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Ende der Hoffnung

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18.11.2006
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Ende der Hoffnung

Der Mann trug einen grauen Anzug, dem man den teuren Schneider ansah, ein graues Hemd, graue Krawatte und er sah mich an – jedenfalls glaubte ich dass, er trug eine Sonnenbrille, weswegen ich mir nicht sicher sein konnte. Er lehnte lässig an einem Stand, auf dessen Theke Bottiche mit lebendigen Fischen standen, denen der Händler erst den Kopf abschlug, wenn sie schon verkauft waren. Seine Hände hielt er vor der Brust verschränkt. Er passte nicht auf den Markt; alle, die Einheimischen ebenso wie die wenigen Ausländer, trugen hier arabische Trachten – nur dieser Mann trug einen Anzug. Die Tatsache, dass er völlig unbehelligt blieb, trotz seines Affronts , ja niemand ihn auch nur zu beachten schien (alle sahen sie an ihm vorbei oder über ihn hinweg, als hätten sie Angst ihn direkt anzusehen) und dass er mich zu beobachten schien irritieren und verunsicherten mich. Ich blieb an dem Melonenstand stehen, an dem ich soeben ein Stück der riesigen Früchte gekauft hatte, biss in das saftige Fleisch (es schmeckte angenehm süß) und sah zu dem Mann hinüber. Er war groß, trug keinen Bart (ebenfalls ein Verstoß gegen die Sittenordnung, jedenfalls für die Fundamentalisten), darüberhinaus war er auch kein Einheimischer, dafür war seine Haut zu weiß; aber er schien sich keine Sorgen um irgendwelche Milizen zumachen. Er spielte mit einer Münze in der Hand, von der zuweilen Lichtreflexionen mein Auge trafen; jedesmal, wenn das geschah musste ich kurz die Augen schließen, damit der eingebrannte Punkt aus meinem Gesichtsfeld verschwand. Während ich ihn so beobachtete registrierte ich das Gedränge der Menschen, die mich anstießen und bei Seite schoben – die Gerüche, eine Mischung aus Gewürzen, einheimischen Essen, Benzin, Kot und Abgasen – die Schreie der Händler und das Hupen der Auto nur am Rande. Ich und der Mann waren zwei Fremdkörper in einer fließenden Masse. Immer noch hielt der Mann im grauen Anzug sein Gesicht mir zugewendet und immer noch war ich mir nicht sicher, ob er mich beobachtete oder nicht. Ich entschloss auf Nummer sicher zu gehen und verließ daher meinen Platz an dem Melonenstand, wurde wieder Teil der Menge. Als ich mich, nach einigen Schritten wieder nach dem Mann umsah, konnte ich ihn nicht entdecken; er stand nicht mehr an dem Fischstand. Ich reckte mich, um zu sehen, wohin er verschwunden war.
Dann lag ich mit dem Gesicht am Boden, schmeckte heißen Staub. Jemand trat auf mein Bein und stolperte, während ich aufschrie. Ich rappelte mich auf, rückte meine Brille zurecht; eines der Gläser war gesprungen.
„Elender Hundesohn, kannst du nicht aufpassen.“, beschimpfte mich ein dicker Mann auf Arabisch, wohl der, dessen Schuhabsatz ich auf meiner Wade spürte. Als er erkannte, dass ich ein Ausländer war – was nicht weiter schwer war, trotz des Bartes den ich mir hatte stehen lassen und der traditionellen Kleidung, die ich trug – fuhr er härtere Geschütze auf: „Heide, Ungläubiger, Allah wird dich strafen.“
„Entschuldigen sie.“, erprobte ich meine Arabisch Kenntnisse und sah zu, dass ich verschwand, bevor irgendwelche Milizen auf mich aufmerksam wurden. Noch ein paar Flüche drangen an mein Ohr, dann war die Stimme des Mannes eins geworden mit dem allgemeinen Lärm.
Im gehen versuchte ich mir zusammen zu reimen, was passiert war. Jemand musste mich gestoßen haben, eine andere Erklärung gab es nicht (und sie war auch sehr naheliegend, bei dem Gedränge auf dem Basar); ich war, da ich mich nach dem Anzugträger umgesehen hatte, auf Zehenspitzen gestanden, hatte also nicht den Besten halt gehabt und war deshalb gestürzt.
Ich stellte mich in die Nähe eines Standes, hinter dem ein alter Mann saß und einem für ein paar Münzen aus der Hand las (er hatte bemerkenswert viel Kundschaft) und sah mich noch einmal nach dem Mann im Anzug um. Nichts zu sehen. Er ist halt weiter gegangen, dachte ich. Warum machst du dir überhaupt noch Gedanken wegen ihm.
„Wollen sie auch? Ich kann ihr Schicksal auf ihrer Hand enträtseln. Kostet sie nur 1 Dollar.“
Ich wandte mich um; der Greis sah mich mit seinen dunklen Augen an und zeigte seine lückenhaften und stark verfärbten Zahnreihen, bei einem Lächeln seiner ausgezehrten Lippen.
„Nein, danke.“

