Geh bitte
Geh bitte.......
Mit Männern ist es doch immer das gleiche. Auf jeden Fall mit der Art Mann, der ich immer wieder begegne. Zuerst ist der Himmel voller Geigen und dann wird das Konzert wegen Regen abgebrochen. Langsam frage ich mich wirklich ob mit mir etwas nicht stimmt.
Es läuft immer gleich ab. Boy meets girl. Man verliebt sich. Für einige Monate sind wir das Traumpaar. Ich würde für ihn alles tun, obwohl ich eigentlich überhaupt nicht zur Selbstaufgabe neige. Doch vieles ändert sich, wenn man verliebt ist habe ich festgestellt. Schließlich handelt es sich um meinen Traummann, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen will. Ewige Liebe auf immer.
So ein Käse.
Wenn einige Zeit vergangen ist kommt immer der selbe Spruch. Ich kann ihn schon im Schlaf. „Baby, es war ganz toll mit dir, aber ich bin noch nicht bereit für etwas festes. Lass uns Freunde bleiben.“
Was für ein Gesülze.
Doch was tue ich dumme Kuh. Blind vor Liebe wie ich nun einmal bin.
Ich rutsche förmlich auf den Knien. „Bitte verlass mich nicht. Ich liebe dich doch. Geh nicht.“ Meistens erhalte ich dann ein mitleidiges Lächeln und höre die Tür ins Schloss fallen. Ich finde mich dann als heulendes Elend auf meiner Coach wieder.
Was dann folgt sind sinnlose Saufgelage mit meinen Single-Freundinnen, die mir einreden wollen das Leben gehe weiter. Dazu kommen noch zahllose schöngetrunkene Typen um die Entzugserscheinungen zu dämmen. Niemals werde ich mich wieder verlieben können.
Es dauert dann immer ein paar Monate bis mir die unglaubliche Erkenntnis kommt: “Wie konnte ich mich für so einen Idioten so erniedrigen. Der hatte mich doch gar nicht verdient.“
Liebe macht auch ziemlich doof.
Meine Freundinnen klopfen mir dann immer respektvoll auf die Schulter: „Siehst du, es war doch alles gar nicht so schlimm. Beim nächsten weißt du dann wie es läuft.“
Denkste! Irgendwann geht das Spiel wieder von vorne los und ich bin wieder die hirnlose Tussi, die irgend so einen Dämel anbettelt sie nicht zu verlassen, weil doch alles immer so toll mit uns war.
Das muss endlich aufhören. Genug ist genug.
Viel Zeit verging. Doch mittlerweile bin ich glaube ich schlauer geworden. Mein letzter Freund hat mir den Rest gegeben. Wer braucht schon einen Mann? Wofür sind die eigentlich gut? Wenn ich mit jemanden reden will rufe ich meine Freundinnen an, wenn ich ausgehen will: Das gleiche. Vieles ist auch alleine viel schöner. Welcher Mann sieht schon ein, dass es unglaublich viel Freude machen kann ein Wochenende lang vorm Fernseher zu hängen- in der linken Hand die Schokolade; rechts ein Taschentuch- einen Liebesfilm nach dem anderen zu gucken und sich so richtig die Seele aus dem Leib zu heulen?
Gut, ich gebe ja zu, Sex alleine ist natürlich nicht so ergiebig, aber für diese Fälle kann man sich immer noch jemanden aus der Disco mit nach Hause nehmen. Am nächsten morgen sage ich dann ausnahmsweise mal: „Bye, bye, Baby und ein schönes Leben.“
So könnte es ewig weitergehen. Doch alles sollte anders kommen.
Alles lief gerade so gut. Doch wie gesagt dann geschah es. Ich traf Jan. Zuerst war ich nicht besonders beeindruckt. Ich gebe ja zu er sah gut aus. Fast ein Meter neunzig, dunkle Haare, blaue Augen und ein Arsch zum Reinbeißen. Das schlimmste war jedoch, dass er dazu auch noch witzig und intelligent sein musste. Eine echt harte Prüfung. Hatte ich mich doch gerade so schön an ein Leben als Single gewöhnt und gestern erst herumgetönt: “Der Mann in den ich mich verliebe muss erst noch geboren werden.“
Mist, ich und meine große Klappe.
Es kam wie es kommen musste ich lud ihn zu mir nach Hause ein. Zuerst unterhielten wir uns nur und ich begann schon aufzuatmen. Kein Kribbeln; kein gar nichts. Wie sagt man so schön: Man hätte ihn mir auf den Bauch binden können und es wäre nichts passiert.
Leider blieb es nicht dabei. Er rief jeden Tag an, besuchte mich und ich muss zugeben wir hatten viel Spaß miteinander. Irgendwie wurde mir dieser Mensch immer sympathischer. Es wurde Zeit die Notbremse zu ziehen. Mutig baute ich mich vor ihm auf und sagte:“ Also, du rufst jeden Tag an und bist fast jeden Tag hier. Du sagst mir jetzt sofort was du von mir willst?“
Er schaute mich etwas erschrocken an. Damit hatte er wohl nicht gerechnet.
Dann schien er kurz zu überlegen und antwortete schließlich :„Ich finde dich wirklich nett, aber ich habe gerade eine Beziehung hinter mir. Könntest du dir vorstellen nur Sex mit mir zu haben? Alles ganz unverbindlich.“ Jetzt war ich es, die erschrak. Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass mir fast die Kinnlade herunter fiel. Was bildete sich dieser Mensch überhaupt ein? Für was hielt er mich? Eine Nutte?
Ich hätte ihn sofort rauswerfen sollen. Doch dann kam mir die gnadenlos beschissene Idee, dass diese Idee doch eine gute Idee war.
Wieso eigentlich nicht? Ich wollte schließlich auch keine Beziehung und so hatte ich wenigstens jemanden den ich anrufen konnte wenn ich es mal wieder brauchte.
Kaum hatte ich ja gesagt lagen wir auch schon in meinem Bett. Es war nicht gerade eine Offenbarung trotzdem erlaubte ich ihm am nächsten Tag wieder zu kommen. Vielleicht war ich ja doch ein wenig verliebt. Vielleicht stellte ich mir sogar vor ihn ganz für mich zu gewinnen. Vielleicht hatte ich auch nur wieder mein Gehirn an der berühmten Garderobe abgegeben.
Unsere „Beziehung“ dauerte mittlerweile schon ein halbes Jahr und langsam machte mich die ganze Angelegenheit irgendwie wütend.
Er ging bei mir ein und aus, rief manchmal mitten in der Nacht nach einer Party an oder stand unangemeldet vor der Tür.
Den einen Tag waren wir „richtig“ zusammen. 5 Minuten später wieder nicht. Es war ein einziges hin und her.
Und was tat ich dagegen? Nichts.
Er war ja eigentlich sonst ganz nett. Er war zwar ein dummes Arschloch und behandelt mich wie eins, aber er war ja sonst eigentlich ganz nett.
Sogar als ich ihn einmal anrief und sich eine andere Frau meldete, ich fast einen Tobsuchtanfall bekam und ihn später aus meiner Wohnung warf, fand ich ihn immer noch eigentlich ganz nett.
Ich Schaaf.
Irgendwann war ich jedoch an einem Punkt angelangt an dem ich einfach keine Lust mehr hatte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich beschloss diesen unglaublichen Menschen loszuwerden. Eine ganz neue Erfahrung für mich. Ich warf mich also mal wieder auf die Knie und bettelte: „Bitte, bitte geh doch endlich. Ich kann nicht mehr. Lass mich doch wenigstens einmal 2 bis 3 Monate in Ruhe damit ich mir über meine Gefühle klar werden kann. Bitte.“
Es war wirklich eigenartig. Er schien tatsächlich zu verstehen und ich atmete mal wieder auf. Es wunderte mich bloß, dass er keine Anstalten machte zu gehen.
Er schaute mich stattdessen an, lächelte und fragte: Sag mal, wann sind eigentlich deine Tage zu Ende?“
Das war der Moment in dem ich zusammenbrach und eine neue Erkenntnis drängte sich mir auf: Jetzt ist genug. Ich gehe ins Kloster.
höhöhö... 
