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Es ist Zeit

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05.07.2020
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Anmerkungen zum Text

Es ist das erste Mal, dass ich eine Geschichte geschrieben habe und ich freue mich auf eure Rückmeldungen. Vor allem bin ich unsicher, an welchen Stellen man ausführlicher werden muss, damit es verständlich genug ist, aber ohne die Spannung zu nehmen. Danke.

Es ist Zeit

- Kapitel 1 -​

Raumstation Excidium – wenn es nach ihnen ginge, mein neues Zuhause. Ich versteckte mich und beobachtete, wie der General mit seinem Assistenten sprach. Es gab Pläne für eine neue Bio-Waffe. Sie würden die Erde bald vollständig unter Kontrolle haben. Wir mussten etwas tun! Und wir mussten es bald tun. Wenn wir nur die Station zerstören könnten! Wir brauchten Hilfe. Und ich wusste genau, wo ich sie finden konnte. Ich kehrte zur Erde zurück und machte mich auf den Weg zum Waisenhaus. Dort gab es ein Mädchen mit der Gabe. Ich hatte jemanden bei mir, der sie überzeugen würde, uns zu helfen.
*
Der Assistent rannte, so schnell er konnte, durch die verwinkelten Korridore der Station. Schweißgebadet und außer Atem erreichte er die Brücke.
»Sir, auf einem der oberen Decks gab es eine Explosion!«
»Ah«, antwortete der General abwesend.
»Sir?«, fragte der Assistent.
»Was ist der Grund dafür?«
»Äh... ich weiß nicht, Sir«, antwortete er. »Aber... wir haben etwas gefunden.«
»Und was?«
»Ich bin nicht sicher. Es scheint eine Uhr zu sein. Aber... sehr alt. Golden, mit Zeigern. Und einer Kette. Ich glaube, die Menschen benutzten sie vor langer Zeit. Ich weiß nicht...«
»Zeig sie mir!«, unterbrach ihn der General.
»Natürlich, Sir.«
Der General nahm die Uhr, klappte sie auf und beobachtete, wie der Sekundenzeiger seine Runden lief. Man hörte ein leises Ticken. Was zum Teufel bedeutete das?!
*
Wir erreichten das Waisenhaus. Ich stand auf dem leeren Hof und musterte die Gebäude um uns herum. Er hatte Angst. Angst, entdeckt zu werden. Er hatte viele Jahre hier verbracht, bevor er sich den Rebellen anschloss. Er versteckte sich in sicherer Entfernung. Ich bemerkte das Mädchen am Fenster. Wenn er nicht mit ihr sprach, wären wir alle verloren. Sie musste es von ihm hören. Plötzlich liefen Kinder aus allen Richtungen auf den Hof. Eines der Kinder fing an, einen Reim zu sprechen, und die anderen taten es ihm gleich. Er erkannte das Signal und kam zu uns. Jetzt entdeckte auch er das Mädchen am Fenster. Sie sahen sich an.

- Kapitel 2 -​

Ich war in meinem Zelt. Ich hörte leise die Stimmen der anderen. Heute würden wir hier bleiben. Doch lange waren wir nirgendwo sicher. Ich ließ die Tür meines Zeltes offen und schaute nach draußen. Direkt vor mir war ein Holzzaun, durch dessen Löcher sich allerart Pflanzen ihren Weg bahnten. Jemand hatte ein Mädchen darauf gezeichnet. Sie hielt sich mit einer Hand am Zaunpfahl fest und lachte. Ein Ort des Glücks. Doch wie die Zeichnung war auch das Glück längst verblasst. Das alte Wohnviertel wurde durch eine Energieanlage mit Sendeeinheit ersetzt – der Grund, warum wir diesen Ort für unser Lager gewählt hatten. Ich hörte das leise Knistern und Brummen des Sendeturms.
Die Sonne stand tief am Himmel. Es war gerade erst Neumond gewesen und man sah die zarte Mondsichel über der Sonne stehen. Der dritte Himmelskörper war die Station. Sie war so nah, dass sie größer wirkte als Sonne und Mond. Ein eigenartiger Anblick. Ich nahm meine Kamera und versuchte die Szenerie festzuhalten. Noch während ich den Fokus einstellte, tauchte plötzlich etwas anderes am Himmel auf. Ein grelles Licht fiel in Richtung Erde wie eine verirrte Sternschnuppe, die von der Masse der Erde erbarmungslos nach unten gezogen wird. Es schlug irgendwo auf. Ein ohrenbetäubender Knall erreichte uns. Ich sah die anderen aus ihren Zelten kommen.
»Nehmt, was ihr tragen könnt. Wir verschwinden. Schnell!«, rief jemand.
Hektisch stopfte ich meine Sachen in meinen Rucksack. Ich trat aus dem Zelt und sah noch einmal zum Himmel. Die Sonne war untergegangen und hatte den Mond mit sich genommen. Es blieb ein eigenartiger grünlicher Schimmer am Horizont. Wahrscheinlich ein Gas, das sich in dem gefallenen Objekt befand. Noch war es weit entfernt, doch es würde sich schnell ausbreiten. Ich rannte.

- Kapitel 3 -​

Er hatte sie damals gefunden. Sie war aus dem Nichts aufgetaucht und hatte niemanden. Er brachte sie zum Waisenhaus, in dem er selbst aufgewachsen war. Sie würde ihm vertrauen. Ich stand am Fenster und beobachtete die beiden. Sie sprachen lange. Dann stand sie auf und kam zu mir.
»Du hast das Foto gemacht, nicht wahr?«
»Was… welches Foto meinst du?«, fragte ich sie.
Sie zeigte mir eine Zeichnung von der Szene am Sendeturm. Wie war das möglich?
»Deine Kamera. Sie ist alt.«
»Ja, sie gehörte meinem Urgroßvater.«
»Sie ist eine Verbindung.«
*
»Sir, einer unserer Spione hat Meldung gemacht. Ein Junge aus dem Waisenhaus. Angeblich gibt es dort ein Mädchen, das durch die Zeit sieht. Sie benutzt eine Art Tor, das sich in der Katastrophe von 2021 geöffnet hat. Anscheinend benötigt man einen Gegenstand aus dieser Zeit, um es zu aktivieren.«
»Die Uhr. So haben sie es also gemacht«, murmelte der General. »Die Uhr ist auf der Forschungsstation. Sag dem Professor, er soll ein Kraftfeld errichten.«
»Ja, Sir.«
»Wenn sie den Rebellen hilft, kann uns das gefährlich werden. Schick eine Einheit und lass sie in eine Zelle bringen.«
»Ja, Sir. Noch etwas, Sir. Wir wissen, wem die Uhr gehörte. Einer Zivilistin von Deck 7. Sie ist die Tochter eines Ingenieurs. Ihre Mutter starb während der Okkupation. Ihr Vater willigte ein, uns zu helfen, wenn wir ihm und seiner Tochter Sicherheit gewähren.«
»Nun, diese Abmachung gilt nicht mehr. Bringt sie her.«
»Sie hat die Station verlassen, Sir. Mit einem Versorgungstrupp.«
»Findet sie.«

- Kapitel 4 -​

»Was zur Hölle war das?!«, hörte ich jemanden im Hintergrund rufen.
Wir waren stundenlang gelaufen und hatten am Waldrand Schutz gesucht. Dem seltsamen grünen Gas waren wir entkommen. Von hier aus konnte man die Stadt sehen. Es brannten nur wenige Lichter. Nicht wie früher, als selbst die Straßen einen fließenden Strom aus Lichtern bildeten. Die Sonne würde bald aufgehen.
»Vielleicht testen sie eine neue Waffe«, antwortete jemand und riss mich aus meiner Träumerei. Ich ging zu den anderen.
»Vielleicht wollen sie uns auch bloß endgültig ausrotten«, sagte ich.
»Dann hätten sie es längst getan. Immerhin konnten wir die meisten Daten senden. Das Team auf der Station wird uns bald helfen können. Dank dir«, sagte er und drehte sich zu mir. Seit der Okkupation war er mein einziger Vertrauter.
»Den Zugriffscode zu überbrücken war ein Kinderspiel«, antwortete ich. »Das Ding war leichter zu knacken als ein VW Käfer von 1950.«
»Du bist echt schräg, weißt du das?«
»Immer wieder gern«, sagte ich und lächelte. »Und was machen wir jetzt?«
»Wir müssen warten, bis wir eine Antwort von der Station erhalten. Bis dahin… Geh besser nach Hause.«
»Ist es nicht zu gefährlich in der Stadt? Sie haben überall Spione.«
»Du warst nicht lange weg. Sie werden keinen Verdacht schöpfen. Wir nutzen das Baumhaus für Nachrichten, wie letztes Mal. Wir sehen uns bald wieder.«

