Was ist neu

Frei wie ein Vogel

Mitglied
Beitritt
28.04.2019
Beiträge
1

Frei wie ein Vogel

Mit geschlossenen Augen stehe ich barfuß am Rande einer Klippe. Ich spüre den frischen Wind durch meine Haare streichen und rieche den Geruch von unzähligen, verschiedenen Blüten vermischt mit frischem, grünem Juli-Gras. Die Sonne scheint mir in mein Gesicht und lässt es leicht erwärmen, genauso wie auch den Rest meines Körpers. Einzelne Grashalme kitzeln meine Füße. Ich öffne meine Augen und bin überwältigt von dem, was ich sehe: Die Natur von ihrer reinsten Seite. Berge erstrecken sich den Horizont entlang, gefolgt von einem riesigen Wald und einem mittig, davorliegenden großen See. Eine Vielzahl von Vögeln zieht am Himmel vorbei. Ganz entfernt kann man ihre Schreie hören. "So frei werde ich auch sein.", denke ich und genieße noch einmal für einen kurzen Moment die Natur, ehe ich springe.
Mit ausgebreiteten Armen falle ich, der Wind peitscht mir entgegen und für eine kurze Zeit fällt es mir schwer zu atmen. Ich sehe, wie die Wand der Klippe an meinem Auge vorbeischnellt und meinen Schatten an der rauen Steinwand zeigt. Nur noch wenige Meter trennen mich vom Boden. Ich breite meine Flügel aus und schieße in die Luft. Mit ausgestreckten Armen und Flügeln segle ich durch die Luft. Die Welt unter mir zieht an mir vorbei, Farben vermischen sich und Formen werden unscharf: Das saftige Grün der Wiese und die vielen Blumen, deren Duft mir immer noch in der Nase liegt. Ich schaue nach vorne. Der See ist nicht mehr weit entfernt. Mit zwei kräftigen Flügelschlägen beschleunige ich ein bisschen, werde gleichzeitig aber auch ein wenig höher. Pures Glück und Zufriedenheit überkommt mich und ich schreie so laut ich kann. Wie ein Vogel.

 

Hallo @dandelion,

Willkommen bei uns (:

Du hast einen sehr kurzen Debüttext hingelegt und ich gehe davon aus, dass er in die Flash Fiction Sektion verschoben wird – nur dass du dich nicht schreckst :P

Wollen wir also darauf eingehen! Gut, dass du uns hier gefunden hast, denn wir können dir sicher helfen, ein paar deiner Fehler abzutragen. Du hast einen sicheren Sprachgebrauch, aber dein Stil braucht noch eine Feile :P

Beginnen wir mit Filterwörtern: sehen, riechen, schmecken, hören, fühlen, spüren etc. Wenngleich es viele publizierten Autoren gibt, die Filterwörter konsequent einsetzen, ist es unbestreitbar, dass ihre Nutzung das Gefühl des Erlebens, das man beim Lesen haben sollte, schmälert. Eine wirkliche Kunst liegt darin, diese Worte zu umgehen, um das Leseerlebnis lebhafter zu gestalten. Für das Wort riechen zB hast du selbst schon eine Alternative gefunden.

Das saftige Grün der Wiese und die vielen Blumen, deren Duft mir immer noch in der Nase liegt.

Ich rate dir, dir ein Bewusstsein für diese Wörter anzueignen. Man darf sie verwenden – doch nur sehr spärlich, nur, wenn sie nicht das wesentliche des Moments sind.

Jetzt zu sprachlichen Unreinheiten:

Die Sonne scheint mir in mein Gesicht und lässt es leicht erwärmen, genauso wie auch den Rest meines Körpers.

1. ins Gesicht wäre hübscher
2. Die Sonne lässt nicht das Gesicht erwärmen, sie erwärmt es selbst!

Berge erstrecken sich den Horizont entlang, gefolgt von einem riesigen Wald und einem mittig, davorliegenden großen See.

Das klingt mehr wie eine Wegbeschreibung als eine Geschichte :P Das liegt einfach an den Worten "gefolgt", "mittig" und "davorliegend"

Eine Vielzahl von Vögeln zieht am Himmel vorbei.

