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Freundschaftsspiel

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10.09.2016
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Freundschaftsspiel

Ich gab meinem Vater einen Kuss auf die Wange und stieg aus dem Wagen. Am Eingang zur Umkleide sah ich Max stehen; ich grüßte ihn und er nickte mir zu, wartete aber nicht auf mich. Peter saß mit einem Karton Trikots in der Umkleide, gab jedem High five und teilte kleine Snickers aus. Während wir uns umzogen, erklärte er, dass die Füchse ein paar Spieler aus der C-Jugend im Team hätten, es also diesmal kein Zuckerschlecken werde.

Ich hörte ihm zu, pellte mir das T-Shirt unauffällig und mit krempelnder Bewegung über den Kopf, hielt es vor Bauch und Brustwarzen und versuchte mir das Trikot überzustreifen. In der Zeit atmete ich nur durch die Brust, zog den Bauch ein und bemühte mich, nicht verkrampft zu wirken. Ich wusste, dass Jonathan mich beobachtete, dass er wieder nur auf einen Anlass wartete, auf ein hervorblitzendes Röllchen, eine Fettfalte, die er vor den anderen kommentieren konnte.

»Theo, Sturm«, sagte Peter und schaute mich an.
Ich nickte.
»Der verkackt es eh wieder«, sagte Jonathan.
Hünkar zog seine Schnürsenkel fest und klappte die Lederlasche mit dem Nike-Zeichen darüber.
Alle warteten darauf, dass es los ging.
»Max, Verteidigung … Jonathan, Mittelfeld … Oskar, Libero … Hünkar, Sturm …«

Ich zog die Stulpen über die bräunlich angelaufenen Schienbeinschoner und trat ein paar Mal fest auf den Kunstrasen, um ein Jucken zwischen den Zehen loszuwerden. Jonathan rempelte mich im Vorbeigehen an. »Arschloch«, sagte ich leise, also quasi nicht hörbar.

Leon und ich stellten Hütchen auf, dann machten wir Slalom. Wir schossen Flanken. Irgendwann bemerkten wir, dass die Füchse den Platz betreten hatten, und kurz trafen weniger Elfer das Netz. Ihre rot-weißen Trikots hatten sie bereits an. Peter blies in die Trillerpfeife und Oskar versemmelte den Ball einige Meter vom Tor entfernt.
Während die Füchse zum Aufwärmen zwei große Runden um den Platz liefen, übten wir Spielsituationen. Die Hälfte von uns bekam Leibchen, die waren gelb, rochen säuerlich und verhakten sich immer in der Haut. Wenn man sie übergezogen hatte, störten sie einen kaum noch. Außer, dass sie immer zu eng waren. Vor allem mir.

»Druck jetzt!«, rief Peter. Oder: „Hopp, hopp, hopp.« Ich fühlte die Hitze in meine Wangen steigen. Die Bälle waren zu hart aufgepumpt worden, was sich beim Köpfen rächte. Jonathan warf den Ball so fest, dass ich ihn kaum annehmen wollte. Einmal landete er etwas unterhalb meiner Stirn und zog die Haut mit sich. Es brannte, aber ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen.
Als wir wechselten, warf ich den Ball ganz sachte und korrekt. Ich hoffte, Jonathan würde endlich bemerken, dass ich gar kein schlechter Kerl war. Er gab mir paradehafte Kopfbälle zurück, streckte jedes Mal das Hinterteil raus und traf den Ball mit der Präzision eines Profis. Für einen Moment musste er vergessen haben, wem er gerade den Ball zuköpfte.

Im Hackenlauf trabten die Füchse an uns vorbei. Ein paar grinsten, andere schauten grimmig, aber das sah gespielt aus. Die Trainer begrüßten sich. Peter spreizte seine zehn Finger und der Füchse-Trainer nickte.
»Wenn du’s heute wieder verkackst, schlag’ ich dir eine rein«, flüsterte Jonathan.
»Es ist doch nur ein Freundschaftsspiel«, sagte ich.

Zusammen mit Hünkar preschte ich zum Tor. Vier Pässe Minimum. Hünkar war immer fair zu mir, auch wenn wir nie viel miteinander sprachen. Er gab mir gute Bälle und vor allem murrte er nie, wenn ich einen verschoss. Außerdem war Hünkar mindestens der zweitbeste in der Mannschaft und im Gegensatz zu uns allen trug er bereits einen Oberlippenflaum. Ich mochte ihn.

»Ran da!«, rief Peter. Kiri, der Torwart, baute sich vor mir auf, fuchtelte mit den Handschuhen in der Luft herum. Plötzlich waren alle Wege abgeschnitten. Ich schlug eine Finte, aber Kiri warf sich auf den Ball und sicherte ihn. »Nächster! Hopp, hopp …«
Ein paar Runden ging das so. Zwischendurch warf ich einen Blick zu den Füchsen, die Hampelmänner machten und kurze Sprints um orangene Hütchen. Wäre ich doch einfach ein Verteidiger wie Max oder so gut wie Hünkar oder Jonathan. Besser noch: Wäre ich doch einfach Jonathan.

Peter pfiff zwei Mal lang und zeigte auf den Boden. »Alle herkommen!«
Ich kratzte mich im Schritt. Irgendwie rutschte mir das Ding immer ins Zwischennetz.
»Max, du kümmerst dich um den Zehner.«
»Ja«, sagte Max.
»Florian und Oskar ihr nehmt den Neuner und Elfer. Jonathan, du spielst auch mal ab. Hünkar?«
Hünkar nickte.
»Die anderen: ihr wisst ja, was ihr zu tun habt. Hünkar sammelt die Leibchen ein.«

Ich spürte die Aufgeregtheit zuerst im Magen. Als hätte ich etwas Falsches gegessen. Die Füchse hatten sich in Reihe aufgestellt. Wir taten es ihnen gleich. So standen wir uns gegenüber, schauten auf die Stulpen der anderen und einen Moment lang passierte fast nichts. Im Hintergrund rauschte die Autobahn und von irgendwoher roch es nach frischem Toast.
Ich sah zu Jonathan, der unsere Gegner musterte, als würde er sich jeden einzeln einprägen. Bei allem Hass, Jonathan war der beste Spieler in meinem Alter, den ich kannte. Es gab einen Grund, warum alle ihn liebten, und das war nicht, dass er der Sohn des Trainers war.

Peter kam zu mir. Ohne mich anzusehen, hielt er mir die weiße Kapitänsbinde hin.
Ich wollte etwas sagen, aber es fiel mir nichts ein.
»Dann spiel’ ich nicht mit«, hörte ich Jonathan maulen. Peter ging nicht darauf ein. Ob er ihn auch ignorierte, wenn sie bei sich zu Hause waren?
Ich nahm die Binde entgegen, quetschte sie mir über den Arm und spürte, wie sie mir das Blut abschnitt.

»Die Kapitäne zu mir«, sagte der Füchse-Trainer. Ein knorriger, blonder Junge streckte mir seine Hand entgegen. Ich schlug ein und für einen Augenblick hatte ich nicht mehr das Gefühl, ich zu sein. Der Trainer hielt mir seine Fäuste hin. Ich tippte auf die Linke. Münze! Mit einem Grinsen drehte ich mich zur Mannschaft, aber alle schauten gleich.
»Ich will ein faires Spiel«, sagte der Trainer und der Knorrige und ich nickten wie automatisch.

Alle, sogar Jonathan, kamen zu mir und bildeten einen Menschenkranz um mich. Ich hoffte, dass meine Stimme ausreichen würde.
»Warum spielen wir?!«, brüllte ich.
»Weil wir siegen wollen!«, echoten zehn Stimmen.
»Warum laufen wir?!«
»Weil wir siegen wollen!«
»Warum kämpfen wir?!«
»Weil wir siegen wollen!«
»Sieg!«, schrien wir alle zusammen.

Als der Kranz sich löste, traf mich Jonathans Blick; für eine Sekunde glaubte ich zu wissen, was er dachte. Dass Peter mich ihm vorgezogen hatte und dass er es nur getan hatte, um ihn zu kränken. Es war ein bitterer Triumph, aber den kostete ich gerne aus.

Ich fühlte mich bereit, hatte keine Angst mehr. Außerdem musste ich Jonathan ja nicht ansehen. Er jedoch würde die ganze Zeit auf mein Hinterteil starren müssen.
»Konzentration«, murmelte Hünkar.
Peter pfiff und Hünkar kickte mir den Ball zu. Schnell spielte ich Hünkar zurück. Der fiel umständlich nach hinten, zog den Ball mit sich und spielte so den ersten Fuchs aus.
Ein Pass ging zu Jonathan. Der rannte los mit seinen dünnen, aber flinken Beinen, dribbelte zwei Spieler aus, bevor er in der Verteidigung versackte und laut fluchte.

Der Abstoß ging weit ins Feld raus und der Torwart der Füchse schaute zufrieden. Doch der Ball landete bei Max, der ihn an Leon spielte, der ihn an Jonathan gab. Ich stand da und beobachtete alles. Wenn ich jetzt zu viel lief, hätte ich schon vor der Halbzeit keine Puste mehr. Jonathan spielte sich frei und rannte aufs gegnerische Tor zu. Ich stand ungedeckt, aber er gab den Ball an Hünkar, der ihn wieder verlor. Ich schaffte es nicht zu ihm. Sofort konterten die Füchse. Kiri kam ihnen aus dem Tor entgegen, streckte die Arme aus. »Decken!«, brüllte Peter. Doch da war der Ball schon im Netz.

Hünkar sah mich prüfend an, dann spielte er mir den Ball zu. Diesmal ließ ich einen der Füchse kommen. Ich hielt den Fuß fest auf dem Ball und hatte trotzdem nicht das Gefühl, ihn unter Kontrolle zu haben. Jonathan rannte und ich spielte ihm unsauber in den Lauf. Der Ball ging an Hünkar, der eine Flanke schlug. Jetzt rannte ich vor, ging in die Luft, köpfte und traf. Der Ball schlingerte, der Torwart sprang, doch der Ball berührte nur noch die Spitzen seiner Handschuhe und traf ins Eck. Die Mannschaft grölte. »Super!«, rief Peter. Mein ganzer Körper zitterte. Auf einmal fühlte sich alles richtig an. Jonathan drehte mir den Rücken zu, aber Hünkar und Oskar kamen und ließen mich einschlagen. Ich merkte, dass ich pinkeln musste.

Als nächstes schoss Jonathan ein Tor. Auf beiden Knien schlitterte er über den Kunstrasen, zog die Ellbogen an. Sofort fielen wir auf ihn, berührten oder tätschelten ihn, klopften ihm auf die Brust oder wuschelten ihm durchs Haar. In solchen Momenten war es egal, dass auch ich ihn bejubelte. Das war etwas Natürliches, ich war dann einer von allen.

Die Füchse machten zwei Tore in Folge und ich verpasste zwei sichere Chancen, was mir hasserfüllte Blicke von Jonathan und Oskar einbrachte. Kurz vor der Halbzeit schaffte Jonathan den Anschluss und noch einmal bejubelten wir ihn. Peter pfiff einmal lang und einmal kurz und ich sprintete zur Toilette.

Der Strahl war fest und mit geschlossenen Augen vergaß ich, dass ich soeben zwei Hundertprozentige verschossen hatte. Ich presste die Backen auf die Klobrille und zählte bis zwanzig und wieder zurück, um meine Gedanken loszuwerden. Über mir hörte ich jemanden lachen.
»Pinkelst wie ein Mädchen«, sagte Jonathan. »Ich hab’ gesagt, dass ich dir eine reinhaue. Wenn du noch einen Ball verschießt, tret’ ich dir in die Eier, verstanden?«
Ich nickte.
»Gib’ mir die Binde.«
»Peter hat gesagt, dass ich sie habe.«
»Ist mir egal. Gib’ sie oder ich erzähl’ allen, dass du wie ein Mädchen pisst.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Gut, wie du willst«, sagte Jonathan, zog hoch und rotzte mich an. Dann verschwand sein Kopf hinter der Kabine.

