Was ist neu

Ewigkeit (Teil 1 von 2)

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22.07.2001
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Ewigkeit (Teil 1 von 2)

Ewigkeit

Prolog:
„Kalralahr, die Nis`Choc ist für den Vorbeiflug bereit.“ Der Offizier hatte sich tief verbeugt und wartete in Demut auf die Antwort seines Kommandeurs, der auch sein Priester war.
„Sehr gut. Sagen sie dem Captain des Schiffes, daß er beginnen soll. Aber er soll sich hüten, die Schatten des Todes werden auf ihn fallen, wenn er versagt.“
„Wie ihr wünscht, Kalralahr. Darf ich mich entfernen?“
Kalralahr Tul`Quen winkte dem Offizier lässig, sich zu entfernen. Der ging rückwärts aus dem Raum, während er sich unablässig verbeugte, bis sich die automatische Tür vor ihm schloß.
Tul`Quen erlaubte sich ein leises Lächeln. Wie sehr die Katastrophe des verlorenen Krieges das Volk der Vinonier doch verändert hatte. Einst war jeder von ihnen ein stolzer Krieger gewesen, aber nach dem Blutbad bei dem Xeno-Planet, bei dem ein bedeutender Teil der Flotte vernichtet worden war, waren sie alle in kopflose Panik ausgebrochen. Viele Planeten hatten sich in dem ausbrechenden Chaos vom Imperium losgesagt, aber die meisten waren einfach in einer schlimmen Welle des Bürgerkriegs verwüstet worden. Was dann folgte, war der Rückfall in die Barbarei auf diesen Welten. Nur der Kern des ehemaligen Imperiums war von den schrecklichen Folgen des verlorenen Krieges verschont geblieben...
„Das Ende der Welt.....“ sann Tul`Quen nach, während sein Lächeln breiter geworden war. Eigentlich war der Krieg nur verloren gegangen, weil irgendeine unbekannte, technologisch weit überlegene Macht den verdammten Menschen geholfen hatte. Aber die abergläubischen Vinonier im Rat glaubten das nicht....
„Diese Narren! Sie sind schuld, sie ganz allein.!!!“ Tul`Quen lächelte nicht mehr, sein Blick sprühte plötzlich vor heißem Zorn, sein Kopf zuckte unkontrolliert hin und her und er ballte unbewußt die Fäuste.
Der vinonische Rat, zusammen mit dem Oberkommando der Flotte, hatten in den Medien die Legende vom Chelath`T`Poor heraufbeschworen, der vinonischen Version eines jüngsten Gerichts.
In der Legende war dies das Ende aller Zeiten. Ein unbesiegbares Volk von Göttern würde über die vinonische Rasse herfallen und sie bis auf den letzten Mann abschlachten. Die Vinonier lebten in der Vorstellung das dieses Ereignis nur dadurch aufzuhalten sei, daß das Imperium ihnen technologisch ebenbürtig sein müßte, wenn sie kämen. Und die Helfer der Menschen waren leider technologisch sehr überlegen gewesen.
Das Ergebnis war, daß der Rat und das Kommando der Flotte sich aufgelöst hatten und das Imperium de facto zu existieren aufhörte.
Aber dann war im Moment der höchsten Not die Rettung gekommen...einem der letzten überlebenden hohen Flottenoffiziere war die Idee gekommen, durch einen kleinen Trick die Kontrolle wieder zurück zu erlangen. Er hatte einfach behauptet, daß das Chelath`T`Poor vorüber und die Rasse gereinigt sei und man hätte vom Universum eine zweite Chance erhalten. Daraufhin war die Ordnung mühsam wieder errichtet worden und das neue Imperium hatte einen neuen Führer. Dieser ehemalige Offiziere war Tul`Quen gewesen. Er hatte den neuen Spiritismus des Volkes ausgenutzt und eine Art von Theokratie geschaffen. Dann hatte er mit dem Wiederaufbau begonnen.
„Wir werden am Ende doch noch gewinnen....“ Bei diesen Worten, zu sich selber gesprochen, lächelte Tul`Quen wieder, während er den Schiffskörper außerhalb des unmittelbaren Bereichs der Orbitalstation betrachtete und langsam die Injektionseinheit auf seinen Arm setzte.
„Und hier beginnt unser Sieg....“ versonnen starrte er noch eine Weile auf das Schiff, das sich langsam zu bewegen anfing.


Kapitel Eins - Reunion
Chronos, Chronos-System, 10. September 2236
„Ich denke, daß dies heute für uns alle ein denkwürdiger Tag ist, Gentlemen. Mit Wirkung von heute Nacht 0:00 Uhr sind die Solare Liga und die Union freier Welten nicht länger getrennt. Die Einheit ist wiederhergestellt. Wir alle sind Bürger der Solaren Allianz.“ Der Sprecher des Senates sah von seinem Papier auf und blickte auf seine versammelten Kollegen herab.
Zuerst herrschte nur Stille in dem großen Saal des Unionssenats. Der riesige Dom war für etwa 2000 Delegierte ausgelegt und er war zum Bersten gefüllt. Es waren alle Delegierten des ehemaligen Liga-Senates und der Delegiertenversammlung der Union anwesend. Nur zögernd gab es die ersten Reaktionen. Den meisten Abgeordneten war anzusehen, daß sie es noch nicht so richtig glauben konnten, daß die schreckliche Zeit der Teilung der menschlichen Rasse und des Bruderkrieges zwischen Union und Liga nun wirklich für immer zu Ende sein sollte. Aber dann, mit einer plötzlich ins Gewaltige anschwellenden Intensität und Lautstärke erhoben sich die Politiker von ihren Sitzen und begannen zu applaudieren, erst verhalten und zurückhaltend, dann aber immer mehr alle Beherrschung aufgebend und frenetisch. Der Applaus wurde bald von den ersten Jubelschreien begleitet. Sie pflanzten sich mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die Reihen der Männer und Frauen im Saal fort und bald schrien die meisten ihren Jubel mit voller Lautstärke hinaus. Die Geräuschkulisse im Dom des Senates war ohrenbetäubend und der Jubel brandete an die hohen Decken und Wände des Raumes wurde als Echo, tausendfach verstärkt und mischte sich mit den neuen Jubelschreien und dem Applaus der Menschen. Alle, wirklich alle, Nachrichten-Netze aus der Liga und der Union hatten Kameras vor Ort und die ganze Veranstaltung wurde live auf jeden Planeten der neuen Allianz übertragen, egal wie weit er auch entfernt sein mochte. Die Kosten dafür, die wahrhaft astronomisch sein mußten, trug der Staat, das war vorher in einem spontanen Referendum absolut einstimmig beschlossen worden. In einem spontanen Impuls hörten die ersten Abgeordneten auf zu jubeln und stimmten die alte und neue Nationalhymmne der Allianz an, eine uralte Melodie mit einem Text, der von einem ebenso uralten Dichter von der Erde stammte, einem gewissen Hoffmann von Fallersleben.
Alle Geschäfte im gesamten von Menschen besiedelten Weltraum ruhten an diesem Tag und auf den Straßen feierten die Menschen bis zum nächsten Morgen. Die beiden Hälften eines Ganzen waren endlich wieder eins geworden.


System STS-22134, 11. September 2236
„Sir, wir haben hier eine unidentifizierte Ionenspur. Sie führt ins Systeminnere, ihr Vektor zeigt auf den kleinen Gasriesen.“
„Können sie irgendwas über die wahrscheinliche Größe des Schiffes sagen?“
„Nun, es ist auf jeden Fall ein CT-30a oder größer. Sieht wie ein harter Brocken aus, wenn sie mich fragen, Sir.“
„Schon klar. Ok, Komm, informieren sie die Granger und die Stuart. Sie sollen in eine offene V-Formation gehen mit uns in der Mitte. Mittlere Patroulliengeschwindigkeit und Schilde hoch.“
Die Befehle gingen raus und die beiden Begleitschiffe bestätigten und gingen in Formation. Die Crews an Bord der drei Korvetten machten sich bereit für die Schlacht. Alle auf der Brücke der Lion, des Führungsschiffes des Patroullienfluges G 12, wußten, daß es bald sehr windig werden konnte in dieser Ecke des Universums.
„Wir haben uns jetzt auf 100.000 Kilometer genähert. Wir haben eine Menge Störstrahlung vom Gasriesen und die Ortung wird langsam unzuverlässig. Sollten wir nicht ein Schiff hierlassen, zur Sicherung unserer Ortungsergebnisse?“ Rynman, der erste Offizier sah besorgt aus, wie immer, wenn es gegen einen Feind ging, der sich nicht direkt zeigte.
„Ja, gute Idee. Aber wir könnten die Feuerkraft von drei Korvetten sehr wohl gegen einen überlegenen Feind brauchen.“
„Stimmt, aber was nutzt uns die Feuerkraft von 10 Korvetten, wenn wir den Feind nicht sehen können?“
„Das ist ein Punkt für sie, Rynman. Komm, benachrichtigen sie die Stuart, daß sie auf diesem Orbit bleiben soll und den beiden anderen Schiffen als Ortungsrelaisstation dienen soll.“
Die Stuart verlangsamte kurz darauf ihre Fahrt und stoppte schließlich ganz, sie brachte ihre Detektoren auf volle Leistung und sendete die Meßdaten dabei simultan zu den beiden anderen Schiffen. Der Nachteil dabei war, daß dieser Prozeß so viel Energie verschlang, daß die Schilde auf die halbe Leistung zurückgenommen werden mußten. Das machte das Schiff natürlich sehr verwundbar für einen Angriff, aber hier draußen, außerhalb der brodelnden elektromagnetischen Strahlungssuppe des Gasriesen, „sah“ man einen Feind ja schon auf große Entfernung kommen, so daß man sich auf einen Angriff entsprechend vorbereiten konnte. Das und außerdem die Möglichkeit, die beiden anderen Schiffe sofort zu Hilfe zu rufen, sollten die Sicherheit der Stuart garantieren.
„Sir, wir sind jetzt direkt über der Atmosphäre des Gasriesen und wir haben immer noch kein Zeichen eines Schiffes gefunden.“ Der Ortungsoffizier hatte einen verständnislosen Unterton in der Stimme.
„Sir, irgendetwas stimmt doch hier nicht. Ein so großes Schiff kann doch nicht einfach verschwinden.“
„Tja, da haben sie eigentlich recht, aber sie sehen ja, das es offensichtlich doch möglich ist. Was sagt die Stuart?`“
„Stuart meldet, daß keinerlei Bewegungen eines fremden Schiffes gesichtet wurden.“
„Hmmm, probieren wir mal was anderes....geben sie Mikrowellenstöße in die Atmosphäre ab und achten sie auf Reflexionen.“
„Ja, sir“ Der Taktik-Offizier hatte verstanden. Der Captain wollte so eine Art modernes Sonar einsetzen. Das hatte man vor Jahrhunderten auf der Erde in den Überwasserflotten erfolgreich eingesetzt.
Das erste Mikrowellenbündel wurde abgestrahlt, es gab keinerlei Reflexionen, weitere Strahlenbündel folgten, aber es gab anscheinend nichts, daß die Strahlen reflektieren konnte.
„Sir, wir haben hier ein Echo!“ alarmiert rief der Taktik-Offizier die Meldung laut quer über die Brücke.
„Das Echo bewegt sich, ich intensiviere die Strahlenstöße.....“ er sah wieder auf seinen Monitor „ja, es bewegt sich.....zum Teufel, der Bastard fliegt beinahe direkt unter uns....etwa 1500 Kilometer und ....abnehmend?!?“
In diesem Augenblick stieß ein riesiges Objekt aus den unteren Schichten der Atmosphäre und flog direkt auf die Lion zu. Das war ein Schlachtschiff der Warbird-Klasse!
„Geben sie Nachricht an die anderen Schiffe, wir ziehen uns zurück!!!“
Der Captain hatte mit einem Blick erkannt, daß die Lion und ihre Begleitschiffe auch gemeinsam keine Chance gegen einen Gegner dieser Größe hatten. Die Schiffe der Warbird-Klasse waren die mächtigsten Schlachtschiffe der Flotte der Allianz.
„Wo haben Piraten denn Schlachtschiffe her?“ Die Frage des Captains war an niemanden im Bestimmten gerichtet, aber es hätte sie auch niemand beantworten können, nicht auf der Lion.
„Sir, die Stuart ruft uns, sie hat seltsame Energiespitzen geortet, die näherkommen und sich ihrer Position bis auf 300.000 Kilometer genähert haben. Sie erbittet Befehle.“
Da fielen die Puzzlestücke alle an ihren Platz: es war ein Falle!
„Bringen sie uns hier weg, maximale Beschleunigung, berechnen sie einen Hyperraumkurs, sagen sie den beiden anderen Schiffen, sie sollen sich ebenfalls zurückziehen. Wir werden hier in eine Falle gelockt. Die Energiespitzen sind mit Sicherheit getarnte Schiffe.“
In diesem Augenblick eröffnete das feindliche Schlachtschiff das Feuer auf die Lion und wenige Sekunden später startete es auch noch Jäger.
„Sir, die Stuart meldet sich nicht mehr und die Granger ist soeben in den Hyperraum gesprungen. Unsere Schilde halten noch, aber sie werden schwächer.“
„Springen sie, sobald der Kurs feststeht.“ Plötzlich traf das Schiff ein furchtbarer Schlag und die Lichter auf der Brücke gingen aus. Die künstliche Schwerkraft fiel aus und die Monitore starben. Der Captain spürte, wie er begann, raumkrank zu werden. Er war Schwerelosigkeit nicht gewohnt. Irgendetwas flog dicht an seinem Gesicht vorbei, er spürte nur den Luftzug des Gegenstandes. Drei Sekunden später sprangen die Notgeneratoren an, alle Systeme gingen wieder online, aber was man nun auf den Schirmen sah, war nicht dazu angetan, irgend jemanden an Bord der Lion zu erfreuen.
„Wir sind umzingelt, der Treffer waren zwei Odin 2 und die haben mit Sicherheit noch mehr davon. Wie lauten ihre Befehle?"
Der Captain überlegte. Die Granger war entkommen und die Stuart wahrscheinlich zerstört, sein eigenes Schiff war einer solchen Übermacht nicht gewachsen und es war zudem noch beschädigt. Es gab nur eine Alternative, wenn er sein Schiff und dessen Besatzung nicht sinnlos opfern wollte.
„Schalten sie eine Verbindung mit dem Schlachtschiff....sagen sie, wir ergeben uns.“ Bittere Galle stieg dem Captain in den Rachen und auch alle anderen auf der Brücke sahen sich betreten an.
Der Lautsprecher auf der Brücke erwachte plötzlich unter statischem Rauschen zum Leben und eine Stimme sprach zur Brückencrew, eine menschliche Stimme!
„...Allianz-Schiff, ergeben sie sich, oder sie werden zerstört.“
„Wir ergeben uns, wenn sie uns sagen, wem wir uns ergeben sollen.“
Die Stimme zögerte einen Augenblick, dann antwortete sie.
„Mit Stolz stellen wir uns vor, Allianz-Schiff. Wir gehören zur Solaren Liga – Flotte, 3. Flotille, um genau zu sein.“
„Was? Aber die Liga und die Union existieren nicht länger, die Allianz hat sich wiedervereinigt!“
Die Stimme klang sehr viel wütender, als sie dieses Mal antwortete.
„Ergeben sie sich jetzt, oder sie werden zerstört werden, Allianz – Schiff. Sie haben 5 Sekunden, ihr Triebwerk zu deaktivieren.“
„Navigation, Triebwerke aus. Wir wollen denen keinen Grund geben, uns doch noch zu grillen.“
Der angesprochene Offizier reagierte beinahe sofort, er schaltete das Triebwerk der Korvette ab und legte dann die Hände in den Schoß.
„Wir sind bereit, ihre Soldaten an Bord zu nehmen, Liga – Schiff.“
„Sehr gut, wir schicken unsere Männer jetzt herüber.“
Die Korvette trieb jetzt zwischen mehreren Feindschiffen, insgesamt waren es 6 Stück. Sie hatten die Lion eingekreist, verhielten sich aber passiv. Erstaunlich war daran eigentlich nur, daß es sich bei den Schiffen, abgesehen vom Flaggschiff nur um Schiffe aus der Shadow Cobra Flotte handelte, des ehemaligen Geheimdienstes der Allianz – Flotte. Der Captain sah Kreuzer, Zerstörer und Korvetten, die mit einem Tarnschild ausgerüstet waren.
Irgendetwas hatte man ihm bei Beginn der Mission wohl verschwiegen, oder aber die eigenen Leute wußten gar nichts von diesen Schiffen und der sogenannten Solaren Liga. Aber....Nein, das konnte nicht sein, die eigenen Leute konnten nicht völlig blind sein....oder doch?


Kapitel Zwei - Sturmwolken
„Wir haben jeden einzelnen der Crew verhört, alle getrennt voneinander. Aber trotzdem sagen sie alle das Gleiche. Sie sind von einem Schiff der Warbird-Klasse angegriffen worden, sowie mehreren Schiffen, die zu den Shadow Cobras gehören.“
„ Es hat also begonnen, was glauben sie, wann werden die Medien davon Wind bekommen?“
„Naja, ich schätze in etwa 36 Stunden oder so. Haben wir uns denn schon eine Geschichte überlegt?“
„Nein, da gibt es nichts zu überlegen. Wir müssen darauf bauen, daß die Öffentlichkeit möglichst viel erfährt. Wir sollten die Wahrheit sagen. Das ist viel gleubwürdiger und außerdem wird es die öffentliche Meinung viel eher gegen die Aristokraten aufbringen, als es unsere Propaganda könnte.“
„Ja, da haben sie recht. Also sollen wir von uns aus an die Presse treten?“
„Ja, ich denke, das wäre gut. Machen sie es so.“
„In Ordnung, ich werde es sofort selber in die Hand nehmen.“
Der Militärattaché Woodbein verließ das Büro von Grandadmiral Lightcloud. Der Chef des Stabes der gesamten Allianz-Flotte stand auf und begann unruhig im Zimmer auf und ab zu laufen.
„Das kann noch haarig werden. Verdammt. ORDONANZ!“
Die Tür flog auf und ein junger Lieutenant stürmte den Raum beinahe.
„JA, Sir!“
Verdutzt blickte Lightcloud den Lieutenant an. „Ruhig, Mann, wir sind hier nicht auf dem Kasernenhof, kein Grund, hier rumzubrüllen.“
Der junge Mann wurde puterrot und senkte den Kopf ein wenig, um seine Scham zu verbergen.
„´tschuldigung, Admiral, aber ich habe meine Grundausbildung bei den Merines absolviert, dort geht es wohl etwas lauter zu, als bei der Flotte.“
Er nahm Haltung an und erwartete offensichtlich für sein Fehlverhalten gemaßregelt zu werden.
„Rühren sie, Junge. Wie sie richtig erkannt haben, sind wir nicht bei den Marines und ich bin kein Drill Seargent.“
„Ja, Sir. Natürlich nicht Sir. Danke Sir.“
„Also, kann ich ihnen jetzt vielleicht einen kleinen Auftrag geben, Lieutenant?“
„Ja, Sir.“
„Gut, Lieutenant. Schaffen sie mir Commodore Briggs hierher. So schnell wie möglich.“
„Ja, sir.“ Der junge Lieutenant stürmte wieder aus dem Büro von Grandadmiral Lightcloud und schlug die Tür hinter sich zu.
„Diese jungen Marines....“ sinnierte Lightcloud mit einem Grinsen.

Telur-City, Gnome, 13. September 2236
„Alicia, Liebes, würdest du mir gerade mal die Tomaten rüberreichen?“
„Hier hast du sie.“ Alicia Briggs gab ihrem Mann Steven Briggs die Tomaten und dieser schüttete das gehäutete Gemüse in den Kochtopf. Seine Frau kam näher und sah ihm über die Schulter.
„Hey....das hier ist ein Geheimprojekt der Allianz und sie Mrs. Briggs haben dafür nicht die nötige Sicherheitsstufe!“ lachte Steve, als er bemerkte, daß sie sein Rezept abgucken wollte. Er drehte sich in seiner weißen Schürze um und wies sie dann mit dem Kochlöffel und einem strengen Blick zurück an den Küchentisch, wo sie weitere Tomaten schälen sollte. Er mußte sich dabei allerdings das Lachen verkneifen.
Alicia machte ein langes Gesicht ob ihres mißglückten Spionageversuches und trug ihren Bauch langsam wieder zurück zum Stuhl. Vorsichtig setzte sie sich, aber da war es auch schon geschehen:
„Auuuaa. Ach ich wußte es. Wenn es mir nicht gelingt, endlich dein Saucen-Rezept zu stiebizen, dann werde ich ohne Gerichtsverhandlung standrechtlich gemaßregelt.“ Sie verzog das Gesicht in übertriebenem Schmerz.
„Hat er dich wieder getreten?“
„Sie. Sie hat mich wieder getreten. Das hat sie von ihrem Vater. Er schläft ganz ruhig und fest, da bin ich sicher.“
Steven Briggs lachte. „Sicher, wie du meinst. Aber wie dem auch sei, du kriegst mein Rezept nicht.“ Er tätschelte das Blatt Papier auf der Arbeitsplatte vor ihm und grinste. „Das ist ein uraltes Familienrezept!“
„Na warte, ich werde schon noch mal eines Tages drankommen, vielleicht früher als du denkst!“ Trotz der garstigen Erwiderung lächelte sie ihn ebenso warm an, wie er sie anlächelte. Sie liebten diese Spielchen alle beide.
Plötzlich klopfte es an der Tür, nein die Tür wurde beinahe aufgebrochen, so fest haute jemand davor. Steve Briggs sah seine Frau Alicia an und machte ein verdutztes Gesicht.
„Wer zur Hölle kann das sein?“
„Madonna, was weiß denn ich? Aber ich weiß, daß er es bereuen wird, uns gestört zu haben!“ Ein zorniges Funkeln war in Alicia´s Augen getreten und sie machte sich auf, um an die Tür zu gehen und zu sehen, wer dort war. Aber ihr Mann, der nicht erst aufstehen und einen Bauch zur Tür tragen mußte, war noch schneller. Er öffnete die Tür und wollte dem Störenfreid zuraunen, daß er ganz schnell verschwinden sollte, solange er noch Zeit dazu hatte, bevor seine Frau aus der Küche raus war, aber als er den ungebetenen Gast erkannte, verschluckte er sich beinahe und starrte den Mann nur an.
„Ahhhhh....... Was wollen sie denn?“ Es war eindeutig ein Marine, der da vor der Tür stand, aber er war in die Uniform der Flotte gekleidet.
„Commodore Steven Briggs, Kennziffer B-0177436?“
„Ich bin Steven Briggs, aber ich bin weder Commodore, noch habe ich irgendeine Kennziffer! Wer bitte schön sind sie?“
In diesem Augenblick kam Alicia um die Ecke und auch sie erschrak beim Anblick des Soldaten vor ihrer Wohnungstür.
„Was zur Hölle wollen sie von uns, Soldat?“ fragte sie eisig, als sie ihre Beherrschung wiedergefunden hatte.
„ Mam, entschuldigen sie, ... Commodore Briggs, mein Name ist Lieutenant Zaccury McIven, ich bin der persönliche Ordonanzoffizier von Grandadmiral Lightcloud, Solare Allianz-Flotte.“
„Ich weiß, wer das ist, Lieutenant, aber sie befinden sich im Irrtum, ich bin kein Commodore.“
„Sir? Laut ihrer Dienstakte wurden sie am 22. März diesen Jahres zum Commodore befördert.“
„Ja, Lieutenant und zwar genau einen Tag, bevor ich aus dem aktiven Dienst ausschied und wieder Privatmann wurde.“
„Deswegen bin ich hier, Sir. Ich muß ihnen mitteilen, daß sie mit sofortiger Wirkung in den Dienst zurückgeholt werden.“
„Vergessen sie es, ich habe die Nase voll vom Krieg spielen!“
Alicia war leise an die Seite ihres Mannes getreten, während der sich mit dem Soldaten auseinandersetzte und hatte nichts mehr gesagt, da der Eindringling sie sowieso ignorierte. Sie ergriff seine Hand und hatte allmählich ein sehr ungutes Gefühl in der Magengegend.
„Zeigen sie mir den Befehl, Lieutenant.“ Sagte sie mit tonloser Stimme.
„Hier bitte, Mam.“ McIven reichte ihr ein Blatt Papier.
Sie las es aufmerksam und dann preßte sie die Lippen zusammen.
„Ich fürchte, unser junger Freund hier ist nicht im Irrtum, aber du bist es, Liebling.“ brachte Alicia mühsam beherrscht heraus. Briggs sah sie verständnislos an.
„Was? Warum?“
„Sir, sie haben als aktiver Reservist dieser Anordnung Folge zu leisten, ob es ihnen nun gefällt oder nicht. Befehl ist nun mal Befehl.“
„Ich bin doch gar kein aktiver Reservist. Ich habe bei meinem Ausscheiden explizite Anordnungen getroffen.“
„Ich glaube, daß Lightcloud, dieser alte Hund schlicht und einfach deine Akte verändert hat.“
McIven sah von Alicia zu Briggs und wieder zurück.
„Sir, werden sie mit mir kommen oder muß ich sie zwangsweise abholen lassen? Entschuldigen sie mein rüdes Verhalten, aber wir sind in Eile.“
In diesem Augenblick erkannte Briggs, daß er keine Chance hatte und ließ die Schultern hängen.
„Na schön, Soldat. Warten sie nur einen Moment, ich muß meine Jacke holen.“
„Ähhh, Sir....Die sollten sie vielleicht hier lassen....“
Er deutete auf die Schürze.
„Ohhh, ja natürlich....“ Briggs trottete niedergeschlagen in die Wohnung zurück und band sich die Schürze los. Alicia folgte ihm schweigend.
„Bitte, paß auf dich auf, ja. Ich....Wir werden auf dich warten und wir würden dir sehr böse sein, wenn du nicht zu uns zurück kämest.“ Alicia war den Tränen nahe, aber sie schob tapfer die Unterlippe vor und versuchte standhaft, es zu verbergen.
„Ja, natürlich, Darling. Gib auch du auf dich und unsere Kleinen acht und bitte, zieh solange zu deiner Schwester, oder zu deinen Eltern zurück, ja? Ich will nicht, daß du vor und nach der Geburt allein bist.“
„Ja, sicher. Meldest du dich noch mal, wenn es länger dauern sollte?“
Briggs ergriff die Jacke am Haken und legte die Schürze weg. „Ja, wenn sie mich lassen. Ich liebe dich.“
Er küßte sie und drehte sich dann um, und sah sich nicht mehr um. Er ging zu dem draußen wartenden Lieutenant und schloß die Tür hinter sich.
Alicia hatte sich noch nie so verlassen gefühlt, wie in diesem Augenblick.