Das zweite Mal, dass ich einen Mann im grauen Anzug sah, war in dem teuer eingerichteten Speisesaal meines Hotels, das in der relativ sicheren grünen Zone steht. Erst dachte ich der Mann, der mir da, schräg-links, an einem mit dem meinem völlig identischen Tisch gegenübersaß und bedächtig an seinem Glas nippte, sei der Gleiche wie auf dem Basar. Doch diesem ging eine feine Narbe, über die komplette Wange und er war größer als sein Gegenstück auf dem Markt – den das die beiden zusammen gehörten war offensichtlich, die Anzüge waren sogar bis auf das kaum auszumachende Streifenmuster und die Manschettenknöpfe, die seltsam weit auseinanderlagen, gleich. Was diesen Mann noch, von dem von vorhin unterschied war, dass er überhaupt keine Notiz von mir nahm; er blickte gelangweilt im Raum umher, wartete wahrscheinlich auf sein Essen. Ich wandte ich von ihm ab, bevor er merkte, das ich ihn die ganze Zeit anstarrte und betrachtete, das kunstvoll verzierte Besteck, indem sich das Licht des großen Deckenleuchter, aus echtem Kristall und Gold, spiegelte, dessen sich das Hotel so gerne bei seiner Werbung bediente.
Mit den Fingerspitzen der linken Hand fuhr ich über das kühle Metall der Gabel, drückte leicht auf die Zinken, sodass kleine Punkte in den Kuppen von Zeige- und Mittelfinger zusehen war, als ich sie betrachtete.
Ich dachte an Anis. Was sie wohl gerade tat? Ich sah auf meine Uhr, die ich zu meiner Konfirmation bekommen habe und seit dem trage: viertel nach neun; dann war es in Europa später Nachmittag. Wahrscheinlich unternahm sie was mit ihren Freundinnen, ging ins Kino oder schwimmen (inzwischen musste es auch in Deutschland warm genug sein, wenn nicht gerade wieder ein Arktistief anrückte) oder hing vor ihrem Computer und chattete – wie immer halt.
Der Kellner kam – ein junger Mann, dem die Hoteluniform ausgezeichnet stand und stets mit einem Lächeln auf den Lippen, wie es im Hotelbereich häufig, außerhalb der grünen Zone jedoch eher selten zu finden ist. Mit einer galanten Bewegung, nahm er meinen Whisky-Soda von dem silbernen Tablett, das er auf der rechten Hand balancierte und auf dem noch weitere Getränke standen und stellte ihn vor mir ab. Ich bedankte mich und er ging weiter.
Ein Aufblitzen, dass sogleich wieder verschwand lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich; ich fühlte mich an den grauen Mann auf dem Basar erinnert und blickte daher zu seinem Kollegen – doch es war nicht zu erkennen, ob er es gewesen war. Doch er sah mich jetzt an und ich starrte zurück, in diese dunklen Augen, deren Blick so energisch und gefühlskalt war, dass ein Schauer meinen Rücken hinab lief. Aber ich wandte mich nicht ab, maß mich weiter mit meinem Gegner; dieser jedoch lächelte spöttisch und drehte sich weg, als habe er nichts mit mir zu tun und wundere sich über meinen aufdringlichen Blick. Und es war ja auch gar nicht raus, ja gar nicht wahrscheinlich, dass meine instinktive Annahme und, ich will es nicht leugnen, Furcht berechtigt war; eigentlich völlig absurd auch nur daran zu denken. Aber den Gedanken dieser Mann, oder besser diese Männer, könnten etwas von mir wollen, wurde ich trotzdem nicht los. Erst der Kellner, der mein Essen brachte, erlöste mich von meiner Grübelei. Ich wandte mich geistig von dem Mann im grauen Anzug ab und widmete mich dem gereichten Fisch, der mir zusammen mit dem Whisky vorzüglich mundete.

Nach dem Essen suchte ich mein luxuriöses und dementsprechend teures Hotelzimmer auf. Ich zog mich aus und stellte mich unter die Dusche; das kalte Wasser wusch mir nicht nur Schweiß und Staub, des Tages von der Haut, sondern es erfrischte mich auch innerlich. Nach dem Abtrocknen besah ich mir die Stelle auf die mir der Mann auf dem Basar getreten war; ein großer Bluterguss von dunklem Lila prangte dort, der als ich ihn betastete, aber weniger schmerzte als gedacht. Ich verließ das Bad, ging zum Bett hinüber und genoss dabei, dass samtig-weiche Gefühl, des Perserteppich unter meinen nackten Füßen. Die Matratze gab für meinen Geschmack zu stark nach, als ich mich an den Rand des Bettes setzte, aber die Laken waren angenehm frisch und ich ließ mich auf den Rücken fallen, schloss die Augen. Der kühle Hauch der Klimaanlage strich mir über die Haut und meine Härchen stellten sich auf. Ich atmete tief durch, entspannte mich. Eine Fliege summte ganz in der Nähe; ich öffnete träge mein linkes Auge, suchte sie, fand sie aber nicht gleich und so ließ ich es, da mich das Surren nicht störte, bleiben.
Ein Klopfen an der Tür, ein energisches Klopfen, dass nach einer großen Faust klang, riss mich aus meiner Ruhe. Sofort musste ich an die Männer in grau Denken. Wer sonst sollte etwas von mir wollen? Mein Herz klopfte wild und nicht ganz regelmäßig; indes ich dalag und nicht aufzustehen wagte. Ich drehte mich an den Rand des Bettes, erhob mich aber nicht, sondern beobachtete, wie die Sekunden auf dem Digitalwecker neben meinem Bett vergingen, zählte sie.
1… 2… 3… 4… 5… 6… 7…
Wieder klopfte es – drei Sekunden lang.
1… 2… 3…
Die Nachfolgende Stillte war schwer wie Beton. Die Sekunden verstrichen.
1… 2… 3… 4… 5…
Diesmal war das Klopfen, eher schon ein Bollern, nahe daran, als wolle der jemand da draußen sich mit Gewalt zutritt verschaffen. Ich stand auf, der Besucher würde sich wohl nicht mit der verschlossenen Tür zufrieden geben und außerdem war es ja gar nicht sicher, ob es wirklichen einer von den Grauen war; was wenn ein Hotelangestellter mit einer wichtigen Nachricht da vor der Tür stand oder ein guter Freund, der zufällig vorbei gekommen war? Ich brauchte sieben Schritte zur Tür, zählte sie mit, leise flüsternd.
1 … 2… 3… 4… 5… 6… 7…
Während des ganzen Weges, für den ich weit länger als sonst brauchte, hielt ich die Türklinke starr im Blick. Mein Puls pochte in meinen Schläfen. Zögernd griff ich nach der Klinke, befühlte ihre geschwungene Form, die dezenten Reliefverzierrungen, drückte sie nicht, noch nicht. Wieder verstrichen die Sekunden. Ich erwartete jeden Moment ein erneutes Klopfen. Trotz der Klimaanlage, fühlten sich meine Achselhöhlen und mein Rücken feucht an, ein Schweißtropfen rann mir ins Auge; ich wischte in weg, das Brennen verschwand. Meine Speicheldrüsen hatten ihren Dienst eingestellt und so war mein Mund von zähem Schleim erfüllt, denn ich krampfhaft zu schlucken versuchte.
Langsam drückte ich die Klinke, trat einen kleinen Schritt zurück und zog noch langsamer die Tür auf. Draußen stand ein Hotelbediensteter in seiner edlen Uniform, ein Tablett mit einer Weinflasche und zwei Gläsern (warum zwei?) darauf und lächelte unterwürfig. Ich stieß die Luft aus meinen Lungen, atmete anschließend mehrmals tief ein und aus, bevor ich einen Schritt vorwärtsmachte und zu einer Begrüßung ansetzte; sie sollte jedoch nicht über das Stadium des Entschlusses hinauskommen. Denn ein Arm streckte sich seitlich in den Ausschnitt des Türrahmens, ein kräftiger Arm mit teurer Uhr und in einem grauen Anzug steckend, der sich vor den Brustkorb des Bediensteten schob und diesen nach hinten drängte. Mein Herz setzte zu einem Stakkato an, indes dem Arm eine Schulter, ein Bein folgten, bis der Mann aus dem Speisesaal völlig vor mir stand; er jetzt viel mir auf wie riesig er war, gut zehn Zentimeter größer als ich und deutlich stärker, seinen breiten Schulter nachzuschließen. Der Mann lächelte breit, ließ zwei Reihen wohl gepflegter Zähne sehen, die seltsam klein in dem großen Mund wirkten.
„Guten Abend, bitte entschuldigen sie die Störung, aber ich muss unbedingt etwas mit ihnen besprechen. Dürfte ich herein kommen?“
Die Stimmte des Mannes klang auf eine geschäftige Art freundlich, wie die eines Vertreters, der gerade versucht einen übers Ohr zu hauen. Ich trat unwillkürlich zurück und deutete, in einem Anflug von antrainierter Höflichkeit, mit einer einladenden Gäste auf den kleinen Tisch, der fast in der Mitte des Zimmers von vier Stühlen umstanden wurde; wir setzten uns.
„Ich möchte mich kurz vorstellen, ich bin Mister Smith.“, sprach der Mann weiter; ich erwiderte nichts. „Ich muss ihnen leider mitteilen, dass sie in Schwierigkeiten stecken.“
„Was für Schwierigkeiten?“
„Nun ja, sie sind verhaftet und das dürfte man wohl als ein Problem bezeichnen, auch wenn eine Festnahme noch lange kein Urteil ist, was sie bitte bedenken sollten.“
Verhaftet warum? Wieso? Von wem?
Ich stellte die mir wichtigste Frage zuerst.
„Ich bin vom Gericht.“
„Vom Gericht?“
„Ja, das habe ich doch eben gesagt.“
Der Mann war anscheinend ehrlich davon überzeugt, dass damit alles geklärt sei.
„Könnte ich bitte ihren Ausweis sehen?“
„Der tut doch nicht zur Sache.“
„Und was wird mir vorgeworfen?“, fragte ich der Verzweiflung nahe.
„Das werden sie noch früh genug erfahren. Nun lassen sie uns aber erstmal was trinken, bevor wir wieder zur Pflicht schreiten.“
Er winkte dem Hoteljungen, der völlig unberührt schien von dem was sich hier abspielte; dieser kam, stellte die Gläser vor uns, schenke ein und zog sich, die Flasche dalassend, auf Wink, von Mister Smith zurück.
Er wird Hilfe holen, ganz bestimmt; es muss ihn doch schließlich auffallen, dass das hier nicht mit Rechten dingen zu geht; seine Teilnahmslosigkeit hat er nur gespielt und jetzt geht er zum Hoteldirektor und der verständigt dann die Amerikaner, die mich hier rausholen werden. Ich muss den Mann hier nur lange genug hinhalten.
„Nun, wollen wir nicht anstoßen?“, fragte Mr. Smith, sein Glas bereits in der Hand.
Ich beeilte mich seinem Vorschlag nachzukommen; die Gläser stießen mit leisem Klingen aneinander. Der Wein schmeckte sehr trocken, genau, wie ich in liebte. Entweder war es reiner Zufall oder diese Männer hatten mich schon sehr lange beobachteten. Ich schauderte. Mein Gegenüber, hielt sein Glas mit gespielter Grazie und betrachtete sein verzerrtes Spiegelbild.
„Du musst wissen, dass ich Menschen nicht gerne schlecht gegenüber bin. Und das bin ich jetzt ja auch gar nicht, ich tue nur meine Pflicht, verrichte damit sogar der Gemeinschaft einen Dienst, trotzdem fühle ich mich bei ihrem Fall nicht ganz wohl und möchte ihnen daher ein Angebot machen: Wenn sie etwas wollen, sagen sie es mir. Natürlich kann ich ihnen ihre Freiheit nicht wieder beschaffen, aber ich werde sehen ob sich ihr Verlangen erfüllen lässt. Also haben sie ein solchen Wunsch, bei dessen Erfüllung ich ihnen behilflich sein kann.“
Die Gespreiztheit seiner Stils nervte mich; ich bin zwar solchem Still in der Literatur nicht abgeneigt, in der gesprochenen Sprache jedoch sehr wohl, auch wenn ich die sprachlichen Fähigkeiten des Mannes bewunderte.
Dennoch antwortete ich: „Ja, sie könnten mir einen Gefallen tun. Ich würde gerne meine Tochter anrufen.“
„Ich werde sehe, ob sich etwas in dieser Richtung machen lässt, aber Sicherheit kann ich ihnen nicht geben. Nun denn, wir müssen gehen.“
Damit trank er sein Glas aus, wischte sich die Lippen mit dem Handrücken ab, erhob sich; ich tat es ihm gleich. Er gewährte mir den Vortritt und so verließen wir das Zimmer, die wohl recht teure Weinflasche, kaum genossen, zurücklassend. Auf dem Gang erwarteten und zwei weitere Männer in Grau, die uns schweigend folgten. Wir schritten den Korridor hinab, an dessen Ende uns ein offenstehender Aufzug erwartete. Auf dem Weg nach unten musste ich daran denken, dass der Hoteljunge wohl von den Männer in Grau bezahlt wurde – ansonsten hätte schon längst der Hotel eigene Sicherheitsdienst aufkreuzen müssen. Aber eine neue Hoffnung keimte in mir; es würde unmöglich sein, mich unbemerkt durch die Eingangshalle zubringen, in die der Fahrstuhlschacht mündete; es sollte ein Leichtes sein, dort auf meine Lage aufmerksam zu machen und Hilfe zubekommen. Der Fahrstuhl hielt – mein Magen sackte leicht durch, wobei mir, wie immer, leicht übel wurde – und öffnete seine Türen mit einem leisen Ping und der Ansage auf drei verschiedenen Sprachen, dass man im Erdgeschoss sei.
Ich trat, gefolgt von meiner Eskorte, in die absolut stille Eingangshalle, beobachtet von einer Menge an Gästen, die mich unverhohlen anstarrten und alle so wirkten als wären sie Zuschauer bei einer Hinrichtung; keiner machte auch nur im geringsten Anstalten mir zu helfen. Langsam durchquerten wir den Raum; jedesmal wenn ich versuchte das Tempo zu beschleunigen, um den Blicken Menge zu entgehen, die auf meiner Haut brannten und mir Schweißausbrüche verursachten, wurde ich von einem meiner Begleiter am Arm gepackt und zu gemäßigterem Tempo angehalten. Ich spürte, wie mir die Schamesröte ins Gesicht stieg, als ein kleines Mädchen mit dem Finger auf mich zeigte und ein Mann, wahrscheinlich ihr Vater, sie sogleich in den Arm nahm, als er merkte, dass ich sie ansah, als müsste er sie vor mir in Schutz nehmen. Ich wandte mich ab. Ein Blitzlicht flammte auf und dann war ich Mittelpunkt eines der Gewitter, die sonst nur Stars und Politiker erdulden müssen oder eben Schwerverbrecher. Endlich verließen wir die Halle durch die vier flügelige Drehtür, deren einzelne Abteile großgenug waren, um mich mitsamt meiner Eskorte auf zu nehmen. Ein Schwall kühler Luft kam uns entgegen, der meine Schweiß trocknete. Wir gingen über den schmalen Bürgersteig auf eine wartende Limousine zu. Kurz sah ich zu den Sternen auf, die von der Helligkeit der Stadt beinahe überstrahlt wurden, suchte ihren Frieden. Mr. Smith hielt mir die Tür auf und stieg dann mit mir hinten ein, während seine Kollegen vorne Platz nahmen; sie nahmen wohl – zu Recht – an, dass ihr Chef mit mir keine Schwierigkeiten habe würde, sollte ich mich zu wehren versuchen. Dann fuhren wir.

Der Richter machte noch immer keinerlei Anstalten die Verhandlung zu eröffnen, vielmehr unterhielt er sich leise mit seinen beiden Nachbarn, von denen ich nicht wusste wer sie waren; sie saßen mir an einem riesigen, mit Einlegearbeiten reich verzierten Tisch aus dunklem Holz, auf Stühlen mit hohen Lehnen, weichen Polstern und Armlehnen vor. Ich hatte, ebenso, wie ein neben mir sitzender Mann, der aber mit seinem grauen Anzug wohl auch zum Gericht gehörte, mit der sehr ungemütlich, da mit zu steiler Lehne und zu kurzem Sitzpolster, sodass man sich gegen die Rückwand stützen musste um nicht auf den Boden zu rutschen, versehenen Anklagebank vorlieb zu nehmen. Ich sah mich um. Der Raum war groß, aber mit bedrückend niedriger Decke und bis auf einen schmalen Gang in der Mitte und dem Podest mit dem Richtertisch, völlig mit schlichten, aber allesamt unbesetzten Metallstühlen bestuhlt. Die Wände waren aus dem selben Holz, wie der Tisch vor mir, entbehrten aber jeglicher zierrender Schnörkel, was sie sehr düster wirken ließ. Meine Beinmuskeln begannen langsam zu schmerzen und ich warf den Männern vor mir einen ungeduldigen Blick zu. Der von mir aus gesehen Rechte war von kleiner und magerer Statur, grauhaarig und schien der Rangniedrigste der Drei zu sein, denn er äußerte sich immer nur unter unterwürfiger Gebärden. Der linke hingegen redete sehr energisch mit dem Richter und war bei weitem größer als das kleine Männchen, dass er weitgehend ignorierte; ihm waren von Seiten der Schöpfung her sehr dunkle, elegant geschwungene Augenbrauen zuteil geworden, die er durch Heben, Senken und Schrägstellen zur Unterstreichung seiner Worte heranzog. Was den Richter betrifft, so war er sogar noch kleiner als das kriecherische Männlein zu seiner Linken, aber keineswegs ohne Selbstvertrauen – er schien einen guten Teil seines Willens aus seiner gewaltigen Masse zu ziehen, die sich von den Stuhllehnen eingeengt nach vorne schob und fast den Tisch berührte, den mit Händen zu erreichen dem Mann unmöglich war. Schließlich, als ich bereits am Rande zweier Beinkrämpfe stand, beendete der Richter das Gespräch, sorgte mit einem Hammerschlag auf seine Stuhllehne bei der nicht vorhandenen Menge für Ruhe und verkündete: „Die Verhandlung ist eröffnet. Es geht um die Schuldheißung des vorsitzenden Thomas Armin Söller.“
„Aber der bin ich doch gar nicht. Ich heiß…“, brach es aus mir heraus. Ich war sowohl erfreut darüber, dass es sich nur um eine Verwechslung zu handeln schien, als auch Entsetzt, dass der Richter anscheinend schon von meiner - beziehungsweise des Mannes für den er mich hielt – Schuld überzeugt war.
„Schweigen sie! Unterstehen sie sich mich zu unterbrechen. Ab nun werden sie nur noch reden wenn ich ihnen das Wort erteile.“, unterbrach mich der Richter energisch. Also schwieg ich.
„Und was ihre Identität angeht, die wird noch Einwand frei durch einen Zeugen geklärt werden. (An dieser Stelle sah ich mich im Raum um, ich konnte keinen Zeugen entdecken, außer vielleicht dem Mann neben mir, dessen Gesicht von der Anstrengung auf der Bank sitzen zu bleiben gezeichnet war.) Doch dazu werden wir erst bei gegebener Zeit kommen. Es geht also um die Schuldheißung von Thomas Armin Söller. anwesend sind Verteidiger Rot, Kläger Schwarz und der Schriftführer Feist. Die Anklage ist dem Angeklagten bereits bekannt, da er ja als Schuldiger die von ihm selbst begangene Tat kennt.“
„Aber…“
Ein Blick des Richters brachte mich zum Schweigen. Der Mann fuhr dann unberührt fort:
„Daher überlassen wir das Wort dem Verteidiger.“
Der Mann neben mir stand auf, strich seinen Anzug glatt, straffte sich, sichtlich erleichtert stehen zu dürfen.
„Der Angeklagte ist schuldig, dass steht außer Frage, doch möchte ich bei den Richter darum bitten die Unwissenheit dieses Mannes bei seiner Urteilsverkündung zu bedenken.“
Das wars auch schon und der Mann nahm wieder Platz. Ich war fassungslos; meiner Verteidiger sagte ganz offen das ich schuldig sei, was auch jeder andere in diesem Raum, für eine Tatsache hielt, während ich noch nicht einmal die Anklage gehört hatte, da diese mir ja angeblich bekannt war.
„Nun denn, der Zeuge möge eintreten.“
Ich wandte mich zur Tür, durch die ein wahrer Gnom trat (er war noch kleiner als der Richter, verhutzelt und von faltigem Antlitz), mit schriller Stimme schrie: „Das ist er, das ist er!“ und wieder verschwand.
Wäre die Situation nicht so bedrohlich, ich hätte laut losgelacht, doch auch unter diesen Umständen, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen.
„Nun denn, damit wäre ich Identität ja geklärt. Ich sehe sie wollen noch ein paar Worte sagen, dabei gibt es doch gar keinen Grund mehr. Aber bitte sehr, sprechen sie nur.“
Ich sprang auf. Meine Beine zitterten, doch auch ich empfand die Erleichterung stehen zu können.
„Nun, ich danke ihnen. Ich möchte sie auf ein paar Missstände hinweisen, die mir hier bitter aufstoßen. Erstens ist es nicht akzeptabel, dass sie mir nicht mitgeteilt haben, was mir vorgeworfen wird. Zweitens bin ich immer noch nicht Thomas Armin Söller sondern Max Braun. Der von ihnen sogenannte Zeuge kann im übrigen nicht ernst genommen werden, er wurde ja gar nicht von der Verteidigung befragt. Kommen wir zum dritten Punkt. Mein Verteidiger hat seine Pflichten aufs Äußerte vernachlässigt. Er hat mich weder wirklich verteidigt, noch hat er sich mit mir besprochen. Wenn diese ganze Farce schon nötig ist, so will ich ein ordentliches Gericht und ich will mit meiner Botschaft telefonieren, was man mir bisher auch nicht ermöglicht hat.“
Ich setzte mich erst gar nicht wieder hin, sondern blieb mit vorgestrecktem Kopf stehen, darum bemüht den fetten Richter in seinem Stuhl festzunageln. Der erhob sich nun seinerseits, mit allen Anzeichen des Zorns in seinem Äußeren: seine zu Fäusten geballten Hände bebten und fuhren in stummen Gesten durch die Luft, seine Lippen waren blutleer und aufs heftigste verkniffen, die Farbe seines Gesichtes war ein helles Rot, das auf den Wangenknochen fahlen Flecken wich, sein Schnurbart zitterte, die pralle Wölbung seines Bauches wogte im Rhythmus seines schnellen Atems. Er brauchte einige Sekunden um sich zu sammeln, dann jedoch fuhr er mich mit aller Gewalt seines Amtes und seiner Fettleibigkeit an:
„Wie können sie es wagen Kritik an dieser heiligen Institution zu äußern, zu Mal so nichtige und kleinliche, so widerwärtig unnütze und ganz vom Wesen des feigen Mannes geprägte Kritik? Ihr Verteidiger hat nicht weniger als das Äußerte getan. Er hat darum gebeten ihre Unwissenheit zu berücksichtigen und ihnen damit einen guten Standpunkt gegeben; doch nun können sie auf keine Milde hoffen. Ich werde sie lehren auf solch ungehobelte Art unsere göttliche Einrichtung zu beschmutzen. Das hohe Gericht verkündet sein Urteil! Der Angeklagte soll hängen! Schafft ihn mir aus den Augen!“