Ich biss die Zähne aufeinander, schloss die Augen, atmete durch die Nase. Als die Tür zufiel, nahm ich etwas Klopapier und wischte mir Jonathans Schleim von der Stirn. Ich schlug noch ein paar Tropfen ab und zog die Hose hoch. Vor dem Spiegel wusch ich mir das Gesicht mit Seife. Als Hünkar reinkam, tat ich, als würde ich mir Wasser durch die Haare streichen. Hünkar stellte sich vors Pissoir und sofort begann es zu plätschern.
»Du musst ihm zeigen, dass er nich’ dein Boss ist. Aber ich weiß nicht, ob du das kannst«, sagte er.

Ich schälte das Snickers aus der Verpackung und aß, aber es schmeckte nach nichts. Jonathan tuschelte mit Leon und Oskar, er zeigte auf mich und sie lachten. Die Trainer unterhielten sich und die Füchse saßen da, aßen oder nuckelten an ihren Trinkflaschen.
»Gutes Tor«, sagte Max. »Aber der Rest … naja.«
Peter kam auf uns zu.
»In der zweiten Halbzeit läufst du mal ’n bisschen mehr. Und wenn Hünkar dir so einen Ball gibt«, er formte einen Spalt mit seinen Händen, »dann musst du den einfach haben.“

Ohne dass ich jemanden etwas sagen gehört hatte, erhoben sich alle, packten ihre Flaschen und Brotdosen weg und liefen oder trabten aufs Feld. Diesmal hatten die Füchse Anstoß. Der Ball wurde freigegeben und in die rot-weiße Verteidigung gekickt. Es war immer komisch, das Spielfeld von der anderen Seite zu betrachten. Mittlerweile war es auf dem Platz kühler geworden, nur der warme Toastbrotgeruch hing immer noch in der Luft.

Das Spiel war jetzt langsamer. Hin und wieder rannte Jonathan vor und fluchte, wenn die Verteidigung ihm den Ball abnahm. Ich schoss ein paar Mal direkt. Zwar traf ich nicht, doch zumindest waren die Schüsse gut genug, um bei Peter als ‚schöne Versuche‘ durchzugehen. Unsere Verteidigung arbeitete schwer und sogar Hünkars beste Flanken scheiterten am eingewechselten Keeper.

Als sich das Spiel dem Ende neigte, wurde Jonathan immer unruhiger. Er schrie herum, brachte Grätschen, die einer Gelben würdig waren, aber nicht gepfiffen wurden. Hünkar spielte jetzt hauptsächlich mit mir. Wir gaben uns Zeichen, warfen uns fiebernde Blicke zu, doch nie kamen wir durch die Verteidigung. »Mehr auf den Zehner!«, hörte ich den Füchse-Trainer rufen und fühlte mich geschmeichelt, bei meiner Zahl genannt worden zu sein.

Oskar spielte einen langen Pass an Hünkar, der leitete ihn an mich weiter. Jonathan war etwas abgefallen. Vor mir baute sich die Verteidigung auf. »Letzte Aktion«, rief Peter. Ich wollte Hünkar den Ball zuspielen, aber der war von Füchsen umzingelt. Also lief ich direkt in den Sechzehner. »Rausnehmen!«, brüllte der Trainer. Doch ich ließ mich nicht aufhalten und spielte einen Verteidiger nach dem anderen aus. Der Torwart kam mir entgegen, aber ich rannte einfach an ihm vorbei. Der Ball kullerte nur so vor mir her und mit mir ins Aus.

Drei lange Pfiffe. Ich hielt die Augen verschlossen, spürte einen tauben Schmerz an der Hüfte. Ich wollte die Augen nicht mehr öffnen. Jemand kam über mich und schlug mir unvermittelt seine Faust ins Gesicht. Immer wieder schlug er auf mich ein. Ich boxte zurück, sah Peter, der in die Trillerpfeife blies, bevor er Jonathan von mir wegzerrte. Peter hörte gar nicht mehr auf zu pfeifen. Mit der einen Hand hielt er Jonathans Nacken fest und pfiff ihm mit der anderen ins Ohr. Ich fasste mir an die Nase, besah mir das Blut.

»Ich habe ihm eine gelbe gegeben«, sagte Peter und reichte mir ein Kühlakku.
»Eine gelbe?«, fragte ich.
»Ja«, antwortete Peter. »Wieso fragst du?«
»Nur so«, sagte ich und schälte mein zweites Snickers aus der Verpackung. Diesmal schmeckte es. Ich denke, vieles hätte mir in diesem Augenblick geschmeckt.
»Geh dann bitte duschen«, sagte Peter.
Ich nickte, obwohl wir beide wussten, dass ich niemals mit den anderen duschte.

Als ich in die Umkleide kam, lief Max mir entgegen und klopfte mir auf die Schulter. Von Jonathan war nichts zu sehen. Niemand war böse, nicht was ich erwartet hatte. Vielleicht hatte ich meinen Anteil für heute erbracht. Der Hosenbund hinterließ einen violetten Abdruck auf meiner Taille. Ich befühlte die Rillen, die der Stoff auf die Haut gezeichnet hatte. Badeschlappen hatte ich keine dabei, auch kein Handtuch. Nackt und ohne die Arme vor dem Körper zu verschränken stellte ich mich zu den anderen und drehte das Wasser auf.

Das Rauschen von zehn Duschköpfen, das Murmeln gegenseitiger Verbrüderungen erfüllte meine Ohren. Ich ließ die Augen geschlossen, zählte bis zwanzig und wieder zurück. Unter meinen Fußsohlen fühlte ich die glatten Fliesen, spürte meinen Bauch leicht über den violetten Abdruck ragen und dass sich meine breiten Oberschenkel unterhalb der Poritze berührten.

Auf dem Heimweg schaltete mein Vater das Radio ein. Ich sah aus dem Fenster und folgte dem Auf und Ab der Leitplanken.
»Ich hab’ ein Tor geschossen«, sagte ich.
»Gut«, sagte mein Vater und schaute weiter auf die Fahrbahn.

 
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Hallo Carlo,

stark! Sehr stark sogar.

Ich hab fast nichts auszusetzen. Ich hab das mit großem Vergnügen gelesen, mir gefallen die schnellen, geschliffenen Szenen, die Authentizität des Spiels und der Konflikt des Prots. Sprachlich ist das schön schlank und wohldosiert, mir gefällt das wirklich sehr gut.

Besser noch: Wäre ich doch einfach Jonathan.
Würde ich streichen; das ist eh klar.

Ob er ihn wohl auch ignorierte, wenn sie bei sich zu Hause waren?
Guter Hint, dass Peter Jonathans Vater ist. Passt für mich sehr gut.

Ich hab dir das schon unter deine letzte Geschichte geschrieben, dass mir das Authentische an deiner Geschichte gefällt. Das machen viele Details vom Fußballspiel aus, wie sie sich in die Reihe aufstellen, usw. Da machst du einiges richtig.
So einen Jonathan, haha, ja, die gibt's. Ich konnte das gut nachvollziehen und ich denke, viele Leser werden sich da an die eigene Kindheit erinnern. Ich hab mal gelesen, Figuren funktionieren besonders, wenn man Leute aus dem eigenen Umfeld darin erkennen kann. Das ist vielleicht etwas banal, aber manchmal denke ich da dran, beim Lesen. Also der Junge, auch mit dem Aggressionspotential, hat mich auch an einen Jungen denken lassen, den ich mal kannte.

Ich finde das wirkliche eine sehr schöne, gut geschriebene Geschichte. Ich kann mich nur wiederholen. Da sind auch viele Aufs und Abs im Text, im Bezug auf die Stimmung und das Mindsets deines Helden, die man gut mitgehen und mitfühlen kann. Ja, das ist der Struggle des Erwachsenwerdens, wenn man 11, 12 ist, vielleicht die Jahre zwischen absolutem Kindsein und wenn man anfängt, zu trinken, rauchen und sowas. Zumindest in meiner Sozialisationskaste.

Mir gefällt es auch, dass dein Held kein "Verlierer" ist. Ja, er hat Probleme, aber er überwindet sie im Laufe des Textes zum Teil, das sieht man am Ende schön daran, dass er dann mit den anderen Kindern duschen geht. Die Prämisse deines Textes ist kein Suhlen in Negativem, sondern so nach vorne gerichtet, natürlich auch etwas melancholisch, aber trotzdem mache ich mir keine Sorgen um den Jungen, wenn ich aus dem Text rausgehe. Und ich denke selbst an mich, der solche Situationen durchboxen musste und immer stärker und reifer daraus hervorgegangen ist.

Also, super, Carlo. Eine Empfehlung wert?


Viele Grüße,
zigga

 

Hey Carlo Zwei,

schöne Geschichte. Ich mag die Langsamkeit in dem Text, den genauen Blick, der sich Zeit nimmt und ich mag deinen Theo. Der Text fühlt sich für mich irgendwie an, als würde ich aus dem Fenster schauen :). Wahrscheinlich, weil er das Spiel so im Detail wiedergibt, als würde man im Radio eine Liveübertragung hören. Hat mich auch an meine Handballzeit erinnert - ach, ja damals und so ...

... hielt es vor Bauch und Brustwarzen und versuchte, mir das Trikot überzustreifen. In der Zeit atmete ich nur durch die Brust, zog den Bauch ein und bemühte mich, nicht verkrampft zu wirken.
Ach, je. Aber Kinder können fies sein, sehr sogar, da bin ich gleich auf seiner Seite.

Ich wusste, dass Jonathan mich beobachtete, dass er wieder nur auf einen Anlass wartete, auf ein hervorblitzendes Röllchen, eine Fettfalte, die er vor den anderen kommentieren konnte.

»Theo, Sturm«, sagte Peter und schaute mich an.
Ich nickte.
Aber cool vom Trainer. Nur wusste ich hier nicht so ganz, ob die Position gemeint ist oder ob es sein Nachname ist. Ich weiß, das Komma und so, trotzdem.

Jonathan rempelte mich im Vorbeigehen an. »Arschloch«, sagte ich leise, also quasi nicht hörbar.
:)

Als wir wechselten, warf ich den Ball ganz sachte und korrekt. Ich hoffte, Jonathan würde endlich bemerken, dass ich gar kein schlechter Kerl war.
Aber dann hätte er ja gar kein Opfer mehr ... ne, ne, ne so ticken diese Jonathans nicht. Aber das muss Theo erst noch lernen/erfahren.

Zusammen mit Hünker preschte ich zum Tor. Vier Pässe Minimum. Hünker war immer fair zu mir,
Iregndwie ist schön zu wissen, dass er nicht alle gegen sich hat.

Besser noch: Wäre ich doch einfach Jonathan.
Schön!

Jonathan, du spielst auch mal ab.
Hehe, während meiner Trainerzeit habe ich auch vor jedem Spiel gesagt: Mattheo, du spielst auch mal ab!

Auf einmal kam Peter zu mir und hielt mir, ohne mich anzusehen, die weiße Kapitänsbinde hin.
Da habe ich mich direkt für ihn gefreut.

»Dann spiel’ ich nicht mit«, hörte ich Jonathan maulen. Peter ging nicht darauf ein. Ob er ihn wohl auch ignorierte, wenn sie bei sich zu Hause waren?
Ist Peter der Papa vom Jonathan? Wird wohl so sein.

Ich schlug ein und für einen Augenblick hatte ich nicht mehr das Gefühl, ich zu sein.
Schon irre, was so eine "Bewertung" des Trainers, so ein Vertrauensbeweis fürs Selbstbewusstsein tut.

Ich fühlte mich großartig. Plötzlich hatte ich keine Angst mehr. Außerdem musste ich Jonathan ja nicht ansehen.
Genau!

Ich stand da und beobachtete alles. Wenn ich jetzt zu viel lief, hätte ich schon vor der Halbzeit keine Puste mehr.
Oh, je.

In solchen Momenten war es egal, dass auch ich ihn bejubelte. Das war etwas Natürliches, ich war dann einer von allen.
Als ob er in den anderen Spielen nur darauf warten würde, dass endlich wer ein Tor reinballert, damit er ein Teil vom Ganzen ist.

