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Fernsehabend

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22.04.2022
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Fernsehabend

Es war ein Tag wie jeder andere.
Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten in den Bäumen und unter meinem Fenster tummelten sich auf der Wiese im Garten ein paar Rehe und fraßen meine Rosen. Richtige Idylle eben.

Okay, nein.

Ich geb’s ja zu.

Es pisste wie aus Eimern und unter meinem Fenster waren keineswegs niedliche Rehe, sondern ein riesiger, runder, schlecht gelaunter Müllmann, der sich lautstark darüber beschwerte, dass ihm meine Biotonne über den Fuß gerollt und gerade dabei war, ihren grünlich-braunen Inhalt über der Straße zu entleeren.
Nun, wie gesagt, ein Tag wie jeder andere.

Dachte ich zumindest.

Dieser Tag -im Übrigen ein Samstag im Februar- sollte anders werden.
Ich hatte mich auf einige ruhige Stunden eingestellt, in dem ich nichts anderes tun würde als auf dem Sofa zu sitzen, zu lesen und Erdnüsse zu futtern.
Doch da ging’s schon los.. Meine Erdnüsse waren vollkommen weg. Nix mehr da. Bedrückt stellte ich fest, dass mein so genannter Jahresvorrat, bestehend aus 20 Kilo Erdnüssen, die ich mir aus einer alten Familientradition heraus immer feierlich am 2. Januar anschaffe, nicht länger als einen Monat gehalten hatte.. Mist.
Gerade war ich dabei, mich in meinen Winterpulli, Regenjacke, Regenhose und in ein gefühlt meterlanges, wunderschönes, geblümtes Plastik-Regen-Cape einzuwickeln, das ich mal von meiner Mutter geschenkt bekommen habe, mit dem ich aussah wie eine alte, griesgrämig dreinschauende Omi mit Bart und kurzen, braunen Haaren auf dem Weg in Ihren Garten, bei dem sie ganz genau wusste, dass die zahllosen Gurkensamen wieder keine Früchte getragen hatten.
…Soweit ich das beurteilen kann, wachsen Gurken zwar nicht in der Zeit von Oktober bis März, also scheint die Oma, die ich mit dem Cape verkörperte nicht unbedingt die Hellste zu sein, aber egal. Ich schweife ab.
Wo waren wir?
Ach ja richtig. Regencape.
Wollte gerade sagen; Nun ja, was tut man nicht alles, damit man nicht nass wird.
Jedenfalls hatte ich meine Hand schon an der Türklinke, um den langen und beschwerlichen Weg zum Supermarkt zu laufen, -der sich circa 20 Meter von meiner Wohnung befindet-, als der Anruf kam.
Von Max.
Gut, Max war einer meiner besten Freunde und ich mag diesen Kerl sogar relativ gerne, aber er hatte das Talent, immer genau dann anzurufen, wenns mir gar nicht in den Kram passte. So wie jetzt.
Gerade hatte ich mich mit meinem Schicksal abgefunden, zum meilenweit entfernten Laden durch den Kölner Monsun zu laufen um vollgepackt mit den feinsten Erdnüssen und ner Packung Schokobrötchen wieder durch den eben erwähnten nicht aufhören zu wollenden Wolkenbruch á la Noah zurückzutorkeln um dann endlich meinen geplanten Tagesablauf - zur Erinnerung: Sofa, Erdnüsse, Buch- durchzuführen und dann ruft Max an. Während ich mich grummelnd aus dem meterdicken Plastik -also Cape- wickelte, der meinen Körper umgab, ging ich ans Telefon.
"Na du Backfisch, was willste" -meine Standardbegrüßung- säuselte ich mit meiner momentan fröhlichst möglichen Stimme in den Hörer.
"Tach auch, du verrückte Eierfeile, was geht!" schallte es liebevoll vom anderen Ende der Leitung zu mir herüber.
Ach ja.. Unter Freunden hat man schon die schönsten Begrüßungen..
Jedenfalls, um das sogar mehrere Sekunden lange Gespräch an dieser Stelle ein wenig abzukürzen, nur die Eckpunkte.
Max fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, an so einem prachtvollen, fröhlichen und überaus einladenden Tag wie diesem einen spontanen Filmabend zu veranstalten. Ich könnte gerne zu ihm kommen, er hätte sturmfrei, da seine Freundin über das Wochenende auf einer Tupperparty ihrer Freundin Silke eingeladen wäre.
