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Geräusche

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02.03.2022
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Geräusche

Es war endlich 22 Uhr. Oh, wie aufgeregt Ellie war, als auf dem Fernseher die Durchsage lief.

„Dieser Film ist für Zuschauer unter 16 Jahren nicht geeignet.“

Eigentlich erlaubten ihre Eltern ihr nie, Gruselfilme zu schauen. Aber die waren heute nicht da, also hatte Ellie es sich mit ihrer flauschigen Decke auf dem Sofa bequem gemacht. Aufgeregt und ihren Eltern gegenüber ein bisschen schuldbewusst hatte sie den Fernseher gestartet.

„Pah!“, dachte sie sich „ich bin 10 und kein kleines Kind mehr! Ich beweise ihnen jetzt, dass ich mir das ansehen kann!“

Als der Film endete, hatte Ellie einige Male laut aufgeschrien, sie hatte sich phasenweise tief in die Decke vergraben, aber sie hatte sich immer daran erinnert, dass das nur ein Film sei. Der gruselige Mann mit den Silberzähnen war nur Fiktion, alles nur ausgedacht.

Als Ellie sich ihre Zähne putzte, musste sie noch einmal an das silberne Grinsen des Mannes aus dem Film denken. Sie sah sich im Spiegel an und reckte stolz die Zunge heraus, als blicke von dort nicht sie, sondern der Mann aus dem Film zurück. Sie hatte es bewiesen, dass sie mit so etwas umgehen kann. Morgen würde sie es ihren Eltern erzählen. Die würden sie zwar wahrscheinlich dafür ausschimpfen, aber sie konnten es ihr in Zukunft nicht mehr verbieten, da Ellie sich nun bewiesen hatte.

Lächelnd ging sie die Holztreppe hoch auf ihr Zimmer. Die Dielen im Flur knarzten unter ihren Füßen. Sie hob ihren Pyjama auf, schlüpfte hinein, schloss das gekippte Fenster und zog die Gardinen zu. Sie blickte sich kurz um. Der große Schrank, die kleine Galerie mit ihren geliebten Büchern, der Schreibtisch mit der kaputten Uhr, daneben ihre Garderobe und ihr kleines Regal. Was sollte hier schon sein. Hier war sie sicher.

Sie legte sich hin, zog das Laken bis zum Kinn, machte das Licht aus und kuschelte sich in eine bequeme Position. Mit geschlossenen Augen dachte sie über ihren Erfolg nach. Ihre Mutter würde bestimmt sauer sein, aber ihr Vater wäre wahrscheinlich sogar stolz auf sein tapferes Mädchen. Er würde die Mutter sicher beim Ausschimpfen unterstützen, aber nur, weil er sonst selber ausgeschimpft würde. Oh, und wie große Augen ihre Freundinnen wohl machen werden, wenn sie ihnen das erzählt! Sie könnte ihnen die ganze große Pause lang davon erzählen. „Das wird toll!“, dachte sich Ellie. „Da kann Julia mit ihrem neuen Tamagotchi aber mal einpacken, das wird mein Tag!“ Sie dachte noch eine Weile darüber nach, wie sie den Film schildern würde, wie sie alles formulieren könnte und wie ihre einzelnen Freundinnen reagieren würden. Und dabei fiel sie langsam in einen glücklichen Halbschlaf.

Bis sie ein Ticken hörte. Urplötzlich war Ellie hellwach. Wo war das hergekommen? Sie spitzte die Ohren und lauschte angestrengt auf jeden Laut, doch nichts rührte sich. Hatte die leere Batterie ihrer Uhr noch einmal einen letzten Schwung ausgelöst? Oder hatte sie schon geträumt? Sie entspannte sich etwas und horchte weiter. Nichts. Beruhigt schloss sie die Augen wieder, horchte noch eine Weile weiter und verfiel schließlich erneut langsam in einen sanften Halbschlaf.

Ein Rascheln, ein Aufprall, ein Scheppern. Ellie schreckte hoch, schlang die Decke fest um sich und starrte zitternd in den dunklen Raum. Sie konnte nichts erkennen. Angespannt wartete sie ab. Schließlich atmete sie einmal tief durch, schloss die Augen und zog an der Schnur ihrer Nachttischlampe. Der Raum war leer. Sie brauchte kurz, um zu erkennen, wo der Lärm hergekommen war. Ihr Schal war vom Haken gerutscht und hatte sich beim Herunterfallen offenbar in ihrer Stiftebox auf dem Schreibtisch verhakt. Nun lagen alle Stifte auf dem Boden verstreut und die blecherne Box war an einer Seite eingedellt.

Ellie sah sich noch einmal im Zimmer um. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn. Zögerlich schob sie einen Fuß aus dem Bett, ihren zweiten hinterher. Obwohl das Licht noch an war, horchte sie auf jedes Geräusch im Haus. Noch immer: Nichts. Langsam stand sie auf, legte den Schal zur Seite, räumte ihre Stifte wieder in die Box und stellte sie wieder auf den Schreibtisch, dieses Mal aber in die Mitte.

Als Ellie fertig war, sah sie sich nochmal skeptisch im Zimmer um. Mit einem Seufzen trat sie ans Fenster und öffnete die Gardinen. Eigentlich mochte sie es dunkel im Zimmer, aber das schwache Licht des Halbmonds würde sie gerade doch etwas beruhigen. Für einen kurzen Moment blickte sie ruhig hinaus auf das Dach des Nachbarhauses und darüber hinweg. Alles war ruhig, nur leise hörte sie aus der Ferne einen aufheulenden Motor.

Erleichtert legte sie sich erneut ins Bett, schaute sich nochmal kurz um, schloss die Augen und riss sie sofort wieder auf. Da war etwas gewesen! An ihrem Schreibtischstuhl! Es hatte sie angesehen, als sie gerade die Augen geschlossen hatte! Am ganzen Körper erstarrt blickte sie angestrengt ihren Stuhl im Halbdunkel an. Da blickte sie nichts mehr an. Aber da war eine merkwürdige Form. Was war das? War da etwas auf ihrem Stuhl? Sie wagte es nicht zu atmen, war bis zur letzten Faser ihres Körpers angespannt, starrte auf den Stuhl und wartete darauf, dass er sich bewegen würde.

Doch nichts geschah. Ellie war schweißgebadet. Langsam schob sie ihre Hand wieder zur Nachttisch-Lampe und schaltete sie an. Der Schal. Sie hatte den Schal über den Stuhl gehängt. Deshalb sah er so komisch aus. Ellie ärgerte sich über sich selbst. Sie hatte doch beweisen wollen, dass sie kein ängstliches Kind mehr ist und jetzt kann sie nicht einschlafen und erschrickt sogar vor ihrem Schal. Sie schaltete das Licht wieder aus, murmelte genervt vor sich hin, drehte sich im Bett um und schloss ein weiteres Mal die Augen. Das konnte doch nicht wahr sein, dass sie sich jetzt wegen ihres Schals halb in die Hosen gemacht hatte.

Ihr Ärger war noch nicht verraucht, als ein lautes Knarzen aus dem Flur kam. Ellie erstarrte erneut. Sie hätte sich nicht umdrehen sollen. Sonst hätte sie jetzt nämlich die Tür im Blick. So lag sie nur erneut reglos da und lauschte. Sie hörte, wie etwas von draußen die Tür berührte. Ihr Türschloss schliff langsam über den Rahmen. Ellie war vor Panik und Angst starr wie Eis. Tränen stiegen ihr in die Augen. Ihre Muskeln verkrampften. Mit einem leisen Klacken öffnete sich die Tür. Ellie nahm all ihren Mut zusammen, drehte sich schlagartig im Bett herum, zog am Lichtschalter ihres Nachtlichts und blickte zur Tür.

„MAMA!“, schrie sie überrascht. Ihre Mutter stand in der Tür und wich überrascht ein Stück zurück. Ellies Magen machte einen kleinen Hüpfer vor Erleichterung, während sich ihr Kopf darüber ärgerte, dass sich ihre Mutter so angeschlichen hatte und dass sie nicht bemerkt hatte, wie ihre Eltern heimkamen.

„Entschuldige Ellie, ich wollte nur sehen, ob bei dir alles in Ordnung ist und du schon schläfst“, sagte ihre Mutter in sanftem Ton. Ellie sah sie kurz an und gab dann genervt zurück: „Jaaah… Alles gut Mama, du musst nicht immer auf mich aufpassen. Ich kann schon alleine einschlafen.“ – „Dann ist es ja gut. Gute Nacht, Schatz, und schlaf gut“, sagte ihre Mutter weiter in sanftem Ton. „Gute Nacht, Mama“, murmelte Ellie zurück.

Ihre Mutter schloss die Tür und als sie zur Treppe ging, hörte Ellie wieder den Flurboden knarzen. Sie legte sich ein weiteres Mal hin. Ihre Eltern waren da. Alles war gut. Halb war sie froh nicht mehr allein zu sein, halb ärgerte sie sich darüber, dass sie so froh war. Sie warf einen letzten Blick in ihr Zimmer und schloss erneut die Augen. Sie horchte noch ein bisschen, hörte noch leise, dass ihre Eltern im Erdgeschoss redeten. Sie hörte, wie sie zum Zähneputzen ins Bad gingen, und schließlich ins Bett. Dann war es still im Haus. Ellie war beruhigt. Und endlich konnte sie tief und fest einschlafen.

Der Halbmond erleuchtete ihr Zimmer. Er schien auf die kaputte Uhr, auf den Schal, auf den Schreibtischstuhl und auf Ellies Stiftebox. Eine funkelnde Reihe silberner Zähne reflektierte das Mondlicht.

 

Hallo @Steveeeh,

willkommen bei den Wortkriegern!
Das ist eine schöne Gruselgeschichte, die sich flüssig liest. Du beschreibst die Sinneseindrücke sehr nachvollziehbar, die man nach einem unheimlichen Film haben kann. Die seltsamen Geräusche, die man verstärkt wahrnimmt. Die scheinbaren Monster, die sich nur als seltsam platzierte Kleidungsstücke herausstellen.

Ich sehe an manchen Stellen aber noch Verbesserungspotential.
Was schon angesprochen wurde, und für mich der größte Kritikpunkt ist, sind die silbernen Zähne am Schluss. Es kann zwar auch sein, dass du dir etwas Bestimmtes dabei gedacht hast und ich nicht dahinterkomme. Aber so wirkt es eher wie eine nicht sorgfältig zu Ende gedachte Auflösung.
Den Abschnitt am Anfang, wo du über den Film schreibst, könntest du noch ein Stück ausbauen und mehr Hintergründe über den Mann mit den Silberzähnen einbauen. Vielleicht hat er eine besondere Fähigkeit und kann durch Spiegel steigen. Und dieses Detail beflügelt Ellies Fantasie. Die Ansätze dafür hast du schon hier:

Sie sah sich im Spiegel an und reckte stolz die Zunge heraus, als blicke von dort nicht sie, sondern der Mann aus dem Film zurück.
Du kannst auch andere Möglichkeiten probieren, vielleicht fällt dir etwas noch Besseres ein.
Für den Titel habe ich auch einen Vorschlag: Silberzähne. Das würde konkreter als Geräusche klingen und trotzdem nicht zu viel verraten.

Zum Text ist mir noch Folgendes aufgefallen:

„Pah!“, dachte sie sich[Punkt]ich bin 10 und kein kleines Kind mehr! Ich beweise ihnen jetzt, dass ich mir das ansehen kann!“
Fehlender Punkt, Großschreibung
[Während des Filmes]Als der Film endete, hatte Ellie einige Male laut aufgeschrien,[Punkt] sie hatte sich phasenweise tief in die Decke vergraben, [sich] aber sie hatte sich immer daran erinnert, dass das nur ein Film sei.
Dieser Satzbeginn würde für mich mehr Sinn ergeben.
Den ganzen Satz evtl. in zwei aufteilen, sich wiederholende Wörter streichen
Der große Schrank, die kleine Galerie mit ihren geliebten Büchern, der Schreibtisch mit der kaputten Uhr, daneben ihre Garderobe und ihr kleines Regal.
Mit der Galerie meinst du so ein hängendes Bücherregal, oder? Die Formulierung hat mich ein wenig irritiert.
Sie legte sich hin, zog das Laken bis zum Kinn, machte das Licht aus und kuschelte sich in eine bequeme Position.
die Decke
Langsam schob sie ihre Hand wieder zur Nachttisch-Lampe und schaltete sie an.
Nachttischlampe
MAMA!“, schrie sie überrascht.
Großbuchstaben sind hier nicht notwendig. Sie lassen den Text eher unprofessionell wirken.
„Jaaah … Alles gut, Mama, du musst nicht immer auf mich aufpassen. Ich kann schon alleine einschlafen.“ – „Dann ist es ja gut. Gute Nacht, Schatz, und schlaf gut“, sagte ihre Mutter weiter in sanftem Ton. „Gute Nacht, Mama“, murmelte Ellie zurück.
Ein sehr "guter" Abschnitt

Ich hoffe, du findest unter meinen Anmerkungen Brauchbares.
Viel Spaß noch hier!

Viele Grüße
Michael

 

Hallo @Thereso Doss und @Michael Weikerstorfer ,
Ich bedanke mich sehr herzlich für eure Kommentare und freue mich, dass euch die Geschichte im Grunde schon mal gefallen hat.
Vorne weg: Ich bin diese Woche unterwegs und komme erst zum Wochenende hin zum überarbeiten.
Inhaltlich werde ich dabei vor allem die "Bedrohung" anders herausarbeiten. Die Idee war ursprünglich, eine eingebildete Bedrohlichkeit für Ellie aufzubauen, diese dann aufzulösen, um dann am Ende den Gruselfaktor durch eine echte und unbemerkte Bedrohung zurückzuholen.
Das funktioniert offensichtlich nicht, da ich die Bedrohung zu wenig konkretisiere. Ich werde erst einmal versuchen, wenige gezielte Änderungen zu machen und dann schauen, wie es wirkt.
Die kleineren Sachen bearbeite ich dann natürlich auch.
Noch einmal Danke und Grüße von unterwegs
Steveeeh

 

Ich entsinn mich noch gut, wenn meine Eltern mal „aus waren“ und wir Knirpse bei Onkeln und Tanten „zuflucht“ gefunden hatten und nachts im fremden Bett aufwachten und die mehr oder weniger gruseligen Schattenspiele von draußen durchs Fenster an die Wand geworfen wurden (was sich dann als Wölfling bei den ersten Übernachtungen mit einem „gezähmten“ Feuer inmitten der Kothe an Zeltwänden wiederholte und immer die Warnung im „Raume“ stand, dass die Nachtwache mal einnicken könnte … und bei einem "Stammestreffen" in einer Sandgrube unweit der Lippe ist es dann auch in einer passiert ...).

„Geräusche“ allein können aber auch schön gruselig sein, wenn man sie nicht einordnen kann. Und ja, das ist wohl korrekt beobachtet,

und damit herzlich willkommen hierorts,

liebe/r @Steveeeh!,

(bemerkenswerter Name, bei dem man bis über drei zählen können sollte -
wie spricht man ihn korrekt aus?) &
noch ein paar kleine Anmerkungen ...

Ihre Mutter würde bestimmt sauer sein, aber ihr Vater wäre wahrscheinlich sogar stolz auf sein tapferes Mädchen. Er würde die Mutter sicher beim Ausschimpfen unterstützen, aber nur, weil er sonst selber ausgeschimpft würde.
Ja, wir Männer/Väter/Opas, alle keiner ein geborener Erziehungsbeauftragter …, dass es des Konjunktivs nur im Zweifelsfall (überall gibts Ausnahmen/Abweichungen) bedürfte ...

Aber gibt es ernstlich diese eine Altersbegrenzung

„Dieser Film ist für Zuschauer unter 16 Jahren nicht geeignet.“
für unter-16-Jährige?

Eigentlich erlaubten ihre Eltern ihr nie, Gruselfilme zu schauen.

Eigentlich mochte sie es dunkel im Zimmer, aber das schwache Licht des Halbmonds würde sie gerade doch etwas beruhigen.
Am Anfang fürchtete ich noch den „Jargon der Eigentlichkeit“, weil das erste Auftauchen in Kombination mit dem gedoppelten „ihr“ schon sehr „eigen“ klingt („ihre Eltern“) und beim „Halbmond“.
"An sich" gehts ohne Eigentlichkeit.
Probier mal selbst aus ...

... und irgendwie steckt im zwoten Auftauchen der Wurm des Widerspruchs, an sich das Dunkel zu mögen und durchs Licht sich beruhigen lassen ...
Als Nichterziehungsberechtigter meine ich mal, sie weiß es nicht so recht - oder ...?

Aber dann geschieht doch etwas

„Pah!“, dachte sie sichKOMMA „ich bin 10 und kein kleines Kind mehr! …
Warum das Reflexivpronomen, wenn „sie“ (durchs Reflexivpronomen) sich nicht von einer anderen Person abgrenzen muss. Ist es nicht viel einfacher, dass sie „sich“ nicht denkt, sondern schlicht und einfach nur „Pah!“, dachte sieKOMMA „ich bin zehn und kein kleines Kind mehr! …“

(Zahlen werden in der Literatur gemeinhin ausgeschrieben. Ich persönlich machs aber nur bis „zwölf“, weil nach dem Dutzend die mühseligen Zusammensetzungen (drei … plus zehn) beginnen und längerwährenden Wiederholungen erzeugen und unnötige Zeulenfüller sind.

..., aber sie hatte sich immer daran erinnert, dass das nur ein Film sei.
Warum statt des Indikativs „ist“ der Konj. I, der Modus indirekter Rede? Wobei
hier
Sie sah sich im Spiegel an und reckte stolz die Zunge heraus, als blicke von dort nicht sie, sondern der Mann aus dem Film zurück.
wird eine irreale Situation (ich nenns gerne „eine als-ob-Situation) angezeigt, für den der Konjunktiv II erfunden wurde, also besser und deutlicher „als blickte von dort“, oder – um Verwechselungen mit dem Prät. zu vermeiden
als würde von dort nicht sie, sondern der Mann aus dem Film zurückblicken.“

Sie hatte es bewiesen, dass sie mit so etwas umgehen kann.
Warum ein „es“, wenn der Nebensatz schon genug „Objekt“ bietet?
Weg mit ihm!

Morgen würde sie es ihren Eltern erzählen. Die würden sie zwar wahrscheinlich dafür ausschimpfen, …
Warum Konjunktiv, wenn „werden“ in seiner binären Wertigkeit (es wird oder es wird eben nicht geschehen) schon offen genug ist. Entweder es wird – oder eben nicht …

hier gehts doch ohne Geschwurbel und doch nicht unwürdig

Oh, und wie große Augen ihre Freundinnen wohl machen werden, wenn sie ihnen das erzählt!

Aber mal im Ernst, muss irgendein Pronomen inflationär missbraucht werden in einem Ein-Personen-Stück?
… aber sie konnten es ihr in Zukunft nicht mehr verbieten, da Ellie sich nun bewiesen hatte.

