Was ist neu

Global Tinnitus

Beitritt
06.06.2005
Beiträge
985
Zuletzt bearbeitet:

Global Tinnitus

New York 17.05.2009, 16:52

Diesmal überraschte es mich im Taxi auf dem Westside Highway, mitten im Berufsverkehr.
Ganz leise, aber darum nicht weniger einnehmend. Das hatte mir noch gefehlt, so kurz vor der Präsentation meiner Ausarbeitung über das Konsumverhalten der neuen Unterschicht. Die nötigen Vorbereitungungen hatte ich aufgrund eines Wiedersehens mit Caren Leshinsky sowieso arg vernachlässigt. An Schlaf war auch danach nicht zu denken gewesen, da Nancy, meine Ridgeback Hündin, einfach nicht aufhören wollte zu winseln.
Ich versuchte mich durch die Erinnerungen an den stürmischen Abend abzulenken, was mir nur partiell gelang. Caren ist schon ne Sau.
Immer wieder mogelte sich das noch kaum hörbare Piepen in den Vordergrund und erinnerte mich nur zu gut daran, wohin das führen würde.
Auch die Nachrichten, die sich aus den schäbigen Boxen des Autoradios zwangen, vermochten es nicht länger, meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Ich wühlte die Arbeit der letzten Tage und Wochen aus meinem nagelneuen Krokodilslederkoffer. Ein paar letzte Vorbereitungen konnten nicht schaden.
Das Koks hätte ich mir besser gespart. Caren hatte, wie eigentlich immer, etwas dabei. Ablehnen wäre besser gewesen, wohl auch für meine Gehörgänge.
Schon damals, als wir gemeinsam Bloombergs Wahlkampf leiteten, kam das Wort „Nein“ in ihrer Gegenwart für mich nicht in Frage.
„Ist übell ...“
„Was?“ Ich konnte mich nicht erinnern, den Fahrer zu einem Gespräch ermuntert zu haben.
„Animal muerte ...“ Heißt merde nicht Scheiße auf Französisch?
„Ja, ich mag die Viecher auch nicht.“ Und jetzt lass mich arbeiten, du Fanatiker.
„Is Schuld Sonido ...“ Kann ich mal ihre Aufenthaltsgenehmigung sehen?
„Ich muss mich eigentlich ...!“
„Como ...?“ Ein Stirnrunzeln sollte als Übersetzung reichen.
„Ah, okay ...“ Das hätten wir geklärt.
Nachdem ich ein paar Minuten versucht hatte, die ersten Worte meines Vortrags in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen, gab ich auf.
„Konzentrieren Sie sich auf etwas Schönes“, hatte Doktor Dixon mir bei meinem ersten Besuch geraten.
In einem nach Kreuzkümmel und Knoblauch stinkenden Taxi, im Stau auf dem Westside an etwas Positives zu denken, gehörte nicht gerade zu den Vorhaben, die sich leicht umsetzen ließen. Schon gar nicht, wenn dieser bohnenfressende Analphabet es nicht hinbekam, den Empfang seines Radios richtig einzustellen.
„Könnten Sie ihr Radio bitte ...“ Die ausbleibende Reaktion ließ meinen Blick kurz in den Rückspiegel gleiten, obwohl ich den Augenkontakt mit meinen Fahrern eigentlich immer zu meiden versuchte.
Man kann ja nie wissen, ob sich diese Wilden vielleicht irgendwann an einen erinnern.
„Das Radio ... Signor ...!“ Zu dem Summen gesellte sich mittlerweile ein ebenfalls zunehmender Druck auf meinem Schädel. Er musste das mit dem Empfang hinbekommen oder es ausschalten.
„Mach jetzt das scheiß Radio aus!“ Erst jetzt bemerkte ich den gehetzten Blick des Südamerikaners im Ausschnitt des Spiegels. Seine Pupillen flackerten über tiefschwarzen Augenringen wie die Anzeige eines Geigerzählers auf Three Mile Island. Er hielt, scheinbar unbeeindruckt von meinem Kreischen, starr sein Lenkrad umschlossen, als dachte er, es würde ohne sein Zutun einen Fluchtversuch unternehmen.
„Sonido ...“
„Was redest du da für einen Scheiß, Mann?“ Von dem immer schriller werdenden Klingeln getrieben, schmiss ich ihm einen Zehner durch die offenstehende Scheibe und presste die verdreckte Tür auf. Der Wagen hatte sich schon seit einer Viertelstunde nicht mehr von der Stelle gerührt, was meine Flucht begünstigte.
„Du bist doch irre!“, schrie ich noch in die Kabine, während ich erkannte, dass wohl die pinkfarbenen Wattebäusche in seinen Ohren ihn vom Hören meines Gezeters abhielten.
Erleichtert, der Lärmhölle entflohen zu sein, stand ich einen kurzen Augenblick orientierungslos am Straßenrand. Die akustische Plage war mir gefolgt, aber wenigstens hatte ich das kranke Radio und den Enchiladagestank hinter mir gelassen. Nachdem ich mich entschieden hatte, meinen Blick vom Hudson-River zu lösen, dauerte es ein Weilchen, bis ich begriff, dass es sich bei diesem Stau keinesfalls um den Berufsverkehr handelte.