Die "Vielzahl" kannst du rausnahmen – die Grammatik hat den Plural um die Vielzahl auszudrücken :P Außerdem: Sie ziehen nicht am Himmel vorbei. Damit sie irgendwo vorbeiziehen können, müsste dieses etwas einen Anfang und ein Ende haben. Aber natürlich, und ich denke, das hast du gemeint, können sie am Protagonisten vorbeiziehen.

Ganz entfernt kann man ihre Schreie hören.

Ihre "Schreie". Als ich das gelesen habe, dachte ich zuerst, da kommt jetzt irgend ein unheimliches Element mit rein. An die Vögel hätte ich bei den Schreien nicht gedacht.

Ich breite meine Flügel aus und schieße in die Luft. Mit ausgestreckten Armen und Flügeln segle ich durch die Luft.

"Die Luft" Wortwiederholung

Die Welt unter mir zieht an mir vorbei, Farben vermischen sich und Formen werden unscharf: Das saftige Grün der Wiese und die vielen Blumen, deren Duft mir immer noch in der Nase liegt.

Hier vermischen sich schon wieder die Blumen und die Wiese – nur dieses Mal nicht ihr Geruch, sondern ihre Farben. Ich weiß nicht ... ich denke, in einem längeren Text wäre das ganz gut, so von wegen Full Circle und so. Aber so wirkt es irgendwie eher als sei dir nichts anderes eingefallen ... (bzw das gleiche zwei mal, ich kenn sowas :D)

ich schreie so laut ich kann. Wie ein Vogel.

Bin immer noch nicht überzeugt, dass Vögel schreien.

War sicher eine gute Idee, als erstes einen kurzen Text hier einzustellen. Dann kannst du davon mal das wenige nehmen und in andere Texte einarbeiten. Ich denke, wenn du länger bei uns bist und auch schaust, was andere hier so treiben, könntest du ganz gut werden (:

Liebe Grüße,
Alveus

 
Zuletzt bearbeitet:

hallo @dandelion
und herzlich willkommen. Ich habe deine Kurze nach Flash Fiction verschoben, da es sich eigentlich mehr um eine Szene mit Gefühlsbeschreibung handelt.
Leider ist die Geschichte recht dünn, da ich nichts über den Vogelmenschen erfahre, ausser dass er mit seinem Sprung nicht - wie anfänglich angenommen - Suizid begeht, sondern tatsächlich einen Absprung in die Luft, durch die er mit seinen Flügeln gleitet, unternimmt. Da musste ich noch einmal nach dem Genre schauen, ob es sich um einen Wingsuit handelt, aber wir sind bei Fantasy, also hat er wirklich Flügel.

"So frei werde ich auch sein[.]", denke ich und genieße noch einmal für einen kurzen Moment die Natur, ehe ich springe.
Punkt weg.

Mit zwei kräftigen Flügelschlägen beschleunige ich ein bisschen, werde gleichzeitig aber auch ein wenig höher.
Hier bremst du dich und den Leser aus. Vergleich mal:
"Ich beschleunige mit zwei kräftigen Flügelschlägen und gewinne an Höhe." Das hat doch gleich mehr Fahrt, oder?

Ich sehe, wie die Wand der Klippe an meinem Auge vorbeischnellt und meinen Schatten an der rauen Steinwand zeigt.
Wortwiederholung.

Überhaupt hast du viele Wiederholungen drin, was bei einem verdichteten Text noch langweiliger wirkt, da nicht viel bleibt, wenn man sie streicht. @Alveus Jekat hat dir dazu bereits wichtige Eckpfeiler mit auf den Weg gegeben. Ich möchte noch ergänzen, dass du dich fragen solltes: Was möchte ich eigentlich erzählen? Das Feld des Fantasy-Genres ist doch ein riesiges Universum an Figuren, Mysterien und Magie, da reicht eine simple Erwähnung einer Wiese, einer Klippe, oder eines Sees noch nicht aus, mich zu fesseln.