„Achtung!“ Der Ruf der Ordonanz hallte laut und klar durch den Raum, alle anwesenden Offiziere erhoben sich, stellten die leisen Unterhaltungen ein und nahmen Haltung an.
Grand Admiral Lightcloud kam mit einem breiten Grinsen herein geschlurft, oh ja, er mochte die Flotte mit ihrer Hierarchie, ihren Traditionen und ihrem....nun, Drill!
„Rühren sie sich, meine Damen und Herren.“ Die Offiziere nahmen eine entspanntere Haltung ein, viele verschränkten die Hände hinter dem Rücken.
„Ich freue mich, daß sie alle meiner Einladung gefolgt sind.“ Leichtes Gelächter erfüllte den Raum, Lightcloud verstand es seine Leute zu motivieren.
In diesem Augenblick betrat Steven Briggs den Raum und alle Augen richteten sich auf ihn.
„Ahhhhh, Commodore Briggs, schön daß sie auch noch kommen konnten.“ Niemand lachte, obwohl der Admiral Briggs freundlich anlächelte. Briggs sah ihn mit einem Blick an, der an offener Feindseligkeit nicht mehr zu überbieten war, alles was er herausbrachte war ein gemurmeltes „Sir...“ begleitet von einem Nicken in die Richtung Lightclouds. Dann ging er ohne weitere Worte ins Auditorium hinein und suchte sich möglichst weit hinten einen Platz.
„Nun, setzen sie sich, Gentlemen.“
Lightcloud gab einem seiner Assistenten einen Wink und der Raum verdunkelte sich.
„Meine Herren, was sie hier nun sehen und hören werden unterliegt der Geheimhaltung und ich muß nicht extra erwähnen daß darauf in ......Naja, sie kennen den Text ja alle.“ Wieder leises Gelächter im ganzen Raum, nur einer lachte nicht in der Dunkelheit.
Ein Schirm erhellte sich und zeigte die Ansicht einer Bugkamera eines Schiffes. Zuerst war nur die brodelnde Atmosphäre eines Gasriesen zu sehen. Dann tauchte plötzlich ein riesiges Schiff aus der Atmosphäre auf, ein wahrer Gigant von einem Schiff. Es war ein Schiff der Warbird-Klasse, der Schlachtschifftyp innerhalb der Flotten der Solaren Allianz. Bisher war absolut nichts Ungewöhnliches passiert.
„Was sie hier sehen, sind Aufnahmen einer der Bugtelemetriekameras der A.W.S. Granger, einer Korvette der Guardian Klasse. Sie war mit der Lion und der Stuart, beides ebenfalls Korvetten, in einem kleinen System, das an der Haupthandelsroute Sirius Prime – Epsilon Eridani V liegt. Der Nachrichtendienst hatte eine erhöhte Ausfallquote unter den Handelstransporten festgestellt, aber was wirklich den Ausschlag für die Entsendung der Schiffe gab, war das Verschwinden eines Militärtransporters, der ohne Eskorte das Gebiet durchflog. Es war nun leider so, daß dieser Transporter ganz bewußt ohne Eskorte auf den Weg geschickt worden war, um maximale Geheimhaltung zu gewährleisten. Er hatte gewisse, nun, unpopuläre Güter geladen. Genauer gesagt, er hatte 150 t Biologische Waffen an Bord. Sie sollten zwecks Vernichtung in die Labore auf Epsilon Eridani V gebracht werden.“
Nun eröffnete plötzlich das riesige Schlachtschiff das Feuer auf ein anderes Schiff, das vor der Granger flog. Die nachträglichen Bearbeitungen hatten ergeben, daß es das Flaggschiff der Gruppe war, die Lion. Das Bild teilte sich und zeigte nun im oberen rechten Viertel die Aufzeichnungen des Ultraradares. Dort konnte man kleine Energiespitzen sehen, die von den erfahrenen Offizieren im Saal sofort als getarnte Schiffe erkannt wurden. Dann wackelte das Bild der Bugkamera plötzlich, als das Schiff eine sehr aprubte Kursänderung um 180° durchführte und die Flucht antrat, um der sich auf dem Ultraradar abzeichnenden Umklammerung zu entziehen. Schließlich wurde das Bild völlig schwaz, als die Granger in den Hyperraum sprang. Vorher konnte man allerdings auf dem Ultraradar sehen, daß die Stuart zerstört worden war.
„Nun, meine Herren, gibt es Fragen?“ Es gab offensichtlich keine. Nur ungläubiges Staunen gab es unter den Offizieren. Dann erhob sich der erste.
„Sir, warum sollte eines unserer eigenen Schiffe auf die Lion und ihre Begleitschiffe feuern?“
„Mann, wenn wir das wüßten würden wir diese Sitzung wohl nicht abhalten müssen!“ Lightcloud hatte die Frage wohl für rhetorisch gehalten.
„Gentlemen, Tatsache ist, daß wir vor etwa 5 Stunden, kurz nach dem Eintreffen der Granger, Nachrichten aus verschiedenen Systemen am Rande der Allianz erhielten. Die besagten, daß vor etwa 2 Tagen, etliche Schiffe der Shadow Cobras zu „Manövern“ aufgebrochen seien. Nun, wo diese Schiffe sind, wäre damit wohl klar. Aber wir sind gerade erst dabei, zu begreifen, was wirklich passiert ist. Einige Daten deuten darauf hin, daß die Aristokraten während ihrer versteckten Herrschaft über die ehemalige Liga so viele Schiffe der Flotte wie möglich mit ihren treuen Anhängern besetzt haben. Das ist bisher nicht aufgefallen, weil die Daten über Versetzungen als geheim klassifiziert worden waren und weil viele der Versetzungen als routinemäßige Crewaustauschverfahren getarnt worden sind. Die Desertation der Schiffe ist nur aufgefallen, weil sie nicht mehr zurückkamen. Andernfalls hätte der Nachrichtendienst solches Material wohl für eine Fälschung gehalten und den Verlust der Schiffe einer starken Piratenbande zugeschrieben.“
„Und wie viele Schiffe sind verschwunden?“ fragte ein anderer Offizier.
„Beinahe die gesamte 4. Legion der Shadow Cobras ist desertiert. Dazu noch die Sunblocker, die Dark Star und die schweren Kreuzer Warrior, Relentless, Sword und Maximus . Weiterhin sind noch etliche Begleitschiffe weg, so um die 120, nun...sie könnten auch gekapert sein.“
„Was? Das sind ja fast 15 % der Flotte!“
„Was haben denn die anderen Cobras dazu zu sagen gehabt? Das dürfte ihr Ego doch ziemlich ankratzen, oder?“ Trotz der ernsten Lage lachten einige der Anwesenden. Ja, das Selbstvertrauen der Shadow Cobras war wirklich legendär. Sie waren schon ganz schön arrogante Kerle, aber sie waren in der Regel auch immer die Besten.
„Oh, was das angeht, ich habe heute morgen 12 verschiedene Schreiben in meiner Post gefunden, von allen verbleibenden 12 Legionen der Cobras. Sie haben allesamt darum gebeten, das die Cobras dieses Problem allein lösen dürfen. Sie haben sogar richtig darum gefleht.“
„Und wie sollen wir jetzt vorgehen?“
„Wir werden eine allianzweite Suche nach den Verrätern organisieren und sie zur Strecke bringen, was sonst?“ Lightcloud hatte kein Verständnis für eine solch törichte Frage und daher legte er die Stirn in Falten.
„Sie sind aber ziemlich stark. Sie könnten zum Beispiel einen Angriff auf die Erde oder auf Chronos oder eine andere der stark bevölkerten Zentralwelten starten.“ Wie sollen wir die Welten versorgen, wenn die Welten sich ständig in ihre Schirme hüllen müssen, um einen Überraschungsbeschuß zu vermeiden?“
Das hatte allerdings einiges für sich und verdiente eine nähere Betrachtung.
„Ja, aber wir haben immer noch mehr Schiffe als sie. Wir haben außerdem den Vorteil, das wir ungefähr wissen, wo wir suchen müssen und außerdem müssen wir uns darauf verlassen, daß nicht einmal diese Leute so etwas wie einen Massenvernichtungsschlag gegen eine von Menschen bewohnte Welt durchführen würden.“
„Da begeben wir uns aber auf ziemlich dünnes Eis. Die Aristokraten haben mehr als einmal gezeigt, daß sie zu jeder Schandtat fähig sind.“
„Ja, aber was für eine Lösung würden sie vorschlagen, hmmm?“
„Ähhh, naja, wir könnten zuerst mal genug Schiffe abstellen, um unsere Welten zu schützen, ich meine die Wichtigen. Wir könnten die allgemeine Mobilmachung befehlen und alle zivilen und eingemotteten Schiffe mobilisieren.“
„Und was würde das nutzen? Erstens haben wir selbst dann nicht genug Schiffe, um alle Welten auf einmal zu verteidigen und zweitens würden die alten Schiffe nicht mit den hochmodernen und getarnten Schiffen der Cobras fertig werden. Vergessen sie nicht, daß der Gegner über mindestens 2 Trägerschiffe und 4 Tarnfeldkreuzer verfügt. Selbst eine Einsatzgruppe der Navy hätte gegen einen solchen Gegner ihre Mühe. Und dazu kommen noch diverse Schiffe der Flotte. Das bringt uns überhaupt nichts.“
Wieder war Lightcloud ärgerlich über die Offiziere geworden, sie hatten offensichtlich nichts zur Lösung des aktuellen Problems beizutragen. Er mußte ihnen allerdings zugestehen, daß sie nicht wirklich Zeit gehabt hatten, darüber nachzudenken, so eine Situation hatte niemand voraussehen können, nicht mal Lightcloud selber. So etwas mußte schließlich gut durchdacht sein.
„Sir, wie wäre es mit einer verdeckten Operation?“
Lightcloud sah auf, um festzustellen, wer die Bemerkung gemacht hatte. Eine Hand in der hintersten Reihe war erhoben. Es war Steve Brigg´s Hand.
„Ja, Commodore, das wäre eine Möglichkeit. Tatsächlich bin ich auch schon darauf gekommen, was stellen sie sich vor?“
„Nun, man könnte ein unauffälliges Schiff, etwa so eines, wie der Nachrichtendienst sie hat, auf die Suche schicken. Wenn es mit den richtigen Leuten bemannt ist, die ein wenig Spürsinn haben und noch dazu mit den wenigen Informationen ausgestattet sind, die der ND bis jetzt zusammentragen konnte, könnte so ein Unternehmen Erfolg haben, mit viel Glück natürlich.“
„Natürlich. An welche Leute denken sie?“
„Nun, es gibt da einen Offizier, der während des Bürgerkriegs schon Lauscheinsätze durchgeführt hat....mich.“
Ein Raunen ging durch den Raum, so viel Dreistigkeit und Selbstbeweihräucherung waren die meisten im Saal nicht gewöhnt.


Kapitel Drei - Schatten
„Nun, Mensch, was willst du?“ sagte Tul´Quen in der seltsamen melodischen Sprache der Menschen, sorgfältig jedes Wort betonend. Der Mensch vor ihm war nicht wirklich im Raum, es war nur eine Holografie, aber eine sehr gute, das bemerkte Tul´Quen sofort. Der Andere mußte sehr viel Geld haben, wenn er sich eine solche Anlage leisten konnte.
„Ahhh, sie sind Kalralahr Tul´Quen, ich grüße sie.....Edler. Ich, oder vielmehr meine Freunde und ich haben ihnen ein Angebot zu machen.“
„Was kannst du mir schon bieten, Mensch?“ Tul´Quen hatte absichtlich die beleidigende Aussprache gewählt, um sein Gegenüber zu provozieren, aber der schien nicht mal irritiert zu sein.
„Ich verstehe, daß sie Wut uns gegenüber empfinden, die wir sie so unehrenhaft und vernichtend geschlagen haben, sie hatten sicher große Verluste.“
Der Mensch auf der anderen Seite der Verbindung war wirklich ein Kenner der vinonischen Rasse. Tul´Quen gehörte zu den beherrschtesten Mitgliedern seiner Rasse, aber beinahe wäre er ob der Beleidigung des Menschen in ein wildes Wutgeheul verfallen. Die Vinonier betrachteten den Tod im Kampf als eine Ehre und als ein erstrebenswertes Ziel. Ihnen Trauer und Wehmut bei all den Verlusten zu unterstellen, war in den meisten Fällen tödlich für den, der es tat. Außerdem konnte ein Vinonier alles verkraften außer einem.....einer Niederlage.
„Ahhhhhrrrrr.....MENSCH, sei vorsichtig mit deinen Worten, ich könnte mich entschließen die Verbindung zu beenden.....“
„Nun, dann würdet ihr euch die Chance entgehen lassen, euch an den Menschen zu rächen, die Schuld haben an eurer......ähhhmm Situation.“
„Ahhh...du kommst zum Kern der Sache...“ Tul´Quen begann zu grinsen, er grinste sein völlig wahnsinniges Grinsen, daß in seinen Augen erkennen ließ, wie komplett verrückt er war.
„Nun, wie ihr meint, edler Tul`Quen. Wir sind eine Gruppe von Menschen, die nicht länger Teil der menschlichen Gemeinschaft ist. Sie haben uns verstoßen von unseren Plätzen und nun suchen auch wir einen Weg, uns an denen zu rächen, die uns das angetan haben. Sie haben ein ebensolches Ziel, da liegt es nahe, sich zusammenschließen, um das gemeinsame Ziel zu erreichen, finden sie nicht?“
„Ich sehe, was du meinst, Mensch. Aber du solltest wissen, daß Vinonier niemals auf die Hilfe von Menschen zurückgreifen werden, um den Sieg zu erringen.“
„Nun, sagen wir einfach, wir wollen euch nicht helfen. Wir wollen nur eine gewisse Koordination unserer Maßnahmen erreichen. Es wäre doch eine Verschwendung, wenn einer von uns ein Ziel angreifen wollte, nur um dann festzustellen, daß der andere es schon angegriffen und zerstört hat.“
Der Mensch blickte Tul`Quen nun erwartungsvoll an und schwieg, er erwartete zweifellos eine Antwort.
Tul`Quen überlegte, was der Mensch damit angedeutet hatte. Er empfand tiefste Verachtung für sein Gegenüber und mußte sich sehr stark zusammenreißen, um dem Menschen nicht in sein holographisches Gesicht zu speien. Ein kleiner, kriechender Verräter war er, nichts weiter....aber andererseits konnten die Informationen, die Tul`Quen für seine eigenen Pläne bekommen konnte, sehr wertvoll sein. Das gab den Ausschlag für ihn.
„Nun, Mensch“ zwang er sich, zu sagen, „Was also kannst du mir sagen?“ Er lächelte wieder, auch das war ein sicheres Zeichen für seinen totalen Wahnsinn, kein normaler Vinonier konnte sich so verstellen, wie Tul`Quen.
„Ähhh, nun ja, wir könnten euch mit den Koordinaten einer wichtigen Welt der Allianz versorgen. Ihr könntet sie angreifen, wenn sie es nicht erwarten und erobern. Und dann könntet ihr euch an den Menschen rächen, die euch eine so große Schande zugefügt haben.“
„Nun, Mensch, wir werden sehen.“ Mit einem Wink unterbrach Tul`Quen die Verbindung und das holographische Bild erlosch. Er setzte sich in seinen Sessel und wiegte nachdenklich den Kopf hin und her. Das zeigte neue Möglichkeiten auf. Die Menschen waren also gespalten. Es gab Verräter unter ihnen. Das könnte er zum Vorteil des vinonischen Imperiums nutzen und würde seinem Plan sehr gelegen kommen, aber was, wenn es eine Falle war. Vielleicht wollten die Menschen ihn nur täuschen und ihn dazu verleiten, seine neue Flotte einzusetzen, damit sie sie studieren und eine Abwehr gegen sie finden könnten. Seine Späher würden die Information also prüfen müssen und das Ziel äußerst sorgfältig beobachten müssen, nun, zumindest für eine Weile. Er lächelte still und leise vor sich hin, während er langsam eine Injektionskanüle aus einem Fach, das sich auf Knopfdruck in der Armlehne seines Sessels öffnete, entnahm und seinen rechten Arm entblößte. Er wußte, daß er für einen Vinonier nicht ganz normal war, aber wie alle Verrückten in jeder Spezies im Universum betrachtete er diese Tatsache nicht als Behinderung, sondern als einen Vorteil, der ihn allen anderen überlegen machte. In der Injektionseinheit war ein Mittel, das auf sein Gehirn wirkte, ein starkes Psychopahrmakum, das seinen Geist einigermaßen stabil hielt und dafür sorgte, daß er nicht in mehrere Teilpersönlichkeiten zerfiel. Mit eben diesem geistesabwesenden Lächeln injizierte er sich das Mittel und da kam ihm der Gedanke dieser wunderbaren Ironie dieser Sache. Das Mittel, das ihn so gerade eben am psychischen Auseinanderfallen hinderte, wurde auf der Basis von Menschenhirnen hergestellt. Es gab eine Substanz in ihren kleinen Affenhirnen, die dafür sorgte, daß sich ein menschliches Gehirn mental selber stabilisierte, wenn es Streß ausgesetzt war. Bei Vinoniern fehlte dieser Mechanismus, aber Vinonier kannten normalerweise die Konzeption von Streß auch nicht. Tul`Quen´s Gehirn war nur so anfällig geworden, weil er in der Vergangenheit einer sehr hohen Strahlendosis ausgesetzt war, bei der seine Drüsen unabänderlich geschädigt worden waren. Das benötigte Protein war leider aus immunologischen Gründen nicht aus anderen Vinoniern zu gewinnen, ganz abgesehen von der Tatsache, daß kein lebender Vinonier sich lebend das Gehirn zerlegen lassen würde. Ein weiterer unglücklicher Zufall hatte es aber so eingerichtet, daß die Substanz aus dem lebenden Individuum entnommen werden mußte. Der Stoff, die Menschen nannten ihn Hormone, degenerierte sofort nach dem Eintreten des Todes des Individuums. Also mußte Tul`Quen für die Produktion dieses Stoffes den Vorrat an menschlichen Gefangenen verbrauchen, den das Reich noch hatte. Der ging leider bald zur Neige und so mußte man eben Raubzüge in das Territorium der Menschen unternehmen, um weitere Menschen zu fangen. Die Dosis, die er benötigte, wurde langsam immer größer, aber bevor er in die Phase der totalen Spaltung seiner Persönlichkeit eintreten würde, hätte er die Menschen vernichtet, das hatte er sich geschworen. Er lächelte wild und entschlossen und rief sich Bilder der neuen Schiffsklasse auf den Schirm.
„Ja, wir werden siegen. Mit euch werden wir siegen. Ihr werdet die Werkzeuge meiner Rache an den Menschen sein.“ Sagte Tul`Quen zu den sich drehenden Skizzen von Schiffen auf dem Computerschirm.