Rio de Janeiro 17.05.2009, 19:03

Dichter schwarzer Rauch schwebte über der Autoschlange auf der Rodigues Alves. Aufgeregte Schreie übertönten die Kakofonie der Hupen und ließen mich für einen Augenblick den Zustand meines eigenen Ohres vergessen. Aber nur kurz.
Es war keine Zeit, mich um irgendwelche Unfallopfer kümmern. Ich musste es schaffen, noch vor der Veranstaltung den Arzt aufzusuchen, um dann pünktlich zur Ausstellungseröffnung an der Chácara do Céu anzukommen. In diesem Zustand konnte ich da eindeutig nicht aufkreuzen.
Zumindest Pentoxyphillin fürs Erste und was zur Beruhigung.
Das Taxi stand immer noch an derselben Stelle. Ich schlug dem verrückten Americano zum Abschied noch mal aufs Dach und begann Richtung City zu traben, wo der Doktor seine Praxis hatte. Eine knappe Stunde blieb mir noch.
Eine ohrenbetäubende Detonation, gefolgt von den obligatorischen Schreckenslauten lenkte meine Aufmerksamkeit einen Sekundenbruchteil von der Strecke ab. Das kostete mich eine gute Minute, da ich mich von einem umgestoßenen Kinderwagen samt seiner schreienden Fracht befreien musste.
Unter der Costa E Silva waren anscheinend zwei Schiffe kollidiert.
Ich rannte vorbei an verkeilten Lastwagen, deren Fahrer bei der Flucht vor den Flammen anscheinend von den Resten geborstener Windschutzscheiben aufgehalten wurden. So erklärte ich mir zumindest die verkohlten Leiber, die aufgespießt in den ansonsten leeren Rahmen hingen. Über die Ästhetik des mir gebotenen Schauspiels nachzudenken verschob ich auf später.
Nachdem ich einem Haufen toter Tauben leider nur teilweise ausweichen konnte, zwang sich mir ein neues Problem auf: Wo krieg ich jetzt noch neue Schuhe her?
Doch das weiter anschwellende Piepen brachte mich schnell zurück zur Essenz meiner Sorgen:
Was, wenn um die Uhrzeit keiner mehr in der Praxis ist?
Ich riss im Laufen mein Handy aus der Tasche und drückte die verwendete Kurzwahlziffer. Noch bevor ich es richtig an meine Ohrmuschel pressen konnte, hielt mich das schrille Pfeifen, das aus dem Hörer drang, davon ab.
„Mist, verfluchter!“
Wutentbrannt schleuderte ich das Telefon auf den federübersäten Asphalt. Der Doktor wird schon da sein.
Es war noch eine Abbiegung zu nehmen, dann sollte die Praxis erreicht sein. Der Druck in meinem Kopf nahm von Schritt zu Schritt zu. Diesmal war es irgendwie anders.
Ich kam schließlich auf die Pista central. Das sich mir bietende Bild ähnelte dem auf dem Rodigues Alves, nur dass hier anscheinend ein in einen Reisebus gestürzter Hubschrauber das Seine zur Vollendung der Misere beigetragen hatte. Flammen schossen aus dem Inneren der Fahrzeuge. Menschen (oder was davon übrig war) rannten in kopfloser Panik gegen Autos, manche suchten das rettende Wasser. Geschmolzene Lider machten die Suche nicht einfacher. Die rauchgesättigte Luft machte mir das Atmen schwer. Es roch, als hätten tausend Köche an Stelle der Würstchen ihre Hände samt der Latexhandschuhe auf die heiße Grillplatte gelegt. Gummi und Fleisch ...
Das diese Vorstellung begleitende Zischen hatte allerdings eine andere Ursache. In meiner Sorge um das wiederkehrende Übel hatte ich das Ausmaß dieser Katastrophe anscheinend unterschätzt. Jetzt erwischte es mich mit voller Wucht. Ich taumelte, fand Halt an einer Ampel. Überall brennende Autos.
„Helfen Sie mir!“ Was ist hier passiert?
“Ich brauche Hilfe!“ Ein Blick nach unten präsentierte mir den störenden Bittsteller.
Die Ampel eng umschlingend lag ein Polizist zu meinen Füßen. Seine Hose brannte, war aber zu seinem Glück nur noch halb gefüllt. Blut sickerte durch jede Naht seiner zerfledderten Kleidung. Seine offene Stirn presste er an meine Schuhspitzen.
“Hören Sie, da ist lauter Taubenzeugs dran, besser Sie tun Ihren Kopf woandershin.“
„Hilf ...!“ Er brachte nur noch ein gurgelndes Röcheln zustande.
„Tut mir wirklich leid, ich muss zum Arzt“, sagte ich und rannte weiter.
Der Grund dafür fraß sich unnachgiebig in mein Gehör wie eine Termite in ein Stück Kork.
Nachdem ich noch mal umgekehrt war, um mir seine Dienstwaffe anzueignen (selbstverständlich nicht ohne als Gegenleistung ein erstes Mal davon Gebrauch zu machen), rannte ich schließlich über die Straße, die mich von der erlösenden Medizin trennte.
Das Geräusch legte zu, es war allerhöchste Zeit.

London 17.05.2009, 22:17

Als ich um die Ecke bog, traf mich ein Schlag so hart wie der Morgenschiss nach zehn Kilo Bananen. Auf der Gray’s Inn war kein Durchkommen mehr. Dicht an dicht standen sie da, als würden sie auf den Startschuss beim Schlussverkauf von Harrods warten. Das Personal versuchte mit Hilfe einiger Bobbys die Menge davon abzuhalten, die Klinik zu stürmen, doch der Durchbruch war nicht mehr fern. Einer der Bullen versuchte ungeschickt eine Ansage durch ein Megafon zu machen, doch das Ergebnis brachte die Menschen in Aufruhr. Noch bevor die Rückkopplung verklungen war, hatte sich die kreischende Menge um mindestens vier Meter dem Gebäude genähert, was rein rechnerisch für die Leute aus den ehemals vorderen Reihen keine allzu gute Position darstellte. Das Schrillen in meinen Ohren hatte durch diesen verfickten Penner Futter gekriegt und saß jetzt fett und faul mitten in meinem Audiocortex.
Eine gute halbe Stunde hatte ich noch, bis Bacon-Neck mich im Venus erwartete, und bis Soho war es noch eine gute Strecke zu fahren. Mit einem Taxi konnte ich bei dem Verkehrschaos nicht mehr rechnen und mein Handy war weg. Trotz der minütlich nachlassenden Konzentration bemerkte ich, dass diese Ausgangssituation keine gute war.
„Fuck!“ Ich begann mich in die Menge zu drängeln, allerdings nicht ohne auf Gegenwehr zu stoßen.
Empörtes Raunen. Grapschende, zerrende Hände und eine immer weiter zunehmende, alles zerpressende Enge hinderten mich daran, gemütlich in den Klinikvorraum zu spazieren und mit meiner Selbstdiagnose an der mir nur allzu vertrauten Rezeption vorstellig zu werden.
Ich hatte mich mittlerweile ganz gut vorgearbeitet und merkte an dem nachgebenden Untergrund, dass ich die Viermeterzone erreicht haben musste. Ich sah auch schon den Verursacher des zermalmenden Gedränges, wie er dastand mit seinen schwulen Ohrenschützern und mit um den Mund geschirmten Handflächen versuchte, dem Mob etwas mitzuteilen. Ich wiederum hatte mit rabiater werdendem Widerstand der Massen zu kämpfen, da sie sich, ähnlich wie ich, ihrem Ziel schon so nah wähnten. Doch eine erhobene Kanone wirkte gerade in solch angespannten Situationen Wunder.
Wogegen die Waffe nichts ausrichten konnte, war irgend etwas, in das sich mein rechter Fuß verheddert hatte. Ich steckte verficktnochmal irgendwo fest.
Mit Nachdruck und einem Warnschuss in das Gesicht eines besonders ungehaltenen Zeitgenossen bekam ich die Chance, das Dilemma unter die Lupe zu nehmen.
So langsam begann die Sache an meinen Nerven zu zerren. Mein Ohrgeräusch hatte seinen höchsten Pegel anscheinend noch nicht erreicht, schraubte sich höher und höher, um dann wieder abzufallen und sich mit einem Brummen zu vermischen.
Ich bückte mich langsam, nachdem ich einen der Umstehenden mit der stählernen Mündung an seinen Eiern überzeugt hatte, für ein reibungsloses Wiederauftauchen zu sorgen. Als ich schließlich gebückt dastand, ohne mich eigenständig auch nur einen weiteren Millimeter bewegen zu können, wurde mir siedendheiß klar, dass dies keine Position war, in der ich sterben wollte. Also befreite ich hektisch meinen Fuß aus der Schädeldecke, in die er sich verkeilt hatte, und schoss meinem Zwangspartner als Zeichen für mein Vorhaben, wieder aufzutauchen, ins Schienbein.
Als ich wieder oben war, hatte ich leider keine Gelegenheit, mich für die engagierte Hilfe zu bedanken, da ich den Kerl nicht wiedererkannte. Was ich aber sah, jagte mir einen verfickten Schrecken ein. Der Ausdruck in den Gesichtern der Leute war es, dieser geplagte leidende Blick. Sie sahen aus wie ... wie Becky, wenn sie einen ihrer Migräneanfälle hatte ... wie Simon, als er über Monate dieses komische Brennen in seiner Bauchdecke hatte ... wie ... wie ich, als ich ...
Ich packe den mir am nächsten Stehenden. „Was hast du? Warum bist du hier?“
„W ... wegen meinen Ohren“, stotterte der Mann.
Und die Nächste: „Du, was ist mit dir?“
„Tinnitus.“ Sie schaute mir forsch in die Augen, konnte ihre Panik aber nicht verbergen.
Und ich glaubte nicht, dass ich der verfickte Grund dafür war.

Berlin 17.05.2009 23.42

Es dauerte eine Weile, bis ich mich aus dem Gedränge befreit hatte. Den Termin mit Moschinsky und meinen rechten Schuh hatte ich schon länger abgeschrieben. Er musste sich mit den Flyern wohl etwas gedulden. Das neu gesteckte Ziel war meine Wohnung, dort hatte ich, soweit ich mich erinnerte, noch ein paar Valium von Gitte herumfliegen. Vielleicht sogar noch ein Päckchen Pentox von damals, oder auch gerne was Härteres. Aber ich vermutete, dass ich sie entsorgt hatte, als es besser geworden war.

Ich zog mir die Zahnwurzel aus der Ferse, die ich mir irgendwie eingetreten hatte, und verfiel wieder in den Trab, der mich schon hierhin gebracht hatte. Um zu meiner Wohnung zu gelangen, musste ich den Alex überqueren und weiter bis zur Karl-Liebknecht, wo ich seit ein paar Wochen wohnte.
Eine S-Bahn war aus den Gleisen gesprungen und hing wie eine abgeschossene Riesenschlange von der Brücke.
Verlassene Feuerwehrwagen standen umher und gaben mit ihrem Blaulicht die zynische Lightshow für das Spektakel. Die Skyline der nächtlichen Stadt war in ein dunkles Orange gehüllt, das sich Richtung Tempelhof zu einem leuchtenden Gelb verfärbte. Überall brannten Autos, rannten Menschen orientierungslos durch demolierte Straßen. Von irgendwoher kamen Schüsse.
Ich fühlte mich zurückversetzt in meine Zeit in Kreuzberg, Mitte des letzten Jahrzehnts. Ungefähr da hatte sich mein Geräusch das erste Mal gemeldet. Nach einem durchgefeierten Wochenende mit Julia im Tresor.
Ein südländisch wirkender Junge in Jogginganzug riss mich auf der Mitte des Alexanderplatzes aus meinen Erinnerungen. Sein Messer machte keinen Eindruck auf mich. Zu sehr zitterte die Hand, die es hielt.
„Hau ab, Mann!“ Der Kolben der SIG auf seiner Nase unterstrich meine Entschlossenheit. „Keine Zeit für sowas.“
Auf der Mitte des Alex war die verheerende Frequenz bereit für ihren nächsten Aufguss.
Ein panischer Aufschrei ging durch die sowieso schon planlose Menge. Etliche gingen durch die Schallwelle zu Boden, einer davon ich. Es war nicht mehr auszuhalten. Mein Herz raste, drohte sich selbst zu überholen, während mein Gehirn an die Schädeldecke schlug wie ein Sträfling in seiner ersten Nacht in Haft an die Tür seiner Zelle.
Als mit einem Lauten Knall die Glasscheiben der umliegenden Geschäfte barsten, entlud sich der Druck und das Tor sprang auf. Wie in Zeitlupe regneten die bunt beleuchteten Scherben des Fernsehturms auf die Erde herab und vollendeten den Eindruck, der neuesten André Heller-Show beizuwohnen.

Dubay 18.05.2009 3:24

Ich erwachte aus einer Ohnmacht.
Das unnachgiebige Klingeln des Weckers drang in jede meiner geschundenen Poren. Winzigkleine Ohrmuscheln waren an jeder von ihnen gewachsen. Ich kicherte wie eine Irre über diese Idee, aber der Alarm zwang mich aufzustehen. Leider gab es keinen Knopf, den ich betätigen konnte, um mich noch mal umzudrehen, und der neue Tag war bereits im vollen Gange. Kein Aufschub, keine Sleep-Taste, ich musste weiter.
Ich drückte mich stöhnend vom Boden ab und quälte mich aus dem menschlichen Bodenbelag. Die Glassplitter lagen überall verstreut, bedeckten die Szene mit glitzerndem Staub.
Als ich das Hotel am Abend verlassen hatte, war es noch das stolze Segel, wofür es so berühmt war. Nun wirkte es wie die Karkasse eines überdimensionalen Fisches. Es überragte die zuckenden Körper orientierungslos angespülter Meereslebewesen, wie ein Mahnmal von Greenpeace.
Ich griff nach der Uzi, die ich mit einem letzten Funken Geistesgegenwart vor der Ohnmacht unter mein Kleid geschoben hatte und machte mich auf den Weg. Meine Ferse schmerzte bei jedem Schritt, aber einer meiner 300-Dollar-Louis-Vuitton-Schuhe steckte in jemand anderem. Die Verzweiflung, die ich vor einiger Zeit noch gespürt hatte, war dem reinen Überlebenstrieb gewichen und brachte mich vorwärts.
Ich musste in die siebte Etage, was mir angesichts der offensichtlich kaputten Glasaufzüge einen kurzen Angstschub einbrachte. Die in den leeren Stahlgehäusen hängenden, an blutgetränkte Schwämme erinnernden Kadaver riefen mir allerdings in den Sinn, dass ich es auch als Vorteil werten konnte, nicht in einem von ihnen gewesen zu sein, als sie implodierten.

Omsk 18.05.2009, 5:38

Ich fand die Treppenhäuser hinter der Rezeption. Die Lampen, die normalerweise auf die Notausgänge hinwiesen, hatten sich in Staub verwandelt, der unter meinem beschuhten Fuß ein kaum noch wahrnehmbares Knirschen verursachte. Der Ton stieg weiter an. Ich brauchte die Medikamente, obwohl ich mir nicht mehr sicher war, was genau sie mir bringen sollten.
In diesem Chaos noch an das Treffen mit Servidijin zu denken, erschien mir wie ein schlechter Scherz, aber er hatte gedroht, sich meine Familie vorzunehmen, wenn ich nicht liefere. Meine Familie ...
Nachdem ich einige Male Gebrauch von meiner Makarov machen musste, um dem Tod durch Zertrampeln zu entgehen, machte ich eine kurze Rast. Ich verband meinen blutenden Fuß mit der Krawatte eines auf den Treppenstufen kauernden Jungen, dessen zersprungene Brillengläser ihm das Augenlicht nahmen. Ich strich dem Weinenden über den Kopf und setzte meinen Aufstieg fort. Trösten war nie meine Stärke.
„Wenigstens kannst du noch hören, Junge.“ Ich selber hörte mich nicht.

Tokio 18.05.2009 7:57

Der Gegenverkehr wurde geringer, je höher ich kam.
Ich riss die Tür zu meiner Etage auf. Eine frische Morgenbrise wehte mir entgegen, angereichert mit kaltem Rauch und der von Gott geschickten Strafe für unseren Leichtsinn.
Das Gerippe des gegenüberliegenden Shiodomes, das den Ausschnitt des leeren Fensterrahmens am Ende des Flurs ausfüllte, zog für einen Augenblick meine Aufmerksamkeit auf sich. Es hinderte mich aber nicht daran, zu bemerken, dass meine Wohnungstür offenstand.
Ich lupfte meine Dienstwaffe aus dem Halfter und schlich mich, wie in Hunderten von Trainingsstunden bei der Einheit geübt, mit dem Rücken an der Wand in Richtung des Apartments. Die Intensität des Pfeifens nahm mit jedem Schritt zu. Mein Herz hämmerte stakkatisch, doch ich überwand meine Angst und sprang vor.

Sydney 18.05.2009 9:17

Meine frisch gewaschenen Vorhänge wehten im Wind. Auf dem Teppich mischten sich verschiedenste Glassorten und ergaben mit den leeren Medikamentendöschen ein Mosaik des Schreckens. Das Getöse war hier markerschütternd, füllte den Raum aus und ließ keinen Platz für menschliches Leben. Der Zorn der Regenbogenschlange war groß und laut.
Auf dem Sofa lag Betty, mit leerem Blick die Decke betrachtend. Ihre leblosen Fingern hielten mein Radio umkrallt, aus dem der Lärm zu kommen schien. Ich beendete die Übertragung mit einem gezielten Schuss aus der Pumpgun.

Wellington 18.05.2009 11:29

Verzweifelt kniete ich auf dem Flokati und wühlte mich durch das Gemisch aus Dreck, Glas und zwei Blutgruppen. Die Schlampe hat sich meine Tabletten gekrallt!
Alle meine Medikamente hatte dieses Aas gefressen und mit meinem 79er Sauvignon runtergekippt.
„Erst mit der halben Nachbarschaft ficken und dann meine Pillen fressen, du Sau!“
Meine letzte Patrone zerschmetterte ihren Unterkiefer.

Honolulu 17.05.2009 14:32

Heulend wie ein angefahrener Hund hockte ich in den Überbleibseln meines Wohnzimmers, aber außer dem Geräusch war da nichts mehr.
Langsam rappelte ich mich auf. Wo eine Flasche ist ...
Auf allen Vieren begab ich mich auf die Suche nach dem Werkzeug der Erlösung, ungeachtet der Schmerzen, die die Splitter in meiner Haut verursachten.
... ist auch ein Korken.

Hakamaii 17.05.2009 15:05

Das Knacken meines Trommelfells beim Eindringen des Korkenziehers erinnerte mich an die Muschelschalen, die ich als Kind immer zerdrückt hatte. Ich lachte, ließ es aber schnell wieder. Bei Ohr Nummer zwei war die Scheu schon nicht mehr so groß. Erneut ein Erinnerungsfetzen an meine Kindheit unten am Strand.

Juneau 17.05.2009 15:37

Wieder lachte ich, diesmal länger. Wie kann das sein?
Angenehm warm floss es meinen Hals herab. das Gefühl aus meinem Kopf verschwand. Was leider blieb, war das Geräusch.

Mexico City 17.05.2009 16:38

Tiefer und immer tiefer trieb ich das Gewinde in meine Gehörgänge, wie ein Specht auf Beutejagd. Doch es hörte ...

Winnipeg 17.05.2009 17:38

... einfach nicht ...

New York 17.05.2009 18:39

... auf.

 

Tach krille,

was lange währt...
Hat mir gut gefallen, diese Eintonmusik durch die Zeitzonen und Regionen, auch wenn ich der Handlung nur im jeweiligen Moment und noch nicht im Ganzen folgen konnte. Du erzählst locker und mit dem Blick für Details und mit einigen wirklich miesenfiesen Einfällen in den Szenen, dazu der erneut faszinierende Grundgedanke. Handwerklich gute Arbeit, fluffig erzählt und in ihrer Länge unterhaltend.
Gut geölt und weiter gehts :)

Textliches et. al. :

um dann zum Kongress-Center zurück kehren zu können.
return of the back-feger ? :D Trotz NR also zusammen, weil sonst sinnentstellend
Dicht an Dicht standen sie da
Dicht an dicht
Das Personal versuchte mit Hilfe einiger Bobbys die Menge davon abzuhalten die Klinik zu stürmen
BobbysKOMMA; abzuhaltenKOMMA
was rein rechnerisch für die Leute aus den ehemals vorderen Reihen keine allzu guten Chancen bereit hielt.
guter Gedanke, doch in der Formulierung noch zu optimieren. Vorschlag : was rein statistisch für die Leute in den ehemals vorderen Reihen nicht ideal war/sein dürfte
Mit Nachdruck und einem Warnschuss in das Gesicht eines besonders ungehaltenen Zeitgenossen bekam ich die Chance das Dilemma unter die Lupe zu nehmen.
ChanceKOMMA
Das Piepen, hatte seinen höchsten Pegel anscheinend noch nicht erreicht, arbeitete aber noch daran, sein Pensum zu erfüllen.
kein Komma nach Piepen
und schoss meinem Zwangspartner als Zeichen, für meinen Vorhaben wieder aufzutauchen ins Schienbein.
kein Komma nach Zeichen
Der Kolben derSIG auf seiner Nase unterstrich meine Entschlossenheit.
Leerzeichen fehlt
Wie in Zeitlupe regneten die bunt beleuchteten Scherben des Fernsehturms auf die Erde herab und vollendeten den Eindruck der neuesten André Heller-Show beizuwohnen.
EindruckKOMMA
Ich griff nach der Uzi, die ich mit einem letzten Funken Geistesgegenwart vor der Ohnmacht unter meine Kleid geschoben hatte
mein Kleid/meine Kleidung
Meine Ferse Schmerzte bei jedem Schritt,
schmerzte
Die in den leeren Stahlgehäusen hängenden, an blutgetränkte Schwämme erinnernden, Kadaver
kein Komma nach erinnernden

Witzig-drastisches Teil, Daumen hoch.

Grüße
Cilence Seltsem

 

Hey Mista C.,

Hat mir gut gefallen, diese Eintonmusik durch die Zeitzonen und Regionen, auch wenn ich der Handlung nur im jeweiligen Moment und noch nicht im Ganzen folgen konnte.
Freut mich, danke. Ich muss die Zeiten noch überarbeiten, das ist noch nicht stimmig (hab ich heute aber leider keine Zeit für) das passt rein zeit mathemathisch noch nicht.

EIn Erklärungsversuch:Es passiert mehreren Personen an verschiedenen Orten gleichzeitig (und dahingehend muss ich die Uhrzeiten und Daten noch überarbeiten, hat mich aber mathematisch an meine Grenzen gebracht [was ja nicht schwer ist ;)]) ... etwas sehr ähnliches, zusammen gepuzzelt ergibt es ein neues Ganzes.

Muss ich wohl nochmal n bischen dran, ersma abwarten.

Vielen Dank für deine Korrekturen und die netten WOrte

Jetzt wirds ölig!

Gruß
krillse

 

Hallo krilliam,

ich fand deine Geschichte gut. Das gemäßigte Lob sollte dich jetzt nicht enttäuschen, die meisten Horrorgeschichten sind nicht so mein Fall, da sie entweder zu dick oder zu wenig auftragen. Diese Geschichte würde ich eher letzteren zu ordnen, vor allem, weil du quasi mehr skizzierst, die horrofizierenden Details bloß erwähnst, statt sie beim Leser gebührlich einwirken zu lassen. Während mir dies gefiele, wäre sie deinem halben Publikum vermutlich wiederum zu lang.

Ich erkenne außerdem an, dass du neben einschlägigen Städten, die dem gebildeten Leser mindestens vom Hörensagen bekannt sein dürften, auch einen ganz kleinen, weithin (oder ich sag mal vorsichtig: mir) unbekannten Ort irgendwo auf der Welt in deine Auswahl mit aufgenommen hast. Das wiegt auf, dass die Reise in dem als trivial-literarischer Austragungsort extrem abgegrabbelten New York beginnt und endet.

-- floritiv.

 

Hi Krill

der Titel ist ja schon mal voll geil! (Musste an den Track von Carl Cox denken World wide ultimatum.)

Die Geschichte ist stark. Du hast dich hier mal so richtig ausgetobt in Richtung Wahnvorstellung und deren Folgen.
Da von einem Tinnitus auszugehen, ist allein schon eine deftige Idee. Das ist wirklich ein Zustand, der einem in den Wahnsinn treiben kann.
Ich hatte hin und wieder das gefühl, dass du es dir bei der Beschreibung des Geräuschs etwas zu einfach machst. Da würde ich gegebenenfalls nochmal rüber schauen. Oft ist ist es halt das Geräusch. Insbesondere durch die detailierten beschreibungen der Außenwelt, habe ich die Innenwelt teilweise als zu knapp empfunden. Kein großes Ding, aber vielleicht guckst du noch mal.

So wie ich es verstanden habe, bricht der Tinnitus überall auf der Welt aus. Du schreibt jedes mal von einer anderen Person, aber der grobe Handlungsstrang deckt sich. Irgendwie haben alle ein Date, wollen zum Arzt, kämpfen sich durch die Straßen ... Weiß nciht, ob das von dir beabsichtigt war, aber das hat mir gefallen.
Die Stelle mit dem Korkenzieher fand ich übrigens richtig widerlich.

Rein Formal stimmt die Länge des zweiten Szenarios nicht. Das ist zu lang. Vielleicht hast du da Möglichkeit noch zu kürzen, dann käme der Countdown (auf den du es ja schon abgesehen hast) noch deutlicher heraus.

seit einer viertel Stunde
zusammen
„Helfen Sie mir!“ Was zur Hölle ist hier passiert?
Die Gedanken hast du sonst kursiv gesetzt. Dabei würd eich bleiben
Das Piepen hatte seinen höchsten Pegel anscheinend noch nicht erreicht, arbeitete aber noch daran, sein Pensum zu erfüllen
ww und unschön
Ich begann langsam mich zu bücken,
würde ich umstellen

Alles in allem gerne gelesen. Eine herrlich krank krillische Vision :D

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi floritiv,

ich fand deine Geschichte gut. Das gemäßigte Lob sollte dich jetzt nicht enttäuschen,
bin nicht enttäuscht, freut mich mehr.

Die horrorifizierenden Details erwähne ich gerne eher beiläufig, mag nicht jeder Manns Fall sein.

Was das New York Ding angeht, damit hast du natürlich Recht. Meine Weltzeituhr fing da an und ich hatte gleich eine Taxi Szene im Kopf, sonst pflege ich meine Geschichten eigentlich lieber in Deutschland spielen zu lassen.

vielen Dank fürs Lesen

Hey weltenläufer,

den Track kenn ich nicht, muss ich mir wohl mal besorgen.

Da von einem Tinnitus auszugehen, ist allein schon eine deftige Idee. Das ist wirklich ein Zustand, der einem in den Wahnsinn treiben kann.
Jo, da beneide ich niemanden drum.

Ich hatte hin und wieder das gefühl, dass du es dir bei der Beschreibung des Geräuschs etwas zu einfach machst. Da würde ich gegebenenfalls nochmal rüber schauen. Oft ist ist es halt das Geräusch.
Das werd ich tun, damit hast du völlig Recht. Mehr war in dem Moment irgendwie nicht drin.

Insbesondere durch die detailierten beschreibungen der Außenwelt, habe ich die Innenwelt teilweise als zu knapp empfunden. Kein großes Ding, aber vielleicht guckst du noch mal.
ist auch nachwievor nicht meine Stärke. Ich gehe die Literatur Sache glaube ich immer noch eher cineastisch an. Aber ich werde mal schauen.

So wie ich es verstanden habe, bricht der Tinnitus überall auf der Welt aus.
Genau, es ist aber nicht nur im Gehör der Betroffenen (also allen) sonder das Geräusch ist tatsächlich da, lässt später sogar glas zerspringen und stört auch die elektronik von z.B Hubschraubern oder den orientierungssinn von den tieren. Aus z.B Handys, Megaphonen und Radios dringt das Geräusch in verstärkter Form nach aussen.
Du schreibt jedes mal von einer anderen Person, aber der grobe Handlungsstrang deckt sich. Irgendwie haben alle ein Date, wollen zum Arzt, kämpfen sich durch die Straßen ...
Genau das war meine Idee, nur muss halt die Uhrzeiten und Daten nochmal überarbeiten, weil ich es eigentlich wirklich nur im Zeitraum von ein paar stunden spielen lassen will , bis es wieder bei der ersten Person ankommt. aber das hat mich bislang mathemathisch überfordert. wenn ich rechnen muss, bricht in meinem gehirn chaos aus.

Die Stelle mit dem Korkenzieher fand ich übrigens richtig widerlich.
Das freut mich ;)

Die Gedanken hast du sonst kursiv gesetzt. Dabei würd eich bleiben
Stimmt, das war so viel diesmal, hab ich einfach übersehen. Gibts eigentlich keine möglichkeit die kursivformatierung mit zu kopieren?

Alles in allem gerne gelesen. Eine herrlich krank krillische Vision
Yeah, danke es kommt langsam wieder ...


Vielen Danke Euch beiden fürs Lesen und Auseinandersetzen

Gruß
krilliam

 

den Track kenn ich nicht, muss ich mir wohl mal besorgen.
nee, musste nicht. Der Titel ist besser als der track selbst. Mag ein guter dj sein, aber seine eigenen Produktionen überzeugen mich nicht sonderlich. Zumindest war das früher so, bin da schon lange nicht mehr auf dem Laufenden ...

Stimmt, das war so viel diesmal, hab ich einfach übersehen. Gibts eigentlich keine möglichkeit die kursivformatierung mit zu kopieren?
soweit ich weiß nicht. Aber dafür bin ich jetzt auch kein Experte.

wenn ich rechnen muss, bricht in meinem gehirn chaos aus.
dann mach das mal gaaanz langsam :D

 

Mag ein guter dj sein, aber seine eigenen Produktionen überzeugen mich nicht sonderlich
Das stimmt. aber auch als Dj war er mir eigentlich immer zu massenorientiert.

wenn ich rechnen muss, bricht in meinem gehirn chaos aus.
dann mach das mal gaaanz langsam
Mit Zitat antworten
Ritalin is alle.

 

Hey Krilliam!

Das Fazit vorneweg: Ich hab die Geschichte gerne gelesen. Globales Chaos und dieser ganze apokalyptische Krempel, das mag ich unglaublich gerne - schonmal ein Pluspunkt. Zum Ende hin wurde die Erzählung immer straffer, hat einen guten Rhythmus gefunden, die Panik kam ordentlich rüber, und ich war in der Geschichte abgetaucht.
So sollte es öfter sein.
Oh, und Blut gab's auch. :)

Und nu merk ich wieder, wie viel leichter es ist, zu mäkeln, als zu loben. Mit dem Lob bin ich durch. Es folgt das Mäkeln. Ich hab aber nur Anregungen und graue Theorie ... Auf jeden Fall hat mich die Geschichte handwerklich inspiriert.

Da ist zunächst die Sache mit den verschiedenen Figuren, die sich an verschiedenen Orten, aber zur selben Zeit, auf Handlungssträngen bewegen, die ihrerseits auf ein und dasselbe Ziel zustreben: Durch's Chaos kämpfen, um jemanden zu erreichen. Die Idee find ich super. Allerdings hat's mich anfangs gestört, dass die meisten Figuren recht gleich klangen. Ziemlich salopp, hier und da ein wenig Schmähsprache eingeworfen ... gerade so als, wäre ein einzelner Geist in verschiedene Körper gefahren.
Die Figur in Rio hatte was Eigenes. Die hat Tod und Zerstörung zwar gleichgültig betrachtet, aber ihnen noch etwas "Ästhetisches" abgewinnen können - wie ein Killer oder sowas.
Wenn Du solche Kleinigkeiten auch bei den anderen mehr rausgekehrt hättest, wäre es glaube ich noch reizvoller geworden - und nicht wesentlich länger. :)

Der eine könnte die Zerstörung aus kühler Architektensicht betrachten, und über eine Sprache zu identifizieren sein, die sich beispielsweise oft über Formen auslässt.
Der andere vielleicht könnte eine religiöse Sichtweise und gefühlsorientierte Sprache an den Tag legen.
Der nächste könnte ein Landei zu Besuch in der Stadt, und eh schon von den Massen überfordert sein.
Und so weiter ...

Theorie, ich weiß. Vielleicht passt der Gedanke auch gar nicht zu Deiner Erzählabsicht. Aber ich hätte sprachlich deutlich voneinander abgetrenntere Figuren reizvoller gefunden.

Das Geräusch an sich ... Generell hätten vielleicht ein paar mehr Wörter, die eine schrille, sägende Akustik assoziieren, dem Ganzen gutgetan. Nur, um diese ständige Belastung aufrecht zu erhalten; sowas wie die sägenden Lautsprecher oder die Rückkopplung des Megafons. Mehr Akustik!

Jau, das war's auch schon an Anregungen. Mich hat die Geschichte auf jeden Fall, und trotz Mäkelei, gut unterhalten. :)

Klimperkram:

... dauerte es ein Weilchen bis ich begriff, dass es sich bei diesem Stau keines Falls um den Berufsverkehr handeln konnte.
Das ist so ein schöner (cineastischer) Cliffhanger, der an Schärfe gewinnen würde, wenn Du statt "handeln konnte" "handelte" schröbst: "... bis ich begriff, dass es sich bei diesem Stau keines Falls um den Berufsverkehr handelte." Ich finde zumindest, dass es besser kommt.

... sondern musste es schaffen, noch vor der Veranstaltung den Arzt aufzusuchen um dann zum Kongress-Center zurückkehren zu können.
"Schaffen, etwas tun zu können" ist doppelt gemoppelt. "Schaffen" reicht, da ist das "Können" ja schon drin. "sondern musste es schaffen, noch vor der Veranstaltung den Arzt aufzusuchen um dann zum Kongress-Center zurückzukehren."

Das Taxi stand immer noch in der selben Stelle
derselben

Plötzlich hatte ich mit einer hysterische Alten zu kämpfen
hysterischen

Der DOktor wird schon da sein.
Doktor

Trotz des minütlich nachlassenden Vorhandensein von Konzentration
Vorhandenseins
Außerdem ... es mag zur konkreten Figurenstimme passen, aber ist das nicht zu umständlich formuliert? "Trotz der minütlich nachlassenden Konzentration" fänd ich geschmeidiger.

So, ab hier hab ich mir nichts mehr angestrichen. Ein gutes Zeichen dafür, dass mich die Geschichte gepackt hat. :)

Bis denne,
Fisch

 

Hey Fischstaebchen,

vorne weg: schön dass du sie gerne gelesen hast.

Diesmal freut mich wirklich die viele konstruktive kritik, deine eingeschlossen.

die sprachlichen unterschiede, die du vorgeschlagen hast, werde ich zumindest mehr andeuten. Ziel war ja auch, dass der Leser sich durchgehend fragt, ob es sich tatsächlich um mehrere Personen handelt oder nicht. Aber ich werde dahingegend noch ein wenig feintuning betreiben. Charakterlich sind
sie alle nicht als sympatieträger geplant, unterschiede gibts aber schon, da hast du Recht.

Ich werde mich noch heute an die Überarbeitung der Geschichte machen. Mal sehen, was dabei rauskommt.

Gruß und vielen Dank
krilliam

 
Zuletzt bearbeitet:

SO Liebe Leute,

hab nochmal drüber geschaut:

- Datum und Uhrzeit sollten jetzt passen.
- Die Länge der Abschnitte ebenfalls
- Ein paar neue Formulierungen unterstreichen jetzt (ich hoffe dezent) die Unterschiedlichkeit der Personen

Welche Hinweise ich in meiner Überarbeitung nicht berücksichtigt habe:
- die skizziert wirkenden horrorfizierenden Details, / das ist zu sehr meine Stil (wenn denn einen gibt) ums zu ändern
-das innenleben der Prots. / reicht meiner Meinung nach, sind alles keine gefühlsmenschen ;)

Das wars erstmal, danke für Eure ausserordentlich brauchbaren Tipps

Besten Gruß
kB

 

Hallo le Bolderson,

Die horrorifizierenden Details erwähne ich gerne eher beiläufig, mag nicht jeder Manns Fall sein.
Gerade so was gefällt mir.

Wie übrigens auch deine Geschichte, die recht lang war, aber dafür zum Glück gegen Ende kürzer wurde. Hab ich also gerne gelesen. ;)

Ich kenne die alte Fassung nicht, die neue finde ich aber jedenfalls ziemlich gut. Die Kritiken an der alten Fassung hast du ja nach eigenen Angaben weitgehend umgesetzt; es wurde ja auch schon viel gesagt, deshalb gibts von mir nichts Konstruktives.

Brder Tserk

 

Hey Tserk,

vorbei sind die Zeiten, der langen Fehlerlisten und ich glaube kaum, dass es daran liegt, dass es besser geworden ist. ;)

Freut mich dass es dir ganz unkonstruktiv gefallen hat.

die recht lang war, aber dafür zum Glück gegen Ende kürzer wurde.
jaja

gruß
krilliam

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom