassen hatten und die Wand zum greifen nahe war, war die Sonne endgültig hinter den Wolken verschwunden. Als sie um die erste Kurve in die Wand hineinliefen, der Weg wurde immer schmaler, kamen sie an eine kleine Marienstatue, die in einem Ziegelbedeckten Häuschen stand und ein schönes, rotes, ewiges Licht, das entzündet war in der Hand hielt.
Peter, der sich immer an Kunst erfreute, aber dies normalerweise für Kitsch hielt, war seltsam berührt und blieb stehen, das Licht schien sich richtig in seine Seele hineinzuleuchten und er fühlte sich seltsam leicht und die kleine Statue schien Ihn verschmitzt anzulächeln. Daneben in den Stein war eine kleine Tafel gemeißelt die besagte: ‚Wanderer stehe still und gedenke der armen Seelen, die in dieser Wand Ihr Leben ließen’. Peter wurde es seltsam ums Herz und er, der normalerweise nichts auf Gefühlsduseleien gab, war fast versucht, so etwas wie ein Gebet für die vielen namenlosen Seelen zu sprechen, die mit Sicherheit an diesem Berg Ihr Leben ließen. Warum sprach ihn dieser Bildstock so an? Er schaute instinktiv zum Himmel und die Wolken schienen bedrohlich dunkler geworden zu sein in der letzten halben Stunde. Tassilo maunzte vor Langeweile und Peter ging gedankenverloren weiter. Irgendwie hatte sich das rote Licht in der Marienhand in sein Gedächtnis eingegraben….

Eine weitere halbe Stunde später, es war jetzt kurz vor 17.00 Uhr und ca. noch eine Stunde weg vom Gipfel sagte sich Peter, dass er vielleicht auf den Stanglwirt hätte hören sollen. In der Ferne grollte es bereits vom Donner und auch Tassilo klemmte den Schwanz ängstlich ein und schaute seinen Herrn an wie um zu sagen ‚ das war keine gute Idee, die Du da hattest’. ‚Was tun’ dachte Peter, sie waren zwei Drittel des Berges hoch, da er die Tour vorher schon gemacht hatte, hatte er keine Karte dabei, aber kurz vor dem Kogl Gipfel war noch eine verfallene Almhütte, die konnte Schutz bieten. Das Schneefeld war zu gefährlich, sollte das Gewitter richtig kommen. Also blieb nur der Weg weiter hinauf in die Wand. Mittlerweile war es bedrohlich dunkel geworden.

