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Esme

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01.04.2023
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Esme

Manch einer behauptet heute noch, das Anwesen am Abernathy Brook sei ein Spukhaus. Es heißt, welche Familie auch immer dort wohnte, mindestens ein Mitglied (natürlich ein weibliches) hätte hexische Kräfte besessen, hätte aus der Hand lesen, mit Geistern reden oder die Zukunft aus hingeworfenen Hühnerknochen deuten können. Das ist natürlich für jeden Realisten totaler Humbug. Gewiss, das alte Landhaus wechselte aus Gründen, die alle Beteiligten eigenartigerweise für sich behalten, im Durchschnitt alle zehn Jahre den Besitzer, aber was sagt das schon? Die jetzigen wohnen schon zwölf Jahre in diesem idyllisch gelegenen Landhaus, und nichts, rein gar nichts spricht dafür, dass sich dort auch ein Spuk eingenistet oder sich ein ungebetener Gast seinen Auftritt verschafft haben könnte. Es gab auf dem ganzen Anwesen nichts in Weiß, was auf das Gewand eines Geistes oder einen geheimnisvollen Schleier aus der Welt der Gespenster schließen ließ.
Bob Cunningham, das Familienoberhaupt, war Architekt, hatte in London für die Olympiade gearbeitet, richtig gut Geld verdient und sich mit seinen Millionen in diese ländlichen Gefilde zurückgezogen, um hier in der Hügellandschaft von Gloucestershire jagen und fischen zu gehen. Wenn Not am Mann ist, half er seiner alten Firma mit ein paar Entwürfen im Jahr. Ansonsten galt seine Aufmerksamkeit neben seinen Hobbys seiner Frau und den beiden Kindern Alice und Frederic. Seine Frau Joyce war Illustratorin und arbeitete von zu Hause aus für einen Verlag, der Kinder- und Märchenbücher herausgibt.
Da wäre allerdings noch eine fünfte Person: Esmeralda Witherford, Bobs Ur-Ur-Großmutter, kurz Esme genannt. Sie war stolze 99 Jahre alt, was zur Folge hatte, dass sie aufgrund ihres hohen Alters von allen anderen Familienmitgliedern hofiert und in besonderem Maße umsorgt wurde. Die ganze Familie war darauf aus, sie über die 100er- Hürde zu bringen, was dazu geführt hat, dass man ihr jegliche Beschäftigung weggenommen hat, nur um sie zu schonen. Das war natürlich gar nicht in ihrem Sinne, denn wenn eines für ihr hohes Alter verantwortlich gewesen war, dann waren es die täglichen Pflichten vom Gemüseputzen und Rosenschneiden übers Brotschmieren für die Schulverpflegung bis zur Versorgung der Haustiere.
Esme gewöhnte sich zum Erstaunen aller relativ schnell an den faden Tagesablauf. Die viele Freizeit, die sie fortan genoss, nutzte sie, indem sie sich auf dem Grundstück umsah, wie sie es nannte. Das machte sie trotz ihrer stetig nachlassenden Sehkraft zu einer herausragenden Beobachterin, denn je mehr ihre Augen nachließen, desto intensiver 'sah' sie mit den Ohren. Ihr Interesse galt dabei der Natur um Abernathy Brook, besonders der Vogelwelt. Und da sie eine schweigsame Seele war und so gut wie nie über die Dinge sprach, die sie beobachtet hatte, war ihr Verhalten in der Familie sehr unauffällig, was Grundlage für einen unerschütterlichen Burgfrieden war.
Der Tagesablauf bei den Cunninghams war ihr, ja, langweilig. Die Kinder gingen tagsüber in die Schule, Bob in sein Büro im Obergeschoss oder zum Fischen, wenn das Wetter danach war, und Joyce zeichnete, vorzugsweise im Garten unter dem Walnussbaum sitzend, ihre Märchenfiguren. Und Esme? Esme war überall und nirgendwo und bemühte sich, unauffällig zu bleiben, um niemandem lästig zu sein. So waren die Jahre vergangen.
Am Morgen des 21. Juni aber, einem Sonntag, wurde die Routine der Tagesabläufe unterbrochen. Bob war um kurz vor sechs in fertiger Anglermontur aufgebrochen, um ein paar Forellen für die Sonnenwendfeier zu fangen. Das machte er in jedem Jahr, denn die Kinder hatten ihren Spaß daran, die Fische an grünen Weidenstecken über die glühenden Holzscheite ihres Miniatur-Sonnenwendfeuers zu halten und sie dann in schönster Survival-Romantik und Fastfoodmanier abzunagen.
Wenn Bob einen Fang nach Hause bringen musste, weil er für das Tagesessen vorgesehen war, ging er stets an den Badger's Pool, ein dreißig Meter breiter tiefer Gumpen unterhalb eines Wehrbalkens. Dort hatten die Forellen perfekte Unterstände, und wenn er seine künstlichen Fliegen in der richtigen Tiefe anbot, bekam er regelmäßig einige bis zwei Pfund schwere Brocken an den Haken. In der Regel dauerte es eine gute Stunde, bis er genug für die Familie gefangen hatte, so dass er zum Frühstück oder kurz danach wieder zu Hause war. Aber an diesem Tag schien ihm kein Anglerglück beschieden zu sein.
„Ist heute wohl kein Wetter zum Angeln“, mutmaßte Joyce.
„Beim Angeln ist nie ein Tag wie der andere. Er wird schon kommen, wenn sein Korb voll ist“, gab sich der fünfzehnjährige Frederic fachkundig.
Auch die etwas jüngere Alice gab ihren Kommentar: „Der Pool ist überfischt. Da geht doch inzwischen jeder hin, sogar die Schwarzangler feiern dort Party.“
Die drei ereiferten sich über Anglerschicksale an Sonntagvormittagen, wobei die Kommentare immer mehr ins Ironische abglitten. Nur Esme saß mit versteinertem Gesicht am Tisch, nahm einen Schluck Kaffee, tauchte lustlos eine kaltgewordene Scheibe Toastbrot in die Tasse, wollte hineinbeißen, legte sie aber zurück auf den Teller. Ihre Augen waren feucht und starr und dominierten das aschfahle Gesicht.
„Ist dir nicht gut, Esme?“, fragte Joyce. „Du bist weiß im Gesicht wie ein Stück Ziegenkäse.“
Esme winkte ab. „Ist schon gut, meine Liebe. Mir ist nur etwas schwindelig. Es gibt Tage, da sollte man gar nicht erst aufstehen.“
„Willst du dich nicht ein bisschen hinlegen?“
„Nein, lass mal. Ich gehe lieber raus und setze mich in meinen Vorgarten. Hilf mir mal hoch.“
Sie hatte heute nicht die Kraft, allein aufzustehen, und ließ sich deshalb von Joyce und Alice stützen. Zusammen brachten sie sie hinaus vor das Haus und ließen sie auf ihrem Lieblingsstuhl Platz nehmen.
„Alice, hol mir bitte eine Decke, mich friert. Und du, Joyce, bitte meine Schmerztabletten. Mir tut alles weh, von oben bis unten.“
Als Joyce mit den Tabletten zurückkam, fragte sie Esme direkt: „Großmutter, ist etwas mit dir? Verheimlichst du uns etwas? Soll ich Doktor Collins rufen?“
„Nein, lass mal. Mein Körper meldet sich nur manchmal, wenn er nicht mehr will. Heute ist wieder so ein Tag. Lass mich hier draußen einfach ein bisschen sitzen.“ Sie ließ sich von Joyce zudecken, schloss die Augen und sagte emotionslos: „Joyce, ich muss dir was sagen: Ich habe ihn gesehen, ich habe ihn wirklich gesehen.“
Ihre Schwiegertochter wusste die Zeichen ihrer wirr anmutenden Bemerkungen zu deuten und rief Dr. Collins an: „Doktor, Esme ist sehr schwach. Ich glaube, sie will einschlafen. Sie sitzt mit ihrer schwarzen Kleidung bewegungslos da wie eine alte Frau vom Balkan, als warte sie nur darauf, sich dem Sensenmann anzuvertrauen. Es ist kaum mit anzusehen. Sie wirkt apathisch und tieftraurig. Ich glaube, sie verliert ihren Lebenswillen. Und sie erzählt, dass sie den Tod gesehen habe.“
Dr. Collins hörte geduldig zu und versuchte, Joyce rücksichtsvoll auf das Schlimmste vorzubereiten. Für ihn war der Sachverhalt eindeutig. „Sie geht auf die Hundert zu, Joyce. Ihr müsst vorbereitet sein. Seid dankbar, wenn sie ohne große Schmerzen und in Frieden einschläft.“ Ähnlich hatte sich zuvor Pfarrer Maiden geäußert. Er sei bereit, wenn er gebraucht würde, ließ er wissen, und würde zu jeder Zeit kommen.
Esmes Schlaf dauerte nur wenige Minuten. Als sie aufgewacht war, rückte sie sich in dem alten Teakholz-Stuhl zurecht und starrte mit ihren wässrigen Augen auf den Hof. Joyce beobachtete sie vom Küchenfenster aus, und als sie sah, dass sie wie versteinert dasaß und jegliches Lebenszeichen vermissen ließ, trat sie zu ihr.
„Geht es dir ein bisschen besser, Großmutter?“, fragte sie besorgt.
„Das ist kein guter Tag, Joyce, ich hasse solche Tage“, sagte sie wehleidig und fuhr mit leiser Stimme fort: „Joyce, ich habe ihn gesehen. Ich habe ihn tatsächlich gesehen, wie er mit seinem langen schwarzen Mantel hier vorbeistolziert ist. Er sah furchtbar aus, glaub mir, ich habe ihn jetzt noch vor Augen. Was für eine schrecklich düstere Gestalt! Einfach grauenvoll!“ Sie hatte kaum ausgeredet, da überfiel sie ein leichter Husten, der sie so sehr anstrengte, dass es ihr die Röte unter die lederne Haut ihres faltigen Gesichts trieb.
Joyce hätte heulen können beim Anblick der alten Frau. „Wen hast du gesehen, Großmutter?“, fragte sie abermals, als hätte sie nicht recht verstanden.
„Ich habe den Tod gesehen, Joyce. Ich habe diesem schrecklichen Kerl ins Antlitz geschaut, und der Anblick nimmt mir noch jetzt die Luft zum Atmen. Es ist nicht schön, wenn man weiß, was er vorhat. Er wird heute sein Werk vollenden, Joyce, glaub mir, ich weiß es.“
Joyce nickte ihr verständnisvoll zu und ging mit Tränen in den Augen ins Haus zurück, um die Kinder darauf vorzubereiten, dass ihre Großmutter wahrscheinlich in Kürze von ihnen gehen wird. „Wenn nur Bob zurückkäme“, flehte sie halblaut. „So lange ist er noch nie zum Fischen geblieben. Jetzt schläft Großmutter ein, und er vergnügt sich beim Angeln!“ Sie schaute auf die Uhr. „Ach, vielleicht hat er jemanden am Wasser getroffen“, kam es ihr, „wie letzten Monat erst, als er den ganzen Tag mit zwei Angelfreunden verbracht hatte.“ Sie schaute ein zweites Mal nervös auf die Uhr. „Ich muss uns etwas zum Mittagessen machen. Die Kinder werden Hunger haben.“
In diesem Moment fuhr auf der anderen Seite des Hauses ein Polizeiauto vor. Ein Beamter betrat das Haus, und plötzlich hörte man Schreie, so laut und erschütternd, wie sie nur eine verwundete Seele hervorbringen kann. Joyce stürzte aus dem Haus, rannte zu Esme und berichtete mit tränenerstickter Stimme, dass Bob ertrunken sei.
Die Botschaft kam für Esme nicht überraschend. „Ich habe es gewusst“, stammelte sie mit schmerzerfüllter Stimme. „Und ich habe befürchtet, dass der grässliche schwarze Kerl nicht mich holen will, sondern es auf einen von euch abgesehen hat.“