„Was werden wir tun, Edler Lord Cyrus?“
„Wir werden die Schwäche der Allianz ausnutzen und ihre feigen und hinterlistigen Führer beseitigen. Dann wird das Volk keine andere Wahl haben, als unsere Führung zu akzeptieren. Aber dann werden wir die Bedingungen diktieren.“
„Ich hoffe, ihr habt recht, Lord Cyrus. Ich hoffe es wirklich, wir haben unsere letzten Ressourcen in dieses Projekt investiert.“
„ Was wollt ihr damit sagen? Wollt ihr mir drohen, Lord Ragnar?“ Cyrus von Tarona richtete sich zu seiner vollen Größe von 1,95 m auf und sah sein Gegenüber herausfordernd an.
Ragnar von Errunam war schon lange der ärgste Gegner von Cyrus gewesen, aber noch nie hatte er ihn so offen im Rat angegriffen. Auch Ragnar richtete sich auf, er war ein wenig kleiner als Cyrus, aber von breiterer Statur und sehr muskulös. Schon wollte er seine Herausforderung bekräftigen, da schritt ein dritter Mann ein.
„Ihr edlen Lords, ich bitte euch. Spart eure Kräfte für den Kampf gegen die feigen Hunde der Allianz. Gegen sie könnt ihr eure gerechte Wut ausleben, aber doch nicht gegeneinander.“
Ragnar kniff die Augen zusammen und funkelte Cyrus von Tarona noch einmal an, dann zuckte er die Schultern und trat einen Schritt zurück.
„Natürlich habt ihr Recht, Lordprotektor. Ich danke euch für euer Eingreifen.“ Ragnar verneigte sich leicht vor dem alten Mann, drehte sich um und verließ eiligen Schrittes den Saal.
„Ihr Herren, ich denke, wir sollten diese Zusammenkunft beenden und uns ein anderes Mal wieder treffen. Dann haben sich die Gemüter wieder etwas beruhigt.“
Zustimmendes Gemurmel folgte auf diese Ankündigung des Lordprotektors und nacheinander verließen alle Männer den Saal. Nur Cyrus von Tarona und der alte Lordprotektor blieben.
„Was denkt ihr, wird Ragnar sich zusammenreißen? Davon hängt viel ab.“
„Er sollte es besser tun. Wenn nicht, dann hat unsere Aktion keine Aussicht auf Erfolg. Nicht die Geringste. Er weiß das auch, denke ich.“
„Aber er haßt mich. Die Fehde zwischen uns und unseren Familien ist beinahe 100 Jahre alt, sie neiden uns noch immer den Sieg in der entscheidenden Schlacht im Centauri-System.“
„Das ist wahr, aber er haßt die Allianz und ihre schwerfälligen Demokraten noch mehr.“
„Ich hoffe, ihr behaltet mit eurer Einschätzung recht, Lordprotektor. Ich möchte nicht erfahren, daß er uns und unsere Sache wegen seiner kleinlichen Rache verraten hat.“
„Seid unbesorgt, meine Spione werden ihn weiter im Auge behalten.“
„Ich danke euch, edler Lordprotektor. Bitte entschuldigt auch mich jetzt, mein Schiff ist startbereit, ich habe noch dringende Angelegenheiten zu regeln.“
„Geht nur, Cyrus, wir werden uns schon bald wiedersehen.“
Cyrus von Tarona drehte sich auf dem Absatz um und verließ mit schnellen und langen Schritten den Saal.“
Der alte Lordprotektor wartete, bis Cyrus von Tarona den Raum verlassen hatte, dann sprach er über seinen Armbandkommunikator mit einem seiner Untergebenen.
„Ja...er kommt jetzt. Ist alles vorbereitet?...Gut. Es muß schnell gehen und es darf keine Zeugen geben...laßt es so aussehen, als ob Ragnar von Errunam es getan hätte.“ Die Verbindung wurde unterbrochen.
Der Lordprotektor trat lächelnd an das große Panoramafenster des Raumes und blickte auf die Oberfläche des Planeten hinaus. Zu sehen gab es nicht viel, außer den endlosen und öden Ebenen des toten, mondähnlichen Planeten, auf dem sich momentan das geheime Hauptquartier der Liga befand. Der Lordprotektor lächelte still vor sich hin. Er selber hatte das Gespräch mit Tul`Quen geführt, dem neuen vinonischen Oberbefehlshaber, und er hatte wohl so eine Art von Übereinkunft erzielt. Aber das konnte man diesen verblendeten Narren im Rat natürlich nicht klarmachen. Also mußte er den Rat aus dem Weg räumen. Sein Plan war denkbar einfach gewesen, der Rat war ohnehin in die Fraktionen von Cyrus von Tarona und Ragnar von Errunam geteilt. Wenn er diese beiden Fraktionen gegeneinander ausspielte, würden sie sich gegenseitig zerfleischen. Dann wäre der Weg für ihn und seine eigenen Ziele frei. Centauri würde wieder frei sein, unter ihm als Imperator. Die Vinonier sollten mit dem Rest der Allianz verfahren wie sie wollten, aber er würde über die schönste Welt im Universum herrschen....Centauri Prime! Die Dinge entwickelten sich sehr gut, eigentlich sogar wunderbar und die anderen Idioten hatten keine Ahnung. Natürlich gab es auch Gefahren, aber die Chance, daß irgend jemand hinter seine Absichten kam, bevor es zu spät war, war sehr gering, ja geradezu verschwindend gering.


„Nun, Briggs, wen wollen sie? Geheimdienstleute? Antiterror-Kommandos?“
„Nein, ich will eigentlich nur ein paar ganz normale Leute haben, die ich von früher kenne...hier ist meine Liste.“
Lightcloud griff nach dem Pad in Briggs` Hand und überflog die Liste mit einem Blick.
„WAS? Aber Tom Jenkins ist momentan in der Strafkolonie auf Tregget Prime! Er verbüßt eine 20 jährige Haftstrafe für einen Mord!“
„Nun, sie wissen so gut wie ich, daß er nicht anders konnte. Wenn sie den Vergewaltiger und Mörder ihrer Frau fänden, würden sie ihn auch töten, ohne groß darüber nachzudenken.“
„Aber ich kann da gar nichts machen. Die Justiz untersteht leider nicht meinem Befehl.“ Lightcloud sah hilflos aus, aber Briggs wußte, daß das nur gespielt war. Lightcloud hatte sehr wohl seine Verbindungen und konnte Jenkins in weniger als einer Stunde freibekommen, wenn er wollte.
„Nun, wenn ich Jenkins nicht bekomme, werde ich nicht starten. Und dann wird die Mission nicht stattfinden, so einfach ist das.“ Briggs lächelte Lightcloud breit an und zuckte dann die Schultern. Lightcloud seufzte und sprach dann mit seinem Armband-Kommunikator. Dann sah er Briggs wieder an.
„Er wird in etwa 12 Stunden hier eintreffen. Nun, sehen wir mal weiter....ahh, ja den kann ich ihnen ohne weiteres geben. Aber ich dachte immer, sie hätten ihre Probleme miteinander gehabt.“
Es hatte wie eine Frage geklungen, nicht wie eine Feststellung, also antwortete Briggs.
„Nun, sagen wir einfach....wir müssen nicht unbedingt Freunde sein, um gut zusammen arbeiten zu können. Und sie wissen selber, daß er derjenige war, der die Arbeiten an den ersten vier Korvetten in absoluter Rekordzeit zum Abschluß brachte. Ich kann einen guten Maschinisten und Ingenieur gebrauchen, denke ich.“
„Schön, wie sie meinen...ich werde Chief Schmidt in ebenfalls 12 Stunden hier haben.“ Lightcloud sah sich den Rest der Leute auf der Liste an und nickte dann. „Gut, wann können sie startbereit sein?“
„Das hängt von dem Schiff ab, das sie mir zu geben gedenken. Ich denke, es wäre zweckmäßig, ein unauffälliges kleines Modell zu nehmen...sagen wir eine Marut oder eine Nubis?“
„Genau mein Gedanke...ich habe da eine Nubis für sie und einen speziellen Kopiloten, den letzten Besitzer dieser Nubis.“ Ein Grinsen huschte über Lightcloud`s Gesicht.
„Ich glaube, sie kennen den Mann. Er hatte damals mit dieser Sache bei War´s End zu tun.
Briggs runzelte die Stirn, während er in seinen Gedanken nach einem Namen und einem Gesicht kramte, die auf die Beschreibung paßten. Als er es fand, öffnete sich sein Mund vor Erstaunen.
„WAS? Sie meinen Greyhawk, nicht wahr?“
Lightcloud reagierte nicht, aber Briggs wußte, daß er recht hatte.
„Hmmm...na ja er scheint ein guter Mann zu sein. Er war mal Schmuggler, wenn ich mich richtig erinnere. Hat er nicht...Moment...jaaa, er war doch der, der den Xeno-Planeten gefunden hat, nicht wahr?“
Lightcloud griff erneut zu seinem Armband-Kommunikator.
„Mr. McIven, schicken sie Lieutenant Greyhawk herein, bitte.“
Eine halbe Minute später öffnete sich die Tür in Briggs´ Rücken und jemand betrat den Raum. Aber Briggs hatte beschlossen, sich nicht nach der Person umzudrehen. Er wußte ohnehin, wer es war.
„Sir, Lieutenant Greyhawk zur Stelle.“ Die Meldung war zackig hervorgebracht worden und verriet einen guten Soldaten.
„Lieutenant, ich habe Commodore Briggs hier gerade mitgeteilt, daß er ihr kommandierender Offizier auf dem bevorstehenden Einsatz sein wird. Ist ihr Schiff startbereit?“
„Ja, Sir, die Hyperion kann jederzeit abheben.“
„Gut, gut, dann werden sie in etwa 12 Stunden starten, sobald die anderen Männer des Teams hier eingetroffen sind.“
Jetzt drehte sich Briggs doch zu dem anderen um. „Guten Tag Lieutenant Greyhawk. Schön, sie wiederzusehen.“
„Sir, Commodore Briggs, es ist auch schön, sie wiederzusehen.“
Briggs betrachtete den anderen nachdenklich. Nach dem, was er über ihn so gehört hatte, paßte dieser militärisch korrekte Stil gar nicht zu dem Mann, der Greyhawk sein sollte.
„Lieutenant, ich würde mir „IHR“ Schiff gerne mal aus der Nähe ansehen, wenn sie nichts dagegen hätten.“
Briggs sprach das Wort „ihr“ mit einem sarkastischen Unterton aus und konnte erkennen, daß es Wirkung zeigte. Greyhawk zuckte unmerklich zusammen.....aha, sehr aufschlußreich....dachte Briggs bei sich.
„Sir, es wird mir ein Vergnügen sein, ihnen alles zu zeigen. Admiral, wenn sie nichts dagegen haben?“
„Nein, nein, nicht doch.....gehen sie nur, sie können wegtreten, alle beide. Briggs, wir sehen uns in 12 Stunden zur Abschlußbesprechung.“


