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Glauben ist alles

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09.04.2005
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Glauben ist alles

Tom war heute nicht zufrieden mit seinem Fünfmeilenlauf. Aber was soll’s, gleich würde er in den Stadtpark einlaufen und die alte Zedernbank würde an der nächsten Kurve plötzlich aus dem Nichts auftauchen. Dann würde er seinen alten Freund Balthasar mit seiner Hündin Henriette erblicken, die schon wie jeden Tag auf ihn lauern würden.
Langsam würgte er seinen Laufschritt ab, bis er fast im Gehschritt die letzten Meter hinter sich brachte.
„Na Sportsfreund, noch nicht Olympiareif?“
Diese tägliche abgedroschene Floskel erweckte in Tom stets ein anmutiges Lächeln. Als Nächstes schlug der alte Herr leicht mit seiner Krücke gegen Toms Waden, als würde er seine Standfestigkeit prüfen.
„Fit für den Stadtmarathon?“
Tom befürchtete, dass noch einige Übungseinheiten von Nützen wären. Balthasar aber lächelte und meinte, dass er es schon schaffen würde. Doch dann überzog auf einmal eine bedrückende Miene das Gesicht des Rentners.
„Du Tom, ich hätte eine Bitte an dich“, sagte er und schien leicht beängstigt zu sein. Tom streichelte der Hündin über das glatte Fell und nickte nur.
„Ich leide wahrscheinlich an einer Herzinsuffizienz.“
„An was?“
„An Herzschwäche, ich muss mich nächste Woche einer ausgiebigen Kontrolle unterziehen und da ich Henriette ...“
„Ist schon gut Balthasar, ich werde mich um Henriette kümmern.“
Der alte Mann war darüber sehr angetan, zumal er niemanden hatte den er die Hündin anvertrauen könnte.
„Weißt du Tom, ich habe bisweilen mit keinem darüber gesprochen, da ich der Meinung war, dass man mich für verrückt halten würde.“
Der alte Mann nahm daraufhin die Fratze der Hündin in die rechte Hand und streichelte mit der anderen ihr behutsam über den Schopf.
„Reinkarnation, glaubst du daran“, wollte er von Tom wissen.
„Du meinst so ne Art Wiedergeburt nach dem Tode?“, fragte Tom mit einem spitzfindigen Lächeln auf den Lippen.
„Genau, eine Seelenwanderung wie es der Buddhismus und Hinduismus verkündet; der Übergang der Seele eines Menschen im Augenblick seines Todes auf ein neues Wesen, das Mensch, Tier oder Pflanze sein kann. In ihm nimmt die Seele wieder Gestalt an.“
„Es tut mir leid Balthasar, aber an diesen Hokuspokus, glaub ich nicht“, wehrte Tom energisch ab.
„Ich kann dir es nicht verdenken, da ich selbst nicht daran glauben wollte“, sagte Balthasar und seine Stimme klang selbstbewusst, aber ehrlich.
Nun erzählte er eine eigenartige Geschichte, die am Tage der Beisetzung seiner geliebten Frau begann.
„Als ich an diesem unglücklichen Tage allein heimkehrte, regnete es in Strömen. Es war schon sehr spät, doch das scherte mich nicht, da sowieso niemand mich in dem großen Haus erwartete. Da erspähte ich unter dem Vordach eine Hündin, die vor dem prasselndem Nass dort Schutz aufgesucht hatte. Sie fühlte sich einsam und verlassen, genauso wie ich. Ich trocknete das arme Tier ab und ging mit ihr in das Wohnzimmer. Dort kuschelte sie sich, ohne aufgefordert zu werden auf den Armsessel meiner verstorbenen Frau. Ich fand dies merkwürdig, von all den Sesseln, die vor dem Kaminfeuer umherstanden, hatte sie den von Henriette vorgezogen. Als ich dann zur späten Stunde ins Schlafzimmer kam, lag die Hündin unerwartet auf dem Bett. Sie hatte ihren Platz vor dem Kamin verlassen und war hinauf ins Schlafzimmer getrappelt, wo sie sich wie eine Wurst gewunden hatte - genau auf der linken Bettseite, wo Henriette immer lag.“
Tom sah die Hündin an und meinte, dass dies nur reiner Zufall gewesen war.
Balthasar störte sich nicht daran und fuhr fort.
„Am anderen Morgen ging ich mit der Hündin spazieren. Da ich keine Leine hatte, hoffte ich innig, dass sie nicht fortlaufen würde. Dies tat sie auch nicht. Als wir nach einer Weile das Ufer des kleinen Sees sahen, rannte die Hündin zielstrebig auf eine Bank zu, die unter einem mächtigen Kieferbaum stand.“
Da er nun aufgehört hatte weiterzuerzählen, wollte Tom wissen, was nun weiter geschah.
„Nichts,“ lautete die Antwort, „nur dass diese Bank, diejenige war, auf die ich, tagein und tagaus mit Henriette saß.“
Tom sagte kein Wort, wunderte sich aber über diese bizarren Zufälle, wollte dennoch nicht an diesen Aberglauben von Wiedergeburt glauben. Balthasar beließ es dabei und wollte sich damit nicht unnötig aufdrängen.

Doch etwas Schlimmes ereignete sich wenige Tage später. Der alte Herr verstarb an Herzversagen und dies, bevor er sich der klinischen Untersuchung unterziehen konnte. Als Tom die Hündin abholen wollte, war diese spurlos verschwunden. Eine Suche nach dem Tier blieb ergebnislos. Nach dem Begräbnis schlenderte Tom besinnlich durch den Stadtpark, setzte sich von Erinnerungen bewegt eine Weile auf die alte Zedernbank. Hier gedachte er an seinen Freund Balthasar und an die gutmütige Hündin. Plötzlich sah er hinter einer dick bauschigen Linde, Henriette, die sich zögernd zeigte. Tom rief sie zu sich und das Tier bebte vor Freude am ganzen Körper.
„Na Fräulein, wo warst du, ich hab dich überall gesucht?“
Während Tom die Hündin kraulte und ihr lobend zusprach, bemerkte er, dass das Tier unruhig wurde, dabei blickte sie immerzu in Richtung der dicken Linde. Ein weiteres Tier hatte sich dahinter versteckt. Schleichend kroch es nun heraus.
„Nein … dass glaub ich nicht“, sagte Tom laut vor sich hin. Der fremde Hund aber schielte regungslos hinunter zu den Beiden. Tom spähte vorsichtig nach links und nach rechts, begutachtete die Kreatur; als käme sie aus einer fremden Welt. Als Tom sich unbeobachtet fühlte, wagte er mit zaghafter Stimme zu rufen:
„Balthasar?“
In dem Moment horchte das fremde Tier auf und rannte schwanzwedelnd hinunter zu dem verblüfften Tom.

 

Hallo lettre,

hat mich weder vom Thema noch von der Umsetzung sonderlich beeindruckt, wenn ich deine Geschichte auch in Ordnung fand. Die Botschaft "Es gibt Wiedergeburt" ist bei mir so deutlich angekommen, dass ich mir keine eigenen Gedanken mehr gemacht habe. Ich hätte es gelungener gefunden, wenn du die Hunde hättest auftauchen lassen, ohne dass Balthasar es auf seine Frau bezieht. Durch einige Andeutungen würde der Leser glaube ich auch selber darauf kommen.

Sprachlich würde ich dir empfehlen, nicht so häufig zwischen direkter und indirekter Rede zu wechseln. Warum nicht das gesamte Gespräch in Dialogform? Die Kommasetzung solltest du außerdem nochmal überprüfen. Details:

„Na Sportsfreund, noch nicht Olympiareif?“
olympiareif
Der alte Mann war darüber sehr angetan, zumal er niemanden hatte den er die Hündin anvertrauen könnte.
"hatte, dem", außerdem "konnte"

Liebe Grüße
Juschi

 

Glauben ist alles...

... oder auch nichts. Tach Lettre!

Deine Geschichte gehört wohl eher nach Fantasy/Märchen. :D

Du beschäftigst Dich mit einem religiösen Thema, ich würde es in dieser Rubrik nicht stehen lassen, aber irgendwie kann man es wohl durchmogeln.

Für meinen Geschmack benutzt Du den Holzhammer etwas zu häufig. Dezent angedeutet würde man auch darauf kommen, dass sich in dem Hund angeblich Henriette wiederfindet.

Sie fühlte sich einsam und verlassen, genauso wie ich
woher will er wissen wie sich die Hündin fühlt?

Nun erzählte er eine eigenartige Geschichte, die am Tage der Beisetzung seiner geliebten Frau begann.
Diese Vorwegnahme ist unnötig. Beschreibe das lieber im Dialog, denn das die Geschichte 'eigenartig' ist erfährt der Leser dann selbst.

Du leitest häufiger Dialoge mit einem sprunghaften Erzählteil ein, der sich auf etwas bezieht, was vorher keinerlei Relevanz hatte. Du solltest versuchen das lieber im Dialogfluss einzubringen. "Weißt Du noch, als meine Frau gestorben ist?" usw.

Grüße,
Thorn

 

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