Bald wehte auch ein unheilvoller Wind und der Großglockner war in der Ferne im Dunst verschwunden. ‚Blöde Idee’, dachte Peter, wie hatte er auch am Nachmittag noch so eine Tour versuchen wollen. ‚Ich bin doch wirklich nicht mehr bei Verstand, das hat alles die Liebe zu Lydia gemacht’, aber es half nichts, sie mussten weiter. Wenigstens war sein treuer Freund bei Ihm, der ihn noch nie im Stich gelassen hatte. Die ersten Regentropfen setzten ein. „Lass’ uns schneller gehen, alter Freund“ sagte Peter und Tassilo hatte die Angst verloren. Er ging gleich hinter Peter und dieser rutschte auf dem benetzten Stein aus. Ein Stein krachte den Abhang hinunter und es dauerte unheilvoll lange, bis er unten aufschlug. Peter und Tassilo gingen weiter hinauf, mittlerweile regnete es richtig und da es keine Bäume mehr gab, waren sie weitgehend ungeschützt. Peter stolperte in den dicken Tropfen den Bergpfad hinauf, der sich in Serpentinen den Hochkogl hochwand und Tassilo lief gleich hinter ihm. Der Donner grollte immer lauter und Blitze zuckten. Außerdem wurde es kälter und kälter. Peter holte seinen Pullover aus dem Rucksack und verfluchte sich, weil er die Regenjacke nicht mitgenommen hatte. Er strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und stolperte weiter. Seiner Erinnerung nach konnte es nicht mehr als eine halbe Stunde sein zu der Hütte. Es wurde so kalt, dass der Regen zu Schneetreiben wurde und er fror in seinem Pullover, der sich langsam vollsog. Tassilo war noch gut bei Kräften. Plötzlich teilte sich der Weg und Peter wusste nicht mehr, wie es weiter ging. Der Weg wurde richtig glatt durch das Schneetreiben Er sah für einen Augenblick das rote Licht der Marienstatue und wunderte sich über diesen Gedanken. Er wählte den linken Weg. Blitz und Donner waren fast gleichzeitig über Ihnen und dies zeigte ihm, dass das Gewitter gefährlich nahe über Ihnen war. Ein Blitz fuhr in einen Felsen circa 100 Meter über Ihnen und lockeres Gestein regnete über sie. Tassilo geriet in Panik und rutschte über den Grat zum Abgrund. Da er ein Brustgeschirr umhatte, konnte Peter ihn im letzten Moment noch hochziehen, bevor er abgestürzt wäre. Peter schwitzte von innen vor Anspannung und war durchnässt von außen. Er fühlte sich matt und elend. Tassilo kam keuchend neben ihm zum sitzen und zitterte vor Anspannung und Kälte. Mittlerweile tobte das Gewitter immer heftiger und Schneetreiben machte die Sicht unmöglich. Peter war sich nicht mal mehr sicher in welche Richtung sie gingen. Nur die Wand vor Ihnen und der Aufstieg zeigten, dass Sie noch aufwärts gingen. Er war nur bemüht nicht abzustürzen. Tassilo lief ganz auf Tuchfühlung neben ihm.

Plötzlich tat sich ein Abgrund auf und er erkannte, dass es der falsche Weg gewesen war. Er wollte zurück, aber in dem Moment kam eine Gerölllawine mit Getöse von oben und der Weg zurück war durch Geröll versperrt. Sie waren in der Falle. Es gab kein Entrinnen. Ein kleiner Felsvorsprung tat sich zur rechten auf und Peter kroch hinauf. Tassilo war auch in Panik und Peter machte ihn von der Leine los und schrie ihm zu: „ Renne ins Tal und hole Hilfe, ich kann nicht mehr“, er war durchnässt, zitterte vor Kälte und fühlte sich am Ende. So also war es wenn man am Berg ums Leben kam, ging es ihm durch den Kopf. Und er würde auch eine dieser Seelen sein, für die man auf der Tafel ein Gebet sprechen sollte. Und wieder kam ihm, als der Donner und Blitz eins waren das Bild ins Gedächtnis von der Marienstatue im Bildstock, die das ewige Licht brennend in der Hand hielt. Tassilo war losgebunden aber blieb bei seinem Herrn. Er fasste in die Tasche und hatte das Sicherheitslicht in der Hand, das er daheim benutzte, wenn er nachts mit dem Hund lief. Es leuchtete achthundert Meter weit, sollte man der Werbung glauben und blinkte abwechselnd rot und blau. In seiner Not machte es Peter dem Hund an sein Brustgeschirr. So wurde dieser vielleicht weiter unten besser gesehen. Er war so durchnässt und ihm war so kalt in dem Schneetreiben, dass er gar nicht mehr weiter wollte. „Geh’ ins Tal,“ rief er in den Wind, er hörte es selbst nicht einmal, aber Tassilo blieb bei Ihm. Er konnte keinen Schritt mehr weiter. Er versuchte vom Vorsprung zu kriechen und verstauchte sich den Fuß. ‚Das ist das Ende’ dachte er zitternd vor Kälte. Er begann das Bewusstsein zu verlieren. Er sah die Marienstatue und glaubte, schon fantasierend einen Bären, auf sich zulaufen zu sehen. Das alles machte ihm vor Erschöpfung keine Angst mehr. Dann verließ ihn das Bewusstsein.

Als Peter erwachte, fühlte er brennenden Durst, hatte Schmerzen im Fuß und sah Männer, die eine Trage vorbereiteten. Er versuchte wach zu werden, aber tauchte wieder in eine schwarze, dunkle Nacht, in der er der Maria aus dem Häuschen folgte, die das Licht hielt.

Es piepte irgendwo und Peter sah verschwommen in ein Frauengesicht. Es war die Maria aus dem Bildstock und sie lächelte ihn an. Er dachte, so ist es also, in den Himmel zu kommen und tauchte wieder ein in eine Bewusstlosigkeit.

Nach weiteren Stunden erwachte er und sah, dass er in einem Bett lag, er schien in einem Krankenhaus zu sein. Eine Silhouette von einer Frau saß neben ihm auf dem Stuhl im fahlen Licht der Nacht. ‚Die Maria wacht über mich’ dachte er und versank wieder in einem traumlosen Schlaf.

Als er abermals erwachte, erkannte er, dass jemand bei Ihm am Bett saß. Er war in einem Krankenhaus. „Lydia!“ wollte er rufen, aber nur ein Krächzen kam aus seinem Hals. Lydia drehte sich um und er sah die Geliebte am Bett. „Dummer Junge, was hast Du denn gemacht?“ – Sie strich Ihm übers Haar und sagte „Als die Bergwacht meine Adresse und Telefonnummer in Deiner Hose gefunden hatte, rief man mich an, sie wussten nicht wen sonst benachrichtigen, natürlich kam ich sofort und nahm den nächsten Flug nach Klagenfurt und von dort einen Mietwagen, vor allem nach Deinem lieben Brief, Du bist so ein dummer Junge, ich liebe Dich“. Peter musste sich erst einmal sammeln: „Wie hat man mich gefunden?“ – „Der Stanglwirt hat die Bergwacht alarmiert, nachdem Du nicht zurückgekommen bist und das Sommergewitter losbrach“. Peter fragte: „Wie haben die mich denn gefunden?“ „Du hattest Tassilo die Notleuchte umgebunden und die hat Ihnen gezeigt, dass Du vom Weg abgekommen bist. Wie bist Du denn in dieser Wetterhölle noch darauf gekommen?“ – Peter sah das gütige Lächeln des Marienbildnisses vor sich und lächelte matt. „ Einfach so eine Eingebung“. Er kam sich sehr klein vor und gelobte, etwas für die Kirche zu tun im stillen. „ Weißt Du dass ich Dich sehr liebe und ich möchte Dich nicht mehr verlieren“ sagte er. „Ich weiß es und deswegen bin ich hier“ erwiderte Lydia. „ Ich hatte nie etwas mit dem Kinderarzt, das war nur Deine Phantasie. Ich habe nur auf ein Zeichen von Dir gewartet“. „Was ist mit Tassilo“? fragte Peter ängstlich. Lydia ging ohne ein Wort hinaus und kam mit dem Führer der Bergwacht zurück. Dieser hatte Tassilo an der Leine. Er sagte: „ Eigentlich sind Hunde verboten in der Intensivstation, aber wir machen hier eine Ausnahme, schließlich ist es ein Lebensretter“. „Wie das?“ fragte Peter. „Sie haben schwere Unterkühlungen“ sagte der Bergführer, „aber der Hund hat sich auf Sie gelegt und sie haben durch seine Körperwärme das schlimmste, nämlich den Erfrierungstod, vermieden. Wir haben sein Licht gesehen, das geblinkt hat, dadurch konnten wir sie retten, nachdem der Stanglwirt uns alarmiert hat“. Tassilo schnüffelte an seinem Herrn und wedelte erfreut mit dem Schwanz.


