Was ist neu

Für Melanie

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26.02.2009
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Für Melanie

Für Melanie

Ich kniete vor ihr, wie immer mit einem Strauß Blumen in der Hand. Irgendwas Buntes, jedesmal siebenundzwanzig Blüten, selbst gepflückt.
Ich verschwieg ihr die Dinge, die mich heute so unnachgiebig beschäftigten. Sie durfte nicht wissen, was ich vorhatte. Sie würde Angst bekommen. Ein anderes Thema war mir nicht möglich. Also zupfte ich nur verlegen mit meiner linken Hand zwischen dem Efeu etwas Unkraut aus dem feuchten Boden. Dann hielt ich mein Schweigen nicht mehr aus, legte die Blumen auf den Stein, stand auf und murmelte „ich liebe dich, Melanie.“
Wenn Mutter das gehört hätte, würde sie wieder sagen ich solle endlich loslassen. Und ich würde ihr zum hundertsten Mal entgegnen „aber wie soll das gehen? Ich kann einer Toten nicht die Liebe aufkündigen. Welchen Grund sollte ich da vorschieben? Sorry, aber das Leben geht weiter?“
Ich verließ den Friedhof Richtung Stadtmitte, um endlich das zu tun, von dem ich Melanie nichts sagen konnte.
Schon vor Wochen hatte ich mit den Vorbereitungen begonnen. Neben Schule und Hausarbeit tastete ich mich langsam an die Drogenszene heran. Ich beobachtete dürre nervöse Gestalten an Plätzen wie dem Bahnhof und in einigen dunklen Gassen und machte mir allmählich ein Bild von den Abläufen der untersten Ebene des Drogenhandels. Dort wollte ich einsteigen und mich langsam hocharbeiten. Das schien mir der vernünftigste Weg zu sein.
Der erste Schritt auf diesem Weg, gleich nachdem ich mich für Heute von Melanie verabschiedet hatte, brachte mich in einen 99ct Laden.
Es herrschte Hochbetrieb zwischen den Regalen. Ich drängelte eine Weile suchend durch die Gänge und fragte dann ein Mädchen, sie räumte gerade Päckchen mit Buntstiften ins Regal, hatte etwa mein Alter, blonde Rastalocken und Nasenpiercing, wo hier die Eispickel liegen. Sie musterte mich grinsend.
„Willst deiner Liebsten wohl`n Eistee machen, was?“
„Genau“, brachte ich mit Mühe heraus , obwohl ich ihr am liebsten ins Gesicht geschlagen hätte. Aber sie konnte ja nichts wissen von Melanie und mir und der Unmöglichkeit, je wieder zusammen Eistee trinken zu können.
„Uh, klingt ja nicht begeistert. Lass mich raten, dir fehlt außerdem noch Eistee, Eis und eine Liebste?“
Ich nickte und behielt krampfhaft meine Hände da wo sie waren.
„Hol mich um acht Uhr hier ab, dann zeig ich dir wo du das alles auf einen Schlag findest.“
„Falls meine Geschäfte es zulassen ...“, sagte ich möglichst gelassen und zuckte mit den Schultern.
„Bettina!“, brüllte jemand vom anderen Ende des Ladens.
„Ja doch!“, schrie Bettina zurück.
„Der Blödmann kommt wieder nicht mit der Kasse klar“, sagte sie zu mir, verdrehte die Augen nach oben und machte eine Kehrtwendung.
„Und mein Eispickel?“
„Komm mit!“
Ich lief ihr hinter her. Vor einem Regal stoppte sie abrupt, ich prallte ihr auf den Rücken. Sie drehte sich lächelnd zu mir um und fragte spöttisch:
„Schicke Jacke, C&A oder Quelle?“, und schob ihre Hand in meine Jackentasche.
„So, das mit dem Eispickel wäre schon mal erledigt“, sagte sie augenzwinkernd und lief zur Kasse.
Gemächlich schaute ich mich um, tat so als würde ich etwas suchen. Niemand schien den Vorfall bemerkt zu haben. Gut so. Ich schob langsam meine Hand in die Tasche, zog den Eispickel heraus und ging zur Kasse. Irgendjemandem gehörte das ganze Zeug hier und ich hatte keinen Grund, ihn zu bestehlen.
An der Kasse runzelte Bettina verwundert die Stirn.
„Sei auf jeden Fall um 8 hier“, flüsterte sie mir zu „so einer wie du fehlt mir noch in meiner Sammlung.“
Ich nickte, rang mir ein Grinsen ab und nahm mir vor, diese Gegend in den nächsten Wochen zu meiden.
Ich trat ins Freie, wandte mich nach links, bummelte die Einkaufsstraße entlang bis zu dem Waffengeschäft, und begutachtete durch die leicht getönte Schaufensterscheibe Gewehre und Pistolen. Ein Paradies hinter Glas.
Einige der größeren Gewehre besaßen aufmontierte Zielfernrohre, die Pistolen sahen leicht und handlich aus, sicher gut geeignet für den Nahkampf in Häusern oder engen Gassen. So eine würde ich neben einem Gewehr mit großer Zieloptik gut brauchen können. Nun ja, ich hatte weder das nötige Geld noch das geforderte Alter, um hier etwas kaufen zu können. Aber es werden sich andere Wege auftun. Da war ich mir sicher, und bis dahin musste eben mein Eispickel genügen.
Ich ging weiter an den verschiedensten Schaufenstern entlang, die Sonne verschwand hinter den Häusern, und am Ende der Fußgängerzone bog ich nach rechts Richtung Hauptbahnhof ab.
Es war bereits dunkel als ich dort ankam und die Menschenmassen zur Rushhour hatten sich längst über der Stadt verteilt. Ich bestellte mir am Schnellimbiss bei Katja einen Kaffee Latte, postierte mich am äußersten Stehtisch, und beobachtete wie schon so oft den tunnelartigen Durchgang zu den Toiletten, der nach ungefähr 30 Schritten als Seitenausgang mit Glastüren endete.
Pünktlich erschien die übliche Gruppe von vier dunkel gekleideten Gestalten, entweder gänzlich ohne oder mit langen fettigen Haaren, in gewichtigen „eh, Mann, eh“ Dialogen verstrickt.
Vor dem Durchgang blieben sie stehen, traten von einem Fuß auf den anderen, wippten in den Kniekehlen, wackelten mit den Schultern, Wollmütze ab und Wollmütze wieder auf, vollzogen gegenüberstehend mit den Fäusten und mal dem einen und dann wieder einem anderen abgespreizten Finger irgendwelche Rituale, die sie wahrscheinlich irre cool fanden, aber für mich nur wie schwachsinniges Herumgefuchtel aussah, und krächzten dabei in einem fort „eh Mann eh, yo Mann“. Sie wirkten auf mich wie ein Schwarm Raben auf einer Müllkippe.
Ich bat Katja um einen weiteren großen Milchkaffee. Für mein Vorhaben brauchte ich ordentlich Druck auf der Blase, und kaum hatte ich ihn halb ausgetrunken, betrat ein schlaksiger Mann, in schwarzem Ledermantel und mit Designer Sonnenbrille, ein paar Minuten früher als erwartet die Halle. Seine Haare hingen glatt bis auf die Schultern, überhaupt nicht fettig, einfach nur rabenschwarz. Er schlängelte sich durch einen kleinen Pulk reisender Rentner, die ihre Koffer gen Ausgang wuchteten, ohne so freundlich zu sein ihnen die Tür aufzuhalten, und marschierte mit seiner Zeitung unter dem Arm direkt zu den Toiletten.