»Ist mir egal. Gib’ sie oder ich erzähl’ allen, dass du wie ein Mädchen pisst.«
Ich schüttelte den Kopf.
Sehr gut, Theo! Und tapfer.

Hünker spielte jetzt hauptsächlich mit mir.
Der hat nicht nur Flaum, der wirkt auch sehr erwachsen auf mich.

»Mehr auf den Zehner!«, hörte ich den Füchse-Trainer rufen und fühlte mich geschmeichelt, bei meiner Zahl genannt worden zu sein.
LOL - aber ja, auch der »Dicke« darf nicht frei vor dem Tor stehen. Als wenn die Füchsekids den auch gleich als ungefährlich eingestuft hätten.

Der Torwart kam mir entgegen, aber ich rannte einfach an ihm vorbei. Der Ball kullerte nur so vor mir her und mit mir ins Aus.
Wie fies von Dir! Aber sehr gut, schreibst ja hier kein Märchen.

»Eine gelbe?«, fragte ich.
Aber macht die denn jetzt noch was, wo das Spiel doch zu Ende ist?

Niemand war böse, nicht was ich erwartet hatte.
Ich fast auch nicht. Aber vielleicht dachten sie, der hat schon genug Prügel eingesteckt, reicht für heute.

Das Rauschen von zehn Duschköpfen, das Murmeln gegenseitiger Verbrüderungen erfüllten meine Ohren. Ich ließ die Augen geschlossen, zählte bis zwanzig und wieder zurück. Unter meinen Fußsohlen fühlte ich die glatten Fliesen, spürte meinen Bauch leicht über den violetten Abdruck ragen und dass sich meine breiten Oberschenkel unterhalb der Poritze berührten.
Ja, das Spiel hat was mit ihm gemacht. Sehr schön. Klein, fein, sauber - Herr Autor.

Ja, ist halt viel Fußball, mag vielleicht nicht jede(r). Aber ist hübsch, das Auf und Ab von Theos Emotionen zu folgen, die schnellen Wechsel, fast hat er mich mit seinen Adrinalinschüben angesteckt.
Wirklich schön und sehr sauber. Kann hier gar nichts beitragen, habe es einfach nur sehr gern gelesen. Allerdings jetzt auch kein Text, der in mir noch paar Tage nachwirken wird, muss er aber auch nicht, was er macht, macht er gut und fertig!

Beste Grüße, Fliege

 

Hallo @Carlo Zwei,

als überzeugter Fußball-Legastheniker war ich sofort drin in deiner Geschichte. Ich kann echt nichts mit dem Sport selbst anfangen, fahre durch die Stadt und denke, Thanos hat's getan, um dann im Radio zu hören, dass, ach so, gerade das EM-Finale mit deutscher Beteiligung läuft. Das wiederum finde ich faszinierend, die gesellschaftliche Bedeutung, wie das manche Leben prägt, wie Ereignisse und Pflichten mit dem Spielplan abgeglichen werden. Und natürlich prägt's die Jugend, insbesondere wenn du provinziell aufwächst. Auch da war ich schnell in deinem Prot, weil ich selbst mal so war: aus Pflichtbewusstsein in den Verein, weil Jungs eben gern zu fußballern haben, lustlos und entsprechend schlecht gespielt, Sonntagmorgen auf den Platz, so ein Scheiß, wo ich viel lieber Samstag lange aufbleiben und Gruselfilme gucken wollte.

Dieses Gefühl, alle nehmen das so megaernst (ein Freundschaftsspiel auch noch!) und du versuchst, es irgendwie auch zu tun, um nicht allein dazustehen, das gibst du ebensogut wieder wie "Auf'm Platz", oder vielleicht liegt's auch nur an meiner Biografie. Details wie die kleinen Snickers: Geil. Ich finde, du sagst hier was über das Leben und die Sorten Mensch, die sich da so drin tummeln, ohne dich aufzudrängen. Man kann interpretieren, wenn man Bock hat, man kann aber auch einfach nur eine Geschichte über ein Fußballspiel lesen, mitfiebern, wie das ausgeht, diese Rivalität mit dem Jonathan, den wir schließlich fast alle kannten. Ich jedenfalls hatte meinen sofort vor Augen.

Eine Geschichte finde ich wie kleine Snickers: Geil.

Grüße
JC

 

Hey @zigga ,

vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Der Kommentar ging gut runter :lol: Hab ihn gleich zweimal gelesen. Cool, dass er dir so gefallen hat und fürs Teilen deiner Eindrücke und Erinnerungen.

stark! Sehr stark sogar.

Danke!

Besser noch: Wäre ich doch einfach Jonathan.
Würde ich streichen; das ist eh klar.

Fliege mochte es gern. Aber ich kann deinen Punkt verstehen und denke, ich werde es wahrscheinlich streichen – hatte so eine ähnliche Stelle in dem Friedhofs-Text und Jimmy hatte empfohlen, das zu streichen, und danach war es (positiv) schlanker. Andererseits wird diese Ebene "wie der andere sein wollen" ja in den vorangegangenen Zeilen nicht unbedingt angesprochen.

Ich hab mal gelesen, Figuren funktionieren besonders, wenn man Leute aus dem eigenen Umfeld darin erkennen kann.

Da ist, glaube ich, viel Wahres dran. Das habe ich auch mal gelesen, auch wenn ich sicher auch schon mal das Gegenteil gehört habe. Aber ich sehe das auch so. Mit einer Einschränkung, die mir gerade einfällt: In Wes Anderson Filmen – ich glaube, analog gibt es sowas auch bei John Irving und sicher bei vielen anderen auch, mir fällt noch Aki Kaurismäki ein – so (völlig) überzeichnete Figuren, die einfach nur noch skuril/schräg und darin aufregend sind. So was zieht bei mir auch :lol:

Mir gefällt es auch, dass dein Held kein "Verlierer" ist. Ja, er hat Probleme, aber er überwindet sie im Laufe des Textes zum Teil, das sieht man am Ende schön daran, dass er dann mit den anderen Kindern duschen geht.

Finde es cool, dass du das so siehst. Ich finde schon, dass er auch ein "Looser" ist, aber eben in diesem speziellen Kontext. Eben weil Jonathan immer auf ihm rumhackt und auch weil er Verantwortung hat, ihr aber auch nicht immer gerecht wird. Es ist so in der Schwebe. Aber ja, er macht weiter.

Die Prämisse deines Textes ist kein Suhlen in Negativem, sondern so nach vorne gerichtet, natürlich auch etwas melancholisch, aber trotzdem mache ich mir keine Sorgen um den Jungen, wenn ich aus dem Text rausgehe.

Das ist ein tolles Fazit und es gibt mir nochmal einen anderen Blick auf die Story, auch wenn sich das mit meiner Sicht auf den Text überschneidet.

Vielen Dank Zigga für diesen schönen Kommentar. Hat mir auf jeden Fall einiges gegeben.

Beste Grüße
Carlo

 

Hallo Carlo,

Sehr gelungen, Dein Text!

Es gibt fast nichts zu Bemängeln ...

Ich wusste, dass Jonathan mich beobachtete, dass er wieder nur auf einen Anlass wartete, auf ein hervorblitzendes Röllchen, eine Fettfalte, die er vor den anderen kommentieren konnte.

>>> da kann man richtig mitfühlen.
Er gab mir paradehafte Kopfbälle zurück,

gute Adjektiv-Substantiv-Kombi!
Im Hackenlauf trabten die Füchse an uns vorbei.
>>>> solche einfachen Sätze mag ich! Hackenlauf: sehr schön.
Im Hintergrund rauschte die Autobahn und von irgendwoher roch es nach frischem Toast.

Wie Du Autobahn mit frischem Toast verbindest, mag ich.

»Pinkelst wie ein Mädchen«, sagte Jonathan. »Ich hab’ gesagt, dass ich dir eine reinhaue. Wenn du noch einen Ball verschießt, tret’ ich dir in die Eier, verstanden?«
Ich nickte.
»Gib’ mir die Binde.«
»Peter hat gesagt, dass ich sie habe.«
»Ist mir egal. Gib’ sie oder ich erzähl’ allen, dass du wie ein Mädchen pisst.«

Eine Dialogpassage, die mir besonders gefallen hat.
Unter meinen Fußsohlen fühlte ich die glatten Fliesen, spürte meinen Bauch leicht über den violetten Abdruck ragen und dass sich meine breiten Oberschenkel unterhalb der Poritze berührten.

Da verlässt Du den POV (point of view) in meinem fiktionalen Film. Deine Rettung: Du arbeitest nicht visuell, sondern über die haptische Strecke, lässt Deinen Ich-Erzähler fühlen und spüren. Trotzalledem schleicht sich bei mir eine visuelle Aussensicht auf Deinen Protagonisten ein. Dein Satz ist schön formuliert und ich würde ihn trotzdem drin lassen....

gern gelesen, petdays

 

Hallo @Carlo Zwei,

keine Frage, du bist ein guter Autor. Show, don't tell hast du drauf und während des Lesens war da keine Unebenheit, die mich aus dem Lesefluss brachte.
Die Spielszenen sind 1A. Ich habe das mal in einer anderen Sportart gemacht und fand das recht schwierig zu schreiben. Natürlich weiß ich nicht, wie es dir von der Hand ging, aber was auf dem Spielfeld passiert, liest sich flüssig und wirkt auf mich authentisch.
Ich mag es, wenn die Figuren wie aus dem Leben gegriffen sind – Jonathan könnte auch der Idiot aus der 7b gewesen sein. :-) Ja, das kommt bei mir gut an.

Ich verstehe, was Theo umtreibt. Sein Problem mit der Figur und seinen Stand in der Gruppe hast du dem Leser gezeigt. Und ich erkenne auch, wie er während des Spieles zu einer stärkeren Persönlichkeit wird. Da hast du sehr schöne Stellen drin, mit der Kapitänsbinde z. B., der Torschuss, das Schulterklopfen und Hünker, der immer freundlich zu ihm ist. Das lässt ihn peu à peu aus seiner Haut wachsen und am Ende zur Mannschaft unter die Dusche stehen.

Theo ist ein Junge, der sehr dezent Einblicke in sein Inneres gibt: Vor dem Spiel ist er aufgeregt, dass er es im Magen spürt und er fühlt sich geschmeichelt, wenn er bei seiner Zahl genannt wird, um mal zwei Beispiele zu nennen. Gewundert hat es mich, dass er in der Klo-Szene so verschlossen ist. Ausgerechnet hier, wo er eine schlimme Demütigung erfährt, reagiert er fast kalt und abgebrüht. Macht sich sauber und gut ist´s. Das empfinde ich der Situation nicht angemessen, da hätte er gerne eine Regung zeigen dürfen. Ekel und Scham. Vielleicht auch Wut.

»Hünker« scheint mir ein Familienname zu sein. Ich habe mich im Nachhinein gefragt, wieso in einem Team, in dem sogar der Coach mit dem Vornamen angesprochen wird, ein einzelner Junge beim Nachnamen genannt wird. Das sticht ein wenig hervor, daher spreche ich es an.

Viele Grüße
Tintenfass

 

Hallo Carlo, die Geschichte hat mir gut gefallen. Wenn Du möchtest, zähle ich gern auf, was ich daran alles gut finde, aber wahrscheinlich ist es nützlicher, wenn ich mich darauf beschränke, die in meinen Augen kritischen Aspekte zusammenzufassen. Mal schauen.

Unabhängig davon, dass die Geschichte gut geschrieben ist, erscheint mir das Thema und der Konflikt ein wenig zu konventionell. Fußball als Lieblingssport der Deutschen und dann Mobbing unter Kids – klar, das ist ein Dauerbrenner, aber so richtig haut es mich nicht vom Hocker. Du bist ja ein versierter Autor, musst Dich also nicht mit Fingerübungen befassen. Warum nicht also nach dem besonderen Plot, der besonderen Geschichte suchen?

Dann zum Konflikt selbst. Was genau hat Jonathan gegen Theo? Ich habe anfangs irgendwas sexuell Aufgeladenes vermutet, wegen dieser Duschgeschichte und der Scham in puncto Nacktheit. Aber dafür habe ich dann keine weiteren Hinweise gefunden.

