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Geschichte aus einem älteren Krieg vor und nach einem anderen Krieg

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13.03.2022
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Geschichte aus einem älteren Krieg vor und nach einem anderen Krieg

Deutsche sitzen in einem vordersten Festungsgraben fest, sie werden massiv beschossen und können es noch nicht einmal riskieren, Ihren Kopf aus dem Graben zu strecken. Einem derartig massiven Beschuss folgt meistens der Versuch eines Vorstoßes von Seiten des französischen Gegners.

Im dem Grabenabschnitt der Deutschen schlagen gleich zwei Granaten ein. Alle sterben bis auf einen. Er muss in die toten Augen seiner Kameraden sehen, während weiterhin ein Kugelhagel über den Graben hinweg fegt und ein Granatenhageln immer wieder knapp neben dem Graben einschlägt. Jede Sekunde könnte er das Schicksal seiner Kameraden teilen müssen.

Der Beschuss von französischer Seite hört auf und da sind auch schon französische Stimme zu hören. „Vive la France“ schreien sie laut, als wenn sie damit die Deutschen verjagen wollten, aber es ist wohl mehr ihre – allzu berechtigte - Todesangst, die sie niederschreien wollen.

Zugleich geht jetzt der Beschuss von deutscher Seite los, allerdings von weiter hinten und auch zugleich auf den eigenen Graben, weil die gegnerischen Linien einfach zu dicht beisammen liegen und die Franzosen vorrücken wollen. Die Schreie der Franzosen nach vive la France gehen nicht einfach in den Explosionen unter, sondern verstummen weitgehend.

Da taucht ein Franzose direkt über dem Deutschen am Graben auf. Der Deutsche sieht diese verhasste Uniform, aber er sieht auch das Gesicht, das Gesicht eines Menschen. Obwohl der Franzose sein Gewehr auf den Deutschen gerichtet hat, zögert dieser. Da ertönt wieder das Pfeifen der Granaten und der Deutsche weiß, es wird gleich richtig gefährlich, denn in der ständigen Todesangst hat man gelernt, selbst kleinste Nuancen im Pfeifen der heranfliegenden Granaten zu unterscheiden und dieses Pfeifen bedeutet nichts Gutes.

Der Deutsche springt auf, packt das Gewehr des Franzosen, obwohl dieser einfach hätte abdrücken können und zieht ihn in den Graben. Der Franzose drückt aber nicht ab. Da schlägt auch schon eine Granate am Grabenrand ein und überschüttet beide mit Erde. Beide versuchen, sich so schnell wie möglich wieder frei zu graben. Als der Deutsche seinen Kopf von der über ihn liegenden Erde befreit hat, sitzt der Franzose neben ihm und hat sein Gewehr vor sich gelegt. Er hat realisiert, dass der Deutsche ihm das Leben gerettet hat. Ein „merci“ kommt über seine Lippen, dass auch der Deutsche versteht, der reflexartig antwortet „gern geschehen“. Der Franzose versteht diese Höflichkeitsfloskel zwar nicht, aber es sind wieder „Vive la France“ Schreie zu hören, die trotz deutschen Beschusses schnell näher kommen. Der Franzose gestikuliert plötzlich ständig so was wie toter Mann. Er sagt „Bum“, fasst sich ans Herz und tut so als wenn er umfallen würde. Der Deutsche versteht, er wirft sich auf den Boden, streckt alle Viere von sich und hält still.

Er hört eine französische Stimme aus direkter Nähe „Ça va ?“ „Alles in Ordnung?“ und der Franzose im Graben antwortet, „Oui, je vais bien, l'Allemand est mort. „Ja, mir geht es gut, der Deutsche ist tot.“ Seine französischen Kameraden helfen ihm aus dem Graben und Sie stürmen trotz des heftigen Beschusses mit lauten „Vive la France“ Schreien weiter auf die nächste deutsche Grabenreihe vor. Und wieder verstummen die „Vive la France“ –Schreie. Zwei Franzosen auf dem Rückzug springen wieder in den Graben der Deutschen. Der Deutsche hatte sein Gewehr schon im Anschlag und will abdrücken, als er den Franzosen wieder erkennt, dem er und der ihm das Leben gerettet hat.

Er kann nicht abdrücken und senkt sein Gewehr, der andere Franzose erhebt darauf seines, was ihm aber vom geretteten Franzosen aus der Hand geschlagen wird.

Da biegt um die Ecke des Grabens ein weiterer Deutscher und die Geschichte wiederholt sich.

Man starrt sich einen Moment etwas ratlos an, innerlich tobt ein Kampf zwischen Menschlichkeit, militärischen Gehorsam und eingetrichterter Propaganda.

Der selber gerettete Deutsche sagt zum anderen. „Er hat mir das Leben gerettet.“. Der andere Deutsche fragt „Du bist ihm also was schuldig?“, „Nein“ antwortet der gerettete Deutsche, „Ich habe ihm auch der Leben gerettet und ihm in sein Gesicht gesehen und gespürt, das Menschlichkeit und Anstand, wohl doch wichtiger sind.“

Der gerettete Franzose versteht zwar nicht, was da gesprochen wird, stellt aber sein Gewehr an die Wand des Schützengrabens, legt seine Hand auf sein Herz und sagt „Personnes, humanité“.

Humanite verstehen auch die Deutschen. Der zweite Deutsche zum geretteten Deutschen. „Das bleibt unter uns!“.

Der gerettete Deutsche: „Ja, sonst erschießen uns nicht die Franzosen, sondern das Erschießungskommando des Kriegsgerichtes, aber vielleicht können wir sie mal unseren Enkeln erzählen.“

Der andere Deutsche winkt den Franzosen zu, ihm zu folgen. Sie laufen ein paar hundert Meter im Schützengraben, und müssen über dutzende tote deutsche Soldaten steigen, was auch die Franzosen nicht unberührt lässt, wie an ihrer Mimik klar zu sehen ist. Nur tote Deutsche sind laut Propaganda gute Deutsche, aber ein Mensch mit einem Schuss im Kopf sieht eben einfach nur aus wie ein Mensch mit einem Schuss im Kopf.

An dieser Stelle der Front herrscht momentan relative Ruhe, der Deutsche zeigt auf einen Ausstieg aus dem Graben. Der gerettete Franzose sieht ein Flugblatt im Schützengraben liegen. Es ist eines jener Propagandapamphlete, die beide Seiten über die Reihen der Schützengräben des Gegners abwerfen. Er holt ein Flugblatt aus seiner Uniformjacke hervor. Es war die gleiche Machart, nur auf Französisch. Er legt die beiden Propagandablätter übereinander und zerreißt sie. Die eine Hälfte beider zerrissener Flugblätter gibt er dem geretteten Deutschen, der irgendwie reflexartig die beiden zerrissenen Hälften entgegennimmt. Die andere Hälfte steckt er in seine Soldatenjacke.

Die Franzosen steigen vorsichtig nach oben, schauen erst mit dem Kopf nach vorne und hinten und steigen dann aus dem Schützengraben. Der gerettete Franzose dreht sich noch einmal um, alle schauen sich in die Gesichter, in denen Ratlosigkeit steht. Der Franzose nickt nur kurz zustimmend und die Deutschen tun es ihm gleich, ohne dass es ihnen in dem kurzen Augenblick richtig klar wäre, wozu sie zustimmend genickt haben.

Der Krieg ist eigentlich vorbei. Eine Kolonne französischer Militärfahrzeuge fährt durch ein deutsches Dorf. Sie durchsuchen jedes Haus. Viele Schreie von Frauen sind zu hören. Diese Kolone vergewaltig jede Frau, der sie habhaft werden können. Diese Kolonne ist zwar die große Ausnahme in einer sich anständig benehmenden Siegerarmee, was den betroffenen Frauen und Mädchen aber nicht wirklich etwas nützt. Ein Franzose stürmt in ein Haus und trifft eine Frau mit ihrer vielleicht 14 jährigen Tochter an. Er gestikuliert, sie sollen still sein.