Sofort begann das übliche Ritual. Einer nach den anderen löste sich aus dem Rabenschwarm, ging zur Toilette, kam kurz danach wieder raus und begab sich zu seinem Verkaufsplatz irgendwo in der Nähe außerhalb des Bahnhofs. In knapp zwanzig Minuten würden sie ihr Gift an ein paar Stammkunden vertickt haben und das Geld dem schlaksigen Typen bringen, der in der Herrentoilette auf sie wartete. Danach wäre der Spuk vorbei, die Totenvögel würden von hier verschwinden und ins nächste Revier rüber flattern, während der Typ in der Toilette noch auf den Kurier wartete, um das eingesackte Geld gegen neue Drogen einzutauschen und ihnen dann folgte. Mir blieb also nicht viel Zeit. Nur drei bis fünf Minuten, in denen der Ledermantel mit dem Geld allein auf dem Klo saß.
Ich trank den lauwarmen Rest Milchkaffee, sah wie der letzte Kleindealer seine verdreckten Nike Schuhe über die rauen Bodenfliesen Richtung Klo schleifte, sagte so locker wie möglich „dann bis Morgen Kati“, und ging nicht zu den Toiletten, sondern langsam in die entgegengesetzte Richtung. Ich wollte nicht, dass Kati später aussagen könnte, sie hätte mich zu den Toiletten gehen sehen. Sie wusste zwar nicht meinen Namen, war aber bestimmt die einzige hier, mit deren Hilfe die Polizei ein brauchbares Phantombild von mir zeichnen könnte.
In den vergangenen Tagen hatte ich alles genau beobachtet und durchdacht. Der Imbiss befand sich auf der Vorderseite in einem ovalen Pavillon in der Mitte der Bahnhofshalle. An den schmalen Seiten, von der eine auf den Tunnelgang zeigte, hingen Fahrpläne und auf der Rückseite vom Imbiss war ein Zeitungskiosk untergebracht. Die Kameras erfassten nur die Ein- und Ausgänge der Halle und den Bereich vor dem Tunnelgang zu den Toiletten, nicht den Pavillon, nicht das Innere des Tunnels und auch nicht den Seitenausgang an dessen Ende. Die Beleuchtung unter der zwanzig Meter hohen Decke erschien grell, aber nur wenn man hoch schaute, hier unten kam nur noch diffuses Licht an.
Ich ging schnell an dem Kiosk vorbei und schaute währenddessen auf die große Uhr an der Wand gegenüber. Ich hatte mich auf dieser Seite des Pavillons noch nie gezeigt und sorgte so dafür, dass der Zeitungsverkäufer auch jetzt mein Gesicht nicht sah.
Mir wurde ein wenig schwindelig. Plötzlich musste ich mich zwingen zu atmen, die naturgegebene Automatik funktionierte nicht mehr. Um meine Nerven zu beruhigen, umfasste ich den hölzernen Griff des 99ct Eispickels in meiner Jackentasche, fuhr mit dem Daumen über den spitzen Stahl, der vorn aus dem Holz heraus ragte. Wieder etwas sicherer geworden, ging ich weiter auf die Kamera zu, die knapp 10 Meter neben dem Tunneleingang an der Wand hing und mir ihre harmlose Längsseite zeigte. Unter der Kamera blieb ich stehen. Wenn ich von hier aus den Tunnel betreten würde, erfasste mich das Überwachungsauge nur einen kurzen Moment von hinten. Im Tunnel endete dann jegliche Überwachung, aber auch der sichere Teil meines Plans. Von da an musste ich auf eine Anhäufung günstiger Zufälle hoffen. Also möglichst kein Publikumsverkehr, kein vorzeitiges Auftauchen des Drogenkuriers, der Nachschub bringt und Geld abholt, und das der Ledermantel wie immer in einer offenen Kabine auf dem Klodeckel sitzt und seine Abendzeitung liest.
Der letzte der dürren Kleindealer, kaum fähig einen anständigen Schatten in die Welt zu werfen, wozu er nach meiner Meinung sowieso kein Recht hatte, kam um die Ecke und schlurfte zum vorderen Ausgang. Das war mein Einsatzzeichen.
Ich betrat den langen Gang, sah niemanden, und beschleunigte meine Schritte. Die drohende Möglichkeit einer Pistole fiel mir wieder ein und zum ersten Mal dachte ich anders darüber. Ich hoffte nun, dass der Kerl unter seinem langen Ledermantel eine Waffe trägt. Ein toter Dealer, sein Geld und eine Waffe obendrauf, wäre ein dreifacher Erfolg.
Meine Schritte hallten in dem niedrigen Gang. Ich versuchte nicht leise zu gehen, er sollte mich kommen hören. Ich wollte ihn schließlich nicht erschrecken, sondern das Gefühl geben, hier sei alles normal. Ich drückte gegen die Tür, sie quietschte leise, bestimmt konnte er es hören. Sehr gut, damit war sie auf meiner Seite.
Hinten links hingen die Pissbecken an der Wand, gleich vorne rechts befanden sich zwei Handwaschbecken, danach kamen fünf Kabinen. Beruhigt stellte ich fest, dass alle Türen offen standen. In der ersten Kabine sah ich eine aufgeschlagene Zeitung, dahinter schwarze Haare und darunter zwei Jeansbeine, die in gewienerten Motorradstiefeln steckten.
Schnell schaute ich auf das hintere Pissbecken und zog im Gehen schon mal demonstrativ geräuschvoll meinen Reißverschluss auf. Die Zeitung raschelte, wahrscheinlich hatte er sie etwas runtergenommen um mich zu taxieren, und schon stand ich vor dem Becken und ließ es ordentlich laufen. Soweit ich durch mein Geplätscher hören konnte, blieb hinter mir alles ruhig. Warum auch nicht, der Ledermantel hatte mich schon dreimal an verschiedenen Tagen zur gleichen Zeit gesehen und nie war etwas anderes passiert als heute.
Der Strahl wollte nicht versiegen. Bisher lief alles gut, aber wenn der Sendbote frischer Ware nur eine Minute früher wie sonst erscheint, hätte ich ein ernstes Problem.
Ich schüttele hastig ab, schloss den Hosenschlitz und drückte nicht die Spülung, denn sie würde das Geräusch von Schritten im Flur übertönen. Ich drehte mich langsam um, schob meine rechte Hand in die Tasche, griff den Eispickel so, das mein Daumen fest auf das hölzerne Ende drückte und die stählerne Spitze nach unten aus meiner Faust heraus ragte, und ging dicht an den Kabinen vorbei, bis ich wieder die Zeitung mit dem schwarzen glatten Haarschopf dahinter sah.
Alles musste jetzt sehr schnell gehen, mit präzisen und kraftvollen Bewegungen. Ab hier würde alles anders werden wie an den Tagen zuvor und natürlich hatte ich für die nächsten Sekunden nichts proben können. Ich konnte also lediglich darauf hoffen, dass meine Phantasie nicht allzu abwegige Vorstellungen entwickelt hatte.