Das Problem mit derart allgemein gehaltenen Konflikten ist, dass sie wenig Brisanz besitzen. Klar solidarisieren wir uns mit dem Opfer, insbesondere weil die Geschichte aus der Opferperspektive geschrieben ist und wir sehen, dass Theo leidet.

Doch wäre es nicht packender, aus der Vielzahl möglicher Mobbing-Auslöser einen rauszugreifen und das dann zu beackern? Denn so wirkt die Aussage recht beliebig: Kinder/ Jugendliche können untereinander grausam sein, so ist das eben. Nicht gezeigt wird, dass Mobbing auf Defiziten in der Erziehung bzw. im Umfeld beruht. Kinder sind nicht einfach so grausam oder aggressiv gegeneinander.

Ich finde, man darf es sich in diesen Dingen nicht zu leicht machen und derartige Konflikte so darstellen, als wären sie quasi Teil der menschlichen Natur.

Trotz dieser Einwände gern gelesen, insbesondere wegen der dynamischen Darstellung der sportlichen Ebene.

Freue mich auf Deine nächste.

Gruß Achillus

 

Hallo Carlo,

ich hab diese Geschichte echt gern gelesen. Ich hab selbst mal eine Story geschrieben, in der ein Fußballspiel vorkam und fand es total schwer, das zu beschreiben. Du hast das echt gut gemacht.

Sehr sympathischer Erzähler und die Erzählstimme passt dazu. Was mir total gut gefallen hat und den Text meiner Meinung nach sehr authentisch gemacht hat, war, dass es nicht um eine typische Schwarz-Weiß-Mobbing-Situation ging. Also kein "alle gegen das arme Opfer", sondern ein ganz normaler Junge, der weder super beliebt ist, noch von allen gemobbt wird, der aber unbedingt von allen gemocht werden will, vor allem von Jonathan. Bezeichnend fand ich dieses ständige Gedanken machen um Kleinigkeiten, z.B. das Baucheinziehen oder das behutsame Werfen der Bälle.

.Ich hoffte, Jonathan würde endlich bemerken, dass ich gar kein schlechter Kerl war.
Schön. Und traurig.

Ein paar Stellen hab ich mir noch rausgepickt. Nur so als Vorschläge.

Ich wusste, dass Jonathan mich beobachtete, dass er wieder nur auf einen Anlass wartete, auf ein hervorblitzendes Röllchen, eine Fettfalte, die er vor den anderen kommentieren konnte.
würde mich bei dem Festgedrückten auf eines beschränken

.
»Konzentration«, murmelte Hünkar, und etwas verblüffte mich daran.
und was genau? das ist mir zu unpräzise

Auf dem Heimweg schaltete mein Vater das Radio ein. Ich schaute aus dem Fenster und folgte dem Auf und Ab der Leitplanken.
»Ich hab’ ein Tor geschossen«, erzählte ich.
»Gut«, sagte mein Vater.
Da waren kaum andere Autos auf der Autobahn. Es musste eine Zeit sein, zu der nur wenige Autos fuhren.
Ich fände den Schluss ohne die letzten beiden Sätze noch stärker.

Vielleicht hilft dir was davon weiter! :)

Lieben Gruß,

Tintenfisch

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @Fliege ,

habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut und auch das Gefühl, dass da etwas Wichtiges für mich drin steckt. Ersteinmal freue ich mich, dass der Text dir gefallen hat und du ein gutes Leseerlebnis hattest. Aber ich versuche deinen Kommentar auch als Anregung für Neues zu lesen. Da komme ich gleich nochmal drauf zurück. Also auch nochmal danke für die vielen Stellen, die du rausgepickt hast und für deine Empathie mit Theo.

schöne Geschichte. Ich mag die Langsamkeit in dem Text, den genauen Blick, der sich Zeit nimmt und ich mag deinen Theo. Der Text fühlt sich für mich irgendwie an, als würde ich aus dem Fenster schauen :).

Das habe ich sehr gerne gelesen :D Dankeschön!

Aber cool vom Trainer. Nur wusste ich hier nicht so ganz, ob die Position gemeint ist oder ob es sein Nachname ist. Ich weiß, das Komma und so, trotzdem.

Ja, der Punkt ist gut. Ein kleiner Irritationsmoment ist das auf jeden Fall. Mir gefällt daran eben, dass es so knapp und ungrammatikalisch ist. Aber ich werde da nochmal drüber nachdenken und schauen, ob mir etwas Alternatives einfällt.

Besser noch: Wäre ich doch einfach Jonathan.

Schön!

Die Stelle hätte Zigga ja gestrichen :lol: ich bin mir da gerade noch unschlüssig. Es ist eigentlich ein bisschen redundant, aber rhetorisch mag ich es auch. Allerdings wäre da tendentiell das Argument den Text zu verschlanken schon kräftiger.

»Eine gelbe?«, fragte ich.

Aber macht die denn jetzt noch was, wo das Spiel doch zu Ende ist?

Gut, dass dir das aufgefallen ist ... Ja, es ist ein bisschen schwierig. In der Regel ist es so, dass die gelben Karten über das Spiel hinaus wirksam sind, du also in einem nächsten Spiel mit einer einzigen gelben gelb-rot bekommst. Ob dass hier wirklich durchgezogen werden würde, ist natürlich die Frage, das stimmt ...

Hehe, während meiner Trainerzeit habe ich auch vor jedem Spiel gesagt: Mattheo, du spielst auch mal ab!

Volleyball etwa (weil du es davor erwähnt hast)? :-) Ja, das ist ein Dauerbrenner und manche lernens nie – vielleicht weil sie nicht müssen. Ich lehne mich jetzt etwas aus dem Fenster: das sind dann so Hasslieben wie C. Ronaldo oder Neymar.

Ist Peter der Papa vom Jonathan? Wird wohl so sein.

Genau. Die Stelle hatte sich für die Info geeignet und ich finde es eigentlich ganz gut, dass das so beiläufig passiert. Hier wäre vielleicht nochmal die Chance, die Motivation Jonathans zu klären, um seine Handlung nachvollziehbar zu machen. Da muss ich nochmal ein bisschen drüber grübeln, aber ich glaube, das mache ich hier in Auseinandersetzung mit den Kommentaren.

Schon irre, was so eine "Bewertung" des Trainers, so ein Vertrauensbeweis fürs Selbstbewusstsein tut.

Ja, das stimmt. Für mich ist das hier vor allem mit der Kapitänsbinde verbunden. Die wird angelegt und auf einmal hat Theo eine andere Rolle. Er ist am Kapitänsgespräch beteiligt und er initiiert den Schlachtruf.

Als ob er in den anderen Spielen nur darauf warten würde, dass endlich wer ein Tor reinballert, damit er ein Teil vom Ganzen ist.

Freut mich, dass das bei dir angeklungen ist. Hatte ich nicht so drüber nachgedacht. Aber das stimmt. Ich sehe ihn einfach von einer in die andere Rolle schlüpfen. Er will akzeptiert werden und wenn er nicht gerade angegangen wird, verhält er sich so wie die anderen bzw. will sich so verhalten.

Wie fies von Dir! Aber sehr gut, schreibst ja hier kein Märchen.

heheh, darüber habe ich mich sehr gefreut. Schön, dass die Stelle bei dir funktioniert hat.

Ja, ist halt viel Fußball, mag vielleicht nicht jede(r).

Jetzt gehts ans Eingemachte (vor allem beim nächsten Zitat). Ja, da sprichst du was an. Natürlich kann so ein Text nicht jedem oder jeder gefallen. Das ist ja vom Figurenensemble und der Thematik bereits schon ein scheinbar männlich konnotiertes Thema. Allerdings kann man das ja geschlechterunabhängig lesen und nachempfinden und es ist ja auch ein Konflikt, der geschlechterübergreifend ist. Aber du hast natürlich recht. Gerade Fußball und dann auch kein Frauenfußball ist schon vom Identifikationspotential speziell.
Du hast das ja auch nicht (so habe ich dich verstanden) in Frage gestellt. So ist es eben. Manchmal passiert einem so eine Thematik und dann ist es halt diese Geschichte. Das ist zumindest bei mir auch nicht immer so ganz steuerbar – allerdings ist die Themenwahl etwas, wo ich mich auch gerade mit auseinandersetzen will. Ich finde daher auch @Achillus Kommentar extrem hilfreich (danke schonmal dafür!).
Finde es gut, dass du das angesprochen hast, weil es auch so ein bisschen zurückhaltend klingt, so als ob du jetzt nicht gewusst hättest, ob du das schreiben sollst oder nicht. Ich fand es nützlich.

einfach nur sehr gern gelesen. Allerdings jetzt auch kein Text, der in mir noch paar Tage nachwirken wird

Und das ist der zweite sehr wichtige Punkt für mich. Etwas Ähnliches hat ja auch Achillus geschrieben. Auch hier hast du das ja nicht zum Credo deines Kommentares gemacht, sondern so als Selbstnotiz. Klar ist das eine Kritik, die über den Text hinausweist. Aber das finde ich in diesem Fall gut. Ich glaube auch, dass du damit recht hast, wenn man das so sagen kann. Als Konsequenz werde ich mir verschiedene Ideen, die ich so habe und sammel, nochmal unter dem Aspekt der Brisanz anschauen. Ich möchte wirklich kein überzogenes Drama, doch vielleicht könnte diese Anregung mir helfen, einen anderen Blick auf meine Ideenauswahl zu gewinnen. Und trotzdem ist es natürlich auch nicht schlimm, wenn eine anspruchsvolle Fliege einen Text einfach 'sehr gerne' gelesen hat :lol: :herz:

Vielen Dank für deinen tollen Kommentar und bis dann!
Carlo

 

Hey @Proof ,

danke, dass du vorbeigeschaut hast. Freue mich, dass dir die Geschichte gefallen hat und dass du dem Sport ebenso abtrünnig bist wie ich :lol:

als überzeugter Fußball-Legastheniker war ich sofort drin in deiner Geschichte

haha, ja, sehr gut. Ich dachte zuerst, das wäre Ironie, aber dann hab ich es verstanden.

Thanos hat's getan

:lol: was für ein Spruch

Das wiederum finde ich faszinierend, die gesellschaftliche Bedeutung, wie das manche Leben prägt

Ja, das finde ich auch. Vor allem wenn sie das so bierernst in der Tagesschau bringen. Als wäre das irgendwie ein elementarer Bestandteil gesellschaftlicher Existenz und Zivilisation dem runden Leder nachzueiern. Heute spiel ich Fußball auf jeden Fall auch wieder gerne, auch damals, aber heute ist es anders. Fußball schauen ging bei mir noch nie so wirklich (außer zur WM – aber ich habe mir letztes Jahr auch begeistert die Judo WM angeschaut. Das fand ich echt enorm, vor allem auch mit gemischten Teams und nicht Einzel- sondern Gruppenwertung – aber auch eher zufällig geschaut). Aber ich habe immer wahrgenommen, wie manche Familien ihr ganzes Leben um den Fußball herum errichtet haben. Immer zu allen Spielen. Immer Bettwäsche vom Lieblingsverein. Immer Sportschau und so weiter.

"Auf'm Platz"

Was ist das? Hab mal gegooglet und nur so ein Blatt über Amateur-Fußball gefunden.

Ich finde, du sagst hier was über das Leben und die Sorten Mensch, die sich da so drin tummeln

Freut mich, dass du das so siehst.

Man kann interpretieren, wenn man Bock hat, man kann aber auch einfach nur eine Geschichte über ein Fußballspiel lesen

danke! Ist ein schönes Kompliment.

mit dem Jonathan, den wir schließlich fast alle kannten

Ja, irgendwie scheint es so ... finde ich schon einigermaßen erstaunlich, aber es freut mich auch

Eine Geschichte finde ich wie kleine Snickers: Geil.

haha :lol:
danke!!

Beste Grüße
Carlo



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Hallo @petdays

danke auch dir, dass du vorbeigeschaut hast. Freue mich, dass du hier gerade so aktiv bist.

Sehr gelungen, Dein Text!

Danke dir

gute Adjektiv-Substantiv-Kombi!

auch hierfür :)

Wie Du Autobahn mit frischem Toast verbindest, mag ich.

und dafür auch :D das hört man natürlich gern.