„Was mussten sie sich auch beklagen?“, fragte Mr. Smith mit traurigem Tadel. „Ihre Situation war doch gar nicht mal so schlecht. Selbst wenn es zu einer Verurteilung gekommen wäre, hätten sie in Revision gehen können, was nach ihrem Ausbruch jedoch unmöglich ist.“
Wir saßen in meiner Zelle, jenem zweimal zwei Meter Raum, der mein letztes Zimmer vor der Todeszelle sein soll, jeder auf einem der beiden Metallstühle, wie sie auch im Gerichtssaal standen, zwischen uns ein blanker Metalltisch, auf dem ein Block mit Stift und ein schnurloses Telefon lagen. Ich nickte nur.
„Aber ich habe es geschafft den Richter zu überreden, dass sie ihre Tochter anrufen können. Jedoch muss ich sie davor warnen, etwas über ihre jetzige Situation zu verraten; lassen sie es einfach bleiben, dann können sie länger mit ihrem Kind reden und bekomme keinen Ärger. Also dann, ich lasse sie jetzt allein, aber glauben sie nicht ich würde es nicht merken, wenn sie schwätzen oder nicht ihre Tochter anrufen. Sie haben fünf Minuten.“
Er ging und schloss hinter sich die stählerne Panzertür, mit dem kleinen Fenster, durch das man Essen schieben oder mit dem Insassen reden kann, ohne dafür die ganze Tür zu öffnen.
Mit zittrigen Fingern tippte ich Anis Handynummer, hielt mir das Telefon ans Ohr, hörte das langgezogene Tuten – einmal, zweimal, dreimal, viermal.
„Hallo?“
Ihre Stimme klang so warm, so lebendig, dass Tränen in meine Augen stiegen.
„Hallo, wer ist den da?“
„Ich bin es, Dad.“
„Dad, schön das du anrufst, wie geht es dir?“
„Gut, gut. Und dir?“ Meine Stimme zitterte, ich musste ständig gegen die Tränen und meine zugeschnürte Kehle kämpfen.
„Ich vermisse dich, aber sonst super. Was machst du denn gerade?“
„Nichts wichtiges. Aber du, du machst doch heute bestimmt was, ihr habt doch Wochenende.“
„Ja, ich gehe heute mit Lisa und Cathy in die Disko, ein paar Jungs aufreißen.“, meinte sie lachen. Ich wusste, dass das nur ein Scherz war, Anis hatte einen festen Freund, Yannick, der jedoch gerade auf einem Schulaustausch war und er in vier Wochen wieder kommen würde.
„Wann kommst du zurück Dad?“, fragte sie unvermittelt und ich konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken, denn das Bild unseres Abschiedes war in mir aufgestiegen. Wir standen am Anfang der Gangway, einander mit den Armen umschlingend, sie ihr Gesicht gegen meine Brust gedrückt, sodass ihre Tränen mein Hemd durchnässten. „Geh nicht. Ich will nicht auch noch dich verlieren.“, hatte sie gesagt und dabei zu mir aufgesehen. Und ich hatte gesagt, dass ich bald wiederkäme und war in mein Flugzeug gestiegen und nun würde ich sie nie wieder sehen.
„Dad?“, sie klang erschrocken. „Dad, ist was? Dad nun sag bitte was mit dir los ist.“
„Nichts mein Schatz, ich liebe dich. Muss Schluss machen.“, meinte Stimmte brach und ich legte auf, ließ das Telefon zu Boden fallen und wand mich im Weinkrampf. Irgendwann kam Smith und nahm das Telefon mit sich; ich achtete nicht darauf.
Später, viel später habe ich mich beruhigt. Ich habe dagesessen und die Wand angestarrt und mir vorgestellt, wie mein Tod sein würde. Ich habe mir ausgemalt, wie der Henker herein kommen würde, seine Mütze, mit den Augenlöchern schon auf dem Kopf. Er würde mich packen und mit sich ziehen. Dann, wenn ich schon auf dem Galgen stehe, wird er die Schlinge über meinen Kopf ziehen und anschließend den Hebel umlegen, der den Boden unter meinen Füßen verschwinden lässt. Ich stellte mir vor, wie mein Genick den Fall mit einem Ruck abfängt, aber nicht bricht und wie ich langsam ersticke. Ich spürte den Druck, der meinen Kehlkopf zerquetschte.
Um nicht mehr denken zu müssen, griff ich schließlich nach Block und Stift und begann meine Erlebnisse aufzuschreiben, auch wenn die Diener dieses Gerichts sie wohl vernichten werden, sie geben mir Halt und das war und ist Grund genug.
Als ich gerade bei der Hälfte angelangt war, schob sich die Klappe in der Tür mit einem Ratschen auf und man reichte mir eine Suppe, meine Henkersmahlzeit. Ich nahm sie, verschlang sie hastig, indes ich nicht aufhörte zuschreiben, denn eine seltsame Angst hatte mich überkommen, dass sie mich hohlen könnten bevor ich fertig wäre. Doch ich habe es geschafft und sitze nun, mit Rückenschmerzen auf dem Stuhl, dessen kaltes Metall sich durch mein Hemd drückt und warte. Und das ist das schlimmste, diese Warten auf den Tod, denn es ist ohne Hoffnung. Bisher konnte und habe ich immer gehofft – darauf, das man mich rettet, sich alles als ein Irrtum erweist, dass ich da irgendwie schon rauskommen würde – doch nun ist das vorbei, es gibt nichts was der Hoffnung so schnell und gründlich ein Ende setzt wie ein Todesurteil.

Es ist soweit, in der Ferne höre ich Schritte, sie kommen näher. Der Schlüssel dreht sich im Schloss, die Tür schwingt auf.

 

Hey Eldrad

Da die Geschichte lang ist, und ich nicht wirklich die Lust habe, sie zweimal zu lesen, um dir irgendwelche Vorschläge zu machen, mache ich jetzt meine Liste. (Da läuft man aber immer Gefahr etwas zu kritisieren, was sich gegen Ende von selbst klärt. Ich sags nur, damit du nicht denkst, ich würde mir selbst widersprechen und damit keine Missverständnisse auftreten.)

Er passte nicht auf den Markt; alle, die Einheimischen ebenso wie die wenigen Ausländer, trugen hier arabische Trachten
Ab da habe ich die Geschichte mit mehr Aufmerksamkeit gelesen, weil ich auf den Orient stehe und mich für den Nahost-Konflikt interessiere.
Dazu mal eine Frage: Wo genau soll die Geschichte spielen.
(Ich denke da an Afghanistan; Pakistan, aber in beiden Ländern spricht man kein Arabisch. Marokko oder Ägypten passt dann für mich sehr gut.)
saftige Fleisch (es schmeckte angenehm süß) und sah zu dem Mann hinüber.
Klammer sind in literarischen Texten nicht willkommen.
Er war groß, trug keinen Bart (ebenfalls ein Verstoß gegen die Sittenordnung, jedenfalls für die Fundamentalisten),
Nuja, nee, falsches Bild, nicht einmal Moslems müssen einen Bart tragen. Es ist eine freiwillige Sache. Und Fundamentalisten ist eh so ein vom Westen falsch definiertes Wort. Denn Fundamentalisten heißt ja nichts anderes, dass diese Menschen sich auf das Fundament - also den Kuran - stützen - aber das tun eben alle Moslems. Also sind alle Moslems Fundamentalisten. Keine Ahnung, sag halt Terroristen, wenn du die meinst. :)
„Elender Hundesohn, kannst du nicht aufpassen.“, beschimpfte mich ein dicker Mann auf Arabisch, wohl der, dessen Schuhabsatz ich auf meiner Wade spürte. Als er erkannte, dass ich ein Ausländer war – was nicht weiter schwer war, trotz des Bartes den ich mir hatte stehen lassen und der traditionellen Kleidung, die ich trug – fuhr er härtere Geschütze auf: „Heide, Ungläubiger, Allah wird dich strafen.“
:lol:
Das geht mal gar nicht. Dieses Bild suggerieren dir amerikanische Sendungen, das ist nicht echt. Araber - man mag es kaum glauben, sind gastfreundlicher als sie aussehen.
Ich wandte ich von ihm ab, bevor er merkte, das ich ihn die ganze Zeit anstarrte und betrachtete, das kunstvoll verzierte Besteck, indem sich das Licht des großen Deckenleuchter, aus echtem Kristall und Gold, spiegelte, dessen sich das Hotel so gerne bei seiner Werbung bediente.
Die Geschichte ist stilistisch eine kleine Katastrophe und zudem sind da Infos drin, die nicht erheblich für den Plot oder irgendwelche Charakterisierungen sind.
Mit den Fingerspitzen der linken Hand fuhr ich über das kühle Metall der Gabel, drückte leicht auf die Zinken, sodass kleine Punkte in den Kuppen von Zeige- und Mittelfinger zusehen war, als ich sie betrachtete.
Damit erzeugst du kein Horror, Habibi, höchstens Langeweile.
Ich sah auf meine Uhr, die ich zu meiner Konfirmation bekommen habe und seit dem trage: viertel nach neun; dann war es in Europa später Nachmittag.
Kann nicht sein. Es sind keine sechs Stunden Unterschiede von hier bis Nahost.
Nach dem Essen suchte ich mein luxuriöses und dementsprechend teures Hotelzimmer auf. Ich zog mich aus und stellte mich unter die Dusche; das kalte Wasser wusch mir nicht nur Schweiß und Staub, des Tages von der Haut, sondern es erfrischte mich auch innerlich. Nach dem Abtrocknen besah ich mir die Stelle auf die mir der Mann auf dem Basar getreten war; ein großer Bluterguss von dunklem Lila prangte dort, der als ich ihn betastete, aber weniger schmerzte als gedacht. Ich verließ das Bad, ging zum Bett hinüber und genoss dabei, dass samtig-weiche Gefühl, des Perserteppich unter meinen nackten Füßen. Die Matratze gab für meinen Geschmack zu stark nach, als ich mich an den Rand des Bettes setzte, aber die Laken waren angenehm frisch und ich ließ mich auf den Rücken fallen, schloss die Augen. Der kühle Hauch der Klimaanlage strich mir über die Haut und meine Härchen stellten sich auf. Ich atmete tief durch, entspannte mich. Eine Fliege summte ganz in der Nähe; ich öffnete träge mein linkes Auge, suchte sie, fand sie aber nicht gleich und so ließ ich es, da mich das Surren nicht störte, bleiben.
Es passiert nichts. Falls du versuchst so Atmosphäre aufzubauen, dann muss ich dich täuschen, das ist langweilig, das geht temporeicher. Atmosphäre kann man auch mit wenigen Sätzen aufbauen.
sie sollte jedoch nicht über das Stadium des Entschlusses hinauskommen
Das ist nüchtern und distanziert erzählt, was überhaupt nicht zu der Situation passt.
Denn ein Arm streckte sich seitlich in den Ausschnitt des Türrahmens, ein kräftiger Arm mit teurer Uhr und in einem grauen Anzug steckend,
Der macht sich gerade in die Hose und alles, was auffällt, ist die teure Uhr? :D
er jetzt viel mir auf wie riesig er war, gut zehn Zentimeter größer als ich und deutlich stärker,
Was?
Zehn Zentimeter größer sind ja nicht grad viel, dazu müsste man natürlich wissen, wie groß dein Protagonist ist, gell?

Sie/Ihr/Ihren usw. werden groß geschrieben. Höflichkeitsform und so.

„Ich bin vom Gericht.“
„Vom Gericht?“
„Ja, das habe ich doch eben gesagt.“
Der Mann war anscheinend ehrlich davon überzeugt, dass damit alles geklärt sei.
„Könnte ich bitte ihren Ausweis sehen?“
„Der tut doch nicht zur Sache.“
„Und was wird mir vorgeworfen?“, fragte ich der Verzweiflung nahe.
„Das werden sie noch früh genug erfahren. Nun lassen sie uns aber erstmal was trinken, bevor wir wieder zur Pflicht schreiten.“
:lol:
Einen authentischeren Dialog habe ich hier noch nicht gelesen.
seine Teilnahmslosigkeit hat er nur gespielt und jetzt geht er zum Hoteldirektor und der verständigt dann die Amerikaner, die mich hier rausholen werden. Ich muss den Mann hier nur lange genug hinhalten.
George Bush wird höchstpersönlich in seinem "World Police"-Auto ihn befreien. Du meinst natürlich nicht Amerikaner, sondern die deutsche Botschaft, hast dich da nur vertippt, nicht wahr?
„Du musst wissen, dass ich Menschen nicht gerne schlecht gegenüber bin. Und das bin ich jetzt ja auch gar nicht, ich tue nur meine Pflicht, verrichte damit sogar der Gemeinschaft einen Dienst, trotzdem fühle ich mich bei ihrem Fall nicht ganz wohl und möchte ihnen daher ein Angebot machen: Wenn sie etwas wollen, sagen sie es mir. Natürlich kann ich ihnen ihre Freiheit nicht wieder beschaffen, aber ich werde sehen ob sich ihr Verlangen erfüllen lässt. Also haben sie ein solchen Wunsch, bei dessen Erfüllung ich ihnen behilflich sein kann.“
Die Gespreiztheit seiner Stils nervte mich; ich bin zwar solchem Still in der Literatur nicht abgeneigt, in der gesprochenen Sprache jedoch sehr wohl, auch wenn ich die sprachlichen Fähigkeiten des Mannes bewunderte.
Ich bewundere das überhaupt nicht, der soll mal da den Pfropfen aus seinem Hintern ziehen, dann gehts vielleicht.
Der Angeklagte soll hängen! Schafft ihn mir aus den Augen!
Was zur Hölle solln das werden?

Ja, hab mich da jetzt durchgekämpft, das meine ich wortwörtlich, du hast richtig schlampig gearbeitet. Ich hatte das Gefühl, du hättest nur einmal gelesen und sie gepostet.
Die Hanldung ist auch nichts Neues, ich musste da an diesen Thriller mit Richard Gere denken, der Name fällt mir gerade nicht ein. Da spielt die Geschichte in China oder Japan, keine Ahnung. Jedenfalls ist der Film glaubwürdiger als deine Geschichte. Das hängt damit zusammen, weil deine Charaktere unrealistisch dargestellt sind. Man erfährt auch nicht wirklich, wieso er verurteilt wird, es gibt also keine Auflösung, für so eine lange Geschichte komme ich mir deshalb ein bisschen verarscht vor. Und ärgere mich ein bisschen. Es gibt keine Spannung, also man denkt immer, gleich gibts eine Erklärung für all das hier, aber nichts, nada. Die Leute: Richter, Verteidiger, Polizisten sind Laien, wissen wohl nichts von ihren Berufen oder der Autor hat durch etliche B-Movies ein verzerrtes Bild davon.

Du könntest auch viele Stellen streichen, viele kürzen, damit das Ding auch an Tempo gewinnt, und an einigen Stellen die aufgeblasene Sprache rausnehmen.

Der Orient hat keine Rolle gespielt, die Geschichte hätte überall statt finden können, keine Ahnung, wieso du sie dort verlegt hast, kommt wahrscheinlich davon, dass die Welt sich gerade wegen den Arabern in die Hose macht.
Wieso er sich von den Amis seine Rettung erhofft, ist mir auch schleierhaft, welche Rolle die grauen Anzüge spielen, weiß ich auch nicht. CIA ist immer schwarz oder dunkelblau. ; )

Ja, insgesamt hat es mir nicht gefallen.

JoBlack

ps. Inwiefern solln das Horror sein?

 

Hallo JoBlack,
erstmal vielen Dank fürs lesen und kommentieren, inbesondere dafür, dass du es gemacht hast, obwohl dir die Geschichte nicht gefallen hat.

Wo genau soll die Geschichte spielen.
Im Irak. Aber ich gebe zu, dass war nicht deutlich.

Klammer sind in literarischen Texten nicht willkommen.
Ich denke das ist Geschmackssache. Mir fallen zum Beispiel vier bis fünf gute und bekannte Schriftsteller ein die sie verwenden, manche sogar recht häufig.

Nuja, nee, falsches Bild, nicht einmal Moslems müssen einen Bart tragen. Es ist eine freiwillige Sache. Und Fundamentalisten ist eh so ein vom Westen falsch definiertes Wort. Denn Fundamentalisten heißt ja nichts anderes, dass diese Menschen sich auf das Fundament - also den Kuran - stützen - aber das tun eben alle Moslems. Also sind alle Moslems Fundamentalisten. Keine Ahnung, sag halt Terroristen, wenn du die meinst.

Geb ich dir recht, habe da, fälschlicherweise, an afghanische Bergstämme gedacht, bei denen der Bart ja üblich ist.