Diesen sogenannten Partys konnte ich noch nie was abgewinnen.. Junge und bisweilen auch ältere Frauen stehen quatschend und gackernd mit halb gefüllten Kaffetassen um einen Tisch voll mit blauen, gelben, grünen, und vor allem pinken Plastikdosen und reden darüber.. Ich habe mir solche Gespräche immer folgendermaßen vorgestellt:
„Ach neeeein!! Eeeeva guck doch mal hiiier! Diese pink gestreifte Dose mit den kleinen hellgrünen Bärchen drauf ist ja mal so wunderschön!“ „Oh jaaa du hast recht; Sabine so etwas brauchen wir; mein Mann nimmt ja immer sein Essen mit zur Arbeit und da würde so eine Dose doch perfekt zu passen! Und schau doch mal hier die kostet nur 45,89€! Also so was günstiges hab ich ja lange nicht gesehen und das auch noch für dieses schmucke Design!“
… Aber ich schweife schon wieder ab.
Max. Filmabend.
Irgendwas in meinem Unterbewusstsein signalisierte mir: "Nein. Tu das nicht. Das endet nicht gut. So wie die letzten Male auch nicht.".
Da ich aber nicht mehr ganz genau wusste, wie die letzten Filmabende geendet hatten, sagte ich zu, legte auf und warf die restlichen Plastikbahnen von mir. Mein Flur sah jetzt aus wie die Verpackungshalle bei Amazon, bei der die Füllmaterial-Maschine explodiert war und seine blümchenbedruckte Plastikbahnen statt in, neben die bereitstehenden Pakete feuerte.
Ich weiß, ich weiß, schlechtes Beispiel mit dem Blumen-Plastik-Füllmaterial. Die Verpackungshalle von Amazon ist ja viel größer als mein Flur, Sie haben ja recht.
Naja, jedenfalls schmiss ich mich dann in ein T-Shirt und Jogginghose -unter Männern behauptet man ja lustigerweise nie, dass man ungern nass wird und außerdem ist das ganze Jahr ja Sommer-, rollte das Cape auf und verstaute es in einem eigens dafür gebauten Schrank in meinem Schlafzimmer. Oft haben mich Besucher gefragt, warum ich das Ding nicht einfach wegwerfe und mir ein neues Cape hole, das praktischer und eventuell auch ein bisschen männlicher aussehe, aber ich weigerte mich. Irgendwie liebte ich dieses Teil.
Verabredet hatten Max und ich uns jedenfalls schon am späten Nachmittag, und so machte ich mich, nachdem ich das Cape eingerollt hatte, auf den Weg.
Auf der Autofahrt grübelte ich wieder die ganze Zeit darüber nach, warum ich irgendwo in meinem Kopf so ein ungutes Gefühl bei der Sache Filmabend hatte. Aber ich kam nicht drauf.
Bei Max angekommen, fing der Abend an wie auch die letzten. Pizza bestellen. Man kennt das ja, man sitzt gemeinsam einträchtig nebeneinander auf dem Sofa und schaut auf der riesigen, extra für die Filme aufgebauten Leinwand das Menü des favorisierten Pizzadienstes durch und fühlt sich richtig erhaben und unermesslich reich, wenn man auf den riesigen, 1,5x2m großen “KOSTENPFLICHTIG BESTELLEN"-Button klickt. Als wär man der Herrscher der Welt und hätte gerade ein Jahrhunderte lang verschollenes Gemälde erworben.
Die nüchterne Realität ist zwar dann nur eine Pizza für 5€, für die man das Sparschwein mit den letzten Ersparnissen für schlechte Zeiten plündern musste, aber das ist ja auch schonmal ein ganz guter Anfang, oder?
Mein Kopf jedenfalls signalisierte mir: "Komisch. An den Anfang kannst du dich erinnern aber nie ans Ende? Irgendwas daran ist doch seltsam"
Aber ich schenkte meinen Gedanken erstmal keine weitere Beachtung und widmete mich lieber der Pizza.
Nach dem überaus gesunden und dennoch schmackhaften Essen kam die Frage auf, auf die ich schon einige Zeit gewartet hatte: "Welchen Film gucken wir?"
Gemessenen Schrittes schlenderten Max und ich zu seiner Filmesammlung, die sich über zwei 3m lange und 2m hohe Regale erstreckte, die den Flur zu seinem Arbeitszimmer flankierten.
Wir standen in dem engen Flur mindestens eine Stunde und debattierten über die positiven und negativen Aspekte eines jeden Films, der Dialektik von gut und böse bei Star Wars bis hin zu der Frage, ob Frodo den Ring nicht einfach einem Adler hätte geben können, der dann im Kamikaze-Sturzflug in den Schicksalsberg reingeflogen wäre, um den Film zirka 6 Stunden kürzer zu machen, bis wir schließlich zu dem Entschluss kamen, dass man an einem Männer-Filmeabend eigentlich nur einen Film, beziehungsweise eine Reihe Filme gucken kann.
„Stirb langsam“ mit Bruce Willis.
Wir kannten die Filme zwar beide in- und auswendig, aber das spielte keine Rolle, wir mussten die Filme gucken. Da führte kein Weg dran vorbei.
Also saßen wir zwei dann da, vor der riesigen Leinwand, sprachen die Dialoge mit und deuteten schweigend auf die Personen, die als nächstes schrieen oder starben. Irgendwann schlief ich vor lauter Langeweile und Bruce Willis ein.
Bis ich zirka 10 Minuten später vom Zischen einer Flasche und dem anschließenden Klirren eines Kronenkorkens auf Laminat geweckt wurde. Max meinte: "So min Jung. Woll’n wa’ das ganze Mal ’n bisschen spannender machen", und hielt mir eine Flasche Bier vors Gesicht.
Ich nahm sie und trank einen großen Schluck. Direkt fühlte ich mich besser.
Nach weiteren 3 Flaschen Bier merkten wir, dass wir eigentlich nur noch redeten, anstatt weiter auf den Film zu gucken. Max rief plötzlich aus heiterem Himmel: "Wahnsinn, ich hab die Idee! Wir machen’s wie in den alten Zeiten!", rannte zum Schrank und holte das Spiel "Looping Louis" heraus. Bekannt als Kinderspiel, bei dem man Louis, einen kleinen Mann in einem roten Plastik-Flugzeug, das motorbetrieben im Kreis fliegt, mithilfe von kleinen Katapulten in der Luft hält und kleine mit Hühnern bedruckte Scheiben des Gegners mithilfe von Louis rotem Flugzeug umwerfen muss. Eigentlich ein spaßiges, witziges Spiel, bis irgendein schlauer Kopf auf die Idee kam, dieses Spiel zum beliebtesten Trinkspiel nach "Mäxchen" und "Schocken" zu machen.
Ich war zu dem Zeitpunkt jedenfalls schon so angetrunken, dass ich Max' Idee, das jetzt zu spielen, fröhlich absegnete. Wir riefen noch Thomas und Felix dazu, zwei weitere Freunde, die sofort dazu kamen und mit großer Begeisterung mitspielten.
Nach einigen Runden und noch 4 Flaschen Bier, kramte einer der -zu dem Zeitpunkt eigentlich schon nicht mehr- Neuankömmlinge eine Flasche mit Waldmeisterschnaps hervor.
Unter der Bemerkung, dass man ja jetzt mal etwas moderneres spielen könne, wurde ein Online-Trinkspiel im Internet geöffnet, bei dem man rundenbasierend Aufgaben erfüllen muss wie "sei 4 Runden lang ein Huhn" oder "Mache 40 Liegestütze, für jede die du nicht schaffst musst du einen Schluck trinken" - Großartiges Spiel, gelobt sei der Erfinder. Nicht…
Bald sprangen wir vier alle gackernd im Kreis, oder rollten uns stöhnend über den Fußboden, weil bei der 30. Liegestütze die Arme nicht mehr mitmachen wollten und wir dann mit einem lauten "Klatsch" mit der Nase voran auf dem Boden landeten.
Im Hintergrund lief Bruce Willis gerade mit Sohnemann im Schlepptau durch ein vollkommen verstrahltes Atomkraftwerk, aber das war uns egal, wir waren wie erwähnt viel zu sehr damit beschäftigt, Huhn zu spielen und dabei noch auf die Kette zu bekommen, die 4 Runden mitzuzählen, bis wir von unserem pickenden, ewig gackernden Fluch befreit würden.
Irgendwann schlief Max volltrunken in einer Ecke ein, Thomas und Felix waren irgendwie weg. Vermutlich gegangen oder so. Keine Ahnung.
Und ich saß muhend auf nem Stuhl.
Hatte die Aufgabe bekommen, Kuh zu spielen. Für 8 Runden.
Das hielt ich eisern durch, obwohl keiner meiner Mitspieler mehr anwesend, oder unter den Lebenden weilte.
Dann nix mehr.
Ich wachte auf. Schädel meines Lebens.
Ich guckte umher und langsam wurde mir klar, dass ich es noch irgendwie nach Hause geschafft haben musste. Verschwommen sah ich meinen Kleiderschrank, in dem sich das Cape langsam wieder aufrollte und mit seinen blumen-bedruckten Bahnen den Boden meines Schlafzimmers dekorierte.
Dann eine Stimme. Nach kurzem Orientieren und genauem Hinhören wurde mir klar: Ich war's, der da redete. Und ich sagte: "Ouuh Scheiße… Mein Kopf…“
Wat n Statement.
In meinem Kopf feierte derweil jemand eine Riesen-Gaudi.
Ein kleiner Mann namens Louis sprang mir durch den Schädel, haute einen kleinen Vorschlaghammer von innen an meine Schädeldecke und rief: "Ätschibätsch, ich hab’s dir doch gesagt du Doof, Filmabende enden nicht gut."

Joa. Damit könnte er sogar Recht haben.

 

Moin @Wortkopfsalat und willkommen im Forum.

Danke für Deine Geschichte. Ich hab sie gerne gelesen, muss Dir aber sagen, dass sie mich leider nicht abgeholt hat. Der Humor, den Du anzubringen versuchst, zündet bei mir (zu großen Teilen) nicht. Das liegt u. a. an der Erzählstimme des Textes.

Die folgenden Anmerkungen sind rein subjektiv und spiegeln daher nur mein eigenes Empfinden wider. Wenn Dir etwas davon für zukünftige Texte hilft, freue ich mich.

Als Erstes lass Dir sagen: Deinem Text fehlt mMn ein Konflikt. Etwas, woran sich die Charaktere stoßen können, was die Ereignisse interessant(er) macht.
Ein Typ plant einen entspannten Samstag, da ruft ein Kumpel an und lädt ihn zum Filmabend ein. Bei Pizza und Bier gucken sie beiläufig Die Hard und spielen schließlich lieber ein Trinkspiel. Zwei Freunde stoßen dazu und gemeinsam betrinken sich die vier.
Am nächsten Morgen wacht der Protagonist auf, hat einen Kater und erinnert sich daran, dass die letzten Filmabende ähnlich abliefen.

Das ist nicht wirklich spannend. Jetzt könnte man ja sagen, dass der Text das auch gar nicht sein will, schließlich geht es um den Humor. Diesen versuchst Du über die Gedankenwelt des Protas zu transportieren, was bei mir als Leser leider nicht funktioniert hat.

Bedrückt stellte ich fest, dass mein so genannter Jahresvorrat, bestehend aus 20 Kilo Erdnüssen, die ich mir aus einer alten Familientradition heraus immer feierlich am 2. Januar anschaffe, nicht länger als einen Monat gehalten hatte..
Hier dachte ich erst, dass Du die Geschichte aus der Sicht eines Elefanten erzählst (wg. der 20 Kilo Erdnüsse), musste dann aber feststellen, dass das nicht der Fall ist. Somit hat mich die schiere Gewichtsangabe eher verwirrt. Wer isst denn 20 Kilogramm Erdnüsse in einem Monat? Wie gesagt, wenn das witzig sein soll, bin ich das falsche Publikum.

