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Freundschaft

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15.12.2018
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Anmerkungen zum Text

Ich hatte eine sehr intensive Freundschaft und habe über mehrere Monate meine Erfahrungen in dieser Kurzgeschichte verarbeitet.

Freundschaft

Er hatte ihn schon von weitem gesehen. Er hatte ihn beobachtet, immer nur sein Spiegelbild. Die großen Spiegel des Fitnessstudios zeigten die ganze Szenerie, der sich tummelnden und schwitzenden Leute, so dass er sich nicht einmal umdrehen musste und so tun konnte, als ob er gedankenverloren in die Menge schaute. Schon vor längerer Zeit war er ihm aufgefallen. Nicht etwa, weil er besonders aussah, oder besondere körperliche Merkmale zeigte, nein, er hatte dieses Etwas. Dieses Etwas, dass seine Blicke auf ihn zog.
Wer schon einmal durch eine belebte Straße gegangen war, ohne Eile, ohne Hast, dafür mit Zeit und fliegenden Gedanken, der kennt diese Leute, die dieses etwas haben. Wenn der Blick im Vorübergehen an den Leuten haften bleibt. Dieses Etwas, dass so viele Geschichten erzählt. Dieses Etwas, das wie Farbe auf einem Gemälde wirkt, das sonst nur seinem Betrachter ein weißes Nichts entgegenwerfen würde.
Der Junge, den er beobachte hatte diese Farbe. Er wirkte interessant, einfach wie ein Gemälde, dass man gerne betrachten würde, dass seinem Betrachter viele Geschichten erzählt.
Die Farben dieses Gemäldes wirkten auf ihn. Er wusste nicht wieso, er kannte ihn nicht, aber er empfand Sympathie für ihn. Vielleicht, weil er ihn schon seit so vielen Monaten Im Spiegel beobachtete, heimlich Ausschau nach ihm hielt, und, wie er es so oft mit Leuten tat, die dieses Etwas hatten, sich deren Geschichten vorstellte, die sie ihm erzählen könnten.
Und als er so schaute, als sich seine Gedanken aus der Struktur des Alltags lösten und sie begannen wie Schnee, an einem warmen Wintertag davon zu gleiten, glomm ein Gedanke hell auf. Er sah sich, wie er ihn ansprach. Einfach zu ihm hin ging und ihn ansprach. Er würde über banales reden, über Banales eben.

Seit längerem waren sie nun befreundet. Trafen sich regelmäßig. Es tat ihm gut jemanden zu haben, der die gleichen Interessen teilte. Es tat ihm gut ihn an seiner Seite zu wissen. Das Etwas, dass er in ihm sah erleichterte ihm das Schließen der Freundschaft. Sie beide hatten nach diesem jemand gesucht, der anders war. Anders als die anderen, die man auf der Straße trifft, die dieses gewisse Etwas nicht haben. Diese Leute, an denen der Blick nicht haften bleibt und die keine Geschichten zu erzählen hatten.
Schon kurz nachdem er ihn ansprach lud er ihn zu sich ein. Vielleicht weil er ihn schon so lange durch den Spiegel beobachtet hatte, war er ihm vertrau gewesen.
Er war für ihn kein Fremder, den er in sein Haus ließ. Er war für ihn der, den er schon lange kannte, ohne Monate lang ein Wort mit ihm gewechselt zu haben.
Sie erzählten sich einiges voneinander und öffneten ihre Gedanken. Manche Geheimnisse jedoch hütete jeder für sich und verbarg sie selbst vor dem anderen. Die Welt hatte sie gelehrt diese besondere Art von Geheimnissen für sich zu behalten und zu verstecken.
Aber was sie sich erzählten ließ Farben sprießen.