Das geht mal gar nicht. Dieses Bild suggerieren dir amerikanische Sendungen, das ist nicht echt. Araber - man mag es kaum glauben, sind gastfreundlicher als sie aussehen.
Nun ja, ich denke da alles im Irak spielt und sind die Leute sehr angespannt (bestimmt nicht alle, aber das tut ja hier nichts zur Sache) und wenn "mein" Iraker vor kurzem seine Famillie verloren hat und dafür den Amis die Schuld gibt, weil die ja den Krieg brachten und seine Wut auf alle Ausländer überträgt ist das Bild nicht so falsch. Ist aber eigentlich egal, da die Stelle beim Kürzen wegfällt, dass ich auf deinen Anstoss hin vornehmen werde.

Kann nicht sein. Es sind keine sechs Stunden Unterschiede von hier bis Nahost.
Wird nach recherchiert.

George Bush wird höchstpersönlich in seinem "World Police"-Auto ihn befreien. Du meinst natürlich nicht Amerikaner, sondern die deutsche Botschaft, hast dich da nur vertippt, nicht wahr?
Da das ganze im Irak spielt und die Amis da, im Gegensatz zu den Deutschen, ihre Truppe haben ist es doch nicht so unglaubwürdig, wenn er auf die US-Soldaten hofft, die ihn vor einer Entführung retten, für die er das ganze ja hält.

Die Hanldung ist auch nichts Neues, ich musste da an diesen Thriller mit Richard Gere denken, der Name fällt mir gerade nicht ein. Da spielt die Geschichte in China oder Japan, keine Ahnung. Jedenfalls ist der Film glaubwürdiger als deine Geschichte. Das hängt damit zusammen, weil deine Charaktere unrealistisch dargestellt sind. Man erfährt auch nicht wirklich, wieso er verurteilt wird, es gibt also keine Auflösung, für so eine lange Geschichte komme ich mir deshalb ein bisschen verarscht vor. Und ärgere mich ein bisschen. Es gibt keine Spannung, also man denkt immer, gleich gibts eine Erklärung für all das hier, aber nichts, nada. Die Leute: Richter, Verteidiger, Polizisten sind Laien, wissen wohl nichts von ihren Berufen oder der Autor hat durch etliche B-Movies ein verzerrtes Bild davon.
Die Idee für die Geschichte kommt von Kafkas "Prozess" und daher ist das mit dem Unrealistischen und der fehlenden eigentlich geplant, aber ich sehe es hat nicht geklappt. Schade drum, aber wohl nicht zu ändern.

Der Orient hat keine Rolle gespielt, die Geschichte hätte überall statt finden können, keine Ahnung, wieso du sie dort verlegt hast, kommt wahrscheinlich davon, dass die Welt sich gerade wegen den Arabern in die Hose macht.
Wieso er sich von den Amis seine Rettung erhofft, ist mir auch schleierhaft, welche Rolle die grauen Anzüge spielen, weiß ich auch nicht. CIA ist immer schwarz oder dunkelblau. ; )
Stimmt die Geschichte kann überall stattfinden und daher auch im Orient, spielt keine Rolle. Die Männer könnten genauso gut lila Anzüge tragen, ich wollte etwas was sie verbindet und ich empfinde grau immer als sehr unpersönlich. Und das es um die CIA geht habe ich nicht mal angedeutet.

ps. Inwiefern solln das Horror sein?
Also ich denke, dass wenn die Situation gut beschrieben wird, in der sich der Protagonist befindet, dann kann es durchaus Horror sein, dass mir das nicht gelungen ist sehe ich ein.

Also noch mal vielen Dank
Gruß Eldrad

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Eldrad

Irak, na dann kann ich dir helfen, ich komme reinzufällig aus dem Irak.

Geb ich dir recht, habe da, fälschlicherweise, an afghanische Bergstämme gedacht, bei denen der Bart ja üblich ist.
Im Süden und speziell in den Dörfern gibt es sehr wohl Menschen, die so rumlaufen, aber nicht in den Städten, oder sehr selten. Wenn die Dorfmenschen da in die STadt kommen, dann fallen eher sie auf, und nicht die Anzugträger. Anzüge sind nix abnormales im Irak. Sie würden vllt eher wegen ihrer hellen Hautfarbe oder der hellen Haarfarbe auffallen, aber nicht wegen der Kleidung.
Nun ja, ich denke da alles im Irak spielt und sind die Leute sehr angespannt (bestimmt nicht alle, aber das tut ja hier nichts zur Sache) und wenn "mein" Iraker vor kurzem seine Famillie verloren hat und dafür den Amis die Schuld gibt, weil die ja den Krieg brachten und seine Wut auf alle Ausländer überträgt ist das Bild nicht so falsch. Ist aber eigentlich egal, da die Stelle beim Kürzen wegfällt, dass ich auf deinen Anstoss hin vornehmen werde.
So angespannt die Lage auch ist, das Leben geht weiter, das wissen sie.
Und wenn du das trotzdem drin behalten möchtest, dann schreib halt, dass es vor kurzem einen Anschlag gegeben hat oder so, damit man das nachvollziehen kann, sonst entsteht ein verzerrtes Bild, finde ich.
Kann nicht sein. Es sind keine sechs Stunden Unterschiede von hier bis Nahost.
Wird nach recherchiert.
Zwei Stunden vor.
Da das ganze im Irak spielt und die Amis da, im Gegensatz zu den Deutschen, ihre Truppe haben ist es doch nicht so unglaubwürdig, wenn er auf die US-Soldaten hofft, die ihn vor einer Entführung retten, für die er das ganze ja hält.
Meinetwegen, ich würde aber trotzdem deutsche Botschaft schreiben.
Die Idee für die Geschichte kommt von Kafkas "Prozess" und daher ist das mit dem Unrealistischen und der fehlenden eigentlich geplant, aber ich sehe es hat nicht geklappt. Schade drum, aber wohl nicht zu ändern.
Das ist schön, aber dann musst du das ganze ins Surreale kippen, so vertragen sich die beiden Teile nicht, oder du machst das so geschickt, dass ich dir den zweiten Teil abnehme.
Und das es um die CIA geht habe ich nicht mal angedeutet.
Amis sind doch immer in Blau. ;)
Also ich denke, dass wenn die Situation gut beschrieben wird, in der sich der Protagonist befindet, dann kann es durchaus Horror sein, dass mir das nicht gelungen ist sehe ich ein.
Das ist richtig.

JoBlack

 

Hallo JoBlack,
vielen Dank für deine Tipps; ich denke sie werden mir was bringen. Allerdings werde ich diese Geschichte wenn überhaupt komplett umschreiben.
Nochmal vielen Dank für die Mühe die du dir gegeben hast.

 

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