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Fucking Höhlengleichnis

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30.06.2014
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Fucking Höhlengleichnis

Hart klopfte der Puls in ihrem Hals. Die Lungenkapazität war ausgeschöpft, sie schaffte es kaum noch, genug Luft in die Flügel zu saugen, um den Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Aggressionen explodierten wie Blitze in ihrem Gehirn, fast hatte sie das Gefühl, es müsste literweise Blut aus ihren Ohren spritzen. Schweiß rann in einer breiten Bahn die Wirbelsäule hinunter, das Gesicht war rot, nass, die Feuchtigkeit begann, an Schläfe und Nacken das Haar zu Schillerlocken zu formen.

Seine Schritte waren mechanisch, einem inneren Takt folgend, unabhängig von Steigung, oder Untergrund. Wie ein Uhrwerk. Sie hasste ihn dafür, dass seine Kondition ihn unabhängig machte.
"Jetzt komm. Du hast nachher genug Zeit dich auszuruhen und abzukühlen, Jammerlappen", sagte er mit freundlicher, ruhiger Stimme. Scheinbar hatte er noch genug Luft, fließend zu sprechen.
"Ich. Kann. Nicht. Mehr", keuchte sie atemlos und abgehackt.
"Wir sind gleich oben, komm trink was, aber nicht zu viel, das wirst du sonst später bereuen." Er führte die Trinkflasche an ihren durstigen Mund, als wolle er ein Kälbchen tränken.
"So, jetzt schaffst Du das letzte Stück auch noch. Schau hoch, siehst du die Felsen? Da oben ist die Höhle. Wenn du es hinkriegst, nicht auf den letzten Metern zu sterben, sind wir in fünfzehn Minuten oben."

"Die Höhle", hallte es durch ihren Kopf. Zaudernd setzte sie sich wieder in Bewegung. Wie eine Detektivin setzte sie ein Puzzleteil in das andere. Sein Rucksack war dick bepackt. Und er hatte sie gebeten, ihren auch noch mitzunehmen, um das Essen zu tragen. Es konnte sich also nicht nur um eine Wanderung drehen. Wenn er viel dabei hatte, war es relativ wahrscheinlich, dass es sich um etwas Sexuelles handelte, was mehr Material erforderte. Ein Kondom würde ja auch in die Hosentasche passen. Seile? Wahrscheinlich. Aber selbst die größere Ausstattung von Hanf würde den Rucksack nicht halb zum Bersten bringen.

Die Gedanken hatten sie abgelenkt von ihrem Bergauftrauma. Nun mischte sich Angst in ihre Gedanken. Diese kribbelte in ihrem Bauch und schon spürte sie wie die Lust Blut zwischen ihre Beine fließen ließ, und sie immer feuchter wurde. Das Gehen machte ihr keine Mühe mehr. Hatte das Lustzentrum die Oberhand in ihrem Gehirn, standen ganz andere Hormone zur Verfügung. Ein bisschen fühlte sie sich wie auf dem Weg zur Schlachtbank. Lange hatte sie sich nicht mehr gefürchtet. Sie freute sich über die Angst, froh, überhaupt noch welche empfinden zu können, in dem Kontext.
Wie wunderbar waren die Zeiten gewesen, als jedes neue Spielzeug, jede neue Spielart noch große Emotionen hervorbrachte. Heute war alles ein bisschen Routine geworden. Sie erkannte jeden Gegenstand an seinem individuellen Geräusch, sie kannte seine Art, sie zu berühren, seine Fesseltechniken, seine Stimmungen, seine Vorlieben und die ungefähren Abläufe.
Aber nur Frau Ungewissheit war in der Lage, Angst zu gebären.

Er kannte sie gut. Von ihren niedlichen kleinen Zehen, die sich nicht an das übliche Maß hielten, die zweiten länger als die Großen Zehen, der kleinste links ein bisschen verkümmert, kaum dass er noch Platz für einen Nagel aufwies. Die schmalen Fesseln, darüber die fast drallen Waden und die hinreißenden Schenkel, mit kleinen Dellen an der Stelle, wo sie zum entzückenden Prachtarsch übergingen. Sie stellten in seinen Augen keinen Makel dar, sondern wirkten wie lustige Schönheitsflecken. Ihr Hinterteil reizte ihn immer dazu, sie an Ort und Stelle über das Knie zu legen, so fleischig und ewig wippend, er sich präsentierte. Der weiche Bauch, der so lustig schaukelte, wenn er ihn tätschelte. Die großen Brüste, weiß und üppig, mit den kleinen, bei der leisesten Berührung sich aufstellenden Nippeln. Die wirren, lockigen Haare, gegen die sie einen erbitterten Kampf mit dem Glätteisen focht, den sie bei der leisesten Luftfeuchtigkeit verlor. Er kannte sie. Vom Scheitel bis zu Sohle. Und musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, was es zu bedeuten hatte, dass sie nicht mehr leise wimmerte, schnaubte und schimpfte. Sie nicht mehr hinterher hing, sondern direkt hinter ihm lief.
Dass sie erregt war. Feucht. Bereit. Fröhlich in sich hinein grinsend, mimte er in der Rückenansicht den großen Helden. Vorne gönnte er sich ein jugendliches Spitzbubenlächeln, sie würde es ja nicht sehen können.
Er freute sich. Auf das Spiel und an ihrem wunderbaren Wesen, das ihn so glücklich machte.
Sie waren nun fast an der Höhle angekommen. Bevor er sich zu ihr umdrehte, kontrollierte er sein Gesicht und verscheuchte die kindlichen Züge der Vorfreude aus seiner Miene. Ernst, fast neutral streckte er ihr die Hand entgegen, um ihr über die Felsen, zum Eingang der Höhle zu helfen.

"Braves Mädchen. Gib mir den Rucksack, lass uns etwas essen. Dann ziehst du dir die Jacke an, in der Höhle ist es kalt. Und stockdunkel."
Vor lauter Angst, Erregung, Vorfreude, Trotz, Aufregung, Widerwillen und Befürchtungen bekam sie keinen Bissen runter. Gewohnt souverän und gefräßig, verputzte er ihre Ration gleich mit. Und ließ sich viel Zeit dabei. Er genoss ihr Zappeln. Er sah, wie sie sich wand und immer neue Emotionen aus ihren Augen sprangen.
Tausend Fragen bahnten sich den Weg zu ihrem Mund, die sie alle unterdrückte, wissend, dass sie eh nicht beantwortet werden würden. Zum Schluss sprach sie wenigstens die dringlichste aus:
"Gibt es in der Höhle Spinnen?"
"Das halte ich für relativ wahrscheinlich, Schatz", sagte er mit gespieltem Bedauern. Ihre Angst kitzelte den Sadisten in ihm.

"Sage Tschüss zum Tageslicht, zur Realität, jetzt machen wir eine Reise in dein Ich."

Die Höhle war kalt, feucht und wurde mit jedem Schritt dunkler. Die Stirnlampe flackerte über den Boden und gewährte nur in einem kleinen Radius, Umrisse zu erkennen. Die Decke war relativ nieder, ständig tropfte es von ihr. Es war keine ausgebaute, touristisch erschlossene Höhle, sondern eine sehr ursprüngliche. Bezeichnenderweise hieß sie auch noch „finsteres Loch“. Der Boden war glitschig vom beständigen Tropfen und all dem Kalk. Mehrmals wäre sie beinahe gefallen, zumal sie nicht Herrin des Lichtes war.

Tief und tiefer begaben sie sich unter den Felsen. Irgendwann öffnete sich der Raum etwas.
Hier blieb er stehen. Und löschte das Licht.
"Oh Gott, mach das verdammte Licht an, ich habe Angst!" Ihre Stimme hatte einen hysterischen Unterton. Er antwortete nicht. Sie begann, suchend um sich zu greifen, ins Nichts. Ins Dunkel. Es fühlte sich an, wie ein vollständiges Erblinden.
"Buh. Hast du Angst?"
"Arschloch!"
Er machte wieder die Lampe an, nahm seinen Rucksack ab und half ihr mit ihrem.
"So, jetzt ziehst du dich aus"- sprachs und stand schon hinter ihr und zog ihr gewohnt routiniert die Jacke, Oberteil und BH aus. Nicht ohne ihr kurz in die Brust zu kneifen, nur um ihr verdattertes Schweigen mit einem Quietschen zu unterbrechen. Breitete die Plane auf dem Boden aus und forderte sie dazu auf, sich der Wanderschuhe, Socken, Jeans und des Slips zu entledigen.
Immer, wenn er sich etwas anderem zuwandte, in dem Fall seinem Rucksack, stand sie in der Dunkelheit. Ihr fröstelte. Die zehn Grad Celsius hatten ihre Wanderhitze längst aufgebraucht.
Plötzlich berührte er sie von hinten, sie zog erschrocken die Luft durch die Zähne.
Schon begannen die Seile sie zu umschließen und flochten sich immer enger um ihren Leib, bis sie überall an ihrem Körper den bekannten Druck spürte, der ihr jede Freiheit raubte, sie aber auch beruhigte.
"Schnabel auf." Sie fraß brav den Stoff, der ihren ganzen Mund ausfüllte, widerlich an den Zähnen quietschte und jedes Widerwort im Keim erstickte. Er fixierte ihn umsichtig mit mindestens einem Meter Panzertape, natürlich durch die Frisur, was sie mit einem Augenrollen quittierte, was ihn wiederum zu einer Ohrfeige ermunterte. Er kickte ihr in die Kniekehlen und fasste fürsorglich ihren Hinterkopf und unter den Po und führte sie sicher Richtung Boden, bis sie behütet und sanft auf der Plane landete.
Wäre ihr Mund nicht verklebt gewesen, hätte das ein Lächeln auf ihn gezaubert. Diese Geste umschrieb sein ganzes Wesen. Bestimmend, nicht ohne Brutalität, aber so umsichtig und fürsorglich, dass sie sich bei ihm fühlte wie in Abrahams Schoß.
Er streichelte den gefesselten, ausgelieferten, gequetschten Körper mit dem Licht seiner Lampe und genoss den Anblick seines liebsten Stücks. Spielte hie und da mit den Fingern über verschiedene freien Stellen ihrer kühlen Haut, genoss das vorquellende Fleisch, verzettelte sich in manchen Ritzen, reizte, zwickte, zog an Vorsprüngen und zauberte wohlige Schauder.
Riss sich letztlich los vom Zauber ihrer Hilflosigkeit und zog herrisch die Plane über ihren Körper, die Geste erinnerte fast an die Emotionslosigkeit eines Rechtsmediziners, der den Reißverschluss nach der Obduktion schloss. Nun begann er, mit dem Tape an den Füßen die Plane dicht und eng um ihren Körper zu wickeln, um sie in die Bewegungslosigkeit und Abgeschiedenheit zu bringen.
Dabei murmelte er verschmitzt vor sich hin, wie zu sich selbst, dass er doch hoffentlich an etwas zum Aufschneiden gedacht hätte? Nachdem auch der Oberkörper angehoben und verklebt war, schaute er ihr noch ein letztes Mal ins Gesicht. Gab zwei liebevolle Küsse auf die verängstigten Augen, steckte Ohrstöpsel in ihre Ohren und zog die Plane über ihr Gesicht und verklebte auch dieses.