Wenn der Junge sprach hing er an seinen Worten. Er sprach von so vielem, dass ihm zuvor unbekannt war, dass er ignoriert hatte und ihm unwichtig erschien. Er genoss es ihm zuzuhören und in diesem Gedankenstrom abzutauchen, in dem er sich so wohl fühlte. Und als er ihm so zuhörte, entglitten ihm wieder seine Gedanken und begannen ihm davon zu schwimmen. Sie schwammen im Gedankenstrom des Jungen und badeten in dem Unbekannten, reicherten ihr Sein mit den Farben seiner Geschichten und Erzählungen an.
Diese Farben erfüllten ihn. Sie erfüllten seine Fantasien und boten ihm noch mehr Möglichkeiten dem Leben um ihn herum zu entfliehen und sich in seinen Vorstellungen zu verlieren.
Doch die Farben des Gemäldes verblassten, die Erzählungen der Geschichten verstummten, als der Junge tief fiel. Die hellsten Farben und die spannendsten Geschichte erreichten nicht seine Ohren und Augen, denn wenn der, der sie erzählt sich am tiefsten Ort befindet, können sie nicht erhört werden.
Er suchte nach den Farben des Jungen, doch das Schwarz, in dem er saß erstickte jeden Rest. Er suchte nach dem Jungen, doch das, was der Junge ihm nicht erzählt hatte, dass, was die beiden voreinander verbargen, machte es ihm unmöglich ihn zu finden.
So vergingen die Tage. Die Farben seiner Gedanken verloren ihren Glanz und wurden matt. Die Geschichten wurden zu Erinnerungen von Erinnerungen. Er konnte ihn nicht erreichen, er konnte ihm nicht helfen, denn das Loch, in dem der Junge saß wurde mit jedem Tag tiefer und tiefer.
Auch er kannte dieses Loch, aus dem keine Farben mehr glommen. Er kannte die Stille, die in den Ohren hämmerte, wenn man in diesem Loch saß. Die eigene Stimme, die einem bald so fremd werden und wie eine Schlange ins Ohr zischen würde. Und als der Junge das Schreien um Hilfe aufgab und sich seinem Schicksal ergab, hörte auch er auf nach ihm zu suchen. Er hatte Angst. Angst vor seinem eigenen schwarzen Loch, in das er selbst zu stürzen drohte.
Er klammerte sich an jede Farbe, die er erreichen konnte. Er lauschte, in der Hoffnung auch nur ein Wort zu finden, dass ein Teil der Geschichte des Jungen sein könnte.
Die Farben rissen und die Worte erstarben und er fiel tief. Im Schwarz, ganz unten, fing seine Stimme an gegen die Stille anzuschreiben. Auch das Schreien erstarb und wurde zu einem Zischen, das seine Gedanken vergiftete.
An guten Tagen, wenn das Schwarz, dass den Jungen und ihn umgab nicht so dicht war, nicht alles Licht verschluckte und das Loch nicht so tief erschien, dann erreichten sie sich. Nur flüchtig. Kleine Farben, kaum merklich, glommen auf, und Worte, die ein Zeichen von Leben verhießen ertönten in der Stille. Sie fütterten die Farben, behüteten sie vor dem Sterben und wiederholten die Worte, in der Hoffnung, dass sie eines Tages Gehör finden würden.
Und als an einem besonders guten Tag die Worte, die sie wiederholten, zum anderen vordrangen, und die Farben für beide sichtbar wurden, schaffte er es dem Loch, das ihn so lange gefangen hielt, zu entkommen und dem Jungen, den er schon fast vergessen hatte die Hand zu reichen. Er berührte den Jungen. Die Berührung tat ihm gut. Und als der Junge seine Hand ergriff und sich zu ihm hochzog, weg aus dem schwarzen Loch, hin in das Reich der Farben und der Worte, lagen sie sich in den Armen. Er spürte, wie der Junge Geborgenheit bei ihm suchte, wie er den Schutz, den er ihm bot genoss und die Schwärze von den beiden abließ.

 

Nabend @Balisto ,
herzlich Willkommen bei den Wortkriegern.
Ich habe ja ein kleines Faible für Mann/Mann-Geschichten, daher habe ich mich gefreut, das Thema hier zu finden.
Leider krankt es handwerklich, aber auch vom Plot her.
Mal, den Plot zuerst: Da ist ein junger Mann, der sich im Fitnesstudio in einen anderen Mann verguckt, ihn monatelang beobachtet, erst freunden sie sich an, sie tun sich gut, dann wird einer von ihnen depressiv (?) oder Beide und irgendwie holt einer den anderen da raus?
Du hast das eigentliche Geschehen unangenehm vage gelassen. Begonnen hat es, als du das "Etwas" ins Spiel gebracht hast:

Dieses Etwas, dass seine Blicke auf ihn zog.
Wer schon einmal durch eine belebte Straße gegangen war, ohne Eile, ohne Hast, dafür mit Zeit und fliegenden Gedanken, der kennt diese Leute, die dieses etwas haben. Wenn der Blick im Vorübergehen an den Leuten haften bleibt. Dieses Etwas, dass so viele Geschichten erzählt. Dieses Etwas, das wie Farbe auf einem Gemälde wirkt, das sonst nur seinem Betrachter ein weißes Nichts entgegenwerfen würde.
Ich behaupte, es gibt kein Etwas, das beinah magisch sympatisch macht. Es ist dir vielleicht nicht immer bewusst, aber es ist immer etwas Konkretes, dass dich anzieht (Er lacht wie mein Vater, er sieht aus wie Howie von den Backstreet Boys, er trägt diese Hochwasserhosen und zwar mit stolz erhobenen Haupt, er riecht nach Weichspüler). Es ist kein universelles "Etwas". Sonst würden in deiner Geschichte alle anderen Leute auch auf diesen einen jungen Mann fliegen. Quasi, der AXE-Effekt.

Also, ich weiß jedenfalls nicht, was für ein "Etwas" dieser junge Mann hat und nachdem du seine ganze Charakterisierung an ihn hängst, hast du mich verloren. Er ist mir egal.

Er würde über banales reden, über Banales eben.
Das erste "Banales" fragt sich bestimmt, warum es nicht auch groß geschrieben wird, wie sein Partner auf der anderen Seite des Kommas.

Und überhaupt: Was ist banal? Fußball? Schnürsenkel-Techniken? Es gibt kein universelles "banal", soll heißen, du kannst diese Karte nicht spielen, um etwas in mir auszulösen. Wieder hast du mich verloren. Ihre Beziehung ist mir auch egal.

Es tat ihm gut jemanden zu haben, der die gleichen Interessen teilte. Es tat ihm gut ihn an seiner Seite zu wissen.

Was für Interessen? Warum tat es gut, ihn an seiner Seite zu haben? Wieder gibst du mir nichts, woran ich mich langhangeln kann, womit ich resonieren kann und Empathie mit deinen Figuren entwickele.

Schon kurz nachdem er ihn ansprach, lud er ihn zu sich ein.
Komma, beispielhaft für andere fehlende Kommata in deinem Text.
vertraut gewesen.
fiel mir noch auf, kleiner Tippfehler.
Manche Geheimnisse jedoch hütete jeder für sich und verbarg sie selbst vor dem anderen.

Ahhh, was für Geheimnisse?? Warum darf ich nichts erfahren? Wieder pralle ich an deinem Text ab wie an Teflon. Außerdem verlässt du hier die Erzählperspektive, die ich bis hierher als personale E. erlebt habe. Wenn ich bei dem jungen Mann vom Anfang bin, kann ich nichts wissen von den Geheimnissen des anderen.
Wenn der Junge sprach, hing er an seinen Worten.
Komma ... und überhaupt: warum? Was für Worte sind das? Sie müssen wunderbar sein, aber ich kann nur spekulieren.
Doch die Farben des Gemäldes verblassten, die Erzählungen der Geschichten verstummten, als der Junge tief fiel.
Was ist passiert? Er ist ja nicht "richtig" gefallen, aber du gibst mir keinerlei Hinweis. Ein schwarzes Loch ist leider kein ICD-Kriterium für irgendeine psychische Störung.

Ich sehe, wie gern du das Gleichniss mit den Farben hast und ich mag es auch, aber gegen Ende wird es dadurch noch viel vager und für mich kaum mehr zu durchschauen.

Und als an einem besonders guten Tag die Worte, die sie wiederholten, zum anderen vordrangen, und die Farben für beide sichtbar wurden, schaffte er es dem Loch, das ihn so lange gefangen hielt, zu entkommen und dem Jungen, den er schon fast vergessen, hatte die Hand zu reichen.
Da du die beiden Männer nicht näher beschreibst oder benennst, habe ich in diesem Absatz keine Ahnung mehr, was passiert.

Ich wollte nicht ganz so polemisch schreiben, wie ich es grad tue, aber du hast mir durch die fehlenden Details, konkreten Dinge und blassen Metaphern so wenig ... Alles geliefert, dass sich meine Gedanken verselbstständigen und ich ein bissl frustriert bin.
Nimm meinen Ton nicht persönlich, den Inhalt aber ernst.

Es würde wahnsinnig helfen, wenn du das Etwas, das Banale, die Interessen, die Farben konkretisierst. Dann verstehe ich, dann fühle ich mit, dann hast du mich als Leser eingefangen.

man liest sich
huxley

 

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