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Serie Elements: Ein Licht in absoluter Dunkelheit

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03.01.2001
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Elements: Ein Licht in absoluter Dunkelheit

Daniel Polster

Elements: Ein Licht in absoluter Dunkelheit


Ein Blitz spaltete die Nacht und tauchte die trüben Nebelwände in blaues Licht. Regen prasselte unaufhörlich auf die löcherigen Straßen, die mehr einem Minenfeld denn einer Verkehrsroute glichen. Theoretisch kam es einer Absurdität gleich, dass sowohl Regen als auch Nebelschwaden existierten, doch an diesem Abend spielte das keine Rolle. Eine weitere elektrische Entladung schlug in einem der alten, von zwielichtigen Gestalten bewohnten, Gebäude ein und brachte die Fassade zum Einsturz. Das Dachgewölbe gab nach und fiel tosend und krachend dem Erdboden entgegen, wobei es die dazwischen liegenden Geschosse einfach mitriss. Ein Mauerbrocken hatte sich von den übrigen gelöst und wurde ein paar Meter weit auf die Straße geschleudert. Eine armselige Gestalt in einem zerlumpten Umhang sprang erschrocken zur Seite.

"Oh nein, sie kommen!", schrie sie und wiederholte die letzten beiden Worte beständig. Am ganzen Leib zitternd setzte sie sich in Bewegung und stolperte blindlings los. Vagabunden, Prostituierte und andere Wegelagerer machten ihr fluchend Platz und gaben ihr eine Fülle von Beleidigungen mit auf den Weg. Die arme Kreatur rannte in eine schmale Seitengasse und stürzte über die Füße eines schlafenden Obdachlosen. Dann klammerte sie sich an ihm fest und blickte ihm ins Gesicht.

Der Penner konnte unter der Kapuze des Fremden kaum etwas erkennen, doch die beiden leuchtenden weißen Augen waren nicht zu übersehen. "Was willst Du Kamerad? Kann ich Dir helfen?", brummelte er vor sich hin und versuchte sich aufzurichten und gleichzeitig die Hände des anderen abzuschütteln. Der Fremde ließ los und stellte sich vor den Obdachlosen, der mittlerweile fasziniert auf den Boden starrte.

"Du hast gar keine Schuhe an, Freund. Warte ich geb’ Dir ein Paar von meinen."

"Nicht nötig, armer Mann", sagte der Fremde, der langsam ruhiger geworden war und kaum noch Spuren des Panikanfalles zeigte, der ihn noch vor wenigen Sekunden beherrscht hatte. Er wusste, wem er diese panischen Angstzustände zu verdanken hatte, obwohl er bisher glaubte, dagegen gefeit zu sein. "Vielen Dank für Deine angebotene Hilfe. Der Himmel wird Dir ewig dankbar sein."

Mit einem Mal erstarrte der kauernde Obdachlose und hob langsam den Kopf. Sein Gesicht war nun gar nicht mehr so freundlich wie zuvor. Zu schmalen Schlitzen verengte glühend rote Augen bohrten sich durch den ummantelten Fremden. "Bist Du Dir da so sicher?", zischte er sarkastisch und stand in einer einzigen geschmeidigen Bewegung auf.

Kreischend stolperte der Weißäugige zurück auf die größere Hauptstraße. Hilfesuchend glitt sein Blick zum Himmel, doch antwortete dieser mit dunklen, schwarzen Wolken, die von gelegentlichen Blitzen in graue Schleier getaucht wurden. Er schluckte. "Na gut. Ich kann auch anders!"
Entschlossenheit besiegte die Panik und stählte seinen Blick. "Im Namen der Heiligen Dreifaltigkeit!" schrie er und riss seinen Mantel entzwei. Es schien als wäre eine Sonne aufgegangen und versuche ein wenig Licht in die düstere Umgebung zu treiben. Der Penner war inzwischen ebenfalls auf die Straße getreten und nahm in geduckter aber sprungbereiter Stellung Platz. "Du kannst nicht gewinnen, Heavener! Gib auf!", zischte er.

Ein Dutzend Schaulustiger hatte sich am Ort der Auseinandersetzung eingefunden und starrte wie gebannt auf das Wesen aus Licht, dass majestätisch die Straße entlang schritt und andächtig mit seinen Flügeln wippte. Tatsächlich wucherte etwas aus seinem Rücken, dass zwei riesigen Schwingen verdächtig ähnlich sah. Woher das Schwert plötzlich kam, vermochte keiner zu sagen.

