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Erdbären

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21.05.2003
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Erdbären

Erdbären

Luca saß hinter seiner Mama im Auto auf dem Kindersitz.
„Wo fahren wir hin?“, fragte er und blickte auf die vorbeiziehenden Häuser und Bäume.
„Heute machen wir etwas ganz tolles, Luca! Wir gehen Erdbeeren pflücken.“, antwortete seine Mama und fuhr weiter.
Luca freute sich. Super! Bären kannte er aus seinen Bilderbüchern. Er mochte sie gerne, weil sie groß und stark waren und immer warme, flauschige Bäuche zum Ankuscheln hatten. Aber wieso wollte Mama die Bären pflücken? Die liefen doch frei im Wald herum.
„In welchen Wald fahren wir denn, Mama?“
„Wir fahren nicht in den Wald! Die Erdbeeren wachsen auf einem Feld am Rand der Stadt. Da müssen wir hin!“
Luca wunderte sich. Bären, die auf einem Feld wachsen? Das hatte er noch nie gehört. Und er konnte es sich auch gar nicht vorstellen. Warteten dort riesige Bären in der Erde eingebuddelt darauf, dass Leute vorbeikamen und sie ausgruben? Komisch! Komisch! Kleine Denkfalten breiteten sich auf seiner Stirn aus.
„Und was machen wir dann mit den Bären, Mama?“
„Wir sammeln sie und nehmen sie mit nach Hause. Einige müssen wir nachher auch bei Oma vorbeibringen.“
Seltsam! Wie sollten die Bären denn in Mamas Auto passen? Das war doch ganz klein und hatte nicht einmal einen richtigen Kofferraum. Da passte doch höchstens ein Bär rein und dann auch nur ein ganz kleiner.
Luca kicherte bei der Vorstellung, wie seine Mama versuchte einen Bären hochzuheben. Mama war doch überhaupt nicht stark. Aber trotzdem wollte er einen solchen Bären mit nach Hause nehmen. Nico hatte zum Geburtstag einen Hasen bekommen und Luci hatte einen Vogel. Einen Bären hatte niemand. Einen echten Bären! Er könnte in Lucas Bett neben ihm schlafen und ihm nachts die kalten Füße wärmen oder ihn trösten, wenn er schlecht geträumt hatte. Toll! So einen Bären wollte Luca unbedingt. Wenn Mama wirklich nicht stark genug war, dann könnte sie ihn vielleicht mit einem Topf Honig ins Auto locken. Das müsste doch klappen, oder?
„Gleich sind wir da!“, sagte seine Mama und bog von der Hauptstraße in einen holprigen Feldweg ein.
Luca freute sich und hielt Ausschau nach dem Erdbärfeld.
Aber nirgendwo war eine Horde wartender, winkender Bären zu sehen. Vielleicht waren diese Erdbären ja gar nicht so groß und auch gar nicht braun wie die Tiere in seinem Gute-Nacht-Buch?
„Mama, wie sehen die Erdbären denn aus?“
„Ganz klein und rot! Und sie haben grüne Mützen auf! Da vorne ist schon das Feld.“ Lucas Mama zeigte mit ihrem Finger nach rechts.
Lucas Augen wurden riesengroß, aber er konnte trotzdem nichts erkennen. Rote kleine Bären mit grünen Mützen auf dem Kopf? Keine großen braunen Kuschelbrummbären? Das freudige Grinsen aus Lucas Gesicht verschwand. Niemand zum Füße wärmen? Nur ein kleines rotes Bärchen, das eine komische grüne Mütze trug? Mützen konnte Luca überhaupt nicht leiden und so einen Bären wollte er auch nicht haben. Wenn der so klein und komisch war, müsste Luca die ganze Zeit auf ihn aufpassen, wie Nico auf seinen Hasen, der immer abhauen wollte. Das war sehr anstrengend und so etwas wollte Luca nicht.
Lucas Mama hielt das Auto und schnallte Luca vom Kindersitz ab. Aber anstatt wie sonst fröhlich wild aus dem Auto zu hopsen, blieb Luca grummelig in seinem Sitz hocken.
„Was ist los?“.
„Ich will nicht, Mama!“, sagte er leise und blickte zu Boden. Hoffentlich war sie nicht sauer. Sie hatte sich doch so auf´s Erdbärpflücken gefreut.
Lucas Mama grinste und hob ihn aus dem Auto. Sie nahm Luca an die Hand und führte ihm zum Feld. Dann deckte sie einen grünen Strauch auf, an dem eine kleine rote Frucht hing. Sie pflückte das rote Ding ab und hielt es Luca vor die kleine Nase.
„Bist Du sicher, dass Du keine Erdbeeren magst? Du hast sie doch bisher noch nie probiert?“
Lucas Augen wurden ganz groß. Das waren Erdbären?
Kein kleines rotes lästiges Bärchen, sondern etwas zu essen! Luca grinste seine Mutter erleichtert an und dann probierte er einen Bissen von der roten Frucht. Hmmmm! Die schmeckte richtig gut.

 

Hallo Sabine,

zwar etwas schwer vorstellbar, daß Luca keine Erdbeeren kennt - aber sonst eine amüsante Geschichte. Und unter der Annahme, daß er sie wirklich nicht kennt, schilderst Du seine Gedankengänge ziemlich plausibel.

Schöne Grüße
Roy

 

Hallo sumsebiene,

eine entzückende, kleine Geschichte hast Du Dir hier ausgedacht. Ich mußte immer wieder lachen beim Lesen. Die Vorstellung eines Feldes, auf dem massenhaft Kuschelbären wachsen, die alle winken, wenn Luca ankommt, ist toll.

Ich kann mir sogar, im Gegensatz zu Roy, gut vorstellen, dass es Kinder gibt, die noch keine Erdbeeren kennen. Da unser ältester Sohn Neurodermitis hatte, gaben wir ihm erst sehr spät Erdbeeren zu essen, weil diese so oft Allergien auslösen.

Aus diesen Mißverständnissen heraus (Kinder verstehen nicht, was Erwachsene mit bestimmten Wörtern meinen) können wunderbare Geschichten entstehen! Ich denke da nur an Susafees Geschichte "Applaus" oder an das Bilderbuch "Der Ernst des Lebens" von Sabine Jörg.

Ich kann mir gut vorstellen, wie sich Kinder, denen die Geschichte vorgelesen wird und die natürlich wissen, was Erdbeeren sind, über den unwissenden Luca amüsieren.

Gerne gelesen!

Liebe Grüße
Barbara

 

Hallo sumsebiene,
kann mich Barbara nur anschliessen, zumal ich auch einen kleinen Luca kenne, an den ich natürlich beim Lesen denken musste. Lustige Geschichte, die kleinen Kindern bestimmt gut gefallen wird.
LG
Blanca

 

Vielen Dank für das Lob. Bei Luca habe ich auch wirklich an einen kleinen Jungen (vielleicht 3 Jahre) gedacht, der, warum auch immer, noch keine Erdbeeren kennt. Aber vielleicht sollte ich einfach andere Beeren auswählen, die wirklich nicht so bekannt sind z.B. Heidelbeeren?

Gruss
Sabine

 

Nein, nein! Keine Heidelbeeren! Das Wort Erdbeeren impliziert doch so schön, dass die braunen Kuschelbären in der Erde wachsen. :)

Barbara

 

Hallo sumsebiene!

Bitte, lass die Erdbeeren stehen! Es soll ja eine Geschichte sein, die man Kindern vorliest. Wie bereits al-dente geschrieben hat, können Kinder sich bereits beim Vorlesen königlich amüsieren, zumindestens die, die Erdbeeren kennen. ;)

Süße Geschichte und ein schönes Happy-End.

Gruß
Silke

 

Uups! Das war gleichzeitig.
Siehste! 2:1 für die Erdbeeren! ;)
Gruß
Silke

 

O.K.! Überzeugt! Ich dachte nur, weil ich schon so viel Kritik (auch von anderer Seite bekommen habe), dass Kinder Erdbeeren auf jeden Fall kennen müssten und die Geschichte dadurch unglaubwürdig wirkt.

Gruss
Sabine

 

Hallo sumsebiene! (lustiger Nick :D )
Deine Geschichte finde ich einfach herrlich! Richtig süß, wie sich der kleine Luca der Wort 'Erdbeeren' bzw. 'Erdbären' erklärt.
Ich denke mal, dass viele kleine Kinder Erdbeeren essen, aber eben nicht wissen, dass das, was klein und rot ist und lecker schmeckt, Erdbeere heißt.

Einfach zu süß, musste immer wieder lachen und schmunzeln.
Gleich am Anfang:

Aber wieso wollte Mama die Bären pflücken? Die liefen doch frei im Wald herum.
süß!

oder hier:

Warteten dort riesige Bären in der Erde eingebuddelt darauf, dass Leute vorbeikamen und sie ausgruben? Komisch! Komisch! Kleine Denkfalten breiteten sich auf seiner Stirn aus.
süüüß! Ich kann mir richtig gut vorstellen, wie Luca im Auto sitzt, mit kleinen Denkfalten auf der Stirn und angestrengt über die Antwort der Mama nachdenkt. süüß! :)

bye und tschö

 

Hallo sumsebiene!
Finde Deine Geschichte wirklich knuffig! Kann mich den anderen nur anschließen!
Weiter so!

Gruß Joker

P.S. Laß bitte Erdbeeren stehen

 

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