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Golf und andere Spiele

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13.01.2014
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Golf und andere Spiele

1.
Zaghaft klopfte sie an die Tür. Als ein »Herein« erschallte, trat Ella mit behändem Schritt ein. Carina, ihre Ansprechpartnerin im Verlag, stand von ihrem Schreibtisch auf, um sie freudig zu umarmen. Auch Ella war ehrlich erfreut, Carina zu sehen, ebenso war sie neugierig, was sie diesmal von ihr verlangte.
Ella war 28 und arbeitete als Schriftstellerin für einen mittelgroßen Verlag. Sie schrieb nicht nur eigens erdachte Werke, sondern fertigte auch auf Wunsch. Das heißt, wenn jemand etwas zu Papier bringen möchte, dies aber nicht kann. Dann kam sie ins Spiel und formte die Gedanken ihres Gegenübers zu etwas, das gelesen werden wollte.
Zunächst machten die beiden Frauen Small Talk. Ella merkte, dass Carina nicht so recht mit der Sprache rausrücken wollte, um welchen Auftrag es sich diesmal handelte. Dabei war Ella echt gut in ihrem Job, sie konnte selbst den größten und uninteressantesten Misthaufen in etwas verwandeln, das die Menschen lesen wollten.
Für ihr Alter konnte sie auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen, sie schrieb Bücher für Leute mit vielfältigen Interessen, seien es Ratgeber für Heimwerker oder Biographien von gestressten Krankenschwestern. Denn der Kunde war König und bekam, was er wollte, selbstverständlich nur, wenn der Verlag das auch so sah.
»Also ...« fing Carina an, »es handelt sich diesmal um eine etwas heikle Angelegenheit. Ein bekannter Schauspieler hat bei uns angefragt, ob wir jemanden haben, der seine Memoiren verfassen könnte. Und da dachte ich sofort an dich. Allerdings haben wir die Sache noch lange nicht unter Dach und Fach. Er hat mehrere Verlage gefragt und möchte eine Art Einstellungsgespräch mit den geschickten Autoren machen.
« Beschämt schaute Carina aus dem Fenster. Sie wusste, Ella war nicht der Typ für solche Anbiederungen. »Deshalb war ich mir mit unserem Chef nicht einig, ob du wirklich die Richtige dafür bist. Hättest du denn Interesse an dem Auftrag? Ich habe mich bei Herrn Krämer dafür eingesetzt, dass du zu diesem Gespräch für unseren Verlag gehen darfst. Und, was sagst du?«
Völlig überrumpelt stotterte Ella einige Dankesworte in den Raum. »Um welchen Schauspieler handelt es sich denn? Wie alt ist er und was noch wichtiger ist: Kenne ich ihn? Und was genau würde mich bei diesem Vorstellungsgespräch erwarten?«
Carina erklärte ihr, dass der Name des berühmten Schauspielers topsecret war und sie ihn erst offenbaren konnte, nachdem Ella zugesagt hatte. Sie könne ihr nur sagen, dass er 41 Jahre alt ist und sie ihn kennen würde, da er schon einige Filme gedreht hatte. »Das Einstellungsgespräch soll in seinem Privatwohnsitz stattfinden. »Ich weiß nur das mehrere Autoren von verschiedenen Verlagen kommen werden. Jeder Verlag darf nur einen Schriftsteller schicken. Ich nehme an, dass der Schauspieler die Autoren persönlich kennen lernen möchte und ihnen einige Fragen stellen wird.

Und derjenige, der sein Können und seinen Verlag am besten repräsentieren kann, wird den Zuschlag erhalten. Ein bisschen kann ich mir das denken, wie auf einem arabischen Basar. Der Händler, der am lautesten schreit, dass er die besten Kamele hat, wird sie an den Mann bringen. Das heißt für dich, dass du aus deiner Haut musst, um dich und unseren Verlag so gut wie möglich zu verkaufen.
« Auch bei Ella kamen Zweifel auf, ob sie die Richtige für diese Art Auftrag ist. Sie war noch nie die Lauteste, geschweige denn die Vorderste gewesen. Sie weiß, was sie kann, aber mit dem Verkaufen und Anpreisen, lag ihr gar nicht. Deswegen war sie dankbar, dass ihr Carina diese Sache weitestgehend abnahm. Aber nur weil sie nicht über ihren eigenen Schatten springen konnte, würde dem Verlag und auch ihr ein großer Auftrag durch die Lappen gehen. Das konnte sie nicht zulassen, zumal sich Carina doch so für sie eingesetzt hatte.
»Ja ich mach`s«, sagte Ella zu Carina.«Ich werde mir alle Mühe geben, um unseren Verlag gut aussehen zu lassen. Vielleicht sollte ich vorher ein Glas Sekt trinken, dass ich mutiger werde.« Lächelnd beugte sich Ella über den Schreibtisch nach vorne, dabei konnte Carina nicht ohne Neid ihren wunderschönen Busen unter der Bluse wippen sehen. »Und jetzt sage mir endlich, um welchen Schauspieler es sich handelt.«
Ella wohnte mit ihrem Kater Maurice in einer Zwei Zimmer Wohnung mitten in der Stadt. Eigentlich hieß sie Eleonore. Aber so nannte sie schon seit ihrer Kindheit niemand mehr und das war ihr recht. Sie machte sich gerade ein Fertigmenü in der Mikrowelle warm, zum Kochen war sie zu faul und zusätzlich viel zu aufgeregt. Nur essen, um dann wieder vor dem Computer sitzen zu können. Schließlich musste sie sich auf ein wichtiges Vorstellungsgespräch vorbereiten. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass sie die Chance bekam, die Memoiren für Gregor Owen zu schreiben.
Jeder kannte die Filme, in denen er spielte. Und wenn sie sich mit ihren Freundinnen traf, sagte Steffi jedes Mal, dass sie für Gregor Owen sogar ihren wunderbaren Freund Jim sitzen lassen würde. Und die anderen Mädels nickten nur zustimmend und dachten mit verklärtem Blick an den berühmten Schauspieler. Aber das eine von ihnen ihrem Liebling so nahe kommen würde, hätte sich keine je träumen lassen.
Trotzdem wollte Ella mit der nötigen Professionalität an diesen Auftrag herangehen. Denn alles andere könnte von Nachteil für sie und ihren Verlag sein. Schließlich wollte sie auch unbedingt das Buch schreiben, für das sie vorsprechen sollte. Niederlagen war Ella nicht gewohnt, Aufregung noch weniger. Doch heute konnte sie vor Aufregung nicht einschlafen. Deswegen beschloss sie, die Zeit zu nutzen, um Einzelheiten über das Leben von Gregor Owen zu recherchieren.
Ella konnte sich mit ihren 28 Jahren sehen lassen. Sie war schlank aber durchaus nicht mager, trieb regelmäßig Sport, auch wenn sie das immer Überwindung kostete. Mit einer türkisen kurzen Jogginghose, die ihren wohlgeformten Hintern betonte, saß sie auf dem Drehstuhl vor ihrem PC. Ein enganliegendes braunes Top hob ihre Brüste hervor. Sie trug keinen BH, sie war ja zu Hause. Ihre langen dunkelbraunen Haare, die sie normalerweise zusammenband, wellten sich über ihre Schultern. Die grünen Augen blickten aufmerksam und angestrengt über den Bildschirm und ließen mehr dahinter vermuten.
Alles in allem war Ella eine wunderschöne Frau, jedoch sah sie diese Person in sich überhaupt nicht. Unter anderem lag das wohl daran, dass sie eigentlich noch nie eine wirklich lange funktionierende Beziehung hatte. Die Männer, die Ella anziehend fand, waren zum einen viel älter als sie und zum anderen war mit ihnen immer ein Hindernis verbunden. Der eine war verheiratet, der andere wohnte in einem entlegenen Teil der Welt und so ging es weiter. Und die Männer, die ernstes und aufrichtiges Interesse an ihr zeigten, waren ihr schlicht und ergreifend zu langweilig und zu jung. Das war nämlich ein weiteres Problem von Ella. Sie wollte durchaus nicht den netten Jungen von nebenan, sie wollte jemanden, der den inneren Tiger in ihr zu bändigen wusste. Tief in ihrem Wesen versteckt, lag der Wunsch nach Domination, allerdings nur in sexueller Hinsicht. Ihr Leben wollte sie von niemandem bestimmen lassen. Und dieser Mister Perfect, der alles in sich vereinte, ließ furchtbar lange auf sich warten. Mittlerweile war Ella der Meinung, er würde nie auftauchen und sie musste sich mit einem Durchschnittsmann begnügen.
Was sie über Gregor Owen wusste und im Internet herausfinden konnte, hielt sich in Grenzen. Er war 41 Jahre, wohnte in einer Villa 100 km südlich von hier und war bis vor 2 Jahren mit einer Schauspielkollegin verheiratet gewesen. Die Ehe hielt 6 Jahre und war kinderlos geblieben. Alles Dinge, die man nachschlagen konnte. Sonstige Privatangelegenheiten gab der Schauspieler nicht von sich preis.
Er bestand bei Reportern und Fotografen auf seine Privatsphäre, war immer höflich, antwortete nie auf Fragen, die nicht seine Filme betrafen. Umso mehr wunderte es Ella, dass dieses Vorstellungsgespräch bei ihm zu Hause stattfinden sollte. Genauso befremdlich fand sie, dass dieser zurückgezogen lebende Mann seine Memoiren verfasst haben wollte, was eine immense Offenbarung des Privatlebens darstellte. Aber vielleicht hatte sie morgen um diese Zeit schon eine Antwort darauf. Das Vorstellungsgespräch fand am darauffolgenden Tag um 14 Uhr statt.
Sie hatte noch so viele Dinge zu erledigen. Und so viele Sachen beschäftigten sie. Dabei war es bereits drei Uhr morgens, und wenn sie nicht ausgeschlafen erschien, brachte ihr das bestimmt die ersten Minuspunkte ein. Also versuchte sie, trotz ihres Lampenfiebers ins Bett zu gehen und schnell einzuschlafen. Nach einiger Zeit verstummten die Gedanken endlich und sie sank in einen tiefen traumlosen Schlaf.
Ella saß am Steuer ihres Renaults, mehr konnte sie sich von ihrem Gehalt als Schriftstellerin bisher nicht leisten. Auch wenn sie schon einige erfolgreiche Lektüren geschrieben hatte. Sie war auf der Autobahn kurz vor der Abfahrt, an der sie raus musste. Das Navi zeigte noch gute 15 Minuten Fahrt an. Aus dem CD Player tönten südamerikanische Rhythmen, genau das richtige zum Autofahren. Die ganze Zeit über hatte sie ihre Aufregung gut im Griff. Doch als sie die Ausfahrt hinter sich hatte und auf der Landstraße weiter fuhr, übermannte sie das Lampenfieber. Sie bekam feuchte Hände, hoffentlich passierte ihr das nicht in dem Moment, in dem sie sich vorstellte.

Schwitzige Hände und dann noch keinen Ton rausbringen, das war ihre persönliche Vorstellung eines Horrorszenarios. Aber vielleicht machte sie sich nur zu viele Gedanken und das Treffen lief ganz anders ab, als sie es sich in den letzten Stunden ausgemalt hatte. Unendlich viele Szenerien kreisten durch ihren Kopf, und keine davon nahm ein gutes Ende. Die schlimmste Vorstellung jedoch wagte sie nicht einmal zu erdenken, nämlich das Gregor Owen sie komplett ignorieren würde und demzufolge der Auftrag an einen anderen Verlag ging.
Ella redete sich immer wieder selbst Mut zu und versuchte sich zu beruhigen mit: »Wird schon schiefgehen«, »Ist immerhin auch nur ein Mensch«, und »Wenn ich das Buch nicht schreibe, geht die Welt auch nicht unter«. Doch sie wusste sehr wohl, dass sie unheimlich enttäuscht sein würde, wenn sie diese Chance verpasste. Das könnte ihr endgültiger Durchbruch sein, die Gelegenheit, auf die sie schon ewig wartete.
Letztendlich lag es in den Armen des Schicksals und sie konnte nichts weiter als ihr Bestes tun. Mit diesem Gedanken ertönte das Navi und sprach: »Ihr Ziel befindet sich nach hundert Metern auf der linken Seite.«
Als Ella auf die Klingel am Tor drückte, erklang eine Stimme, und als sie sich vorstellte, öffnete sich das Tor und die Stimme sagt: »Bitte bis zum Haus vorfahren, dort wird ihr Wagen in Empfang genommen.« Sie trat ins Sonnenlicht und ein Mann nahm ihr sogleich die Schlüssel ab und fuhr das Auto in eine Tiefgarage oder auf einen Stellplatz. Ein kurzer Blick auf ihr Handy verriet, dass sie 15 Minuten früher angekommen war.
Besser zu früh als zu spät dachte Ella und man merkte ihr die Aufregung überhaupt nicht an, als sie auf die doppelflügelige Eingangtür zuging. Nochmal kurz durch die Haare streichen, Make-up überprüfen und dann war sie bereit, sich in die Höhle des Löwen zu stürzen. In ihrem knielangen knallroten Rock und der enganliegenden blauen Bluse sah sie zum Anbeißen aus. Nachdem, die junge Frau geklingelt hatte, öffnete eine rundliche, freundliche Dame die Tür. Sie stellt sich als Hausangestellte von Herrn Owen vor und führte Ella in ein großes, gemütliches Zimmer.
An dem überdimensionalen Glastisch standen ein Dutzend moderne Lederstühle. Es roch heimelig nach Gebäck und Kaffee. Die Umgebung beruhigte Ella ein wenig, alles machte einen positiven Eindruck auf sie. Sie war nicht alleine im Raum, in einer Ecke an einem kleinen runden Tisch saß auf einem Sofa bereits ein Mann, der sich als Herr Claßen von einem Konkurrenzverlag vorstellte.
Frau Schmitt, die Hausangestellte sagte, dass Herr Owen gleich kommen würde und verschwand. Ella begrüßte Herrn Claßen und dieser wollte gerade fragen, von welchem Verlag Ella kam, als die Tür aufging und Gregor Owen eintrat.

Es ist schwer zu beschreiben, was mit Ella in diesem Augenblick passierte. Sie bekam sofort ein flaues Gefühl im Magen und war dankbar, nichts zu Mittag gegessen zu haben. Sie blickte in seine dunkelbraunen fast schwarzen Augen, roch sein würzig-süßliches Aftershave und musste aufpassen, dass sie nicht sogleich anfangen, würde zu sabbern.
Gregor Owen gab Ella die Hand und ihr war so, als würde bei dieser Berührung eine emotionale statische Entladung sichtbar werden. Sie stellte sich vor und ein dämliches Grinsen war das Einzige, das ihr gelingen wollte. Ein wenig länger als nötig hielt Gregor ihre Hand, ansonsten war nichts außergewöhnliches an ihm festzustellen, dass seinen Eindruck über Ella verriet.
Er begrüßte Herrn Claßen, als Frau Schmitt den nächsten Autoren in das Zimmer führte. Auch dieser wurde von Herrn Owen begrüßt und so ging es eine Weile weiter. Es schien, als würde Gregor von Ella bewusst Abstand halten. Dennoch konnte er es sich nicht verkneifen, hin und wieder einen lüsternen Blick in ihre Richtung zu werfen.
Als nach einer scheinbaren Ewigkeit endlich alle Schriftsteller versammelt waren, lud Herr Owen zu Kaffee und Kuchen ein. Es war angesichts der Situation eine recht illustere und ungezwungene Runde, jeder unterhielt sich mit jedem. Herr Owen ging von Gast zu Gast und plauderte mit allen. Als er sich zu Ella setzte, streifte seine Hand wie zufällig ihren Nacken, als wolle er ihren Zopf zurechtrücken. Diese Berührung reichte aus, um ihr einen wohligen Schauer über den Rücken zu jagen. Die anderen Gäste schienen davon, keine Notiz zu nehmen.
Nach etwa einer Stunde, bat Gregor Owen der Reihe nach jeden Schriftsteller zu einem persönlichen Gespräch in sein angrenzendes Büro. Die Autoren, die bereits vorgesprochen hatten, durften gehen, und so wurde das Esszimmer mit der Zeit immer leerer um Ella herum. Die große Wanduhr zeigte schon nach halb fünf, als endlich Ella als Letzte in das Büro gebeten wurde. Sie sagte sich, dass es nur Zufall war, dass sie zuletzt hinein durfte, aber ganz konnte sie ihre Zweifel nicht beiseiteschieben.
Die Wände und die Decke des Büros waren aus hellem Ahornholz, der Boden aus weißem Marmor. In der Ecke stand ein weißes Ledersofa, daneben hing eine Leinwand mit passendem Beamer auf der gegenüberliegenden Seite. Aus dem riesigen Fenster hatte man eine tolle Sicht auf den Garten des Anwesens mit dazugehörigem Swimmingpool. Dominiert aber wurde das Zimmer von einem schweren Glasschreibtisch mit Metallbeinen, auf dem ein Computer stand. Auf dem Drehsessel hinter dem Schreibtisch saß entspannt Gregor Owen.
Er wies Ella den Platz vor dem Tisch an und fragte sie, ob sie etwas trinken wolle. Nachdem sie sich die Wartezeit mit Kaffeetrinken vertrieben hatte, machte sich ihre Blase bereits bemerkbar und sie lehnte dankend ab. Gregor musterte sie von oben bis unten und unter seinem Blick fühlte sie sich entblößt. Ein Gefühl, das gleichzeitig erniedrigend und furchtbar erregend für sie war. Aber sie zwang sich, sich nicht von diesen Emotionen mitreißen zu lassen. Schließlich war sie dienstlich hier und hatte auch vor, einen guten Job zu machen. Gregor fragte sie, wie lange sie schon für den Verlag arbeitete, was sie schon alles geschrieben hatte und welche Bücher sie denn selbst gerne las. Sie antwortete ihm wahrheitsgemäß und nach einiger Zeit fiel der größte Teil ihrer Beklemmung von ihr ab.
Dennoch wurde sie bei jedem Blick von ihm kirschrot im Gesicht und ihr Höschen war vor Erregung schon nass. Es schien Gregor Owen zu gefallen, was sie ihm erzählte, war doch auf seinem Gesicht ein unentwegt süffisantes Lächeln. »Ich werde mich über Ihre Agentin vom Verlag bei ihnen melden und Sie wissen lassen, ob Sie den Auftrag bekommen haben oder nicht. Einstweilen war es mir eine außerordentliche Freude, Sie kennen zu lernen, Ella. Ich glaube, Sie sind eine ganz besondere junge Dame und es besteht zwischen uns eine besondere Verbindung. Oder haben Sie das Knistern zwischen uns nicht bemerkt?«
Es verwunderte Ella, dass er so offen über seine Gefühle sprach, gleichzeitig erregte es sie ungemein. Sie wollte sich ein Loch im Boden suchen, um zu versinken und hoffte im gleichen Moment, er hätte Recht und diese besondere Verbindung würde wirklich etwas bedeuten. Die Schamesröte im Gesicht erwiderte Ella leise: »Ja ich habe das auch bemerkt. Aber ich wusste nicht, ob Sie...« Ihre Stimme brach und in diesem Moment hob Gregor die Hand, strich ihr eine herausgerutschte Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte sie an. »Wir beide werden noch viel Freude miteinander haben, Ella. Ich glaube, ich habe soeben meine Entscheidung getroffen, wer meine Memoiren schreiben soll.«
Weiter sagte er nichts, führte sie zur Tür, verabschiedete sich höflich und schon stand Ella allein auf dem Weg. Kurz darauf wurde auch schon ihr Wagen vorgefahren und sie konnte einsteigen. Noch ganz perplex und verwirrt fuhr sie los. Eine merkwürdige Euphorie durchzuckte sie, wenn sie an diesen letzten Augenblick im Büro von Gregor dachte. Was meinte er bloß mit »Wir werden noch viel Freude miteinander haben«?
Ella war gerade zu Hause angekommen, als auch schon ihr Telefon klingelte. Carina teilte ihr voller Enthusiasmus mit, dass sie den Auftrag für die Memoiren von Gregor Owen tatsächlich ergattert hatte. Ella freute sich unbändig, wurde aber den stechenden Gedanken nicht los, dass das weniger an ihrem Verkaufstalent, sondern mehr an dem Interesse von Gregor an ihr gelegen haben mag. Eigentlich war dies ja ein Moment zum Feiern, irgendwie war Ella gar nicht danach. Sie ließ sich ein heißes Bad in die Wanne und köpfte eine Flasche Sekt.
Das erste Glas trank sie gleich in der Küche, das Zweite nahm sie mit in die Wanne. Während sie dalag, sinnierte sie über den vergangenen Tag. Besonders die Augenblicke, die sie mit Gregor verbracht hatte, ließen sie nicht in Ruhe. Dieser Mann war eindeutig anders, als alle Männer, die sie bisher kennen gelernt hatte. Sie mochte seine freche, herausfordernde Art. Er redete nicht lange um den heißen Brei herum, sondern formulierte klar und deutlich, was er wollte. Außerdem gefiel ihr sein Äußeres, das wahrlich nicht von schlechten Eltern war. Groß, muskulös, allerdings nicht zu sehr, ein fürchterlich charmantes Lächeln und Augen, in die man einmal blickt und sie dann nie wieder vergessen kann.
Außerdem entzückte es sie, dass er die Zügel, scheinbar in jeder Lebenslage in der Hand hatte. Genau darauf stand sie bei Männern und ließ sie beim Gedanken daran, schon wieder feucht werden. Sie fing an sich im Schaumbad überall zu streicheln, dachte dabei an diesen unvergleichlich erotischen Mann. Ihre Hände glitten immer weiter an ihrem Busen vorbei, den Bauch hinunter, bis sie endlich die Lustgrotte mit dem dazugehörigen Wahnsinnsknopf gefunden hatten. Ella keuchte und stöhnte und dachte dabei an Gregor Owen, immer weiter bis hin zum Höhepunkt.