- Kapitel 5 -​

»Es tut mir leid«, sagte das Mädchen.
»Ist schon gut«, erwiderte ich und setzte mich zu ihr.
»Es ist leicht, durch die Verbindungen zu sehen, wie das Foto auf deiner Kamera. Aber sie zu kontrollieren, ist eine andere Sache. Jetzt werden sie wissen, was wir versuchen. Und die Uhr… Ich erreiche sie nicht mehr.«
Ich hatte schon von der Gabe gehört, wusste aber nicht genau, wie sie funktionierte. Wir hatten mithilfe des Sendeturms eine verschlüsselte Nachricht an die Station geschickt und jemanden gebeten, die Uhr am Zeitzünder einer Mine auf der Station zu befestigen. Wir wollten lediglich sehen, ob sie durch diese Verbindung den Zeitzünder beeinflussen konnte, aber die Mine explodierte sofort. Wenn wir Zugang zur Selbstzerstörung der Station hätten… Doch nun hatten wir nicht mal mehr die Uhr. Nach dem Vorfall hatten wir das Waisenhaus verlassen. Wir saßen um ein Lagerfeuer im Wald und warteten auf die anderen.
»Meine Familie und ich lebten im Wohnviertel in der Nähe des Kraftwerks. Mein Vater arbeitete dort. An dem Tag, als das Kraftwerk zerstört wurde, spielte ich in der Nähe. Es war verboten, aber… Jedenfalls gab es eine Energiewelle und sie hat mich mitgerissen. Dann bin ich hier aufgewacht.
»Und durch diese Energie kannst du eine Verbindung zu Dingen aus deiner Zeit herstellen?«
»Genau. Das denke ich jedenfalls.«
»Dann werden wir es wieder versuchen«, hörten wir eine Stimme durch die Bäume hinter uns. Die anderen kamen zum Lagerfeuer.
*
»Wo ist meine Tochter?!«
»Nun, sagen Sie es mir. Sie hat die Station gestern mit einem Versorgungstrupp verlassen«, sagte der General.
»Nein…, das…, das kann nicht sein!«
»Aber sie hat uns ein kleines Andenken da gelassen.« Der General deutete auf die Uhr in einem Kraftfeldbehälter. »Die Gravur ist doch die Ihres Großvaters, nicht wahr?«
»Nun, ja…«
»Gut. Und jetzt werden Sie uns sagen, was die Rebellen vorhaben.«
»Was? Nein, ich verstehe das nicht. Meine Tochter würde niemals…«
»Schluss damit! Vielleicht fällt es Ihnen in einer Zelle wieder ein.«
»Nein! Bitte! Sie haben versprochen, uns würde nichts passieren!«
»Nun, das war vor eurem jämmerlichen Sabotageversuch!«, antwortete der General. »Führt ihn ab!«

- Kapitel 6 -​

Ich schlich mich durch die Hintertür ins Haus und ging auf mein Zimmer. Ich setzte mich aufs Bett und kippte meinen Rucksack aus. Das Foto! Ich nahm die Kamera und schaltete sie ein. Da war es. Ich hatte den Auslöser noch betätigt. Das fallende Objekt war seltsam verschwommen. Tatsächlich schien es von der Station zu kommen. Ich konnte mich nicht mehr konzentrieren. Ich war zu müde. Ich schlief eine Weile und ging dann nach unten in die Küche.
»Guten… ähm… Morgen, Langschläfer«, sagte mein Vater.
»Mmh«, seufzte ich und verdrehte die Augen. Wenn er wüsste…
»Hör mal. Ich habe Neuigkeiten.«
»Mmhmm?«, brachte ich ein Stück Brot kauend hervor. Ich nahm einen Teller und setzte mich ihm gegenüber an den Tisch.
»Ich habe ein Angebot bekommen. Ich werde als Ingenieur für die neue Regierung arbeiten. Wir werden auf die Station ziehen.«
Ich sprang auf und schrie »Vater, nein! Das kannst du nicht machen! Wir dürfen nicht aufgeben!«
»Es tut mir leid, aber ich habe schon deine Mutter verloren. Ich kann dich nicht auch noch verlieren. Auf der Station sind wir sicher. Wir reisen morgen ab.«
Ich war so wütend. Mir standen die Tränen in den Augen. Mein Vater hatte es einfach entschieden. Es ist mein Zuhause…! Vor ihm lag etwas in ein Tuch gewickelt auf dem Tisch. Er entfernte das Tuch und reichte mir den Gegenstand.
»Hier. Die Uhr von Großvater. Ich weiß, wie sehr du an diesem alten Zeug hängst. Nimm sie mit.«
»Altes Zeug?! Es sind Erinnerungen, Vater! Erinnerungen an eine Zeit, in der die Menschen noch frei waren!«
»Wir waren niemals wirklich frei. Geh und pack deine Sachen.«