 
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Hallo @linedrop ,

ganz herzlich willkommen im Forum! :gelb: Ich hab deine Komms unter Fremdtexten interessiert gelesen, wirklich vorbildlich, dich zu engagieren bevor du einen eigenen Text einstellst. Auch inhaltlich sehr gute Tipps, Kritiken.

Von Genre her ist das genau meine Tasse Kaffee, bissl victorian Geisterhaus, Rationalismus vs Geisterglaube, altes Landhaus und so. Du hast auch einen hinreißenden ersten Satz, der schön klassisch (aber dennoch nicht langweilig) in die Geschichte führt.

Mit dem Text selbst hab ich aber einige Probleme, hoffe sehr, du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen.
Hauptsächlich gehts mir um den Stil - er schwankt recht drastisch zwischen historisch anmutender und flapsiger aktueller Alltagssprache. Meine Idee, die Geschichte müsste so zw. 1830 und 1920 spielen, hab ich bald angefangen infrage zu stellen. U.a. weil Kinder eines solchen Haushalts zur Schule gehen, nicht zu Hause unterrichtet werden. Wann genau hattest du das angelegt?

Ich finde, man kann altmodische Geistergeschichten (sehr generell gesagt) auch in einem aktuellen Stil schreiben, wenn man ein höheres Register / Sprachebene nimmt. Du kannst den altmodischen Stil nicht durchhalten, und durch den Mix neu / alt entsteht Komik ( = Diskrepanz zwischen Inhalt und Stil/Register lässt Ironie entstehen, das Prinzip der Monty Pythons z.B.). Vielleicht gehst du noch mal durch und ersetzt die flapsigen Ausdrücke mit aktuellen aus einer, zwei Sprachebenen höher? Also: eilen (oder zumindest laufen) statt rennen usw.

Dann fehlt mir Charakterisierung über Wünsche und Befürchtungen der Figuren. Ich erfahre nur, was sie tun, nicht, wie sie dazu stehen. Auch nicht, wie sie zueinander stehen.

Nach dem tollen ersten Satz hat mich dies ziemlich rausgekegelt:

Da wäre allerdings noch eine fünfte Person: Esmeralda Witherford, Bobs Ur-Ur-Großmutter, kurz Esme genannt. Sie war stolze 99 Jahre alt, was zur Folge hatte, dass sie aufgrund ihres hohen Alters von allen anderen Familienmitgliedern hofiert und in besonderem Maße umsorgt wurde. Die ganze Familie war darauf aus, sie über die 100er- Hürde zu bringen, was dazu geführt hat, dass man ihr jegliche Beschäftigung weggenommen hat, nur um sie zu schonen. Das war natürlich gar nicht in ihrem Sinne, denn wenn eines für ihr hohes Alter verantwortlich gewesen war, dann waren es die täglichen Pflichten vom Gemüseputzen und Rosenschneiden übers Brotschmieren für die Schulverpflegung bis zur Versorgung der Haustiere.
Esme gewöhnte sich zum Erstaunen aller relativ schnell an den faden Tagesablauf. Die viele Freizeit, die sie fortan genoss, nutzte sie, indem sie sich auf dem Grundstück umsah, wie sie es nannte. Das machte sie trotz ihrer stetig nachlassenden Sehkraft zu einer herausragenden Beobachterin, denn je mehr ihre Augen nachließen, desto intensiver 'sah' sie mit den Ohren. Ihr Interesse galt dabei der Natur um Abernathy Brook, besonders der Vogelwelt. Und da sie eine schweigsame Seele war und so gut wie nie über die Dinge sprach, die sie beobachtet hatte, war ihr Verhalten in der Familie sehr unauffällig, was Grundlage für einen unerschütterlichen Burgfrieden war.
Der Tagesablauf bei den Cunninghams war ihr, ja, langweilig. Die Kinder gingen tagsüber in die Schule, Bob in sein Büro im Obergeschoss oder zum Fischen, wenn das Wetter danach war, und Joyce zeichnete, vorzugsweise im Garten unter dem Walnussbaum sitzend, ihre Märchenfiguren. Und Esme? Esme war überall und nirgendwo und bemühte sich, unauffällig zu bleiben, um niemandem lästig zu sein. So waren die Jahre vergangen.
Altertümlicher Stil war prägnant und nicht so stark redundant wie du es hier anlegst. Das sind alles keine intellektuell schwer zu begreifenden Tatsachen / Gegebenheiten, ich Leser bin nicht so bekloppt, dass mir gesagt werden muss, eine 99-jährige müsste 'aufgrund ihres hohen Alters' geschont werden etc. Auch ein langweiliger Alltag muss nicht so kleinteilig langweilig ausgebreitet werden, damit man weiß, was du sagen willst. Diese ganze Passage liesse sich gut in einem oder zwei knappen Sätzen sagen, ohne, dass Informationen oder Stimmung verloren gingen.
Letztlich sind hier massig Details, die eigentlich nicht als Backstory zur Geschichte notwendig sind. Vielleicht noch mal überlegen: Was genau hängt mit der Kernsituation zusammen, was bringt den Figuren / dem Plot wirklich etwas? Muss das alles als Infodump so ausführlich im ersten Drittel stehen, oder könnte man einiges auch später mit nur zwei, drei Worten in einen Nebensatz einbauen?

Dann Erzählstimme: Du hast einen wertenden, sich mit eigener Meinung einmischenden körperlosen / übergeordneten und ich würde sagen auch allwissenden auktorialen Erzähler. Das ist durchaus gangbar für einen Text mit historischem Setting (so das geplant war), aber mit Wertungen wie "natürlich" o.ä. erzählst du ein bissl an der - wie die Briten sagen - langen Nase herunter. Es stellt einen snobistischen Erzähler über den Leser und einer solchen Stimme folge ich nicht so arg gern. Er erzählt dazu alles aus einer irren Distanz, selbst in den Passagen mit Dialogen. Ich komme so nicht rein, da fehlt die Haptik, das Sensorische, aber auch das Psychologische, die Emotionen.
Gleiches gilt für die Feststellung des "ein Gräuel für Rationalisten". Es ist durchaus typisch - und ein extrem schöner, komplexer Kunstgriff -, wenn spätere Gothic Tales das Paranormale leugnen, von dem sie dann erzählen. Sehr schön z.B. bei Sheridan Le Fanu oder William W. Jacobs "Die Affenpfote". ImA so die Köngsliga der Phantastik, weil du den Leser nicht nur zu einer generellen suspension of disbelief überreden musst, sondern das auch noch durch die Haltung des eigenen Erzählers erschwerst. Aber hier funzt das nicht: Bei dir fehlt der Bruch, bei dem klar wird, dass der Erzähler sich irrte bzw. sich eine Ambivalenz eröffnet. Oder möchtest du, dass die alte Dame nur als spinnert rüberkommt? Fände ich auch nicht gut, man führt als Erzähler seine Figuren nicht vor.

Bob Cunningham, das Familienoberhaupt, war Architekt, hatte in London für die Olympiade gearbeitet, richtig gut Geld verdient und sich mit seinen Millionen in diese ländlichen Gefilde zurückgezogen, um hier in der Hügellandschaft von Gloucestershire jagen und fischen zu gehen. Wenn Not am Mann ist, half er seiner alten Firma mit ein paar Entwürfen im Jahr. Ansonsten galt seine Aufmerksamkeit neben seinen Hobbys seiner Frau und den beiden Kindern Alice und Frederic. Seine Frau Joyce war Illustratorin und arbeitete von zu Hause aus für einen Verlag, der Kinder- und Märchenbücher herausgibt.
Wie, für die Olympiade? Für das olympische Komitee? Ich denke, du überschätzt auch das Einkommen, das ein Architekt rein für Planungsskizzen erhält, bzw. sein Gehalt generell - egal, ob das 1890 oder 2020 spielen soll. Für Entwürfe gibt es Kommissionssitzungen, 'Briefs', Baugrundbegehungen ... Eine Skizze wird nicht einfach aus dem Kopf raus gezaubert, fernab von allem Betrieb der Praxis. Problem bei solchen Winzigkeiten: Wenn ich dir den Architekten nicht abkaufe, wie soll ich dir dann das Paranormale abkaufen?
Da steht auch einiges zur Ehefrau, die aber eigentlich überhaupt keine Rolle spielt. Du hättest z.B. einen Konflikt, wenn die Eheleute gegensätzliche Haltungen zu Esme hätten - vllt. wünscht sich die Frau, Esme würde bald sterben? Und Bob beginnt, sie deswegen zu hassen? Da sind vor dem Twist keine literarischen Konflikte (Langeweile und drohender natürlicher Tod sind keine.)
Vorsicht: Tempi durchhalten.
Es gab auf dem ganzen Anwesen nichts in Weiß, was auf das Gewand eines Geistes oder einen geheimnisvollen Schleier aus der Welt der Gespenster schließen ließ.
Den Satz finde ich fragwürdig. Haben die keine weiße Bettwäsche oder Gardinen? Wieso sollte man aus einem weißen Alltagsgegenstand direkt auf Geister schliessen und wieso werden Geister ausschließlich weiß gedacht? Nur spontan: schwarze Reiter / Headless Hessian Horseman oder Teufelsgestalten, Woman in Black, eben das ganze Repertoire von Trauergeistern? Und letztlich fehlt mir die spekulative / interne Logik, denn dein Tod ist ein klassischer 'Schwarzer Mann'. War das als das Spiel mit falscher Erwartung gedacht? Geht das wirklich auf?
Das ist natürlich für jeden Realisten totaler Humbug. Gewiss, das alte Landhaus wechselte aus Gründen, die alle Beteiligten (stets?) eigenartigerweise für sich behalten, im Durchschnitt alle zehn Jahre den Besitzer, aber was sagt das schon? Die jetzigen wohnen schon zwölf Jahre in diesem idyllisch gelegenen Landhaus, und nichts, rein gar nichts spricht dafür, dass sich dort auch ein Spuk eingenistet oder sich ein ungebetener Gast seinen Auftritt verschafft haben könnte.
Hier wären meine Ideen, was ohne Schaden gekillt werden könnte. Das 'nichts, rein gar nichts' wieder finde ich sehr schön - das ist eine Ausführlichkeit, auch eine Wertung des Erzählers, die zeitgenössisch passend und subtil genug ist.
Das 'eigenartigerweise' möchte ich Leser mir bitte selbst denken. ;)
Es heißt, welche Familie auch immer dort wohnte, mindestens ein Familienmitglied Mitglied (natürlich ein weibliches) hätte hexische Kräfte besessen, hätte aus der Hand lesen, mit Geistern reden kommunizieren oder die Zukunft aus hingeworfenen Hühnerknochen deuten können.
Klammern weg um den Einwurf (bricht mit dem Format, denn dies ist kein Brief), natürlich ist zu ironisch und zu 20th Cent., lieber neutraler: besonders ein weibliches ... oder so.
Auch hier: den Stil besser durch adäquate Vokabeln und/oder ein höheres Register ausdrücken, weniger durch ungeheuer verquaste, langwierige Redundanzen.
Bob Cunningham, das Familienoberhaupt, war Architekt, hatte in London für die Olympiade gearbeitet, richtig gut Geld verdient und sich mit seinen Millionen in diese ländlichen Gefilde zurückgezogen, um hier in der Hügellandschaft den Hügeln von Gloucestershire (Gloucestershires) jagen und fischen zu gehen.
Noch mal diese Stelle: rot = umgangssprachlich / aktuell, grün gehobenes Register / altertümlicher Stil.
Die Botschaft kam für Esme nicht überraschend.
Das halte ich für kontraproduktiv. Zum einen hast du grad das Ende einer Pointengeschichte angebracht, dann negiere die Pointe nicht gleich durch den snobistischen Erzähler, den 'natürlich' gar nix erstaunt. Ich Leser folge ja gezwungenermaßen der Haltung eines Erzählers - boykottiere dich da nicht selbst.

Ein Beamter betrat das Haus, und plötzlich hörte man Schreie, so laut und erschütternd, wie sie nur eine verwundete Seele hervorbringen kann. Joyce stürzte aus dem Haus, rannte zu Esme und berichtete mit tränenerstickter Stimme,
Wer ist 'man'?
Und wieder eine extreme Kombi aus flapsig-alltäglichem und höherem / altmodischen Register. Das klingt wie Slapstick, daraufhin lieber den gesamten Text noch mal durchgehen, wirklich Wort für Wort.