das ich mal von meiner Mutter geschenkt bekommen habe, mit dem ich aussah wie eine alte, griesgrämig dreinschauende Omi mit Bart und kurzen, braunen Haaren auf dem Weg in Ihren Garten, bei dem sie ganz genau wusste, dass die zahllosen Gurkensamen wieder keine Früchte getragen hatten.
…Soweit ich das beurteilen kann, wachsen Gurken zwar nicht in der Zeit von Oktober bis März, also scheint die Oma, die ich mit dem Cape verkörperte nicht unbedingt die Hellste zu sein, aber egal. Ich schweife ab.
Diesen sogenannten Partys konnte ich noch nie was abgewinnen.. Junge und bisweilen auch ältere Frauen stehen quatschend und gackernd mit halb gefüllten Kaffetassen um einen Tisch voll mit blauen, gelben, grünen, und vor allem pinken Plastikdosen und reden darüber.. Ich habe mir solche Gespräche immer folgendermaßen vorgestellt:
„Ach neeeein!! Eeeeva guck doch mal hiiier! Diese pink gestreifte Dose mit den kleinen hellgrünen Bärchen drauf ist ja mal so wunderschön!“ „Oh jaaa du hast recht; Sabine so etwas brauchen wir; mein Mann nimmt ja immer sein Essen mit zur Arbeit und da würde so eine Dose doch perfekt zu passen! Und schau doch mal hier die kostet nur 45,89€! Also so was günstiges hab ich ja lange nicht gesehen und das auch noch für dieses schmucke Design!“
… Aber ich schweife schon wieder ab.
Mein Flur sah jetzt aus wie die Verpackungshalle bei Amazon, bei der die Füllmaterial-Maschine explodiert war und seine blümchenbedruckte Plastikbahnen statt in, neben die bereitstehenden Pakete feuerte.
Ich weiß, ich weiß, schlechtes Beispiel mit dem Blumen-Plastik-Füllmaterial. Die Verpackungshalle von Amazon ist ja viel größer als mein Flur, Sie haben ja recht.
Hier drei weitere Beispiele von wahrscheinlich als humorvoll angedachten Passagen, die imA den Text allerdings eher unnötig in die Länge ziehen, als dass sie ihn aufpeppen. Dieses „abschweifen“ trägt nichts zur eigentlichen Geschichte bei. Es bringt mir auch die Figuren nicht näher oder verleiht ihnen Farbe oder Tiefe. Du könntest diese Zeilen problemlos löschen, der Text wäre derselbe.

Generell könntest Du nach meiner Ansicht den Text drastisch kürzen und dafür lieber am szenischen Erzählen arbeiten. Der Prota und sein Kumpel Max scheinen ganz interessante Charaktere zu sein, würde man sie (vielleicht im gemeinsamen Dialog?) besser kennenlernen.

Du hast sehr viele Ziffern und Zahlen in Deinem Text. Die alte Regel, nach der Zahlen bis zwölf immer ausgeschrieben werden, gilt zwar nicht mehr so stark wie noch zu früheren Zeiten, es liest sich allerdings mMn noch immer einfach besser. Ich rate Dir daher, die Schreibweise zu ändern:

Die nüchterne Realität ist zwar dann nur eine Pizza für 5€
die sich über zwei 3m lange und 2m hohe Regale erstreckte,
um den Film zirka 6 Stunden kürzer zu machen
Bis ich zirka 10 Minuten später
Nach weiteren 3 Flaschen Bier
Nach einigen Runden und noch 4 Flaschen Bier
"sei 4 Runden lang ein Huhn"
die 4 Runden mitzuzählen
Für 8 Runden.

Zum Ende meines Kommentars möchte ich ins Positive schwenken. Bei einer einzelnen Stelle hast Du mich dann doch gekriegt:
Wir standen in dem engen Flur mindestens eine Stunde und debattierten über die positiven und negativen Aspekte eines jeden Films, der Dialektik von gut und böse bei Star Wars bis hin zu der Frage, ob Frodo den Ring nicht einfach einem Adler hätte geben können, der dann im Kamikaze-Sturzflug in den Schicksalsberg reingeflogen wäre, um den Film zirka 6 Stunden kürzer zu machen,
Beim Opener zur guten, alten HdR-Glaubensfrage musste ich schmunzeln. :thumbsup:

Soweit meine fünf Cent, ich bin gespannt auf weitere Geschichten von Dir und wünsche noch ein entspanntes Wochenende.

Beste Grüße
Seth

 

Dieser Tag[...] - [...]im Übrigen ein Samstag im Februar[...]- sollte anders werden.

Was unterscheidet das gesprochene Wort vom niedergeschriebenen frage ich uns beide,

lieber Wortkopfsalat,

und ich werde auch sofort antworten: Das gesprochene Wort ist flüchtig, kaum der Zunge und dem Munde entsprungen geht es ins eine Ohr rein und – zumindest zumeist – aus dem anderen wieder hinaus. Es ist gnädig und vermag der Unterhaltung dienen – wie das Fernsehprogramm, dass trotz des Bildes mit Ausnahme z. B. des Teletextes dem flüchtigen, gesprochenen Wort unterliegt.

Anders jedoch das niedergeschriebene Wort, das gefällig sein kann, aber nicht immer gefällt und zudem jede Schwäche des Schreibenden offenbart – wie in Deinem Erstling hierorts und ich gebe zu, Deine Humoreske ähnelt & verlängert „eigentlich“ das Programm im „Fernsehabend“ um eine schriftliche Variante.

Kein Grund, aufzugeben – aber auch mal Grammatik, zumindest aber Rechtschreibung zu überdenken - und es geht gleich los:

Warum hier der Versuch im Plural

Es pisste wie aus Eimern und unter meinem Fenster waren keineswegs niedliche Rehe, …
wenn das Darzustellende singulär ist
…, sondern ein riesiger, runder, schlecht gelaunter Müllmann, der …?

Womit wir bei der größten Dummheit auch der teutschen Bürokratie sind mit der Frage, ob man „Kinder“ habe und somit nach mindestens einem Paar verlangt und jeder aus einer Einkindfamilie nur mit „nein“ wahrheitsgemäß antworten kann ...

Ich hatte mich auf einige ruhige Stunden eingestellt, in dem ich nichts anderes tun würdeKOMMA als auf dem Sofa zu sitzen, zu lesen und Erdnüsse zu futtern.

Und was hier
Doch da ging’s schon los.. Meine Erdnüsse waren vollkommen weg.
mit dem umgestürzten Fliegenschiss von Doppelpunkt?, ja und wo mögen die Hülsenfrüchtchen denn hin sein?

... feierlich am 2. Januar anschaffe, nicht länger als einen Monat gehalten hatte.. Mist.
Da muss doch ein tieferer Sinn hinterstecken – erst nach los.. und nun nach hatte..

Was aber ist hier mit der Einheit der Zeitenfolge

Gerade war ich dabei, mich in meinen Winterpulli, Regenjacke, Regenhose und in ein gefühlt meterlanges, wunderschönes, geblümtes Plastik-Regen-Cape einzuwickeln, das ich mal von meiner Mutter geschenkt bekommen habe, mit dem ich aussah wie eine alte, griesgrämig …
nebst Diskriminierung
… dreinschauende Omi mit Bart und kurzen, braunen Haaren auf dem Weg in Ihren Garten, …
die durch Höflichkeitsform sicherlich nicht zu bereinigen ist, weil die Fortsetzung folgt
..., also scheint die Oma, die ich mit dem Cape verkörperteKOMMA nicht unbedingt die Hellste zu sein, aber egal.
Was ein bissken Wahrheit und Tiefe enthält - seh ich doch die „hellste“ als den Superlativ von „hell“ ...

Hier breche ich mit der Frage ab, OB DENN KEIN Mensch (incl. also Deiner Person) Korrektur gelesen hat und zugleich mit dem Sonntagsgruß nebst einem herzlich willkommen hierorts!

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo von mir und los geht's zunächst mit dem Positiven.
Als da wäre: Da ist Potenzial!

Dein Stil ist frisch und munter, die Ideen sind da, wunderbare Formulierungen findet man auch und an doch einigen Stellen war's witzig. Auf jeden Fall also: weiterschreiben.
Mit der Übung wird's besser. Und deinem Text merkt man an, die brauchst du noch.
Eine sehr wichtige Sache hat mein Kollege schon angemerkt:

Als Erstes lass Dir sagen: Deinem Text fehlt mMn ein Konflikt. Etwas, woran sich die Charaktere stoßen können, was die Ereignisse interessant(er) macht.
So ist es. Sei es, dass etwas Unvorgesehenes passiert, ein Plan an einem Hindernis zu scheitern droht, plötzlich Godzilla angreift oder sonst was, wo der Held durch muss.

Das Zweite: Streichen von Überflüssigem, das nur den Schwung rausnimmt und/oder den Humor verwässert. Weder solltest du den Witz erklären noch kommentieren noch selbst über ihn lachen oder ihn komisch finden. Du bist in der Rolle und da bleibst du.
Keine Perspektivenwechsel oder stilistischen Brüche.

Ich nenn dir jetzt mal Beispiele, sind aber nicht alle, die ich in deiner Geschichte entdeckte.

Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten in den Bäumen und unter meinem Fenster tummelten sich auf der Wiese im Garten ein paar Rehe und fraßen meine Rosen. Richtige Idylle eben.
Der erste Satz ist schön, er baut eine Erwartung auf, der Witz ist, die Rehe fressen die Rosen. Das ist schön. Dein nachfolgender Kommentar schwächt das ganze dann.


Okay, nein. Ich geb’s ja zu. Es pisste wie aus Eimern und unter meinem Fenster waren keineswegs niedliche Rehe, sondern ein riesiger, runder, schlecht gelaunter Müllmann, der sich lautstark darüber beschwerte, dass ihm meine Biotonne über den Fuß gerollt und gerade dabei war, ihren grünlich-braunen Inhalt über der Straße zu entleeren.
Nun, wie gesagt, ein Tag wie jeder andere.
Grundsätzlich kann man natürlich den Leser ansprechen, so als erzähle man die Geschichte spontan (wenn man das dann im gesamten Text beibehält), doch hier schwächt es das folgende. Du nimmst vorweg, was kommt.
"Als ich genauer hinsah, wurde klar, dass die Rehe ein Trupp Müllmänner war, der im strömenden Regen die Tonnen über die Straße rollte." Ist jetzt auch nicht das Gelbe vom Ei, aber zeigt, was ich meine. Punkt ist halt, dass die Rosenfresserei schon die Idylle enttarnt und du den Gag ein zweites Mal nutzen willst. Kann aber gelöst werden.

…Soweit ich das beurteilen kann, wachsen Gurken zwar nicht in der Zeit von Oktober bis März, also scheint die Oma, die ich mit dem Cape verkörperte nicht unbedingt die Hellste zu sein, aber egal. Ich schweife ab.
Ja, das tust du - und es interessiert niemanden, was die Oma über Gurken weiß oder was du über Gurken weißt; dafür nimmt es der Geschichte das Tempo weg. Regel: Alles weg, was nicht entweder wichtig für die Handlung oder Beschreibung einer Person ist oder richtig komisch.

Wo waren wir?
Ach ja richtig. Regencape.
Wollte gerade sagen; Nun ja, was tut man nicht alles, damit man nicht nass wird.
Jedenfalls hatte ich meine Hand schon an der Türklinke, um den langen und beschwerlichen Weg zum Supermarkt zu laufen, -der sich circa 20 Meter von meiner Wohnung befindet-, als der Anruf kam.
Von Max.
Gut, Max war einer meiner besten Freunde und ich mag diesen Kerl sogar relativ gerne, aber er hatte das Talent, immer genau dann anzurufen, wenns mir gar nicht in den Kram passte. So wie jetzt.
Das "Wo waren wir?" - weg. Als Comedian auf der Bühne, da kann es passen.
Außerdem: kürzen! Die ersten drei Zeilen können weg.

Gleich im Anschluss verschenkst du dann den Witz. Der lange Weg zum Supermarkt, der nur 20 Meter weg ist, könnte das nämlich sein oder werden, wenn du die Sache kurz und pointiert bringst.