Drei Tage später war Peter wieder soweit hergestellt, dass er aus dem Krankenhaus entlassen wurde und in seine Hütte zurückkehren konnte. Lydia wich nicht von seiner Seite. Sie hatte alles gepackt und wollte Ihn heimfahren. „Nein“ sagte Peter, „eine Sache muss ich noch erledigen, wir müssen noch eine Bergtour machen“. Auf Ihren Blick hin erwiderte er, „Nein, ich bin nicht zu schwach dafür, wir machen langsam“. Und Lydia fragte nicht viel, wunderte sich nur und im Sonnenschein gingen sie ganz langsam bergan bis zu dem Bildstock mit der Maria. „Was willst Du hier?“, fragte Lydia verwundert. „Ich muss hier eine ganz persönliche Sache erledigen, die zwischen einer Dame und mir ist“ erwiderte Peter, „lass mich bitte einen Moment allein“. Lydia lächelte verständnisvoll, sie ahnte wohl, warum Peter hier war, nahm Tassilo, ging beseite und sagte nichts. Peter ging zu der Statue und dankte den himmlischen Mächten dafür, dass Sie ihm die Idee mit dem Licht gegeben hatte und ihm geleuchtet hatte in der größten Not. Drei Tage später fuhren sie wieder zurück. Natürlich dankte Peter noch zuvor dem Stanglwirt überschwänglich für seine Aufmerksamkeit die Bergwacht zu alarmieren.

Peter und Lydia blieben zusammen und heirateten bald darauf. Peter lernte aus seinen Fehlern und kam in Zukunft früher von der Arbeit und hörte seiner Frau auch gerne zu, wenn Sie von Ihrem Tag berichtete. Das Marienbildnis hatte Ihm in mancher Hinsicht sehr geholfen. Er dachte auch noch oft an die vielen Seelen, die an diesem Berg nicht soviel Glück wie er gehabt hatten.

 

Hallöchen !

Ich übe mich noch im Kritik üben, also bleibt mir vorerst nicht mehr als zu sagen :
Mir hat deine Geschichte gefallen.
An manchen Stellen wirkt sie eher wie eine Nacherzählung und ich denke es hätte deiner Story nicht geschadet, wenn du sie etwas unvollendeter geschrieben hättest, als sie es nun ist.
Ich stehe auf einfach romantische Geschichten, denke aber, dass du, wenn du deine KG etwas geheimnisvoller und an einigen Stellen nicht zu ausführlich geschrieben hättest, diesen romantischen Effekt besser hättest unterstreichen können.
Ich brauche den ersten Absatz zum Beispiel nicht, um den nachfolgenden Text zu verstehen.
Ansonsten finde ich die Geschichte gelungen !

Grüßle,
Himbeerchen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo herby214!
Willkommen bei kg.de!

Ich finde deine Geschichte, im Gegensatz zum Himbeerchen, nicht so berauschend.

Bitte lese das ganze noch mal durch und aktiviere dein Rechtschreibprogramm!!! Des öfteren schreibst du "Ihn" und "Sie" groß. Dann stolperte ich noch über unzählige Rechtschreib- und Flüchtigkeitsfehler.

Warum ist es wichtig, Vor- und Nachnamen u.a. vom Prot. und dem Kinderarzt zu erwähnen?

Dialoge lesen sich besser mit Zeilenumbruch.
Apropo Dialoge, niemand sagt : "...so um 22.00 Uhr...",
m.E. wäre besser " ...so gegen zehn Uhr abends ..."

Zahlwörter z. Bsp. 3 Wochen - besser ausschreiben: drei Wochen.

Ein paarmal wird erwähnt, dass der Hund "leberfarben" ist. Einmal hätte genügt! Das interessiert die Leser nicht wirklich.

Ansonsten fand ich deine Geschichte nicht so romantisch, aber dafür klischeehaft und wirklichkeitsfremd. Aber vielleicht fehlt mir auch der Sinn für Romatik;)

Gruß
Leia4e

 

Antworten auf Eure Kommentare

Hallo Ihr Lieben, vielen Dank für Eure Kritik. Ich werde die Geschichte nochmal überarbeiten und versuchen einiges umzuschreiben. Nur soviel im Moment. Es ist keine Nacherzählung, sondern wirklich beim Bergurlaub in meinem Kopf entstanden. Ich lasse mich immer gerne durch die Natur inspirieren...

Wie Himbeerchen schreibt. Sie übt sich im Kritik schreiben und ich übe mich im Schreiben....es kann zum Glück immer besser werden ;)

 

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