Fazit: Eine Pointenschichte muss auf das Ende hinarbeiten, damit dieses wirken kann. Du beginnst aber in der Ausführlichkeit einer regulären, plotgetriebenen Erzählung. Die Pointe wirkt imA daher nicht, bzw. nur wie lieblos umgebrochen. Ich kann mir den Text gut als eine late Victorian tale im Flash Fiction-Format mit eben einer klaren, nicht vom Erzähler verwässerten Pointe vorstellen, wobei 2/3 der Textmenge gekickt werden sollten. Dann Fokus auf eine Figur: Momentan steht die alte Dame von der Langwierigkeit der Beschreibungen im Mittelpunkt, allerdings führst du den Hausherren ein und die Dame wird eher durch die Sicht der restlichen Familie gespiegelt, nie direkt erzählt. Wessen Geschichte willst du erzählen? Am Hausherren bin ich nicht nah genug, weil du mitten drin (alte Dame, wer geht zur Schule, die Gartenarbeit ...) zu einer anderen Figur ausscherst - und dann investiere ich emotional in Esme (die sogar Titelfigur ist), aber deine Pointe funktionierte doch eigentlich nur, wenn ich in den Hausherren investierte, oder?

Das wäre vllt. zu erreichen, wenn du - anstatt so viele Äußerlichkeiten wie Schule und Garten - mehr zum Verhältnis zwischen Bob und Esme sagtest, da was aufbaust: Die beiden könnten ein inniges Verhältnis haben, vielleicht sogar ein Geheimnis teilen, und Bob arbeitet nicht aus Bequemlichkeit im Büro zu Hause, sondern, um keine Zeit mit Esme zu verlieren, die ja eben dem Tod nahe ist (rein biologisch gesehen). Da könnte sogar ein kleiner Konflikt rein, bei dem sich der Leser wünscht, die beiden könnten ihn vor ihrem Tod ausräumen. Dann investiere ich in beide, bin drauf vorbereitet, dass Esme stirbt, und werde von die Tragik des Twists überrascht. Dann sollte Esme das Ganze nicht so eiskalt schulterzuckend abschütteln können, es fehlt mir insgesamt eben an Konsequenzen. (Nur Ideen, deine Geschichte - aber damit du weißt, worauf ich hinaus wollte.)

Sorry, das ist viel Genöle, aber ich denke, du hast super Anlagen, und kannst mit etwas mehr investierter Zeit viel draus machen. Noch ein Tipp: der tag Alltag ist stark irreführend, ich rate hier zu Seltsam. Für Horror reicht es nicht, auch nicht unter dem Zeichen einer Gothic Tale (ich bin mir wie gesagt unsicher, ob die eigentlich dein Ziel war).

Alles Liebe, nimm alles bitte als unbedingte Ermunterung, nicht Entmutigung!
Katla

 

Hi Katli,

danke für die ausführliche Bearbeitung und Kommentierung meines Textes. Ich weiß, wieviel Mühe es macht, sich so in eine Geschichte regelrecht hineinzuversenken, damit am Schluss eine ordentliche, ernstzunehmende Kritik steht. Das ist dir perfekt gelungen, und weil ich Kritik sehr ernst nehme, weil sie der beste Lehrmeister ist, sage ich nochmals danke.

Sei gewiss, dass es nicht meine Absicht war, dich und vielleicht auch andere Leser in viktorianische Zeiten zu entführen. Ich habe dir wahrscheinlich mit dem Namen Abernathy einen Trigger geliefert, der dich sofort veranlasst hat, die Brille für Englands alte Zeiten aufzusetzen. In England haben auch heute noch alle Landhäuser Namen; meistens solche, die mit dem Geschlecht ihrer Bewohner zu tun haben. Ich wollte dem Kind einfach nur einen Namen geben. (Einer meiner Freunde wohnt in einer alten Mühle namens Arundell Arms. Da würde man im ersten Augenblick auch an ein wehrhaftes Gemäuer denken. ).

Doch zurück zu meiner Geschichte. Ich will kurz von ihrer Entstehung erzählen; ich schätze, dann erklärt sich so einiges von allein. Im Normalfall baut man ja eine Geschichte/einen Plot von vorn nach hinten auf. Hier war das Gegenteil der Fall. Mir schwirrte schon seit längerer Zeit die Pointe im Kopf herum: eine hochbetagte alte Dame hat ständig den Tod vor Augen. Er erscheint ihr zum Greifen nahe, sie fühlt aber, dass er eine andere Person ins Totenreich holen will. Ihr gesamtes Umfeld unterliegt einer Fehldeutung.

Meine Versuche, eine Handlung vorzuschalten, die zu dieser Pointe führt, gingen ins Leere. Deshalb habe ich versucht, aus der Raumbeschreibung heraus direkt zur Pointe zu kommen: Ich habe die örtlichen Gegebenheiten und die Charaktere vorgestellt, den Tagesablauf, Esmes besondere Rolle in der Familie etc. Da es keine Handlung gibt, beginnt die Pointe während der Raumbeschreibung und findet ihren Höhepunkt in den Dialogen am Ende.

Auf deine Kritik im Einzelnen gehe ich später noch ein; bin heute zeitlich etwas knapp dran.

Gruß

Linedrop

 

Hallo@linedrop

Ich schulde dir diesen Gegenbesuch, aber nach Katlas Ausbund an Kommentaren habe ich nicht mehr viel hinzuzufügen. Ich teile komplett ihre Meinung.
Auch ich hatte nach dem Lesen das Gefühl, mich in Details verloren zu haben, die nichts mit der Pointe zu tun. Beispiel:

Das machte er in jedem Jahr, denn die Kinder hatten ihren Spaß daran, die Fische an grünen Weidenstecken über die glühenden Holzscheite ihres Miniatur-Sonnenwendfeuers zu halten und sie dann in schönster Survival-Romantik und Fastfoodmanier abzunagen.
Wenn Bob einen Fang nach Hause bringen musste, weil er für das Tagesessen vorgesehen war, ging er stets an den Badger's Pool, ein dreißig Meter breiter tiefer Gumpen unterhalb eines Wehrbalkens. Dort hatten die Forellen perfekte Unterstände, und wenn er seine künstlichen Fliegen in der richtigen Tiefe anbot, bekam er regelmäßig einige bis zwei Pfund schwere Brocken an den Haken. In der Regel dauerte es eine gute Stunde, bis er genug für die Familie gefangen hatte, so dass er zum Frühstück oder kurz danach wieder zu Hause war.
In der Kürze liegt die Würze: "machte er in jedem Jahr" hätte für mich gereicht.

Mir schwirrte schon seit längerer Zeit die Pointe im Kopf herum: eine hochbetagte alte Dame hat ständig den Tod vor Augen.
Die Idee ist nicht ohne Reiz. Mit Katlas Empfehlungen bist du auf dem richtigen Weg, um dein Projekt zu verwirklichen. Viel Erfolg und hab Spaß am Schreiben!

Liebe Grüße aus Baden
Eraclito.

 

Hallo @linedrop,

willkommen bei den Wortkriegern!
Ich schreibe dir zuerst meinen Leseeindruck zu deinem Text: Liest sich gut, aber das Ende war enttäuschend. Die Geschichte ist irgendwie einfach verpufft. Das kann daran liegen, dass ich mehr als nur eine Pointe erwartet habe. Leseerwartungen kommen aber nicht von irgendwo her. Sie lassen sich durch die Art des Schreibens lenken. Die Schreibstilmischung zwischen altertümlich und modern, die schon angemerkt wurde, ist eines dieser Mittel. Ich lasse mich ja noch eher beeinflussen und vertraue zuerst darauf, dass solche Mischungen Absicht sind (wenn das nicht der Fall ist, führt es trotzdem zum selben Effekt). Ich dachte, dass die Handlung zwar in der Gegenwart geschieht, aber sozusagen durch eine Nostalgie-Brille wahrgenommen wird. Es wird so erzählt, wie es Esme vielleicht aus ihrer Kindheit kennt.
Ich bin mir jetzt immer noch nicht sicher, in welcher Zeit der Text überhaupt spielt. Vielleicht wolltest du es auch so haben. Ein "zeitloser" Text ist zwar gut, bringt aber auch Gefahren, weil sich viele beim Lesen trotzdem eine Jahreszahl denken, die dann nie vom Text widerlegt wird.

Bob Cunningham, das Familienoberhaupt, war Architekt, hatte in London für die Olympiade gearbeitet, richtig gut Geld verdient und sich mit seinen Millionen in diese ländlichen Gefilde zurückgezogen
Weil ich die Gegenwart im Kopf hatte, dachte ich hier an die Olympischen Sommerspiele 2012. Dafür hat ja die berühmte Architektin Zaha Hadid das London Aquatic Centre geplant. Spielt dein Text also in einer Art Paralleluniversum? Na gut, die Erklärung ist an den Haaren herbeigezogen ...
Eine örtliche Verortung ist gut, aber sie kann sich nur dann vollends entfalten, wenn sie auch an eine zeitliche gekoppelt ist.
Am Morgen des 21. Juni aber, einem Sonntag,
Vielleicht baust du hier ja eine Jahreszahl ein. Dann tut sich deine Leserschaft leichter, sich dem anzunähern, wie du dir die Geschichte vorgestellt hast. Ich mag Interpretationsfreiraum, aber er muss auch sinnvoll eingegrenzt sein.

Zum Stil möchte ich ein paar Anregungen dalassen. Du schreibst fehlerfrei, das kriegst du also auch noch hin!

Esme war überall und nirgendwo
und als sie sah, dass sie wie versteinert dasaß
Das klingt etwas zu allgemein. Floskeln würde ich eher vermeiden, du hast im Text auch passendere Formulierungen wie das aschfahle Gesicht oder die lederne Haut.
„Geht es dir ein bisschen besser, Großmutter?“, fragte sie besorgt.
„Das ist kein guter Tag, Joyce, ich hasse solche Tage“, sagte sie wehleidig
Man liest zwar oft darüber, aber mit solchen Behauptungen wäre ich lieber sparsam. Am besten das Gesicht, die Mimik, die Körpersprache beschreiben.

Viele Grüße
Michael

 
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Hallo @linedrop ,

wie schön, dass der Komm so ankam, wie er gemeint war. :gelb:

Nur kurz, vielleicht erspart dir das einige Vermutungen bei deiner Antwort:

Sei gewiss, dass es nicht meine Absicht war, dich und vielleicht auch andere Leser in viktorianische Zeiten zu entführen. Ich habe dir wahrscheinlich mit dem Namen Abernathy einen Trigger geliefert, der dich sofort veranlasst hat, die Brille für Englands alte Zeiten aufzusetzen.
Nee, UK + altes Landhaus / Villa allein bringen mich nicht automatisch auf historisches Setting oder Gothic Tale. (Lese im Genre seit 45+ Jahren, hab das in der Anglistik genauer angeschaut, kenne UK ganz gut und schreib auch Sachtexte zur Phantastik.) Es gibt massig britischen Horror / Weirdes, das in älteren Gebäuden mit historischen Hintergründen, aber ansonsten im Hier & Jetzt verortet ist, besonders fies bei Adam Nevill: Last Days und auch in Apartment 16 (andere seiner Romane find ich stilistisch / plotmäßig ziemlich meh).

Es lag an drei Dingen. Ich gehe immer davon aus, der Autor setzt Marker für das, was er da vorhat bzw. vermitteln möchte, diese Marker nehme ich auf und füge daraus einen Eindruck zusammen. Es ist quasi das, was ein Autor mir Leser mit dem Beginn seiner Erzählung verspricht:
- Sprachstil, der eben stellenweise blumig antiquiert, dramatisch und in älteren Phrasen / mit älterem Vokabular gestaltet wird. Das bei dieser
- Erzählstimme und -haltung. Ein auktorialer, allwissender und - immer angenommen, es ist keine Metafiktion - dabei sich aber mit eigener, abschätzig-überlegener Wertung einmischender Erzähler wird heute viel seltener verwendet. Um nicht zu sagen: gar nicht mehr. Der wilde Mix aus flapsiger Alltagssprache und dramatischem, gehobenen Register mit altmodischen Formulierungen kann damit nicht ein Idiolekt eines Prota-Erzählers sein *) wie bei Icherzähler oder 3. Person personalem, und damit muss ich schlussfolgern, dass dies ein Verweis aufs Setting sein soll. Dazu:
- Ich habe im Laufe der Jahre Dutzende Horrorgeschichten hier im Forum gelesen, bei denen die Ersteller ein historisches Setting + altertümlichen Tonfall versuchten, aber daran scheiterten bzw. das nicht durchhalten konnten - und das klingt deckungsgleich zu deiner Sprache hier. In dieser Kombi ist mir das neu, und das war eine Einschätzung aus eben der Erfahrung raus.

*) Altmodisch-gehobener, aber lebendiger, realer Idiolekt des Autoren selbst gibt es auch, bei Interesse suche mal nach älteren Texten wie auch Komms eines Mitglieds namens Anakreon. Hab ich aber so nur ein mal gesehen.

Im Normalfall baut man ja eine Geschichte/einen Plot von vorn nach hinten auf.
Nö, eigentlich baut man tatsächlich einen Plot vom Ende her auf, weil man sonst nicht weiß, wie man die Charakter-Entwicklungen und die Konflikte gestalten muss. Das ist bei dir ja löblich, was dann wohl schiefging ist, dass da (hart ausgedrückt) eben nicht genügend an "Aufbau" war, Planung in die Geschichte selbst bzw. die Figuren floss. Wenn ich dich richtig verstehe und es überspitzt ausdrücke, wolltest du eben nur Text, damit etwas vor der Pointe steht.
Klar, es gibt Profi-Autoren, die Texte sich entwickeln lassen und das kann wunderbar klappen. Ich meine aber, dass die sich intensiv mit Erzählstrukturen befasst und die ganzen Möglichkeiten nur internalisiert haben. Stephen King (bin kein Fan) z. B. behauptet, keinen Plan zu haben, wohin sich ein Intro oder eine Figur entwickelt - aber King ist auch nicht für seine schlauen, komplexen Plots bekannt. :D

Kann mir auch gut vorstellen (falls du nicht einen so extremen Fokus auf die Figuren und ihre Backstories/Konflikte legen willst, sondern aufs Motiv), dass deine Geschichte in Richtung Folk Horror überarbeitet funktionieren könnte - auch mit genau dem Twist. Dann stünde eine fiktionale Legende im Vordergrund, womit du den personifizierten Tod und die nur geteaserten Geistererscheinungen (schwarz vs weiß, hast gleich ein klassisches Farbschema drin) als Plotline nimmst. Auch dann aber wäre es imA günstiger, all die nebensächlichen Details wie oben schon vorgeschlagen ersatzlos zu streichen.

Herzliche Grüsse, bin sehr gespannt, wohin sich dein Schreiben noch entwickelt - auf jeden Fall dranbleiben!
:-) Katla

 

Hallo Katla und die anderen Kommentatoren,
ich habe mir die Kritiken mehrmals angeschaut und möchte die etwas tiefer gehenden Bemerkungen kommentieren.

Olympiade: Wenn wir vom Krieg ohne nähere Bezeichnung sprechen, meinen wir nicht den von 1871 und auch nicht den von 1914, sondern den letzten, den II. Weltkrieg. Reden wir von der Fußball-EM in Deutschland, meinen wir die von 2006, sprechen wir über die Bundestagswahlen, meinen wir nicht die von 1948, sondern die letzten. So habe ich mir erspart, die Jahreszahl 2020 anzuhängen. Darüber diskutiert man eigentlich nicht. Ich werde mir´s merken und mich künftig anpassen.

London hat seine erste Olympiade 1908 ausgerichtet. Wie kommt ihr darauf, dass ich die oder die von 1948 gemeint haben könnte? Sagt es mir!

Abernathy: Ich erwähnte es bereits. Es ist ein hundsgewöhnlicher Hausname, wie es sie in GB zu Abertausenden gibt. Und zwar in der Gegenwart, nicht nur anno dazumal. Was genau hat euch jetzt veranlasst, eine Geschichte aus vergangenen Tagen zu erwarten?

Hier seid ihr das zweite Mal falsch abgebogen - und leider mit fatalen Folgen: Ihr habt eine Erwartungshaltung aufgebaut, die die Geschichte gar nicht erfüllen kann. Nur: Was kann ich dazu, dass ihr die Dinge so interpretiert?

Honorar: Die baulichen Maßnahmen haben knapp 13 Milliarden Pfund, damals etwa 17 Milliarden Euro, verschlungen, das ergibt etwa 650 Mio. Pfund Architektenhonorar inkl. Bauaufsicht. Da müssen doch 2 oder 3 Mio. Pfund für unseren Bob dringewesen sein, oder?

Ich frage mich, warum ihr das alles zerredet. Und warum soll er nicht helfend eingreifen können, wenn sein alter Arbeitgeber überlastet ist?

Gewand in Weiß bzw. Weißes, das auf ein … schließen lässt: Wieso lässt ein Bettbezug, nur weil er weiß ist, auf einen Geist schließen? Weiße Vorhänge gibt es in englischen Landhäusern übrigens kaum.

Ehefrau: Die spielt keine Rolle, kritisiert ihr. Und das ist falsch: Sie ist schon deshalb wichtig, weil es ohne sie zu keinem Dialog mit Esme kommt. Und jetzt sind wir wieder beim Plot, den ich bereits dargelegt habe. Eines möchte ich aber noch hinzufügen: Ich habe aus der Raumbeschreibung heraus die Pointe entwickelt. Mit dieser Raumbeschreibung will ich beim Leser ein Bild vom familiären Alltag dieser Familie erzeugen. Ich beschreibe die Mitglieder, ihre Funktion, Tätigkeit, die Art, wie sie wohnen und leben, ihre Vorlieben, Gewohnheiten etc. etc.

Aus euren Kritiken geht hervor, dass das auch ganz gut gelungen ist. Wenn dieses Bild erzeugt ist, so der Plot, kommt es zu diesem Riesenmissverständnis: Alle Anzeichen (sitzt wie versteinert da, apathisch, trübe, traurige Augen) bzw. Äußerungen („ich habe den Tod gesehen“) von Esme deuten – normal interpretiert – darauf hin, dass es mit ihr zu Ende geht. Daraufhin trifft die (so unwichtige!) Joyce die entsprechenden Maßnahmen, die die Geschichte weiterentwickeln bzw. zuspitzen. Sie kontaktiert den Arzt und den Pfarrer und bereitet ihre Kinder auf Esmes Tod vor. Der Tag wird für sie zum Albtraum: Bob ist nicht da, sie ist mit den Kindern allein und Esme stirbt.

Natürlich stirbt sie nicht. Ihr Verhalten und ihre Äußerungen betrafen nicht sie selbst, sondern ein anderes Mitglied der Familie. Was sie natürlich nicht verraten wollte, um ihre Angehörigen zu schonen. Das ist die Pointe! Es ist übrigens kein Twist.

Warum soll das alles nicht schlüssig sein? Ich begreife es nicht.

Sprache: Ich bin niemand, der sich anmaßt, Literatur zu produzieren. Ich bin ein typischer hundsgewöhnlicher Mainstream-Autor, der klare Ziele hat: Der Leser soll meine Texte bereits beim ersten Lesen vollständig verstehen. Ich vermeide Fremdwörter, weil nicht alle sie gleichermaßen verstehen. Wer kann schon unterscheiden zwischen Knowledge, Know How und Education. Ich vermeide Widersprüche, Satzgirlanden, Verschachtelungen, Superlative und unwirkliche Extremsituationen. Und ich bemühe mich um die Einhaltung der Consecutio temporum, der Orthographie- und Grammatikregeln. Dass das hier und da misslingt – okay, ich bin auch nur ein Mensch.

Während ich dies hier schreibe, hast du, Katla, einen weiteren Kommentar geschickt. Dazu möchte ich Folgendes sagen: Du erkennst in meiner Sprache verschiedene Stilrichtungen von altmodisch bis flapsig, was mich bereits etwas verwundert. Aber was um Himmelswillen sind die verschiedenen Dukten in Richtung Historie, Gothic, altertümlicher Tonfall, ältere Phrasen etc.? Ich kenne diese Dinge nicht, und das ist ehrlich gemeint.

Ich halte meine Sprache für die Schriftform einer gehobenen Umgangssprache. Sie variiert in Nuancen, je nach Thema und Erzählebene. Ich kann mich täuschen, aber ich habe das Gefühl, du interpretierst ein bisschen zu viel in meine Schreibe.

Liebe Grüße

Linedrop

P.S. Ich kommentiere demnächst wieder, danach schicke ich eine weitere Geschichte.

 

Hallo @linedrop,

wie ich sehe, struggelst du ein bisschen mit den Rückmeldungen - wer tut das nicht!

Manch einer behauptet heute noch, das Anwesen am Abernathy Brook sei ein Spukhaus. Es heißt, welche Familie auch immer dort wohnte, mindestens ein Mitglied (natürlich ein weibliches) hätte hexische Kräfte besessen, hätte aus der Hand lesen, mit Geistern reden oder die Zukunft aus hingeworfenen Hühnerknochen deuten können. Das ist natürlich für jeden Realisten totaler Humbug. Gewiss, das alte Landhaus wechselte aus Gründen, die alle Beteiligten eigenartigerweise für sich behalten, im Durchschnitt alle zehn Jahre den Besitzer, aber was sagt das schon? Die jetzigen wohnen schon zwölf Jahre in diesem idyllisch gelegenen Landhaus, und nichts, rein gar nichts spricht dafür, dass sich dort auch ein Spuk eingenistet oder sich ein ungebetener Gast seinen Auftritt verschafft haben könnte. Es gab auf dem ganzen Anwesen nichts in Weiß, was auf das Gewand eines Geistes oder einen geheimnisvollen Schleier aus der Welt der Gespenster schließen ließ.

Spannender erster Absatz. Rein inhaltlich ist das erst mal so simpel wie gut: Oh, da gibt es ein altes Spukhaus, spukt es da vielleicht wirklich? Aufmerksamkeit check. (Auch, wenn ich ähnliches schon häufig gelesen habe.)

Aus Kritikersicht fällt mir besonders die Perspektive ins Auge: Da ist ein Erzähler, der mich in eine bestimmte Richtung lenkt, der zwar das spannende Fass Spukhaus aufmacht, gleichzeit aber sagt, dass das natürlich Blödsinn ist, totaler Humbug. Der legt eine Fährte und verwischt sie im nächsten Moment wieder, mit so einem Erzähler lässt sich viel anstellen, wenn man denn möchte. (Quasispoiler: Ich finde, den hättest du gerne auch noch mehr nutzen können, wenn du ihn schon so angelegt hast, der verpufft im Verlauf so ein bisschen.)

richtig gut Geld verdient

sie über die 100er- Hürde zu bringen,

und sie dann in schönster Survival-Romantik und Fastfoodmanier abzunagen.

vs.

Ihre Augen waren feucht und starr und dominierten das aschfahle Gesicht.

Ihre Schwiegertochter wusste die Zeichen ihrer wirr anmutenden Bemerkungen zu deuten

Ich habe ja schon deinen "struggle" mit den Kommentaren angesprochen, habe da also zumindest manches überflogen, ohne allerdings zu tief einzutauchen. Jedenfalls kam da ja glaube ich so ein Sprachmix zur Sprache, alltäglich vs. ... dings :shy:, na, und du hast auch gesagt, du hast nicht den Anspruch, Hochliteratur zu produzieren - verstehe ich. Trotzdem finde ich persönlich, dass so ein flapsiges "richtig gut Geld verdient" oder eine "100er-Hürde" (würde übrigens schreiben: "Hunderter-Hürde") sich hier mit dem Grundton beißt.

Du musst nicht hochgestochen schreiben, aber zumindest einheitlich, denke ich. Und sonst nutzt du eine schöne, zwar lockere, aber schon auch gewählte, eher neutrale Erzählsprache. Wenn sich da also so ein bestimmtes Bild des Erzählers bei mir manifestiert hat und das dann aufgebrochen wird, dann sehe ich statt des Erzählers zwangsläufig den Autor hinter dem Erzähler und frage mich, warum der seiner Linie nicht treu bleibt. Vielleicht, weil er zu unaufmerksam ist? Die Sache nicht ganz ernst nimmt? Das Ding ist: Ich will gar nicht an den Autor denken. Ich will Immersion, will in den Text abtauchen.

