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Flucht und Furcht in Europa

mat

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01.04.2005
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Flucht und Furcht in Europa

Horst war Höhlenforscher. Ziel seiner Missionen war das Erforschen von Höhlen und natürlich das Entdecken von neuen Höhlensystemen und was man darin fand. Seine Faszination begann in der Schulzeit in der Höhlenkunde. Alles fing mit einer harmlosen Frage des Lehrers an: "Wer hat mit dem Schwamm rumgespielt? Der ist ja ganz dreckig!" Alle wussten dass Horst der Täter war, dieser flüchtete aus dem Klassenzimmer und rannte zur Sportwie-se, wo er sich in Sekundenschnelle eine Höhle grub und sich darin versteckte, während der Lehrer kurz darauf mitsamt der Klasse den Pausenplatz stürmte. Mit Fackeln, Nagelbretter und Schaufeln waren sie hinter Horst her um ihm die Tracht Prügel seines Lebens zu ver-passen. Noch selten hatte die Menschheit einen so aufgebrachten Pöbel gesehen. Doch keiner sah die kleine unebene Fläche auf dem Rasen, unter der sich Horst befand. Nach diesem Ereignis flüchtete Horst nach Polen, wo er für ein paar Wochen im Keller einer alten Schuhfabrik Unterschlupf fand. Doch die SS, die Schulrats-Sonderpolizei, verfolgte ihn weiterhin, und so verbrachte Horst zwölf Jahre seines Lebens auf der Flucht durch ganz Europa. Während dieser Zeit hatte er oft mit unterschiedlichen Höhlen zu tun, und so beschloss er eines Nachts, sein Leben den wohlig-warmen Erdlöchern zu widmen.

Doch es gibt auch Gefahren, wie beispielsweise in aktiven Wasserhöhlen. Bei Hochwasser besteht die Gefahr eingeschlossen zu werden oder schlimmsten Falls zu ertrinken. Bei Ver-letzung ist es sehr schwierig das Opfer zu bergen, da ein Hubschreiber nicht einfach in eine Höhle fliegen kann. Trotz diesen Risiken machte sich Horst einmal mehr auf die Erforschung eines neuen Höhlenssystems. Am Höhleneingang angekommen setzte er seinen Steinschlaghelm mit festmontierter Lampe auf. Nachdem er bereits eine Stunde ins Innere der Höhle eingedrungen war, ertönte ein seltsames Geräusch oder ein Stimme: "Hilf mir! Ich bin hier drin eingeschlossen! Ich glaube mein Bein ist gebrochen!"
Horst, hilfsbereit wie er war, rief: "Spinnst du? Viel zu gefährlich, mir könnte noch was passieren!"
"Nein, warte! Bitte! Ich liege hier seit drei Tagen! Bitte hilf mir!"
"Na gut... Weil du es bist.", sagte Horst schliesslich. "Ich werde deine Lage im Dorf melden und Hilfe anfordern."
"Du bist zu gut zu mir... Das werde ich dir nie vergessen."
"Ich weiss, ich weiss.., danke. Ich war schon als Kind so selbstlos und immer um das Wohl anderer besorgt. Manchmal fühle ich mich, als ob ich schon einmal gelebt habe.. Als Jesus Christus. Das klingt vielleicht etwas verrückt, aber ich habe tatsächlich schon immer allen helfen wollen und..."
"Schon gut, geh jetzt und hol Hilfe! Bitte!", unterbrach ihn der Fremde keuchend.
"Na gut.. Ich habs zwar nicht gern wenn ich unterbrochen werde, aber das kannst du ja nicht wissen, und ich glaube deine Lage ist wirklich etwas unangenehm. Wir können das Gespräch später fortsetzen falls ich dann noch nichts vorhabe, ok?" Mit diesen Worten kehrte sich Horst um und begab sich zum Ausgang. Als er endlich aus der Höhle draussen war, verspürte er ein leichtes Durstgefühl. Er kehrte noch für eine Flasche Cola im nächsten Gasthaus ein und bestellte sich anschliessend noch ein Wienerschnitzel mit Sauerkraut. Zwei Stunden später dachte er: "Oh, jetzt muss ich aber dringend noch den Verletzten in der Höhle melden, der friert sicher schon ganz schön."

Dummerweise war ihm die SS wieder auf der Spur. Als er die Gaststätte verliess, bemerkte er, wie ihn Spione bespitzelten - sie waren in einem Gebüsch gegenüber dem Gasthaus. Horst, nicht von geistesarmen Eltern, reagierte blitzschnell und rannte in Richtung Höhle zurück. Er dachte innerlich: "Das ist mein Revier, dort können Sie mir nicht folgen, das klappte damals schon nicht."
Blitzschnell begab er sich wiederum in das verzwickte Höhlensystem, ähnlich einem Labyrinth. Die SS Spione huschten hinterher; es waren deren drei in Zahl.
Horst montierte die Lampe auf seinem Schädel und kroch zu dem Punkt, an dem er den Ein-geklemmten vermutete. Er rief flüsternd: "He du, bist du immer noch da? Jetzt brauche ich mal deine Hilfe, als Gegenleistung!"
"Oh, du bist zurück...", meldete sich der Verletzte röchelnd zu Wort. "Ok, ich helfe dir, weil du mir geholfen hast. Was soll ich tun?"
"Sag einfach, abwechselnd mit mir: 'Hier bin ich!', verstehst du?"
"Ja, aber warum? Wirst du verfolgt?"
"In der Tat, ich erklär dir alles später. Sie kommen!"

Horst positionierte sich in 40 Meter Entfernung des Verletzen und begann: "Ich bin hier." Dann der Lädierte: "Ich bin hier." und so ging das im Takt weiter; alle zehn Sekunden ertönte von der einen Stelle, dann von der gegenüberliegend Stelle "Ich bin hier". Die SS-Spione waren schachmatt. Sie liefen 10 Sekunden nach links, dann wieder 10 Sekunden nach rechts und waren total irritiert. Das ging etwa eine Stunde so weiter. Doch dann wurden die Ausrufe des Verletzten immer schwächer, weil dieser seiner Verletzung erlag, sodass die SS-Spitzel den Töff rochen und der Stimme von Horst folgten. "Verdammter Mist", rief Horst. Die Spione waren in unmittelbarer Nähe Horsts. "Ich muss die Höhle fluten, damit diese Schweine endgültig eliminiert werden", dachte sich Horst und packt sogleich seinen Pickel aus und schlug diesen in eine Höhlenwand, worin er Wasser vermutete. Von der Wand tröp-felte nämlich Wasser, darum ahnte Horst, dass sich dahinter wohlmöglich ein unterirdischer See befand.

Der Stein brach und das Wasser kam. Es überschwemmte alles. Es überschwemmte auch die Spione, aber es überschwemmte auch Horst. Alles wurde unter dem Wasser vergraben, ein riesiger Schwall Wasser überkam die Spione sowie Horst. Alles wurde überschwemmt und anschliessend zur nächsten Luftöffnung geschwemmt, wie das in der Physik so üblich ist. Dies war ganz klar der Eingang, also wurde alles, inklusive den Spionen, aber auch Horst, zum Eingang geschwemmt. Ein paar Spione stiessen sich während dem Schwemmvorgang tödlich den Kopf, so dass sie noch während dem Schwemmvorgang ihren Kopfverletzungen erlagen, oder besser gesagt erschwammen. Weil ja alles geschwemmt und geflutet wurde. Horst hatte Glück dass er das Höhlensystem schon so gut kannte und war deswegen in der Lage, den Felsbeulen während dem Schwemmvorgang, also quasi schwimmend im Wasser, geschickt auszuweichen. Das Wasser hatte angenehme 26°C, so dass Horst sich fast wie im Schwimmbad fühlte, einfach war es dunkler und felsiger. Er kam sich wie James Bond vor und fand irgendwie Spass daran, während die Spione durch den Schwemmvorgang zum Teil schwer verletzt oder gar getötet wurden. Was ja nicht unbedingt ausserhalb von Horsts Interesse lag.

Und so kam es, dass er, wie auf einer Achterbahn, aus der Hölle geflötet wurde. Gerade als er wieder an die Erdoberfläche gelang, schnappte er sich ein Stuck Höhlenholz und rief laut: "Jupiii, das hat Spass gemacht." Geschickt hielt er sich an einer Tanne fest, um nicht mit den Wassermassen in Tal befördert zu werden. Nach fünf Minuten hängen, war die Schwemme vorüber und er liess sich auf den Boden fallen. Unten angekommen, mit festem Boden unter Füssen, bemerkte sofort etwas Schwammartiges am Boden liegen.

"Oh.. .mein... Gott.", stammelte er, als er die aufgeblähte Leiche des Verschollenen Hilfesuchenden sah. "Warst wohl etwas zu lang in der Badewanne, was? Kicher...", schmunzelte er. Doch irgendwie tat der Tote ihm leid, denn schliesslich hatte er Horst das Leben gerettet, und Horst hatte sich nicht einmal bedanken können. Er begrub die Leiche noch vor der Höhle und stellte einen Grabstein aus zwei Zweigen auf, in die er ritzte: "Hier ruht der unbekannte Tote, der mir, Horst Tappert, das Leben rettete. RIP." Während dem Graben musste er noch ein zweites Mal lächeln, da in die schwammige Leiche an seine Schulzeit erinnerte. Damals wurde er verdächtigt den Schwamm eines Lehrers dreckig gemacht zu haben. Dieses Vergehen hatte weitreichende Konsequenzen für Horst: Die Schulratspolizei verfolgte ihn deshalb sein halbes Leben lang. Horst, ganz tapfer, flüchtete durch ganz Europa, hauptsächlich in unerforschten Höhlensystemen. Ein Leben in Flucht. „Trotzdem, es war eine schöne Zeit, damals in der Schule.“, dacht sich Horst und es wurde in ihm wohlig-warm.

Seltsam, aber so wars. ENDE

 

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