Viel Spass hier,
Gruss dot

 

“… Dandelion don't tell no lies ...“
Jagger / Richards, 1967

„… Die erst alsdann auffsehen, rueffen / Wann sie ein stossen, vnd vor büffen. /
Wer aber weiter schreiten wolt / Nicht sein gehorsam, wie er solt, /
Den will ich der Freiheit berauben / Dem Vogel in der lufft erlauben /
Ihn auß dem Fried in vnfried setzen / Ihn gar preiß geben zuerletzen, /
Ihn han verbotten seinen Freunden / Vnd gar erlaubet seinen Feinden, /
Das alle Weiber brauchen mügen / Alle Floehfallen die sie kriegen, /
Vnd sie darinn auffhenken dann / Z einem spott vor jederman, /
Gleich wie den Thaeufferischen Koenig / Johann von Leiden widerspennig
Der z Münster im Kaeffich hengt / ...“ Johann Fischart „flöhatz“ (1573), Verse 1985 ff.

Warum kommt der jetzt noch, wo doch schon alles gesagt ist?, magstu denken,

dandelion (schöne Namenswahl!) -

und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!

Einer meiner ersten Beiträge – so was kann schon miteinander verbindend wirken - hierorts handelte auch von der Freiheit (als Befreiung) und dem Fliegen und ge- oder missbrauchte – die einen sagen so, die andern so - dazu einen uralten (griechischen) Mythos, der einen kleinen Bruch in den Irrglauben legt, Vögel wären frei. Das sind sie so viel oder doch eher wenig wie ein Einzeller, dessen Schicksal das ewige Leben in der eigenen Teilung ist, oder jedes beliebigen Lebewesens sonst bis hinauf zum Papagei, der plappert, er sei die Krone der Schöpfung. Hinzu kommt, dass „Vogelfreiheit“ - deshalb steht vorneweg der Fischart, ein Satiriker teutscher Zunge in den Wirren der Religionskriege, der sehr schön beschreibt, was ein Rechtsbegriff ist, der im 16. Jh. aufkam und des prominentestes Opfer Luther hätte werden können, es aber dank Friedrich des Weisen und (wie neuere Forschungen wohl anregen) des Kaisers, Karl V. vehindert wurde, dem Kaiser, der auf dem Reichstag zu Worms die päpstliche Bulle gegen Luther aussprechen musste, womit Luther für „vogelfrei“ erklärt wurde und das, was Fischart andeutet, Wirklichkeit hätte werden müssen, denn wer gehenkt werden soll, der ertrinkt nicht und wird quasi den Vögeln (vom Aasgeier bis zum Zaunkönig, 'tschuldigung, des Alphabetes wegen) zum Fraß vorgeworfen – eben der Freiheit der Vögel übergeben.

So viel oder wenig zum Titel.

Was mir sonst noch auffällt, ist schnell gesagt an folgenden Stellen zu belegen

… und rieche den Geruch von ….
wenn man den Eigengeruch wahrnimmt, ist es Zeit zur Wäsche ...
Die Sonne scheint mir in mein Gesicht und lässt es leicht erwärmen, genauso wie auch den Rest meines Körpers.
Wessen Gesicht und Körper sonst? Possessivpronomen sollten nicht allzu häufig verwendet werden (geht ja gleich mit Füßen und Augen weiter ... als könnten wir sie mit irgenwessen anderen verwechseln)

"So frei werde ich auch sein.",
denke ich …
so kann man sich irren

Mit zwei kräftigen Flügelschlägen beschleunige ich ein bisschen, werde gleichzeitig aber auch ein wenig höher. Pures Glück und Zufriedenheit überkommt mich und ich schreie so laut ich kann.
Da halt ich nun mit Max und Moritz gegen, wenn der Lehrer Lempel reimt
Ach, spricht er, die größte Freud' / ist doch die Zufriedenheit ...“

Du weißt um die Verse danach?

Wie dem auch wird, kein Grund, den Kopf hängen zu lassen,

findet der

Friedel,
der vorsorglich ein schönes Wochenende wünscht!

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom