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Ende der Erde

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17.06.2018
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Anmerkungen zum Text

Wie so oft bei mir, gibt es auch dazu einen Song: End of the Earth

Ende der Erde

Ließ die Gravitation nach, so fühlte man sich vor allem um die Hüfte leichter.

Hand in Hand standen die Liebenden am Abgrund. Vor ihnen, im dunklen Schwarz des Universums, die Sonne als kleiner, strahlender Punkt. Der Mond, nicht viel größer. Und die Erde, zersplittert in Milliarden Teile.
»Fragst du dich manchmal, wie das Leben aussehen würde, wenn die Welt noch ganz wäre?«, sagte Avaria. Sie zitterte im Angesicht des Abgrunds, obwohl er nichts als Friede versprach. »Wie es wäre, hätte es nie Krieg gegeben?«
»Oft«, sagte Jeito. »Aber ich habe nie eine Antwort gefunden.«
Er ließ ihre Hand los und setzte sich zu Boden. Sie tat es ihm gleich und einen Moment schwiegen sie. Wie Vögel zogen Teile der früheren Erde an ihnen vorüber. Manche noch grün, die meisten grau und tot. Dazwischen, die Sterne. Starr und stumm erzählten sie Geschichten vergangener Welten, wie das Licht der Sonne einst die Geschichte der Liebenden in die Unendlichkeit tragen würde.
»Ich habe Angst«, flüsterte Avaria.
»Ich auch«, sagte Jeito. Doch er klang ruhig, gar nicht ängstlich.
»Aber du wirkst so entschlossen. Wie kannst du so stark sein?«
»Es gibt nichts, das man mir noch nehmen kann«, sagte Jeito. »Die Welt, die ich kenne, existiert nicht mehr. Und die Welt, die ich liebe, lasse ich nie wieder los.«
Er nahm ihre Hand wieder in seine, sie senkte ihren Kopf auf seine Schulter und gemeinsam sahen sie in die Ferne, die Tiefe, die Höhe – es gab keinen Unterschied mehr. Alles war eins geworden, als die Welt zerbrach. Es gab keine Grenzen, keine Nationen, keine Heimat mehr für den Menschen. Doch die Liebenden, sie hatten einander, und würden einander bis zum Ende haben.
»Es wird Zeit«, sagte Jeito schließlich und deutete auf das Barometer auf seiner Brust. »Nicht mehr lange, und die Atmosphäre wird sich endgültig verflüchtigt haben.«
Avaria nickte. »Ich bin bereit.« Aus ihrer Tasche nahm sie zwei knopfgroße Pillen und reichte eine an Jeito. »Wenn wir sie eingenommen haben, dauert es zwei Minuten. Dann hört das Herz auf zu schlagen.« Sie seufzte.
»Du zweifelst?«
»Nein. Ich … ich hätte nur nie geglaubt, dass es so endet, Jeito.«
Er lächelte. In seinen Augen schimmerten Tränen. »Ich schon.«
Sie sah ihn fragend an.
»Ich wusste nicht wann oder warum. Aber für mich war immer klar, wenn ich diese Welt verlassen muss, dann wirst du bei mir sein.«
Er küsste sie und nahm die Pille. Einen Moment zögerte sie, dann schluckte auch sie den sicheren Tod.
Sie standen auf und deaktivierten ihre Gravitogürtel, die ihre Körper als einziges davon abhielten, der schwachen Gravitation des Erdfels zu entfliehen. Hand in Hand nahmen die Liebenden den Schritt in den Abgrund.

 

Hola @Alveus Jekat,

Dein Flash-Fiction-Text hat mir gefallen. Die Befreiung von Elektras Bondage gibt Deiner Sprache die Natürlichkeit zurück. Trenne Dich von dieser Frau:D!

Außerdem hat Dein kurzer Text mehr Sinn als manch längerer. Fiction? Wenn zwei Idioten in Singapur Atom-Weltmänner spielen, das rote Telefon in der Westentasche?

... die Erde, zersplittert in Milliarden Teile.
Eh bien, technisch kein Problem.

Zwei schöne Namen hast Du gewählt: Jeito & Avaria (letzterer wegen des fehlenden H’s;)).

Sie zitterte im Angesicht des Abgrunds, ...
Angesicht-Abgrund ist bisschen unelegant. Vielleicht ‚angesichts’ des Abgrundes?

... setzte sich zu Boden.
Ein Fall für allerfeinstes Schmirgelpapier. Es klingt iwie überflüssig/komisch/ungewohnt.

Wie Vögel zogen Teile der früheren Erde an ihnen vorüber. Manche noch grün, ...
Sapperlot! Wirklich gelungen. Das kann einen schon anfressen ... die Chancen Irrsinn vs Vernunft ... wohl dem, der glaubt.

Doch die Liebenden, sie hatten einander, und würden einander bis zum Ende haben.

Bin ganz erstaunt, dass mir nicht nach Lästern zumute ist – es ist der Kontext, der’s nicht zulässt. Und Deine Sprache hat die Affektiertheit Elektras Welt nicht nötig. Meinen Glückwunsch!

Hat mich sehr gefreut dieses Mal.
José

 

Hallo @Alveus Jekat

ich finde die Flash Fiction auch gelungen. :) Gefällt mir. :)

Ließ die Gravitation nach, so fühlte man sich vor allem um die Hüfte leichter.

Vor allem den ersten Satz. Der ist cool, irgendwie schräg, man will sofort mehr wissen.

»Fragst du dich manchmal, wie das Leben aussehen würde, wenn die Welt noch ganz wäre?«, sagte Avaria.

Ich war etwas verwirrt wegen der Zeit und dem Ort. Wann findet das statt? Oder besser gesagt: Wie lange ist die Erde bereits zerstört? Das klingt so, als wäre es vor zwanzig Jahren passiert, aber es kann ja noch nicht so lang her sein, oder? Sonst wären die beiden definitiv auch ohne die Pillen schon tot. :) Und wie überleben die überhaupt? Müsste die Atmosphäre nicht schon längst weg sein ... und die Gravitation erst recht? Aber ich glaub, das spielt auch alles keine Rolle, es geht ja um die Poesie des Ganzen, die funktioniert auch so. :)

Er ließ ihre Hand los und setzte sich zu Boden.

Hier war ich auch verwirrt ob des Bodens, aber siehe oben, ist ja eigentlich egal. :D Ich stell mir vor, sie sitzen auf einem riesigen Stück Erde, das noch übrig ist.

Wie Vögel zogen Teile der früheren Erde an ihnen vorüber.

Sehr schön!!

Starr und stumm erzählten sie Geschichten vergangener Welten, wie das Licht der Sonne einst die Geschichte der Liebenden in die Unendlichkeit tragen würde.

Den finde ich ein wenig dick aufgetragen, im Schmalz-Bereich. ;) Ist ja aber Geschmacksache.

Und die Welt, die ich liebe, dich, lasse ich nie wieder los.«

Fänd's hier schöner, wenn er das nicht extra so betont, sondern sie einfach Händchen halten oder sonst irgendein physischer Kontakt besteht.

gemeinsam sahen sie in die Ferne, die Tiefe, die Höhe – es gab keinen Unterschied mehr.

Top!

»Nicht mehr lange, und die Atmosphäre wird sich endgültig verflüchtigt haben.«

Dann müsste das Atmen ja schon richtig hart sein, oder? Ich hätte wahrscheinlich dargestellt, wie sie bereits um Luft japsen, um nicht vorzeitig zu sterben, aber ich bin da auch etwas grausam. :D So ist es schöner. :herz:

Sie standen auf und deaktivierten ihre Gravitogürtel, die ihren Körper als einziges davon abhielten, der schwachen Gravitation des Erdfels’ zu entfliehen.

Hier braucht es den Apostroph nicht, oder? Einfach »des Erfels«? Oder alternativ: »des Erdfelsens«.

Insgesamt eine feine Geschichte. Macht nachdenklich! Gut gemacht!

Viele liebe Grüße, PP

 

Hallo @josefelipe,

schön, dass es dich nach meinem Ausflug in Electras Welt trotzdem noch einmal zu mir verschlagen hat (:

Die Befreiung von Elektras Bondage gibt Deiner Sprache die Natürlichkeit zurück. Trenne Dich von dieser Frau:D!

Irgendwie muss ich leider sagen, du hast ja recht! Ein bisschen hat sich mich tatsächlich gefangen genommen. Ich hab noch 1 1/2 weitere Geschichten mit ihr geschrieben, aber die sind furchtbarer Mist :dozey:

Außerdem hat Dein kurzer Text mehr Sinn als manch längerer.

Danke (:

Wenn zwei Idioten in Singapur Atom-Weltmänner spielen, das rote Telefon in der Westentasche?

Ach, wenn sie doch nur spielen würden ...

Sie zitterte im Angesicht des Abgrunds, ...
Angesicht-Abgrund ist bisschen unelegant. Vielleicht ‚angesichts’ des Abgrundes?

Ich verstehe, was du meinst, aber das möchte ich auch zwei Gründen nicht ändern. Erstens, weil ich finde, dass angesichts des Abgrunds einfach zu viele auslautende s auf kleinem Raum versammelt. Andererseits, als ich das geschrieben habe, war das zwar nicht mein Gedanke, aber ich fands danach beim Lesen irgendwie cool, dass sie in den Abgrund blickt, und der Abgrund zurück. Nietzsche und so :P

... setzte sich zu Boden.
Ein Fall für allerfeinstes Schmirgelpapier. Es klingt iwie überflüssig/komisch/ungewohnt.

Ja, da gebe ich dir absolut recht, das gehört anders. Aber ich weiß nicht, wie. Wenn ich das "zu Boden" einfach streiche, klingt es für mich, als würden sie sich in Sessel setzen. Auf den Boden ist mir zu plump. Ich glaube, das ist so etwas, das erst kommt, wenn man die Sprache ein bisschen ruhen lässt.

Wie Vögel zogen Teile der früheren Erde an ihnen vorüber. Manche noch grün, ...
Sapperlot! Wirklich gelungen.

Dankeschön (:

Doch die Liebenden, sie hatten einander, und würden einander bis zum Ende haben.
Bin ganz erstaunt, dass mir nicht nach Lästern zumute ist – es ist der Kontext, der’s nicht zulässt.

Freut mich, wenn ich einen Kontext gefunden habe, in dem das Kitschige nicht eklig ist :P Ich weiß ja, dass ich ein Meister des widerwärtigen Kitsches bin, aber ihn schön zu verpacken, daran arbeite ich noch :D

Und Deine Sprache hat die Affektiertheit Elektras Welt nicht nötig. Meinen Glückwunsch!

Hat mich sehr gefreut dieses Mal.


Und ein letztes Danke, dafür und für deine Zeit. Freut mich, dass ich dir dieses Mal positive Emotionen entlocken konnte (:

Liebe Grüße,
Alveus

Hallo @PlaceboParadise,

ich finde die Flash Fiction auch gelungen. :) Gefällt mir. :)

Freut mich, danke dir (:

Alveus Jekat schrieb:
Ließ die Gravitation nach, so fühlte man sich vor allem um die Hüfte leichter.
Vor allem den ersten Satz. Der ist cool, irgendwie schräg, man will sofort mehr wissen.

Als Kind hatte ich einen Traum, der erste, an den ich mich noch erinnern kann, in dem ich fliegen konnte. Daher kommt das, das Gefühl habe ich heute noch genau Kopf. Ich finde, es macht auch irgendwie Sinn, weil der Schwerpunkt des Menschen ja ca. auf der Höhe liegt.

Alveus Jekat schrieb:
»Fragst du dich manchmal, wie das Leben aussehen würde, wenn die Welt noch ganz wäre?«, sagte Avaria.
Ich war etwas verwirrt wegen der Zeit und dem Ort. Wann findet das statt? Oder besser gesagt: Wie lange ist die Erde bereits zerstört? Das klingt so, als wäre es vor zwanzig Jahren passiert, aber es kann ja noch nicht so lang her sein, oder? Sonst wären die beiden definitiv auch ohne die Pillen schon tot. :) Und wie überleben die überhaupt? Müsste die Atmosphäre nicht schon längst weg sein ... und die Gravitation erst recht? Aber ich glaub, das spielt auch alles keine Rolle, es geht ja um die Poesie des Ganzen, die funktioniert auch so. :)

Ich bin froh, dass es funktioniert, ohne all diese Fragen zu beantworten. Ich war mir nämlich nicht sicher. Weil natürlich stellt man sich auch als Autor diese Fragen. Aber ich wollte sie nicht beantworten, ich wollte nicht, dass das wichtig ist. Ich wollte nur diesen Ausschnitt aus der Welt zeigen, denn das ist das, was ich bei dem Song sehe, zu dem ich das geschrieben habe.

Starr und stumm erzählten sie Geschichten vergangener Welten, wie das Licht der Sonne einst die Geschichte der Liebenden in die Unendlichkeit tragen würde.
Den finde ich ein wenig dick aufgetragen, im Schmalz-Bereich. ;) Ist ja aber Geschmacksache.

Ja, der ist bestimmt ein bisschen dick aufgetragen, aber ich finde ihn so schön :P Ein Freund von mir meinte, der Satz sei "isoliert wahnsinnig kitschig", aber "im Kontext genial". Mit der Balance kann ich leben, denke ich :D

Alveus Jekat schrieb:
Und die Welt, die ich liebe, dich, lasse ich nie wieder los.«
Fänd's hier schöner, wenn er das nicht extra so betont, sondern sie einfach Händchen halten oder sonst irgendein physischer Kontakt besteht.

Stimmt, da hast du Recht! In den ersten zwei Versionen, die ich geschrieben habe, sagt er etwas anderes und greift aber dafür nach ihrer Hand. Ich bin aber nicht auf die Idee gekommen, das zu kombinieren. Danke (:

Alveus Jekat schrieb:
gemeinsam sahen sie in die Ferne, die Tiefe, die Höhe – es gab keinen Unterschied mehr.
Top!

Merci (:

Alveus Jekat schrieb:
»Nicht mehr lange, und die Atmosphäre wird sich endgültig verflüchtigt haben.«
Dann müsste das Atmen ja schon richtig hart sein, oder? Ich hätte wahrscheinlich dargestellt, wie sie bereits um Luft japsen, um nicht vorzeitig zu sterben, aber ich bin da auch etwas grausam. :D So ist es schöner. :herz:

Also ich habe mir das so vorgestellt, dass die Atmosphäre zwar schwach, aber noch gut atembar ist. Und auch, dass sie sich nicht plötzlich verflüchtigt, sondern von Sonnenwinden stück für Stück abgetragen wird. Aber vielleicht bau ich das noch irgendwie ein, gefällt mir, der Gedanke, dass sie schon schwer atmen :D

Alveus Jekat schrieb:
Sie standen auf und deaktivierten ihre Gravitogürtel, die ihren Körper als einziges davon abhielten, der schwachen Gravitation des Erdfels’ zu entfliehen.
Hier braucht es den Apostroph nicht, oder? Einfach »des Erfels«? Oder alternativ: »des Erdfelsens«.

Ja stimmt, habs grad nochmal nachgeschlagen. Ich hab da die Regeln ein bisschen vermischt :P Danke!

Insgesamt eine feine Geschichte. Macht nachdenklich! Gut gemacht!

Freut mich wenns gefällt (:

Danke fürs Lesen und deine Worte!

Liebe Grüße,
Alveus

Hallo @Imbabala,

Angesichts der beschriebenen Zerstörung und dem unter diesen Bedingungen unerwarteten Überleben der Liebenden, ist die Wahl des Freitods, ein eigenartiges, eigentlich zu banales Ende.

Schon? Also wenn ich mich entscheiden müsste, ob ich qualvoll sterben (schau mal nach, wie es so ist, im Weltall ohne Schutzanzug zu sein – nicht schön!) oder ob ich mir die dreißig Sekunden Herzstillstand antun soll, dann würde mir die Entscheidung recht leicht fallen.
Aber natürlich, in einem gewissen Sinne hast du nicht Unrecht – an sich ist der Suizid der Figuren ein recht billiger Trick, eine Geschichte zu einem Ende zu bringen. Aber in diesem Fall fand ich es passend.

Die Wortwahl ist sehr lebendig und zieht den Leser in den Moment hinein.

Na wenigstens die Sprache hat es dir angetan. Danke (:

Liebe Grüße,
Alveus

 
Zuletzt bearbeitet:

It doesn’t matter if we all die.
Pornography,
Robert Smith/The Cure

... die Erde, zersplittert in Milliarden Teile.
Und auf einem dieser Milliarden Bruchstücke, soll ich mir vorstellen, surfen zwei Überlebende durchs All? Zwei Überlebende einer ... äh, die Erde zerbröselnden Nuklearkatastrophe?
Und das willst du mir als Science Fiction verkaufen?
Nur weil die Geschichte in der Zukunft spielt und ein
Gravitogürtel
… drin vorkommt?
Dein Ernst, Alveus? :Pfeif:

Also mich ließ dieses völlige Fehlen naturgesetzlicher, physikalischer, himmelsmechanischer usw. Plausibilität eher an ein Märchen denken.

»Fragst du dich manchmal, wie das Leben aussehen würde, wenn die Welt noch ganz wäre?«, sagte Avaria. Sie zitterte im Angesicht des Abgrunds, obwohl er nichts als Friede versprach. »Wie es wäre, hätte es nie Krieg gegeben?«
»Oft«, sagte Jeito. »Aber ich habe nie eine Antwort gefunden.«
Und wie die beiden Überlebenden dann beginnen, angesichts des unausweichlichen Endes sich noch ein bisschen über die großen metaphysischen Fragen auszutauschen und sich gegenseitig ihrer unsterblichen Liebe zu versichern usw., fühlte ich mich tatsächlich an Saint Exupery’s „Der kleine Prinz“ erinnert. (Was du jetzt nicht unbedingt als Kompliment verstehen sollst. Ich persönlich nämlich halte dieses Büchlein - auf die Gefahr hin, von der Mehrzahl der Leser dafür gevierteilt, ans Kreuz genagelt und mit faulem Obst beworfen zu werden - für eines der am meisten überschätzten Werke der gesamten Literatur. Gleich hinter der Bibel und dem Koran.)

Oder, um anders anzufangen: Sprachlich finde ich diese Miniatur durchaus gelungen, Alveus, stellenweise richtiggehend poetisch. Ja, ist wirklich hübsch geschrieben das Ding. Aber du stellst für mein Gefühl mit Science Fiction eindeutig ein falsches Stichwort darüber.
Romantik alleine würde allemal ausreichen finde ich.

Und zum Abschluss - weil sie so schön poetisch sind und auch zum deinem Thema passen - noch ein paar Zeilen von Joy Division:
The lights look bright when you reach outside
time for one last ride
before the end of it all.

Ja, eigentlich hat's mir eh gefallen, Alveus. :shy:
offshore


Halt, eine Kleinigkeit noch:

Sie standen auf und deaktivierten ihre Gravitogürtel, die ihren Körper als einziges davon abhielten, der schwachen Gravitation des Erdfels’ zu entfliehen.
Zwei Gürtel, ein Körper?

 

Hallo @ernst offshore,

und schön, dass du den Weg zu meiner Geschichte gefunden hast (:

Und das willst du mir als Science Fiction verkaufen?
Nur weil die Geschichte in der Zukunft spielt und ein
Gravitogürtel
… drin vorkommt?
Dein Ernst, Alveus? :Pfeif:

Aber du stellst für mein Gefühl mit Science Fiction eindeutig ein falsches Stichwort darüber.
Romantik alleine würde allemal ausreichen finde ich.

Klar, man kann auf immer und ewig über die Grenzen eines Genres diskutieren. Aber ich verstehe in diesem Fall eigentlich nicht, wieso dir das nicht für Sci-Fi ausreicht? Ich meine, es ist ja auch nicht nur die Zukunft und der Gürtel. Ich denke, einen Planeten zu sprengen und dann darauf zu überleben, verlangt einen ebenso großen technischen Schritt nach vorne, wie ein Gürtel der künstliche Gravitation erzeugt. Und abgesehen davon, ist Sci-Fi für mich viel mehr als bloße technische Erneuerung. Aber vielleicht darf dazu ich einen der Sci-Fi Götter sprechen lassen, um dich zu überzeugen:

"I want to write about people I love, and put them into a fictional world spun out of my own mind, not the world we actually have, because the world we actually have does not meet my standards. Okay, so I should revise my standards, I'm out of step. I should yield to reality. I have never yielded to reality. That's what science fiction is all about." - Philip K. Dick

Also mich ließ dieses völlige Fehlen naturgesetzlicher, physikalischer, himmelsmechanischer usw. Plausibilität eher an ein Märchen denken.

Ich werde jetzt nicht darauf eingehen, dass das vielleicht nur nicht plausibel ist, weil ich keine plausible Vorgeschichte dazu erzählt habe. Ich finde den Vergleich mit einem Märchen eigentlich ganz passend. Vielleicht können wir uns darauf einige, dass das ein Sci-Fi-Märchen ist? (:

Und wie die beiden Überlebenden dann beginnen, angesichts des unausweichlichen Endes sich noch ein bisschen über die großen metaphysischen Fragen auszutauschen und sich gegenseitig ihrer unsterblichen Liebe zu versichern usw., fühlte ich mich tatsächlich an Saint Exupery’s „Der kleine Prinz“ erinnert. (Was du jetzt nicht unbedingt als Kompliment verstehen sollst. Ich persönlich nämlich halte dieses Büchlein - auf die Gefahr hin, von der Mehrzahl der Leser dafür gevierteilt, ans Kreuz genagelt und mit faulem Obst beworfen zu werden - für eines der am meisten überschätzten Werke der gesamten Literatur.

Ehrlich, ich bin froh, dass du das nicht als Kompliment meinst, ich bin nämlich, was Der kleine Prinze angeht, absolut mit dir d'accord :D Als Kritik find ichs in gewisser Weise durchaus angebracht – das Setting ist nicht unähnlich. Nur möchte ich mich entschieden davon distanzieren, hier krampfhaft versucht zu haben, alle möglichen Lebenslektionen hineinzupressen :P

Sprachlich finde ich diese Miniatur durchaus gelungen, Alveus, stellenweise richtiggehend poetisch. Ja, ist wirklich hübsch geschrieben das Ding.

Vielen Dank (:

Und zum Abschluss - weil sie so schön poetisch sind und auch zum deinem Thema passen - noch ein paar Zeilen von Joy Division:
The lights look bright when you reach outside
time for one last ride
before the end of it all.

Hab' reingehört, hat mir gut gefallen. Hätte zwar auf noch mehr poetischen Text gehofft, aber in der Kürze liegt ja bekanntlich die Würze :P Die Musik an sich hat für mich auch fast so ein bisschen Endzeitstimmung rübergebracht. War cool, danke (:

Halt, eine Kleinigkeit noch:
Alveus Jekat schrieb:
Sie standen auf und deaktivierten ihre Gravitogürtel, die ihren Körper als einziges davon abhielten, der schwachen Gravitation des Erdfels’ zu entfliehen.
Zwei Gürtel, ein Körper?

Richtig! Ich hab das im Originalen Dokument bereits ausgebessert, hier natürlich verschlafen :P Danke für den Hinweis!

Und natürlich auch dir ein Danke für deine Zeit, das Lesen und Kommentieren.

Liebe Grüße,
Alveus

 
Zuletzt bearbeitet:

»Es gibt mehrere Sintfluten, nicht nur eine. Auch eine technologische. Jeden Tag kommen neue Automodelle auf den Markt – doch wozu? Ich selbst fahre seit 25 Jahren denselben Mercedes. Da drüben unter dem Kamin verstauben fünf elektrische Schreibmaschinen, weil ich noch immer stur meine mechanische Remington verwende. Wenn wir Glück haben, setzt dem Spuk irgendwann das Versiegen der Rohstoffe ein natürliches Ende. Und was die Informationsflut betrifft: Selbst wenn Sie es irgendwie schafften, den Schund einigermaßen von relevanten Informationen zu trennen, wäre der Anspruch, das alles aufzunehmen in etwa das Gleiche, als versuchten Sie den Atlantik mit einem Teelöffel trocken zu legen. Erst heute flatterte der aktuelle ‚Scientific American’ ins Haus – und was lese ich da? „Gravitation ist eine Illusion.“ Es gibt nach neuesten Erkenntnissen plötzlich keine Schwerkraft mehr! (lacht) Zum Glück habe ich meinen Sekretär, der eine Vorauswahl trifft.«
aus: Stanislaw Lem: „Intelligenz ist ein Rasiermesser“, erschienen in Galore 04/2005 (im Netz eingestellt unter Stanislaw Lem Intelligenz ist ein Rasiermesser - Espressonisten)

Warum zitiert der aus einem der letzten (unbedingt lesenswerten) Interviews Lems, obwohl ich doch SF i. d. R. weiträumig umgehe, mag mancher sich fragen – nee, nicht wegen des Gags mit der Gravitation, sondern weil einer der größten Irrtümer darin besteht, Lem hätte SF geschrieben und eine Geschichte der und/oder über die Liebe,

wie Du sie geschrieben hast,

Alveus,

hangelt immer über mehr als einem Abgrund – den inneren wie dem äußeren, bei acht Mrd. Vorstellungen, was und wie die Welt sei, schon ein kleines Universum mit sicherlich mancherlei Wandel und Endzeitstimmung des Troglodyten auf technologisch höherem Niveau als seine Vorgänger/-läufer, nun Vorfahren. Da sollte dann auch keinen stören, dass der Mond nicht viel größer als die Sonne erscheine und eine naive Frage wie

»Fragst du dich manchmal, wie das Leben aussehen würde, wenn die Welt noch ganz wäre?«, sagte Avaria.

»Oft«, sagte Jeito. »Aber ich habe nie eine Antwort gefunden.«
Jeitinho brasileiro gebirt, die Erkenntnis, am Lauf der Welt nichts ändern zu können …

Aber in einer Endzeit ist es leicht, über den Tod hinaus die Liebe buchstäblich zu halten – eben anders als in Michael Hanekes Film „Liebe“, wo zwo Alte sich über den Tod hinaus zu lieben versprechen - wo die Liebe doch lt. Schlager ein seltsames Spiel ist und vom einen zum andern wandert ...

Und dennoch -

gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo @Friedrichard,

aus einem der letzten (unbedingt lesenswerten) Interviews Lems

Werde ich gerne machen, aber ich werde es mir noch aufbehalten, bis ich zumindest eines seiner Werke gelesen habe. Der futuristische Kongress wartet auf dem Noch-zu-lesen-Stapel seit etwa zwei Monaten, und ich habe mir vorgenommen, ihn von dort noch vor dem Sommer zu befreien.

weil einer der größten Irrtümer darin besteht, Lem hätte SF geschrieben

Das kann ich entsprechend nicht beurteilen. Doch wie erwähnt, die Grenzen eines Genres sind dehnbar, und ich weiß nicht, wie du SF siehst. Für mich eröffnet sie ein extrem weites Spektrum, und für mich fällt mein Text in dieses.

Da sollte dann auch keinen stören, dass der Mond nicht viel größer als die Sonne erscheine

Das habe ich tatsächlich recherchiert, indem mich mir die Aussicht von der ISS auf Sonne und Mond zu Gemüte geführt habe.

Aber in einer Endzeit ist es leicht, über den Tod hinaus die Liebe buchstäblich zu halten

So ist es!

wo die Liebe doch lt. Schlager ein seltsames Spiel ist und vom einen zum andern wandert

So ist sie laut Pop-Musik an eternal game of tug and war.

gern gelesen

Freut mich sehr (: Ich danke fürs Lesen!

Liebe Grüße,
Alveus

 

... Doch wie erwähnt, die Grenzen eines Genres sind dehnbar, und ich weiß nicht, wie du SF siehst. Für mich eröffnet sie ein extrem weites Spektrum, und für mich fällt mein Text in dieses.

Moin,

Alveus,

hm, Genesis (mit dem Paradies als rückwärtsgewandter Utopie) und der hausgemachten kommenden "Sündflut" wären dann auch SF unter der Prämisse, dass der Homo sapiens immer noch der gleiche Troglodyt ist, der er immer schon war, nur eben auf technisch, besser technologisch höherem Niveau. Wäre dann nicht die Offenbarung des Johannes bereits SF? Die Utopie des Morus' wäre es aber nicht, wird doch durch ihn in der Utopia weniger das know how als überhaupt das erste Mal Privateigentum als eines der gesellschaftlichen Übel benannt.

Wie dem auch sei, manchmal interpretier ich SF(antasy)

Friedel

 

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