„Sind die Schiffe bereit?“ fragte Cyrus seinen Begleiter.
„Ja, mein Lord, die Pride of Centauri steht bereit, ebenso die Guardian und die Defender. Sie erwarten eure Befehle.“
„Gut, sagen sie den Schiffen, die Maschinen sollen auf Bereitschaft bleiben und der Kurs nach Centauri Prime soll schon mal berechnet werden. Wenn wir nur schnell genug zuschlagen, werden die Allianz-Bluthunde uns nicht erwischen können. Mit den biologischen Waffen aus dem Transport, den wir ihnen abgejagt haben, können wir die Kontrolle über die Welt unserer Väter zurückerringen.“
„Ja, mein Lord.“ Der Adjutant nickte und lächelte ihn an. Sicher, es war nicht damit getan, die Herrschaft über die Heimatwelt der alten Adelsgeschlechter zu erpressen, aber die Menschen auf Centauri Prime gehörten zu den wenigen, die eine Adelsherrschafft insgeheim noch immer befürworteten. Sie würden sich gegen die Allianz erheben, wenn der rechte Zeitpunkt gekommen war. Und dann war Centauri bald wieder frei!!!
Whuuuuuumm! Eine Druckwelle fegte durch den Tunnel, den Cyrus in Richtung auf den Raumhafen benutzte. Sofort lag der Berufssoldat flach auf dem Boden und sah sich um.
„Thomas? ... Verdammt!“
Sein Adjutant war von einem umherfliegenden Splitter mitten in der Stirn getroffen worden und war auf der Stelle tot gewesen.
„Lord Cyrus? Lord Cyrus!“ Die Worte waren aus dem Armband-Kommunikator gedrungen und jetzt nahm er sie wie aus weiter Ferne wahr. Das waren die Nachwirkungen, die die Druckwelle an seinen Trommelfellen ausgelöst hatte.
„Ich liege unter Beschuß durch Unbekannte, ich bin allein, Thomas ist gefallen. Schickt die Truppen aus der Landefähre! Schnell, ich weiß nicht wie lang ich mich allein gegen die Feinde halten kann.“
„Jawohl, sofort, edler Lord!“
Cyrus von Tarona konnte durch die nun sich lichtenden Rauchschleier vage Gestalten erkennen, die sich sprungweise an seine Position heranarbeiteten.
„Na wartet, ihr verdammten Bastarde! Ein paar von euch werde ich mitnehmen...“
Er zog seine Waffe und richtete sie gegen einen der Angreifer, er zielte und sein Zeigefinger spannte sich um den Abzug....
„Keine Bewegung Du Hund, oder du bist tot!“
Jemand hinter ihm hatte das gesagt und er fühlte eine kalte Blastermündung von der Seite gegen seine Schläfe gepreßt.
„Wer seid ihr, daß ihr einem Mann feige von hinten auflauert, anstatt sich ihm mannhaft zu stellen?“
Die Antwort war ein harter Schlag gegen seine Schläfe, der ihn beinahe bewußtlos gemacht hätte. Er fiel auf die Seite und spürte seine rechte Körperhälfte einen Moment lang nicht mehr. Jetzt kamen die anderen Gestalten heran, nachdem der feige Attentäter sie herangerufen hatte.
„Ha, ha, ha. So also sieht ein Edler von Tarona aus, kurz bevor er wie ein Schwein abgeschlachtet wird.“
Wieder trat einer gegen seinen Kopf, er wurde bewußtlos und alles wurde schwarz...“
Als er erwachte, konnte er nichts sehen, was jedoch nicht daran lag, daß seine Augen nicht mehr funktionierten, sondern daran, daß es in dem Raum um ihn herum völlig dunkel war. Schon hörte er neben sich ein Piepen und die Beleuchtung erwachte sanft zum Leben. Er befand sich offensichtlich in einer Krankenstation und die Dioden, die überall an seinem Körper klebten, verbanden ihn mit einer Vielzahl von Maschinen. Diese Maschinen mußten registriert haben, daß er wach geworden war und hatten selbsttätig die Beleuchtung hochgeregelt.
„Ahhh, ich sehe, ihr seid wach, Lord Cyrus.“
Sein Kopf wollte herumfahren, doch er tat es sofort als ganz schlechte Idee ab, als ihn eine Welle von Schmerzen traf, die durch seine rechte Schläfe rasten.
„Wer seid ihr?“, brachte er zwischen zusammengebissenen Zähnen nur heraus, weil er all seine Kraft dafür verwendete.
„Ohhh, es muß euch schlimmer erwischt haben, als ich dachte. Ich bin es, Ragnar von Errunam, wenn es beliebt.“
„Ahhhh....so also gedenkt ihr eure Ziele durchzusetzen. Ihr seid fürwahr ein Edler, Lord Ragnar.“
Es antwortete ihm auf seinen beißenden Spott nur ein leises Lachen.
„Warum lacht ihr, genießt ihr euren Triumph so sehr?“
„ha, ha, ha...HA, HA, HA....Ihr müßtet euch sehen...ihr mit eurer überheblichen Art...denkt ihr wirklich, daß sich ein Ragnar von Errunam einer so ehrlosen Methode bedienen würde, um einen Konkurrenten auszuschalten? Ihr seid wirklich verbohrt, Cyrus!“
„Ihr wollt mir also erzählen, daß ihr nicht die Verantwortung an dem Überfall tragt?“ Langsam klärten sich Cyrus` Gedanken und er konnte sich ein besseres Bild der Lage machen. Er war wohl an Bord eines Raumschiffes....Moment mal,...das war die Krankenstation SEINES Schiffes.
„Was ist geschehen...?“ fragte er, nach kurzem Überlegen.
„Ihr seid von einigen Gemeinen überfallen worden....leider konnten wir nicht ergründen, wem sie dienen, bevor sie sich getötet haben. Sie wollten euch haben, euch ganz persönlich, denke ich.“
„Wer hat mich gerettet?“
Bei dieser Frage fing sein Schädel noch mehr an, zu dröhnen, er hatte da nämlich schon so eine Art Ahnung. Ragnar grinste ihn noch breiter an und nickte unmerklich, er hatte erkannt, daß Cyrus die Wahrheit erkannt hatte.
„OH, nein...IHR?“
„Wenn es recht ist..., jawohl, ich.“
„Aber warum gerade ihr? Großer Schöpfer, warum ausgerechnet er? Wie habt ihr überhaupt so schnell da sein können?“
„Ich lasse euren Funk abhören, genau wie ihr meinen abhören laßt....und mein Shuttle war viel näher als Eures, also habe ich meine Männer in Marsch gesetzt, und wir haben euch vor euren Männern erreicht. Als die Feinde sahen, daß wir zu eurer Rettung kamen, haben sie sich selber gerichtet, nachdem wir drei von ihnen erschossen hatten. Nichts von dem, was sie dabei hatten, deutete auf ihren Auftraggeber hin, aber es muß ein einflußreicher Mann sein, wenn er hier Attentäter einschleusen kann. Der Lordprotektor hat getobt, als er davon erfuhr. Er hat eine totale Nachrichten- und Raumhafensperre verhängt. Wir hängen bis morgen früh hier fest.“
„Was? Das geht nicht...ich habe zu arbeiten und ich bin auf Mobilität angewiesen...Verdammt!“
„Ihr sagt es.“ Lord Ragnar sah ihn von der Seite an.
„Sagt, habt ihr eine Ahnung, wer euch das hätte antun können? ... Nur aus Interesse..“
Cyrus überlegte einen Moment, dann sagte er: „Nein, eigentlich nicht. Ich hätte auf euch getippt. Ihr seid mein härtester Gegner im Rat und eure Familie ist bekannt dafür, daß sie meiner immer noch den Sieg in der Letzten Schlacht neidet. Aber ihr mußtet ja unbedingt zu meiner Rettung antreten!“
„Ohhh, entschuldigt, edler Lord Cyrus, das nächste Mal kann ich euch ja sterben lassen.“
Beide wußten natürlich, daß er nichts dergleichen tun würde. Es war einfach eine Frage der Ehre, jemandem in Not zu helfen, ganz gleich, ob er nun ein politischer Gegner war oder nicht. Und der Mord oder schlicht und einfach irgendeine unehrenhafte Tat war beim centaurischen Adel niemals als politisches Mittel populär geworden. Ein Glück für Cyrus von Tarona!
„Ich muß mich bei euch bedanken und euch nach alter Sitte meine Gefolgschaft für mein Leben anbieten, das wißt ihr. Werdet ihr sie annehmen?“
„Natürlich werde ich das, edler Lord Cyrus! Auf diese Weise endet auch der Grabenkampf im Rat und wir sind endlich wieder vereint und handlungsfähig!“ Spott troff aus den Worten des Lords von Errunam. Er wußte, daß er gewonnen hatte und er kostete seinen Triumph voll aus.
„Was also soll ich tun?“
„Ihr werdet im Rat meinen Plan, der Allianz mit biologischen Waffen auf IHREN Welten zu drohen, unterstützen. Und zwar vorbehaltlos...“
„Natürlich, edler Lord...“ Resignation ließ die Stimme von Cyrus von Tarona heiser klingen, als er sich in die Niederlage fügte.


„Was soll das heißen, sie haben versagt?“ Der Lordprotektor sprang den Boten an und packte ihn am Kragen. Der andere war sichtlich verängstigt.
„Edler Lordprotektor, unsere Attentäter haben versagt. Cyrus von Tarona ist am Leben und wohlauf. Die Männer von Ragnar von Errunam haben ihn gerettet, bevor wir den Auftrag zu Ende führen konnten!“ Noch immer sprach Unglauben aus der Stimme des Boten, der, obschon er die Meldung der Späher glaubte, noch immer nicht fassen konnte, daß der Erzfeind des Lords von Tarona, Ragnar von Errunam, Lord Cyrus wirklich gerettet hatte.
„Ragnar? Ragnar von Errunam? Das kann nicht sein!“ Er kratzte sich am Kinn und sein Gesicht zeigte eine starke Konzentration. Der alte Mann bezog diese neuen Variablen in seinen Plan ein und kalkulierte alles neu.
„Hmmm...das heißt, wir haben den Haß des Hauses Errunam auf das Haus von Tarona falsch eingeschätzt. Das könnte meine Pläne gefährden. Schnell, laß einen sicheren Kanal zu Captain Hawthorne auf der Revenge schalten.“
„Sofort Erhabener. Ich werde euch informieren, sobald die Leitung steht.“
Captain Hawthorne von der Revenge, dem persönlichen Flaggschiff des Lordprotektors, meldete sich bereits wenige Minuten später über die abhörsichere Verbindung bei seinem Anführer.
„Hawthorne spricht. Was kann ich für euch tun, edler Herr?“
„Captain, wie schätzt ihr die Kampfkraft eures Schiffes zur Zeit ein?“
„Herr?“
„Ihr habt recht verstanden, Captain, wie steht es um die Kampfkraft der Revenge?“
„Nun, ...wie ihr wißt ist die Revenge ein Schiff der Exeter-Klasse, sie besitzt eine Tarnvorrichtung und damit ist sie jedem vergleichbaren Schiff ohne eine solche Vorrichtung überlegen, wenn diese richtig eingesetzt wird...“
„Gut, Captain, könnt ihr sie richtig einsetzen?“
„Ich verstehe nicht, Lordprotektor, natürlich kann ich das.“
„Sehr gut.“ Der alte Mann lächelte wieder sein triumphierendes Grinsen und rieb sich die Hände „Ich habe einen kleinen Auftrag für euch, Captain Hawthorne.“
„Was immer ihr mir befehlt, edler Lordprotektor, werde ich tun.“
„Gut gesprochen, nun... ich will, daß ihr etwas sehr außergewöhnliches tut. Ich will, daß ihr auf den Kreuzer von Ragnar von Errunam Jagd macht. Wenn ihr ihn findet, darf er eure Gegenwart nicht bemerken, bis ihr ihn vernichtet habt. Niemand darf von der Zerstörung des Flaggschiffes durch euch wissen. Jeder würde daraus, daß die Revenge mein Flaggschiff ist, sofort auf mich als Verantwortlichen schließen. Ist das klar?“
„Völlig klar, Herr. Ich werde tun, was ihr verlangt.“
„Gut, Captain, ihr dürft euch entfernen....“ der Captain wollte gerade die Verbindung unterbrechen, da sagte der Lordprotektor:“ Ach...und Captain, vergeßt nicht...ich HASSE Versager....“ dabei lächelte der alte Mann Hawthorne so kalt und bösartig an, daß es diesem kalt den Rücken hinunter lief. Er schluckte
„Ich verstehe vollkommen, Lordprotektor.“
Captain Hawthorne unterbrach die Verbindung und der Lordprotektor sah wieder aus dem großen Fenster seines persönlichen Arbeitsraumes auf die Oberfläche des öden Planeten hinaus, der momentan das Zentrum der aristokratischen Verschwörung gegen die Allianz darstellte.
Wenn Ragnar von Errunam und Cyrus von Tarona jetzt an einem Strang zogen, was bei dem Ehrenkodex der Adligen untereinander anzunehmen war, dann konnte er seinen Plan nur noch durch die Auslöschung beider Männer erreichen.


„Nun, Greyhawk, wie ist es ihnen seit Ende des Krieges gegen die Vinonier ergangen?“
„Sir, der Krieg gegen die Vinonier ist nicht beendet worden...“ Greyhawks Stimme war bewußt neutral gehalten, der Mann wollte wohl nicht mit ihm reden, aber auch nicht respektlos erscheinen.
„Sagen sie, Lieutenant, warum sind sie mir gegenüber eigentlich so abweisend und verschlossen? Mögen sie mich nicht?“
„Sir,......“ Greyhawk war rot angelaufen und rieb sich die Hände vor Scham.
„Sir, ich,... nein, das ist es nicht. Ich habe nur ihre Bemerkung mein Schiff betreffend etwas persönlich genommen, entschuldigen sie bitte.“
„Ohhhh, ich muß mich entschuldigen. Ich wollte sie testen, wissen sie. Ich habe von ihnen gehört und ihre an den Tag gelegte Art und Weise schien mir nicht zu dem Ruf, der ihnen vorauseilt, zu passen. Warum ist das so?“
„Nun, Sir, erstens ist das, was man so über Leute hört, fast immer stark übertrieben und zweitens....war das da drinnen ein Admiral.“
„Klar, Greyhawk. Warum sagen sie mir jetzt nicht den wahren Grund? Hören sie, wir haben da einen verdammt wichtigen Auftrag und ich muß mich auf meine Leute verlassen können!“
„Sir...“ Greyhawk war stehengeblieben und starrte seinen neuen Kommandeur böse und empört gleichermaßen an.
„Ich verdanke dem Admiral viel und das ist meine Art, meine Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Ich weiß nicht, ob sie es wissen, aber ich gehörte nach der Schlacht bei War´s End wieder zum Erkundungsdienst. Wir haben neue Systeme kartographiert. Unter anderem auch solche, in denen die Vinonier auf uns warteten und bei einem solchen Einsatz wurde mir mein Erkundungsjäger unter dem Hintern weggeschossen. Der Admiral hat eine ganze Schwadron von Schiffen der SAR nach mir suchen lassen und die haben mich aus dem niedrigen Orbit eines vulkanischen Planeten gezogen, etwa 10 Minuten bevor ich in den oberen Schichten der Atmosphäre verglüht wäre. Das vergißt man nicht so leicht.“
„Ich verstehe, denke ich. Ich dachte, sie wären seit ihrer Zeit als Schmuggler nicht mehr so sehr von der Flotte begeistert.“
„Das stimmt auch, aber ich habe auf die harte Tour gelernt, daß es ohne eine Flotte leider nicht funktioniert.“
„Ahh, die Sache mit ihrem ehemaligen Co-Piloten?“
Greyhawk stockte und blinzelte ihn überrascht an.
„Sie wissen davon? Aha. Nun, dann wissen sie ja auch, daß Chee Lan Laterianer war. Wir hatten uns nach dem Ende des vinonischen Krieges darauf geeinigt, daß wir uns auf Tearla treffen wollten, aber er kam nie dort an. Ich bin also ins Latera-System geflogen, da hat man mir gesagt, daß Chee von durchziehenden Piraten in einem Skiff erwischt wurde. Sie haben ihn einfach so zum Spaß Vakuum atmen lassen. Hmmm....Wissen sie, ich habe meine Familie verloren, weil die Flotte sie nicht richtig beschützt hat, dachte ich. Deshalb bin ich damals aus dem Dienst ausgeschieden. Und dann muß ich feststellen, daß es ohne Flotte noch schlimmer wäre. Also bin ich dem Explorer Corps beigetreten, da kann man etwas richtiges tun, ohne so eng am Zügel der Flotte gehen zu müssen. Tja und dann bin ich in diese Sache mit dem Krieg gegen das Konzil reingerutscht. Irgendwie scheine ich die galaktischen Krisen magisch anzuziehen.“ Greyhawk grinste bei der letzten Bemerkung.
Aber Briggs war leider gar nicht nach lachen zu Mute, ihm schien es auch fast schon verdächtig, wie oft dieser Mann den Ärger angezogen hatte. Und so einen Pechvogel an Bord zu haben, könnte sich durchaus als fatal erweisen, bei einer so heiklen Mission wie dieser. Aber er war doch eigentlich gar nicht abergläubisch, oder? Das war bestimmt Alicia´s Einfluß!
„Hmm, ich hoffe daß sie dieses Mal den Ärger nicht ganz so anziehen, wie sonst, ich würde gerne lebend zurückkommen, wissen sie.“
„Ich auch, das versichere ich ihnen.“
Währenddessen hatten die beiden Männer den Hangar erreicht, indem die Hyperion, Greyhawks Schiff, stand. Es war ein alter Frachter der Nubis-Klasse, unauffällig und genau das richtige für einen Spionageauftrag wie den ihren.
„Hmm...ist das Schiff modifiziert?“
„Ja, natürlich. Wir haben vollen ECM-Schutz, Spionageausrüstung, vollautomatische Abwehrlaser vorne und hinten und einen Spezial-Jäger im umgebauten Frachtraum. Dazu sind die Triebwerke massiv aufgewertet, wir schaffen 80 Kps und haben verstärkte Schilde. Sie entsprechen in etwa denen einer Korvette. Natürlich ist alles so eingebaut, daß es nur durch einen konzentrierten Scan aus nächster Nähe zu erkennen ist.“
„Was für ein Spezial-Jäger ist denn an Bord?“
„Ahh...das ist unser Prunkstück...es ist ein umgebauter Ferret-Aufklärer. Wir haben sämtliche Bewaffnung ausgebaut und ihn mit zusätzlichen Triebwerken, Scannern und sonstiger Spionageeinrichtung vollgestopft. Natürlich verfügt er auch über eine verbesserte VTech II – Tarnvorrichtung.“
Briggs zog die Augenbrauen hoch, da hatte der Admiral sich ja wirklich nicht lumpen lassen.
„Was ist mit AM-Technologie und Hyperenergiekonvertern?“
„Nein, das wäre zu auffällig. Wer würde schon denken, daß ein privates Handelsschiff über die neuesten Top-Technologien der Menschheit verfügt?“
„Ah ja, klar.“
„Sagen sie, wo wollen wir eigentlich anfangen zu suchen?“
„Ich denke, wir sollten es im Tjelleborg System versuchen.“
„Warum gerade da?“
„Weil der Nachrichtendienst dort eine große Gruppe von Symphatisanten der Aristokraten vermutet und außerdem ist es unser einziger Anhaltspunkt.“
„Aha.....klingt logisch...“
„Sie sind nicht überzeugt?“
„Doch, doch.....es ist nur.....ich kenne Tjelleborg, nicht gerade der Ort, wo man leben möchte.“


„Nun, wie sind die abschließenden Tests des Hyperraumtriebwerkes verlaufen?“
„Gut, Erhabener. Wir haben es geschafft, die Nis`Choc hat den Flug nach Cha`Thol und zurück sicher in der vorher angegebenen Zeit bewältigt.“
Sehr gut. Die Hyperraum - Stabilisatoren haben also den gewünschten Effekt gezeitigt?“
„Ja, wir können jetzt die anderen Schiffe in Dienst stellen, Erhabener. In 100 Zyklen von jetzt an, könnte unsere Flotte einsatzbereit sein und dann können wir sie mit allen 30 Schiffen aus dem Orbit ihrer wichtigsten Welten in die Vergessenheit bomben.“
„Ja, das werden wir. Gesegnet bist du, Offizier und sind deine Kinder bis zur 10. Generation.!“
„Danke, Erhabener, mögen die Sternengötter über dich wachen.“
Der Adjutant von Tul`Quen entfernte sich mit tiefen Verbeugungen aus dem Raum, um alle nötigen Anweisungen für die Indienstnahme der neuen Schiffe zu geben.
Er war vom Kalralahr, dem obersten Priester, der in der Gunst der Sternengötter stand, gesegnet worden! Was für ein unglaubliches Glück!
Die vinonische Flotte, oder das, was nach dem Zusammenbruch davon noch über war, hatte alle Ressourcen darauf verwendet, eine völlig neue Klasse von Schiffen zu entwickeln. Sie waren die größten Schiffe, die jemals mit Hypertriebwerken ausgerüstet worden waren. Sie hatten eine Masse von über 5.000.000 Tonnen und eine Sub-Lichtgeschwindigkeit von 10 Kps. Sie waren mit 16 gekoppelten Hypertriebwerken der Schlachtschiffklasse und 12 gekoppelten Sublichttriebwerken der Schlachtschiffklasse ausgerüstet. Das Geheimnis war ein neues Gerät, der Hyperraum – Stabilisator. Er glich die Massenindifferenzen und die daraus resultierenden Fluktuationen im Hypertriebwerk, die dann zur Zerstörung des Schiffes im Hyperraum führten, aus.
Die Schiffe dieser Klasse waren mit neuartigen Schnellstartsystemen für Jäger versehen. Sie trugen alle je 1000 der neuen Ton`Pak Jäger, einer Entwicklung aus dem letzten Krieg. Dazu hatten sie eine Bewaffnung von 36 450 MW-R-Laser in neun Vierfach-Türmen. Jedes Schiff war eigentlich mehr eine Art Raum-Arche, als ein Schlachtschiff. Und das Beste von allem: sie besaßen insgesamt neun Schichten der konzentrischen Panzerung. Nichts in diesem Universum war in der Lage diese Schiffe zu vernichten. Ihre Schilde entsprachen der Planetenklasse. Die Energie für diese Anlagen lieferten verbesserte Fusionsreaktoren der Planetenklasse. Insgesamt vier dieser Aggregate taten Dienst auf jedem der Schiffe. Das Imperium war zwar beinahe bankrott gegangen, aber es hatte tatsächlich 30 dieser Schiffe gebaut. Tul`Quen stand am Fenster seines Raumes und sah hinaus in den Raum, die Leere wirkte beruhigend und beinahe schon erheiternd auf ihn. Und zu allem Überfluß sandte das Schicksal ihm auch noch einen Verräter der Menschen, der bar jeden Skrupels und jeden Treuegefühls seiner eigenen Rasse gegenüber zu sein schien. Oh ja, das Schicksal behandelt wirklich alle gleich, wie die Menschen zu sagen pflegen. Letztlich glich sich alles im Leben aus und war gerecht.


„Hier ist die Pride of Centauri. Wir erbitten die Starterlaubnis.“
„Starterlaubnis gewährt, Pride of Centauri, wir wünschen ihnen einen guten Flug. Zeigen Sie den Allianz-Hunden, was eine Harke ist.“
„Danke Raumkontrolle, wir werden sie Feuer fressen lassen.“
„Lord Cyrus? Wir haben Starterlaubnis.“ Der Kom-Offizier hatte den Kanal schnell gewechselt und seinem Lord Meldung gemacht.
„Sollen wir nun nach Centauri-Prime aufbrechen?“
„Nein. Wir werden uns im Thanasso-System mit den Schiffen von Lord Ragnar von Errunam treffen. Setzten sie einen Kurs und starten sie.“
„Jawohl, Edler.“


Was die Brückenbesatzung der Pride of Centauri nicht ahnte, war, daß sie bei ihrem Start beobachtet wurden. Ihnen folgte in einiger Entfernung ein getarntes Schiff, die Revenge unter dem Kommando von John Hawthorne, dem persönlichen Captain des Lordprotektors. Hawthorne hatte einen Peilsender an Bord der Pride geschmuggelt, der einen kontinuierlichen Impuls aussendete. Er erlaubte es der Revenge, das andere Schiff zu verfolgen, ohne das es bemerkt worden wäre.
„Navigation? Bericht!“
„Sir, wir haben ein klares Signal. Die Pride bewegt sich in Richtung auf das Thanasso System und hat bis an ihre Höchstgeschwindigkeit beschleunigt.“
„Wie schnell fliegt sie aktuell?“
„Sie hat Hyperspace-Stufe 4 erreicht.“
Die Revenge konnte als ein Schiff der schnellen Tarnfeldkreuzer-Klasse Hyperspace-Stufe 5 erreichen, die Pride konnte ihr also nicht einfach davonfliegen. Aber sie war schwerer gepanzert und bewaffnet, also mußte die Revenge bei der Mission, die sie ausführte auf den Überraschungseffekt setzen, wenn sie Erfolg haben wollte.
„Überholen sie sie und projizieren sie dann einen Graviton-Impuls in ihre Flugbahn, wenn wir den tiefen interstellaren Raum erreicht haben.“
„Ja, Sir.“
Der Navigator erhöhte die Geschwindigkeit und auf dem Peilschirm konnte man sehen, wie die Revenge langsam an der Pride vorbeizog. Sie war natürlich getarnt und konnte daher nicht von den Leuten von Cyrus von Tarona bemerkt werden.
„Haben den Tiefraum erreicht, Sir. Projizieren nun den Impuls...“
Da, ein Aufblitzen, als der Impuls das Kraftfeld der Pride traf und es kollabieren ließ. Das Schiff wurde zurück in den Normalraum gezogen, die Revenge folgte ihm sofort.

„Was war das?“ Cyrus von Tarona sprang aus seinem Sitz und deutete auf den Schirm, auf dem ein helles Aufblitzen sichtbar gewesen war.
„Sir, ...“ ein Rumpeln verkündete nichts gutes und das ganze Schiff wurde übel durchgeschüttelt. Der Antrieb lief heiß und das Überlichtfeld brach zusammen. Die Pride of Centauri fiel in den Normalraum zurück und der Hyperantrieb schaltete sich automatisch aus. Die Sirenen gingen an und die auch die trübe rote Gefechtsbeleuchtung, als der Computer die Ursache als einen Graviton-Impuls identifiziert hatte, der das Schiff aus dem übergeordneten Kontinuum gerissen hatte. Ein solcher Impuls konnte nur von außen kommen, also hatte er automatisch Gefechtsalarm ausgelöst und die Schilde hochgefahren.
„Sir, wir wurden von einem Graviton-Strahl getroffen der...“
WHHHUUUMMM! WHHHUUUMMM! WHHHUUUMMM! Drei schnelle Donnerschläge und titanische Hämmer schienen die Pride zu bearbeiten. Der Rumpf vibirierte unter den Einschlägen von schweren Waffen und die Schilde konnten die Wirkung der Treffer nur ungenügend abfangen, da sie bereits im Augenblick des Schildaufbaus getroffen wurden. Es gab eine Reihe von weit entfernt klingenden Explosionen, die bis auf die Brücke hallten.
„Bericht, was ist passiert?“ Cyrus von Tarona richtete sich wieder auf, nachdem er beinahe gestürzt wäre. Ein kleiner Splitter eines wegen eines Kurzschlusses explodierenden Schaltelements der sekundären Radarkonsole hatte ihm auf der rechten Wange eine stark blutende Schnittwunde zugefügt. Er schien sie jedoch im Moment nicht zu bemerken.
„Sir, wir wurden getroffen...wie es aussieht...ist es ein Kreuzer der Exeter-Klasse. Er hat sich direkt hinter uns enttarnt und eine Breitseite aus seinen Lasern in unsere entstehenden Schilde gejagt.“
„Status?“
„Hauptbatterien ausgefallen, Schildgeneratoren ausgefallen, Antrieb beschädigt, Hyperantrieb ausgefallen, Abwehrlaser einsatzbereit.“ Der taktische Offizier beendete seinen Bericht und starrte weiter auf den Schirm des Ultraradares, den er auf seine Konsole gelegt hatte, um dem Captain einen fortlaufenden Bericht und Feindstatus geben zu können.
„Jagen sie den Antrieb hoch, so weit es geht. Notstart aller Jäger, Angriff auf den Feind mit allen verfügbaren Waffen. Weichen sie nach steuerbord aus und eröffnen sie das Feuer aus den Ionengeschützen, sobald sie eine Zielerfassung haben.“
Die Offiziere führten die Anweisungen aus und das Schiff begann sich seiner Haut zu wehren. Da gab der feindliche Kreuzer eine zweite vernichtende Breitseite auf die Pride ab und durchschlug die schwachen Schilde völlig. Die Treffer fraßen sich in die Panzerung und wieder gab es einige Sekundärexplosionen. Die Brücke der Pride wurde wieder stark durchgeschüttelt und plötzlich heulte der Dekompressionsalarm los. Explosionen auf der Brücke legten durch Kurzschlüsse die Konsolen lahm, mehrere Besatzungsmitglieder wurden von Splittern getroffen, es brach Feuer aus und Cyrus von Tarona wurde von einer weggesprengten Abdeckplatte am Hinterkopf getroffen und fiel bewußtlos um. Sein zweiter Offizier sah das und sprang zu ihm rüber. Er hieb dabei im Vorbeigehen auf den „Schiff aufgeben“ Schalter. Der Alarmton der Sirene änderte sich und die überlebende Besatzung begann, das Schiff zu verlassen.
„Herr? ... Herr!!! Verdammt...“ Ein anderes Besatzungsmitglied der Brückenmannschaft, ein junger Leutnant erhob sich aus der Bewußtlosigkeit. Auch andere wurden stöhnend wieder wach und begannen sich zu den Rettungskapseln zu bewegen, als sie den Klang der Sirenen identifiziert hatten.
„Hey, Sie Dominguez. Kommen sie her und helfen sie mir den Lord in eine Kapsel zu schaffen!“
„Ja....Ja...wohl Sir.“ Dominguez taumelte näher und griff dem Lord von Tarona auf der linken Seite unter die Achseln und hiefte ihn hoch. Sie trugen ihn zu zweit in die nächste Kapsel, die direkt hinter einem Notschott an der Seite der Brücke lag. Dominguez hieb auf den Schleusenmechanismus und die Tür ging sofort zu. Der Kapselmechanismus sprengte die Kapsel ab und ein kleines Feststofftriebwerk katapultierte die Kapsel von dem sterbenden Schiff weg. Der Kreuzer des Feindes hatte die ganze Zeit über weiter auf die Pride gefeuert und nun kam er erneut heran, um mit einer letzten Breitseite das Schicksal des Flaggschiffes derer von Tarona zu besiegeln.
„Verdammt, was für ein Desaster! Wer waren die?“
Dominguez sah aus dem Fenster der Kapsel auf das, was einmal ein Kreuzer der Kriegsadler-Klasse gewesen war und schüttelte den Kopf.
„Ich weiß es auch nicht, aber eines ist sicher. Er wußte, wer wir waren und wohin wir wollten. Es kann eigentlich nur ein Schiff des Lords von Errunam gewesen sein.“
„Aber es war doch ein Kreuzer der Exeter-Klasse, oder?“
„Hmmm...das stimmt, es wäre für Ragnar von Errunam schwer, so einen zu bekommen. Dann weiß ich es auch nicht.“
Einer der wenigen Jäger der Pride kam heran, die sie noch vor ihrem Ende hatte starten können, eine schwere Morningstar. Sie war von Dominguez über seinen Kommunikator herbeigerufen worden. Das sie gerade in Reichweite war, als der junge Soldat sein Gerät mehr aus Routine aktivierte, war reiner Zufall. Sie dockte an die Kapsel an und schleppte sie vom Ort des Geschehens weg. Die anderen Jäger opferten sich, um den Rückzug der Morningstar zu decken, als die anderen Piloten hörten, daß ihr Lord von dem Jäger in Sicherheit gebracht wurde. Nicht einer der anderen entkam lebend, aber die Morningstar konnte den Hyperraum erreichen und Cyrus von Tarona in Sicherheit bringen.
„Fragen sie den Piloten, welche Systeme wir erreichen können.“
Über den Kommunikator klang die Stimme des Piloten stark verzerrt, als er antwortete.
„Der Pilot sagt, daß der nächste Außenposten die Tjelleborg-Station ist. Das ist ein Glücksfall, dort gibt es einige Freunde von Lord Cyrus. Sie werden uns helfen.“
Die Morningstar flog Richtung Tjelleborg. Etwa drei Tage später kam das Schiff aus dem Hyperraum. Die Kapsel hang noch immer am Dockingpylon des schweren Jägers. Der bewegte sich dadurch nur mit 40 % seiner maximalen Geschwindigkeit und seine Wendigkeit glich in etwa der eines Nashornes. Das konnte sich bei den Bewohnern des Tjelleborg Systemes als ein Problem erweisen, wenn sie Pech hatten. Es war ein rauhes System, das während des Krieges der Solaren Allianz mit dem Vinonischen Imperium 4 oder 5 mal heiß umkämpft war. Hier hatten sich ein paar sehr anarchisch veranlagte Elemente der menschlichen Rasse niedergelassen. Sie hatten eine Station gebaut im Orbit um den zweiten Planeten des Systems. Sie bestand zum Teil aus gekaperten Teilen von Standardstationen der Allianzflotte, zum Teil aber auch aus alten Schiffswracks, die in den umliegenden Systemen umhertrieben und hierhergeschleppt worden waren. Zusammen ergaben sie die skurrilste Konstruktion im ganzen von Menschen bewohnten Weltraum. Die Bewohner des Systems hatten während der Abwehrschlachten im System notgedrungen mit der Flotte kooperiert, aber sie hatten sich nie politisch oder wirtschaftlich in die Allianz einbeziehen lassen. Nachdem die Allianz den offiziellen Vertreter des Systems gewarnt hatte, die Piraterie zu stoppen, da sonst eine massierte Militäraktion der Allianz dem Treiben der Bewohner ein Ende setzen würde, verlegten sich die Tjelleborger auf den Schmuggel. Der stellte seitdem ihre primäre Einnahmequelle dar. Die Station entwickelte sich zum größten Zentrum des lokalen Schmuggels Es gab außerdem auch noch ein wenig Piraterie, allerdings nur innerhalb des Systems. Jeder, der sich hierhin wagte, hatte schließlich selber mit den Folgen zu leben! Das bedeutete, hier auf der Tjelleborg-Station bekam man buchstäblich alles, von Drogen, über Waffen aller Art bis hin zu Sklaven und gestohlenen Geheiminformationen.
An Bord der Fluchtkapsel gab es noch ein weiteres ernstes Problem. Nach drei Tagen der Überbelegung durch drei Personen gingen die Luftreserven der Kapsel rapide ihrem Ende entgegen. Die beiden Männer an Bord hatten den Druck bereits auf zwei Drittel des normalen heruntergeregelt, um Sauerstoff zu sparen. Aber trotzdem mußten sie möglichst schnell die station erreichen, da sie sonst ersticken würden. Der Pilot hatte eben gemeldet, daß er den Kurs auf die Station gesetzt hatte und sich mit maximaler Geschwindigkeit darauf zu bewegte. Das hieß unter den momentanen Umständen nicht mehr als knapp 70 kps. Aber es würde reichen, zwar knapp, aber es würde reichen. Wenn nichts dazwischen kam.
„Sir, werden wir es schaffen?“
„Sicher, Dominguez. Der Pilot ist gut und wir haben Freunde auf der Station. Sobald der Lord wieder bei Bewußtsein ist, werden wir ergründen, wer für diesen feigen Verrat verantwortlich ist. Wir sind von allen Nachrichtenverbindungen abgeschnitten und bestimmt ist der Zugriff auf Centauri Prime jetzt bereits verschoben worden. Die Lehensmänner von Lord Cyrus müßten jetzt bereits nach uns suchen. Sie werden uns finden und wenn die Dinge Klarheit gewinnen, würde es mich nicht wundern, wenn die feigen Hunde der Allianz hinter allem stecken. Es könnte gut sein, daß sie auch hinter dem Anschlag auf Lord Cyrus stecken. Aber eines sage ich ihnen: DIE werden ihre gerechte Strafe bekommen. Wir werden uns rächen und sie hinwegfegen!!!“
Der ehemalige zweite Offizier der Pride hatte sich in Rage geredet und sein Gesicht lief rot an, als er an seinen Haß auf diesen feigen Anschlag auf seinen Lord dachte. Plötzlich rumpelte es vernehmlich und die kleine Kapsel wurde leicht durchgeschüttelt.
„Was ist los?“ fragte Dominguez den Piloten über seinen Kommunikator.
„VERDAMMT!“
„Was ist denn?“
„Der Pilot hat uns abgekoppelt, er wird von Piraten angegriffen. Sie vermuten in unserer Kapsel wohl eine wertvolle Fracht.“
„Das ist nicht gut. Wir haben kaum noch Luft und wir müssen schnell zur Station.“
Dominguez sah aus dem Fenster der Kapsel und versuchte die angreifenden Schiffe der Piraten auszumachen, aber sie waren wohl noch zu weit entfernt, um mit bloßen Augen gesehen werden zu können. Oder sie kamen vielleicht von der anderen Seite der Kapsel.
Sie konnten nur warten und hoffen, daß der Pilot dem Angriff gewachsen war.

„Wie ist unser Status?“
„Alle Systeme melden grün. Wir haben den Hyperraumflug gut überstanden, wie es aussieht.“
Briggs grinste Greyhawk breit an. „Sieht so aus, als ob es ein ruhiger Flug zur Station wird. Der Raum um uns herum ist bis auf 100.000 Kilometer feindfrei, sagen die Scanner.“
„Gut. Setzen wir einen Kurs auf die Station und machen wir, daß wir dorthin kommen.“
„Chief Schmidt hier. Die Maschinen laufen ruhig und gleichmäßig. Sie können sie bis auf 100 % rauffahren, wenn sie wollen.“
„Danke Chief, das ist gut zu wissen.“
„Steve...Du siehst dir hier mal besser was an.“
„Was gibt es denn, Tom?“
„Ich habe hier eine ziemlich seltsame Anzeige. Überall scheinen Trümmer herumzuschwirren. Buchstäblich überall, es müssen tausende Schiffe hier vernichtet worden sein.“
„Hmmm....“ Briggs konsultierte die Karte des Systems und dachte nach.
„Ja, das paßt. Die dritte und vierte Tjelleborg Abwehrschlacht wurden in diesem Sektor ausgefochten. Mehrere alliierte und imperiale Schlachtflotten wurden hier vernichtet. Daher die Trümmer.“
„Ahh ja. Verstehe, gut, die Kursberechnung dauert dann etwas länger, der Computer muß erst einen Weg durch die Trümmerfelder suchen.“
Weitere 20 Minuten später waren sie unterwegs und bewegten sich mit Höchstgeschwindigkeit auf die Tjelleborg Station zu. Plötzlich schrillten die Sirenen an Bord der Hyperion und der Rechner des Schiffes rief alle Besatzungsmitglieder zu den Gefechtsstationen.
„Tom, was hast du für mich?“
Briggs stürmte ins Cockpit und setzte sich in den Kommandantensessel.
„Wir haben hier eine kleine Gruppe von Piraten. 4 Schiffe, sieht so aus, als ob es drei Kobras wären und eine Marut. Sie attackieren da ein kleineres Schiff...ahh...eine Morningstar oder etwas in der Klasse. Ihr Sensorprofil ist durch die vielen Trümmer so stark verzerrt, daß ich es nicht genau bestimmen kann. Und wir haben da noch etwas anderes, einen antriebslosen Körper, der driftet, aber unter Energie steht. Es könnte eine Rettungskapsel sein, aber auch etwas anderes. Die Trümmer schlucken zu viele Signale.“
„Nun, Greyhawk, was sagen sie? Wollen wir eingreifen?“
„Naja, es wäre sicherlich klüger sich ruhig zu verhalten und keine Aufmerksamkeit zu erregen.....aber....andererseits hasse ich unfaire Kämpfe und das da ist ganz sicher unfair.“
„Immer noch der Idealist, Greyhawk?“ Briggs grinste breit und auch Tom Jenkins fiel in das Grinsen ein, als er die beiden Männer sah.
Die Hyperion beschleunigte einen Augenblick später fort von ihrem alten Vektor, um sich in den Kampf zu stürzen. Die automatischen Abwehrlaser vorne und hinten begannen Tod und Verderben auf die Piraten zu speien, als sie in Reichweite der Waffen kamen. Dazu feuerte das Schiff noch eine komplette Salve von 4 Hawk Raketen ab, die sich jeweils zu zweit an eine der drei Kobras hängten.
„WOW! Greyhawk, sie haben gar nicht erwähnt, daß wir einen der neuen Multivektor-Zielerfassungscomputer an Bord haben!“
„Nein? Ohh, entschuldigen sie bitte!“ Greyhawk grinste breit und wandte sich wieder dem Gefecht zu. Er steuerte die Hyperion in geradezu halsbrecherische Ausweichmanöver, um dem wütenden Abwehrfeuer der Piraten zu entgehen. Die drei Kobras hatten sich dem Schiff zugewendet, als zwei von ihnen ihre Heckschilde und einen Teil der dortigen Panzerung durch Raketentreffer verloren.
„Aha, wir sind wahrgenommen worden. Wie sieht es mit den Raketenmagazinen aus?“
„Wir haben noch Raketen für 7 komplette Salven, aber die Silos sind noch nicht nachgeladen. Die Abwehrlaser sollten reichen. Diese Kobras sind keine vollständigen Kampfschiffe. Wir werden sie schaffen!“
Die Abwehrlaser feuerten ununterbrochen auf eines der Kobra-Schiffe und schließlich explodierte es. Die anderen verstärkten ihre Angriffe, konnten den speziell verstärkten Schild jedoch nicht durchdringen.
„Silos sind nachgeladen, ich feuere eine zweite Salve ab.“
Wieder heulten 4 Hawk Raketen aus den Abschußröhren und jagten in Zweiergruppen auf die feindlichen Schiffe zu. Wieder explodierte eines der beiden Schiffe. Da feuerte die dritte Kobra eine einzelne Hawk auf die Hyperion ab. Die Rakete löste an Bord den Raketenalarm aus.
„Achtung! Hawk hat uns gepeilt. Ich aktiviere das ECM. Mal sehen, was die neuen Tricks des Geheimdienstes taugen!“ Jenkins hieb auf den Auslöser der gekoppelten Gegenmaßnahmen des Schiffes und das System trat in Aktion.
Die Hawk war eigentlich eine sehr tödliche Rakete, da sie mit zwei verschiedenen Lenksystemen ausgestattet war. Sie peilte ihr Ziel über Infrarot-strahlen und Radarstrahlen an. Das hatte sie zur Nemesis ihrer Opfer gemacht. Denn verlor ein System die Peilung, sprang automatisch das andere ein. Das neuartige Abwehrsystem bestand nun aus einer Minikanone, die nanosekundenlange gepulste Laserstrahlen abschoß um die Rakete vor dem Aufschlag noch abzuschießen. Darüber hinaus wurden starke EM-Felder um das Schiff projiziert, um den Radarkopf zu verwirren und es wurden ultraheiße Täuschkörper abgeschossen, die den Hitzesensor ködern sollten.
„Leite Ausweichmänöver ein!“
Greyhawk legte das Schiff in eine Serie von so brutalen Rollen, Loopings und Korkenzieherrollen, daß sogar die Andruckabsorber nicht alles auffangen konnten. Die Besatzung wurde in ihren Sitzen umhergeschleudert. Schließlich detonierte die Rakete etwa 100 Meter hinter dem Schiff an einem Täuschkörper.
„Die letzte Kobra flieht!“ Jenkins hatte die Bemerkung an niemanden gerichtet, aber alle atmeten auf.
„Gut, setzen sie sich hinter die Marut und versuchen sie sie vom Heck des Jägers zu verscheuchen!“
Da kam eine uncodierte Meldung des Jägerpiloten herein.
„Achtung, fremdes Schiff. Mein Jäger ist schwerbeschädigt, mein Reaktor hat einen schweren Treffer erhalten. Ich werde es nicht schaffen, ich habe eine lethale Dosis Strahlung abbekommen. Bitte nehmen sie die driftende Fluchtkapsel auf und bringen sie sie zur Station. Es ist wichtig. Danke für ihre Hilfe!“
In diesem Augenblick brach die Verbindung in einem statischen Rauschen zusammen und auf dem Schirm konnte man sehen, wie die Morningstar unter den ständigen Treffern der beiden Laser der Marut explodierte. Es gab einen blenden Blitz, der aber zu hell war, um nur eine einfache Explsion anzuzeigen. Als er verblaßte, war auch die Merut verschwunden.
„Verdammt, er hat seinen beschädigten Reaktor hochgehen lassen! Er wollte die Marut mitnehmen! Ein echter Fanatiker!“ Alle starrten gebannt und erstarrt auf den Schirm und konnten es einen Augenblick lang nicht fassen, daß sich der Pilot des Jägers einfach so geopfert hatte.
Dann kam wieder Bewegung in die Besatzung der Hyperion.
„Tom, wo ist diese Fluchtkapsel?“
„Etwa 12 Kilometer entfernt, sie driftet langsam auf ein größeres Wrack zu. Sieht aus wie ein ehemaliger Kreuzer der Kriegsadler-Klasse.“
„Greyhawk, fangen wir sie ab und holen wir sie an Bord. Ich bin verdammt gespannt darauf, wer so wichtig ist, daß man sein Schiff in die Luft jagt!“
Greyhawk betätigte die Kontrollen und die Hyperion glitt auf das Wrack des ehemaligen Kreuzers zu. Die Fluchtkapsel glitt langsam darauf zu, während sie dabei unkontrolliert in allen drei Achsen taumelte. Wenn niemand sie aufsammelte, würde die Kapsel am Wrack zerschellen, dann wären der oder die Insassen aber schon tot, erstickt oder erfroren oder beides.


„Kal`Ralahr, wir sind nun soweit. Ihr könnt das Startsignal geben.“
„Gut. Dann laßt es beginnen. Die Schiffe können nun die Manöver beginnen“
Der Adjutant betätigte einige Knöpfe auf seinem portablen Computer und sendete die Befehle an den Hauptcomputer des Komplexes.
„Es ist getan, überall an der Grenze des Imperiums gehen die Schiffe nun in den Hyperraum und dringen in die solare Allianz ein.“


„Herr, wir haben getan, was ihr mir aufgetragen habt. Das Schiff des Lords von Tarona ist zerstört worden.“
„Sehr gut, Captain Hawthorne. Ich bin sehr zufrieden mit deiner Leistung. Sie wird nicht vergessen werden.“ Der alte Lordprotektor lächelte, aber er sah dabei durch seinen Gefolgsmann hindurch, so daß diesem ein Schauer über den Rücken lief.
„Gab es Überlebende?“
„Nein, keine, soweit wir wissen. Wir haben nicht genug Leichen gefunden, um die volle Besatzung identifizieren zu können, aber das ist nicht weiter verwunderlich, da das Schiff des Lords von Tarona bei dem angriff übel zugerichtet wurde. Wir waren über ihnen, bevor sie wußten wie ihnen geschah. Wir trafen zuletzt den Hauptreaktor und das Schiff explodierte. Daher müssen viele Männer und Frauen einfach zu Staub verbrannt worden sein.“
Der Lordprotektor sah ihn an und Captain Hawthorne begann sich gerade zu fragen, ob er etwas falsches gesagt hatte, da brach der alte Mann in schallendes Gelächter aus.
“Whaaaa, ha, ha, ha, ha. Ihr habt sie kalt erwischt? Sie haben sich nicht mal wehren können? Wie wollen sie da gegen die kriegserprobte Flotte der Allianz bestehen, wenn sie es nicht einmal mit einem einzelnen Tarnkreuzer aufnehmen können?
Gut, Captain, du kannst gehen und dich wieder deinen Pflichten widmen.“
Hawthorne verließ den privaten Kommandoraum des Lordprotektors und ließ sich von einer Bereitschaftsfähre wieder zurück zur Revenge bringen.


„Willie, hast du was auf dem Scanner?“
Nein, aber so weit draußen dürfte eigentlich auch nichts sein. Hmmm...ich denke, das ist schon in Ordnung so. Da ist nur dieser Asteroid, etwa mittelgroß, so um die 5 Millionen Tonnen Masse. Sonst gibt es buchstäblich nichts hier draußen.“
„Was für ein Asteroid denn? Hier sollte es eigentlich keinen Asteroiden geben. Welche Richtung?“
„Na, so etwa auf 4 Uhr und ..... ähhh, 2 Millionen Kilometer entfernt.“
„Ja, habe ihn. Hast du eine optische Erfassung?“
„Nein, wie auch, Mann warum denn so aufgekratzt. Wir haben einen Felsbrocken am Rande des Nichts entdeckt....Wie DRAMATISCH!"
„Schon gut, spar dir die Sprüche. Hmmm...na gut das war es, wir haben den äußeren Perimeter der Patroullie erreicht. Drehen wir um und fliegen wir heim. Ich bin schon auf die Party heute abend im Offiziersheim gespannt.“
„Ja, ....DeLacy und Martinez werden auch da sein, das sind vielleicht zwei heiße Feger, sage ich dir.....“
Die zwei Rapiers der Grenzpatroullie des Freien Tjelleborg drehten ab und flogen zurück zur Tjelleborg Station. Sie schenkten dem Asteroiden weiter keinerlei Beachtung. Von diesem erhoben sich in diesem Augenblick hunderte vinonischer Jäger und begannen einen langen, kalten Anflug auf die Tjelleborg Station. Dieser Flug würde zwar über 6 Tage dauern, aber dafür würde die Scanner – Signatur der Jagdschiffe erst zu sehen sein, wenn es für die Verteidiger zu spät war. Der Plan beruhte darauf, daß sich die Menschen in Sicherheit wiegten und die vinonische Rasse nicht mehr als Bedrohung ansahen.