Da verlässt Du den POV (point of view) in meinem fiktionalen Film. Deine Rettung: Du arbeitest nicht visuell, sondern über die haptische Strecke, lässt Deinen Ich-Erzähler fühlen und spüren. Trotzalledem schleicht sich bei mir eine visuelle Aussensicht auf Deinen Protagonisten ein.

Finde ich eine gute Beobachtung. Ich habe nochmal darüber nachgedacht. Ich sehe hier erstmal kein Problem, weil, wie du schon selbst sagst, dass ja Theos Gefühlswelt ist. Andererseits kann ich verstehen, was du meinst, und ich glaube, du hast auch recht damit. Hier entsteht so eine Außensicht. Aber ob das nun eben passend ist, ob davon grundsätzlich abzuraten ist etc. das ist die höhere Mathematik des Schreibens. An der ich grundsätzlich sehr interessiert bin, zu der ich aber bisher nur vereinzelt Anmerkungen (zum Beispiel von Mitgliedern hier) gelesen habe. Ich hätte jetzt gesagt, es passt in gewisser Weise als kleines Zoom-out, weil es das Ende der Geschichte ist.

Danke für deine Gedanken und für die netten Worte!
Liebe Grüße
Carlo

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich kratzte mich im Schritt. Irgendwie rutschte mir das Ding immer ins Zwischennetz.

Schöne Erinnerung - aber alles schon gesagt?

Nee!, denn „Bundespolizei senkt Ansprüche an Bewerber“ titelte heute morgen die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (Montag 20.01.2020, Poltik, WP1) mit der Kernaussage, „[d]ie Anwärter fallen nur sehr selten durch: Sind sie so gut oder hängt die Messlatte so niedrig?“, wobei offensichtlich letzteres gelten wird, wenn nicht mal eine Rolle rückwärts dem Kandidaten gelingt und „ein Pendellauf zwischen zwei Turmkästen – vier mal zehn Meter binnen elf Sekunden – und ein zwölf-Minuten-Lauf" nicht hinhauen, und da bin ich erstaunt, da wirkt Deine Geschichte wie eine Utopie für die Generation Helikopter,

lieber CarloZwo,

bei meinen krummen Beinen (wären sie „gerade“ gewachsen, ich wäre wenigstens fünf cm „länger“, dafür aber leichtbauweise) und somit eine Kopie Ente Lippens‘, allerdings auf‘m Aschenplatz, Schreddern inclusive.

Bis in die Namenswahl hinein ein – wie ich finde - gelungener Text, selbst wenn „Jonathan“ sehr ironisch wirkt in seiner Bedeutung als „Gottesgeschenk“ (hebr. eigentl. „Gott hat‘s gegeben“). Aber wer Mobbing und ähnliches durchhält, kommt gestärkt hervor ...

Du ahnst, ein bisschen Flusenlese muss noch!, und zwar gleich hier

Ich hörte ihm zu, pellte mir das T-Shirt unauffällig und mit krempelnder Bewegung über den Kopf, hielt es vor Bauch und Brustwarzen und versuchte[…] mir das Trikot überzustreifen.
Die Regeln zur Kommasetzung wurden vor einiger, aber doch vor relativ kurzer Zeit durch eine „übergeordnete“ Regel ergänzt, die besonders die Infinitivsätze betrifft, wenn nämlich ein komplexes Prädikat – wie hier „überzustreifen versuchen“ (oder umgekehrt) vorliegt, wird die Regel der Kommasetzung für Infinitivgruppen, die von wenigstens einem Substantiv abhängig sind (wie hier vom Trikot) ausgesetzt.

Komplexe Prädikate werden oft mit Modalverben (brauchen, können, lassen, scheinen, versuchen) gebildet, ausführlich vgl. Komplexe Prädikate

Hier z. B. ist die übergeordnete Regel m. E. ein zwotes Mal anzuwenden

In der Zeit atmete ich nur durch die Brust, zog den Bauch ein und bemühte mich[...] nicht verkrampft zu wirken.

Dann meine ich, dass die Fälle-Falle einmal zuschnappt, wenn es heißt
Ich zog die Stulpen über die bräunlich angelaufenen Schienbeinschoner und trat ein paar Mal fest auf dem Kunstrasen auf, um ein Jucken zwischen den Zehen loszuwerden.
Ja, unser Held ist „auf dem Rasen“, aber er tritt fest auf „den Rasen auf

Jonathan rempelte mich im Vorbeigehen an. »Arschloch«, sagte ich leise, also quasi nicht hörbar.
Bestenfalls ein „kaum hörbar“, wenn ein Appendix abgeführt werden muss („so leise wie möglich“ wäre schon zu viel)

Während die Füchse zur Aufwärmung zwei große Runden um den Platz liefen, übten wir Spielsituationen.
Warum die Substantivierung mit -ung, wenn zu + dem Aufwärmen bis auf die Majuskel identisch mit dem Verb bleibt ...

»Ich will ein faires Spiel«, sagte der Trainer und der Knorrige und ich nickten wie automatisch.

Die Mannschaft gröhlte. »Super!«, rief Peter.
Meinte ich auch bis gerade noch, aber besser „grölen“ ohne Dehnungs-h, gut, dass da mal der rote Kringel seine Funktion ausübte …

So weit, so gut, aber als ich die Zeile

»Theo, Sturm«, sagte Peter und schaute mich an.
las ich statt „Sturm“ „Storm“ und „Pole Poppenspäler“ fiel mir ein, in dem der Pöbel (oder nennen wir ihn wie aktuell „Mob“) unterliegt.

Gern gelesen vom

Friedel,
der auch wieder was gelernt hat: High five
und so a) seinen Sprachschatz auf 301 erhöht hat und nun b) diesen Begrüßungsritus benennen kann.

 

Liebes @Tintenfass ,

schön, dich auch mal unter einer Geschichte von mir zu lesen. Danke für die guten Anregungen und Stellen, die du rausgepickt hast.

du bist ein guter Autor. Show, don't tell hast du drauf und während des Lesens war da keine Unebenheit, die mich aus dem Lesefluss brachte.

danke, das tut immer gut zu hören :-)

Ich habe das mal in einer anderen Sportart gemacht und fand das recht schwierig zu schreiben. Natürlich weiß ich nicht, wie es dir von der Hand ging, aber was auf dem Spielfeld passiert

Tatsächlich ging das schon. Aber habe auch mal Fußball gespielt früher, vielleicht deshalb.

Jonathan könnte auch der Idiot aus der 7b gewesen sein. :-)

haha, witzig, einige hier haben schon angemerkt, sich hiere an eine persönliche Jonathan-Erfahrung erinnert gefühlt zu haben. Ja, die Typen sind leider nicht rar gesäht.

Da hast du sehr schöne Stellen drin, mit der Kapitänsbinde z. B., der Torschuss, das Schulterklopfen und Hünker, der immer freundlich zu ihm ist

Schön, dass dir das gefallen hat. Es geht nicht immer so erbaulich zu, aber hier gefällt mir das auch so.

Theo ist ein Junge, der sehr dezent Einblicke in sein Inneres gibt: Vor dem Spiel ist er aufgeregt, dass er es im Magen spürt und er fühlt sich geschmeichelt, wenn er bei seiner Zahl genannt wird, um mal zwei Beispiele zu nennen. Gewundert hat es mich, dass er in der Klo-Szene so verschlossen ist.
wo er eine schlimme Demütigung erfährt, reagiert er fast kalt und abgebrüht.

Das ist ein sehr guter Hinweis. Ich wollte, glaube ich, das große Melodram umschiffen, und habe ihn dadurch auch mehr als jemanden gezeichnet, der sowas schon oft erlebt hat und deshalb in gewisser Weise auch "abgebrüht" ist. Allerdings hast du auch recht, dass es nicht so recht zu Theos Art, seine Gedanken und Gefühle mitzuteilen. Das werde ich in der Überarbeitung nochmal angehen. Danke!

»Hünker« scheint mir ein Familienname zu sein.

Das habe ich berichtigt. Danke für den Hinweis :D Es ist nämlich tatsächlich ein Vorname. Bloß wird der nicht Hünker sondern (türkisch) Hünkar geschrieben ...

Also Tintenfass. Ich hab mich sehr über deinen Kommentar gefreut. Nochmal vielen Dank dafür und auf bald.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Achillus ,

danke für deinen Kommentar. Hat mich nochmal intensiv über den Prozess meiner Themenfindung nachdenken lassen.

die Geschichte hat mir gut gefallen

Das freut mich.

Wenn Du möchtest, zähle ich gern auf, was ich daran alles gut finde

ja, ich bitte darum :p

(alles gut ...)

das Thema und der Konflikt ein wenig zu konventionell

Auch wenn das ein Meta-Kommentar ist, kann ich damit etwas anfangen. Fliege hatte auch so etwas angedeutet (zumindest habe ich das so interpretiert). Du hast ja auch gleich benannt, was dir zu konventionell erscheint (Fußball, Mobbing – vor allem in der Kombi). Ein bisschen habe ich das durch Theos Rolle aufzubrechen versucht. Aber ich gebe dir recht. Der Hinweis hat es jedenfalls in sich.
Zunächst habe ich dadurch nochmal über Trend-Themen nachgedacht. Dabei beziehe ich mich vor allem auf den 'Open Mike', den ich als einen Seismograph für zeitgenössisches Schreiben wahrnehme. Es fehlen dort in der Regel migrantische, queere und oft auch politische Perspektiven. Dafür geht es um Themen wie: Digitalisierung, Herkunft, Heimat, Feministisches, Körperbezogenes (wozu meines ja auch tendiert), Dauerbrenner: Tod und Geburt, Globalisierung, Vernetzung, Leistungsgesellschaft, Selbstoptimierung. Die Frage, die ich mir gestellt habe, war: Sind solche scheinbar zeitgenössisch brisanten Themen für mich persönlich relevant, kann und will ich darüber schreiben. Vielleicht lege ich deinen Begriff des Konventionellen jetzt auch ein bisschen weit aus oder der Open Mike ist einfach nicht wirklich das, für das ich ihn halte; aber ich verstehe die oben genannten 'Themen' schon auch als einen Gegenpol zum Konventionellen, auch wenn sie als Trend-Themen sicher auch zu Konventionen werden können – aber so meine ich das nicht. Davon abgesehen gibt es natürlich Möglichkeiten allein über die Sprache, wenn man das möchte, unkonventionell zu sein.
Es stellt sich mir – wenn ich denn aktiv über die Themensuche nachdenke – immer dieselbe Frage: Soll ich mich einschränken, eine Geschichte lieber nicht schreiben, weil ein Thema nicht unkonventionell genug ist bzw. soll ich von vornherein Themen auswählen, die unkonventionell sind, zum Beispiel auf besagte Trends aufspringen bzw. sie in meiner Biografie suchen oder soll ich konventionelle Themen umschiffen. Daran anknüpfend frage ich mich natürlich auch: Habe ich überhaupt etwas zu erzählen. Allerdings kann ich mir nur schwer vorstellen, dass ich bei dieser Frage ein 'nein' meinerseits akzeptieren würde :lol: dafür ist mir das Schreiben dann leider doch etwas zu lieb.
Mein Fazit für den Moment lautet deshalb: Gewisse Themen aussparen, andere bevorzugen und trotzdem grundsätzlich mein Schreiben nicht von solchen Vorüberlegungen leiten zu lassen.

Du bist ja ein versierter Autor, musst Dich also nicht mit Fingerübungen befassen

Danke für das Kompliment. Ich verstehe das so: Du meinst das die Story eine Art Fingerübung ist, weil es Thema und Konflikt an Brisanz fehlt (?) Da könnte ich erstmal mitgehen. Oder verstehe ich dich falsch?

Warum nicht also nach dem besonderen Plot, der besonderen Geschichte suchen?

[Kurze Anmerkung: Jetzt hast du dir etwas eingehandelt :lol: Da sind super viele Fragen bei mir aufgekommen und auch auf die Gefahr hin, dass das jetzt etwas viel ist, habe ich das mal versucht in Worte zu fassen.]

Ist auf jeden Fall eine wichtige und nicht leichte Aufgabe. Ich halte es für sinnvoll, zu fragen, welche Geschichten man auch erzählen kann. Ich hatte gestern ein wenig in den 'Schatten des Krieges' gestöbert (wahrscheinlich kommt da noch ein Kommentar meinerseits). Da haben einige Kommentatoren ja auch das Thema in Frage gestellt, und da dachte ich mir, vielleicht treiben dich ja ähnliche Fragen um. Ist das so oder ist die Suche nach dem Thema für dich eigentlich keine Herausforderung mehr?
Ich glaube im übrigen, dass die Frage nach dem Thema stark mit der Schreibmotivation im Allgemeinen zusammenhängt. Letztlich dürfte sich vieles, was die Themenwahl betrifft, ja auch davon abhängen, warum man überhaupt schreibt. Das alles sind so grundsätzliche Fragen und trotzdem schreibe ich so selten darüber und lese auch so selten davon: Worüber lohnt es sich zu schreiben, was macht dabei die persönliche Perspektive, über was kann ich schreiben, warum schreiben wir aber alle über unterschiedliche Dinge, weshalb schreiben wir überhaupt (um etwas über uns selbst zu erfahren; als Bewältigungsstrategie; um literarische Erfolge zu feiern?).

Ich will jedenfalls versuchen, deinem Rat nachzukommen, und Ideen herausgreifen, die noch mehr 'Brisanz' haben; obwohl ich gerade noch unschlüssig bin, welche Maßstäbe ich da ansetze. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, meine motivationale Lage beim Schreiben (soweit ich sie begreife) sieht ungefähr so aus: Ich möchte etwas über mich selbst Erfahren; ich möchte mich selbst beim Schreiben über plötzliche Einfälle freuen und auf solche Einfälle auch stolz sein, mich darin verlieben; aber ich möchte auch einen gewissen Erfolg mit meinem Schreiben. Das kann eine Anerkennung in jedweder Form sein. Sie muss von jemandem kommen, dessen Meinung bei mir etwas zählt; das sind erstmal nicht wenige.

Unerwähnt ist da natürlich die Textarbeit. Die sehe ich als notwendiges Mittel zur Steigerung all dieser Dinge, die mir am Schreiben Freude bereiten und zur Erweiterung meiner Erfahrungen und meines Wissens über das Schreiben.

Eine wirkliche Notwendigkeit ergibt sich bei mir also nur aus dem gewachsene Verlangen nach all diesen Dingen und der Rolle, die das Schreiben in meinem Leben einnimmt. Ich kann also nicht behaupten, dass eine absolute Notwendig – so wie einige Autoren das von sich behaupten – der Kern und Ursprung meiner schreiberischen Tätigkeit ist.

Ich würde gerne wissen, ob die Lust am Erfolg für das Schreiben Fluch oder Segen ist. Einerseits ist sie eine Triebfeder, die nicht selten zu beachtlichen Ergebnissen führen kann. Viele Künstler sind ja in gewisser Weise eitel. Andererseits ist die Lust am Erfolg auch irgendwie substanzlos – merkt man am stärksten, finde ich, wenn Leute für wirtschaftlichen Erfolg ihre Kunst 'verraten'.
Das sind harte Worte. Aber es ist ja auch ein intimes Thema und das ist meine eingeschränkte Perspektive darauf.

Wenn du hierzu übrigens noch etwas sagen willst, freue ich mich natürlich sehr über eine Replik oder eine kleine Diskussion (gerne auch als PN oder in einem extra Thread).

Was genau hat Jonathan gegen Theo? Ich habe anfangs irgendwas sexuell Aufgeladenes vermutet,
Das Problem mit derart allgemein gehaltenen Konflikten ist, dass sie wenig Brisanz besitzen.
Doch wäre es nicht packender, aus der Vielzahl möglicher Mobbing-Auslöser einen rauszugreifen und das dann zu beackern?

Diese drei Dinge sprechen ja eigentlich dasselbe Problem an. Die halbwegs ungeklärte Motivation Jonathans. Für mich war die tatsächlich in seinem Charakter begründet, aber natürlich auch in einer gewissen Konkurrenzsituation. Es geht auch um das Verhältnis von Peter und Theo. Ohne Jonathan als Opfer darstellen zu wollen, sehe ich ihn auch verunsichert etwa darüber, wie so ein Schluffi wie Theo trotzdem 'Erfolge' feiern darf (Kapitänsbinde, gelegentliche Tore, Support durch Hünker und manchmal auch Max). Also irgendwie auch ein klassischer Fall von: Der bekommt doch alles in den Ar*** geblasen.

Deinen Punkt verstehe ich aber. Ich denke, das würde noch etwas aus der Geschichte rausholen und vielleicht ließe sich das ja sogar noch im Nachhinein konstruieren. Das schaue ich mir bei einer größeren Bearbeitung nochmal an. Danke für den Hinweis.

Also es hat mich sehr gefreut, dass du dich so kritisch mit dem Text befasst hast. Hat mich, wie du vielleicht lesen konntest, sehr zum Nachdenken gebracht.

Viele Grüße
Carlo

 

Juchhu, noch eine neue Begegnung. Und noch jemand Tintenaffines. Ich hoffe, du musstest nicht zu lange auf die Antwort warten. Über deinen Kommentar habe ich mich jedenfalls sehr gefreut. Danke für die vielen wohlwollenden Worte und die guten Anmerkungen.

ich hab diese Geschichte echt gern gelesen. Ich hab selbst mal eine Story geschrieben, in der ein Fußballspiel vorkam und fand es total schwer, das zu beschreiben. Du hast das echt gut gemacht.

Dankeschön! Ich hatte zuerst ein bisschen Angst, dass es so nach 'Die Wilden Kerle' klingt. Unabhängig davon, habe ich tatsächlich eine sehr ulkige Beziehung zu Fußballbeschreibungen, wenn ich zurückdenke. Mit elf, zwölf war ich ein richter Werner Beinhart Fan :lol: Den ersten Teil finde ich tatsächlich (neulich nochmal reingeschaut) auch heute noch witzig und auch originell (mal von dem extrem-Sexismus abgesehen, wenn das überhaupt geht). Da gibt es diese legendäre erste Szene, wo Werner sich mit ner Bierflasche aus dem Fenster seiner Wohnung lehnt und von oben auf den Kieler Wochenmarkt blickend ein Fußballspiel(!) kommentiert. Das hat er natürlich selbst inszeniert, indem er den Ball ins Geschehen wirft. Hinterher steht keine Bude mehr.
Den Keramik- und den Eierstand trifft es am härtesten :lol:

Sehr sympathischer Erzähler und die Erzählstimme passt dazu.

Oh, danke. Freut mich, dass du ihn sympathisch fandest.

dass es nicht um eine typische Schwarz-Weiß-Mobbing-Situation

Das beruhigt mich ... alles andere wäre wohl mehr oder minder ein Klischee.

kein "alle gegen das arme Opfer", sondern ein ganz normaler Junge, der weder super beliebt ist, noch von allen gemobbt wird, der aber unbedingt von allen gemocht werden will, vor allem von Jonathan

Super! So hatte ich mir das erhofft :D

Bezeichnend [für Theos Wunsch gemocht zu werden] fand ich dieses ständige Gedanken machen um Kleinigkeiten, z.B. das Baucheinziehen oder das behutsame Werfen der Bälle

Das finde ich eine spannende Perspektive auf diese Beschreibungen von Theos Körperlichkeit. Er will ja vor allem nicht auffallen. Aber letztlich heißt das auch, sich verstellen, um gemocht zu werden.

Ich wusste, dass Jonathan mich beobachtete, dass er wieder nur auf einen Anlass wartete, auf ein hervorblitzendes Röllchen, eine Fettfalte, die er vor den anderen kommentieren konnte.
würde mich bei dem Festgedrückten auf eines beschränken

ich glaube, ich mag die beiden zu sehr. Außerdem sind es ja zwei kleine und doch unterschiedliche Details. Ich beobachte das nochmal, vielleicht stört sich ja noch jemand dran (wenn das überhaupt noch jemand kommentiert :lol:)

»Konzentration«, murmelte Hünkar, und etwas verblüffte mich daran.

und was genau? das ist mir zu unpräzise


Die Anmerkung finde ich gut. Da werde ich nochmal dran schrauben, ist ja auch nur eine kleine Sache. Ich hatte es in einer vorherigen Version so, dass Hünker und Theo noch nie ein Wort miteinander gesprochen hatten. Das "und etwas verblüffte mich daran" war also so gedacht, dass Theo zu abgelenkt vom Anstoß ist, dass er im Gegensatz zum Leser nicht merkt, dass das gerade die ersten Worte waren, die Hünker an ihn gerichtet hat. Doch irgendwie war mir dieses "Noch nie ein Wort gewechselt" dann etwas zu unglaubwürdig, da die beiden ja schon recht vertraut miteinander wirken.

»Ich hab’ ein Tor geschossen«, erzählte ich.
»Gut«, sagte mein Vater.
Da waren kaum andere Autos auf der Autobahn. Es musste eine Zeit sein, zu der nur wenige Autos fuhren.

Ich fände den Schluss ohne die letzten beiden Sätze noch stärker.


Hm, da bin ich mir unsicher. Du hast schon recht damit, dass "ich hab ein Tor geschossen" eigentlich die Pointe der Geschichte ist, wenn man so will. Also das von den Ereignissen des Tages in der Erzählung an den Vater dann nur noch genau das übrig bleibt. Andererseits gehe ich nicht gerne an so einer Stelle raus. Das fühlt sich für mich an, als hätte ich einen Witz gemacht und wartete jetzt auf die hoffentlich eintreffenden Lacher. Ich wollte es deswegen gerne noch etwas auserzählen.


Lieber Tintenfisch. Vielen Dank für deinen Kommentar und deine Zeit. Vielleicht lässt du ja auch mal wieder ein bisschen Tinte stehen. Dein letzter Text liegt schon einige Zeit zurück, oder?

Liebe Grüße
Carlo

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Carlo,

an deinem Text konnte ich nicht vorbeigehen, und zwar aus zwei Gründen. Erstens bin ich ein Fußball-Fan, zweitens rede ich ganz oft mit meinem vierzehnjährigen Enkel, der (natürlich) im Verein spielt als Tormann.
Ein sensibler Junge, der mit seinem Körpergefühl hadert, daher unsicher ist - gar nicht selten in Sportvereinen. Da kommt es auf den Trainer an, wie es ihm gelingt, die Ansätze von Mobbing zu unterbinden. Wenn dann der Sohn des Trainers, obwohl bester Spieler, sich als äußerst unfairer Rowdy geriert, der "Freundschaftsspiele" nur als Sieger akzeptieren kann, ist das für den Vater ganz schön schwierig. Manchmal sind auch die am Spielrand stehenden übermotivierten Eltern oder Großeltern Verursacher von Gewaltausbrüchen. Das habe ich selbst erlebt. Dein Prota hat ja wohl einen lieben Papi, der ihn überall hin chauffiert.

Dass im Vereinsfußball, vor allem in den unteren Ligen, rüdes Benehmen zunimmt, ist bekannt. Du hast in deiner Geschichte einige aktuelle Probleme angesprochen, alles ganz authentisch, wenn ich meinem Enkel glauben darf.

Gut erzählt, gerade auch die Dialoge. Ob du auch das Sexproblem in den Duschräumen ansprechen wolltest, war für mich nicht eindeutig. Aber auch das existiert in der Realität.