Das sind Kleinigkeiten, das kannst du auch pingelig finden, fände ich vielleicht auch erst Mal, ich sage dir nur, wie ich es empfinde, mehr kann ich nicht bieten :)

Ein weiterer Kritikpunkt ist, hier und da, die wörtliche Rede:

„Doktor, Esme ist sehr schwach. Ich glaube, sie will einschlafen. Sie sitzt mit ihrer schwarzen Kleidung bewegungslos da wie eine alte Frau vom Balkan, als warte sie nur darauf, sich dem Sensenmann anzuvertrauen. Es ist kaum mit anzusehen. Sie wirkt apathisch und tieftraurig. Ich glaube, sie verliert ihren Lebenswillen. Und sie erzählt, dass sie den Tod gesehen habe.“

Nein, das kann ich mir absolut nicht vorstellen. Wörtliche Rede in Texten muss nicht 1:1 wie im Alltag sein, denke ich, dann würden wir ja nur noch Hms und Mhs lesen, aber das da, das ist jemand, der weiß, dass er eine Figur in einer Geschichte ist. Und da wären wir dann wieder bei der Immersion, ich bin wieder rausgeschmissen worden, bin wieder beim Autor. Die Schwiegertochter macht sich Sorgen, ruft aufgebraucht den Arzt an. Und dann erzählt die so was? Dass die Esme da sitzt wie "eine alte Frau vom Balkan"? Die "darauf wartet, sich dem Sensenmann anzuvertrauen"? Das wirkt leider nur unfreiwillig komisch. Auch an anderen Stellen hatte ich dieses Gefühl, dass da nicht Menschen aus Fleisch und Blut, sondern Figuren aus einer erfundenen Geschichte reden.
Aber wieder: Mein Empfinden. Darfst du anders sehen.

Inhaltlich hatte ich besonders gegen Ende das Gefühl, dass du zwar einen guten, spannenden Plan hast, aber nicht die Geduld, den Plan wirkungsvoll auszuführen. Das ging dann doch sehr Schlag auf Schlag, wirkte gehetzt. Ich wusste auch nicht so recht, wohin mit meinem Emotionen: Grusel hat sich nicht eingestellt - obwohl die Sache ja schon gruselig ist -, mitfühlen konnte ich auch nicht: Bob ist also ertrunken. Aber wer ist denn jetzt noch mal Bob ... Hätte der vorher ein wenig mehr Persönlichkeit entwickeln dürfen, wäre der Schlag vielleicht größer gewesen. Und besonders hier:

Die Botschaft kam für Esme nicht überraschend. „Ich habe es gewusst“, stammelte sie mit schmerzerfüllter Stimme. „Und ich habe befürchtet, dass der grässliche schwarze Kerl nicht mich holen will, sondern es auf einen von euch abgesehen hat.“

Spüre ich eine Unausgewogenheit: Für Esme kommt die Sache nicht überraschend, gleichzeitig stammelt sie aber mit schmerzerfüllter Stimme. Vielleicht wäre es gruseliger bzw. eindrücklicher, wenn sie das ganz hart sagen würde: Diesmal hat es also Bob getroffen. Als wäre es nicht das erste Mal. Und dabei sieht sie vielleicht ganz leer aus, irgendwie ... dämonisch :shy:, weniger menschlich als sonst, die alte Esme ... Ich denke, da könntest du gut noch ein bisschen Spuk schüren, wenn du denn möchtest.

Noch ein bisschen was Postives zum Abschluss, das soll nicht zu kurz kommen: Ganz grundsätzlich, wenn du da eine Einheitlichkeit reinbekommst, finde ich deine Sprache tatsächlich sehr zugänglich, was ja auch dein Anliegen ist. Fehlerfrei sowieso, was nicht selbstverständlich ist ... Und auch inhaltlich erscheint mir das - bis auf die angesprochene Ungeduld - schön rund, erfahrungsgemäß ist es ja alles andere als einfach, eine komprimierte Geschichte zu erzählen, ohne zu viele Abzweigungen zu nehmen und sich dann in hunderten Nebenschauplätzen zu verlieren. Deshalb freue ich mich auch auf deine nächste Geschichte hier und hoffe, du bleibst uns eine Weile erhalten :)

Bas

 

Keine Bange, lieber Bas, so schnell steige ich nicht aus.
Soweit es die vorangegangenen Anmerkungen betrifft, bin ich schnell nervös geworden, weil Haare gespalten wurden. Da sind ja noch so einige Dinge in den Anmerkungen, bei denen kann ich nur den Kopf schütteln. Beispiel: Ich hätte noch bei Erwähnung des Mittsommertages (21. 6. ) die Jahreszahl hinzufügen sollen. Als ich das gelesen habe, habe ich meine Erwiderung leicht entnervt abgebrochen.
Nun zu deinem Kommentar: Wie du leicht erkennen kannst, bin ich "Anhänger" der amerikanischen Kurzgeschichte aus Anfangszeiten. Eines ihrer typischen Merkmale ist die Einbindung von Wörtern und Floskeln aus der bisweilen niederen Umgangssprache. Ein mir bekannter Titel lautet: Der verdammte letzte Drink).
Ich mache das gern nach, weil der Leser schneller und tiefer assoziiert als in einer steifen, gehobenen Sprache. Die "100er-Hürde" ist so ein Fall. Eigentlich ist der ganze Satz überflüssig, denn jeder ist bemüht, seine betagten Angehören so lange am Leben zu halten wie möglich. Aber wie ich schon erwähnte, wollte ich ein Bild schaffen und gleichzeitig auf die Pointe zuarbeiten. Da hat mir die Mini-Metapher mit der Hürde ganz gut gepasst. Kurzum: Ich denke, solche Formulierungen gehören einfach zu meinem SprachstiI. Ich werde sie trotzdem künftig noch einmal einer Prüfung unterziehen.

Diese Passage musste so sein:
„Doktor, Esme ist sehr schwach. Ich glaube, sie will einschlafen. Sie sitzt mit ihrer schwarzen Kleidung bewegungslos da wie eine alte Frau vom Balkan, als warte sie nur darauf, sich dem Sensenmann anzuvertrauen. Es ist kaum mit anzusehen. Sie wirkt apathisch und tieftraurig. Ich glaube, sie verliert ihren Lebenswillen. Und sie erzählt, dass sie den Tod gesehen habe.“

Lieber Bas, alles kann man anders formulieren. Aber ich wollte, dass es so steht, wie es ist: Nochmals ein Bild vermitteln von der Alten, bewusst den Vergleich mit den alten Frauen auf dem Balkan, die, in Schwarz gehüllt, in der sengenden Sonne sitzen und austrocknen. Hier kommt alles, was Esme zur Todgeweihten macht: bewegungslos, kaum anzusehen, apathisch, tieftraurig, Verlust des Lebenswillens, Todesvision. Jeder Leser, so hoffte ich, müsste jetzt verstanden haben, dass sie sterben wird.

Jetzt kommt Pointe 1: Sie hat den Tod gesehen, aber nicht den, der sie holt.
Über Pointe 2 wurde im Forum überhaupt noch nichts gesagt: Am Anfang heißt es:

"Manch einer behauptet heute noch, das Anwesen am Abernathy Brook sei ein Spukhaus. Es heißt, welche Familie auch immer dort wohnte, mindestens ein Mitglied (natürlich ein weibliches) hätte hexische Kräfte besessen, hätte aus der Hand lesen, mit Geistern reden oder die Zukunft aus hingeworfenen Hühnerknochen deuten können. Das ist natürlich für jeden Realisten totaler Humbug. Gewiss, das alte Landhaus wechselte aus Gründen, die alle Beteiligten eigenartigerweise für sich behalten, im Durchschnitt alle zehn Jahre den Besitzer, aber was sagt das schon? Die jetzigen wohnen schon zwölf Jahre in diesem idyllisch gelegenen Landhaus, und nichts, rein gar nichts spricht dafür, dass sich dort auch ein Spuk eingenistet oder sich ein ungebetener Gast seinen Auftritt verschafft haben könnte. Es gab auf dem ganzen Anwesen nichts in Weiß, was auf das Gewand eines Geistes oder einen geheimnisvollen Schleier aus der Welt der Gespenster schließen ließ."

Esme ist dieses eine Familienmitglied, das hexische Fähigkeiten besitzt, denn sie kann den Tod sehen. Und mehr noch: Sie kann in die Zukunft schauen und weiß - hellsichtig - wem der Tod zugedacht ist.
Ergo: Abernathy Brook ist ein Spukhaus, und dieses eine Mitglied Esme ...

Ich werde heute noch eine weitere Geschichte einstellen, weil es ohnehin an neuen Texten ein wenig hapert. In dieser Story geht es ganz anders zu. Lass dich überraschen.