- Kapitel 7 -​

»Wir haben Nachricht von der Station. Die Uhr ist in einem Kraftfeld. Deshalb kannst du sie nicht mehr…, äh…, sehen oder wie du das nennst.«, sagte jemand aus unserer Gruppe am Lagerfeuer.
»Und… es tut mir leid«, fuhr er fort und dreht sich zu mir. »Dein Vater wurde in eine Arrestzelle gebracht.«
»Oh nein.« seufzte ich. »Sie haben die Spur zurückverfolgt.«
»Ja, sieht so aus. Aber ich habe schon jemanden beauftragt. Wir werden ihn da rausholen.«
»Jetzt müssen wir nur noch überlegen, wie wir das Ding in die Luft kriegen…«, sagte ein anderer.
»Angenommen, wir bekommen die Uhr zurück und…«
»Ich muss auf die Station«, sagte das Mädchen unvermittelt. Wir alle starrten sie an.
»Was?!«, fragte ich.
»Die Erdatmosphäre stört die Verbindung. Deshalb hat es letztes Mal nicht geklappt«, erklärte sie.
»Der Flugverkehr wird streng überwacht. Es wird unmöglich, dort hinzukommen«, wandte ich ein.
»Nicht, wenn sie gefangen genommen wird«, sagte jemand.
»Auf gar keinen Fall!«, protestierte ich.
»Bitte! Ich muss es tun. Es ist unsere einzige Chance!«, insistierte sie.
»Gut. Aber ich komme mit«, erwiderte ich. »Ich kenne die Station und außerdem muss jemand die Uhr mit dem Timer verbinden.«
»Alles klar. Wir bringen euch in die Stadt und informieren unser Team auf der Station.«
*
»Wie rührend. Ein Familientreffen.«, sagte der General, während er vor den Arrestzellen auf und ab ging. »Du und dein Vater werdet euch einiges zu erzählen haben.«, fuhr er fort. Dann wandte er sich einem Wachposten zu. »Um die beiden kümmern wir uns später. Bringt das Mädchen auf die Brücke.«
Nachdem sie gegangen waren, blieb nur ein weiterer Wachposten auf der Gefangenenstation. Er nahm seinen Helm ab. Er war einer von uns. Er betätigte einen Schalter und sprach leise.
»Das Kraftfeld ist deaktiviert.«
»Danke. Hast du die Uhr?«, fragte ich.
»Ja, hier«, antwortete er.
»Gut. Bring meinen Vater zur Rettungskapsel. Ich komme nach, sobald die Uhr in Position ist.«
*
Ich schlich durch die Gänge der Station. Ein letztes Mal, hoffte ich. Bald würde es vorbei sein. Ich erreichte den Raum mit der Selbstzerstörungseinheit und tat, was ich am besten kann: Sachen zusammenflicken. Endlich. Die Uhr war mit der Einheit verbunden. Die Zeiger bewegten sich nicht. Aber sie wird die Uhr aktivieren können. Sie musste. Ich nahm meine Kamera, fotografierte die positionierte Uhr und machte mich auf den Weg zur Rettungskapsel.
*
Von der Brücke aus konnte man die Erde sehen. Ein unglaublicher Anblick.
»Wunderschön, nicht wahr?«, fragte der General.
Sie antwortete nicht und starrte weiter auf den Bildschirm. Doch das Bild der Erde verschwand plötzlich und an dessen Stelle trat die Aufnahme eines zerstörten Waldabschnitts. Grüner Nebel bedeckte den Boden. Dort gab es keinerlei Leben mehr.
»Das wird auch in anderen Gegenden geschehen, wenn ihr euch weiterhin widersetzt. Erzähl mir von der Gabe.«
Noch während er sprach, sah sie es. Das Bild von meiner Kamera. Sie drehte sich zum General und sagte: »Es ist Zeit.«
»Was?«, erwiderte er verständnislos.
Sie schloss die Augen. Sie spürte, wie die Uhr zu Ticken begann. Sie lächelte.

- Kapitel 8 -​

Einen Monat später. Ich lief durch den Wald bis auf den Gipfel. Sonne und Mond standen hoch am Himmel. Von der Station war nichts mehr zu sehen. Zufrieden nahm ich meine Kamera und fotografierte die Szenerie. Die Stadt war wieder voller Leben, doch es würde noch lange dauern, bis Normalität einkehrte. Ich setzte mich auf einen Baumstumpf und blätterte durch die Fotos auf meiner Kamera, bis ich etwas entdeckte. Das konnte unmöglich sein… Doch, sie war es! Und im Hintergrund… das war derselbe Zaun vom Sendeturm! Aber dahinter waren Wohnhäuser zusehen und die Zeichnung auf dem Zaun war frisch. Sie stand da und winkte mir lächelnd zu. Sie war zuhause.

 

Liebe Ulrike,
wow, hab vielen Dank für deine Anmerkungen! Sie helfen mir sehr weiter und ich werde meine Geschichte überarbeiten. Ich schreibe hier noch mal, wenn ich Fragen zu einem konkreten Punkt habe.

Liebe Grüße
Melanie

 

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