Liebe Grüße

wieselmaus

 

Lieber Friedl,

Dante für deinen Besuch.

wenn nicht mal eine Rolle rückwärts dem Kandidaten gelingt und „ein Pendellauf zwischen zwei Turmkästen – vier mal zehn Meter binnen elf Sekunden – und ein zwölf-Minuten-Lauf" nicht hinhauen

habe es auch gestern im Radio gehört :lol: mit Unverständnis, weil das ist ja wirklich ein Essential, oder? Andererseits, was genau ist eigentlich die Real-Entsprechung des Pendellaufs, das alte Tom und Jerry Spiel? Egal. Zwölf Minuten sollte man wohl als Anwärter joggen können. Das rauchende hardboiled Klischee ist doch auch nur noch bei der Kripo im Tatort, oder?

bei meinen krummen Beinen (wären sie „gerade“ gewachsen, ich wäre wenigstens fünf cm „länger“, dafür aber leichtbauweise)

:lol:

Ente Lippens

musste ich nachschauen. Nicht meine Epoche. Aber es gibt einige Dokus bei Youtube. Ja, die gute Zeit als Fußball noch Kult war. Als dem Torwart quasi noch bei der Parade die Kippe zwischen den Handschuhen klemmte. Vielleicht wirkt das ja nur durch die Retrobrille so romantisch.

„Jonathan“ sehr ironisch wirkt in seiner Bedeutung als „Gottesgeschenk“

haha. Evangelistensymbol des Johannes ist der Adler. Ja, da kann man jetzt interpretieren. Tatsächlich hab ich den Namen gewählt, weil es ja auch so ein Modename ist. Vielleicht auch wegen der bürgerlich christlichen Konnotation. Es hat eben gepasst, fand ich.

Die Regeln zur Kommasetzung

hahah, ein Dauerbrenner und du hast mich immer noch nicht aufgegeben ... :huldig:
Ich kenne die Regel ja sogar, aber irgendwie hatte da eine andere Regel Vorfahrt.

Dann meine ich, dass die Fälle-Falle einmal zuschnappt, wenn es heißt


Ich zog die Stulpen über die bräunlich angelaufenen Schienbeinschoner und trat ein paar Mal fest auf dem Kunstrasen auf, um ein Jucken zwischen den Zehen loszuwerden.


Habe es geändert, bin aber noch nicht so ganz warm damit. Ist das denn wirklich ein No-Go?

Jonathan rempelte mich im Vorbeigehen an. »Arschloch«, sagte ich leise, also quasi nicht hörbar.
Bestenfalls ein „kaum hörbar“, wenn ein Appendix abgeführt werden muss („so leise wie möglich“ wäre schon zu viel)

Genau wie das hier. Ist ja eine Übertreibung, die aus seinem Mund stammt. So wie: Der spielt tausendmal besser als ich. Außerdem mag ich daran, dass man nicht weiß, ob er es wirklich gesagt hat oder nur innerlich. Da fällt mir diese abstruse (kurz nach ihrem Aufkommen widerlegte) These des Psychologen John B. Watson ein. Subvokales Sprechen nannte er das (übersetzt). Wer denkt, der spricht in Wirklichkeit. Nur eben extrem leise. Etwas wie innere geistige Aktivität gäbe es nicht. Sie haben das dann eigentlich ganz witzig widerlegt: Der Proband bekam eine Dosis vorübergehend lähmendes Gift. Er sollte dann über bestimmte Dinge nachdenken und die Wissenschaftlicher prüften, ob sich dabei auch nur irgendein Artikulationsorgan regte. Nö.

»Theo, Sturm«, sagte Peter und schaute mich an.

las ich statt „Sturm“ „Storm“ und „Pole Poppenspäler“ fiel mir ein

Ja, das meinte Fliege auch schon, dass das wie ein Nachname gelesen werden kann.

Danke fürs (gerne) Lesen, Dante, und bis bald

 

Hi @wieselmaus ,

vielen Dank für deinen Leseeindruck :gelb:

Erstens bin ich ein Fußball-Fan

das ist wahrscheinlich die optimale Voraussetzung für den Text, wenn er sich ja auch mehr auf seine Unzulänglichkeiten konzentriert. Ich bin gar kein großes Fußballfan, aber ich kicke sehr gerne. Bolzplatz oder was es gerade gibt.

Manchmal sind auch die am Spielrand stehenden übermotivierten Eltern oder Großeltern Verursacher von Gewaltausbrüchen.

Stimmt! Überlege mir, ob ich noch so ein kleines Detail im Text einbaue :lol: habe gerade ein sehr konkretes Bild im Kopf ...

Dein Prota hat ja wohl einen lieben Papi, der ihn überall hin chauffiert.

ja, das darf man nicht unterschätzen. Bin zum Glück selbst (noch) nicht in der Pflicht. Aber du hast recht. Es sagt auch etwas über den Vater aus.

Du hast in deiner Geschichte einige aktuelle Probleme angesprochen

cool, dass du das so siehst :-)

Gut erzählt, gerade auch die Dialoge

Danke!

Ob du auch das Sexproblem in den Duschräumen ansprechen wolltest, war für mich nicht eindeutig. Aber auch das existiert in der Realität.

Das hatte sich ja einigen hier aufgedrängt, was ich verstehen kann. Das Sexuelle spielt da für mich nur eine Rolle, als es in der Szene für Theo ein Schamgefühl bedeutet. Der Körper ist etwas, auf das er nicht stolz ist und das er verbergen will.


Vielen Dank, Wieselmaus :-) hat mich sehr gefreut. Bis bald!


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Und über deinen Kommentar habe ich mich natürlich auch sehr gefreut! Vielen Dank, dass du etwas dazu geschrieben hast. Gibt mir eine Menge!

habe deine Geschichte mittlerweile drei Mal gelesen

Was?!! Danke :-)


und finde nichts, das ich kritisieren kann. Eine sehr starke Geschichte und ich merke sofort, dass du die geschrieben hast. Es ist für mich sozusagen eine typische Carlo-Geschichte.

Das tut natürlich gut zu hören. Vor allem, dass du mich darin wiedererkennst. Naja, der andere Text ist dir ja auch wirklich bestens vertraut, hehe.

Das erinnert mich zum Beispiel an "Meine Liebe war ein Eis lang"

... dieser Text.
Ja, tatsächlich ist das immer noch eine Story, die ich mir hin und wieder gerne anschaue. Da steckt viel drin, was ich mal gelernt, aber zum Teil gar nicht mehr präsent habe. Auch die Sachen, die Simone uns so mitgegeben hat, auch wenn ich mir da nicht immer so sicher war. Aber im Nachhinein würde ich den Workshop gerne nochmal besuchen :lol:

Sehr guter Absatz.

Danke

Auch das finde ich super. Wie der Prota sich selbst in die Tasche lügt
Denke nicht, dass das alle lesen wie ich,

hehe, sehr gut. Ja, so lasse ich das jetzt mal stehen, wie du das beschrieben hast.

Das weckte sofort Erinnerungen

interessant. Der Kelch scheint also auch an dir nicht vorübergegangen zu sein :-p

Danke für deinen Kommentar. Hab irgendwie auf ne Rückmeldung gehofft und mich sehr gefreut, dass die kam und so positiv war.

Viele Grüße

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Carlo

Ich habe ja dein Schreiben von Anfang an und ziemlich kontinuierlich verfolgt, auch wenn ich nicht immer kommentiert habe. War ich am Anfang begeistert von deinen zuweilen schrägen Protagonisten, von der Melancholie in vielen Texten, vom besonderen Ton, den du anschlägst, und habe ich ein, zwei Mal angemerkt, dass mir eine Geschichte zu wenig stringent erscheint, zu zerfasert, so habe ich jetzt bei diesem Text schon fast den umgekehrten Eindruck. Ich überspitze, wenn ich folgende These formuliere, aber es geht mir bloss darum, einen Denkanstsoss zu geben. Wenn es für dich nicht passt, vergiss es: Also, mir scheint, du hast hier in diesem Text die Kontrolle über dein Schreiben weitestgehend errungen. Sprachlich sauber, viele kleine Details, psychologisch ausbalanciert, viele Grautöne und Zwischenstufen, einfühlsam erzählt. Und eben auch stringent. Aber beim Lesen hatte ich zuweilen den Eindruck, dass du für diese Kontrolle einen Preis gezahlt hast.
Ich finde es daher wenig überraschend, dass du dich in deinen Antworten auf die Kommentare am Ausdruck "konventionell" abarbeitest. Ich finde, du stellst genau die richtigen Fragen.

Die Frage, die ich mir gestellt habe, war: Sind solche scheinbar zeitgenössisch brisanten Themen für mich persönlich relevant, kann und will ich darüber schreiben.
Das alles sind so grundsätzliche Fragen und trotzdem schreibe ich so selten darüber und lese auch so selten davon: Worüber lohnt es sich zu schreiben, was macht dabei die persönliche Perspektive, über was kann ich schreiben, warum schreiben wir aber alle über unterschiedliche Dinge, weshalb schreiben wir überhaupt (um etwas über uns selbst zu erfahren; als Bewältigungsstrategie; um literarische Erfolge zu feiern?).
Und ich finde auch, dass du eine gute Basis hast, um dich diesen Fragen zu stellen, nämlich eine ehrliche Selbsteinschätzung:
ich möchte mich selbst beim Schreiben über plötzliche Einfälle freuen und auf solche Einfälle auch stolz sein, mich darin verlieben; aber ich möchte auch einen gewissen Erfolg mit meinem Schreiben. Das kann eine Anerkennung in jedweder Form sein.
Ich würde gerne wissen, ob die Lust am Erfolg für das Schreiben Fluch oder Segen ist. Einerseits ist sie eine Triebfeder, die nicht selten zu beachtlichen Ergebnissen führen kann. Viele Künstler sind ja in gewisser Weise eitel. Andererseits ist die Lust am Erfolg auch irgendwie substanzlos – merkt man am stärksten, finde ich, wenn Leute für wirtschaftlichen Erfolg ihre Kunst 'verraten'.
Ich denke nicht, dass jemand ausser du selbst diese Fragen beantworten kann. Ich zumindest nicht. Aber ich kann versuchen, zu erläutern, wie ich den Text wahrgenommen habe und welche Möglichkeiten ich sehe, um einen Schritt weiterzugehen.

Zunächst bin ich nicht sicher, ob es nicht zu eindimensional ist, das Urteil "konventionell" sogleich auf der thematischen Ebene zu verorten. Aber gehen wir mal davon aus, dass das Problem eines der Themenwahl ist. Wenn ich deine Frage lese, ob denn zeitgenössisch brisante Themen für dich relevant seien, dann ist für mich die Antwort auf die Frage, welche Themen zu wählen solltest, beinahe schon impliziert, und das deckt sich sehr mit meiner Auffassung: Ich halte es nämlich für keine gute Idee, sich ein brisantes Thema auszusuchen, zu dem man keinen echten Bezug hat. Daraus resultieren diese Recherechetexte, Geschichten, die aus der Lektüre von Zeitungsartikeln entstehen. Gewiss können daraus auch gute Texte erwachsen, aber ich wage zu behaupten, dass daraus fast immer Texte entstehen, die wenig Tiefe erreichen. (Bezug muss dabei natürlich nicht heissen, dass man Entsprechendes selbst erlebt hat.) Das heisst konkret, dass ich es nicht gut fände, wenn du ab sofort über digitalisierte Selbstoptimierung oder Heimat aus feministischer Sicht schreiben würdest, nur weil das gerade im Trend liegt. Aber das sagst du ja bereits selbst, wenn ich dich richtig verstehe.
Dennoch denke ich, dass es durchaus möglich wäre, deinen Text thematisch auszuweiten, zum Beispiel, indem die sozioökonomische Herkunft der Jungs thematisiert würde. Wenn die aus verschiedenen Schichten stammten, dann bekäme die psychologische Dynamik unter Umständen eine grössere Wucht und würde auch nicht im bloss Individuellen verhaftet bleiben. Der Text würde sich dann nicht damit begnügen, eine "Kenn-ich!"-Reaktion hervorzurufen, was er ja sehr gut macht, wenn man sich die Kommentare anschaut (und was ja an sich durchaus gut und begrüssenswert ist). Sondern er würde vielleicht auch den einen oder anderen "Kenn-ich-nicht!"-Ausruf evozieren, den Leser sagen lassen: So habe ich das noch gar nie betrachtet! Das muss dann kein Text über soziale Ungleichheit werden, es reicht, wenn das bloss durchschimmert, um einen Text thematisch vielschichtiger werden zu lassen. Das ist natürlich nur ein Beispiel. Aber ich denke, es ist immer eine Überlegung wert, ob man einen psychologischen Plot eventuell noch mit was Umschwung versieht, gesellschaftspolitisch gewissermassen anreichert. Mir fallen da Kurzgeschichten von George Saunders ein (Sprung zum Sieg, Der Welpe, Zehnter Dezember, in: Zehnter September.) Der macht sowas auf unheimlich kluge Weise. Ich behaupte übrigens, dass das in besonderer Weise für Coming-of-Age-Texte gilt, weil es davon schon so viele gibt.