„Sie haben Landeerlaubnis, Hyperion, begeben sie sich zu Pad 4 und erwarten sie die Zollkontrolle. Tjelleborg Station aus.“
„Verstanden Tjelleborg Kontrolle, wir landen auf der 4. Aus.“
„Was denken sie, Greyhawk, was werden sie wohl kurzerhand für illegal erklären und uns wegnehmen?“
„Ich würde auf die Kapsel tippen. Würde mich nicht wundern, wenn sie schon darüber Bescheid wissen.“
„Hey, Tom, sieh mal zu, daß wir die Insassen vorher aus dem Ding rausbekommen und verstecken können.“
„Geht klar, mal sehen, wer unsere unfreiwilligen Gäste sind.“
Tom Jenkins verließ die Brücke und ging in den Frachtraum 2. Dort ruhte die Kapsel auf einem Traktorkissen. Sie war an die externe Energie- und Luftversorgung der Hyperion angeschlossen, sonst wären die Insassen inzwischen tot. Aber das Traktorkissen war auch mit einem kleinen, aber starken Adhäsionsfeld gekoppelt, was den Öffnungsmechanismus der Kapsel wirkungsvoll blockierte. Niemand aus dem inneren der Kapsel konnte heraus und niemand konnte herein, solange es die Besatzung der Hyperion nicht so wollte.
Jenkins regelte die Kontrollen des Traktorkissens nach, als Chief Schmidt den Frachtraum betrat. Er war ebenfalls von Briggs hergeschickt worden, um Jenkins helfen zu können, wenn die Insassen feindlich sein sollten.
„Na, Chief, dann machen wir die Tür mal auf, was?“
„Nur zu, Jenkins.“ Schmidt zog seinen Blaster aus dem Holster und richtete ihn auf die Tür der Kapsel.
Mit einem Summen und Knistern brach das Traktorkissen zusammen und die Kapsel sank langsam zu Boden, auch das Schließfeld löste sich in diesem Augenblick auf. Der Öfnungsmechanismus arbeitete wenige Sekunden später und die Kapselluke fuhr auf.
„Kommen sie langsam mit erhobenen Händen raus und machen sie keine schnellen Bewegungen. Wir wissen, daß sie zu dritt sind.“
„Bitte nicht schießen, wir sind unbewaffnet!“
„Kommen sie jetzt raus!“
„Ja, ich komme. Mein Name ist Domiguez. Ferrardo Dominguez. Ich bin Lieutenant der Flotte des freien Centauri. Bitte schießen sie nicht!“
Greyhawk und Schmidt sahen sich an. Anhand der Markierungen auf der Außenseite der Kapsel waren sie inzwischen schon darauf gekommen, daß es tatsächlich eine Rettungskapsel der aristokratischen Flotte war. Briggs hatte ihr Glück gar nicht fassen können, das solche Leute zu Beginn ihrer Mission direkt in ihre Hände gespielt hatte.
„Gut, wir sind die Besatzung der Hyperion, freie Händler und zwar welche mit einem nervösen Zeigefinger, also ganz ruhig bleiben, klar?“
„Jawohl.“ Tönte es aus dem Mund eines südländisch wirkenden, sehr jungen Mannes, der jetzt den Kopf aus der Luke steckte, nachdem zuerst seine Hände erschienen waren.
„Ich bin unbewaffnet, bitte nicht schießen. Hier drin sind noch zwei Personen. Der Captain und der zweite Offizier meines Schiffes.“
Eine weitere Stimme machte sich jetzt bemerkbar.
„Hören Sie...“ ein weiteres Paar Hände erschien in der Luke, nachdem Dominguez herausgeklettert und zur Seite getreten war. „Wir haben keine feindlichen Absichten. Wir sind das Opfer eines heimtückischen Angriffs von unbekannten Schiffen geworden. Sie haben uns auf einem Routineflug überfallen.“
„Ach ja? Sie sind doch Aristokraten, oder? Wir wissen, daß auf jeden ihrer Köpfe eine ganz hübsche Belohnung steht, wenn wir sie der Allianz ausliefern.“
„Natürlich, aber vielleicht würden ihnen andere Kreise noch mehr bezahlen, wenn wir wieder frei kämen...“
Greyhawk grinste Schmidt an, die drei hatten den Köder also geschluckt und kauften ihnen die Händler ab. Er grinste so gierig, wie es ihm möglich war, um seine Rolle noch besser hinzubekommen.
„Erklären sie das!“ herrschte Schmidt den anderen Offizier an, der offensichtlich der ältere und erfahrenere war und das Reden übernahm.
„Nun, Gentlemen, vielleicht könnten wir uns handelseinig werden. Die aristokratischen Clans, die ja nicht ganz unvermögend sind, würden sicher einen hohen Preis für uns bezahlen, da unser Captain ein Mitglied einer der Familien ist.“
„So? Wer ist ihr Captain denn?“
„Haakon von Albaron. Er ist der älteste Sohn und designierte Nachfolger des Edlen Gunnar von Albaron, ein wichtiger Vertrauter von Ragnar von Errunam.“
„Von wem?“ Greyhawk schaute extra verdutzt.
„Nun, sagen wir einfach von dem wichtigsten aristokratischen Führer, den es auf Centauri Prime gibt.“
„Und der ist reich?“
„Ja, der ist sogar sehr reich. Und er wäre sicher sehr glücklich darüber, seinen Sohn wieder in die Arme schließen zu können. Er würde den Rettern sicherlich keinen Wunsch abschlagen.“ Der Offizier lächelte. Er war sich sicher, die beiden anderen am Haken zu haben.
Greyhawk aktivierte seinen Armbandcomp und sprach zu Briggs auf der Brücke. „Hey, Boss, sieht so aus, als ob wir hier einen fetten Fang gemacht haben. Irgend so ein Futzi vom Centauri-Adel, der in Raumnot geraten ist. Die könnten ein ganz hübsches Lösegeld wert sein, wenn du mich fragst.“
„Hmmmm.....Steckt sie mal schnell in andere Kleider, der Zoll kommt gleich durch.“
„Geht klar, Boss.“ Greyhawk wandte sich wieder den beiden Männern zu. „Ihr sollt schnell diese Sachen hier,“ er warf den beiden Männern ein paar Kleidungsstücke hin, „anziehen und euch ruhig verhalten. Dann passiert euch nichts. Wo ist der dritte? Unsere Scanner zeigen an, daß noch ein dritter an Bord der Kapsel ist.“
„Der Captain ist bewußtlos, er hat einen üblen Schlag auf den Kopf bekommen.“
„Aha. Nun, dann zieht ihn aus der Kapsel und zieht ihm die Sachen an. Los, hier rein. Wenn ihr gefragt werdet, seid ihr Passagiere, klar?“
„Jawohl.“ antworteten beide Männer und begannen, den bewußtlosen Dritten aus der Kapsel zu ziehen.
„...ja, natürlich, aber sie können uns die Kapsel doch nicht einfach abnehmen!“
Biggs tat ganz überrascht und schüttelte ungläubig den Kopf.
„wir nehmen sie ihnen ja nicht ab, wir wollen sie nur im Zoll – Labor untersuchen lassen, da sich dort drin möglicher weise gefährliche Keime befinden könnten.“ Der Zöllner grinste breit, er wußte ganz genau, daß sein Gegenüber wußte, daß er log, und nichts dagegen tun konnte, daß er die Kapsel mit nehmen würde. Er hatte einen guten Fang gemacht, dachte er.


„Was soll das heißen, wo ist das Schiff von Lord Cyrus denn?“
„Wir haben keine Ahnung, Herr! Die Pride hat ihren Kurs übermittelt, wie ihr es mit Lord Cyrus vereinbart hattet, aber sie ist nun einmal nicht hier angekommen.“
Ragnar von Errunam kratzte sich am Kinn und drehte dem Taktik-Offizier auf der Brücke dann den Rücken zu. Langsam schritt er von der Taktik-Station weg und auf ein seitliches Brückensichtfenster zu.
„Was also hat euch aufgehalten, Lord Cyrus?“ murmelte er leise vor sich hin.
Plötzlich fuhr er herum, er hatte eine Entscheidung getroffen aus einem unbestimmten Impuls glaubte er einfach nicht, daß Cyrus von Tarona ihn betrogen hatte. Er war zwar ein Gegner im Rat und ein verdammter Tarona, aber er hatte Ehre, da gab es gar keine Frage. Etwas mußte ihn also wirklich aufgehalten haben, etwas gefährliches, wenn man die Tatsache bedachte, daß es ihn so beschäftigte, daß er nicht einmal einen Funkspruch oder einen Kurier schicken konnte, der ihn, Ragnar von Errunam, seinen neuen Lehensherrn, davon in Kenntnis setzten, was eigentlich los war. Er hastete zur Komm-Station hinüber und blaffte den Offizier, der dort gerade Dienst tat an: „Befehl an das Geschwader, alle Schiffe folgen uns, wir werden ein Schiff suchen....wir suchen die Pride of Centauri!“
Der Komm-Offizier und auch alle anderen starrten ihn nach diesem Befehl mit offenem Mund an. Sein Captain trat an ihn heran.
„Herr, ihr wollt die Starhammer und ihr ganzes Geschwader für die Suche nach einem...einem... Tarona einsetzen und dafür den Angriff gegen Centauri verschieben?“
„Nein....CAPTAIN...ich verschiebe den Angriff gegen Centauri für die Suche nach einem loyalen Lehensmann, der wahrscheinlich in ernsten Problemen steckt... wollt ihr meine Befehle in Frage stellen?“
Der Captain überlegte einen Moment, als adliger Offizier hatte er das Recht, die Befehle des Kommandanten in frage zu stellen, aber seine Familie war schon lange ein Anhänger der Familie derer von Errunam und außerdem, so ging es ihm in dem Augenblick auf, saß Lord Cyrus vielleicht tatsächlich in der Patsche und so war es sogar die Pflicht von Lord Ragnar, seinem neuen Gefolgsmann zu helfen. Das geboten die Ehre und die Tradition.
„Nein, Herr, verzeiht, ich habe zu spät nachgedacht.“
Der Captain senkte den Kopf zur Entschuldigung. Zum Glück hatte keiner der anwesenden Offiziere diese kleine Episode mitbekommen.
„Es ist gut, Captain, du hast die Taronas ebenso lange gehaßt, wie ich. Aber nun sind sie mit uns einer Meinung, sie haben ihre Schiffe unserem gemeinsamen Kommando unterstellt und die Errunams als führend akzeptiert. Damit steht ihnen auch der Schutz und die Verteidigung zu, die das Haus Errunam allen seien loyalen Lehensmännern bietet. Außerdem kämpfen wir um die Freiheit Centauris und die Flotte der Lords von Tarona gehört zu den Stärksten und Besten von allen, sie sind eine nicht zu unterschätzende Verstärkung unserer eigenen Verbände. Wir ziehen alle am selben Strang, Captain und müssen alle zusammenstehen, um unser großes Ziel zu erreichen.“
„Ja, Herr, natürlich.“ Der Captain neigte noch einmal sein Haupt und ging dann zurück zu seinem Sessel, um die Operationen des Schiffes weiter zu überwachen.
Wenige Minuten später befand sich die kleine Flotte im Hyperraum unterwegs zu dem Punkt, an dem die Pride ihren Weg begonnen haben sollte, über der Hauptwelt des Lordprotektors.
„Komm, ich brauche eine abgesicherte Verbindung zum Lordprotektor, sofort. Legt sie in meinen Kommandoraum.“
„Sofort, Herr.“
Lord Ragnar ging in seinen Raum und setzte sich an seinen Schreibtisch. Ein Piepen ertönte und signalisierte ihm, daß die Verbindung aufgebaut war und der Lordprotektor bereits wartete, er aktivierte den Schirm.
„Lord Ragnar? Was kann ich für euch tun?“
„Edler Lordprotektor, ich muß euch leider darüber in Kenntnis setzen, daß das Flaggschiff von Cyrus von Tarona verschollen ist. Es ist nicht wie vorgesehen, mit meinem Geschwader und den weiteren Schiffen der Flotte von Lord Cyrus zusammengetroffen.“
„Wie kann das sein? Vielleicht ist Lord Cyrus aufgehalten worden?“
„Wohl kaum, etwas, das einen schweren Kreuzer aufhalten kann, verdient wohl einige Beachtung, denke ich. Er hat außerdem nicht mal einen Hilferuf, oder eine andere Nachricht gesendet, einfach nichts. Da stimmt irgend etwas nicht.“
„Wenn ihr meint. Was also kann ich für euch tun?“
„Bitte haltet die Augen und Ohren offen und berichtet den anderen Familien im Rat. Ihr wißt um den Eid von Lord Cyrus, erzählt allen davon und bittet sie, sich meiner Suche nach ihm anzuschließen.“
„Gern will ich tun, was ihr von mir verlangt, Lord Ragnar, ...ihr wollt ihn also suchen?“
„Ja, der Eid bindet mich schließlich genau wie ihn, er ist mein Lehnsmann und so wie er mir Treue schwor, schwor ich ihm Schutz und Hilfe.“
„Wohl gesprochen, Lord Ragnar, ich wünsche euch Glück bei der Suche und werde die anderen Mitglieder des Rates informieren.“
„Habt Dank, edler Lordprotektor.“
Ragnar unterbrach die Verbindung und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Er dachte angestrengt nach.
„Wenn die Flotte des Adels sich versammelt, müssen wir Lord Cyrus dabei haben, sonst gibt es sicher eine Katastrophe. Die Truppen von Tarona werden mir sicher die Gefolgschaft verweigern und sich auf die Erben von Lord Cyrus berufen. Das würde uns sehr schwächen, also müssen wir ihn finden. Nur dann kann unser Kampf Erfolg haben.“
Plötzlich ertönte ein Signal und der Schirm erhellte sich ohne sein zutun. „Herr? Wir haben den Ausgangspunkt erreicht, sollen wir den Suchkurs beginnen?“
„Beginnt und schaltet die Scanner auf Maximum. Ich will die Hammer und alle anderen Schiffe in voller Kampfbereitschaft wissen. Es könnte gefährlich werden.!“
„Ja, Herr.“
Ein leises Vibirieren zeigte Ragnar an, daß die Generatoren des Schiffes jetzt mit maximaler Energie liefen. Die volle Leistung der beiden neuen Hyperraum – Energiekonverter war nötig, um die Hammer gleichzeitig auf voller Gefechtsbereitschaft und in vollem Sensormodus zu halten. Im Bauch des Schiffes wurden zwei Öffnungen in den Hyperraum offengehalten, durch die ständig gewaltige Energiemengen in zwei ebenso gewaltige Konverter flossen, die die Hyperenergiepotentiale in nutzbare Formen der Energie umwandelten. Alle Schilde waren aktiviert, alle Geschütze und Torpedos feuerbereit und die Sensoren sendeten ihre aktiven Peilstrahlen am technischen Limit. Der Nachteil bei dieser Variante der Sensor – Suche war nur die Tatsache, daß jeder etwaige Gegner die Hammer und ihre Begleitflottille bereits von weitem kommen sah. Auf dem Energietaster glühten alle Schiffe wie Weihnachtsbäume, aber Lord Ragnar wollte kein Risiko eingehen.

 

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