Ich machte einen letzten Schritt, der mich genau vor seine Kabine brachte. Noch könnte ich abbrechen, einfach vorbeigehen, aber der Schwarzgekleidete las weiterhin ungerührt seine Zeitung. Scheinbar hielt er mich für so harmlos wie ich gehofft hatte. Ich streckte meine linke Hand über den Zeitungsrand, umfasste mit gespreizten Fingern seinen Hinterkopf und drückte ihn blitzschnell soweit runter, bis sein Rücken und vor allem der Nacken waagerecht vor mir lagen. Sein Widerstand kam zu spät. Ich spürte zwar wie er seine Muskeln anspannte, aber in dieser tief gebückten Sitzhaltung konnte er keine wirkungsvolle Gegenwehr leisten.
Ich holte mit dem Eispickel weit aus und rammte den stählernen Teil zwischen meinem Zeige- und Mittelfinger bis zum Anschlag in seinen oberen Nackenansatz. "Für Melanie, du verdammtes Arschloch", flüsterte ich. Er antwortete mit leisem Stöhnen, dann verfiel sein Körper in eine Art epileptischen Anfall. Er zuckte wild, zerwühlte die Zeitung und ich drückte schnell mit beiden Händen auf seine Schultern, damit er in seinen Zuckungen nicht vom Klo sprang.
Es dauerte vielleicht drei oder vier Sekunden, dann erschlaffte sein Körper endlich.
Ich stützte mich mehr von Stress als vor Anstrengung erschöpft auf seinen Rücken, ließ meinen Kopf hängen und fuhr erschrocken zusammen. Hinter mir hätte sich inzwischen eine ganze Polizeistaffel versammeln können, ohne dass ich es bemerkt hätte. Ich sah nach hinten, aber da stand niemand. Ich hielt den Atem an und lauschte nach Schritten. Jemand ging durch den Tunnel, aber in welche Richtung war nicht festzustellen, ebenso wenig ob er auf die Toilette wollte.
Vorsichtig ließ ich den toten Dealer los, er blieb brav in der Haltung hocken, und schloss die Kabinentür. Die Schritte schienen näher zu kommen. Hoffentlich war es nicht der Kurier.
Rasch zog ich meinen Eispickel aus seinen Nacken, nur ein paar Tropfen Blut entwichen aus dem winzigen Loch, packte ihn in einen Gefrierbeutel, den ich in meiner linken Jackentasche mitgebracht hatte, dann griff ich dem Toten fest an seinem Hals, richtete den Oberkörper der Leiche auf, und hielt ihn mit einer Hand an die Rückwand gepresst.
Für einen Augenblick betrachtete ich sein totes Gesicht, die fettige Haut, das Rudel schwarzer Mitesser auf der Nase, die kleinen krebsroten Pickel auf den eingefallenen Wangen, ein offenes Abszess, groß wie ein Centstück, links auf der Unterlippe. Ich empfand Ekel und den Drang die Sache zu Ende zubringen, aber zugleich auch ein aufsteigendes euphorisches Gefühl. Bingo, ich hab es drauf, ich werde nicht zusammenbrechen, dies wird folglich nicht mein letzter Mord sein, nein ich kann und werde weitermachen. Ich werde diese verdammte Dealer-Brut ausrotten, die sich wie ein Krebsgeschwür in der Stadt eingenistet hatte. Ich werde die Stadt von diesen schmarotzenden Geschwüren befreien, sie aus ihren Gedärmen, den Plätzen, Parks und Gassen, herausreißen, und diese Drogenbosse, die mitten unter uns auf wohlbetuchte Herren machen und lokalen Politgrößen mit ihren dreckigen Händen auf die Schultern klopfen, zur Hölle schicken.
Lauter befriedigende Aussichten. Ich grinste der Leiche von einem Ohr zum anderen ins Gesicht, während meine linke Hand sie immer noch gegen die Wand drückte, meine Fingernägel sich tief in das tote, aber noch warme sehnige Fleisch ihres Halses eingruben, meine andere Hand seinen Mantel aufknöpfte, und sich leise quietschend die Tür zum Gang öffnete.
Gleichzeitig, als hätte der Leichnam sich erschrocken, viel mehr erschrocken als ich, wurde er nass zwischen den Beinen. Schmale gelbliche Rinnsale sickerten aus seiner Hose und tropften stinkend vom Klodeckel auf die Fliesen, während ich angestrengt nach den Schritten des Unbekannten lauschte und dabei hoffte, dass er ohne verdächtiges Zögern an meiner Kabine vorbei gehen würde, und ich endlich eine Waffe fände.
Die Schritte zögerten nicht, ich fand einen handlichen Trommelrevolver in einem Halfter unter seiner Achselhöhle, zog ihn heraus und schob ihn mit der Mündung voran in meine rechte Jackentasche.
Draußen setzte Plätschern ein. Ich durchsuchte rasch seine Innentaschen, da war kein Geld, und ließ seinen Oberkörper wieder zwischen seine Schenkel herab. Er rülpste feucht und rüpelhaft, aber das machte mir keine Sorgen, Gestank nach Pisse und lautes Rülpsen war auf einem Männerklo so normal wie Christbäume an Weihnachten.
Ich widmete mich nun den äußeren Taschen. Die Zeitung knisterte unter meinen Schuhen, aber auch zeitungsrascheln geht noch als ein normales Männerklogeräusch durch. Während er apathisch und wie eine schwarzhäutige Kröte auf dem Klodeckel hocken blieb, wurde ich in seiner rechten Manteltasche fündig. Ein dicker Batzen loser Zwanzig- Euroscheine wechselte den Besitzer und beulte nun meine Hosentasche aus.
Draußen wurde ein Reißverschluss zugezogen, gleich darauf Rotz geräuschvoll, beinahe auf grimmige Weise erfolgsorientiert, hochgezogen und kraftvoll ausgespuckt, damit ja keine Schleimfäden am Kinn hängen blieben, dann wieder Schritte an meiner Kabine vorbei.
Die Zeit drängte nun wirklich. Der Kurier war fällig. Ich wurde unruhig. Wenn der Typ da draußen sich wider erwarten die Hände wäscht, sich anschließend sorgfältig die Haare striegelt und dann vor dem Spiegel noch eine paar Pickel ausdrückt, bestand die Gefahr, dass er diesen Raum im Blechsarg verlassen würde. Nach Melanies Tod war ein weiteres unschuldiges Opfer für mich nicht hinnehmbar.
Um den ehemaligen Drogendealer vor mir, nun tot und vollgepisst, tat es mir dagegen nicht leid. Solche Typen sind für mich so erwünscht wie Schuppenflechte in der Sackbehaarung.
Ich zog die Pistole, entsicherte sie, steckte sie wieder ein und hielt sie in der Tasche mit der Mündung nach vorn und dem Finger am Abzug. Dann öffnete ich die Kabinentür, hoffte dass die Kröte auf dem Klodeckel schön ruhig hocken blieb, unterdrückte mein zufriedenes Lächeln und trat, mit dem was ich für ein unschuldiges Gesicht hielt, heraus.

 

Hi, Asterix,
mach ich mal den Anfang.
Bei Deiner Geschichte bin ich etwas zwiegespalten. Irgenwie kommt es mir vor, als hättest Du Dich nicht zwischen Krimi und Groteske entscheiden können.
Ich fand das streckenweise schön schräg und lustig, aber manche Sachen, wie zB. der "zappelnde Rumpelstilzchen-Fanclub", die haben mich etwas genervt.
Und was sollen die Einkaufsszene im 99-cent-Laden und das Schaufenstergucken am Waffengeschäft? Haste viel zu breit ausgewalzt dafür, dass es eigentlich keine Rolle spielt (es sei denn-->Groteske).
Aber dafür ist wohl das eigentliche Thema, der eigentliche Antrieb Deines Protagonisten zu ernst. (Für Melanie)
Du hast viele Fehler drin, da solltest Du noch mal drüber.

Ich beobachtete dürre nervöse Gestalten auf Plätzen wie den Bahnhof und in einigen der sogenannten Dunklen Gassen
an Plätzen, wie dem Bahnhof
und in einigen dunklen Gassen
„Falls meine Geschäfte es zulassen...“ sagte ich
Leerzeichen nach zulassen, Komma nach der wörtlichen Rede, wenn da kein neuer Satz anfängt. Das fehlt noch öfter:
„Bettina!“ brüllte jemand vom anderen Ende des Ladens.
„Ja doch!“ schrie Bettina zurück.
„Der Blödmann kommt wieder nicht mit der Kasse klar“ sagte sie zu mir, verdrehte die Augen nach oben und machte eine Kehrtwendung.
Weitere Beispiele spar ich mal.
Irgendjemanden gehörte das ganze Zeug hier und ich hatte keinen Grund, ihn zu bestehlen.
Irgendjemandem
Ich bestellte mir am Schnellimbiss bei Katja einen Kaffee Latte, postierte mich an den äußersten Stehtisch und beobachtete wie schon so oft den tunnelartigen Durchgang zu den Toiletten, der nach 30 Schritten als Seitenausgang mit Glastüren endete.
postierte mich am äußersten Stehtisch und beobachtete, wie schon so oft, ... Hat Dein Prota die Schritte auch genau gezählt?;)
mit den Fäusten und mal den einen und dann wieder einen anderen abgespreizten Finger irgendwelche Rituale,
mal dem einen und dann wieder einem anderen
Einer nach den anderen löste sich aus dem
Einer nach dem ...
Mir blieb also nicht viel Zeit. Nur 3 bis 5 Minuten, in denen der Ledermantelheini mit dem Geld allein auf dem Klo sitzt.
saß (drei und fünf schreib bitte aus)
und sorgte so dafür, das der Zeitungsverkäufer auch jetzt mein Gesicht nicht sieht.
sah (du vermischst die Zeiten öfter mitten im Satz) dafür, dass
Ich musste mich zwingen zu atmen
Hört, hört!:D
Wenn ich von hier aus den Tunnel betrete, erfasst mich das Überwachungsauge nur einen kurzen Moment von hinten,
Wenn ich von hier aus den Tunnel beträte (betreten würde), erfasste mich ...
Die drohende Möglichkeit einer Pistole viel mir wieder ein
fiel mir ein (glaube, das haste mehrfach)
Sehr gut, damit ist sie auf meiner Seite.
war sie
Hinten Links hängen die Pissbecken an der Wand, gleich vorne rechts befinden sich 2 Handwaschbecken, danach kommen 5 Kabinen. Beruhigt stellte ich fest, das alle Türen offen standen. In der ersten Kabine sehe ich eine aufgeschlagene Zeitung, dahinter schwarze Haare und darunter zwei Jeansbeine, die in gewienerten Motorradstiefeln steckten.
hingen, befanden sich, danach kamen fünf Kabinen ... In der ersten ... sah ich ...
Ich holte mit dem Eispickel weit aus und rammte den stählernen Teil zwischen meinen Zeige- und Mittelfinger bis zum Anschlag in
meinem
Also, Du musst die Zeiten kontrollieren, da hagelt es mitten im Satz stellenweise arg durcheinander.
Du hast oft Akkusativ, wenn Dativ angesagt ist. Das-dass sind einige Sachen drinne. Und Kommas fehlen.
Also, Deine Geschichte hat schon was, wobei ich da eher das Schräge schön finde, als den eingerammten Eispickel. ;) Je nachdem, in welche Richtung Du die Geschichte beabsichtgst, wirste Dich von einigen Sachen trennen müssen.
Geh noch mal genau drüber, meine Liste ist nicht vollständig. Es kann spannend und/oder lustig werden, bin ich sicher.:thumbsup:

LG butterblume

 

Hallo Asterix!

Willkommen auf kg.de.

Erstmal die offensichtlichsten Fehler: Zahlen schreibt man in literarischen Texten immer aus, die drei Auslassungspünktchen ... werden durch ein Leerzeichen vom Wort getrennt, und nach der wörtlichen Rede kommt immer ein Komma, wenn ein Redebegleitsatz folgt (Bettina!", brüllte jemand).

Zum Aufbau des Textes: Ich hatte erwartet, dass das ganze Geplänkel im Billigladen irgendeinen Sinn hätte, aber nada. Und da es keinen Sinn hat, ist es viel zu sehr ausgebreitet.

"sorgte so dafür, das der Zeitungsverkäufer auch jetzt mein Gesicht nicht sieht." => Auf den Tempus achten.
"Wenn ich von hier aus den Tunnel betrete, erfasst mich das Überwachungsauge nur einen kurzen Moment von hinten, bis ich in den Tunnel eintrete" => Dito. Da sind 'ne Menge Fehler diesbezüglich im Text.

"und das der Ledermantel" => Dass/das-Fehler sind auch einige drin.

"einer Pistole viel mir wieder" => fiel

"Wenn schon den schon." => Du musst echt mal ordentlich Korrektur lesen. Was ich bisher erwähnt habe, waren ja nur Beispiele!

"meinen Reisverschluss" => Der hat nichts mit Reis zu tun!

"Er stöhnte leise, dann verfiel sein Körper in eine Art epileptischen Anfall." => Ich nehme mal an, du hast das recherchiert. Ich frage mich aber, woher dein Protagonist, der mir wirklich nicht der intelligenteste zu sein scheint, sich in solchen Dingen so genau auskennt.

"entweichen aus dem " => entwichen!

"Nach Melanie noch ein weiteres unschuldiges Opfer" => Wer ist Melanie?

Sorry, aber der Text gefällt mir nicht. Da geht einer rum und killt Drogendealer. Mehr ist in dem Text nicht drin. Das, was interessant wäre, nämlich, warum er es tut, handelst du in etwa sieben Worten ab. Du solltest die Prioritäten überprüfen.

Grüße
Chris

 

Hallo butterblume01,

vielen Dank für deinen mutigen Anfang! Und dann noch so eine Fleißarbeit.:)

Meine Rechtschreibung+Grammatik ist ja noch gruseliger als ich gedacht habe.
Ich fürchte, überarbeiten alleine reicht nicht, ich muss da wohl meine Kenntnisse auffrischen. Werde ich tun!

Nun zu deinen anderen Kritikpunkten:
"Irgenwie kommt es mir vor, als hättest Du Dich nicht zwischen Krimi und Groteske entscheiden können."
=>Schön das du diesen Zwiespalt bemerkt hast. War einerseits Absicht, andererseits habe ich es wohl etwas übertrieben. Grotesk sollte es nicht werden. Ich wollte halt deutlich machen, dass der Prota ein ganz normaler Schüler (ca. 17 Jahre) ist, eben bis auf seinen Zwang, Drogendealer zu töten.

"Ich fand das streckenweise schön schräg und lustig, aber manche Sachen, wie zB. der "zappelnde Rumpelstilzchen-Fanclub", die haben mich etwas genervt."
=>Schräge und lustige Passagen waren wie gesagt Absicht. Zappelnder Rumpelstilzchen-Fanclub hat mir auch nicht recht gefallen, allein schon wegen der langen Wortkombination. Ich hatte etwas gesucht, mit dem der Prota seine Geringschätzung zum Ausdruck bringt. Ich werde mir da etwas anderes einfallen lassen!

"Und was sollen die Einkaufsszene im 99-cent-Laden und das Schaufenstergucken am Waffengeschäft? Haste viel zu breit ausgewalzt dafür, dass es eigentlich keine Rolle spielt (es sei denn-->Groteske)."
=>Die Szene im Laden soll beweisen, dass der Prota eigendlich ein netter und ehrlicher und wohlerzogener Kerl ist. (Thema beabsichtigter Zwiespalt)
Das Schaufenstergucken ist tatsächlich überflüssig. Das sehe ich jetzt auch so. Wird gestrichen!

"Ich bestellte mir am Schnellimbiss bei Katja einen Kaffee Latte, postierte mich an den äußersten Stehtisch und beobachtete wie schon so oft den tunnelartigen Durchgang zu den Toiletten, der nach 30 Schritten als Seitenausgang mit Glastüren endete."
=>Er hat sich auf jeden Fall mit den räumlichen Abmessungen beschäftig. Vielleicht sollte ich schreiben: ...der nach ungefähr dreißig Schritten als...

"Ich musste mich zwingen zu atmen"
=>Ja, klingt wirklich ungeschickt. Wird geändert!

"Also, Deine Geschichte hat schon was,"
=>das baut mich auf. Habe ich an der Stelle echt gebraucht. Vielen Dank!

Tja, da ist viel zu tun. Ich werde versuchen, das Groteske zu entschärfen und nach deinen Hinweisen die Grammatik verbessern.

Vielen Dank für deine wertvolle Hilfe.:)

Gruß
Asterix

 

Hallo Chris,

vielen Dank für deine ausführliche Kritik.
Das Thema Grammatik+Rechtschreibung will ich hier Mal pauschal abhandeln: Da muss ich viel tun! Werde ich auch. Danke für deine Hinweise.

Nun zu den anderen Kritikpunkten:
Du schreibst:
"Zum Aufbau des Textes: Ich hatte erwartet, dass das ganze Geplänkel im Billigladen irgendeinen Sinn hätte, aber nada. Und da es keinen Sinn hat, ist es viel zu sehr ausgebreitet."
=>Die Szene im Billigladen treibt die Geschichte nicht voran. Soll sie auch nicht. Sie soll den Prota als einen Menschen vorstellen, der im normalen Leben kein schlechter ist. Das die Bedeutung dieser Szene nicht zum Ausdruck kommt, liegt wahrscheinlich am falschen Einstieg in die Geschichte und hängt somit mit deinem nächsten Kritikpunkt zusammen:

"Das, was interessant wäre, nämlich, warum er es tut, handelst du in etwa sieben Worten ab."
=>Da hast du Recht. Zumal diese sieben Worte erst am Ende auftauchen. Wenn ich dazu gleich am Anfang etwas schreibe, also seine eigentliche Absicht herrausstelle, wirkt die Szene im Billigladen vielleicht auch so wie sie beabsichtigt ist. Würde wohl auch die Spannung in der Geschichte erhöhen.
Ich werde das entsprechend ändern!

Weiterhin schreibst du:
Stichwort: epileptischer Anfall:
"Ich nehme mal an, du hast das recherchiert. Ich frage mich aber, woher dein Protagonist, der mir wirklich nicht der intelligenteste zu sein scheint, sich in solchen Dingen so genau auskennt."
=>Ja, habe ich. Ein Stich in die bezeichnete Stelle im Nacken hat solche Auswirkungen. Mich interresiert nun, wie du darauf kommst, dass mein Prota nicht der intelligenteste ist. (Für meine Grammatikfehler kann er ja nichts!)

Weiterhin schreibst du:
"Nach Melanie noch ein weiteres unschuldiges Opfer" => Wer ist Melanie?"
=>An dieser Textstelle eine berechtigte Frage! Das Problem löst sich auf, wenn ich (wie oben erwähnt) den Einstieg in die Geschichte ändere, indem ich sein Vorhaben und seine Motive gleich offenlege.

Zuletzt schreibst du:
"Sorry, aber der Text gefällt mir nicht."
=> Scheint mir ein bisschen hart, kann ich aber aufgrund deiner einzelnen Kritikpunkte auch verstehen. Muss eben meine Gedanken besser und logischer geordnet zu Papier bringen.

Vielen Dank für deine wichtigen Hinweise, die mir dabei helfen werden.

Gruß
Asterix

PS.
Muss unbedingt rausfinden, wie das mit den schönen blauen Zitate-Kästen funktioniert. Dann werden meine Beiträge auch übersichtlicher.

 

Hallo Asterix!

"Mich interresiert nun, wie du darauf kommst, dass mein Prota nicht der intelligenteste ist." => Oh, das ist eine schwierige Frage. Vielleicht, weil er zu viel auf Zufälle baut. Dass er sich in der Nähe beim Kaffeetrinken offensichtlich sehen lässt, dass er darauf baut, dass keiner reinkommt, wenn er den Dealer erledigt; er verlässt sich darauf, dass der Typ nicht aufpasst und seine Waffe nicht zieht u.s.w. Jemand, der sich so gut mit Tötungsweisen auskennt, sollte meiner Meinung nach auch die Umstände dieses Mordes genauer planen.

"Sorry, aber der Text gefällt mir nicht."
=> Scheint mir ein bisschen hart,"
=> Ist ja nur meine Meinung (und ich habe oft eine andere Meinung als andere).

Grüße
Chris

 

Hallo Chris,

nun endlich liegt die geänderte Fassung vor!
Beibehalten habe ich die Bahnhof-Szene, obwohl dir da zu viel Öffentlichkeit herrscht.
Dazu gibt es mehrere Gründe:

1. Ein Bahnhof ist zwar ein öffentliches Gebäude, aber man genießt dort dennoch Anonymität. Niemand kümmert sich um den Anderen. Jeder rennt mit gesenktem Kopf zu den Bahnsteigen, liest Fahrpläne usw.

2. Die Imbiss-Kati ist da zwar eine Ausnahme, aber ihr macht der Prota beim Abschied deutlich, dass er nicht zu den Toiletten geht, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Wenn also Kati später von der Polizei nach verdächtigen Beobachtungen befragt wird, wird sie nicht an den Prota denken.

3. Jeder der einen Mord begeht baut darauf, dass keiner reinkommt (oder hinzukommt), egal wo der Mord stattfindet. Jeder hofft darauf, dass das Opfer nicht plötzlich eine Waffe zieht. Um nun diese Hoffnungen nicht allzu absurd dastehen zu lassen, habe ich in der neuen Fassung den Zeitpunkt markiert, an dem der Prota seine Tat gefahrlos abbrechen kann. Er muss es schließlich nicht ausgerechnet an dem Tag vollbringen. Wenn er Schritte im Gang hört, oder der Dealer ihn genauer beobachtet, kann er den Mord auch auf einen anderen Tag verschieben. Natürlich gibt es den berühmten „point of no return“. Er setzt ein, wenn er den Kopf des Dealers packt und ihm den Eispickel in den Nacken rammt. Aber von da an bis zum Schließen der Kabinentür, wo er wieder Anonymität herstellt, vergehen maximal zehn Sekunden. Das ist meiner Meinung nach ein annehmbares Risiko.

4. An jedem anderen Ort, und damit meine ich natürlich die Orte, an denen sich der Dealer sonst noch so rumtreibt, wäre der Prota schon allein durch seine Erscheinung eher aufgefallen als im Bahnhof. Die Hinweise darauf sind zugegeben etwas subtil geraten, zum Beispiel, indem er sich über das Äußere und das Gehabe der Kleindealer lustig macht, sollte deutlich werden, dass er ganz anders gekleidet ist und sich auch anders verhält. Auch kann man von ihm nicht verlangen, dass er sich entsprechend verkleidet und benimmt, dazu ist sein Hass auf diese Leute viel zu groß. (Kommt in der neuen Fassung besser rüber!)

Falls du immer noch Zweifel bezüglich des Bahnhofs hast, lass es mich wissen.

Gruß
Asterix

 

Hi Asterix,

die erste Version fand ich besser.
Die erklärende Einleitung in der überarbeiteten Version macht die Geschichte vorhersehbar.
Außerdem wird gleich festgelegt, dass der Prot und Melanie unbedingt die ganz Guten sind: Melanie das unschuldige Opfer, der Prot der konsequente Rächer aus Liebe
In der ersten Fassung war alles noch ziemlich lange offen, trotzdem war am Ende klar, dass Melanie irgendwie ein Opfer der Drogenszene geworden sein musste und er sie rächt. Das stand zwar nicht explizit da, aber das fand ich ganz angenehm.

Gruß Schmidt

PS: der Tod kann eigentlich nicht zynisch sein

 

hallo Schmidt,
danke fürs prompte lesen der Neufassung.

>die erste Version fand ich besser.
Die erklärende Einleitung in der überarbeiteten Version macht die Geschichte vorhersehbar.<
=>Da habe ich wohl etwas zuviel des Guten getan. Mal sehen, wie ich das wieder gut machen kann. Ich denke, die tote Melanie sollte auf jeden Fall gleich zu Beginn erwähnt werden. Wieder ans Ende verschieben werde ich wahrscheinlich die näheren Umstände ihres Todes. (Ein Bandenkrieg zwischen Drogendealern, eine Kugel ...) Dann geht nicht die Überrachung verloren, auf welche Art und Weise der Prota sich im Drogenmilieu "hocharbeiten" will. Einige Sätze (aus dem neuen Einstieg) werde ich wohl wieder streichen.
Vielen Dank für diesen wichtigen Hinweis.


>PS: der Tod kann eigentlich nicht zynisch sein<
=>Eigentlich scheinst du dir da auch nicht so sicher zu sein. Gemeint hatte ich weniger den Tod als Person, sondern die Umstände des Todes aus Sicht der Hinterbliebenen.
Aber wenn man sein Geschreibsel vor dem Leser rechtfertigen muss, ist in der Regel etwas faul daran. Also mal sehen, wie ich das besser rüber bringen kann.

Gruß

Asterix

 

Hallo Schmidt,

nun habe ich deine Anregungen in die Tat umgesetzt.
Ich hoffe nun, dass sein Vorhaben, welches er Melanie Anfangs (am Grab) verschweigt, auch für den Leser, zumindest bis zur Bahnhof-Szene, ein Geheimnis bleibt.

Gruß
Asterix

 

Hi Asterix, das ehrt mich, dass Du mit meiner Kritik was anfangen konntest.
Die Geschichte finde ich nach wie vor gut und spannend geschrieben, aber irgendwie stört mich immernoch der einleitende Rahmen mit der Friedhofsszene.
Auch der Einschub gegen Ende, dass Melanie unschuldig in einem Drogenbandenkrieg gestorben war, klingt für mich so aufgesetzt erklärend und vor allem auch unwahrscheinlich und unnötig melodramatisch.
Die Wahrscheinlichkeit in Dt. unschuldig in einem offen auf der Straße ausgetragenen Drogenbandenkrieg erschossen zu werden geht nahezu gegen Null.
(z.B. könnte Melanie an einer Überdosis gestorben sein....wäre zumindestens glaubwürdiger. Der Hass des Prot trotzdem nachvollziehbar)

Ich würde die Geschichte mit dem „Paradies hinter Glas“ beginnen, ... Den Friedhof könnte doch irgendeine Ecke des Bahnhofs ersetzen, wo Melanie sich den goldenen Schuss gesetzt hatte..

o.k.das wäre aber wieder schon eine ganz andere Geschichte.

Gruß Schmidt

 

Hi Schmidt,

... der Einschub gegen Ende, dass Melanie unschuldig in einem Drogenbandenkrieg gestorben war, klingt für mich so aufgesetzt erklärend und vor allem auch unwahrscheinlich und unnötig melodramatisch.

Ja, da hast du mich auf frischer Tat ertappt. Hätte ich mit rechnen müssen!
Ich hatte den "Einschub" oben aus der Friedhof-Szene rausgeschnitten, dann ratlos hin und her geschoben und letztendlich mit wenig Überzeugung einfach unten reinkopiert.
Werde die Position des Einschubes noch ein mal überdenken und auch Inhaltlich irgendwie weniger melodramatisch hinfuckeln.

aber irgendwie stört mich immernoch der einleitende Rahmen mit der Friedhofsszene.
Nun, da werde ich zunächst ein mal Chris zitieren. (Ihre Kritik betraf die Ur-Version)

"Nach Melanie noch ein weiteres unschuldiges Opfer" => Wer ist Melanie?
Da geht einer rum und killt Drogendealer ... Das, was interessant wäre, nämlich, warum er es tut, handelst du in etwa sieben Worten ab.
Nach wie vor hat Chris Recht. Melanie musste wesentlich früher erwähnt werden. Darauf hin schrieb ich die Friedhof-Szene. Dort wird das Verhältnis des Prota zu (der toten) Freundin offengelegt. Denn ihr Tod, ist der Auslöser für alles weitere, bis am Ende wieder jemand stirbt.
Wenn ich dagegen mit dem "Paradies hinter Glas" beginne, muss ich mit zuviel Rückblende arbeiten. Also: Ich hatte mir einen Eispickel besorgt; ich hatte noch ein mal Melanies Grab besucht ... usw.
Ich bin kein Freund von Rückblenden!
Auch das Warum musste ich einwenig deutlicher darstellen. In der Urfassung stand lediglich, dass sie das Opfer eines Bandenkrieges wurde. Auch war damit nicht unbedingt ihre völlige Unschuld bewiesen.
Das ist gleich eine schöne Überleitung zu deinem nächsten Kritikpunkt.
Die Wahrscheinlichkeit in Dt. unschuldig in einem offen auf der Straße ausgetragenen Drogenbandenkrieg erschossen zu werden geht nahezu gegen Null.
Du sagst es, die Chance ist nahezu Null. Ein kleines Beispiel aus der Wirklichkeit: Vor ein paar Jahren lieferten sich hier am Ort zwei Zuhälterbanden ein Feuergefecht mitten auf der Schnellstraße wärend des Feierabend Verkehrs!
Wenn Melanie nun eine Fixerin gewesen wäre, dann wäre sie auch (in den Augen der meisten Leser) nicht ganz so unschuldig. Aber es kommt mir darauf an, zu zeigen, dass jeder plötzlich in die Machenschaften solcher Drecksbanden hineingezogen werden kann. Niemand soll glauben, solche Dinge gingen ihn nichts an. Das kann sich nämlich schnell ändern.
Grund Gütiger! Jetzt habe doch tatsächlich meinen Zeigerfinger erhoben. Ich hoffe nur, in der Story kommt das ohne erhobenen Zeigefinger rüber.

So, und wieder konnte ich mit deiner Kritik etwas anfangen! Werde mich die Tage ans Werk machen.
Vielen Dank für deine Mühe.

Gruß
Asterix

 

Hi Asterix,
das hat mich eigentlich überhaupt nicht gestört in Deiner Urversion,
dass man nicht von Anfang an genau bescheid weiß, was das alles soll.

Chris hat natürlich nach üblichen Dramaturgieverständnis recht,
dass das WARUM zu keiner Zeit offen sein dürfe. Alles richtig.

Trotzdem wirkt der Friedhof/Melanie- Erklärungsrahmen auf mich son bischen aufgesetzt, als ob Du den nur als Vorwand brauchst für die Killerszenen, die ich gelungen und überzeugend finde.

Vielleicht kann man das lösen, indem man den Melaniebezug irgendwie flüssiger und weniger erklärend in den Text einbaut. Der Text ist ja ein Monolog und wer erklärt sich schon selbst was.
Das ist vielleicht das was mich stört. Wenn man in der Dritten Person schreibt ist das wahrscheinlich überhauptnicht problematisch.
Aber das ist alles nur mein Eindruck und einen Lösungsvorschlag habe ich auch nicht....

Gruß Schmidt

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Schmidt!

Trotzdem wirkt der Friedhof/Melanie- Erklärungsrahmen auf mich son bischen aufgesetzt,
Vielen Dnak für diese Erklärung, jetzt weiß ich auch, was du in deinem Beitrag zuvor mit "irgendwie" gemeint hattest.
aber irgendwie stört mich immernoch der einleitende Rahmen mit der Friedhofsszene.
Des weiteren habe ich den vermaledeiten Einschub rausgeschmissen.
Auch der Einschub gegen Ende, dass Melanie unschuldig in einem Drogenbandenkrieg gestorben war, klingt für mich so aufgesetzt erklärend und vor allem auch unwahrscheinlich und unnötig melodramatisch.

Damit du nicht wieder alles lesen musst, kannst die Story wahrscheinlich schon singen;),markiere ich dir hier die Änderungen.
Ich kniete vor ihr, wie immer mit einem Strauß Blumen in der Hand. Irgendwas Buntes, jedesmal sechzehn Blüten, irgendwo selbst gepflückt.
Ich verschwieg ihr die Dinge, die mich heute so unnachgiebig beschäftigten. Sie durfte nicht wissen, was ich vorhatte. Sie würde Angst bekommen. Ein anderes Thema war mir nicht möglich. Also zupfte ich nur verlegen mit meiner linken Hand zwischen dem Efeu etwas Unkraut aus dem feuchten Boden. Dann hielt ich mein Schweigen nicht mehr aus, legte die Blumen auf den Stein, stand auf und murmelte „ich liebe dich, Melanie.“
Wenn Mutter das gehört hätte, dachte ich im gleichen Moment, würde sie wieder sagen ich solle endlich loslassen. Und ich würde ihr zum hundertsten Mal entgegnen „aber wie soll das gehen? Ich kann einer Toten nicht die Liebe aufkündigen. Welchen Grund sollte ich da vorschieben? Sorry, aber das Leben geht weiter?“
Ich schüttelte den Kopf und verließ den Friedhof Richtung Stadtmitte, um endlich das zu tun, von dem ich Melanie nichts sagen konnte.
Und am Ende:
Die Zeit drängte nun wirklich. Der Kurier war fällig. Ich wurde unruhig. Wenn der Typ da draußen sich wider erwarten die Hände wäscht, sich anschließend sorgfältig die Haare striegelt und dann vor dem Spiegel noch eine paar Pickel ausdrückt, bestand die Gefahr, dass er diesen Raum im Blechsarg verlassen würde. Nach Melanies Tod war ein weiteres unschuldiges Opfer für mich nicht hinnehmbar.
Um den ehemaligen Drogendealer vor mir, nun tot und vollgepisst, tat es mir dagegen nicht leid. Solche Typen sind für mich so erwünscht wie Schuppenflechte in der Sackbehaarung.

Ich denke auch, das Ende reicht so. Das Drogendealer an ihrem Tod Schuld waren, sagen ja eigendlich die letzten beiden Sätze recht deutlich.

Gruß
Aterix

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Asterix,
ich fühle mich sehr geehrt, dass Dich meine Kritik so beschäftigt...

Ich kniete vor ihr, wie immer mit einem Strauß Blumen in der Hand. Irgendwas Buntes, jedesmal sechzehn Blüten, irgendwo selbst gepflückt.
(Du solltest Dich für EIN „irgend“ entscheiden)

Ich verschwieg ihr die Dinge, die mich heute so unnachgiebig beschäftigten. Sie durfte nicht wissen, was ich vorhatte. Sie würde Angst bekommen. Ein anderes Thema war mir nicht möglich. Also zupfte ich nur verlegen mit meiner linken Hand zwischen dem Efeu etwas Unkraut aus dem feuchten Boden. Dann hielt ich mein Schweigen nicht mehr aus, legte die Blumen auf den Stein, stand auf und murmelte „ich liebe dich, Melanie.“
Wenn Mutter das gehört hätte, dachte ich im gleichen Moment, würde sie wieder sagen ich solle endlich loslassen.
(„Dachte ich im gleichen Moment“ würde ich weglassen)

Und ich würde ihr zum hundertsten Mal entgegnen „aber wie soll das gehen? Ich kann einer Toten nicht die Liebe aufkündigen. Welchen Grund sollte ich da vorschieben? Sorry, aber das Leben geht weiter?“
(Diesen Absatz würde ich weglassen. Vielleicht nur den Satz: „Ich kann Melanie nicht die Liebe aufkündigen, nur weil sie jetzt tot ist“ o.ä.)

Ich schüttelte den Kopf und verließ den Friedhof Richtung Stadtmitte, um endlich das zu tun, von dem ich Melanie nichts sagen konnte.
(Kopfschüttlen ist doof. Weglassen.)

Trotzdem fand dich Deine Geschichte ohne den Friedhofeinstieg besser.
Aber das ist egal, Du kannst eine Geschichte nicht ständig wegen irgndeiner Kritik umschreiben,. Schreib einfach einen neue.

Gruß Schmidt

 

Hi Schmidt,

Hi Asterix,
ich fühle mich sehr geehrt, dass Dich meine Kritik so beschäftigt...
Natürlich beschäftigt mich Kritik. Mindestens so wie das Schreiben einer KG. Will mich ja schließlich weiterentwickeln und meine Schwachstellen und Unsicherheiten beseitigen.
Du kannst eine Geschichte nicht ständig wegen irgendeiner Kritik umschreiben,. Schreib einfach einen neue.
Was letzteres betrifft: Bin schon dabei. Wird wohl eine Krimi-Serie. Der erste Teil ist fast fertig. Gerade eben muss ich aber noch meine KG in der Kinderecke nachbessern, dann geht’s gleich weiter.
Nicht ständig umschreiben, da hast du Recht. Aber ein paar deiner Anregungen werde ich noch umsetzen.
Irgendwas Buntes, jedesmal sechzehn Blüten, irgendwo selbst gepflückt.
Irgendwo werde ich streichen.

Wenn Mutter das gehört hätte, dachte ich im gleichen Moment, würde sie wieder sagen ich solle endlich loslassen.
Das Fette kommt weg.

Und ich würde ihr zum hundertsten Mal entgegnen „aber wie soll das gehen? Ich kann einer Toten nicht die Liebe aufkündigen. Welchen Grund sollte ich da vorschieben? Sorry, aber das Leben geht weiter?“
(Diesen Absatz würde ich weglassen. Vielleicht nur den Satz: „Ich kann Melanie nicht die Liebe aufkündigen, nur weil sie jetzt tot ist“ o.ä.)
Möchte ich doch lieber stehen lassen. Sonst geht der schöne Gedanke, den der Prot da hat, verloren. "Nur weil sie jetzt tot ist", sagt mir zu wenig aus.

Ich schüttelte den Kopf und verließ den Friedhof Richtung Stadtmitte
Da schüttelt es einen. Wird gestrichen.

Vielen Dank für deine aufschlussreichen Beiträge,
wir sehen uns hoffentlich in einer anderen Geschichte wieder.

Gruß
Asterix

 

Hallo Asterix,

Ich fand die Geschichte stellenweise interessant zu lesen, manches hat mich aber auch gestört. Als erstes ist da die Überleitung zwischen Friedhof und Bahnhof in dem Laden. Das solltest du ersatzlos streichen oder die Frau 0,99 € laden am Ende den Störenfried in der Toilette sein lassen, der dann von ihm umgenietet wird. Gegen Ende sollte dann noch der Typ aus dem Kiosk herein platzen, die Leiche sehen und das Weite suchen. Dann wäre wenigstens was los. Um Melanie einzubauen könntest Du auch noch deinen Protagonisten schreien lassen, während er den bösen, langhaarigen Übeltäter nach unten drückt:»schönen Gruß von Melanie, Arschloch«.

O.k., o.k., deine Geschichte, dein Plot, aber ganz ehrlich, der 0,99 € Laden ist völlig unnötig und weckt Erwartungen die Du nicht erfüllst. Ich habe wirklich auf diese Person gewartet, aber sie kam nicht.

Die Beschreibung der Situation in der Toilette fand ich gelungen, wenn auch ohne sonderliche Höhepunkte. Die Erwartung eines Endes mit einer Begegnung mit der Frau aus dem Laden hat mich gespannt weiterlesen lassen, aber nachdem sie nicht gab, war ich dann doch arg enttäuscht.