Gruß und nochmals danke für deine Zeilen.
Linedrop

 

Soweit es die vorangegangenen Anmerkungen betrifft, bin ich schnell nervös geworden, weil Haare gespalten wurden. Da sind ja noch so einige Dinge in den Anmerkungen, bei denen kann ich nur den Kopf schütteln. Beispiel: Ich hätte noch bei Erwähnung des Mittsommertages (21. 6. ) die Jahreszahl hinzufügen sollen. Als ich das gelesen habe, habe ich meine Erwiderung leicht entnervt abgebrochen.
Hallo nochmal. Das mit der Jahreszahl habe ich vorgeschlagen. Wenn du mit meinem Kommentar nichts anfangen kannst, dann ist das leider so. Aber wenn du schon näher darauf eingehst, solltest du mich zumindest direkt ansprechen.
Stell dir das mal umgekehrt vor: Du sagst etwas zu einer Person, die dann nur über dich redet, anstatt dir zu antworten. Wie würdest du das finden?

Ich glaube, es gibt hier ein Kommunikationsproblem. In diesem Forum hat es sich bewährt, dass einzelne Zitate aus Geschichten herausgenommen und nacheinander besprochen werden. Das sind oft nur Kleinigkeiten, aber insgesamt haben diese Kleinigkeiten einen großen Einfluss auf den Text.
Du sagst, für dich ist das Haarspalterei. Aber versetz dich mal in die Sichtweise der Kommentatoren. Hinter jeder Anmerkung steckt ein Änderungsvorschlag, den du in die Geschichte einbauen kannst. War da für dich wirklich nichts Brauchbares dabei?
Wenn ein Text nicht wie gewollt rüberkommt, kann die Ursache sowohl beim Leser als auch beim Autor liegen. Ich würde das im Hinterkopf behalten. Das ist jedenfalls mein Tipp, wie gesagt, es ist dir überlassen, was du damit machst.

 

Hallo Michael,
ich habe dich auf keinen Fall verletzen wollen. Dein Kommentar ist berechtigt; jeder gibt sein Bestes und versucht, eine Story zu verbessern. Bitte nimm meine Entschuldigung entgegen.
Die Sache hat aber auch noch eine andere Seite: Es gibt Entscheidungen eines Autors, die dürfen einfach nicht zerredet werden. Beispiel: Bob hat bei den Olymp. Spielen richtig viel verdient. Wenn ich das als Autor in den Raum stelle, ist das per se nicht angreifbar, egal was ein Architekt in England verdienen kann. Es wird aber kritisiert. Mit einigen anderen Stellen ist es genauso (siehe Erwiderung an Katla). Wenn das dann mehrfach passiert, immer wieder bei jedem neuen Post ein solches Fass aufgemacht wird, verliert man bei aller Bereitschaft, Kritik an- und ernstzunehmen, die Fassung. Ich will das hier nicht weiter ausführen, tue es aber, wenn du Wert darauf legst.
Wenn ich ehrlich sein soll, so kommt mir der Verdacht, dass die Art und Weise, wie leichtfertig hier im Forum Kritik geübt wird, der Sache nicht dienlich ist. Dazu gehört bei aller Kritik an der Sprache eines Autors, dass man ihm erst einmal seine Art zu schreiben lässt. Wenn ich z. B. schreibe, dass Bob "richtig Geld verdient hat", so ist das ganz bewusst meine Entscheidung. Da sollte man nicht die Keule auspacken und dem Autor Flapsigkeit bescheinigen. Es ist mein Stil, solche Wörter einzubauen. Man darf so etwas unschön oder unpassend finden, mehr aber auch nicht.

Ich werde bei nächster Gelegenheit einen deiner Texte kritisieren, allerdings nicht sofort. Die Admin hat einen Post von mir gelöscht, weil ich die Kritik eines anderen wiederholt habe. Da das immer wieder passieren kann, nehme ich erst einmal Abstand davon. Ja, in dem Post wollte ich der Einsteigerin eigentlich nur Mut machen weiterzuschreiben.

Gruß Linedrop

 
Zuletzt bearbeitet:

Wenn ich ehrlich sein soll, so kommt mir der Verdacht, dass die Art und Weise, wie leichtfertig hier im Forum Kritik geübt wird, der Sache nicht dienlich ist.
Hallo @linedrop ,
also naja, aber du hast dich doch sicher vor der Anmeldung hier umgesehen, oder nicht? Vielleicht nicht. Vielleicht ist das Forum einfach nix für dich?

Es gibt nämlich eine Menge Mitglieder hier, die sehr von genau dieser Art Kritiken profitieren, weil sie an einem Blick von außen interessiert sind, daran, wie sich ihr Text mit fremden Augen liest. Weil sie an Feinschliff interessiert sind, an Verbesserungen, Klärungen - Textarbeit eben. Klar, manche sind das nicht, aber - das kann man schon sagen, wenn man ne Weile mitgelesen, User hat kommen und gehen sehen - einige haben nur durch die kritische, detaillierte Hilfe der anderen Mitglieder überhaupt Textarbeit gelernt. Und sich ausprobiert, das Handwerk geübt und damit ein ganzes Stück weit gekommen. Zumindest für mich kann ich sagen: Je mehr ich mich über Kritik geärgert hab, desto wichtiger war sie letztlich. Dabei: Nicht, um so zu schreiben wie andere wollen, sondern um besser so schreiben zu lernen, wie ich möchte. Verstehst?

Was hast du dir denn vom Forum versprochen? Du machst anderen doch auch hilfreiche Vorschläge zur Verbesserung, sehr verwunderlich, dass du umgekehrt alles abkanzelst. Finde ich äußerst schade, wirklich.
Vermutlich engagiere ich mich über, wollte das nur mal anmerken - und wie @Michael Weikerstorfer in seinem durchweg sehr, sehr schönen Komm sagte:

Wenn ein Text nicht wie gewollt rüberkommt, kann die Ursache sowohl beim Leser als auch beim Autor liegen. Ich würde das im Hinterkopf behalten. Das ist jedenfalls mein Tipp, wie gesagt, es ist dir überlassen, was du damit machst.

Viel Freude noch beim Schreiben, Lesen und Kommentieren auf jeden Fall,
:-) Katla

 

Es gibt nämlich eine Menge Mitglieder hier, die sehr von genau dieser Art Kritiken profitieren, weil sie an einem Blick von außen interessiert sind, daran, wie sich ihr Text mit fremden Augen liest. Weil sie an Feinschliff interessiert sind, an Verbesserungen, Klärungen - Textarbeit eben. Klar, manche sind das nicht, aber - das kann man schon sagen, wenn man ne Weile mitgelesen, User hat kommen und gehen sehen - einige haben nur durch die kritische, detaillierte Hilfe der anderen Mitglieder überhaupt Textarbeit gelernt. Und sich ausprobiert, das Handwerk geübt und damit ein ganzes Stück weit gekommen. Zumindest für mich kann ich sagen: Je mehr ich mich über Kritik geärgert hab, desto wichtiger war sie letztlich. Ganz wichtig: Nicht, um so zu schreiben wie andere wollen, sondern um besser so schreiben zu lernen, wie ich möchte. Verstehst?
Hallo Katla,
ja, genau deswegen bin ich hier. Schließen wir einen Burgfrieden: Ich rege mich einfach über bestimmte Dinge nicht mehr auf und orientiere mich an den Kritiken, von denen ich lernen kann. Deinen drittletzten Satz nehme ich mir zu Herzen: Je größer der Ärger, desto wichtiger die Kritik.
Gruß Linedrop

 

Hallo Linedrop!

Sorry für diesen Kürzestkommentar, aber ich habe bisher nur die letzten paar Stellungnahmen gelesen. Dabei fiel mir der zweite Satz deiner Geschichte auf:

Manch einer behauptet heute noch, das Anwesen am Abernathy Brook sei ein Spukhaus. Es heißt, welche Familie auch immer dort wohnte, mindestens ein Mitglied (natürlich ein weibliches) hätte hexische Kräfte besessen, hätte aus der Hand lesen, mit Geistern reden oder die Zukunft aus hingeworfenen Hühnerknochen deuten können.
Warum hätte und nicht habe? Zumal auch im ersten Satz das Spukhaus sei und nicht wäre.
LG

 

Hallo Manuela,
die Grammatik lässt beide Möglichkeiten zu. Die von dir vorgeschlagene ist die bessere, gerade weil es zuvor "sei" heißt.
Danke
Linedrop

 

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