Da lag sie also, verpackt wie ein Stück Fleisch, fertig für den Transport.
Mit was sollte sie jetzt die Zeit überbrücken, bis ihm das Spiel zu langweilig wurde und er begann, an ihr herum zu schrauben? Wie lange hielte er das aus? Drei Minuten? Fünf? Zehn. Höchstens. Das Fesseln hat ihn eh geil gemacht. Beruhigt ließ sie alle Muskeln los, schloss die Augen und versuchte es mit ein bisschen Dösen.

´Ich höre mein Herz so laut´, schoss es ihr durch den Kopf. ´Ob das normal ist? Was ist, wenn ich jetzt einen Herzinfarkt bekomme? Quatsch. Verdammt! der Boden ist so hart. Ich habe einen Stein im Rücken. Okay, ich versuche mal die Raupe, bis ich in einer besseren Position bin. Geht nicht. Die Doppelfesseln lassen echt keine Bewegung zu. Ruhig jetzt. Hat doch keinen Sinn. Gleich ist es eh vorbei. Ich zähle meine Herzschläge.´
Bei Fünfhundertsechsundzwanzig hörte und spürte sie ihr Herz nicht mehr.
Die erste Panikwelle brandet über sie hinweg. Der Atem war hysterisch, die Fesseln und das Klebeband schränkten sie ein und verstärkten das Gefühl, gleich sterben zu müssen. Sie schrie in den Knebel. Nichts.

´Er ist nicht mehr da. Er hat mich alleine gelassen. Ich werde heute hier sterben. An was werde ich letztlich verrecken? Verdursten? Kann man vor Angst sterben?
Nein. Er kann mich nicht alleine gelassen haben, beruhigte sie sich. ´Ich kenne ihn doch.´
Langsam flaute die Panikattacke ab, der Atem floss wieder ruhiger.
Ein, aus, ein, aus...

Plötzlich tauchen Bilder vor ihrem inneren Auge auf. Die Sonne schien, alles war kunterbunt, wie in einem psychedelischen Wimmelbuch. Die Farben waberten durcheinander, die Konturen verschwammen. Die Welt war zu einem lustigen Comic geworden.
"Strecke mal deine Zunge raus, ich hab dir noch einen lustigen Miraculix." Lachend streckte sie ihr das Ding, welches sie am ehesten mit einer Zunge in Verbindung brachte, entgegen.
Schmeckte das klitzekleine Löschblatt, ein bisschen bitter, aber kaum merklich.
Ihr wurde etwas zum Herunterspülen gereicht, es könnte sein, dass es sich um Fanta handelte, auf ihrer Zunge explodierte aber ein ganzer Dschungel tropischer Früchte und brachte sie wieder zum Lachen. Sie besprühte die Freundinnen mit winzigen Tropfen der klebrigen Flüssigkeit. Mit ihrem Gegacker verscheuchten sie eine Herde hüpfender Kängurus, die im Grunde nur Karnickel waren, was keine der aufgekratzten Mädchen störte, alle waren auf demselben Trip. Die Gesichter ihrer Freundinnen waren auf merkwürdige Art entstellt, und sie bewegten sich unentwegt, mal waren die Augen unten, mal oben. Sie ließ sich in das Gras fallen, auch der Himmel flirrte, schien über ihr zu explodieren und lastete auf ihren Schultern.
"Bringt mich hier weg, das wird mir zu viel."

Schon spürte sie wieder den harten Fels, der mit seiner eisernen Kälte durch ihren Körper strahlte. Einatmen, ausatmen, ein, aus, ein aus ...

Sonntag Morgen saß sie vor ihrem PC. Schaute in ihre sozialen Netzwerke, wer war wo, wer hatte ihre Bilder kommentiert, wer hatte ihr geschrieben, wie ging die Diskussion gestern aus? Voller Vorfreude fand sie wieder zirka zwanzig neue sabbernde Männer in ihrem Postfach. Fühlte sich gebauchpinselt von den Fremden, die sie eh nur ficken wollten. Schrieb da einen neckischen Satz, dort eine vernichtende Antwort. Ein guter Tag. Sie fühlte sich geliebt.

Ein aus, ein aus ...

Sie öffnete heute den dritten Becher Tiramisu. Wie sehr sie das Geräusch liebte. Die Textur des Deckels, der sich knisternd vom Rand löste. Die Spannung, ob sie eine gute Charge erwischt hatte, ein gutes Tiramisu musste für sie eine dicke, feuchte Schicht Kakaopulver aufweisen. Der Geruch nach verschwenderischer Creme, Schokolade, Amaretto öffnete die Pforte zu ihrer Oxytocin-Ausschüttung, alles wurde weich, voller Vorfreude ließ sie den Löffel in die dick sahnige Masse gleiten, zelebrierte den ersten Löffel dieses Bechers, mit dem beruhigendem Gefühl, noch weitere vier im Kühlschrank zu haben. Versteckt hinter dem Gemüse, um ihr Gewissen zu beruhigen.

Ein aus, ein, aus, ein aus ... Ich will zu meiner Mama! Ich will zurück in den Bauch, in Nährlösung schwimmen, ernährt, behütet, ohne etwas zu tun, passiv.
Ein aus, ein, aus ...

Straff zog sie ihre Schulterblätter zusammen und ging ins Hohlkreuz. Feilte noch etwas an ihrem Gesichtsausdruck, überlegen und doch sinnlich öffnete sie ihren roten, feuchten Mund. Der Wind versuchte vergeblich, ihre sorgsam frisierten Haare zu zerzausen, und trug ihre künstlichen Wohlgerüche mit sich fort. Das Kleid schmiegte sich eng an ihre weiblichen Konturen, das Geräusch klackernder Absätze auf Asphalt wirkte wie immer als Reflex auf alle Männer, die ihren Weg kreuzten. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie sie und zählte. Ihr Wohlgefühl steigerte sich proportional zu der steigenden Anzahl an Gaffern. Heute war ein guter Tag. Achtundsiebzig auf etwa zweihundert Metern.

Ein aus, ein aus ...

Gebunden hing sie am Deckenhaken. Perfide und dem puren Sadismus entsprungene Fesselschikanen brachten sie dazu, ein kleines Tänzchen aufzuführen. Der Strick um ihren Hals zwang sie dazu, auf den Zehenspitzen zu stehen, um sich nicht selbst zu erdrosseln. Sie hörte das geliebte, bösartige Lachen, als er ihr auch noch ein Bein hoch band. Verbissen kämpfte sie den aussichtslosen Kampf, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Die Augenbinde und die daraus folgende Blindheit machten es ihr noch schwerer. Hätte sie einen Punkt fixieren können mit den Augen, hätte sie die innere Mitte finden können, so trippelte sie im erbärmlichen Eiertanz.
Sie hatte nur den Bruchteil einer Sekunde, sich auf den Schlag mit dem Rohrstock einzustellen, während sie das flirrende, Luft zerschneidende Geräusch hörte. Der Hieb traf sie hart über beide Oberschenkel. Erst nur ein hoher, erträglicher, klarer Schmerz, der sich so aber nur ankündigte, in Folge schneidend steigerte, wie eine Wehe, unmöglich vorher einzuschätzen, wie hoch des Schmerzlevel sie dieses mal treiben würde.
Der erste Schlag war immer der schlimmste. Dann öffneten sich die Türchen zu den guten Drogen, die sich rasend schnell durch alle Arterien verbreiten. Die weiteren Schläge steigerten nur noch den Rausch, der Kick kam aber immer nur beim ersten. Stöhnend stand sie vor ihm und er begann, sie mit der Hand zu stimulieren. Wellen der Lust trieben sie weit auf das Meer. Als sie den Orgasmus branden fühlte, ließ sie sich fallen und verstärkte ihn mit der Kohlenmonoxidvergiftung des beginnenden Suffocatio.

"Nimm dein Leben in die Hand, tu irgendetwas, aber verdammt, bewege dich, werde aktiv!", hörte sie die Lehrer sagen. Oder war es ihre Mutter? Ihr Vater?
`Ich will nichts tun. Ich will, dass etwas mit mir getan wird. In der Verantwortungslosigkeit schwimmen, bewegungslos in der Höhle Schatten der Ersatzrealität an der Höhlenwand beobachten und für die Realität halten. Gebunden. Passiv, Dinge einverleiben, die etwas mit mir machen.`
Plötzlich wurde es ihr bewusst:

`Alles in meinem Leben ist nur eine Projektion, eine Reaktion auf einen Schatten.`

Diese Einsicht traf sie wie ein Keulenschlag. Der Kampf war zu Ende. Betäubt saß sie jetzt nur noch ihre Zeit ab, unfähig noch etwas zu denken, zu empfinden, taub.
Als er sie endlich aus der Folie schnitt, fand er sie seltsam teilnahmslos vor. Ihre Gliedmaßen waren schlapp und wehrlos. Ihre Augen sahen tot aus.
"Hey, hey, mein Mädchen, hey, alles gut, ich bin da, wach auf, alles wird gut", versuchte er sie zu trösten. Nachdem er die Plane von ihr entfernt hatte, schnitt er all seine geliebten Seile einfach durch. Er merkte, dass er zu weit gegangen war. Dass dies ein Notfall war. Dann zog er sich ihren leblos wirkenden Körper auf den Schoß, deckte ihn mit seiner und ihrer Jacke zu und wiegte sie wie einen Säugling.

Ihr liefen die Tränen aus den Augenwinkeln in die Ohren, sammelten sich da zu kleinen Seen. Sie hörte ihn nur noch wie unter Wasser.
Spürte den Fesselspuren an ihrem Körper nach, schloss die Augen, um sich einen klitzekleinen Moment noch einmal gefesselt zu fühlen.

"Bring mich ans Tageslicht", flüsterte sie tonlos. Sie wusste, dass nie mehr etwas so sein würde, wie vorher.
Sorgsam zog er sie an. Er berührte sie so vorsichtig, ja mitfühlend, wie man das bei einem kranken Neugeborenen tun würde, und trug sie aus der Höhle.

 
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Ich will‘s mal so sagen, Gretha, von der Thematik deiner Geschichte fühle ich mich einigermaßen überfordert. Einfach deshalb, weil mir schon die Vorstellung solcher körperlichen Grenzerfahrungen schier die Haare zu Berge stehen lässt. Sich einpacken zu lassen wie eine Wurst, vollkommen bewegungsunfähig zu sein, jessasmaria, alleine der Gedanke daran lässt mich mit den Zähnen knirschen. Mittlerweile weiß ich ja, in welche Tiefen der menschlichen Psyche du dich mit deinen Geschichten vorzuwagen getraust, entsprechend vorsichtig nähere ich mich deinen Texten. Diesmal allerdings war es der echt coole Titel, der mich meine Schwellenangst überwinden ließ, und als ich dann nach den ersten Zeilen kapierte, dass es tatsächlich um eine echte Höhle geht, hattest du mich natürlich gepackt, gehören die paar Dutzend Nächte, die ich in Höhlen verbracht habe, doch zu den mit Abstand eindrücklichsten und hirnwegsprengendsten meines Lebens.
Aber die ohnehin schwer beschreibbare Atmosphäre dieser so fremdartigen Welt, dieses Gefühl des Zurückgeworfenseins auf sich selbst tief drin in einer Höhle, sobald die Lampen aus sind, das Gefühl, ausschließlich auf sich selbst und seine Gedanken reduziert zu sein, abgeschnitten vor allem von den so wichtigen visuellen Sinneseindrücken, also dieses ohnehin so außergewöhnliche Erleben noch zusätzlich mit einem freiwilligen Verzicht auf alles andere, was das Leben so unvergleichlich macht - sehen, riechen, hören, sich bewegen und sich seines Körpers erfreuen können – äh, wo war ich? … Also dass man diese sowieso schon einigermaßen irre äußere Umgebung noch zusätzlich ins vollkommen Bizarre überhöht, indem man sich vorsätzlich einer absoluten persönlichen Eingeschränktheit ausliefert, auf Gedeih und Verderb, ist natürlich wieder ein ganz anderes Paar Schuhe, als wenn man einfach als ambitionierter Kletterer nur der Naturerfahrung wegen in die reale (und in die persönliche) Unterwelt sich vorwagt.

Ja, Gretha, mich hat der Text echt gepackt, gefesselt (sic) und darüber hinaus auch gewaltig verstört. Ist wie gesagt nicht mein Thema, aber sprachlich hat es mich weitgehend überzeugt, du machst echte Fortschritte beim Schreiben.

So, jetzt werde ich mich kurz in die Kinder- und Jugendabteilung verziehen, der seelischen Regeneration wegen.

offshore

 

Ernst, Du wirst lachen, ganz genauso ginge es mir auch. Und zwar kam mir die Idee zu der Geschichte als ich ein Thema einer Sub gelesen habe, die nach technischen Möglichkeiten suchte, eine Langzeitfesselung in Gummi über 24 Stunden auszudehnen. 24 Stunden hatte sie schon hinter sich.
Die Vorstellung ist Horror für mich. Mir geht Fesseln eh eher ein bisschen auf den Keks, zu langwierig, zu langweilig.
Aber die Idee, daraus eine Geschichte zu machen, faszinierte mich. Also hatte ich lange "Gespräche" mit ihr, wie es einen dabei so ergeht.
Da ich seit "Waffen einer Frau" Lust habe S/M mir vollkommen anderen Themen zu mischen, kam ich auf das Höhlengleichnis.
Um eine gute Geschichte liefern zu können, hab ich mich geopfert für die Recherche. Erst habe ich mich eine halbe Stunde in eine Militärzeltplane fesseln lassen, auf die Art, wie oben beschrieben, und ja, es war langweilig.
Und dann bin ich ins "finstre Loch" gewandert, das kannte ich schon und habe mich, trotzt latenter Höhlenangst, ohne Taschenlampe alleine drin aussetzen lassen. Und nein, das war nicht langweilig, sondern echt Horrorshow.
Dort bekam ich alle Inspirationen für die Geschichte geliefert, frei Haus. Zum Glück war ich nicht ganz so erschüttert wie meine Protagonistin.

Schön, dass Du eine kleine Schnittmenge durch die Höhle und das Wandern mit meinen merkwürdigen Texten gefunden hast.
Und noch viel, viel schöner, dass Du findest, ich hätte mich verbessert.
Das macht mich ziemlich glücklich.
Danke für Deinen Kommentar,
Gretha

 

Ein "Mahlzeit" kommt jetzt mal nicht, bei dem Text hier.

Hm, tja, hm ... natürlich wurde ich als Leser ein wenig auf Distanz gehalten, durch die Abschnitte in der dritten Person, dennoch ... schwer, es fällt mir schwer, etwas zu schreiben.

Guter Stil, auf Worte, Satzbau, Wiederholungen, Alternativen geachtet. Ist aber absolut nicht mein Thema. Noch nicht mal gedanklich oder im Traum habe ich mich dem je genähert.

Dabei ist es nicht so, dass ich Gewalt, Unterwürfigkeit bis zur Selbstaufgabe nicht zur Genüge kenne, aber ich habe so eine tiefe Abscheu dagegen ...

Sehr gut geschrieben, ganz klar. Aber ich werde sie nicht mehr lesen.

Morphin

 

Hallo Gratha,

ich finde es klasse, wie du diese Grenzerfahrungen darstellst. Sie nicht einfach plakativ ins Szene setzt, sondern die Gefühle, Gründe und den andere Emotionen freien Raum zur Entfaltung gibst.

Leider hatte ich seit der ersten Zeile einen Kommentar von Dir "im Ohr", in dem du sinngemäß sagtest, du magst es, wenn etwas schiefgeht (in den Geschichten!). Daher war das Ende nicht ganz überraschend :D

Am Ende hat mich ein Wort verunsichert:

Dann zog er sich ihren leblosen Körper auf den Schoß,
Und danach spricht sie doch noch.
Ich denke Du wolltest dem Leser offen lassen, ob sie überlebt, oder nicht. Daher fand ich das "leblos" verwirrend. Vielleicht besser "bewegungslos"

lieben Gruß
pantoholli

 

Hallo Gretha,
interessant, deine Geschichte, weil deine Gequälte durchsteigen konnte zu dem Urgrund ihrer Lust am sexuellen Spiel von Fesseln und Schlagen.
Richtig führst du sie bzw. lässt sie führen in eine Höhle, die natürlich den Mutterleib bildet. Sie soll neugeboren werden, nachdem der Mann sie zum Embryo geschnürt hat.
Deine Geschichte zeigt den Weg einer Frau zur Selbsterkenntnis oder Selbstvernichtung? Zuerst die körperliche Erschöpfung, dann das Aufkeimen von Lust, die durch die Fesselung gesteigert, aber zugleich in Angst umgewandelt wird, um zu der Erkenntnis zu kommen, dass ihr Charakter in dieser Puppe seine wahre Existenz findet.

Eine Puppe bezeichnet in der Zoologie ein morphologisch klar abgegrenztes, meist fast oder völlig bewegungsloses Übergangsstadium zwischen der Insekten-Larve und dem geschlechtsreifen Vollinsekt (Imago)
(Wikipedia)
Ob das ganz auf unsere Heldin zutrifft?
Diese ganze SM-Masche ist mir fremd. Fremd deshalb, weil es hier um Politik geht, um Macht ausüben und Macht erdulden, um sich aufzuspielen und sich unterzuordnen. In dieser Geschichte geht es vom Mann aus gesehen um Spiel, von der Frau aus gesehen ebenfalls, während ich als Leser hier ein Initiationsritual sehe, eine Abfolge von vorgeschriebenen Handlungen, die von der Frau in diesem Fall zu vollbringen und zu erdulden sind, um einen höheren Reifegrad zu finden. In diesem Fall aber wird sie „leblos“.
Aber
"Bring mich ans Tageslicht", flüsterte sie tonlos.
Sorgsam zog er sie an. Er berührte sie so vorsichtig, ja mitfühlend, wie man das bei einem kranken Neugeborenen tun würde und trug sie aus der Höhle.
Hier kommt die sehr gelehrte Frau auf Platon. Sie will ans Tageslicht, um, so ergänze ich, sich und andere in der Realität zu sehen. So optimistisch?
Oder ist nun endgültig in ihrer oblomowsche Bewegungslosigkeit gelandet.
So, wie der Schluss ist, löst sie sich auf.
Ich will nichts tun. Ich will, dass etwas mit mir getan wird. In der Verantwortungslosigkeit schwimmen, bewegungslos in der Höhle, Schatten der Ersatzrealität an der Höhlenwand beobachten und für die Realität halten. Gebunden. Passiv, Dinge einverleiben, die etwas mit mir machen.
Das ist ein sehr gelungenes Bild für Initiationen, in denen Menschen sich in einer Gesellschaftsform als Individuen auflösen. Du bist nichts, dein Volk ist alles oder wie diese Sprüche alle so heißen.
Sprachlich gut gestaltet, nur einmal Arsch passt nicht.
Ich weiß nicht, ob du diese Gedanken hast darstellen wollen. Aber ich finde, eine anspruchsvolle Geschichte hast du geschrieben, wenn mir auch das SM-hafte zu Shades-of-Grey–haft vorkommt. Man kann das an anderen Beispielen auch demonstrieren.
Gut gemacht!
Fröhliche Grüße
Wilhelm

 

Hallo Gretha,

ich habe deine Geschichte nun vom Anfang bis zum Ende regelrecht verschlungen. Und ja, ich fand sie gut. Gut geschrieben, hat Bilder in meinem Kopf enstehen lassen und ich mochte solche Details wie zum Beispiel:

Von ihren niedlichen kleinen Zehen, die sich nicht an das übliche Maß hielten, die zweiten länger als die Großen Zehen, der kleinste links ein bisschen verkümmert, kaum dass er noch Platz für einen Nagel aufwies. Die schmalen Fesseln, darüber die fast drallen Waden und die hinreißenden Schenkel, deren kleine Dellen an der Stelle, wo sie zum entzückenden Prachtarsch übergingen, die in seinen Augen keinen Makel darstellten, sondern wie lustige Schönheitsflecken wirkten. Ihre Pobäckchen reizten ihn immer dazu, sie an Ort und Stelle über das Knie zu legen, um ihr die Hose stramm zu ziehen, so saftig und fleischig wie sie sich präsentierten. Der weiche Bauch, der so herrlich schaukelte, wenn er ihn kräftig tätschelte. Die wunderbaren Brüste, weiß wie Schnee, mit den kleinen, bei der leisesten Berührung sich aufstellenden Köpfchen. Ihr zarter Hals, an dessen Seiten man das Blut rauschen hören konnte, wenn man das Ohr drauf legte, wie bei einer Muschel das Meer. Die wirren, lockigen, roten Haare, gegen die sie einen erbitterten Kampf mit dem Glätteisen focht, den sie bei der leisesten Luftfeuchtigkeit verlor. Er kannte sie. Vom Scheitel bis zu Sohle. Und musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, was es zu bedeuten hatte, dass sie nicht mehr leise wimmerte, schnaubte und schimpfte. Sie nicht mehr hinterher hing, sondern direkt hinter ihm lief.
Dass sie erregt war. Feucht. Bereit.

Oder auch das hier fand ich toll, obwohl es etwas vollkommen Banales beschreibt:

Sie öffnete heute den dritten Becher Tiramisu. Wie sehr sie das Geräusch liebte. Die Textur des Deckels, der sich knisternd vom Rand löste. Die Spannung, ob sie eine gute Charge erwischt hatte, ein gutes Tiramisu musste für sie eine dicke, feuchte Schicht Kakaopulver aufweisen. Der Geruch nach verschwenderischer Creme, Schokolade, Amaretto öffnete die Pforte zu ihrer Oxytocin-Ausschüttung, alles wurde weich, voller Vorfreude ließ sie den Löffel in die dick sahnige Masse gleiten, zelebrierte den ersten Löffel dieses Bechers, mit dem beruhigendem Gefühl, noch weitere vier im Kühlschrank zu haben. Versteckt hinter dem Gemüse, um ihr Gewissen zu beruhigen.

Dein Schreibstil war es in erster Linie, der mich gleich in die Geschichte eintauchen hat lassen. Das Thema an sich empfinde ich zwar auch als etwas verstörend, aber das ist noch lange kein Grund, dass ich vom Lesen derartiger Lektüre die Finger lassen würde.

Und Moment mal, habe ich das da jetzt richtig verstanden:

Um eine gute Geschichte liefern zu können, hab ich mich geopfert für die Recherche. Erst habe ich mich eine halbe Stunde in eine Militärzeltplane fesseln lassen, auf die Art, wie oben beschrieben, und ja, es war langweilig.
Und dann bin ich ins "finstre Loch" gewandert, das kannte ich schon und habe mich, trotzt latenter Höhlenangst, ohne Taschenlampe alleine drin aussetzen lassen. Und nein, das war nicht langweilig, sondern echt Horrorshow.
Dort bekam ich alle Inspirationen für die Geschichte geliefert, frei Haus. Zum Glück war ich nicht ganz so erschüttert wie meine Protagonistin.

Du hast dich tatsächlich eigens für die Recherche deiner Geschichte in eine Plane einwickeln lassen und warst dann auch noch in einer Höhle (ich hoffe, ohne Plane)? Krass. Das nenn ich wirklich mal gut recherchiert.

Mit Shades of Grey kann ich deine Geschichte nicht vergleichen. Das ist allerdings positiv aufzufassen. Ich habe schlussendlich zwei Bände davon geschafft, die Qual des dritten wollte ich mir dann aber schlussendlich ersparen. Einen dritten Band in deinem Stil könnte ich mir allerdings gut vorstellen.

Freue mich auf weitere Geschichten von dir.

Grüße,
rehla

 

Hallo Gretha,
skurrile Sache. Sehr aus der Perspektive der Frau. Aber was macht denn der Mann? Wenn der die so einschnürt und verpackt, kommt er doch gar nicht mehr ran? Das was im Titel steckt, passiert jetzt gar nicht? Trotzdem gerne gelesen. Viele Grüsse, Fugu

 

Fugusan schrieb:
Sehr aus der Perspektive der Frau.

Apropos Perspektive:

Fröhlich in sich hinein grinsend, mimte er in der Rückenansicht den großen Helden. Vorne gönnte er sich ein jugendliches Spitzbubenlächeln, sie würde es ja nicht sehen können.
Er freute sich. Auf das Spiel und an ihrem wunderbaren Wesen, das ihn so glücklich machte.
Sie waren nun fast an der Höhle angekommen. Bevor er sich zu ihr umdrehte, kontrollierte er sein Gesicht und verscheuchte die kindlichen Züge der Vorfreude, aus seiner Miene.

Das sind die einzigen Sätze in der Geschichte, wo du die personale Erzählperspektive der Frau verlässt. Geschähe das im Laufe der Geschichte öfter (sog. personale Multiperspektive), hätte es mich wohl weniger gestört, aber so hat es mich beim Lesen etwas irritiert. Vielleicht willst du über diese Stelle noch mal nachdenken, Gretha.

 

Vielen Dank für Eure Kritiken, ich fange heute mal von hinten an, mit der Stellungsnahme zu Euren Gedanken, weil mir die Kritik an der Erdzählperspektive unter den Nägeln brennt. Zu den Anderen komme ich heute Abend noch, wenn ich mehr Zeit habe.

Ich bin ja sonst eher eine intuitive Schreiberin, die sich nicht ständig Gedanken um Formfragen macht.
Aber bei der Geschichte habe ich mehr als einen Gedanken dran verloren. Begonnen hatte ich sie in der Ich-Perspektive. Mir war schnell klar, dass ich dieses Mal tiefer in die S/M-Schublade greifen würde, wie gewöhnlich. Also über richtigen Sadomasochismus schreiben, nicht nur andeuten.

Da ich hier ausstelle, wo ein unbelecktes Publikum ließt, war es mir wichtig, den Mann sehr liebevoll wirken zu lassen. Ich wollte Euch zeigen, dass ein dominanter Sadist genauso dusselig/verliebt/liebevoll ist, wie jeder andere auch.
Da ich Schreibanfängerin bin, wusste ich nicht, ob es irgendwelche ungeschriebene Gesetze gibt, die ein Perspektivenwechsel verbieten. Ich habe also noch mal umgeschrieben und seine Perspektive ergänzt.
Es war ein kleiner Versuch, um zu testen, ob man das darf, oder es des Teufels ist, so etwas zu tun.

Ernst, er kommt aus seiner Perspektive öfter zu Wort:

Er kannte sie gut. Von ihren niedlichen kleinen Zehen, die sich nicht an das übliche Maß hielten, die zweiten länger als die Großen Zehen, der kleinste links ein bisschen verkümmert, kaum dass er noch Platz für einen Nagel aufwies. Die schmalen Fesseln, darüber die fast drallen Waden und die hinreißenden Schenkel, deren kleine Dellen an der Stelle, wo sie zum entzückenden Prachtarsch übergingen, die in seinen Augen keinen Makel darstellten, sondern wie lustige Schönheitsflecken wirkten. Ihre Pobäckchen reizten ihn immer dazu, sie an Ort und Stelle über das Knie zu legen, um ihr die Hose stramm zu ziehen, so saftig und fleischig wie sie sich präsentierten. Der weiche Bauch, der so herrlich schaukelte, wenn er ihn kräftig tätschelte. Die wunderbaren Brüste, weiß wie Schnee, mit den kleinen, bei der leisesten Berührung sich aufstellenden Köpfchen. Ihr zarter Hals, an dessen Seiten man das Blut rauschen hören konnte, wenn man das Ohr drauf legte, wie bei einer Muschel das Meer. Die wirren, lockigen, roten Haare, gegen die sie einen erbitterten Kampf mit dem Glätteisen focht, den sie bei der leisesten Luftfeuchtigkeit verlor. Er kannte sie. Vom Scheitel bis zu Sohle. Und musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, was es zu bedeuten hatte, dass sie nicht mehr leise wimmerte, schnaubte und schimpfte. Sie nicht mehr hinterher hing, sondern direkt hinter ihm lief.
Dass sie erregt war. Feucht. Bereit. Fröhlich in sich hinein grinsend, mimte er in der Rückenansicht den großen Helden. Vorne gönnte er sich ein jugendliches Spitzbubenlächeln, sie würde es ja nicht sehen können.
Er freute sich. Auf das Spiel und an ihrem wunderbaren Wesen, das ihn so glücklich machte.
Sie waren nun fast an der Höhle angekommen. Bevor er sich zu ihr umdrehte, kontrollierte er sein Gesicht und verscheuchte die kindlichen Züge der Vorfreude, aus seiner Miene. Ernst, fast neutral streckte er ihr die Hand entgegen, um ihr über die Felsen, zum Eingang der Höhle zu helfen.

Wäre es besser gewesen, seine Perspektive später noch mal einfließen zu lassen, hätte ich seine Perspektive ganz weglassen sollen, oder wie stelle ich so etwas geschickter an?

 

@Gretha
Im Prinzip kannst du ja umschreiben wie du möchtest. Was sagt denn dein Herz? Was sagt dein Bauchgefühl? Fühlst du SIE? Oder beschreibst du SIE nur?

Du frägst jetzt einen (Ernst) und morgen sagt ein anderer jenes oder dieses oder weniger oder mehr. Mon dieu, nix gegen Ernst, ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Verstehst du, was ich meine? Klar, verstehst du. Du bist womöglich unsicher, weil es einer deiner ersten Texte ist.

Gott, was war ich nervös, damals, als ich mit schreiben anfing. Alle lachen mich aus, dachte ich. Aber scheiß drauf! Schreiben ist wie ein Aderlaß, es ist DEIN Blut, das aus der Ader gelassen wird. Du kennst es, seinen Geschmack, seine Wärme.

Ein alter Trick ist es, den Text einfach mal ein paar Wochen links liegen zu lassen, dann wieder lesen. Du wirst merken, wie sehr du Abstand gewonnen hast und dann beginnt die Arbeit ... die fast nie aufhört.

Morphin

 
Zuletzt bearbeitet:

Gretha schrieb:
Ernst, er kommt aus seiner Perspektive öfter zu Wort

Ich habe das beim Lesen halt anders empfunden, Gretha. Also diesen ganzen Absatz

Er kannte sie gut. Von ihren niedlichen kleinen Zehen, … usw.
las ich als die Gedanken der Frau. Sie kennt den Mann ja und weiß, dass er sie kennt und was er an ihr mag. Einzig diese Stelle, die ich oben erwähnt habe, ließ mich stutzen. Wieso weiß die Frau, dass der Mann spitzbübisch grinst, wenn sie hinter ihm geht, fragte ich mich. Aber vielleicht lesen das andere ohnehin ganz anders.

Da ich Schreibanfängerin bin, wusste ich nicht, ob es irgendwelche ungeschriebene Gesetze gibt, die ein Perspektivenwechsel verbieten. Ich habe also noch mal umgeschrieben und seine Perspektive ergänzt.
Es war ein kleiner Versuch, um zu testen, ob man das darf, oder es des Teufels ist, so etwas zu tun.
Es ist mitnichten des Teufels, es gibt ja sogar den Begriff der personalen Multiperspektive. Allerdings, und das hab ich ja auch weiter oben schon gesagt, gefiele es mir besser, wenn ein Perspektivenwechsel entweder durchgängig oder gar nicht auftritt und nicht überraschend nur an einer einzigen Stelle. Aber ich bin halt auch nur ein sehr intuitiver Leser, kein Erzähltheoretiker.

Ist aber so oder so eine sehr starke Geschichte, Gretha. Ich kann mir vorstellen, dass du uns hier noch so manches Lesenswertes um die Ohren hauen wirst. Ich bin jedenfalls gespannt.

offshore

 

Lieber Morphin.
Danke, dass Du in meiner Geschichte durchgehalten hast, obwohl es nicht Deine Thematik ist, sie Dich gar abstoßt. Nur ein klitzekleiner Gedanke dazu, es gibt sehr destruktive Beziehungen in denen die Hörigkeit regiert. Das lässt sich aber nicht mit einer gewollten und reflektierten Beziehung vergleichen, wo beide ihre ureigene Neigung bewusst leben.
Nur zu Deiner Beruhigung, eines hat mir dem anderen gar nichts zu tun.

Vielen dank auch zu Deinem Lob zu Stil, Satzbau und so weiter.

Zum weiter unten. Es tut gut den Rücken gestärkt zu bekommen, es stimmt, ich bin noch ziemlich unsicher. Aber ich glaube ich mag die Geschichte. Ich stehe hinter ihr. Während mich meine Alten inzwischen eher nerven.
Danke für alles,
Gretha

Hallo Pantoholli,
war doch gut, dass Du den Satz in Ohren hattest, das hat Dich vor einer Enttäuschung bewahrt. Bei aller Perversität bin ich irgendwie seltsam Schamhaft, wenn es darum geht, über Sex an sich zu schreiben. Das ist mir peinlich und irgendwie zu intim. Deshalb schütze ich meine Tuntenhaftigkeit durch ein schief gehen. Unter anderem, bei der Geschichte ging es ja im Grunde um was anderes.

Du hast Recht, das "leblos" war irreführend. Ich ändere es nachher in "leblos wirkend". Denn ich wollte zwar offen lassen, welche Schüsse sie aus dem Erlebnis zieht, aber nicht ob sie überlebt hat. Ich wollte schon, dass sie raus aus der Höhle will.
Schön, dass es Dir gefallen hat, echt.
Liebe Grüße von Gretha.

 

Hallo Gretha,
interessant, deine Geschichte, weil deine Gequälte durchsteigen konnte zu dem Urgrund ihrer Lust am sexuellen Spiel von Fesseln und Schlagen.

Zu dem Satz kann ich ja sagen. Sie hat eine Parallele ziehen können, zu anderen Bereichen ihres Lebens, die auch Indizien ihrer Passivität darstellen. Die Ersatzebenen, Schatten darstellen, ohne sie durch eigenes Bestreben, Anstrengungen oder Bewegung errungen zu haben. Der Urgrund ist es warscheinlich nicht, es ist nur das erkennen des roten Fadens durch ihren gesamten Charakter.

Richtig führst du sie bzw. lässt sie führen in eine Höhle, die natürlich den Mutterleib bildet. Sie soll neugeboren werden, nachdem der Mann sie zum Embryo geschnürt hat.
Die Höhle habe ich nicht bewusst als Symbol für den Mutterleib gewählt, es war eher das Bestreben das Höhlengleichnis mit der Geschichte zu verweben, weil es mir sehr passend schien, mit seinen Schatten an der Höhlenwand, die für die Realität gehalten werden. So kam ich zur Höhle.

Deine Geschichte zeigt den Weg einer Frau zur Selbsterkenntnis oder Selbstvernichtung?
Was sie damit macht, steht offen. Ich wünsche ihr das Beste.

Zuerst die körperliche Erschöpfung, dann das Aufkeimen von Lust, die durch die Fesselung gesteigert, aber zugleich in Angst umgewandelt wird, um zu der Erkenntnis zu kommen, dass ihr Charakter in dieser Puppe seine wahre Existenz findet.
(Wikipedia)
Ob das ganz auf unsere Heldin zutrifft?

Ja, es fühlt sich jedenfalls sehr nach einem Kokong an, dass kann ich unterschreiben. Wir wurden dadurch aber beiden nicht zum Schmetterling, eher zum Nervenbündel. :D

Diese ganze SM-Masche ist mir fremd. Fremd deshalb, weil es hier um Politik geht, um Macht ausüben und Macht erdulden, um sich aufzuspielen und sich unterzuordnen.
Nein, dass siehst Du falsch, es geht nicht um Politik sondern schlicht um Sex.

In dieser Geschichte geht es vom Mann aus gesehen um Spiel, von der Frau aus gesehen ebenfalls, während ich als Leser hier ein Initiationsritual sehe, eine Abfolge von vorgeschriebenen Handlungen, die von der Frau in diesem Fall zu vollbringen und zu erdulden sind, um einen höheren Reifegrad zu finden. In diesem Fall aber wird sie „leblos“.

Ja. Es ging um ein Spiel. Da S/M auch stark mit Emotionen, gerne auch mit negativen spielt, kommt es mitunter vor, dass aus dem Spiel Ernst wird, weil es unter Umständen psychologisch Prozesse zum laufen bringt, von denen man vorher nichts wissen konnte und die sich wenn sie laufen, schlecht wieder stoppen lassen. Beabsichtigt war das von Beiden nicht.
Wenn er das vorher gewusst hätte, hätten sie die Finger davon gelassen, da bin ich mir sicher.

Hier kommt die sehr gelehrte Frau auf Platon. Sie will ans Tageslicht, um, so ergänze ich, sich und andere in der Realität zu sehen. So optimistisch?.
Nun ja, auf Platon kam ich schon im Titel, er war der Rahmengeber der gesamten Geschichte.

wenn mir auch das SM-hafte zu Shades-of-Grey–haft vorkommt. Man kann das an anderen Beispielen auch demonstrieren..

Ich schreibe es jetzt einfach mal dem Umstand zu, dass alle Menschen, die mit der Thematik nichts zu tun haben, automatisch Rückschlüsse auf das unsägliche Buch ziehen. Sonst würde mich das bitterlich beleidigen. Die "Shades" haben unserer Subkultur den schlimmsten Bärendienst der letzten Jahrzehnte erwiesen. Aber nicht schlimm, ich bin ganz tapfer und nehme es nicht persönlich, Wilhelm. Ich habe ein paar Sexszenen des Buches gelesen, die Protagonistin dieses Buchs war ein Zimperlieschen, ohne echte Neigung. Meine Pro ist eine Masochistin, die solchen Sex liebt.

Ich hab mich sehr gefreut, dass Dir die Geschichte gefallen hat. Vielen lieben dank für Deine Zeilen, es war sehr interessant Deine Sicht der Dinge zu erfahren.
Liebe Grüße,
Gretha

Hallo Rehla,
schön, dass Dich die Geschichte gefesselt hat. Die Sequenz mit der Tiramisu hat mir auch großen Spaß gemacht zu schreiben. Das Essen des Teufelszeugs kann echt süchtig machen. Ich bin seit bald 10 Jahre trockene Tiramisusüchtige. Aber noch mal drüber zu schreiben war sehr genüsslich.

Ja, Du hast das richtig verstanden, ich habe mich, allerdings zu Hause, in die Plane wickeln lassen. Und in der Höhle war ich auch, aber ohne Plane. Obwohl mein Freund nach lesen meiner Geschichte nun eine weitere Wanderung plant...
Ich kann jetzt nicht sagen, dass die Recherche jetzt vollkommen A-typisch für mich war. Wandern ist ein großes Hobby von mir und das Andere auch...
Vielen lieben Dank für Dein Lob.
Liebe Grüße, Gretha

 

Hallo Fugusan.
"Fucking" ist in dem Fall eher als Adjektiv zu verstehen, betrachte es als "verdammtes, beschissenes, oder auf Deutsch verficktes". Ich fand schon gut, dass "Fucking" ein bisschen auf was sexuelles anspielt, es wird aber nicht gefickt, sondern das Spiel läuft auf etwas fucking Verkacktes hinaus.
Ich vermute, hätte sie nicht den Moralischen bekommen, hätte der Sex, der für ihn erst nur im Kopf stattgefunden hat, schon noch seine körperliche Erfüllung gefunden.
Schön, dass Du es gerne gelesen hast.
Danke für Deine Zeilen,
Gretha

Hallo Ernst noch mal.
Dann habe ich das nicht deutlich genug herausgestellt. Ich bin mir aber so sicher, wie das Amen in der Kirche, dass keine Frau so freundlich und verliebt über ihre Orangenhaus sprechen würde.
Ich kümmere mich die Tage noch mal darum, ob ich das Problemchen noch lösen kann. Vielleicht schaust Du dann noch mal rein, ob es mir gelungen ist.
Danke für die Blumen!
Grüßle,
Gretha

Hallo Alex.
Ich kenne den Vorgang des schnellen urteilens. Geht mir auch oft so. Nur hab ich nicht die Größe, eine Geschichte, vor allem so eine lange Geschichte, dann noch fertig zu lesen. Ich klappe dann immer zu.
Das es mir gelungen ist, Dich umzustimmen, freut mich sehr.

Ich bin ehrlich, ich musste Deine Kritik jetzt schon dreimal lesen und bin mir sicher, sie trotzdem immer noch unzureichend zu verstehen.
Ich habe weiter oben schon beschrieben, dass ich mit den Perspektiven Probleme hatte. Ich begann erst in der Ich-Perspektive. Da mir seine Perspektive aber wichtig war, um seine Geisteshaltung zu verdeutlichen, schlüpfte ich in die Personale Erdzählperspektive, ich dachte mir, dass zwei Ich-Perspektiven bestimmt noch mehr des Teufels sind.
Scheinbar ging mir so viel an Intensität verloren.

Das Umschalten von Schlapp auf Geil erzähl er aus seiner Perspektive, scheinbar hab ich das nicht deutlich genug herausgestellt.

Ich schau mal, ob ich durch kleinere Korrekturen noch ein bisschen schnitzen kann, komplett umschreiben werde ich warscheinlich erst mal nicht, für mich ist die Geschichte ein bisschen heilig, da sie die erste ist, mit der ich irgendwie ziemlich zufrieden bin.

Zukünftig werden ich die gesamte Thematik der Perspektiven noch mehr beachten, damit spielen, dazulernen, testen.
Vielen lieben Dank, dass Du da den Finger drauf gelegt hast, wo es noch hapert. Dazu bin ich hier.
Liebe Grüße,
Gretha

 

Na, kaum hab ich hierorts an anderer Stelle über Liebe als Wort und Gefühlsleben, aber auch Machtspiel geäußert –

als mich der vermeintliche Platon mit Deinem Namen,

liebe Gretha,

in ein finstres Loch verführte – dem Schwarzen Loch der pornografischen Phantasie, die nach Susan Sontag zum Tragischen (Bataille z. B.) neigt oder, was sie vor allem bei de Sade, dem Namensspender des Sadismus, vor allem sieht, einen Hang zum Komischen hat. Du neigst mit der Geschichte zum Tragischen, das aufs Unmögliche und den Tod (und wär’s „nur“ die Angst vor ihm) zielt – die literarische Übertreibung (die ich mir auch in Kommentaren erlaube) wird darin in der sadistischen Seite als männlich dargestellt – und selbst Gevatter Abraham muss dafür herhalten in einer schönen, aber skurrilen Konstellation

[d]ann zog er sich ihren leblosen Körper auf den Schoß, deckte ihn mit seiner und ihrer Jacke zu und wiegte sie wie einen Säugling … // // …, dass sie sich bei ihm fühlte wie in Abrahams Schoß.

Die Redensart kommt bekanntlich aus Lukas 16, 20 ff., wenn der „arme“ Lazarus nach seinem Tode von Engeln in Abrahams Schoß gelegt wird – wo er sich geborgen fühlen kann und ohne (irdischer) Not ist.

Insofern ist die Geschichte auch eine Fortsetzung des Kinderspieles – da unterm Dach und hier quasi im Keller, pardon, in der Hölle. Ich tipp mal darauf, dass Seelenklempner ihre helle Freude an der Geschichte fänden …

Bissken Grammatik

…, standen ganz andere Hormone zu Verfügung.
„Zur“ Verfügung stehen

Hier schnappt die Fälle-Falle zu

Ein bisschen fühlte sie sich wie auf de[m] Weg zur Schlachtbank.

Gelegentlich ist ein Komma entbehrlich
…, kontrollierte er sein Gesicht und verscheuchte die kindlichen Züge der Vorfreude[…] aus seiner Miene.
oder auch hier
Vor lauter Angst, Erregung, Vorfreude, Trotz, Aufregung, Widerwillen und Befürchtungen[…] bekam sie keinen Bissen runter.

Hier ist eine Variante des Hilfsverbs entbehrlich, ohne dass die Aussage Schaden nimmt:
…, wissend, dass sie eh nicht beantwortet werden würden.

Besser das Attribut der „dringlichsten“ [Frage] aus den taussend … klein
Zum Schluss sprach sie wenigstens die Dringlichste aus:
Zum Beweis: Es wäre sonst „das“ Dringlichste gemeint!

Sie versuchte, in den Inhalt zu schielen und erkannte …
Ist es nicht der Rucksack, in den sie zu schielen versucht?

Schon begannen sie die Seile zu umschließen und flochten …
Unglückliche Stellung im Infinitivsatz, denn nicht sie umschließt die Seile, sondern die Seile umschließen sie, besser also
Schon begannen [die Seile, sie] zu umschließen[,] und flochten …

Er fixierte ihn umsichtig mit mindestens einem Meter Panzertape , natürlich …
(Komma direkt hinters „…tape“)

Nun begann er, mit dem Tape an den Füßen die Plane dicht um ihren Körper zu wickeln[,] um sie in die Bewegungslosigkeit und Abgeschiedenheit zu bringen.

Ok, ich versuche mal die Raupe, …
(Ok könnte für Oklahoma gehalten werden [obwohl die offizielle Abkürzung in Großbuchstaben erfolgt, aber wer wüsste es denn hier so genau – außer vllt. JuJu]): Okay/O. K. oder o. k. (die kleinen Strolche sagten immer „okey-dokey“)

Hier will der Punkt der wörtlichen Rede entfliehn …

"Strecke mal Deine Zunge raus, ich hab Dir noch einen lustigen Miraculix".
Stöhnend stand sie vor ihm und er begann[,] sie mit der Hand zu stimulieren.
Er berührte sie so vorsichtig, ja mitfühlend, wie man das bei einem kranken Neugeborenen tun würde[,] und trug sie aus der Höhle.

Mit rabenschwarzem Humor gelesen vom

Friedel,
der noch'n schönes Wochenende wünscht

 

Hey Gretha,
ich habs jetzt gelesen, aber erst nach dem dritten Anlauf zu Ende. Ich finde das Thema ganz interessant, aber so richtig was Kluges habe ich zu dem bisher Gesagtem auch nicht beizutragen. Konzeptionell geht das schon auf, von der Szenenführung, aber mich konnte der Text nicht richtig reinziehen. Vllt ist es tatsächlich die Sache der Perspektive, aber eher hat mir eine packende Stimme gefehlt. Wenn du dir mal die richtig guten Texte hier im Forum anschaust, dann wird dir auffallen, dass sie vom ersten Satz an, mit einer Erzählstimme sprechen, die den Leser in irgendeiner Form berührt, bei der man das Gefühl bekommt, da gibt es irgendwo eine echte Person, die einem was auf seine ganz eigene Art und Weise erzählt. ich finde, deiner Geschichte fehlt es daran.
Da sind auch sprachlich ziemlich viele Unsauberkeiten und Unstimmigkeiten.
Ich geb dir mal ein paar Beispiele vom Anfang.

Hart klopfte der Puls in ihrem Hals. Die Lungenkapazität war ausgeschöpft, sie schaffte es kaum noch, genug Luft in die Flügel zu saugen, um den Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Aggressionen explodierten wie Blitze in ihrem Gehirn, fast hatte sie das Gefühl, es müsste literweise Blut aus ihren Ohren spritzen. Schweiß rann in einer breiten Bahn die Wirbelsäule hinunter, das Gesicht war rot, nass, die Feuchtigkeit begann, an Schläfe und Nacken das Haar zu kleinen, ringeligen Schillerlocken zu formen.
Der erste Satz hat mir schon keine Lust auf mehr gemacht. Ich finde, wenn man schon eine Geschichte mit einer Beschreibung eines physischen Zustandes beginnen will, dann muss es irgendwas wirklich Originelles sein. So ist es halt völlig neutral und langweilig. Ich kenne "sie" nicht, mir ist es (am Anfang) ganz egal, was in ihrem Hals passiert. Wenn du einen Text beginnst, musst du direkt versuchen, mit einem Leser ein Band zu schießen. Ob er die Figur oder das Geschehen mag oder hasst, er muss an ihr interessiert sein. Du musst ihn mit einer Stimmung locken, mit Implikationen, die den Wunsch erwecken den Erzähler und das Erzählte kennenzulernen. Das ist hier nicht der Fall.
Dann der zweite Satz. "Die Lungenkapazität, ausgeschöpft, Körper mit Sauerstoff versorgen." Das sind ungelenke Worte, umständliche, überkorrekte Beschreibungen die in einen Sachbericht gehören, aber nicht in einen literarischen Text. Man vermutet sofort, dass der Rest, den der Erzähler von sich geben wird, auch von einem Langweiler kommen wird. Und da kann man dir auch die Klügsten und Tiefgründigsten Sachen erzählen, aber man will nur schlafen.
kleinen, ringeligen Schillerlocken
vllt irre ich mich ja, aber Schillerlocken sind per definition klein und ringelig.
Dann finde ich es mit dem aus den Ohren beinah spritzendem Blut unnötig dramatisch. Überhaupt hast du im Text an einigen Stellen so mißlungene Überspitzungen drin, da würde ich nochmal drüber schauen.
Also wenn ein Text so anfängt und man so viele Dinge zu bekritteln hat, da ist man sofort skeptisch.
Du verwendest viele Adjektive und Adverbien. Ich mache es eigentlich auch ganz gerne, aber da muss man wirklich aufpassen. Ich finde, man nimmt sie entweder, weil eine Sache wirklich wirklich wirklich eine Beschreibung braucht oder wenn sie dem Wort eine neue Bedeutung oder Färbung geben, mit der man den Leser überrascht, ihm irgendwas Ungewöhnliches anbietet. Wenn durch die Verwendung eine Atmosphäre geschaffen wird, die den Leser fühlen lässt.
Ja, ich mach jetzt mal an dieser Stelle Schluss. Eins noch, ich habe deine anderen Sachen auch mal angeschaut, ich finde auf jeden Fall, dass das hier von der Geschichte her, ein ziemlicher Fortschritt ist. Aber, ich glaube, das war dein erster Text, da fand ich die Stimme besser.
Ja, ich finde die Thematik durchaus vielversprechend, aber wenn die Sprache nicht stimmt und die passende Stimme fehlt, dann hat die Geschichte ein Problem.
Grüße,
randundband

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Gretha,

mit dieser Geschichte konnte ich schon etwas mehr anfangen als mit der letzten, die ich kommentiert hab. Es gibt hier zumindest ein paar Elemente, die mir gut gefallen haben. Erstmal finde ich dieses Dilemma, was da kurz behandelt wird, ganz interessant: Damit das Spiel Spaß (bzw. in diesem Fall Angst) macht, muss man vergessen, dass es ein Spiel ist. Aber das fällt natürlich mit wachsender Routine immer schwerer. Und dann ist der Grat extrem schmal, Angst ja, Panik nein. Zumindest war das, was sie da erlebt hat, ihr wohl doch nen Tacken zu viel. Also das ist schon ein Thema, das Potential hat, wenn man das gut bearbeitet.
Hier hatte ich auch erstmals das Gefühl, dass es dem Text um etwas mehr als nur um den Fetisch geht und welche praktischen Problemchen sich da beim Ausleben ergeben. Als sie da diese Rückblende hat und was über sich selbst versteht, diese Faszination der Passivität, die sie mit der Rückkehr in den Uterus verbindet. Find ich auch interessant, dass diese Passivität eben nicht nur mit Gewalt sondern auch mit Fürsorge zu tun hat (merkt man ja auch an Daddy hier), die sie von der Selbstverantwortung des Erwachsenenlebens entlastet.

Fühlte sich gebauchpinselt von den Fremden, die sie eh nur ficken wollten. Schrieb da einen neckischen Satz, dort eine vernichtende Antwort. Ein guter Tag. Sie fühlte sich geliebt.
Das ist zum Beispiel ne gute, eigentlich ziemlich traurige Stelle, die mal so ein bisschen tiefer geht.
Höhlengleichnis fand ich jetzt in dem Zusammenhang trotzdem etwas hoch gegriffen, passt auch nur mit viel gutem Willen. Aber hier hat die Figur auf jeden Fall ein bisschen mehr Substanz, Hintergrund, mehr als nur eine ungewöhnliche Sexualität ohne Geschichte halt. Das geht in die richtige Richtung, könnte aber für meinen Geschmack noch deutlich ausgebaut werden.
Das dritte, was ich gut fand ist dieses Bild, wie sie da als tropfende Muschi in die Topfsteinhöhlenmuschi stapft. :D
Was mir nicht gefallen hat, ist die Sprache. Randundband hat schon genau den ersten Absatz rausgepickt, den ich auch soooo unelegant formuliert fand. Da kriegt man doch kein Gefühl für das Pochen im Hals, mit dieser umständlich pseudomedizinischen Formulierung. Ich glaub sprachliche Verknappung wär ne ganz gute Übung für dich. Hier könntest Du zum Beispiel den Satzrhythmus dem atemlosen Pochen im Hals anpassen.
Aber selbst die größere Ausstattung von Hanf würde den Rucksack nicht halb zum Bersten bringen.
Auch das ist so ne Stelle, da merkt man, Du willst Dich irgendwie ganz besonders ungewöhnlich ausdrücken und es kommt dann bemüht und verkrampft an und wird auch semantisch schief. Versuch mal auf solche Stellen zu achten, die überkompliziert werden und versuch dasselbe mal einfacher auszudrücken. Das ist auch ne Kunst beim Schreiben, die geübt werden will.
Er sah, wie sie sich wand und immer neue Emotionen aus ihren Augen sprangen.
Find ich auch nicht so schick als Metapher.
Kleine unausgegorene "Umpf" -Laute verließen ihren angespannten Mund
Oder hier, findest Du "unausgegoren" passt da wirklich gut hin, oder ist das nur generell ein hübsches Wort. Sowas muss man echt hinterfragen, beim Schreiben. Auch ob das in Kombination mit "klein" redundant wird, ob der Mund nicht implizit eh angespannt ist, etc.
Mehrmals wäre sie beinahe gefallen, zumal sie nicht Herrin des Lichtes war.
"Herrin des Lichts" ist entweder wieder son ironischer Flaps-Ton, oder fällt völlig aus der Stimme. Mach Dir über die Wirkung solcher Sprachregister mal Gedanken.
Wäre ihr Mund nicht verklebt gewesen, hätte das ein Lächeln auf ihn gezaubert.
Das ist auch umständlich. "... hätte sie gelächelt" ist zwar schlichter und weniger oho, wirkt aber viel natürlicher.
das Geräusch klackernder Absätze auf Asphalt wirkte wie immer als Reflex auf alle Männer, die ihren Weg kreuzten.
Das ist auch unpräzise. Das Klackern ist kein Reflex, es löst höchstens welche aus.
Also abgesehen davon, dass die Perspektiven unsauber sind (wie sieht sie ihre Schillerlocken im Nacken?), bin ich da jetzt auch an keine der Figuren so recht drangekommen. Zum Beispiel konnte ich den Moment in dem Gelassenheit in Panik umschlägt gar nicht richtig nachvollziehen und mitfühlen. Plötzlich wird halt Panik behauptet. Bumm! Ob man da jetzt als Lesaer mitgeht oder nicht. Überhaupt hatte ich bis zum Schluß nicht das Gefühl, dass das so ne schlimme Sache ist für sie. Ich wär da gern näher dran gewesen am Geschehen.
Die Sprache sorgt auch dafür, dass ich das Ganze extrem unsexy finde. Du willst über harten Sex schreiben. Okay. Aber dann schreib das doch auch mal in einer entsprechend harten und unverblümten Sprache, nicht in so nem flockigem, mittelwitzigen Plauderton.
Diese kribbelte in ihrem Bauch und schon spürte sie die Lust, heiß in ihr Unterstübchen schießen.
"Unterstübchen" ist ein Kalauer. Kalauer sind nicht sexy.
Er kannte sie gut. Von ihren niedlichen kleinen Zehen, die sich nicht an das übliche Maß hielten, die zweiten länger als die Großen Zehen, der kleinste links ein bisschen verkümmert, kaum dass er noch Platz für einen Nagel aufwies. Die schmalen Fesseln, darüber die fast drallen Waden und die hinreißenden Schenkel, deren kleine Dellen an der Stelle, wo sie zum entzückenden Prachtarsch übergingen, die in seinen Augen keinen Makel darstellten, sondern wie lustige Schönheitsflecken wirkten. Ihre Pobäckchen reizten ihn immer dazu, sie an Ort und Stelle über das Knie zu legen, um ihr die Hose stramm zu ziehen, so saftig und fleischig wie sie sich präsentierten. Der weiche Bauch, der so herrlich schaukelte, wenn er ihn kräftig tätschelte. Die wunderbaren Brüste, weiß wie Schnee, mit den kleinen, bei der leisesten Berührung sich aufstellenden Köpfchen.
"niedlich", "entzückend", "lustig", "Pobäckchen", das ist alles nix, was ich mit Erotik verbinde. Da kommt in dieser Verniedlichung auch dieses komische Vater-Kind-Ding mit rein, was noch öfter auftaucht, als er sie tränkt wie ein Kälbchen, ihr den Hintern versohlen will, sie wiegt wie ein Baby und mit "braves Mädchen" und "Schnabel auf" anspricht. Er murmelt "verschmitzt". Die Rolle als strenger aber auch fürsorglicher Papa gehört natürlich mit zum Dominanzspiel, passt auch gut zu ihrem Wunsch nach Verantwortungslosigkeit. Mir persönlich ist diese Papa-Kindchen-Ästhetik trotzdem son bisschen brrrrrr. Das ist natürlich Geschmacksache. Aber ich bin mir sicher, wenn Du die Härte der Sexpraktiken ein bisschen in der Unverblümtheit der Sprache spiegeln könntest, hättest Du hier schnell mehr Fans.
Ok, ich versuche mal die Raupe, bis ich in einer besseren Position bin.
Das ist doch ne Komödie. ;)

Also wie gesagt. Ich seh da gute Ansätze, aber gerade in Bezug auf Stilistik echt noch Verbesserungspotential. Oft muss man nur ein bisschen aufmerksamer sein, bestimmte Formulierungen und Wortwahlen strenger hinterfragen. Vielleicht willst Du es auch extra in so nem Satire-Ton halten, aber dann kann ich das Thema und die Figuren echt nicht ernst nehmen. Dabei find ich die Dynamik da gar nicht mal uninteressant und bei entsprechender sprachlicher Präsentation schließ ich auch gar nicht aus, dass ich einen SM-Text sexy finden könnte. Aber in der jetzigen Form, nee.

lg,
fiz

P.S.: Der Titel ist supercool. Hat mich angelockt. :)

 

Hallo Gretha, die Thematik, so wie du sie beschreibst, schockiert mich nicht. Aber die Art deines Beschreibens begeistert mich. Allerdings nur da, wo du bei deiner weiblichen Ich-Perspektive bleibst. Da bist du zu 100 % authentisch. Den Blick des Sadisten zu beschreiben, damit der unbedarfte Leser erfährt, dass das auch liebevolle Menschen sein können, reicht mir als Motiv nicht. Und man spürt auch, dass diese Passagen irgendwie Second Hand sind. Ich würde bei dir bleiben. Da bist du nämlich bärenstark. Ich liebe erotische Geschichten, bei denen man das Erleben spürt. Völlig egal, wie explizit sie sind. Und auch völlig egal, um was für eine neigung es geht. Es muss beim Lesen "wahr" werden. Und das tut diese Geschichte. Glückwunsch, Gretha!

 

Hallo Gretha,

das könnte jetzt ein bissel länger werde, ich teile den Kommentar durch die Anzahl deiner bisher hier veröffentlichten Geschichten, dann dürfte es wieder passen :)

Zur Geschichte:

Ich konnte sehr gut mit den Gedankengängen mitgehen, den Weg ein Stück weit begleiten.
Der innere Konflikt, Erregung, Angst, Lust, die Gedankensprünge - alles für mich gut be / geschrieben.
Allerdings bewerte ich rein emotional - für fachliches Handwerk fehlt mir das Wissen, daher überlasse ich das denen, welche sich damit auskennen.

Ein wirklich sehr großer Störfaktor war für mich die fehlende Rettungsleine, das Safeword, die Kugel in der Hand, die Möglichkeit das Spiel zu unterbrechen wenn es über die Grenzen geht.
Natürlich gibt es Beziehungen ( ich lebe selbst in einer solchen ) bei denen auf die Rettungsleine bewusst verzichtet wird, da das Vertrauen ausreichend vorhanden ist.
Allerdings würden wir in Situationen, in denen man weder Mimik des Gesichtes, noch des Körpers augenscheinlich wahrnehmen kann definitiv eine Rettungsleine einbauen- auf welchem Weg auch immer.
( Wobei das geschilderte " Spiel " nicht meines wäre - aber das ist ja auch egal.)

Zum Ende : Ich weiß zwar was du transportieren wolltest - die Besorgnis, Fürsorglichkeit, Liebe, Zuneigung etc. - es kam nur nicht wirklich bei mir an.

Allgemein möchte ich gerne noch etwas zum Thema BDSM - SM loswerden, da es ja schon die eine oder andere Äußerung dazu gab:

Selten wird so offen über Sexualität, Tabus, Wünsche, Neigungen, Grenzen, Träume,darüber was gefällt und / oder nicht gefällt gesprochen als in einer erwachsenen, gleichberechtigten, liebevollen und respektvollen BDSM - SM Beziehung.

Nur dadurch ist es möglich ein solches Vertrauen aufzubauen, zu entwickeln um sich im wahrsten Sinne des Wortes auszuliefern,gefesselt zu sein um sich frei zu fühlen, fallen zu lassen - in dem sicheren Wissen wieder aufgefangen zu werden.

Natürlich kann es auch dabei- trotz intensivster Kommunikation - passieren das eine Grenze überschritten wird, wie in deiner Geschichte geschehen.
In meiner Realität bedarf es dann intensiver Gespräche, was passiert ist und wieso, das muss offen aufgearbeitet werden.

Zum leidigen Shades of Grey Thema - das ist nur ein winziger Ausschnitt.

Verantwortungsvoller, vertrauensvoller, respektvoller BDSM / SM ist harte Arbeit, es bedeutet als dominanter Part genau zuzuhören, genau einzuschätzen, vorzubereiten, alle Eventualitäten zu bedenken, Verantwortung zu tragen - damit der sich unterwerfende Part sich fallen lassen kann.

Nun habe ich doch mehr geschrieben als geplant - hatte ich ja Eingangs schon befürchtet, darum möchte ich mit den schönsten Worten ( außer " Ich liebe dich " ) meines Partners zum Ende kommen :

Ich liebe es deine Lust zu erleben - das ist meine Lust.

Liebe Grüße,
Marleande

 

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