Gerade hatte ich mich mit meinem Schicksal abgefunden, zum meilenweit entfernten Laden durch den Kölner Monsun zu laufen um vollgepackt mit den feinsten Erdnüssen und ner Packung Schokobrötchen wieder durch den eben erwähnten nicht aufhören zu wollenden Wolkenbruch á la Noah zurückzutorkeln um dann endlich meinen geplanten Tagesablauf - zur Erinnerung: Sofa, Erdnüsse, Buch- durchzuführen und dann ruft Max an. Während ich mich grummelnd aus dem meterdicken Plastik -also Cape- wickelte, der meinen Körper umgab, ging ich ans Telefon.

Irgendwas in meinem Unterbewusstsein signalisierte mir: "Nein. Tu das nicht. Das endet nicht gut. So wie die letzten Male auch nicht.".
Da ich aber nicht mehr ganz genau wusste, wie die letzten Filmabende geendet hatten, sagte ich zu, legte auf und warf die restlichen Plastikbahnen von mir.
Hier gleichermaßen. Dass der Protaonist weiß, dass es schlecht endet und dann wenig später wird klar, dass er überhaupt keine Ahnung hat, wie es je endete, das ist der Gag.
In deiner Version ist das immer noch ein Schmunzler, aber das geht besser.


Wir standen in dem engen Flur mindestens eine Stunde und debattierten über die positiven und negativen Aspekte eines jeden Films, der Dialektik von gut und böse bei Star Wars bis hin zu der Frage, ob Frodo den Ring nicht einfach einem Adler hätte geben können, der dann im Kamikaze-Sturzflug in den Schicksalsberg reingeflogen wäre, um den Film zirka 6 Stunden kürzer zu machen, bis wir schließlich zu dem Entschluss kamen, dass man an einem Männer-Filmeabend eigentlich nur einen Film, beziehungsweise eine Reihe Filme gucken kann.
„Stirb langsam“ mit Bruce Willis.
Schöner Anfang, lass sie debattieren, das gefällt mir. Wie du später schreibst, kennen sie "Stirb langsam" auswendig. Und da liegt ein Gag drin. Nämlich dass sie bei jedem Filmabend stundenlang diskutieren und jedesmal ist das Ergebnis "Stirb langsam", so dass es überhaupt keine Chance gibt, jemals einen anderen Film anzuschauen.

Im Hintergrund lief Bruce Willis gerade mit Sohnemann im Schlepptau durch ein vollkommen verstrahltes Atomkraftwerk, aber das war uns egal, wir waren wie erwähnt viel zu sehr damit beschäftigt, Huhn zu spielen und dabei noch auf die Kette zu bekommen, die 4 Runden mitzuzählen, bis wir von unserem pickenden, ewig gackernden Fluch befreit würden.
Irgendwann schlief Max volltrunken in einer Ecke ein, Thomas und Felix waren irgendwie weg. Vermutlich gegangen oder so. Keine Ahnung.
Ja, und hier versandet es. Nach gutem erstem Satz (der mit Bruce Willis). Lusig, dass ich den Willis gestern auch schon in einem Kommentar hatte. Willst du mehr drüber wissen?).
Denn dann:
Was für ein kraftloses Ende. "Vermutlich gegangen"? Oder so? Keine Ahnung?
An der Stelle sollte die totale Eskalation kommen!
Die Freundin kommt früher zurück um ihren Freundinnen die schöne Wohnung zu zeigen.
Die Wohnung ist aber nicht mehr schön, weil einer der Kumpel im Backofen Popcorn machen wollte und die Küche jetzt brennt, während ein anderer auf den Teppich kotzt.
Dann kommt grad noch der Vermieter vorbei oder ein Ufo landet auf dem Rasen.
Ich übertreibe. Aber ich hoffe du verstehst was ich meine.

Auch in deinem Text ist einiges lustig, die gackernden Hühner usw. aber bring noch jemand dazu, die Schwiegereltern, die spontan vorbeikommen und die Szene beobachten durch's Fenster und das ist Pfeffer.

Bin gespannt auf deinen nächsten Text!

Flac

 

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