Guten Abend @bernadette,
vielen Dank für deinen Besuch und deinen Kommentar. Da sind gute Punkte drin, hat mich gefreut:
die Idee gefällt mir sehr gut, aber wie AWM schon angedeutet hat, wären mir etwas mehr subtilere Anzeichen auch lieber gewesen.
Trau dem Leser mehr zu! Durch die Aussage, dass der Prot ihn das letzte Mal gesehen hatte, ist ja klar, dass er übern Jordan ging, Herzinfarkt oder sowas.
Finde es cool, dass dir die Idee gefallen hat. Tatsächlich hatte ich in meiner ersten Version noch mehr Erklärungen drin (habe da noch ganz genau geschildert, was mit Noah passiert ist). Habe ich dann rausgestrichen. Ich nehme für mich mit, dem Leser mehr zu vertrauen.
Ich fände es intensiver, wenn du nach dem Abgang vom Noah nur beim Erzähler bleibst. Es braucht den Verstärker von den anscheinenden Schwächen Noahs nicht.
Eine interessante Idee. Ich hatte nur die Befürchtung, dass das Konzept dann nicht ganz aufgeht. Denn mir ist schon wichtig, dass ganz klar wird, dass der Protagonist ja doch sehr wohl Gefühle hat, die er stark verdrängt, da er die ganze Zeit über an Noah denkt. Sein Geist dreht sich nur noch darum.
Das ist der Moment, in dem du den Leser überforderst, denn der kann da noch nicht wissen, dass der Erzähler die Zusammenhänge seines Burnouts negiert.
Habe das angepasst, danke!
Vielen Dank für deinen schönen Kommentar, hat mir weitergeholfen.
Wünsche dir noch einen schönen Abend.
Beste Grüße
MRG
Guten Abend @josefelipe,
vielen herzlichen Dank für deine ehrliche Kritik. Schade, dass es für dich nicht funktioniert hat, allerdings sind solche Rückmeldungen ausgesprochen wichtig, damit ich mich weiter verbessern kann. Ich versuche etwas ausführlicher auf deine Punkte einzugehen:
da hast Du einen Spitzen-Titel kreiert! Etwas Hehres würde ich erwarten, mit großem Anspruch – schließlich ist Männlichkeit ein großes Ding
Ich befürchte, dass ich damit tatsächlich falsche Erwartungen bei dir geweckt habe. Allerdings war mir das Thema doch sehr wichtig. Ich finde es ganz merkwürdig, welche Schubladen für Männer gelten (für Frauen gilt das natürlich auch). Inspiration für die Geschichte hat mir ein Interview von Ferdinand von Schirach nach einer seiner Lesungen gegeben. Er geht darauf ein, dass es so viele Gebote in der Welt gibt: so viele "sollen" und "müssen". Daher kommt dann auch der Titel.
Juckt ihn das Brusthaar, spürt er eine Brust wachsen? Keine Ahnung.
Noah hat eine Panikattacke. Dabei ist es oft so, dass sich viel zu viel Energie im Körper ansammelt. Und da er das ganze nicht herausschreien kann, muss er die auf andere Art und Weise externalisieren. Daher streicht er sich nervös über die Brust, was dann von dem Protagonisten verurteilt wird. Das war die Idee dahinter, schade, dass es für dich nicht funktioniert hat. Ich nehme das zur Kenntnis und versuche mich zu verbessern.
Diese Feststellung sollte unterfüttert werden. Der Satz, so wie er ist, genügt nicht, dem Leser ein einigermaßen anschauliches Bild zu liefern.
Ja, das ist ein guter Punkt. Ich nehme an, dass diese kurzen Behauptungen bei dir den Eindruck erweckt haben, dass das eine nicht besonders gut ausgearbeitete Geschichte ist (wobei gebe dir da recht, es ist wirklich mehr Flash Fiction als Kurzgeschichte). Das muss ich so akzeptieren.
Ich kann nicht erkennen, inwieweit Noah von Gefühlen ‚überwältigt‘ wird. Das müsstest Du schon zeigen. Dieser Satz klingt eher nach Versatzstück, einfach so hingeworfen, weil er irgendwie zum Thema zu passen scheint.
Meinst du mit zeigen, dass die innere Welt von Noah dargestellt werden sollte? Mein Grundansatz war es, die körperlichen Reaktionen von Noah darzustellen. Das Steichen über die Brust, das Klopfen mit dem Absatz und der Hüpfer.
Und jetzt schon kommt Enttäuschung auf, weil der großartige Titel nicht hält, was er (mir) verspricht.
Ja, schade!
… er machte einen Hüpfer? Aus dem Stand oder wie? Und wozu, warum??
Er macht sich selbst absolut verrückt, es herrscht absolutes Chaos in seinem Inneren. Er fühlt sich überwältigt, muss sich bewegen, um dieses Gefühl wieder loszuwerden. Und wieder verurteilt ihn der Protagonist, ganz ohne ihn zu verstehen oder sich auch nur zu fragen, was denn wohl mit Noah los sein könnte?
Der Dialog der beiden wirkt auf mich furchtbar hölzern, da verspüre ich Nullnull beim Lesen – statt Emotionen leider Frust.
Mist, da muss ich wirklich noch weiter dran arbeiten. Habe einige von AWMs Vorschlägen aufgenommen und die Dialoge gekürzt.
Hätte der Text etwas Reifezeit gehabt, wäre Dir das Unnütze dieser pingeligen Zeitangabe sicherlich selbst aufgefallen – so fällt es jedoch dem Leser auf … (der schon verstanden hat, was Du sagen willst, allerdings nicht sehr geschickt).
Tatsächlich hatte der Text mehr Reifezeit, als man vielleicht auf den ersten Blick annehmen würde. Ich habe lange überlegt, ob ich den überhaupt einstellen soll. Meine erste Leserin war meine Mutter, die auch radikal mit dem Rotstift drangegangen ist. Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht genau, wie ich das hätte geschickter machen können. Mir war es wichtig, zu zeigen, dass er an nichts anderes mehr denken kann und eine Obsession entwickelt hat (daher finde ich die Sekundenangabe doch schon passen und ist mir wichtig gewesen).
Tja, MRG, das ist sehr (zu) plump. So viel Holzhammer braucht kein Mensch.
Vielleicht Flash Fiction, aber Kurzgeschichte?
Es war wirklich nicht als Holzhammer gedacht. Vielmehr sollte es eine kleine, feine Geschichte sein, die den Finger auf die Verurteilung von Menschen mit Panikattacken legt. Das ist mir bei dir offensichtlich nicht gelungen, wahrscheinlich fehlt es hier noch an Tiefe.
Ja, verstanden – trotzdem zu viele Zeitangaben. Es gäbe Tausende Wörter
Habe ich angepasst, danke für die Beobachtung.
Könnte ich auch alles für mich behalten, doch wir sind Schreibende, die peu à peu immer ein bisschen besser schreiben wollen. Und sachlich auf Textmängel hinzuweisen, ist dabei unabdingbar.
Ja, vielen Dank! Ich habe deinen Kommentar auch getrennt von meiner Person gesehen, also da musst du dir absolut keine Sorgen machen. Ich schätze diese ehrlichen Worte und denke intensiv über deine Worte nach
Vielen Dank für deine Zeit und ich wünsche dir noch einen schönen Abend.
Beste Grüße
MRG
Hallo @Isegrims,
dein Kommentar ist der Hammer! Du hast da etwas angesprochen, was richtig ins Schwarze getroffen hat. Genau das fällt mir noch so schwer, diese Verbindung zu meinen Protagonisten, diese Nähe. Ich finde deinen Hinweis auch echt hilfreich. Vielen Dank für diesen Wahnsinnskommentar, hilft mir wirklich weiter.
Was mir ziemlich gut gefällt.
Danke für deine ermutigenden Worte am Anfang, hat mich gefreut.
Trotzdem lassen mich die Figuren als Leser ziemlich unberührt zurück. (ging mir auch bei der Holden Caulfield Geschichte so, wie der Literaturbezug zwar hergestellt, aber nicht vertieft wurde, nicht geklärt wurde, warum er sich an den Fänger im Roggen erinnert.)
Das ist ein guter Punkt. Wenn ich Texte von mir lese, dann fehlt mir da immer etwas und so richtig kann ich noch nicht sagen, was es ist. Denke, dass du da mit diesen Sätzen ziemlich genau ins Schwarze triffst.
Ich erfahre nichts über den Protagonisten, weiß nicht, wie seine Einstellung entstanden ist
Ich fühle mich da oft überfordert, weißt nicht wo ich ansetzen kann, um diese Einstellung und sein Innenleben zu zeigen. Das ist mir auch bei "Durch die Kälte" aufgefallen, ich hatte dieses Ziel unbedingt Nähe herstellen zu wollen und das ist mir aber nicht gelungen.
Auch das Zählen der Uhrzeit seit dem Tod könntest du mMn besser bzw. breiter aufzeigen.
Ja, da gebe ich dir recht. Die Uhrzeit an sich ist mir schon ganz wichtig, doch an der Ausarbeitung und Verfeinerung werde ich weiter arbeiten. Ich überlege mir gerade, wie ich da am besten vorgehe.
Um zu verstehen, wie sie dazu kommt, muss ich Agafja verstehen, muss mir klar werden, in welcher inneren Welt sie lebt. Das speist sich aus Erfahrungen und Erinnerungen.
Wenn du diese verarbeitest, einfügst, reicherst du den Text an, daraus lässt sich ein feiner Text gestalten.
Ja, es sind die Erfahrungen und Erinnerungen, stimmt. Nach deinem Kommentar hatte ich dieses Bild, dass ein Charakter aus vielen verschiedenen Schichten besteht, die mit den beschriebenen Erfahrungen aufgebaut werden. Interessant, so richtig verstanden habe ich das aber immer noch nicht. Oder präziser: Ich habe es intellektuell verstanden, aber noch nicht verinnerlicht. Das wird wohl noch ein paar Jährchen dauern.
Jedenfalls einer, der mehr von dem transportiert, was du vermutlich transportieren willst. (Ist natürlich Mutmaßung).
Ja, da hast du absolut recht. Der Kommentar von Jose hat mir das auch noch mal gut verdeutlicht. Das Thema lag und liegt mir noch immer am Herzen. Und ich habe auch das Gefühl, dass da eine Geschichte ist, die ich ausdrücken will. Aber so richtig, kriege ich das noch nicht auf das Papier.
Wann wurde er jemals von seinen Gefühlen überwältigt?
Habe ich rausgenommen, da habe ich mehr vorausgesetzt, als ich eigentlich geschrieben habe. In meinem Kopf war das ganz offensichtlich, dass Noah gerade eine Panikattacke hat. Das kann man aber als Leser oder Leserin gar nicht so nachvollziehen.
mm, na ja, die langen Haare tragen auch echtere Männer
Ja, genau und wieder sind wir bei einem (vermeintlichem) Gebot, von dem ich wenig halte.
Vielen Dank für diesen schönen Kommentar. Das ist einer meiner persönlichen Favoriten, was Kommentare angeht. Ich habe das Gefühl, dass du meine momentane Situation sehr gut erfasst hast.
Wünsche dir noch einen schönen Abend.
Beste Grüße
MRG