2.
Ella fuhr die gleiche Strecke als vor einer Woche, jedoch war sie heute noch viel nervöser als beim letzten Mal. Damals wusste sie ja noch nicht, was sie erwartete. Nun, da sie die Auserwählte für Gregor Owens Memoiren war und sie diesen unglaublichen Mann persönlich kannte. Das machte die Dinge nur noch komplizierter. Zudem hatte Owen allem Anschein nach nicht nur berufliches Interesse an ihr. Sie fühlte sich davon sehr geschmeichelt und auch ihr spukte dieser Mann seit sieben Tagen unentwegt im Kopf herum, jedoch sah sie weder eine Chance noch eine Grundlage für eine langfristige Beziehung darin.
Und auf ein rein sexuelles Intermezzo hatte sie im Moment keine Lust, obwohl sie beim Gedanken an Gregor regelmäßige Sturzbäche zu verlieren schien. Er war einer der wenigen Männer, bei denen sie sich sicher war, dass er sie zu nehmen wusste. Um den Tagträumereien ein Ende zu setzen, sagte sie sich immer wieder, dass sie zu viele Differenzen hatten, die ja wohl auch offensichtlich waren, um auch nur einen ernsthaften Gedanken daran zu verschwenden. Sicherlich hatte sie seine Avancen falsch gedeutet und Gregor wollte nur gerne mit ihr zusammenarbeiten.
In ihrem Job war sie Profi und Gregor wusste das vermutlich zu schätzen. Also kam sie zu dem Ergebnis, dass es das Beste wäre, die Sache mit Professionalität zu bewerkstelligen. Sie wollte sich nicht noch einmal von Gregor aus dem Konzept bringen lassen, nur so konnte sie ihre Arbeit zufriedenstellend beenden. Heute war der erste von drei angesetzten Terminen, an denen sie mit Gregor über seinen Werdegang, seine Geheimnisse und seine Vorstellungen zur Umsetzung des Buches redete.
Sie fuhr die Einfahrt zum Anwesen hinauf, als sie auch schon in der Tür stehend Gregor erblickte. Ella parkte ihren Wagen, ihr wurde wieder von dem gleichen Mann die Tür geöffnet und die Schlüssel entgegengenommen. Heute hatte sie ein türkises Sommerkleid an, das ihre Kurven wunderbar betonte. Zusammen mit den Sandaletten mit Absatz wusste sie, dass sie gut aussah. Sie ging wippenden Schrittes der Eingangtür entgegen und Gregor erwartete sie mit einem lüsternen, leicht amüsierten Lächeln. Gregor sah für Ellas Geschmack sehr verführerisch aus in der beigefarbenen Stoffhose und dem lässig darüberhängenden blauen Hemd. Er begrüßte sie mit einer überschwänglichen Umarmung, die wie beim letzten Mal etwas zu lang dauerte, um als normal zu gelten.
Gregor führte sie hinein, doch diesmal gingen sie weder in das Esszimmer noch in sein Arbeitszimmer. Durch das überdimensionierte Wohnzimmer führte er sie hinaus in den Garten. Dieser bot einen prächtigen Anblick. In der Mitte erstreckte sich ein riesiger Swimmingpool. Überall in den Ecken befanden sich Sitz- und Liegegelegenheiten, die an Luxus schwer zu überbieten waren. Den restlichen Teil des Gartens konnte man von hier aus nicht sehen. Aber Ella war sich sicher, dass das noch nicht das Ende der Grünfläche war. Gregor führte Ella zu einem schattig gelegenen Tisch, an dem man sich gemütlich setzen und ausbreiten konnte.
Sie hatte ihr Laptop dabei, um sich verschiedene Einzelheiten gleich mitschreiben zu können. Es war ein sonniger Vormittag, es herrschte nach außen hin eine entspannte Atmosphäre, ihnen wurde von Frau Schmitt Kaffee Snacks serviert. Ella versuchte, Professionalität an den Tag zu legen, und ließ sich von Gregors Blicken nicht ablenken. Sie stellte ihre Fragen und er beantwortete sie ihr auch zur Zufriedenheit. Die Anfänge gingen über Gregor Owens Kindheit, das war ein leichtes Thema, darum fanden sie beide einen guten Einstieg in das Gespräch.
Unter der Oberfläche sah man das Feuer der Leidenschaft auflodern. Seine Augen zogen sie immer wieder aufs Neue aus und ihre Blicke waren nicht so unschuldig, wie sie vorgaben zu sein.
Ella merkte nicht, wie die Zeit verflog. Sie hatten schon eine ganze Menge geschafft und jetzt sah Ella auch, dass es bereits nach 18 Uhr war. »Wir machen wohl für heute Schluss«, meinte Gregor. »Wir haben noch zwei Termine, außerdem ist es schon spät. Was allerdings nur heißt, dass wir aufhören sollten zu arbeiten.
Ich genieße Ihre Gesellschaft sehr und möchte Sie einladen, den Abend mit mir zu verbringen. Was sagen Sie?« Ella war diese Frage unangenehm. Sie war hin und her gerissen, was sie antworten sollte. Einerseits würde sie gerne noch mehr Zeit mit diesem Wahnsinnstyp zubringen, andererseits sollte man Beruf und Freizeit voneinander trennen. Des Weiteren hatte Ella Zweifel, was die Aufrichtigkeit von Gregors Absichten anging. Als Gregor sah, dass sie zögerte, sagte er: » wir könnten mit meinem Cabriolet in die Stadt fahren, ich habe dort bereits im Hotel Excelsior eine private Lounge mit Dinner für zwei Personen vorbestellt. Die haben da einen ausgezeichneten Koch, der alles auf Wunsch zubereitet. Das Angebot gilt aber nur, wenn mir ihr Freund nicht hinterher die Augen auskratzt.« »Ich habe gar keinen Freund« musste Ella zugeben.
Sie ohrfeigte sich innerlich für die klassische Fangfrage, die sie erst jetzt realisierte. »Also haben sie keinen Grund nein zu sagen«, erwiderte Gregor. »Es geht nur um ein Abendessen. Diesen Wunsch können sie mir nicht ausschlagen Ella.« Dabei kam er immer näher auf sie zu und wie zufällig streiften seine Hände die ihren. Sie sah ihm an, dass er ein Nein nicht verkraften würde. Also willigte sie ein, besser als eine Fertigpizza war das allemal. Und die Gesellschaft war auch besser als die ihres Katers. Ein wenig innere Freude konnte Ella nicht verhehlen, jedoch verbannte sie diese in die hinterste Ecke ihres Bewusstseins.
Gregor fuhr seinen schwarzen Porsche mit offenem Verdeck vor und ließ Ella einsteigen. Während der Fahrt unterhielten sie sich über mehr oder weniger belanglose Dinge. Wer welche Musik bevorzugte, in welchen Musicals sie beide gewesen waren und welche Fußballmannschaft der jeweilige Favorit war. Dabei musste Ella feststellen, dass sie in vielen Dingen einen gleichen Geschmack hatten.
Eine knappe halbe Stunde später fuhren sie beim Hotel Excelsior vor. Mittlerweile hatte es angefangen zu dämmern, was die Situation noch romantischer machte. Das Auto wurde weggefahren und sie wurden in ihre Privatlounge geführt. Diese war luxuriös eingerichtet. Ein prunkvoll geschmückter Tisch, ein einladendes Sofa mit Fernseher, sowie ein Flügel füllten das Zimmer. Ein Aperitif stand bereits für beide am Tisch und daneben lagen Menü und Weinkarte.
Erst einmal stießen sie auf ihre bisherige erfolgreiche Arbeit an. »Du kannst dir bestellen, was du möchtest«, sagte Gregor. Ella las sich die Karte genau durch, beherzigte doch den Tipp von Gregor und bestellte. Irgendwie war ihr in dem ganzen Tohuwabohu der Appetit abhandengekommen, aber sie wollte ihn nicht enttäuschen. Er wählte sein Essen und bestellte eine Flasche Wein dazu. »Musst du nicht noch fahren?«, bemerkte Ella. »Doch sicher, aber ich kann auch meinen Chauffeur anrufen, er holt uns ab und fährt uns in meinem Auto nach Hause.« »Nun ja, das ist schön für dich, aber ich muss den Rest der Strecke auf jeden Fall selbst fahren. Also werde ich mich auf Wasser beschränken«, erwiderte Ella mit einer gewissen Schärfe in der Stimme. »Das tut mir leid, daran habe ich nicht gedacht«, sagte Gregor und wirkte dabei wie ein kleiner Schuljunge. »Aber ich kann dir anbieten, in meinem Gästezimmer zu übernachten, das liegt genau neben meinem. Und wenn dir nachts kalt wird, kommst du zu mir unter die Decke geschlüpft.« bemerkte er herausfordernd. Völlig perplex konnte Ella darauf nichts erwidern. Einmal mehr war sie schockiert über die Offenheit und das kindliche Gemüt dieses Mannes.
Das Essen schmeckte hervorragend und dabei kehrte Ellas Appetit zurück. Anschließend bestellten sie ein Dessert und auch dieses mundete fabelhaft. Der Abend war schon nicht mehr jung und Gregor hatte dem Wein ein bisschen zu sehr zugesprochen, als es gut für ihn war. Er setzte sich an den Flügel und fing an mit flinken Fingern ein klassisches Stück zu spielen. Ella wusste nicht, wie es hieß, aber es hörte sich unwahrscheinlich gut an.
Sie gesellte sich zu ihm an den Flügel und hing ihren eigenen Träumereien nach. Ein leicht verklärtes Lächeln trat auf ihre Lippen und so bemerkte sie erst nicht, dass Gregor aufgehört hatte zu spielen. Er stand auf und ging um den Flügel herum zu Ella. »Und, wie fandest du das?«, fragte er. Dabei rückte er näher an Ella heran, als es ihr lieb war. Sie wollte zurücktreten, doch hinter ihr befand sich das Instrument. »Bekomme ich keine Belohnung von dir?« In dem Moment versuchte Gregor, sie zu küssen.
Ella konnte dem gerade noch entkommen, indem sie geschwind unter seinem Arm hindurch floh. »Ich möchte jetzt nach Hause. Sofort!« Kleinlaut rief Gregor seinen Chauffeur an, der 15 Minuten später eintraf. Währenddessen sprachen beide kein Wort miteinander und die Fahrt zu Gregors Haus verlief sehr schweigsam. Als sie angekommen waren, stieg Ella aus, ließ ihren Wagen vorfahren und verschwand ohne Dankes- oder Wiedersehensworte.
Ella schlief in dieser Nacht nicht gut. Sie hatte Alpträume von tausend Händen, die nach ihr zu greifen versuchten, und sie rannte, und rannte immer weiter. Als sie morgens um sechs schweißgebadet erwachte, stand sie auf und duschte ausgiebig. Immer wieder schossen ihr die Augenblicke des gestrigen Abends in Erinnerung. Hätte sie Gregor küssen sollen? Damit er sie ins Bett zerrt und am nächsten Tag einer anderen hinterherjagt? Nein auf keinen Fall, sie hatte richtig gehandelt. Das hätte zu nichts geführt, auch wenn die Versuchung da war.
Doch konnte sie sich ihm nicht für immer entziehen. Schließlich hatte sie noch mindestens zwei Termine mit ihm, um über sein Buch zu sprechen. Und damit wäre der Kontakt nicht beendet. Er musste es am Ende lesen, Änderungen vorschlagen und absegnen. Das heißt, über kurz oder lang musste sie sich mit ihm arrangieren, um ihre Geschäftsbeziehung zu einem guten Ende zu führen.
Auch wenn sie sich gerne, wie ein Kind verkrochen hätte, um diesen Mann nie wieder zu sehen, sagte ihr der klare Menschenverstand, dass dies nicht möglich war. Gegen zehn rief Gregor an, und entschuldigte sich für sein Verhalten. Ihm tut das alles ja so leid, er hat sie falsch eingeschätzt und es wird nie wieder passieren. Ella vergab ihm. Sie wusste, alles andere war kindisch und sie vereinbarten den nächsten Termin für übermorgen.
Als Ella Gregor wiedersah, entschuldigte er sich nochmals mit einem riesigen Strauß Blumen für seine Unschicklichkeit. Dieser Termin verlief ereignislos. Sie saßen im Garten und Gregor beantwortete selbst die intimsten Fragen wahrheitsgemäß, behielt den gebührenden Abstand und war lange nicht so gut aufgelegt, als bei den vorigen Treffen. Dennoch konnten sie viel abarbeiten. Es war absehbar, dass ein weiterer Termin genügen würde, um alle nötigen Informationen für Gregors Memoiren zu erhalten.
Sie machten Schluss, als es bereits dunkel war und Ella fuhr erschöpft nach Hause. Sie hielt beim Chinesen und nahm sich ein Nudelgericht mit. Sie setzte sich an den PC und brachte die gesammelten Informationen zu Papier. Sie ordnete ihre Gedanken, schrieb und schrieb. Heute hatte sie viel geschafft, dennoch überwog ein Gefühl der Unzufriedenheit bei ihr.
Der vorerst letzte Termin mit Gregor war nächste Woche Dienstag, da er vorher keine Zeit mehr hatte. Das gab ihr die Möglichkeit, über das Vergangene gründlich nachzudenken, die gemischten Gefühle erst einmal sacken zu lassen. Und natürlich würde sie bei dem Termin mit ihrer Agentin am Montag schon eine erste Leseprobe vorweisen können. Zäh flossen die Tage dahin, doch gegen diese innere Unzufriedenheit wusste Ella kein Mittel. Sie wusste nicht, wo es herrührte.
Der Dienstag kam am Ende doch erschreckend schnell und schon machte sie sich wieder auf den Weg zu Gregor. Als sie aus dem Auto stieg, schlug ihr Herz um einige Takte schneller, als Ella recht war. Auch diesmal war sie wunderschön anzusehen, die Haarsträhnen fielen aus dem locker geflochtenen Dutt, ihr blaues kurzes Sommerkleid umschmeichelte ihre Figur. Kurz gesagt sah sie atemberaubend aus. Bevor sie klingeln konnte, machte Gregor ihr die Tür auf. Er umarmte sie, und mit ungespielter Freude in der Stimme sagte er: »Ich freue mich sehr, dass du da bist. Ich habe unsere Gespräche vermisst. Mehr noch, ich habe dich vermisst.«
Irgendwie genoss Ella diese Reaktion. Mit einem charmanten Lächeln sagte sie: »Deswegen bin ich jetzt da und wir können weiter machen.« Sie wand sich aus Gregors Umarmung und ging wieder Richtung Garten. Gregor blieb leicht bedröppelt stehen und folgte ihr dann.
Draußen angekommen wollte Ella sich wieder an denselben Tisch wie immer setzen, und sah, dass er mit einer Vielzahl verschiedener Blumen dekoriert war. Als Gregor ihr gefolgt war, stellte er sich hinter sie und sagte: »Mir liegt sehr viel an der gemeinsamen Arbeit mit dir. Fast soviel, wie an unserem Zusammensein. Deswegen möchte ich mich nochmals für meine Avancen entschuldigen. Es gefällt mir überhaupt nicht, dass du nichts für mich empfindest, aber vielleicht können wir zumindest Freunde werden fürs Erste ...«
Ella war sichtlich gerührt. Sie drehte sich zu Gregor um und meinte: »Das ist lieb von dir. Und ich fände es schön, mit dir befreundet zu sein. Allerdings weiß ich nicht, was wir gemeinsam haben könnten. Du bist reich und schön und ich bin noch nicht einmal »und«. Mir hat die Arbeit mit dir bisher viel Spaß gemacht. Und deswegen bin ich bereit, es zu versuchen. Außerdem bin ich von deiner Entschuldigung sehr berührt. Vielen Dank.« Sie lächelte ihn mit ihrem schönsten Lachen an. Seine Reaktion auf diese Antwort, falls es von Gregor so etwas gab, konnte er gut kaschieren.

Sie arbeiteten harmonisch und effektiv bis zum Abend. Sie waren so gut wie fertig und beschlossen, eine kurze Pause einzulegen. Ella wollte sich die Beine vertreten und ging ein paar Schritte hinter das Haus. Hier war sie bei ihren Besuchen bisher nie gewesen, fiel ihr auf. Sie sah, dass dort eine riesige Rasenfläche war, an der Wand gelehnt stand eine Tasche mit verschiedenen Golfschlägern. Als sie zurücklaufen wollte, kam ihr Gregor entgegen und Ella sagte: »Du hast in all unseren Gesprächen nicht erwähnt, dass du Golf spielst.« Ihr leicht vorwurfsvoller Unterton war gewollt, da sie beleidigt war, weil sie das nicht wusste. Gregor merkte diesen Unterton und um sie zu besänftigen, meinte er: «Ich habe erst vor ein paar Wochen mit dem Golfen angefangen und bin nicht sehr gut. Aber wenn du willst, kann ich dir ein wenig von dem beibringen, was ich bisher gelernt habe.«
Freudig willigte Ella ein. Gregor erklärte ihr einiges über die unterschiedlichen Schläger und Bälle. Dann zeigte er ihr, wie die korrekte Haltung beim Abschlagen aussehen sollte. Nun durfte Ella es probieren. Sie stellte sich mit dem Schläger in der Rechten breibeinig, den Po herausgestreckt und leicht gebückt in Blickrichtung des Zielloches. Um sie zu unterstützen, begab Gregor sich hinter sie und beugte sich über sie um ihre Hände zu führen. Diese Nähe zu der Frau, die er wie keine andere begehrte, ging nicht spurlos an ihm vorüber. Ella rieb sich während der Abschlagsbewegung mit ihrem Hintern an seinem ohnehin schon erigierten Schwanz.
Was zur Folge hatte, dass ER »stand wie eine Eins«. Er konnte nicht anders und drückte seine Erregung leicht an ihren Po. Ella blieb reglos stehen, überlegte kurz, drehte sich um und gab ihm eine schallende Ohrfeige. Wortlos eilte sie zurück zum Tisch, kramte hektisch ihre Unterlagen zusammen und eilte zur Tür hinaus zu ihrem Auto. Mit quietschenden Reifen fuhr sie vom Hof. Sie hinterließ einen endlos enttäuschten, zutiefst erschütterten Gregor, der am liebsten im Erdboden versunken wäre.

3
Ella erhob sich schlaftrunken aus ihrem Bett. Es war drei Uhr nachts und sie konnte, wie so oft in den vergangenen Tagen, nicht schlafen. Irgendetwas oder irgendwer trieb sie um. Sie ging in die Küche und kochte sich einen Tee. Danach dachte sie, könne sie die Zeit nutzen, um an dem verteufelten Buch zu schreiben, dessen Thema der Mann war, der an ihrer inneren Unruhe schuld zu sein schien. Sie hielt ihre Reaktion zweifellos für richtig, das zog sie nicht in Zweifel. Warum hatte sie dennoch dieses hibbelige Gefühl, sie konnte es nicht erklären. Wenn es Gregor nur um Sex ging, konnte er den von mehr Frauen bekommen, als ihm lieb war. Weshalb baggerte er vehement sie an?
Sie kam zur Überzeugung, dass er sie nur haben wollte, weil er sie nicht haben konnte. Nur das konnte bei genauerer Betrachtung die Wahrheit sein. Neben dem Gefühl der Ruhelosigkeit beschäftigte sie die Thematik Gregor Owen weiterhin. Kam das nur, weil sie jetzt seine Memoiren schrieb und sich deshalb viel mit ihm auseinandersetzte. Oder war es, weil ihr Gehirn an nichts mehr anderes denken konnte. Jedenfalls hatte sie immer wieder das Empfinden, diesen Mann besser zu kennen als irgendjemanden sonst. Sie wusste, was er dachte, was er liebte und das intuitiv. Tief in ihr war das nagende Gefühl, das an ihr fraß wie eine Maus am Käse und sie nicht loslassen wollte.

Vielleicht waren sie beide zwei Seelen auf der Suche nacheinander, die allein nie vollkommen wären.
Als sie am nächsten Tag bei Carina im Verlag saß, konnte sie trotz oder gerade wegen ihrer nächtlichen Umtriebe einen Rohentwurf des Buches vorzeigen. Ihre Lektorin war mehr als zufrieden mit ihrer Leistung und außer sich vor Freude. »Wenn du weiter so schnell arbeitest, durchbrichst du die Schallmauer, Ella. Ich hoffe, es ist dir recht, wenn Herr Owen das Buch erst liest, bevor es in Druck gegeben wird?« »Natürlich, daran dachte ich ohnehin. Aber es wäre mir lieb, wenn du ihm das vorbeibringen könntest, sobald ich damit fertig bin. Bis in einer Woche sollte ich das schaffen. Du kannst schon einen Termin vereinbaren.«
Carina war froh, Gregor Owen dadurch einmal persönlich kennen zu lernen. Aus diesem Grund wurde sie weder stutzig, dass Ella diese Aufgabe nicht persönlich übernehmen wollte. Noch machte sie sich Gedanken, welches Vorhaben für ihre Autorin wichtiger war, als dieses. »Ach, fast hätte ich es vergessen Ella, Samstag in einer Woche ist die Verlagsparty zum 10-jährigen Bestehen. Du kommst doch?« Etwas überrumpelt, da die schriftliche Einladung noch nicht bei ihr angekommen war, antwortete sie: «Ja klar! Wo soll die denn steigen?« »Na beim Chef persönlich. Herr Krämer hat eine große luxuriöse Villa am Stadtrand. Es kommen 250 Leute. Aber die kriegt der im Garten garantiert unter und das Catering soll auch nicht von schlechten Eltern sein. Um 18 Uhr gehts los.«

Es war der Freitag vor der Firmenfeier. Ella war schon voller Vorfreude, viele Menschen wiederzusehen, die sie mochte. Für einige von ihnen hatte sie Bücher geschrieben. Andere waren gute Freunde, die sie nicht oft sah. Sie freute sich auf geistvolle Gespräche und einen Abend, den sie genießen konnte. Zum ersten Mal seit Wochen dachte sie nicht an Gregor Owen. Dieser hatte vorgestern von Carina die Endfassung ihres Buches erhalten. Bisher hatte er seine Druckfreigabe nicht erteilt. Ella hoffte inständig, dass er keine großen Einwände erheben würde. Ein paar kleine Ausbesserungen, dann konnte das Ganze in Druck gehen und sie konnte mit dem Thema abschließen und Gregor vergessen.
Bisher gelang ihr das nur in sehr wenigen Augenblicken ihres Tages. Ihre Gedanken wurden, obwohl sie ihn jetzt schon einige Zeit nicht mehr gesehen hatte, von ihm dominiert. Sogar ihre Nächte waren voll von ihm. Sie träumte davon, wie er sie mit dem Mund verwöhnte, sie von hinten nahm und davon, wie sie ihm einen blies. Jedes verdammte Mal wachte sie nassgeschwitzt und feucht vor Erregung auf. Tagsüber, wenn sie durch die Stadt lief, glaubte sie in jedem dritten Mann Gregor zu erkennen, versteckte sich irgendwo und immer stellte sich ihre Mutmaßung als falsch heraus. Der echte Gregor hatte sich seit dem Golfzwischenfall nicht ein einziges Mal bei ihr gemeldet und das deprimierte sie zutiefst.
Sie hatte wohl recht und er wollte sie nur für eine Nacht haben. Jetzt hat er kapiert, dass sie da keinesfalls mitspielen würde und so wurde sie uninteressant für ihn.
Nachdem Ella ihre Hausarbeiten erledigt hatte, setzte sie sich an ihren PC. Da bisher noch kein neuer Auftrag von ihrem Verlag in Sicht war, schrieb sie an ihrem eigenen Werk weiter. Es handelte sich um einen Horrorroman, der von einem Mann erzählt, der besessen scheint. Doch leider musste dieses Projekt hintenanstehen, wenn sie eine Aufgabe vom Verlag bekam. Geistesabwesend checkte sie ihre E-Mails, als ihr Adrenalinspiegel nach oben schnellte. Gregor Owen hatte ihr eine Mail geschickt. Betreff war: das Buch. Woher hatte Gregor ihre E-Mail-Adresse? Vermutlich hatte er diese im Verlag erfragt. Mit zittrigen Händen klickte sie auf Öffnen:

Liebe Ella,
mit Faszination und aufrichtiger Bewunderung habe ich dein Werk über mein Leben gelesen. Ich bin erstaunt, wie du manche Dinge intuitiv richtig gemacht hast. Einige Ausbesserungen habe ich zu machen, diese werde ich an deine Lektorin weitergeben. Insgesamt bin ich positiv beeindruckt von meinen Memoiren und ich werde sie hiermit zum Druck freigeben.
Es ist zugleich beängstigend und spannend, sein eigenes Leben in Lettern vor sich zu finden. Ich hoffe, du denkst dadurch nicht schlechter von mir, als du es ohnehin schon tust. Der Annäherungsversuch tut mir sehr leid, gerne würde ich mich nochmals persönlich bei dir entschuldigen. Bitte lass mich nicht ohne Antwort zurück. Ich würde viel lieber mit dir korrespondieren, als mit deinem Verlag. Schließlich handelt es sich um unser beider Werk. Es liegt mir viel an dir. Du kannst jederzeit bei mir vorbei kommen. Mit der Hoffnung auf Vergebung.
Gregor Owen

Ella war gerührt. Anders konnte sie es nicht ausdrücken. Er kann ein beeindruckender Mensch sein und sich gut einschmeicheln. Warum konnte sie seine offensichtliche Zuneigung nicht zulassen? Sie war der Meinung, dass das niemals gut gehen konnte. Sie lebten in verschiedenen Welten. Doch wenn der Sex nur halb so gut war, wie sie ihn sich vorstellte, war das schon einiges wert. Und menschlich gesehen hatten sie sich eigentlich immer gut verstanden. Wenn er sich entschuldigen wollte, musste er zu ihr kommen. Sie würde nicht zu ihm fahren, damit er sein Gewissen erleichtern konnte, soviel stand fest. Ganz ohne Antwort wollte sie ihn aber nicht schmoren lassen, darum folgte ihre Antwort prompt:

Hallo Gregor,
es freut mich, dass dir mein Buch gefällt, und bin erleichtert, dass meine Arbeit deiner Ansicht nach gut war. Deine angemerkten Ausbesserungen werde ich selbstverständlich machen, und wenn wir Glück haben, kann Ende nächster Woche mit dem Druck begonnen werden.
Es ist schön, dass du dich entschuldigen möchtest, ich weiß aber nicht, ob und wann ich Zeit finden werde, zu dir zu kommen. Ich bin momentan sehr beschäftigt, da ich bereits an einem neuen Auftrag arbeite. Außerdem habe ich dir schon gesagt, dass ich es für keine gute Idee halte, ein Techtelmechtel mit dir anzufangen. Ich bin keine Frau für eine Nacht. Ich suche eine Beziehung, die alles umfasst: guten Sex und ein harmonisches Zusammenleben. Meine Ansprüche sind hoch, ich glaube nicht, dass ich die passende Frau für dich bin und du nicht der passende Mann für mich.
Liebe Grüße
Ella

Als Gregor sich von seinem Arbeitsplatz erhob, sah er aus, als wäre er von einem Zug überrollt worden. So sah Ella die Sache. Sie dachte, er wollte sie für eine Nacht. Sie glaubte, sie beide passen nicht zusammen. Diese Erkenntnis war niederschmetternd. Sie war nach Jahren die erste Frau, bei der sein Herz höher schlug. Er war davon überzeugt, dass sie die Eine für ihn war. Diejenige, die seine sexuellen Bedürfnisse befriedigen konnte und diejenige, mit der er sich ein Leben außerhalb des Bettes vorstellen konnte.
Wenn er genau nachdachte, ist ihm das zuvor noch nie passiert. Selbst seine Ehe war eine Notlösung gewesen, damit ihn seine Freunde, die lästige Presse und vor allem seine Eltern in Ruhe ließen. Wie man sah, hatte das nicht gut funktioniert. Aber, Ella war irgendwie anders, das konnte er spüren. Scheinbar konnte sie das nicht. Er musste sich einen Plan zurechtlegen, wie er sie vom Gegenteil überzeugen wollte. Jetzt musste er alles auf eine Karte setzen, um ihr seine Liebe zu beweisen. Und zwar bis morgen, das war seine allerletzte Chance. Wenn das nicht klappte, hätte er sie für alle Zeit verloren. Diese E-Mail hatte ihm endgültig die Augen geöffnet. Nun wollte er Ella mehr als zuvor und er würde sie bekommen. Sonst war sein weiteres Leben sinnlos.

In dem neuen Kleid, das sie sich extra für diesen Anlass gekauft hatte, sah sie atemberaubend schön aus. Der körperbetonte Schnitt warf genau die richtigen Stellen in Szene. Das lange bordeauxrote Chiffonkleid umhüllte die Beine bis auf einen neckischen Schlitz. Das großzügige Dekolleté und die locker an den Seiten herunterhängenden Träger lenkten jeden Blick darauf. Die geflochtenen Haare hatte Ellas Freundin hochgesteckt, sie war dezent geschminkt. Kurzum, sie war eine Augenweite, und obwohl sie das nicht bemerkte, sah ihr jeder Mann auf der Party nach.
Ella war bei ihrem zweiten Glas Champagner und stand inmitten von Bekannten, mit denen sie sich vorzüglich unterhielt. Sie war bester Laune und wirkte gelöst. Halb tänzelnd ging, sie zu ihrer Freundin Kate, die bei einem anderen Autor stand, den sie vom Sehen kannte.
Kate und Ella waren gerade dabei ins Haus zu gehen, um die Toiletten zu suchen, als Ella vor Schreck erstarrte. Da stand er, und er sah gut aus. Gregor trug eine beige Leinenhose und ein dazu passendes beigefarbenes Hemd. Er unterhielt sich mit Herrn Krämer, Ellas Chef. Die beiden schienen sich köstlich zu vergnügen, sie lachten die ganze Zeit hindurch.
Was sollte Ella tun? Am besten schnell auf die Toilette verschwinden, um nicht gesehen zu werden. Danach würde sie sich mit irgendeiner Ausrede im Gepäck davonstehlen. »Kommst du, Ella?«, fragte Kate, die schon ein Stück weiter gegangen war. Genau in dem Moment, als sie Kate folgen wollte, hatte Herr Krämer sie erspäht. »Frau Karbacher, wie schön Sie zu sehen, wir haben gerade von Ihnen gesprochen. Kommen Sie einmal zu uns.« Mist, jetzt saß sie ganz schön in der Tinte.
Herr Krämer war ihr Chef, außerdem schmiss er die Party, da konnte sie ihn nicht ignorieren. Also hieß es, Zähne zusammenbeißen und durch. Bedächtig ging sie auf die beiden zu. Ihr Chef legte den Arm um sie und sagte: »Da ist ja meine liebste Autorin. Ich wusste gleich, dass es eine blendende Idee war, Sie zu Herrn Owen zu schicken.« Zweifelnd sah sie ihn an, wusste sie doch, dass Carina ihn erst davon überzeugen musste, ihr diesen Auftrag zu geben. Unterdessen trat Gregor einen Schritt auf sie zu, verneigte sich, nahm ihre Hand und küsste diese. »Es ist mir eine Freude, dich wiederzusehen, Ella.«
In seinem Blick lag Schmerz und Hoffnung zugleich. Er lachte sie an, innerlich lag er auf Knien und bat sie, ihm eine Chance zu geben. »Ich wusste nicht, dass ihr per du seid?« Herr Krämer wirkte erstaunt. »Das hat sich im Laufe unserer Arbeit so ergeben. Mit einem »Sie« wäre das Ganze zu umständlich gewesen,« erwiderte Gregor flink. »Natürlich, das verstehe ich. Entschuldigen Sie mich bitte Herr Owen, ich muss dem Cateringpersonal einige Anweisungen geben. Bis später.« Mit diesen Worten verschwand Herr Krämer im Garten.
»Du siehst wunderschön aus« war das Einzige, das Gregor hervorbringen konnte. Sie sah ihm in die Augen und ihr fiel es schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Hatte sie sich in ihm getäuscht? Wollte er mehr von ihr, als eine kurze Befriedigung seiner Bedürfnisse? War er der Mann, auf den sie so lange gewartet hatte? Ella wollte es jetzt ganz genau wissen. »Lass uns irgendwohin gehen, wo wir ungestört sind. Dann können wir reden.«
Gregor war ob diesem Vorschlag sehr erstaunt, ging aber voran. Der einzige Raum, in dem sich keine Partygäste tummelten, war die Küche. Ella schloss die Tür hinter sich. »Ella, ich weiß nicht, wie ich dir beweisen soll, dass ich dich liebe. Und ich meine das ernst. Du bist die erste Frau überhaupt, die mein Herz berührt. Meine Seele liegt nackt vor dir, weil du es bist, die in sie hineinsehen kann. Und nur du kannst sie retten, indem du sie nimmst und ihr Geborgenheit gibst. Ich vergehe im Verlangen nach dir. Bitte gib mir eine Chance, Ella.« In diesen Worten lag die Wahrheit, der er sich selbst nicht klar war. Ella hörte ihm gebannt zu, sie war tief bewegt von seiner Ansprache. Sie wusste nicht, was sie erwidern sollte.
Er drückte sie zärtlich und doch vehement, seine Hände auf ihre gelegt, gegen die Wand. In dieser Geste lag alle Verzweiflung, alle Hoffnung der vergangenen Tage. Ein letztes Aufbäumen, von einem zum Tode verurteilten Flehen. Gregor presste seine Lippen auf ihre, tastete sich mit seiner Zunge vorsichtig nach vorne und hoffte darauf, dass sie sich endlich ihren Emotionen ergeben würde. Und tatsächlich öffnete Ella sich in genau diesem Moment ihren innersten Wünschen, hörte auf zu denken, ergab sich seinem Drängen. Es war wie ein Gewitterregen nach einem unerträglich schwülen Sommertag. Fast greifbare Erleichterung lag in der Luft und entlud sich in einem gemeinsamen lustvollen Aufstöhnen. Voneinander gelöst blieb die erwartete Ohrfeige aus. Stattdessen verlangte sie erneut nach einem Kuss. Diesmal ging er von ihr aus und ihr Verlangen stand seinem in nichts nach. Willig erwidert Gregor den Kuss, fordernd und drängend. Eine Unendlichkeit später, die erste Begierde gestillt, sahen sie sich in die Augen und ein befreiendes Lachen von ihnen erschallte. Ohne Worte gaben sich die Zwei die Hände und verließen fluchtartig die Party. Es würden lange Gespräche folgen, im Moment wollten beide den Augenblick genießen. Das verklärte Lächeln auf beider Gesichter sollte tagelang nicht schwinden.

4.
Im Pool spiegelte sich die Sonne. Selbst mit Sonnenbrille konnte man nicht hineinsehen. Das gute Wetter hielt schon seit Tagen an, genauer gesagt, seit der Verlagsparty vor sechs Tagen. Ella saß im Badeanzug auf einer Liege in Gregors Garten. Ursprünglich wollte sie lesen, als Gregor fortging, um mit verschiedenen Leuten ein neues Drehbuch zu besprechen. Allerdings ahnte Ella schon, dass das Buch zu kurz kommen würde. So viel war in den letzten Tagen passiert, das musste sie jetzt, wo sie endlich Zeit und Ruhe zum Nachdenken hatte, erst einmal verdauen. Nach der Verlagsparty ließen sie sich von Gregors Chauffeur zu ihm nach Hause fahren.
Im Auto saßen beide nebeneinander wie die Chorknaben, jeder die Hände im eigenen Schoß gefaltet, kein Wort ertönte. Das taten sie nicht etwa, damit der Fahrer nichts mitbekam, da war eine Wand, die man hochfahren konnte, sondern um die Spannung zu erhöhen. Als sie bei Gregor angekommen waren, rannten sie wie zwei Kinder lachend hinein ins Haus. Bis draußen im Garten Gregor stoppte, auf Ella wartete, sie in die Arme nahm, um mit ihr gemeinsam übermütig und voll bekleidet in den Pool zu springen. Dort küssten sie sich ausgiebig und fingen an, sich ihrer Kleider zu entledigen. Den Sonnenuntergang, der im Hintergrund sein Bestes tat, um für romantische Stimmung zu sorgen, ignorierten sie.
Er übersäte sie mit Küssen, überall wo er hinkam, im Gesicht, am Hals, an den Brüsten. Sie ließ es geschehen, gab sich ganz ihren Empfindungen hin.
Da es zu kalt wurde, mussten sie notgedrungen aus dem Wasser steigen. Nackt und triefend, wie er war, sprang Gregor hinein und besorgte zwei große Handtücher. Er trocknete Ella von oben bis unten ab und hob sie in die großzügige Liegemuschel aus Rattan. Gregor gesellte sich dazu und zog den Sichtschutz davor, falls jemand kommen sollte. Erst verwöhnte er Ella mit dem Mund und es war besser als sie es erträumt hatte und sie schrie vor Lust ein paar Mal laut auf. Sie versuchte sich zu revanchieren und nahm sein Glied in den Mund, leckte, saugte und knabberte leicht daran. Bei jedem seiner lustvollen Stöhnlaute musste sie mitstöhnen.
Doch lange wollte sich Gregor die Führung nicht nehmen lassen. Er befreite sich und drückte sie auf die Liegefläche, die Arme über dem Kopf festhaltend. Er küsste sie fordernd und drang qualvoll langsam in sie ein. Das wiederholte er einige Male, Ella streckte ihm dabei ihr Becken entgegen, doch immer wenn sie das tat, zog er sich mehr zurück. Plötzlich hörte er auf und seine Zunge erkundete erneut Ellas Lustgrotte. Als sie schon beinahe am Rande des Wahnsinns vor Erregung war, drang er wieder in sie ein, diesmal schneller und gewaltiger als vorher. Es dauerte nicht lange, als eine Orgasmuswelle über Ella hinwegschwappte, sie schrie ihre ganze Lust heraus. Kurz darauf war auch Gregor so weit.
Nach ihrem ersten Sex lagen sie lange einfach da. Küssten sich ab und zu und sprangen zur Abkühlung in den Pool. Es war eine laue Sommernacht und sie lagen bis in die frühen Morgenstunden in der Muschel und erzählten sich gegenseitig von ihrem Leben. Unterbrochen wurden die Gespräche nur zweimal, um erneut ihrer aufflammenden Begierde Herr zu werden. Am nächsten Morgen erwachte Ella in Gregors Bett auf, er hielt ihren Arm fest und hatte sein Gesicht ganz nah bei ihrem. Scheinbar hatte er sie nach oben getragen, als sie schon schlief. Kurz nach ihr wachte auch er auf. Er lächelte sie an und sagte: »Na, wie hast du geschlafen?« »Viel zu gut, ich habe es nicht bemerkt, als du mich hierher gebracht hast. Aber jetzt muss ich zugeben habe ich solchen Hunger, dass ich einen Bären essen könnte.«
Leicht belustigt nahm er sie in die Arme und drehte sich mit ihr, dabei küsste er sie überschwänglich. Sie standen beide auf und gingen in das angrenzende Bad, um sich die Zähne zu putzen. Selbst für diesen Zeitraum konnte Gregor nicht die Finger von ihr lassen und mit der Zahnbürste im Mund umarmte er sie und gab ihr einen Klaps auf ihren wunderschönen Po.
Frau Schmitt hatte das Frühstück schon vorbereitet, als Ella und Gregor die Treppe herunterkamen.

Verschämt begrüßte Ella sie und wäre gerne im Boden versunken. Natürlich wusste Frau Schmitt, dass sie nicht über Nacht da geblieben war, um zu arbeiten. Und an ihrem Gesichtsausdruck konnte man wohl ablesen, dass es ihr großes Vergnügen bereitet hat, die Nacht hier zu verbringen. Das Frühstück schmeckte fabelhaft. Neben Müsli und Joghurt gab es Brot, Brötchen und sämtliche Beläge, die man sich vorstellen konnte. Als beide gesättigt waren, machte Gregor einen Vorschlag: »Wir könnten zuerst bei dir zu Hause vorbei fahren, dass du dir neue Sachen holen kannst. Und plane ruhig etwas mehr ein, für alle Fälle. Und danach schlage ich vor, wir besuchen einen Golfplatz. Dann kann dir ein Profi zeigen, wie das geht und ich werde meinen Abschlag verbessern. Denn wenn wir den ganzen Tag hier verbringen, garantiere ich nicht dafür, dass ich nur fünf weitere Minuten die Finger von dir lassen kann.«
Der Tag auf dem Golfplatz war wunderbar. Die Sonne schien und Ella genoss die Frische und Freiheit der Natur um sie herum. Golfen konnte sie zwar hinterher noch nicht, aber das spielte für sie keine Rolle. Am Abend war sie an diesem Tag wieder mit Gregor beim Essen. Diesmal in einem Restaurant für thailändische Spezialitäten. Während der Einnahme des Menüs konnte Ella eine fast unmerkliche Veränderung an Gregor erkennen. Irgendetwas beschäftigte ihn.
Aber noch traute sie sich nicht, nachzufragen, sie wollte die gute Stimmung des vergangenen Tages nicht kaputtmachen. Vielleicht irrte sie sich nur. Doch auf dem Nachhauseweg war Gregor sehr schweigsam, deshalb fragte Ella: »Was ist mit dir los? Du bist so ruhig? Irgendetwas scheint dich zu beschäftigen.« »Wie immer hast du Recht, Ella. Ich muss mit dir über etwas reden und überlege schon die ganze Zeit, wie ich das Gespräch am besten anfangen kann. Und wie erkläre ich das Ganze, ohne dass du gleich schreiend und spuckend wieder von mir davon läufst und die Unnahbare gibst.«
»Vielleicht sagst du mir frei von der Seele, um was es geht. Zu lange über eine Sache nachgrübeln bringt nichts. Und ich verspreche dir, dass ich mir das was du zu sagen hast, auf jeden Fall bis zum Ende anhören werde. Und erst danach ziehe ich es in Betracht, schreiend und spuckend davonzulaufen.«
Im Auto war es dunkel, nur die Beleuchtung des Armaturenbretts und der Mittelkonsole warfen ein fahles Licht auf zwei Gestalten. Bei sich dachte Gregor, ist es gut, dass er beim Auto fahren war, denn so konnte Ella ihm nicht einfach entwischen. Außerdem musste er sie während des Erzählens nicht ansehen, das ersparte ihm vielleicht peinliche Augenblicke. Andererseits sah er nicht genau, wie sie reagierte.
Nach einer langen Denkpause begann Gregor: »Es ist so, dass ich in sexueller Hinsicht nicht unbedingt der bin, den du erwartest. Wir hatten gestern normalen Sex, würde ich sagen. Aber üblicherweise, wenn ich mit einer Frau ins Bett gehe, sieht das bei mir anders aus. Du kannst sagen, es sind Starallüren oder sonst irgendeine Perversion, das macht die Sache nicht anders oder schlechter. Und ich hoffe inständig Ella, dass du zumindest bereit bist, diese Dinge mit mir auszuprobieren. Es wäre äußerst schade, wenn ausgerechnet die Frau, die ich für die perfekte Gefährtin halte, bei meinen sexuellen Vorlieben nicht mitspielt. Und ehrlich gesagt weiß ich nicht genau, ob ich mein restliches Leben, weil ich es mit dir verbringen möchte, darauf verzichten kann und will.«
Ella standen die Fragezeichen ins Gesicht geschrieben. Sie verstand nicht recht, worauf er hinaus wollte. Was konnte so abartig sein, dass sie nicht mehr mit ihm zusammen sein wollte? Gab es irgendetwas das sie, jetzt wo sie einmal aus der Büchse der Pandora genascht hatte, nicht über sich ergehen lassen würde, um für immer an der Seite von Gregor zu sein. Er sprach weiter: »Also gut, genug um den heißen Brei herum geredet. Es ist so, dass ich stinknormalem rein raus bisschen kuscheln Sex nicht allzu viel abgewinnen kann. Das soll nicht heißen, dass es gestern für mich nicht schön, war, es gibt auf jeden Fall eine drastische Steigerung für mich und eventuell für dich. Schön daran war für mich hauptsächlich, dass du dabei warst.«
Mittlerweile war Ella schon leicht angesäuert. Zum einen, weil Gregor Ewigkeiten außenrum zu reden schien, zum anderen, weil sie seine Worte verletzend fand. Für sie war die gestrige Nacht einmalig gewesen. Und Gregor sagte jetzt im Prinzip, dass er schon haufenweise viel aufregendere und erotische Nächte mit Frauen erlebt hatte, die leider nicht sie waren. Und unter Umständen änderte er seine Meinung über sie demnächst und er fand sie plötzlich gar nicht mehr attraktiv. Denn sie machte die Perversitäten oder sonstige kranke Spielchen nicht mit. Aber sie wollte keine voreiligen Schlüsse ziehen und ließ Gregor geduldig weitersprechen:
»Um ins Detail zu gehen, mag ich es gerne, wenn sich die Frau mir hingibt und all das macht, was ich von ihr verlange. Dazu gehört eine ganze Menge Vertrauen, es wäre für mich und für dich, das geilste Gefühl, das man sich vorstellen kann. Natürlich gehören zu der Dominanz, die ich ausübe, diverse Utensilien, die das Spiel verbessern und aufregender gestalten sollen. Gerne werde ich dir einige davon zeigen, wenn wir zu Hause sind. Ich mag dich, als die Frau, die du bist, sehr und im echten Leben, das heißt in unserer Partnerschaft, will ich dich nie anders haben, als du bist. Aber beim Sex, in unserem kleinen Geheimnis, da sollst du meine Sklavin sein, und alles tun, was ich dir befehle. Ohne zu hinterfragen, ohne an mir zu zweifeln. Kannst du das Ella?«
Kann sie das, das war eine sehr gute Frage, die sie sich im Moment nicht beantworten konnte. Gregor war mit dem Wagen zum Stehen gekommen und sah sie erwartungsvoll an. »Du bist nicht davongelaufen, das sagt mir, dass dir sehr viel an mir liegt. Ich werde jede Frage von dir mit der nötigen Aufrichtigkeit beantworten. Ich werde versuchen, dir den Einstieg so leicht wie möglich zu gestalten und ich werde dir all die Zeit geben, die du brauchst, um dich hineinzufinden, das verspreche ich. Aber du musst diejenige sein, die bereit ist, das Ganze mit mir auszuprobieren.«

Mit allem Verständnis, das sie im Moment aufbringen konnte, sah Ella ihm in die Augen. Sie war verwirrt, entzückt und aufgeregt zugleich. Genau konnte sie sich noch nicht vorstellen, was er meinte. Dennoch kam sie nicht um den Gedankengang herum, zu wissen, dass diese Neigung exakt das war, was ihr in ihren bisherigen Beziehungen beim Sex gefehlt hatte. Doch bis sie Gregor diese Feststellung mitteilen kann, wird noch einige Zeit vergehen. Um sich deswegen zu schämen, war es ohnehin schon zu spät, darum überging sie das unschöne Schweigen, lächelte ihn an und gab ihm einen Kuss. Verdutzt blieb Gregor im Wagen sitzen, als Ella schon ausstieg und in Richtung Haus verschwand.
Gregor brachte die Tasche, die Ella bei sich zu Hause für die nächsten Tage gepackt hatte die Treppe hoch ins Schlafzimmer. In der anderen Hand befand sich Ellas Laptop. Er stellte beides vorübergehend aufs Bett und sah sich suchend nach seiner Partnerin um. Er ging zur Badtür und drückte die Klinke, diese war verschlossen. »Ella, alles in Ordnung bei dir?«, fragte Gregor. Zögernd drang Ellas Stimme aus dem Badezimmer: »Ja, ich komme gleich raus.« Sicher war sich Gregor nicht bei dieser Antwort, aber er konnte nichts tun, außer sich aufs Bett zu setzen und zu warten.

Ella stand vor dem Spiegel und betrachtete ihr Gesicht. Äußerlich konnte sie keine Veränderung erkennen, was sie verwunderte, da sich in ihrem Inneren alles um 180 Grad wendete. Das zumindest, glaubte sie zu verspüren. Traurig war sie nicht über diese Erkenntnis, verwirrt auf jeden Fall. Sie freute sich unbändig auf all die, für andere vielleicht pervers gearteten Spielchen, die ihr Gregor vorhin im Auto in Aussicht gestellt hatte. Bei dem Gedanken daran tropfte die Geilheit aus ihr heraus und sie hatte das Gefühl, dass dies nur der Anfang einer immer höher hinaufsteigernden Lustgipfelbahn war. Ihr einziges Problem bestand darin, ihre Erregung darüber zum einen vor dem Rest der Menschheit geheim zu halten, und zum anderen diese für Gregor in Worte zu fassen.

Ella kam aus dem Bad, der Mann ihrer Träume lag auf dem Bett und sah sie fragend an. »Und wie muss ich mir das alles vorstellen? Willst du mich mit deinem Handyladekabel züchtigen oder lerne ich jetzt endlich die interessanten Räumlichkeiten dieses Hauses kennen? Wo befindet sich das Dungeonland für Spaß und Schmerzen denn?« Gregor war perplex ob Ellas Keckheit, stand aber in Windeseile auf und sagte: »Bitte folgen Sie mir, Sie werden sogleich eine Führung durch die Vergnügungs- und Belustigungsräumlichkeiten erhalten. Fragen werden jederzeit beantwortet.«

Gregor drehte sich nach Ella um und in seinem bewundernden Blick lag alle Liebe seines Universums. Sie gingen die Treppe hinunter und in den Gang, der zu Gregors Arbeitszimmer führte. Hinter einer Wandvertäfelung öffnete Gregor mit einem Schlüssel die versteckte Tür. Tatsächlich war sie Ella bisher nie aufgefallen. »Haben deine Hausangestellten hier Zutritt?« »Nein, nur ich habe einen Schlüssel, und nur ich räume hier auf.« Wiederum gingen Treppenstufen nach unten, das Licht kam aus hinter Glasfliesen verborgenen Lampen. Sie strahlten in einem Orangeton, dem einer Kerzenflamme ähnlich. Durch die Glasscheiben wurde das Licht hundertfach an den Wänden reflektiert, was dem Treppenabgang und den Räumlichkeiten unten einen mystischen Touch gab. Gleichzeitig ließ diese Beleuchtung Spielraum für allerhand Verborgenes, da die Schatten im Raum überwogen.
Dominiert wurde das Dungeon von einem riesigen Bett, das an der hinteren Wand des überdimensionalen Zimmers zu finden war. Es war überzogen mit schwarzem und rotem Latex, eine Zudecke gab es nicht, nur Kissen, die ebenfalls in diesem Stil überzogen waren. Das Bett war rund und bot für sechs große Menschen Platz. Das heißt, zum Austoben war darauf ausreichend Raum. Fenster gab es hier unten nicht, dafür alle Meter an den Wänden entlang die Lampen hinter Glas. An der linken Seite standen zwei Glasvitrinen, in den einzelnen Fächern waren verschiedenste Spielzeuge drapiert. Angefangen bei Liebeskugeln im obersten Fach, über Analketten und Kugeln in der Mitte bis zum unteren Fach, in dem Dildos ihren Platz fanden. Die andere Vitrine war bestückt mit Vibratoren, verschiedenen Klemmen für unterschiedliche Körperregionen und einer Auswahl an Hand- und Fußfesseln sowie sonstigen Vergnügungsutensilien.
Rechts stand eine große Kommode aus schwarzem Holz, darauf eine Stereoanlage sowie verschiedene Statuetten mit Motiven aus dem Kamasutra. Hinter Ella war ein Flachbildfernseher an die Wand montiert. Daneben war eine Regalwand, in der sowohl Videos als auch DVDs und Blue Ray Discs untergebracht waren. Sie konnte zwar von hier aus nicht erkennen, welche Titel die Filme trugen, verwettete aber ihre komplette Schuhsammlung darauf, dass es allesamt Pornofilme waren, die in dem Regal standen. Zudem war ein Einbauschrank an dieser Wand. Als sie ihn öffnete, befanden sich darin mehrere Kostüme und Dessous, manche davon aus Latex. »Die habe ich speziell für dich gekauft, in der Hoffnung, du würdest sie eines Tages tragen«, sagte Gregor. Ella schloss die Türen. Sie entdeckte neben den Glasvitrinen an der Wand hängend eine Auswahl an Peitschen und Paddeln sowie andere ähnlicher Gegenstände, deren Namen sie nicht wusste.
Die Wände waren mit Holz getäfelt und schalldicht isoliert. Der Boden bestand aus Korkboden, unter dem sich eine Heizung befand. Ella war von den verschiedenen Eindrücken überwältigt. Im Großen und Ganzen gefiel ihr, was sie sah, es gab Dinge, die sie schockierten. Am erschreckendsten fand sie das in der Mitte des Raumes befindliche Andreaskreuz, das auf einem festen Podest stand. Das Kreuz ließ sich offensichtlich drehen und nach vorn und hinten neigen.
Dieses Gerät war ihr keinesfalls geheuer. Ella sah zum ersten Mal, seit sie hier unten waren, Gregor an. Angst und Neugierde konnte Gregor darin sehen, doch da war noch etwas, dass er nicht ergründen konnte. »Da du immer noch nicht kreischend und schreiend davon gelaufen bist, hoffe ich, dass du bereit bist, einiges davon mit mir auszuprobieren«, sagte Gregor. »Sag mir, was ich tun soll« erwiderte Ella mit hörbarer Erregung in der Stimme.
»Tu das, was ich dir sage, ich weiß was dir gefällt«, flüsterte Gregor ihr ins Ohr und auch ihm merkte man die Vorfreude und Erregung an. Er hob Ella hoch und trug sie zum Bett. Von oben bis unten zog er sie langsam und behutsam doch mit viel Geschick aus. Danach entblößte er sich und Ella ergötzte sich am Anblick seines steifen Gliedes. Gregor holte eine Flasche aus einem Kästchen neben dem Bett und rieb Ella mit einem wohlduftenden Öl ein. Er kniete sich vor sie hin und fing bei den Füßen an. Über die Beine, an der Lustgrotte vorbei über den Bauch. An den Brüsten hielt er sich besonders lange auf und auch der Rücken wurde eingeölt. Zum Schluss fuhr er die Arme hinunter. Die ganze Zeit blieb Ella reglos und genoss die Aufmerksamkeit.
Nun war sie an der Reihe, ihn einzureiben. Er drückte ihr die Flasche in die Hand und sagte: »Reibe mich überall damit ein, lass das Gesicht aus und sei gründlich. Für jede vergessene Stelle wirst du bestraft.« Sie tat wie geheißen, von unten nach oben und bemühte sich nichts zu vergessen. Sie staunte über seine sichtbar große Erregung und musste sich beherrschen, ihn nicht gleich in den Mund zu nehmen und zu verwöhnen. Doch ein Lecken über ihre Lippen konnte sie sich nicht verkneifen, während dem Einölen und Gregor sagte: »Den hättest du jetzt gerne im Mund« Ella konnte nur nicken »doch das muss noch eine Weile warten.«
Als Ella fertig war, nahm Gregor ihr ruckartig die Flasche aus der Hand und stellte sie rasch beiseite. »Knie dich auf das Bett und zeige mir dein wunderschönes Hinterteil meine Liebste.« Sie tat wie befohlen und beugte sich nach vorne. Ella spürte, wie Gregors Finger in sie eindrang. »Oh«, stöhnte Gregor voll Bewunderung, »du bist ja genauso bereit wie ich.« Quälend langsam schob er seinen Penis in sie hinein und entzog sich ihr wieder. Das ging ein paar Mal, bis sie es fast nicht mehr ertragen konnte. Sie schrie vor Lust und Qual laut auf, diesmal drang er schnell und heftig in sie ein, dabei gab er ihr einen leichten Schlag auf den Hintern.
Zwischendurch verweilte er ohne eine Bewegung in ihr und Ella schob ihm ihr Becken vor Lust entgegen. Süße Qual überkam sie und er flüsterte: »Soll ich weiter machen?« »Ja ja mach weiter damit«, stöhnte Ella. Das ließ sich Gregor nicht zweimal sagen und er drang wieder tief und schnell in sie ein, verbunden mit einem heftigeren Schlag auf den Po. Das tat er wieder und immer schneller, bis beide den unendlich erleichternden Orgasmus erlebten. Ella durchströmte eine Welle der Ekstase, wie sie es noch nie erlebt hatte. Und auch Gregor keuchte und ließ sich auf Ellas Rücken nieder. Er überdeckte sie mit Küssen und sagte: »Gut gemacht mein Schatz, dieser Anfang war überwältigend.«

5.
Als Ella an diesen Augenblick, vor fünf Tagen zurückdachte, musste sie lächeln. Seit dieser Nacht hat sie so viele Dinge gelernt in puncto Sex, dass sie Schwierigkeiten hatte, den einzelnen Ereignissen die richtigen Tage zuzuordnen. An einige Situationen konnte sie sich lebhaft erinnern, andere waren wie in Watte gepackt und nur schwer greifbar. Vor zwei Tagen war sie das letzte Mal bei sich in der Wohnung gewesen und hatte Kleider und andere Dinge eingepackt, die ihr fehlten. Gregor wollte ihr diese zwar kaufen, doch das lehnte sie entschieden ab. Sie wollte sich nicht schon nach einer Woche von ihm aushalten lassen, er bezahlte ohnehin schon die meisten ihrer Aktivitäten.
Am Tag, nachdem Ella das Dungeon kennengelernt hatte, waren sie am Nachmittag in einem Museum für moderne Kunst. Gregor war Sammler, außerdem meinte er, sie müssten noch anderen Aktivitäten nachgehen als Sex und bei sich zu Hause konnte er für nichts garantieren. Am Abend dieses Tages führte er sie in die Oper aus. Ella war nie zuvor in der Oper gewesen und war beeindruckt. Montagabend in die Oper zu gehen, fand sie durchaus dekadent. Gregor beruhigte sie und sagte ihr, dass dies in seinen Kreisen ganz normal war. Es gab Phasen, da arbeitete er ohne Rücksicht auf Wochenenden. Und dann gab es eben Phasen, in denen er sich den Luxus erlauben konnte, die ganze Woche mit seiner Freundin zu entspannen.
Am Dienstag musste Gregor zu einer Besprechung und Ella wurde im Verlag erwartet. Ihr Buch war in Druck gegeben und es stand ein Veröffentlichungstermin fest. Es ging Schlag auf Schlag. Am Mittwoch in 14 Tagen war die Veröffentlichungsparty im Verlagshaus und am Tag darauf, sollte das Buch in den Buchhandlungen stehen. Das Coverdesign hatte Gregors Agent eingereicht und war somit beschlossene Sache. Carina fragte, wohin sie am Samstag so schnell entschwunden war und auf ihrem Handy häuften sich die unbeantworteten Anrufe von Freunden.
Insbesondere Kate wollte wissen, was mit ihr so plötzlich los war und warum sie nicht mehr auffindbar war auf der Party. Außerdem hatten einige Leute gesehen, dass sie an der Hand von Gregor Owen hinausspaziert war. Und das spricht sich rasch herum. Irgendwann müsste sie sich der Öffentlichkeit stellen. Aber im Moment war sie in der Blase, in der es nur sie und Gregor gab, so glücklich, dass sie alles andere in eine weit entfernte Ecke drängte. Und erst wenn diese zu platzen drohte, würde sie sie hervorholen.
Gegen Abend war sie zurück in Gregors Haus. Er war noch nicht zurück, aber Frau Schmitt öffnete ihr die Tür und servierte ihr ein schmackhaftes Abendessen. Als ihr Angebeteter nach dem Essen immer noch nicht hier war, beschloss Ella ein bisschen Sport zu treiben. Sie zog rasch eine kurze Hose und ein ärmelloses Top an und holte ihren MP3 Player, auf dem sich ein Workout befand. Dann tänzelte sie in Richtung Garten davon. Das Haus war mittlerweile leer, die Dienstboten hatten sich in ihren Privatbereich zurückgezogen, da sie Feierabend hatten.
Sie ging am Pool vorbei, auf den hinteren Teil der Wiese und startete ihr Programm. Als Gregor nach Hause kam, war das Haus verlassen. »Ella«, rief er einige Male laut, aber niemand reagierte. Allmählich machte er sich Sorgen, denn sie wollte schon am späten Nachmittag wieder hier sein. Er rannte hinaus in den Garten und endlich sah er sie. Bei ihrem Anblick bekam er sofort einen Ständer. Die Hotpants ließ nicht viel Spielraum für Gedanken und unter dem verschwitzen Top zeichneten sich Ellas Brüste deutlich ab.
Da sie ihn nicht hören konnte, war sie ganz in sich und ihre Sit-ups vertieft. Gregor setzte sich auf die Wiese und sah ihr schmunzelnd und fasziniert zu. Nach einiger Zeit konnte er es nicht länger aushalten, er klatschte und lachte, um Ella auf sich aufmerksam zu machen. Diese drehte sich erschrocken zu ihm hin und nahm sogleich die Ohrstöpsel heraus. »Sag mal, wie lange belustige ich dich denn hiermit schon? Was fällt dir eigentlich ein? Hast du nichts Besseres zu tun, als mir zuzusehen, wie ich mich abrackere?«
Doch dieser Wutausbruch sorgte nur dafür, dass Gregor noch mehr lachen musste. Entrüstet nahm Ella ihren MP3 Player ab und warf sich wütend auf ihn. »Was fällt dir ungehobeltem Klotz ein, mich erst auszuspionieren und zu erschrecken und sich danach darüber lustig zu machen?« Sie schlug ihm leicht gegen die Brust und versuchte so zu tun, als wäre sie sauer auf ihn. Doch lange gelang ihr das nicht, sie musste auch lachen und Gregor nahm sie bei den Armen und drehte sie beide lachend im Gras, bis er über ihr war.
Er drückte ihre Arme über dem Kopf auf das weiche Gras. Mit den Beinen drückte er ihre auseinander. Anfangs wehrte sie sich, dann ergab sie sich seinem Drängen. Sie spürte durch die Hose seinen erigierten Penis an ihrer Vulva. Er überdeckte sie währenddessen mit fordernden Küssen und biss sie leicht in die ihm entgegengereckten Brustwarzen. Sie stöhnte auf und versuchte sich aus seinem Klammergriff zu winden. »Nicht, ich bin ganz verschwitzt. Lass mich vorher duschen.« »Nein, genau das turnt mich an«, erwiderte Gregor. In diesem Moment ließ sein Griff nach und Ella konnte sich aus ihrer Zwangslage befreien.
Sie rappelte sich behände auf und rannte lachend ins Haus. Im Wohnzimmer hatte Gregor sie endlich eingeholt und umfasste ihren Körper mit beiden Händen. »Du kommst mir nicht so leicht aus.« Er hob sie zappelnd und kreischend an und trug sie in die dunklen Gemächer seines Hauses. »Was wollen wir heute mit dir anstellen? Für das Davonlaufen musst du bestraft werden.«

Gregor zog sowohl sich als auch sie aus. Mit magnetischen Lederfesseln band er ihr die Hände und Füße zusammen. »Leg dich aufs Bett und erwarte, was kommt.« Über die Augen band er ein Tuch, nun war sie ihm ausgeliefert. Zuerst strich Gregor mit einer Feder über ihren ganzen Körper von oben nach unten und wieder nach oben. Das gefiel Ella und sie fing an zu schnurren wie ein Kätzchen. Dann durchzuckte sie ein überraschend wohltuender Schmerz. Mit seinen Zähnen knabberte er zuerst leicht, dann immer fester an ihren Brüsten. Diese richteten sich auf und er befestigte die ebenfalls magnetischen Brustwarzenklemmen daran. Ella entfuhr ein Schmerzlaut. »Oh, Herr Owen, was machen sie da mit mir?« »Fühlt sich das gut an?« Als Antwort ertönte ein Stöhnen. Gregor ging zu der Vitrine mit den verschiedenen Vibratoren und holte einen davon heraus. Er verteilte sorgfältig Gleitcreme darauf, nun löste er ihre Fußfesseln und sagte: »Mach die Beine breit und zeige mir deine Lustspalte.« Sogleich reckte sie ihm diese entgegen. Er tastete sich vorsichtig mit seinen Fingern voran. »Oh Liebste, du bist ja so bereit. Ich werde dir jetzt etwas einführen, nicht erschrecken. Es wird dir Freude bereiten.«
Behutsam drang er mit dem G-Punkt Vibrator in sie ein. Er stieß damit vor und zog ihn wieder heraus, um ihr Wohlbefinden zu bereiten. Gleichzeitig streichelte er mit der anderen Hand ihren restlichen Körper und zog leicht an den Klammern. Er ließ den Vibrator erneut in sie hinein gleiten und stimulierte diesmal mit Druck ihren G-Punkt. Es dauerte einige Zeit, dann fing Ellas Körper an, darauf zu reagieren. Sie bebte innerlich, schrie und keuchte. Gregor machte immer weiter und trieb sie zum Gipfel. Im richtigen Moment zog Gregor an den Klemmen und entfernte sie. Ella schrie so laut wie nie zuvor, als sie kam.
Sie zitterte am ganzen Leib und hatte noch nie so einen intensiven Orgasmus erlebt. Sie konnte nur daliegen, um von diesem Höhentrip runterzukommen. Gregor machte sie los, band ihr das Tuch ab und lächelte sie überlegen an. »Na, wie war das?«
Er setzte sich zu Ella aufs Bett und hielt sie im Arm. Sie sagte: »Und was machen wir jetzt mit dir?« »Ich wüsste da schon was. Du hattest Appetit auf mein Prachtstück. Koste ihn doch mal.« Das ließ sich Ella nicht zweimal sagen. Leicht zitternd kroch sie hinunter und fing an, seinen Penis zu liebkosen. Es dauerte nicht lange und er begrüßte sie in voller Mannesgröße. Lustvoll nahm sie ihn in den Mund, saugte und knabberte daran. Mit der Zunge verwöhnte sie die Spitze und bei jeder Berührung stöhnte Gregor auf. Ihr machte das Ganze sichtlich Spaß. »Hör auf!«, sagte Gregor. »Ich will, dass du dich auf mich draufsetzt und mich reitest.«
Brav gehorchte Ella und führte seinen Schwanz in sie hinein. Sie fing an sich zu bewegen und wurde mit der Zeit immer schneller. Gregor packte sie mit beiden Händen am Po und dirigierte ihre Bewegungen. Er stieß kräftiger in sie, bis er von einem exstatischen Höhepunkt erfasst wurde. Mitgerissen von seiner Leidenschaft, kam Ella ein zweites Mal.
Den darauffolgenden Tag verbrachten die beiden hinter der verborgenen Kellertür. Gregor erklärte Ella, wofür verschiedene Dinge gebraucht wurden und demonstrierte ihr einige davon. Das Einzige, wovor Ella hinterher noch Angst hatte, war das Andreaskreuz. Aber sie würde es ihm zuliebe ausprobieren, das hatte sie sich geschworen. Am Nachmittag fuhren sie in ihre Wohnung. Wenn das so weitergeht, dachte sie bei sich, werde ich meine Wohnung nicht mehr oft sehen. Anschließend fuhren sie in die Stadt zum Essen und unterhielten sich weiter über ihre Spielereien.

Bis sie zu Hause waren, hatten sie sich gegenseitig so aufgegeilt, dass sie es beinahe nicht mehr aushalten konnten. Sie verschwanden wieder im Dungeon, zu einer Nacht in der alle Fantasien ausgelebt wurden. Und am Donnerstag fuhr Gregor mit Ella hoch an die Küste, um ihr seine Yacht zu präsentieren. Sie verbrachten den ganzen Tag darauf. Ella war gleichzeitig entsetzt von so viel prahlerischem Reichtum als auch fasziniert von der neuen Welt, die sich für sie öffnete. Sie kamen erst spät in der Nacht nach Hause und fielen todmüde ins Bett.
Und heute am Freitag saß sie auf der Liege im Garten und sinnierte. Die vergangenen Tage mit Gregor waren unglaublich. Und der Sex gefiel ihr zunehmend besser, auch wenn vieles neu für sie war, fand sie rasch Gefallen daran. Sie erlebte mit Gregor ein Abenteuer nach dem anderen und kam überhaupt nicht zum Luftholen. So kam es ihr zumindest vor. Und irgendwie vermisste sie ihr altes, zurückgezogenes Leben, in dem es nur sie, ihr Schreiben und einige auserwählte Freunde gab. Gregor legte ihr seine Welt zu Füßen, er war aufmerksam und sie passten offensichtlich gut zueinander. Aber irgendetwas fehlte Ella zu ihrem Glück. Ständig hatte sie im Hinterkopf ein kleines Männchen, das sagte: Das reicht nicht, es fehlt etwas. Und sie konnte selbst nicht sagen, was dieses Etwas war.
Über ihren Grübeleien schlief Ella ein. Gregor weckte sie aus ihren Träumen mit einem Kuss. Sie öffnete die Augen, da hatte er sie schon gepackt, warf das Buch, das noch auf ihrem Bauch lag weg und sprang mit ihr gemeinsam ins Wasser. Als sie auftauchten, lachte Gregor ausgelassen, Ella fand das nicht witzig. Sie schwamm zum Ausgang und verließ den Pool. Dann nahm sie sich das Handtuch von ihrer Liege, trocknete sich ab und verschwand im Haus. Gregor stand im Wasser, sichtlich irritiert von ihrer Reaktion.
Auch er entstieg dem Pool und trocknete sich ab, um rein zu gehen und Ella zu suchen. Er fand sie aufgelöst und weinend im zweiten Stock. Sie lag auf dem Bett, das sie sich seit Tagen teilten. Er setzte sich neben sie, streichelte ihr über den Rücken und sagte. »Es tut mir leid, was ich getan habe. Ich wollte dich nicht erschrecken.« Sie schluchzte unentwegt und ließ sich nicht beruhigen. »Was ist denn mit dir los? Geht es dir nicht gut? Sprich mit mir.« Langsam machte sich Gregor ernsthafte Sorgen.
Verheult drehte sich Ella zu ihm und sah ihm in die Augen. »Du verstehst nicht das Geringste.« Sie stand vom Bett auf und ging zu ihrem Koffer. Sie begann sich anzuziehen und sprach: »Die ganze Zeit geht es um dich, und was du willst, kannst und hast. Was ist mit mir? Ich soll für dich mein Leben ändern. Was bekomme ich? Sex. Zugegebenermaßen guten Sex, aber mein lieber Herr Owen es tut mir leid, das reicht mir nicht. Ich will mehr, viel mehr. Du kannst das jetzt nicht verstehen, aber genau das war meine Sorge, deswegen wollte ich mich nicht auf dich einlassen, weil ich das geahnt habe.«
Während sie sprach, wurde ihr klar, dass es diese Worte waren, die ihr seit Tagen auf der Zunge brannten und sie quälten. Er sah sie verständnislos an. Ella war angezogen, holte aus dem Bad ihre restlichen Sachen und packte sie in den Koffer. Wieder rannen ihr Tränen die Wange herunter. »Gregor, ich liebe dich von ganzem Herzen und es war schön ein paar Tage zu träumen. Dennoch werde ich dich jetzt verlassen. Ich fürchte, du kannst mir nicht geben, was ich von dir erwarte.«

Mit diesen Worten ging sie die Treppe hinunter durch die Tür zu ihrem Wagen und fuhr davon.
Perplex und absolut überfordert saß Gregor auf dem Bett. Er konnte sich nicht erklären, was gerade passiert war. Was hatte er falsch gemacht? Sie war nicht gegangen, als er ihr seine Perversion und Leidenschaft gezeigt hatte. Warum jetzt? Verzweifelt ging er die Treppe hinab in die Küche, in der Frau Schmitt stand. »Ich habe alles mitgekriegt, Herr Owen. Setzen Sie sich erst einmal, ich werde ihnen einen Drink bringen.« Frau Schmitt stellte ein Glas Whiskey vor ihn und er fragte: »Können Sie mir sagen, was mit ihr los ist? Habe ich etwas falsch gemacht?« »Naja, für mich hat sich das Ganze so angehört als käme sich ihre Angebetete benutzt von ihnen vor. Lieben sie sie denn, wenn ich das fragen darf?« »Ja sehr, sie ist die perfekte Frau für mich. Nach ihr habe ich jahrelang gesucht.« Frau Schmitt lächelte. »Und haben Sie ihr das schon einmal gesagt?« »Nein, ich glaube nicht.« Und der eben noch stockdunkle Kronleuchter in seinem Innern begann, strahlend zu leuchten.
Ella hatte seit gestern nichts mehr von Gregor gehört, seit sie ihn total überrumpelt im Schlafzimmer sitzen gelassen hatte. Als sie gestern bei sich in der Wohnung angekommen war, rief sie alle ihre Freunde an, die sie in den letzten Tagen missachtet hatte. Sie saß stundenlang am Telefon und die Gespräche bauten sie wieder auf. Den ganzen Samstag war sie zu Hause geblieben und hatte gearbeitet. Der Alltag tat ihr gut. Es war schon nach 18 Uhr und sie wollte es sich mit einem Glas Wein gemütlich machen, als es klingelte. Sie öffnete die Tür und davor stand ein Paket.

Sie blickte sich um, sah aber niemanden. Sie nahm das Paket und ging hinein. Neugierig öffnete sie den Karton. Darin war ein aufblasbarer Wasserball mit Globusaufdruck. Anbei lag ein Zettel: Erst den Ball aufblasen und dann auf den Balkon kommen! Was sollte das werden? War das ein Aufmunterungsversuch ihrer Freunde? Sie tat wie geheißen und pustete den Ball auf. Dann ging sie gespannt ins Wohnzimmer und von da aus auf den Balkon hinaus. Sie sah über das Geländer hinunter auf die Wiese, die ihrem Vermieter gehörte. Auf einem riesigen weißen Tuch stand geschrieben: Ich lege dir nicht nur die Welt zu Füßen, sondern auch mein Herz! Davor war aus Teelichtern ein Herz geformt, in dem Gregor stand, in der Hand einen überdimensionalen Strauß roter Rosen.
»Ich liebe Dich und will dich nie verlieren. Du bist das Beste, was mir in meinem Leben passiert ist. Bitte verzeih mir, dass ich ein Tölpel war« brüllte Gregor zu ihr hinauf. Alle Nachbarn waren bei dem Lärm nach draußen gekommen, um zu sehen, was los war. Das interessierte Ella nicht. Tränen der Rührung standen ihr in den Augen. Sie warf den Wasserball nach unten und rannte über die Treppe um das Haus in den Garten. Sie stürmte in Gregors Arme und küsste ihn überglücklich. »Du liebst mich wirklich?« »Aber natürlich, ich dachte, das sei klar, es tut mir leid, dass ich es dir nicht eher gesagt habe.« »Ich liebe dich auch« war das Einzige, was sie sagen konnte. Er küsste sie, als ob es kein Morgen gäbe.
Eine Woche später war die Verlagsparty zum Erscheinen ihres Buches. Ellas Bekannte, Freunde und Verwandte waren erschienen. Auch einige von Gregors Bekanntenkreis waren da sowie die Presse. Ella und Gregor posierten höflich für die Fotografen. Herr Krämer, der Chef des Verlagshauses gratulierte ihr und prophezeite, dass das Buch ihr Durchbruch wäre. »Wir haben schon so viele Vorbestellungen, wie auf ein Buch von J.K. Rowling«, meinte er. Ella drehte sich erfreut zu Gregor um und dieser küsste sie neckisch auf die Nase und lachte. Es war eine Herausforderung, mit diesem Mann zusammen zu sein, aber nun wusste sie, dass das genau das war, was sie brauchte.

 

Servus Tarija,
ich habe begonnen, deinen Text zu lesen, nach ca. 1500 Wörtern allerdings erstmal aufgegeben, vorwiegend der unattraktiven und äußerst leseunfreundlichen Formatierung wegen.
Ich empfehle dir dringend, den Text dahingehend zu ändern. Versuche, mehr Absätze zu machen und, ganz wichtig, achte vor allem darauf, bei Dialogen jedem Sprecher jeweils einen neue Zeile zu gönnen. Die Leser werden es dir danken.

Bis später, Tarija

offshore

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich hab jetzt nochmal ein wenig in deinem Text hin und her gelesen, da und dort mal zwei, drei Absätze, aber auch immer wieder Stellen einfach überflogen, und dir mag es jetzt vermutlich unseriös erscheinen, dass ich mich nach dieser sehr oberflächlichen Lektüre überhaupt dazu äußere.
Ich tu es trotzdem, obwohl ich ganz eindeutig nicht zur Zielgruppe gehöre, so viel ist mir schon mal klar geworden. Auf mich wirkt die Geschichte nämlich wie der Inbegriff von „Frauenzeitschriften-Texten“. Die wahre Geschichte, die Lovestory der Woche, in irgendwelchen Illustrierten, diese Abteilung halt. Du kannst mich jetzt ruhig überheblich oder gar ignorant nennen, liegst damit vermutlich sogar richtig, weil ich in Wahrheit solche Texte ja gar nicht kenne, aber so stelle ich sie mir halt vor. Eine Aneinanderreihung von Klischees, sprachlich ungelenk, ausufernd, geschwätzig beinahe und dadurch furchtbar langatmig.
Aber auch wenn ich nicht vorhabe, deine Geschichte zur Gänze zu lesen, will ich dir anhand eines wirklich willkürlich herausgegriffenen Absatzes zeigen, was mir so überhaupt nicht gefällt an dieser Art von Lektüre (mache von mir hervorgehobenen Schwächen erklären sich vermutlich selbst):

Als Ella auf die Klingel am Tor drückte, erklang eine Stimme, und als sie sich vorstellte, öffnete sich das Tor und die Stimme sagt [Praesens?] »Bitte bis zum Haus vorfahren, dort wird ihr Wagen in Empfang genommen.« Sie trat ins Sonnenlicht und ein Mann nahm ihr sogleich die Schlüssel ab und fuhr das Auto in eine Tiefgarage oder auf einen Stellplatz. [das ist eine sogenannte Nullinformation. Klingt beinahe, als würdest du dem Leser sagen: Ich habe keine Ahnung was ich dir eigentlich erzähle.] Ein kurzer Blick auf ihr Handy verriet, dass sie 15 Minuten früher angekommen war. Besser zu früh als zu spät [Komma] dachte Ella und man merkte ihr die Aufregung überhaupt nicht an [wer?], als sie auf die doppelflügelige Eingangtür [Eingangstür] zuging. Nochmal kurz durch die Haare streichen [gestrichen], Make-up überprüfen [überprüft] und dann war sie bereit, sich in die Höhle des Löwen zu stürzen.[Phrase] In ihrem knielangen [Komma] knallroten Rock und der enganliegenden blauen Bluse sah sie zum Anbeißen aus [Phrase]. Nachdem,[kein Komma] die junge Frau [welche junge Frau? Ach so, die Protagonistin.] geklingelt hatte, öffnete eine rundliche, freundliche Dame die Tür. Sie stellt [Praesens?] sich als Hausangestellte von Herrn Owen vor und führte Ella in ein großes, gemütliches Zimmer. An dem überdimensionalen [wie soll ich mir im Vergleich dazu einen dimensionalen Glastisch vorstellen? Oder einen dimensionalen Blumenstrauß? Ein solcher kommt etwas später in überdimensionaler Ausführung vor. Das sind Begriffe, die in einem literarischen Text einfach nichts verloren haben, ebenso wie "komplett" um ein Adjektiv zu steigern, das musste ich auch mehrmals lesen. Das geht einfach nicht.) Glastisch standen ein Dutzend moderne Lederstühle. Es roch heimelig nach Gebäck und frisch gebrühtem Kaffee. Die Umgebung beruhigte Ella ein wenig, alles machte einen positiven Eindruck auf sie. Sie war nicht alleine im Raum, in einer Ecke an einem kleinen [Komma] runden Tisch saß auf einem Sofa bereits ein Mann, der sich als Herr Claßen von einem Konkurrenzverlag vorstellte. Frau Schmitt, die Hausangestellte sagte, dass Herr Owen gleich kommen würde und verschwand. Ella begrüßte Herrn Claßen und dieser wollte gerade fragen, [Wieso weiß Ella das, aus ihrer Perspektive scheint der Text bisher ja erzählt zu sein?] von welchem Verlag Ella kam [käme], als die Tür aufging und Gregor Owen eintrat.
Usw.

Ich will mich jetzt gar nicht rechtfertigen oder gar entschuldigen für den unerfreulichen Empfang, den ich dir hier bereite. Ich glaube nämlich, dass es für diese Art von Lektüre eine riesige Leserschaft gibt und sich vermutlich die eine und der andere finden werden, die dein Schreiben vielleicht weit wohlwollender als ich beurteilen.
Aber Sujet hin, Stil und Geschmack her, schon der Formatierung und der vielen grammatikalischen Fehler wegen bedarf die Geschichte meinem Gefühl nach unbedingt einer Überarbeitung.

Auf jeden Fall wünsche ich dir noch viel Spaß und Freude hier.

offshore

 

Hallo Tarija,

ich habe begonnen, Deinen Text zu lesen, aber konnte ihm leider auch nicht genügend abgewinnen, um ihn zu beenden.

Kleinere Fehler stören mich dabei weniger, auch die Formatierung finde ich nicht entscheidend.

Für mich hat die Geschichte keinen Sog entwickelt.
Das liegt zum einen sicherlich daran, dass es nicht mein Thema ist; zum anderen aber auch am Stil.

Ein Beispiel vom Anfang:

Zaghaft klopfte sie an die Tür. Als ein »Herein« erschallte, trat Ella mit behändem Schritt ein. Carina, ihre Ansprechpartnerin im Verlag, stand von ihrem Schreibtisch auf, um sie freudig zu umarmen. Auch Ella war ehrlich erfreut, Carina zu sehen, ebenso war sie neugierig, was sie diesmal von ihr verlangte.

Gleich im ersten Satz sind drei Adjektive "zaghaft, behände, freudig", die alle drei nichts aussagen bzw. Redundanz erzeugen. Ebenso "ehrlich erfreut", nicht mal "neugierig" ist nötig.
Dann "verlangt" eine Geschäftspartnerin nichts von mir, sie macht mir ein Angebot / hat einen Auftrag / hat etwas zu tun für mich etc.

Mir ist bewusst, dass das eher Blumige in erotischen Geschichten nicht unüblich ist, aber hier erfüllt es m.E. keinen Zweck.
Ich habe noch ein paar Absätze weitergelesen, die den Eindruck nicht verändert haben.

Es ist für mich sprachlich nicht schön erzählt, deshalb lese ich nicht weiter. Tut mir leid.
Vielleicht tue ich der Geschichte damit furchtbar unrecht.
Wie gesagt, es ist auch kein Thema, das mich interessiert; dennoch würde ich sie lesen, wenn sie mir sprachlich gefällt. Daher mochte ich Dir auch meinen ersten Eindruck weitergeben.

Ich hoffe, irgendetwas davon hilft Dir irgendwie weiter.

Viele Grüße,
Liva

 

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