Nasenpearcing
Nasenpiercing

Herzliche Grüße,
Georg

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Georg,

stimme dir zu, Pöbel, Prügel, Pulverdampf und Rock´n Roll. All diese Elemente gehören in einen fesselnden Krimi.
In deinem Komm ist mehr Action als in all meinen Storys zusammen! Deine Anregungen werden mich inspirieren und leiten, aber nicht für die vorliegende Geschichte.
Jetzt, nach ein paar Monaten, wo ich hier die Rubriken besser kenne, hab ich das Gefühl, mein Erstlingswerk wäre in der Rubrik "Gesellschaft" passender. Warum? Weil es, aus meiner Sicht und Absicht, eine Gesellschaftskritik ist!

Zu meiner Jugendzeit lungerten die Dealer vor den Schulen herum, heutzutage nicht mehr, heut sind sie in den Schulen drin. Soviel zu "Es wird alles Gut." Aber nix wird jemals gut, wenn man nichts dafür tut.
Banden jeder Art ballern in belebten Innenstädten herum, um Konkurrenten auszuschalten, oder liefern sich aus dem Auto heraus, mitten auf einer Stadtautobahn, Feuergefechte.

Soweit der Tatsachenhintergrund, der mich zu "für Melanie" inspiriert hat.
Der Prot tut etwas dagegen. Auf seine Art und mit seinen bescheidenen Mitteln. Natürlich von mir als Schreiberling überzogen, aber, so meine Vorgabe beim ausarbeiten, nicht soweit mit Action angereichert, das man den Blick fürs eigentliche Thema aus den Augen verliert.
Um den Prot dem Leser näher zu bringen, darf die Ladenszene, oder eine ähnliche, nicht fehlen. Sein Alter: erkennbar aus der Anmache des Mädchens; seine Normalität: Schicke Jacke, von Quelle? fragt das Mädchen; das wichtigste, um dem Prot nicht einen Hang zum Gangstertum zu verpassen, sondern seine Aufrichtigkeit oder Ehrlichkeit darzustellen: Er stiehl den Eispickel nicht, obwohl ihm das Mädchen (Angestellte!) diesen bereits in seine Jackentasche geschoben hatte.

Nun erwarte ich keinen run auf Eispickel, aber der Leser könnte doch mal darüber nachdenken, was er mit seinen Möglichkeiten tun kann. Vielleicht etwas genauer hinschauen, eine Kurzgeschichte dazu schreiben, am Stammtisch oder beim Kaffekränzchen darüber reden, später evtl. einen Lokal Reporter dazu einladen, einen Kreisabgeordneten, usw. Also einen Öffentlichkeitsdruck aufbauen, nach dem Motto: Wir sehen euch, wir wissen was ihr tut, wir kennen euer Auto.

Na ja, alles ein bisschen naiv von mir, aber manchmal sind naive Gedanken gar nicht so verkehrt.

Ich jedenfalls wünsche meinem Prot ein langes Leben, und mögen seine Wege stets mit Leichen gepflastert sein!

Danke dir fürs Lesen, Georg, fürs Kommentieren und für die Anregungen zu einem wahren Action-Krimi. (Wenn ich den fertig hab, schick ich dir ne PM, damit du das Ding nicht verpasst :D )

Gruß
Asterix

PS
Piercing hab ich ausgebessert, und "für Melanie, du verdammtes Arschloch" noch hinzu gefügt! Einen Gruß von Melanie wollte der Prot nicht ausrichten. Meinte, die Tat wär allein seine Sache, er wollte da Melanie nicht mit reinziehen, ihr Andenken nicht beschmutzen.

 

Hallo Asterix,

den Anfang deiner Geschichte finde ich recht stimmungsvoll, auch die Aussage „Ich kann einer Toten nicht die Liebe aufkündigen. Welchen Grund sollte ich da vorschieben? Sorry, aber das Leben geht weiter?“ passt gut zu dem Bild des jungen Mannes, wie du ihn später noch darstellst.

Ansonsten plätschert der Text so dahin, man ahnt schon, auf was du abzielst. Eine Spannungsgeschichte muss aber eine gewisse Ungewissheit beinhalten. Ich finde zwar nicht, dass man Gewalt in allen Einzelheiten beschreiben muss, aber bei dem Mord (der Prot. ist schließlich kein abgezockter Killer) müsste man mehr psychische Zerrissenheit und Anspannung vermittelt bekommen (vielleicht eher ein 'Gesellschafts-Thema'):

„Ich stützte mich mehr von Stress als vor Anstrengung erschöpft auf seinen Rücken“

Hier würde ‚Show, don’t tell‘ einiges bewirken.


„Danach wäre der Spuk vorbei, die Totenvögel würden von hier verschwinden und ins nächste Revier rüber flattern“

Das ist aussagekräftig, ein gutes Bild.


Fazit: Guter Anfang, gutes Thema, noch ein wenig Psyche und Ungewissheit ergänzen :)

Noch einige Kleinigkeiten:

„Ich kniete vor ihr, wie immer mit einem Strauß Blumen in der Hand. Irgendwas Buntes, jedesmal siebenundzwanzig Blüten, selbst gepflückt.
Ich verschwieg …“

Doppelter ‚Ich-Satzanfang‘. (Weiter unten noch mehrmals).


Dort wollte ich einsteigen und mich langsam hocharbeiten. Das schien mir der vernünftigste Weg zu sein.

„hocharbeiten“ bedeutet eigentlich in der (Drogen-)Hierarchie aufzusteigen. Will er das wirklich?


„Es herrschte Hochbetrieb zwischen den Regalen. Ich drängelte eine Weile suchend durch die Gänge und fragte dann ein Mädchen, sie räumte gerade Päckchen mit Buntstiften ins Regal, hatte etwa mein Alter, blonde Rastalocken und Nasenpiercing, wo hier die Eispickel liegen“

Das ist ziemlich verschachtelt, bis endlich die Frage kommt.


L. G.,
Woltochinon

 

Hallo Asterix,

also ich find's gut! Der Mord, der da passieren wird, gibt dem ganzen Text Struktur. Die Beschreibungen lassen einen richtig schön in den Ablauf reinkippen. Am Anfang, das mit dem Knien vor Melanies Grab, kam mir etwas deplatziert vor. Natürlich weicht der Protagonist ein Stück von der Norm ab, schließlich riskiert er seine Existenz (und wird gefasst werden, so unvorsichtig wie er ist) für seinen Rachefeldzug. Aber die Tote sozusagen wie eine Lebende zu behandeln, der er nicht untreu werden darf, ist MMN überzeichnet.

Sicher ließe sich der Text noch ein wenig straffen, mit mehr Tempo versehen und der Protagonist vorsichtiger und damit gefährlicher machen. Aber es ist auch so schon sehr gut. Was ich interessant fand, ist der Hass, der den Protagonisten und offenbar auch den Autor antreibt. Es gibt hier im Forum nicht viele mit Leidenschaft geschriebene Texte.

Vor einer Woche ist mir aufgefallen, dass in über der Hälfte der erfolgreichsten Fernsehserien Gewalt, Verbrechen und Tod den Aufhänger für die Handlung bilden. Wenn Gewalt als Lösung dient, wie für deinen Protagonisten, verschärft das die Situation. Ich finde es gut, das sichtbar zu machen, auch wenn manche Serien und Thriller sozusagen Pornographie der Gewalt sind.

Zurück zum Text. Einen Fehler hattest du übersehen:

Bisher lief alles gut, aber wenn der Sendbote frischer Ware nur eine Minute früher wie sonst erscheint, hätte ich ein ernstes Problem.
als

Nachdem ich die Hälfte des Textes gelesen hatte, ist mir aufgefallen, dass er schon drei Jahre alt ist. Ich finde ihn deutlich überdurchschnittlich für die Rubrik und lese deine Kurzkrimis immer gern!

Ruhig mehr davon! :)

Freundliche Grüße,

Berg

 

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