Er geht wieder vor das Haus und humpelt plötzlich. Vor dem Haus stehend, kommen französische Kameraden vorbei, die ihn humpeln sehen. Ça va ?, Alles in Ordnung? , Oui, tout va bien, j'ai trébuché sur une valise par terre. La maison est vide. Je fais une petite pause, puis je me laisse emmener par le dernier véhicule.“ Ja, alles in Ordnung, ich bin über einen auf dem Boden liegenden Koffer gestolpert. Das Haus ist leer. Ich mache eine kurze Pause, dann lasse ich mich vom letzten Fahrzeug mitnehmen.“


Ein Renault fährt gut fünf Jahrzehnte später scheinbar suchend in der Dorfstraße herauf und herab und hält schließlich vor diesem Haus. Ein alter Mann steigt aus, zusammen mit einer jüngeren Frau. Er steht vor dem Haus und zögert. Dann scheint es, als ob er sich Mut machen muss, um zu klingeln, aber er klingelt dann auch.

Eine Frau mittleren Alters öffnet die Tür, ihre vielleicht 4 jährige Tochter steht ein Ihrer Seite und lugt hinter ihrem Kleid hervor.

Die Frau fragt: „Ja, was wollen Sie?“ Die jüngere Frau antwortet auf Deutsch mit französischem Akzent. „Mein Großvater möchte sich für die Verbrechen seiner französischen Kameraden am Kriegsende entschuldigen.“

Der deutschen Frau verschlägt es zunächst die Sprache, aber als sie genauer in das Gesicht des älteren Franzosen schaut, überkommt Sie eine Ahnung. Sie sagt „Warten Sie bitte einen Moment“. Sie verschwindet kurz, lässt aber die Tür offen, das kleine Kind bleibt in der Tür stehen und schaut mit neugierigen Kinderaugen zum alten französischen Mann und der jungen Französin. „Ihr sprecht komisch!“ Die junge Französin lacht und übersetzt für den älteren Franzosen, auf dessen Gesicht sich ein Lächeln abzeichnet.

Die junge Französin antwortet: „Da, wo wir herkommen, sprichst Du komisch!“

Kleines Mädchen: „Wieso?“

Junge Französin: „Weil Du dort diejenige bist, die anders ist, die anderen sind alle normal, nur du nicht. Hast Du Angst vor Menschen, die anders sind?“

Kleines Mädchen, „Ich verstehe, ich bin woanders diejenige, die komisch ist, und nein, ich habe keine Angst vor Anderen, Mama hat gesagt, von anderen Menschen soll man lernen und lernen macht mir Spaß, aber sprechen tut ihr trotzdem“ und sie überlegt einen kurzen Moment „lustig.“

Junge Französin: „Toi aussi, tu es drôle !“

Kleines Mädchen; „Und was heißt das?“

Junge Französin: „Das heißt, du bist auch lustig.“

Kleines Mädchen: „Lustig ist gut.“

Die junge deutsche Frau erscheint wieder in der Tür in Begleitung einer ebenfalls älteren deutschen Frau. Diese starrt fast unhöflich in das Gesicht des älteren Franzosen. „Sind sie es? Sind sie es wirklich?“ Die junge Französin übersetzt „Est-ce que c'est eux ? Est-ce vraiment eux?"

Der ältere Franzose, „Sind Sie es?“ und es folgt die Übersetzung „Est-ce que c'est eux ?“

Der ältere Franzose nickt und die ältere deutsche Frau fällt ihm um den Hals. Tränen laufen über Ihr Gesicht und sie stammelt nur immer wieder „Danke, Danke, Danke“ Kaum jemand der Beteiligten kann sich seine Tränen noch zurückhalten.“

Der ältere Franzose. "Je suis ici pour m'excuser du comportement de mes camarades français dans cette colonne". „Ich bin hier, um mich für das Benehmen meiner französischen Kameraden in dieser Kolonne zu entschuldigen.“

Die ältere Deutsche: „Krieg ist unmenschlich, trotzdem haben sich alle Franzosen, bis auf wenige, als anständige Sieger erwiesen. Einige wenige eben nicht, aber eben nur einige wenige und Sie haben nicht den geringsten Grund, sich für etwas zu entschuldigen, Sie haben uns damals gerettet. Und das Ganze ist doch unsäglich lange her und sogar ein hässlicher weiterer Krieg liegt dazwischen. Der aber ist noch nicht solange her und Sie haben allen Grund, uns zu hassen. Wenn Sie sich entschuldigen, dann könnte ich ja gar nicht mehr aufhören, mich zu entschuldigen. Ich denke, wir müssen vergeben, wir müssen uns allen vergeben, für uns und unsere Kinder, aber wir müssen auch aus unseren Fehlern lernen.“

Die junge Französin übersetzt wieder und der ältere französische Herr nickt.

Die ältere Deutsche bittet die beiden Franzosen ins Haus. Viel Kinderspielzeug liegt auf dem Boden und die junge Deutsche Frau warnt „Stolpern Sie nicht über das Spielzeug.“ Die Französin übersetzt ihrem Großvater nicht ohne sich ein Lachen verkneifen zu können, denn sie kennt die Geschichte ja. Ein erneutes Lächeln macht sich auch auf dem Gesicht des alten Mannes breit.

Man sitzt am Wohnzimmertisch und natürlich wird sofort Kaffee und Kuchen serviert.

Der ältere Franzose sagt etwas und die junge Französin übersetzt „Wissen Sie, ich hatte ein vorhergehendes Kriegserlebnis mit einem Deutschen, dass mir deutlich gemacht hat, dass man in Zeiten der Unmenschlichkeit auch Menschlichkeit bewahren muss, so absurd es auch erscheinen mag.“ Er kramt in seiner Jackentasche und holt einen zusammengefalteten und durchsichtigen Plastikumschlag heraus. Zwei schon ziemlich angegilbte Zettel liegen darin.

Die ältere deutsche Frau wird bleich und zittert leicht. Sie steht wortlos auf und kommt wenige Minuten später wieder zurück. Sie hat etwas in der Hand von ihrem verstorbenen Mann, dem dies sehr wichtig war, und legt es wortlos auf den Tisch neben den Plastikumschlag des Franzosen. Da liegen zwei zerrissene Hälften alter Flugblätter. Sie sagt nur: „Er ist vor zwei Jahren verstorben und hat oft von Ihnen erzählt und ich habe ihm von Ihnen erzählt. Von Menschlichkeit in Zeiten der Unmenschlichkeit.“

Die junge Französin übersetzt wieder. Dem alten Mann rinnen wieder die Tränen aus den Augen, er muss an diesen Moment denken, wo Menschlichkeit die Unmenschlichkeit zumindest für einen Augenblick besiegte. Er hätte ihn, seinen Feind und Retter von damals gerne noch einmal wiedergesehen, aber die Hoffnung hatte er schon lange aufgegeben. Jetzt aber sitzen, die Frau, das Kind und der Enkel des damaligen Feindes und Retters vor ihm und es ist fast so, als wenn er es persönlich wäre.

Er schämt sich kein bisschen für seine Tränen. Es ist, als ob die Verzweiflung über die Grauen des Krieges nach so vielen Jahren aus ihm herausbrechen.

Alle sitzen da, und es rinnen auch ihnen Tränen aus den Augen. Die kleine Tochter beobachtet das Ganze etwas ratlos. „Mama warum weinst Du, warum weinen alle!“

Die Mutter antwortet: „Es ist wegen Menschlichkeit, weil uns diese zusammen führt und auch weil sie zu oft zu spät kommt!“

Kind: „Muss man wegen Menschlichkeit also weinen?“

Die junge Französin antwortet: „Nein, ganz im Gegenteil, man muss weinen, wenn es keine Menschlichkeit gibt.“

Kind: „Das verstehe ich nicht, erst weint ihr wegen Menschlichkeit und dann sagt ihr, man muss weinen, wenn Menschlichkeit fehlt.“

Die Mutter: „Wir weinen nicht wegen Menschlichkeit, sondern wegen unserer Erkenntnis, dass wir uns letztendlich nicht genug von Menschlichkeit leiten lassen.“

Die junge Französin übersetzt für Ihren Großvater.

Er sagt auf französisch nur: „Oui, oui!“

Und alle verstehen.

 
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Hallo @Schreiber100
und herzlich willkommen hier.

Ein schwerer Text zu einem schweren Thema, gerade in diesen Zeiten.
Leider lässt er mich als Leser etwas unberührt zurück. Aus meiner Sicht liegt das an fehlenden Namen. Die Protagonisten bleiben irgendwelche Leute, die mir nicht nahe gehen. Der graue Deutsche, der grauere Franzose und die graue Deutsche. Namen würden helfen dem Leser diese Leute näher zu bringen.

Gut fand ich, dass ich das Kriegsgeschehen gut nachverfolgen konnte.


und trifft eine Frau mit ihrer vielleicht 14 jährigen Tochter an.
Eine Frau mittleren Alters öffnet die Tür, ihre vielleicht 4 jährige Tochter …
Wieso sind die Mädchen immer nur vielleicht so alt?

Und ich denke es sind einige unnötige Füllwörter im Text.
Hier ein Beispiel:

Ein Renault fährt gut fünf Jahrzehnte später scheinbar suchend in der Dorfstraße herauf und herab und hält schließlich vor diesem Haus.
"Gut", "scheinbar" und "schließlich" können ohne Informationsverlust gestrichen werden.
„Dieses“ Haus klingt für mich, als müsste ich das Haus kennen, tue ich aber nicht.

Soweit meine Anmerkungen. Ich hoffe du kannst mit meinem Kommentar was anfangen.

Gern gelesen
Pantoholli

 

»…

Soldat Soldat, ich finde nicht
Soldat Soldat, dein Angesicht
Soldaten sehn sich alle gleich
Lebendig und als Leich

...« aus: "Soldat, Soldat" von Wolf Biermann​


Nur tote Deutsche sind laut Propaganda gute Deutsche, aber ein Mensch mit einem Schuss im Kopf sieht eben einfach nur aus wie ein Mensch mit einem Schuss im Kopf​
ist m. E. ein allgemeingültiger Satz mit wechselnden Clan- und Stammesnamen, gestern wie heute und wahrscheinlich noch morgen -

wie auch Biermanns Feststellung,

lieber Schreiber 100,

wobei die Nationalität – ob propagandistisch oder auch nur in den Köpfen der je „anderen“ – keine Rolle spielt.

Der „Befehl“ hat einen seltsamen Bedeutungswandel in seiner Historie durchgemacht, denn althochdeutsch (seit dem 8. Jh.) nahe bei der Empfehlung „bifel(a)han [anvertrauen, (und überraschend dann doch zugleich begraben] - (vgl. DWDS, Stichwort Befehl)

und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!

@pantoholi

hat schon einiges gesagt – aber neben dem langwährend traurigen Thema offenbarstu eher unfreiwillig Rechtschreibsschwächen und das gleich im ersten Satz, wenn es heißt

Deutsche sitzen in einem vordersten Festungsgraben fest, sie werden massiv beschossen und können es noch nicht einmal riskieren, Ihren Kopf aus dem Graben zu strecken.
Warum die „Höflichkeitsform“ – jene Form, die an den deutschen Höfen infolge des auch in kulureller Hinsicht Siegeszuges des frz. Hofes des 14. Ludwig sich breitmachte und in „Ihro Gnaden Dero Sohn“ geradezu wie ein Parodie auf die Luise Millerin wirkt. Nicht erschrecken, vergleichbares geschieht weiter unten noch einmal, hier nämlich
Seine französischen Kameraden helfen ihm aus dem Graben und Sie stürmen trotz des heftigen Beschusses ...

Er muss in die toten Augen seiner Kameraden sehen, während weiterhin ein Kugelhagel über den Graben hinweg fegt und ein Granatenhageln immer wieder knapp neben dem Graben einschlägt.
„hinwegfegen“ ein Wort, „hageln“ wird substantiviert zum „Hagel“, also besser „Granatenhagel“

Jede Sekunde könnte er das Schicksal seiner Kameraden teilen müssen.
Warum „könnte“ wenn das Modalverb „können“ in seiner binären Wertigkeit – etwas kann oder kann eben nicht - indikativ bleiben darf ...

Vive la France[!“,] schreien sie laut, als …
Auf den Schluss der wörtl. Rede musstu achten (kommt noch einige Male vor, versuch mal selber)

Der Deutsche springt auf, packt das Gewehr des Franzosen, obwohl dieser einfach hätte abdrücken könnenKOMMA und zieht ihn in den Graben.
Der Nebensatz ("obwohl ...") ist zu Ende und das „und“ setzt den Hauptsatz („Der Deutsche …“) fort

..., die trotz deutschen Beschusses schnell näher kommen.
da kommen sich auch die beiden Wörter näher: „näherkommen“

Der Franzose gestikuliert plötzlich ständig so was wie toter Mann. Er sagt „Bum“, fasst sich ans Herz und tut soKOMMA als wenn er umfallen würde.
Sagt er wirklich (lautschriftlich nach frz. Regeln) „büm“? „Boum“ wäre ja nun was gänzlich anderes.
und Komma, weil die vergleichende Konjunktion „als“ einen vollständigen Satz einleitet ...

Der Deutsche hatte sein Gewehr schon im Anschlag und will abdrücken, als er den Franzosen wieder erkennt, dem er und der ihm das Leben gerettet hat.
Nu passen die Zeichen, aber dafür verläuft sich am Anfang die (an sich einheitliche) Zeitenfolge … besser –
wie am Ende -
'Der Deutsche „hat“ ...`'

„Er hat mir das Leben gerettet.“.* Der andere Deutsche fragt** „Du bist ihm also was schuldig?“
* Punkt hinter den Gänsefüßchen weg! / ** fragt: „Du bist ...

..., „Nein“KOMMA antwortet der gerettete Deutsche,* „Ich habe ihm auch der Leben gerettet und ihm in sein Gesicht gesehen und gespürt,...
Zwo Möglichkeiten, wenn – wie von Dir vorgeschlagen „Komma“, beginnt die wörtl. Rede „ich“ mit Minuskel. Um das „Ich“ zu erhalten/konservieren müsste zumindest ein Punkt, besser noch ein Doppelpunkt statt des Kommas stehen …

Der Franzose nickt nur kurz zustimmend und die Deutschen tun es ihm gleich, ohne dass es ihnen in dem kurzen Augenblick richtig klar wäre, wozu sie zustimmend genickt haben.
Warum „wäre“, wenn ihnen „klar ist“?

Diese Kolone vergewaltig jede Frau, der sie habhaft werden können.
„Kolonne“, aber auch: „der sie habhaft werden kann“, „können bezieht sich auf „diese“ Kolonne und egal wie hoch die Zahl der Leute darinnen ist, die Kolonne bleibt singulär – also statt „können“ schlicht „habhaft werden kann.“

Diese Kolonne ist zwar die große Ausnahme in einer sich anständig benehmenden Siegerarmee, …
Definier mir mal „anständig“. Ich wurde als Junge "anständig" mit "anständiger" Kleidung gequält ...

Ein Franzose stürmt in ein Haus und trifft eine Frau mit ihrer vielleicht 14[-]jährigen Tochter an.
Dto. hier
Eine Frau mittleren Alters öffnet die Tür, ihre vielleicht 4 jährige Tochter steht ein Ihrer Seite und lugt hinter ihrem Kleid hervor.
und warum wieder die Höflichkeitsform? Und insgesamt stimmt was am Appendix nicht

Sie sagt „Warten Sie bitte einen Moment“.
Besser: Sie sagt: „Warten Sie bitte einen Moment!“

Tränen laufen über Ihr Gesicht und sie stammelt nur immer wieder „Danke, Danke, Danke[!]“ Kaum jemand der Beteiligten kann ... seine Tränen noch zurückhalten.“

Der ältere Franzose. "Je suis ici pour m'excuser du comportement de mes camarades français dans cette colonne". „Ich bin hier, um mich für das Benehmen meiner französischen Kameraden in dieser Kolonne zu entschuldigen.“

Besser mit Zeilenumbruch
colonne."
Ich ...

Und dann geschieht etwas – nämlich hier

Viel Kinderspielzeug liegt auf dem Boden und die junge Deutsche Frau warnt[:] „Stolpern Sie nicht über das Spielzeug.“
indem Du die DEUTSCHE … als schlichtes Attribut („deutsch“) überbetonst, als wäre sie etwas besseres als die flämische, französische, luxemburgische, schweizerische, österreichische, tschechische, polnische u. v. a. mehr. Alle kochen sie nur mit Wasser!

Die Französin übersetzt ihrem Großvater nichtKOMMA ohne sich ein Lachen verkneifen zu können, denn sie kennt die Geschichte ja.

Und dann kommt ein SuperGAU der schreibenden Zunft:
... übersetzt „Wissen Sie, ich hatte ein vorhergehendes Kriegserlebnis mit einem Deutschen, dass mir deutlich gemacht hat, dass man in Zeiten der Unmenschlichkeit auch Menschlichkeit bewahren muss, …
das vielgestaltige das (Artikel, Pronomen) mit der Konjunktion „dass“ zu verwechseln …
(Tipp: Wo Du statt "das" ein anderes Wort verwenden kannst, mit einem s. In dem Fall hier was, welches

Die Geschichte wird in vollem Ernst gemeint sein – und ich versteh sie auch so. Aber im mündlichen Vortrag wäre sie besser aufgehoben.

Ich weiß nicht, ob es gut ist – aber ich setz mal ein nicht eindeutiges Gedicht von mir dagegen, dass ich in Lingen/Ems zu einem G-7 Gipfel auf teutschem Boden geschrieben hab und hierorts schon einmal eingestellt hab. Aber es ist immer aktuell – wie schon die Erzählung vom Brudermord …

Trafen sich einst die Gebrechen,
Die zugleich von Frau und Mann
Gern zu eignem Zweck genutzet,
Wenn man so recht nicht will - doch kann.
„Ach,“ der Blinde fragt den Lahmen,
„Wie mag es denn weiter gehn?“
Sagt der Lahme zu dem Armen:
„Bester Freund, so wie Sie’s sehn!“
Fragt der Stumme dann den Blinden,
Was dort vor sich geh‘ im Land.
Doch der Blinde kann nichts finden,
/Fragt den Tauben ganz entspannt.
Ach!, der Taube, der versteht nicht,
Was der Blinde ihn g‘rad fragt,
Trotzdem bleiben beide höflich,
Keiner übern andern klagt.
Und der Blinde sagt dem Stummen -
Als der eben vor sich hinbrummt:
„Freund, lass uns ein Liedchen summen,
Dass die ganze Welt verstumme!“
Doch der Stumme denkt für sich:
„Was will dort der Mensch mir sagen?
Oder ist im Kopf er nicht ganz dicht? –
Leider kann ich ihn nicht fragen.“
Doch der Taube spricht zum Stummen:
„Was Sie mir gesagt, mit Verlaub,
Hört’ ich nicht mal als ein Summen,
Denn, mein Herr, ich bin ganz taub.“
Fragt der Blinde gerad‘ den Lahmen:
„Werter Freund, Sie wollen gehn?
Dann darf Ihr Wille nicht erlahmen,
Vom Sitz erst einmal aufzustehn.“
Doch der Lahme sagt dem Blinden:
„Wenn ich Sie hab recht verstanden,
Müsst ich, um zu gehn, erst mich schinden?
Käm’ ich da nicht schnell zu Schanden?“
Und der Lahme frömmelt sehr,
Fährt hoffnungsfroh nach Lourdes.
Ruft dort laut: „Hilf mir, Gott & Herr!“,
Am End’ der langen Tour.
Und das Wunder, es geschieht,
Ist kaum zu begreifen:
Eh der Rollstuhl sich versieht,
Trägt er neue Reifen.​

 

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