"Diese Klinge ist von den High Heavens geschmiedet worden! Und ich bin ihr Soldat! Gehe dahin zurück, wo Du hergekommen bist, dunkle Kreatur!" Seine Stimme wogte bestimmend durch die Nacht.
Der Duckende lachte. "Und meine Freunde an Deinen beiden Flanken? Sollen die auch verschwinden?" Für den Bruchteil einer Sekunde ertappte sich der Schwertträger dabei, wie er erschrocken zu beiden Seiten schaute. In diesem Moment sprang der andere und fletschte im Flug die Zähne. Dünne Knochenschwingen hielten ihn lange genug in der Luft, um sein Ziel zu erreichen, doch hatte er die Reaktionsfähigkeit des Lichtwesens unterschätzt. Das Schwert schnellte hoch und spaltete den Körper des Angreifers. Die Überreste der Kreatur verschwanden augenblicklich in einem dunklen Blitz.

"Ja!", schrie der Schwertträger und wollte sich gerade umdrehen als ein Dutzend andere Gestalten aus den Schatten auf ihn zuschossen. "Baal verdamme Dich, Engel!" zischte eine von ihnen und grub ihre Fänge tief in den Körper des himmlischen Wesens. Der Soldat des Himmels brach unter dem Ansturm zusammen und suchte flehend in der umstehenden Menge Beistand. Er schickte ein letztes Stoßgebet zum Himmel ehe er von den Dämonen endgültig zerrissen wurde. Eine Sekunde später deutete nichts mehr auf der Straße auf die eben stattgefundene Auseinandersetzung hin. Sowohl der Engel als auch die Heerscharen des Bösen waren verschwunden. Die menschlichen Passanten gingen ihres Weges, als wäre nichts geschehen.

***

Wir leben in düsteren Zeiten. Das Licht ist dabei, sich der Dunkelheit ergeben. Nicht, weil die Finsternis im Laufe der Jahrhunderte an Stärke gewonnen hat, sondern weil das Gute vergessen hat, zu kämpfen. Seit jeher ist das Licht die aktive Seite der beiden ewigen Kontrahenten. Die Dunkelheit überflutet passiv nur all die Regionen, die das Licht nicht bereit ist zu kontrollieren. Passivität ist der Tod der Helligkeit. Wenn wir eines Tages erneut gelernt haben, aktiv den Mächten der Finsternis entgegenzuwirken, wird sich unsere Welt wieder zum Guten wenden. Ich hoffe, dieser Tag kommt früher als ich befürchte.

***

Elements VI: Light/Life

 

Auch gut geschrieben. Ich muss wohl alle Teile lesen, um zu verstehen, was Du mit "Elementen" meinst.
Aber warum sich Dein Protagonist mitten in der story einer Geschlechtsumwandlung unterzieht, hat sich mir nicht erschlossen.

 

Danke für den Hinweis. Hast recht, das mit der dritten Person ist wirklich blöd geschrieben. Hab ich auch schon von anderer Seite gehört. Leider kann man die Stories hier aber nicht mehr ändern.

Zur Frage der Elemente:
Teil 1-4: die "klassischen" Naturelemente Feuer, Luft, Wasser, Erde
Teil 5-6: in vielen Werken werden noch Licht und Finsternis bzw. Leben und Tod zu den Elementen gezählt
Teil 7-9: hat nicht viel mit den Elementen zu tun; in einigen wenigen Spielen und Büchern gibt es einen ganzen Berg von magischen Elementen, wie z.B. Liebe, Seele und Zeit, obwohl diese schwer fassbaren Konstrukte eigentlich nicht wirklich dazu gehören
Teil 10-11: im Taoismus gibt es die fünf Elemente Feuer, Wasser, Erde, Holz und Metall; die beiden Teile widmen sich den letztgenannten

Gruß, Daniel

P.S.: zur Zeit sind die Teile 8-11 noch in Planung

 

Hi Visek!
Hehe, was soll ich sagen? Auch diese Episode hat mir sehr gut gefallen. Werde gleichmal die Restlichen lesen.

Nur eins:

Ich hoffe, dieser Tag kommt früher als ich befürchte.
Den Satz finde ich etwas mißverständlich, da "befürchten" doch etwas anderes impliziert wie von Dir wahrscheinlich beabsichtigt. Immerhin befürchtet er diesen Tag doch nicht, sondern sehnt ihn herbei, oder?

Ugh

 

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