Obwohl das Licht noch an war, horchte sie auf jedes Geräusch im Haus.
Nix falsch, aber niedergeschrieben wirkt der Erzählstil unbeholfen (hier sogar wie der Vorname „Anwar“, den ich in meiner Wohnung bestenfalls durch die Nachrichten „hinein“lasse). Leuchten oder scheinen klingt schon was anders als „an sein“ (selbst wenn Elektrizität den Schein verursacht … leuchten muss die Glühbirne ...

Erleichtert legte sie sich erneut ins Bett, schaute sich noch[...]mal kurz um, schloss die Augen und riss sie sofort wieder auf.
„noch mal“ auseinander, weil „eigentlich“ ein verkürztes „noch einmal“

Halb war sie frohKOMMA nicht mehr allein zu sein, halb ärgerte sie sich darüber, dass sie so froh war.

Hier mal die Gegenteilige Bewegung: Weg mit dem Komma:
Sie hörte, wie sie zum Zähneputzen ins Bad gingen [...]und schließlich ins Bett.

Der Halbmond erleuchtete ihr Zimmer.

Wie dem auch wird,

gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo @Steveeeh :-)

Aufgeregt und ihren Eltern gegenüber ein bisschen schuldbewusst hatte sie den Fernseher gestartet.
das "bisschen" schwächt das "schuldbewusst". Würde ich weglassen. Ist dem Leser in dem Moment glaub ich nicht wichtig.

„Pah!“, dachte sie sich „ich bin 10 und kein kleines Kind mehr! Ich beweise ihnen jetzt, dass ich mir das ansehen kann!“
Klingt für mich nach Infodump. Nach dem Motto: "Schau, hier kommt Roger, dein Sohn, der Arzt."
Zeig mir lieber etwas. Vielleicht nimmt sie ihr Poesie-Album aus der vierten Klasse mit auf die Couch oder sowas. (Ne, das ist eigentlich auch nix :-P; Dir fällt was besseres ein.)
Als der Film endete, hatte Ellie einige Male laut aufgeschrien, sie hatte sich phasenweise tief in die Decke vergraben, aber sie hatte sich immer daran erinnert, dass das nur ein Film sei.
Das ich nicht dabei bin, während sie den Film anschaut, hat mich hier überrascht. Durch das "phasenweise" wirkt die Beschreibung auch recht kühl.

Morgen würde sie es ihren Eltern erzählen.
Warum? Sie wirkt auf mich bisher nicht rebellisch. Wenn sie hernach stolz auf sich ist (denen hab ich es gezeigt!) hat sie dann zu Beginn "Schuldgefühle". Hätte sie dann nicht eher eine Art freudiger Erwartung? Endlich werde ich mich beweisen!
(Ist aber vielleicht auch subjektive Haarspalterei.)

Der große Schrank, die kleine Galerie mit ihren geliebten Büchern, der Schreibtisch mit der kaputten Uhr, daneben ihre Garderobe und ihr kleines Regal. Was sollte hier schon sein. Hier war sie sicher.
Wirkt für mich zu karg für das Zimmer einer 10-Jährigen. Aber die kaputte Uhr weckt Interesse.

„Da kann Julia mit ihrem neuen Tamagotchi aber mal einpacken, das wird mein Tag!“
Gibt es sowas noch? Oder schon wieder? Hihi, weiß ich gar nicht :-P

Sie dachte noch eine Weile darüber nach, wie sie den Film schildern würde, wie sie alles formulieren könnte und wie ihre einzelnen Freundinnen reagieren würden. Und dabei fiel sie langsam in einen glücklichen Halbschlaf
Finde ich schön geschrieben!

Urplötzlich
"Plötzlich" reicht. Urplötzlich klingt nicht schneller, lässt mich aber stolpern.

Wo war das hergekommen
Das fragt sich der Leser sowieso. Brauchst nicht nochmal schreiben.

Sie spitzte die Ohren und lauschte angestrengt auf jeden Laut
Da wiederholst du dich: Ohren spitzen und auf jeden Laut lauschen.
Und "angestrengt" brauchst du auch nicht. Wenn sie hochschreckt, weiß ich, dass sie nicht einfach so nebenbei lauscht.
"Auf jeden Laut" brauchst eigentlich auch nicht. Auf was sonst?

Beruhigt schloss sie die Augen wieder, horchte noch eine Weile weiter und verfiel schließlich erneut langsam in einen sanften Halbschlaf.
Das "beruhigt" ist mir zu viel. Ist sie jetzt schon "beruhigt"? Ist sie nicht eher noch ein wenig unruhig, ängstlich, etc. und schließt halt die Augen.

Nun lagen alle Stifte auf dem Boden verstreut und die blecherne Box war an einer Seite eingedellt.
Das war aber ein arger Sturz, wenn die Box gleich eingedellt ist.

Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn.
Du wechselst bei den Emotionen recht oft vom Lapidaren hin zum Extremen. Es sollte eher ein gleichmäßiger Anstieg sein. Der, klar, dann mal wieder ein wenig nachlässt. Aber nie wieder auf die Ebene von vorher.

Als Ellie fertig war, sah sie sich nochmal skeptisch im Zimmer um.
"skeptisch" - was soll ich mir darunter vorstellen? Kurz vorher hat sie "kalten Schweiß" auf der Stirn und dann schaut sie nur "skeptisch"?
Solche Adjektive kannst du normalerweise sowieso streichen. Sie schaut sich halt um. Jeder weiß, wie so was aussieht. Wenn du etwas Besonderes in ihrem Umsehen zeigen willst, dann zeig das lieber, indem du es beschreibst.

Eine funkelnde Reihe silberner Zähne reflektierte das Mondlicht.

Das Ende hat mich ein wenig enttäuscht. Kurz dachte ich, die kaputte Uhr hätte damit zu tun, dass ihre Eltern doch nicht heim gekommen sind. Dass sie das irgendwie nur gehofft hat, dass die Zeit irgendwie stehen geblieben ist und sie diese Ängste jetzt wieder und wieder durchleben muss. Irgendwie sowas.


Klingt alles kritischer als beabsichtigt. Du solltest dich von deinen Adjektiven trennen und die emotionale Entwicklung der Figur ein wenig gleichmäßiger gestalten.
Ansonsten hab ich die Geschichte aber gern gelesen :-)

Viele Grüße
Calua

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Steveeeh,
eine Situation, die jeder kennt, zumindest die Sache mit den Geräuschen und Visionen des Verstandes. Mir fehlt allerdings ein bisschen die Verbindung zum Horrorfilm am Anfang. Wie kommt es dazu, dass Ellie auf einmal solche Geräusche hört und sich diese Vorstellungen in ihren Verstand schleichen? Hat bestimmt etwas mit dem Horrorfilm zu tun, hast du ja auch angedeutet, aber ich wäre da noch etwas näher ins Detail gegangen, dann wäre das mit den Zähnen am Ende auch etwas logischer erschienen - überrascht war ich aber trotzdem, weil es dem Ganzen noch mal eine letzte Wendung verlieh.
Gewöhne dir unbedingt noch an, in einem Dialog nach jedem Sprecherwechsel einen neuen Absatz zu setzen. Und zwischen einem vollständigen Wort und Auslassungspunkten (...) kommt ein Leerzeichen. Nutzt du sie, um das Wort zu unterbrechen, lässt du das Leerzeichen weg. Des Weiteren ist mir aufgefallen, dass du an manchen Stellen die Zeitformen Präteritum und Präsens miteinander vermischt hast; das solltest du auf jeden Fall noch ändern.

Grüße
Bastian

 

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