Wie gesagt, bin ich nicht sicher, ob "(un-)konventionell" überhaupt eine Frage der Themenwahl sein muss. Du erwähnst ja auch noch die Ebene der Sprache, die Möglichkeiten bietet, unkonventionell zu schreiben. Da du das aber nur kurz erwähnst, gehe ich davon aus, dass das nicht dein erster Wunsch ist.
Aber es gibt auch noch Zwischenebenen, die Ebene der Erzählstimme und die Ebene der Figuren. Was ich bei deinem Text als eher konventionell empfunden habe - vor allem im Vergleich zu anderen Texten von dir - betrifft eher diese beiden Aspekte. Also, um das mal noch dazwischenzuschieben, ich fand den Text durchaus gelungen. Aber wenn du auf der Suche nach mehr bist: Ich habe etwas die Schrägheit vermisst, der überraschende Charakterzug, die besondere Stimme. Und ich glaube auch, dass da eigentlich deine besondere Stärke läge. Meiner Meinung nach könnte ein Text über dieses Fussballspiel als äusserst unkonventionell empfunden werden, wenn es die Figuren sind oder wenn das auf eine ganz besondere Weise erzählt wird. Gute Literatur entsteht nicht zwingend auf der Basis origineller Themen. Ich nehme eher das Gegenteil wahr.

Also für mich ist das Ganze eine Frage des Gleichgewichts und eines Findungsprozesses im Schreiben. Wie gesagt, das ist nur eine subjektive Einschätzung und das klingt jetzt vielleicht etwas väterlich, aber ich behaupte mal, wenn du die neu erworbenden Tugenden des soliden Schreibens mit deinem Talent, originelle Figuren zu schaffen, die auch mal verunsichern und den Leser stutzig werden lassen, ins Gleichgewicht bringst, dann wirst du eine ganz eigene Stimme und damit auch - da bin ich mir ziemlich sicher - Gehör und Anerkennung finden, die über dieses Forum weit hinausreicht.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Lieber Carlo,

ich lese im Moment hier nicht mehr viel, eigentlich nur, um meinen Mod-Pflichten nachzukommen, schreiben tu ich schon gleich gar nicht mehr. Ansonsten brauche ich fürs Gemüt dringend fantasievolle Kindergeschichten. Aber heute sollte es doch mal wieder etwas anderes, nämlich eine Carlo-Geschichte sein.

Ich muss mich gleich vorweg entschuldigen, ich habe außer dem ersten Komm von zigga nichts weiter mehr gelesen, also wenn ich jetzt wiederholend und umständlich unterwegs sein sollte, hau mir einfach auf die Finger. :)
Ich hab die Geschichte sehr genossen, sie ist spannend und unterhaltsam geschrieben, die Sprache ist wunderschön, so wie ich das von dir gewohnt bin. Das treibt voran, stoppt nirgendwo und zieht einen in den Bann. Und: Die Geschichte gibt Einblick in die Seele dieses verschlossenen Jungen, der allen gefallen will, besonders wohl denjenigen, die ihn scheiße finden. Das Spiel wird für ihn zu einer Bewährungsprobe. Er befreit sich ein wenig von dem Zwang, gefallen zu wollen, beginnt zu lernen, sich selbst zu akzeptieren. Eine coming of age Kurzgeschichte. Was lernen wir? Ich persönlich hätte mir ja so sehr gewünscht, er hätte noch ein Tor geschossen. Aber gut, dann wärs ja keine gute Literatur, sondern eine Idylle geworden. Aber ich meine, es ist für das Autorchen ja auch wichtig zu wissen, dass man hinkriegt, eine Figur so zu charakterisieren, dass man ihr als Leser alles erdenklich Gute wünscht und dem Autor fast böse ist, dass er den unmittelbaren Sieg an der Oberfläche verweigert und dafür armes Leserlein in die Unterfläche schubst und ihm zeigt, keine Sorge, es gibt eine ganz andere Ebene und auf der hat dein Liebling gerade auf viel umfassendere Weise gewonnen. Und ja, auch Verluste lassen uns reifen.
Theos Charakter und seine ganze Art sind mir sehr nahe gekommen durch deine Art der Charakterisierung.
Ich habe auch ein bisschen das Gefühl, dieser Kampf gegen sich selbst, das Bewähren und Sich-Entwickeln, für sich einen Sinn zu finden in dem, was man tut, seinen persönlichen Weg zu finden und sich nicht zu messen an Herkömmlichem, dass diese Thematik viele deiner Texte durchzieht. Und da ich das mag, bin ich da gerne dabei.

Trotzdem hab ich mit dem Text auch zwei Probleme. Das eine ist das Ende.

Auf dem Heimweg schaltete mein Vater das Radio ein. Ich schaute aus dem Fenster und folgte dem Auf und Ab der Leitplanken.
»Ich hab’ ein Tor geschossen«, erzählte ich.
»Gut«, sagte mein Vater.
Da waren kaum andere Autos auf der Autobahn. Es musste eine Zeit sein, zu der nur wenige Autos fuhren
Warum stehen denn da diese schrecklichen 2 letzten Sätze????? Ich verstehe das nicht. Lässt du die weg, hast du ein offenes Ende, aber ein absolut rundes und gelungenes offenes Ende. Dieses Rangeklatschte mit den Autos, ich weiß nicht, dehalb frage ich ja, was das soll. Es lässt den Text total unfertig wirken. Ich weiß ja nicht, ob da sonst noch jemand was dazu geschrieben hat, aber mir geht das so, das wirkt auf mich, als wolltest du dem Ganzen noch eine besondere Note geben, etwas Ambitioniertes dranbauen, eine weitere Symbolebene einfügen. Aber weil es so drangeschraubt ist, wirkt es gewollt auf mich und künstlich.

Und dann hab ich noch ein Problem, das sprengt aber so ein bisschen den Rahmen der Geschichte.

Ich hab mich am Anfang gefragt, was der Jonathan denn gegen den Theo hat. Okay, es gibt natürlich solche Kerle, die einfach immer einen haben müssen, auf dem sie rumtrampeln können. Es gibt viele Jugendgeschichten, da wird dieser Gegenspieler gar nicht genauer charaktersiert und dargestellt, es reicht, dass der da ist und mit seinen fiesen Attacken dem anderen das Leben so schwer macht, dass der sich tatsächlich bewähren lernen muss. In manchen Jugendgeschichten ist das so stark vereinfacht, dass es zum Stereotyp wird. Das machst du hier nicht, du schreibst keine Jugendgeschichte, bist weit weg vom Stereotyp, denn du schilderst diese ganze Situation sehr individuell als eine der persönlichen Entwicklung, da reift jemand in der Situation, er lernt, einem anderen Nein zu sagen, auch wenn er dafür Spott riskiert, es ist insgesamt überhaupt keine schwarzweiß gemalte Situation, sondern eine realistische und eckige. Zum Beispiel, weil es welche gibt, die nicht nur seine dicken Backen sehen, sondern nett zu ihm sind. Zum Beispiel, weil es etwas in ihm zu geben scheint, das ausgerechnet dem blöden fiesen Jonathan gefallen will. Das macht die Geschichte in meinen Augen vielschichtiger als eine reine Jugendgeschichte. In dem Zusammenhang mal dieses Zitat:

Wäre ich doch einfach ein Verteidiger wie Max oder so gut wie Hünkar oder Jonathan. Besser noch: Wäre ich doch einfach Jonathan.
Den letzten Satz find ich irre. Was ist an dem Jonathan dran, dass er so sein will wie der? Max oder Hünkar - das ist klar, der Protagonist fühlt sich nicht wohl in seinem Speck, ist schüchtern, verhalten. Er will ein ganz normaler Bub sein, der von allen anerkannt ist. Aber welche Scheißidee bringt ihn dazu, ausgerechnet wie Jonathan sein zu wollen? Das finde ich einen sehr spannenden Gedanken. Leider bist du dem nicht weiter nachgegangen. So weiß man nicht, misst er sich an seinem härtesten Gegner? Es gibt ja bei vielen Menschen einen inneren Drang, gerade die überzeugen zu wollen, die einem nicht zugetan sind. Oder will er einfach nur von wirklich allen akzeptiert werden? Oder hat der J. was, was er nicht hat? In dem Zusammenhang könnte man auch meinen nächsten Punkt sehen.
Das alles lässt du im Dunkeln. Fand ich ein wenig schade.
Aber mal zurück zu meinem eigentlichen Punkt, zu dem Jonathan nämlich. Ich war an einer Stelle total überrascht. Hier:
»Dann spiel’ ich nicht mit«, hörte ich Jonathan maulen. Peter ging nicht darauf ein. Ob er ihn wohl auch ignorierte, wenn sie bei sich zu Hause waren?
Wieso denn bei sich zu Hause? Was ist da los? Ist Peter der große Bruder von Jonathan? Hä? Oder gar sein Vater?
Puhhh, wie ist das so gemeint? Der Vater? Das ist ja schon ein Ding. Also jetzt mal gedacht, das ist der Vater. Das muss ja, je nachdem, was Vater und Sohn für ein Verhältnis haben, haben, für den J. eine arge Enttäuschung sein, wenn nicht er Kapitän sein kann und darf. Und dann kriegt er auch noch die gelbe Karte. Klar, ist schon klar, warum. Und das ist echt übel, dass der da so über den netten Theo herfällt. Aber ich kann es ebensogut als üble Verzweiflungstat nehmen eines Jungen im falsche verstandenen kampf um die Gunst des Vaters.
Dass Trainer Peter jedenfalls eine gewichtige Rolle spielt, das zeigst du schon, denn wirklich lässt du J. ja ausgerechnet, wenn Theo die Kapitänsbinde kriegt, maulen. Oder wenn Peter Theo in den Sturm stellt, lästert J. Also jeweils gerade das Mittel, was den Theo in seiner persönlichen Entwicklung weiterbringt, was ihn so stolz macht, was ihm die Anerkennung der anderen bringt, das ist für J. möglicherweise der Beweis, dass sein Vater ihn nicht genügend schätzt? Ein Zeichen der Abwertung, des Entzugs der väterlichen Akzeptanz. Das ist richtig tragisch. Ich verstehe nicht, warum du das so knapp in den Text hineinsprühst, ich hätte das glatt überlesen können. Vielleicht ist J total eifersüchtig auf den Theo, weil sein Vater den Theo mag? Also ich finde, du hast hier eine echt coole Angel ausgelegt, den Mobber aus der schwarzen Ecke rauszuholen. Ihn mit seinen Berweggründen ein bisschen mehr in den Vordergrund zu rücken. Und nicht nur das, sondern ein echtes Dilemma aufzubauen. Der Theo kann im Kampf um die Akzeptanz Js ja gar nicht gewinnen. Außerdem haben solche Mobberheinis ja in aller Regel ihre Beweggründe, sie kommen ja nicht als Mobber auf die Welt. Und manchmal ist es ja sogar sehr spannend, nicht nur diesen einen positiven Charakter in seiner Entwicklung zu betraKhten, der trotz und angesichts der Widerstände reift, sondern auch den anderen Charakter, den eher schwarzen. Und der wird dann eben nicht mehr nur schwarz, sondern grau. Das wäre eine Möglichkeit gewesen, dem ganzen noch einen andren Dreh zu geben. Einen tragischen, weil die Reife des einen mit der Enttäuschung des anderen in seinem Kampf um den Vater bezahlt wird. Aber wie gesagt, ich fand das total schade, dass das so im Hintergrund der Story bleibt. Fast überlesen werden kann und nicht tragender in den Erzählfokus gerückt wird.

Und jetzt muss ich wohl doch mal die anderen Komms lesen.
Bis denn und dann. Viele Grüße von Novak

 

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